Mai bis Juni 1933: Die politischen Umwälzungen des Nationalsozialismus - Hitlereiche Ottobeuren - Arbeitsdienst
Titel
Mai bis Juni 1933: Die politischen Umwälzungen des Nationalsozialismus - Hitlereiche Ottobeuren - Arbeitsdienst
Beschreibung
Berichte aus dem „Allgäuer Beobachter“ Mai bis einschl. Juli 1933:
Die hier vorliegende Aufbereitung von Artikeln aus dem „Allgäuer Beobachter“ im Zeitraum Mai, Juni und Juli 1933 ergibt ein sehr verdichtetes Bild der Veränderungen, die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten einhergingen. Zur Illustration wurden hierfür Fotos vom Arbeitdienst Ottobeuren eingestellt.
Rechtlicher Hinweis: Die Abbildungen und Texte werden als zeitgeschichtliche Dokumente veröffentlicht. Sie sind zwar gemeinfrei, eine missbräuchliche Nutzung ist dennoch untersagt! Die zeitgeschichtlichen Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus werden nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungsfeindlicher Bestrebungen, der wissenschaftlichen und kunsthistorischen Forschung, der Aufklärung oder der Berichterstattung über die Vorgänge des Zeitgeschehens gezeigt und sind in keiner Weise als propagandistisch zu sehen. Es gelten die Maßgaben im Sinne des § 86 und 86a StGB.
Einige Worte zur Einführung:
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30.01.1933 begann unmittelbar eine Zeit radikaler Umwälzungen. Gewählte Volksvertreter wurden aus den Gremien verdrängt („Der Parteienstaat ist überwunden“), durch Bedrohung, Angriffe (scheinheilig: „Da dem Bürgermeister von unbekannten Tätern die Fenster eingeworfen wurden, so beantragten wir am kommenden Morgen beim Staatskommissar, für die Sicherheit der Person des Bürgermeisters Sorge zu tragen.“) und Inhaftierung – gedroht wurde zynisch mit einem „Erholungsurlaub“ in Dachau – wurden politische Gegner eingeschüchtert und mundtot gemacht. Vertreter von SPD und Bayerischer Volkspartei mussten nach Entlassung aus der Schutzhaft ihre Rücktrittserklärungen unterschreiben – sicherlich nicht ganz freiwillig. Andersdenkende wurden diffarmiert, wirtschaftlich benachteiligt und vorverurteilt („der bekannte Käseschieber Rosenbaum“, „Abgesandte Moskaus“ usw.). Durchgesetzt wurden die Ziele mit Schließungen, Razzien, Gewalt und Propaganda. Verhaftet wurden Personen ungeachtet des gesellschaftlichen Standes, sogar der von 1919 bis 33 amtierende Bürgermeister Adolf Fergg wurde – obwohl er zurückgetreten war – einige Tage in „Schutzhaft“ genommen.
Legitimiert wurde vieles davon in Gesetzen, bei denen man sich – was Pressefreiheit oder politischen Pluralismus angeht – aktuell an China, Russland oder die Türkei erinnert fühlt. Bereits 1933 wird ein Gesetz („Reichsgesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“) erlassen, das Maßnahmen wie Zwangssterilisierungen von „Erbkranken“ ermöglicht; auch etliche Ottobeurer waren betroffen. (Siehe: https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/468
Der „Allgäuer Beobachter“ lieferte sich mit der „Memminger Zeitung“ einen öffentlichen Schlagabtausch, wobei das Nazi-Blatt am längeren Hebel saß: als allein anerkanntes Organ für öffentliche Bekanntmachung und durch Erscheinungsverbote der Konkurrenz. Man entzog Kritikern die wirtschaftliche Grundlagen, sei es, weil man ihnen keine gemeindlichen Aufträge mehr erteilte, weil man bei der Stellenvergabe Parteimitglieder bevorzugte oder weil man sie schlichtweg einsperrte. Das führte soweit, dass man sich darüber stritt, wer für die Unterstützung der verbliebenden – verarmten – Familien aufkommt. Nazi-Anhänger hingegen hatten in vielerlei Hinsicht Vorteile („Arbeit und Brot zuerst den Kämpfern der nationalen Revolution“).
Die Stellung der Nationalsozialisten war beileibe nicht zu 100% gefestigt, dazu musste neben der Gleichschaltung des öffentlichen Lebens und der Gemeindepolitik noch an weiteren gesellschaftlichen Stellschrauben gedreht werden. Insbesondere die Kirche musste man zurechtstutzen, denn von den Kanzeln wurde das Regime durchaus kritisiert. Die Inhaftierung und Bedrohung von Pfarrern (hier am Beispiel des Ollarzrieder Pfarrers Michael Hösle), die Vereinnahmung religöser Elemente in den NS-Duktus (vgl. die „Zehn Gebote eines Deutschen“) zeigten aber auch hier Wirkung: Man gab sich christlich und bezog die Kirchen mit ein, schaffte es aber, über Kürzungen von Zuschüssen, über Gegenmaßnahmen vor Ort und über das neu verhandelte Konkordat mit dem Heiligen Stuhl, Kirche auf Seelsorge und unpolitische Gottesdienstgestaltung zu reduzieren. Abt Dr. Josef Maria Einsiedler wird in den drei Monaten ein einziges Mal erwähnt, vermutlich nur, weil der Prior gestorben war. Die Schließung der katholischen Pfarrbücherei oder der Streit um die Kostenübernahme der Wartung der Kirchturmuhren sind zwei weitere Beispiele dieser Verdrängung.
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/665
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/611
Die Volkszählung vom 16.06.1933 ergab für Memmingen 18 verschiedene Konfessionen, doch schon kurz darauf wurden gerade diejenigen mit stark pazifistischer Ausrichtung – wie die „Ernsten Bibelforscher“ (Zeugen Jehowas) oder der „Deutsche Monistenbund“ – verboten. Von Monat zu Monat wurde auch die Hetze gegen Juden stärker. Dies vor dem Hintergrund, dass 162 Juden in Memmingen bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 15.404 Einwohner gerade mal 1,05% der Bevölkerung ausmachten. Quer durch die „Zeitung“ zogen sich Aufforderungen wie „Der Deutsche betritt auch während des Saisonschlußverkaufes kein Judengeschäft“; jeder Jude war grundsätzlich verdächtig und suspekt („Buxbaum aus Buchloe – Name und Mann riecht stark nach Israel“), das Spektrum des Hasses reichte bis zu unverhohlenen Morddrohungen („Für jeden Deutschen werden 10 Juden gehängt“). Man warb für den Kauf des „Handbuchs der Judenfrage“, man hatte – neben dem „Schanddiktat von Versailles“ – vor allem in den jüdischen Mitbürgern einen Prügelknaben und Sündenbock gefunden, bei dem man alle Schuld abladen konnte.
Am 8. April 2021 wurde in Israel der jährliche „NS-Gedenktag“ begangen; der zugehörige Bericht der „Heute-Nachrichten“ des ZDF war überschrieben mit „Es begann mit Worten“. Am Anfang standen Worte des Hasses. Greg Schneider, der Vizepräsident der „Claims Conference“ wurde mit einem sehr treffenden Satz zitiert: „Man wacht nicht eines Morgens auf und beschließt, sich an einem Massenmord zu beteiligen.“ Die Initiative mahnte, dem Massenmord an den europäischen Juden wäre Hasspropaganda im nationalsozialistischen Deutschland vorangegangen. Dieser Eintrag im virtuellen Museum dient deshalb auch der Mahnung, dass sich Geschichte nicht wiederholen darf. Avichai Apel von der „Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland“ sprach am 8. April vom „Krebsgeschwür des Antisemitismus, das zunehmend das Zusammenleben in unserer Gesellschaft vergiftet“. Hassbeiträge in sozialen Medien („digitaler Sumpf des Hasses“) wären „ein schlimmer Brandbeschleuniger, die das Leben für Juden hierzulande gefährlicher gemacht haben“. 2021 wohlgemerkt!
Ein Hetzblatt wie der „Stürmer“ des Julius Streicher, die 25 Jahre lang jede Woche ausschließlich antijüdische Hetze betrieben hat, erklärt – zusammen mit all den anderen Maßnahmen – wie es dazu kommen konnte, dass Juden nicht mehr als Menschen betrachtet wurden. Der ehemalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel sagte am Rande des Merkel-Besuchs in Ottobeuren im September 2018 den treffenden Satz: „Nationalismus führt unweigerlich zum Krieg.“
Immerhin: Einen sog. „Stürmer-Kasten“ scheint es in Ottobeuren nicht gegeben zu haben.
Wie die Infiltration, die Gehirnwäsche gerade auch bei jungen Menschen wirkte, lässt ein Poesiealbum einer Ottobeurer Jugendlichen von 1943 erahnen, das hier abrufbar ist:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/504
Abrufbar ist bei OMG auch die „Ottobeurer Zeitung“ des ersten Quartals 1933:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/553
Zu empfehlen ist auch die Ottobeurer Initiative zu „75 Jahre Kriegsende“:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/712
Der Alltag wurde zunehmend militarisiert (am Rande des Kinderfestes in Ottobeuren gab es 1933 sogar einen „10 km Armee-Gepäckmarsch“), neben NSDAP-Vertretern traten auch HJ, BdM, SA, SS und Stahlhelm öffentlich auf den Plan, die Mitglieder des neu errichteten „Freiwilligen Arbeitsdienstlagers“ Ottobeuren trugen Uniform, ja selbst die Blaskapelle des Obersteuersekretärs Gebbert.
Es setzte ein unheimlicher Führerkult ein: Die Bahnhofstraße wurde zur Adolf-Hitler-Straße, Höhepunkt des Kinderfestes in Stephansried war die Überreichung des „Führer-Bildes“ für das Schulhaus, Hitler wurde zum Ehrenbürger Ottobeurens, der Marktplatz wurde zum Hindenburg-Platz, Hindenburg zu Ehren wurde über dem Eingang in die Knabenschule (heute: Haus des Gastes) eine Bronze-Plakette in die Wand eingelassen. Auch dem NS-Statthalter in Bayern – und am 25.03.1933 ebenfalls zum Ehrenbürger Ottobeurens ernannten – Ritter von Epp, wurde in Ottobeuren eine Straße gewidmet: die Kemptener Straße (heute: Sebastian-Kneipp-Straße).
Hitlers frühere Gefängniszelle in Landsberg wurde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu allen Anlässen sang man das Horst-Wessel-Lied, die Nationalhymne und das „Lied der Deutschen“, man rief „Sieg-Heil“ und grüßte mit „Deutschem Gruß“. (Die Stadt Mainz machte dies als eine der ersten Städte in Deutschland bereits 1933 verbindlich.)
Der Beobachter bot ständig Postkarten des Volkskanzlers an („Hitler als Frontsoldat im Felde“). Der Ottobeurer Kirchenmaler Ludwig Dreyer gewann mit einem Hitler-Portrait sogar einen reichsweiten Wettbewerb, Schaufenster wurden mit seinem Konterfei dekoriert; die Lindauer Künstlerin Lilli Thoms biederte sich mit der Komposition eines „Ludwig-Siebert-Festmarsch“ an.
Auf den „Führer“ eingeschworen wurden selbst Grundschüler (siehe Aufsätze aus der Mädchenschule Ottobeuren zum 50. Geburtstag Hitlers). Man nutzte die Begeisterungsfähigkeit junger Menschen gnadenlos aus. Selbst nachdem der Krieg längst begonnen hatte, feierten junge Männer in Ottobeuren noch ihre Musterung, weil sie anschließend auf Eroberungszüge gehen und ihr Heldentum unter Beweis stellen konnten.
Am 1. Mai 1933 wurde – wie fast überall – eine „Hitler-Eiche“ gepflanzt. Nur: In Ottobeuren wurde das am Ämtergebäude stehende Bäumchen angesägt und ging wieder ein. Daraus resultierte eine Verhaftungswelle unter Kolpingleuten und Anhängern der Bayerischen Volkspartei. Max Holzmann sagte in seinen Erinnerungen, dass ihnen damals gesteckt wurde, die Aktion sei von den Nationalsozialisten geplant gewesen, der spätere Bürgermeister Josef Hasel, der auch von 1935 - 45 Bürgermeister Ottobeurens war, schrieb in seiner eigenen persönlichen Rückschau schwarz auf weiß, dass es die SS selbst war, die das Bäumchen ansägte, um einen Vorwand für die Verhaftungen zu schaffen. Jeder in Ottobeuren wusste, was einem blüht, wenn man sich nicht regimetreu verhält. Die „Berichte“ hierzu sind eine Blaupause für Propaganda und seien für den Geschichtsunterricht sehr empfohlen.
Semi-religöse Konnotationen entstehen bei folgender Meldung aus dem „Beobachter“:
„Die Lazaruskirche in Berlin, wo unter ungewöhnlich großer Anteilnahme der Bevölkerung 50 Paare der NSDAP.-Ortsgruppe Weberwiese in gemeinsamer Feierlichkeit getraut wurden. 600 Mann vom Horst Wessel-Sturm marschierten auf und gaben dem Fest einen würdigen Rahmen.“
Hochzeiter bekamen in Ottobeuen – wie überall – von der Gemeinde Hitlers „Mein Kampf“ als Geschenk überreicht. Was für eine geeignete Literatur für die Flitterwochen! Das ein oder andere Mal dürfte dennoch Dankbarkeit aufgekommen sein, denn es wurden „Ehestandsdarlehen“ ausbezahlt, um die Ehe – und damit verbunden die Gründung einer Familie mit (möglichst vielen) Kindern – zu fördern. Moore wurden – insb. vom Arbeitsdienst – trockengelegt, um jungen Leute nach der Urbarmachung eine „eigene Scholle“ zu geben. Das Regime konnte mit vielen Maßnahmen Pluspunkte sammeln: bekanntermaßen mit den Maßnahmen zur Verringerung der Arbeitslosigkeit, aber auch mit etlichen anderen Aspekten:
Es wurde beispielsweise zu „Spenden vom eigenen Gehalt“ zugunsten der Arbeitsbeschaffung („freiwillige Spenden zur Förderung der nationaler Arbeit“) aufgerufen, es gab Fahrten für Waisenkinder, man sollte deutscher Produkte kaufen (vgl. KFZ-Statistik 1933 oder Trumps „America first“), Erntehelfer halfen in der Landwirtschaft, Winterhilfswerk, Kraft durch Freude, man gliederte Studenten in den Arbeitsdienst – und damit in die „Volksgemeinschaft“ – ein. Standesunterschiede sollten so aufgehoben werden: „Mit dem gleichen Recht kann ein Straßenkehrer Anspruch auf lebenslänglichen Dienstvertrag erheben wie ein Oberbürgermeister.“ Geschäfte wurden „wegen Preiswuchers“ polizeilich geschlossen. Plötzlich – so erzählten alte Ottobeurer – gabe es keine Bettler und Hausierer mehr auf den Straßen. Das kam gut an.
Was das alles mit den Menschen machte, zeigt sich beispielhaft im Text einer Karte (nach Bad Wörishofen) zum „Anschluss Österreichs“ 1938:
Welche Hoffnungen hier zum Ausdruck kommen, die der „gottbegnadete Führer“ erfüllen sollte.
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/604
Für Oppositionelle muss all dies unerträglich gewesen sein. Es gab alltäglichen Widerstand, mehr als man gemeinhin annimmt, aber er hatte letztlich keine Chance. Ein paar Beispiele: Die Memminger Zeitung – ähnlich wie manche Pfarrer – wurde kritisiert, weil ihre „politische Haltung charakterlos“ war, weil sie „schamlose Unwahrheiten über unseren verehrten Führer verbreitete“.
Beklagt wurden im „Beobachter“ „absichtliche Störungen des Rundfunks“ oder „anonyme Schmähschreiben“, mit denen die Verwaltung in Ottobeuren belästigt wurde. In Memmingen wurde beim Arbeitsdienstlager die Hakenkreuzfahnen gestohlen, „charakterlose Schmierer“, so der „Beobachter“, hätten „in den letzten Nächten an verschiedenen Stellen der Stadt weiße Inschriften angebracht, die Schmähungen gegen unseren Reichskanzler Adolf Hitler besagten“. Am Gefängnis war zu lesen: „Heraus mit unseren Gefangenen!“
Umgekehrt schildert ein sehr ausführlicher Bericht im „Allgäuer Beobachter“ einen Aufmarsch der Nationalsozialisten in Kempten 1932 oder wie es Nazis in Funktionen – wie dem neuen Bürgermeister von Attenhausen – erging: Er musste „einen Geschäftsboykott und Anschuldigungen gemeinster Art über sich ergehen lassen“, hieß es. Die SA., und SS.-Leute, die bei der Festnahme der ehem. Bayernwachtangehörigen in Ottobeuren mitgewirkt haben, sahen sich einer „gewissenlosen Hetze“ ausgesetzt, ihre Geschäfte wurden boykottiert.
Statt Einigkeit ging ein Riss durch die Gesellschaft, man boykottierte die jeweils andere politische Seite, privat wie geschäftlich. Ein Riss, der sich bis ins 21. Jahrhundert nachvollziehen lässt.
Das rechte Blatt verstieg sich sogar zu dem Vorschlag, den „Schandpfahl wieder aufleben zu lassen.“ – was später im Falle von „Rassenschändern“ und „Volksschädlingen“ bekanntermaßen umgesetzt wurde. Die Diktatur setzte ihren Absolutheitsanspruch gandenlos um.
Es werden sogar Texte von gegnerischen Flugblättern im Wortlaut veröffentlicht und man spielt dabei den „Wolf im Schafspelz“. Dreiste Lügen und Propaganda in Reinkultur – wie die Einladung der Internationalen Presse ins KZ Dachau. Am Ende wird frech behauptet: „Bezeichnend für die Führung des Dachauer Konzentrationslagers ist die Tatsache, daß drei Schutzhäftlinge, die vor einiger Zeit entlassen worden sind, schon nach wenigen Tagen zurückkehrten, mit der Bitte, wieder ins Lager aufgenommen zu werden, da sie hier alles hätten, was ihnen draußen fehlt: Nahrung, Arbeit und ein Dach über dem Kopf. Die freiwilligen Schutzhäftlinge wurden auch wieder aufgenommen.“)
Es wurde nichts dem Zufall überlassen, alles wurde überwacht. (Bad Wörishofen: „Die Feststellungen des Fremdenkontrolleurs geben Veranlassung, neuerdings auf eine genaue Einhaltung der Meldevorschriften für vorübergehend sich hier aufhaltende Personen durch Wohnungsgeber hinzuweisen. Als Fremde gelten auch Familienbesuche. Der gemeindliche Fremdenkontrolleur hat Auftrag, künftig jede Zuwiderhandlung gegen die betr. Meldevorschriften unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen.“) Anschläge jeder Art (schriftl. Ankündigungen) durften nur an behördlich zugelassenen Stellen angeklebt ober sonstwie angebracht werden.
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Passend zum Thema sei an die Konsequenz von Rassenideologie und Nationalismus erinnert. Zum 76. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 11.04.2021 in Weimar:
"Wer sich nicht mehr daran erinnert, was geschehen ist, der hat auch vergessen, was geschehen kann.“
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/bundespraesident-steinmeier-gedenken-konzentrationslager-buchenwald-100.html
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Empfohlen seit die Ausstellung „VerVolkt – Kann Spuren von Nazis enthalten“, die am 16.05.2021 eröffnet wurde (zum „Internationalen Museumstag“) und bis 23.01.2022 zu sehen ist (Martin-Luther-Platz Memmingen; der Ausstellungsteil im Stadtmuseum Memmingen – einschließlich des Filmbeitrags von Leo Hiemer – kann Corona-bedingt noch nicht besichtigt werden).
Auf dieser Seite sind drei Fotos vom Eröffnungstag abrufbar, darunter die Tafel zur „Hitler-Eiche in Ottobeuren“ (mit einem kleinen Fehler: Gepflanzt wurde die Eiche am 1.5.1933, nicht am 1.3.).
Die Ausstellung ist sehr empfehlenswert; viele Aussagen sind schockierend und machen die Brutalität des Regimes deutlich; berührend ist vor allem die Verbindung mit Einzelschicksalen.
Die Themen:
Christlicher Widerstand / Zwangsarbeiter in der Tierzuchthalle / Jüdisches Leben in Memmingen / Die Verfolgung von Sinti und Sintezze / Jüdisches Leben in Fellheim / Das Kriegsgefangenenlager Stalag VII B / Rechte Gewalt – systematisch Terror verbreiten / Voice of Anger: Der rechte Untergrund im Allgäu / Oldschool Records Grönenbach / Was tun? / Nazi-Ideologie: Heute wie damals? / Querdenken: Durchlauferhitzer zu Antisemitismus und Umsturzphantasien / Braune Biohöfe: Grün umrankte rechtsradikale Ideologie.
Veranstalter ist das Stadtmuseum Memmingen, Kuratorin: Regina Gropper. Zur Motivation für die Ausstellung sagte sie zur Eröffnung: „Ziel des Projektes ist es, das gemeinsame Erinnern und die Diskussion um rechte Tendenzen im öffentlichen Raum anzuregen.“
Link: https://allgaeu-rechtsaussen.de/2021/05/15/kann-spuren-von-nazis-enthalten-open-air-ausstellung-vervolkt/
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Die nachfolgenden Texte sind nicht formatiert, Formatierungen und Links sind aber in der gleichlautenden docx und pdf enthalten.
Beginn der Abschrift (Helmut Scharpf, 04/2021) aus dem „Allgäuer Beobacher“ (Quelle: Digitalisat Stadtarchiv Memmingen):
04.05.1933, S. 3
Wichtige Umorganisation im Arbeitsdienst
Berlin. Der Staatssekretär für den Arbeitsdienst, Oberst Hierl, macht als Vertreter der Reichsleitung über den geplanten Umbau des freiwilligen Arbeitsdienstes in Arbeitsdienstpflicht grundsätzliche Ausführungen. Dadurch soll der freiwillige Arbeitsdienst nach bisheriger Methode am 1.10.1933 durch einen staatlichen Arbeitsdienst abgelöst werden, der zunächst ebenfalls noch freiwillig ist und als Arbeitsheer 120 000 Mann umfassen soll. Die Arbeitsdienstpflicht soll mit dem 1. Januar 1934 einsetzen und zwar soll dann der Jahrgang herangezogen werden, der im Jahre 1934 das 19. Lebensjahr beendet. Da es nicht möglich sein werde, den ganzen Jahrgang auf einmal einzuziehen, werde man je die Hälfte eines Jahrganges auf ein halbes Jahr zum Dienste heranziehen. Dieses Arbeitsdienstheer wird voraussichtlich 350 Tausend Mann umfassen. In den folgenden Jahren sollen die ganzen Jahrgänge geschlossen für ein ganzes Jahr eingezogen werden.
Die Führer des Arbeitsdienstes sollen nach Möglichkeit aus den Reihen der bisherigen Lagerführer entnommen werden. Arbeit für die Beschäftigung der Arbeitsdienstpflichtigen werde in ausreichender Menge vorhanden sein. Rein für Bodenausbesserungsarbeiten können auf mindestens 10 Jahre 8 - 9 Millionen angesetzt werden. Auch bei den Arbeitsbeschaffungsplänen der Reichsregierung ist die Heranziehung der Arbeitsdienstfreilligen in Aussicht genommen.
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Dito, 04.05.1933, S. 6
Memmingen. (Staatliche Führerschulungskurse des Arbeitsdienstes.) Die staatlichen Führerschulungskurse des Bezirksführers des Arbeitsdienstes für den Bezirk Bayern wurden am 24. April mit insgesamt rund 300 Teilnehmern eröffnet. Sämtliche Führeranwärter wurden in feierlicher Weise verpflichtet. Soweit sich bis jetzt übrsehen läßt, ist das Menschenmaterial größtenteils ausgezeichnet, Stimmung und Eifer durchwegs vorzüglich. Es wird – neben den einschlägigen dienstlichen Stellen und den sonstigen Behörden – der gesamten bayerischen Presse einschließlich der illustrierten Presse Gelegenheit gegeben werden, in einer Tagfahrt, die mit einem Festakt in Memmingen endigt, sich von dem Betrieb und dem Ergebnis dieser Führerschulungskurse zu überzeugen.
Ottobeuren. (Generalversammlung des Verschönerungsvereins.) Bei gutem Besuch, hielt Samstag abend im Gasthof zur Post der Verschönerungsverein die diesjährige Hauptversammlung ab. Herr Baumeister Johann Mayer, als Vorstand hieß die Mitglieder und besonders Herrn Bürgermeister Fickler und den Gemeinderat herzlich willkommen. Seit 100 Jahren hält nun der Verein in den Lenzmonaten jeweils seine Versammlungen mit dem Bericht über das abgelaufene Jahr und der Aufstellung des neuen Programmes. Der verstorbenen Mitglieder Engelbert Fickler und Alois Kudermann wurde durch Erheben von den Sitzen gedacht. Der Jahresbericht:
Auf neue Sachen konnte man sich im letzten Jahr nicht einlassen, die Arbeiten beschränkten sich auf Reparaturen am Bestehenden. Dennoch sei alles aufgeboten worden, den Markt zu verschönern. Um einen Zuschuß wurde die Marktgemeinde nicht angegangen. Es war auch nicht möglich, Fenster- und Balkonschmuck zu prämieren. Die Anlagen im Bannwald wurden durch das Forstamt betreut. In allen Anlagen, so auch in der Schelmenheide wurde die Instandsetzung der Wege, Brücken und Stege vorgenommen. Zu tadeln ist der viele Unrat in der Bürgermeister-Frey-Anlage, der gemacht wurde. Verbessert wurde der Weg nach Woringen, der Fußweg vom Ulrichsbrunnen zum Bannwald, der Fußweg von der alten Schießstätte bis zum Friedhof, von der Buschelkapelle nach Klosterwald, der Fußweg zum Konohof, die Anlage am Alexanderbrunnen und bei der Apotheke. Ins Auge gefaßt sei, die Anbringung von Vogelnistkästchen. — Fremdenverkehr:
Der Ort war von Passanten gut besucht. Zum Fremdenverkehr gehöre vor allem ein schönes Bad. Die vor zwei Jahren betriebene Erbauung eines solchen (unterhalb des Abfalls) ruhte, hauptsächlich wegen der Finanzierung bis heute. Unter Zuhilfenahme des Freiw. Arbeitsdienstes könnte man vielleicht den Plan verwirklichen. Unsere Anlagen sind dem Schutze durch das Publikum eindringlich empfohlen. Herrr Schulrat Schwägele verlas die Niederschriften, ebenso erstattete Herr Schulrat als stellvertr. Kassier den Kassenbericht. – Bei Punkt Neuwahl, die durch Zuruf erfolgte, wurden wieder gewählt: Als Vorstand Johann Mayer, Kassier Meinrad Schwägele, Schriftführer Georg König (neu dazu gewählt). Der Ausschuß blieb unverändert. Der neue Arbeitsplan: Erneuerung der Wege, Bänke und Stege im Bannmwald und in der Schelmenheide, Einfriedung der Zeppelintanne, Ausbesserung des Fußweges nach Fröhlins - Buschel, Renovierung der Figur des Alexanderbrunnen. –
Bürgermeister Johann Fickler anerkannte, daß die Tätigkeit des Verschönerungsvereins im Interesse des Marktes liegt, wenn es möglich ist, werde er auch einen Zuschuß befürworten. Nachdem die öffentlichen Mittel sehr knapp sind, sollten auch jene Kreise die am Fremdenverkehr Nutzen haben, Opfer bringen. Dann würde noch die Erbauung des Bades, unter Zuhilfenahme des Freiw. Arbeitsdienstes ausgiebig besprochen. Als Platz zur Pflanzung der Hitlereiche entschied man sich für das Wiesenstück vor dem Amtsgebäude. Der Vorstand dankte und schloß mit dem Wunsche, daß der Verein weiter wachsen, blühen und gedeihen möge. Herr Bürgermeister Fickler richtete noch an die Herren der Vorstandschaft, sowie auch den ganzen Ausschuß herzliche Dankesworte.
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Dito, S. 6:
Der Marktgemeinderat Ottobeuren spricht der gesamten Einwohnerschaft u. der beteiligten Umgebung für ihr Mitwirken an dem äußerst festlichen Zustandekommen des Tages der nationalen Arbeit hiermit den herzlichsten Dank aus.
Ottobeuren, den 3. Mai 1933. Marktgemeinderat: Johann Fickler, 1. Bürgermeister
Freiw. Feuerwehr, Ottobeuren. Laut Beschluß des Verwaltungsrates der Freiw. Feuerwehr Ottobeuren findet am Samstag, 6. Mai 1933, abends ½ 8 Uhr im Gasthaus zur „Sonne“ eine außerordentliche General Versammlung statt, zwecks Neuwahl des Verwaltungsrates. Mitglieder des Gemeinderates, die Interesse an unserer Sache haben, sind freundl. dazu eingeladen. Ottobeuren, den 4. Mai 1933. Der stellvertr. Kommandant.
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Dito, S. 7:
Kempten. (Aus der Schutzhaft entlassen) wurden anläßlich des Nationalfeiertages am 1. Mai der ehem. Stadtrat Anton Scheedel und Sparkassendirektor Zellhuber.
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05.05.1933, S. 7
Amtliche Anzeigen des Stadtrats Memmingen
Tag der Jugend
Nach einer Verordnung des Stäatsmimsteriums für Unterricht und Kultus wird am 7. Mai in ganz Bayern ein Tag der Jugend durchgeführt. Als Auftakt zu diesem Festtage werden am Samstag um 5 Uhr nachmittags in einer würdigen Feier von sämtlichen Schulen Memmingens eine Hindenburg- und eine Hitler-Eiche vor der Festhalle des Volksparkes gepflanzt werden. – Am Sonntag findet bei St. Martin um 8.45 Uhr und bei St. Josef um 10.45 Uhr ein Jugendfestgottesdienst statt, an dem die Jugendverbände geschlossen teilnehmen. Von 11 bis 12 Uhr konzertiert die Stadtkapelle im Hallhof, um die Bevölkerung auf die durch das Ministerium angeordnete öffentliche Sammlung aufmerksam zu machen, deren Erträgnisse den Zwecken der Jugendpflege zugute kommen. Am Nachmittag um 2 Uhr marschieren alle Verbände in gemeinsamem Zuge vom Marktplatz zum Volkspark. Hier sind neben gemeinsamen Gesängen und Freiübungen Fußball- und Faustballwettkämpfe zwischen Jugendmannschaften, Staffelläufe u. a. vorgesehen. Es ist aber auch Sorge getragen, daß die einzelnen Verbände, über alle Spielfelder verteilt und mit eigenem Programm, Einblick geben in ihre vielseitige Arbeit mit der Jugend. An die Bevölkerung von Stadt und Land ergeht die Bitte um rege Anteilnahme am Tag der Jugend.
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06.05.1933, S. 4
Memmingen. (Tag der Jugend.) Auch in Memmingen wird der morgige Jugendtag festlich begangen werden. Schon heute findet in einer würdigen Feier von sämtlichen Schulen Memmingens die Pflanzung einer Hindenburg- und einer Hitlereiche im Volkspark des Stadions statt. Am Sonntag findet bei St. Martin ...
Ottobeuren. (Anonyme Schreiben.) Seit kurzem mehren sich wieder die Fälle, wonach auch die hiesige Gemeindeverwaltung mit anonymen Schreiben belästigt wird. Die Ortspolizeibehörde macht heute durch eine Bekanntmachung im Inseratenteil darauf aufmerksam, daß u. U. im Betretungsfall der Briefschreiber sich einer ganz empfindlichen Strafe aussetzt und dieser sich auch durch einen sehr niedrigen Charakter auszeichnet.
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Dito, S. 5
Bekanntmachung
Betreff: Anonyme Schreiben. Seit neuem mehren sich wieder die Fälle, wonach auch die hiesige Gemeindeverwaltung mit anonymen Schreiben udgl. belästigt wird. Wir machen darauf aufmerksam, daß auf Grund einer Ministeriellen Bekanntmachung anonyme Schreiben udgl. ohne Rücksicht auf deren Inhalt in den Papierkorb und zu den Einstampfsachen wandern. Im übrigen bedarf es gerade auch in hiesiger Gemeinde eines deutlichen Hinweises, daß sich der anonyme Briefschreiber, der sich u. U. im Betretungsfalle ganz empfindlicher Bestrafung aussetzt, eines sehr niedrigen Charakters auszeichnet. Ottobeuren, den 4. Mai 1933.
Ortspolizeibehörde: Johann Fickler, 1. Bürgermeister.
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08.05.1933, S. 6
Der Tag der deutschen Jugend
„Die Jugend ist unsere Zukunft“ diese Tatsache hat in Deutschland niemand mehr erkannt als der Nationalsozialismus. Und gerade in unserem heutigen Deutschland ist es notwendiger wie je, daß die Jugend deutsch ist und deutsch wird im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie hat das Erbe anzutreten, das eine schlimme Zeit hinterlassen hat und an ihr liegt es, das Werk zu vollenden, das begonnen wurde nach einer 14 jährigen Zeit der Schmach und der Schande. Darum begrüßen wir es, daß Tage eingerichtet sind, die ganz besonders der deutschen Jugend gelten. In allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes marschierten darum gestern unsere Buben und Mädels auf, stolz sich als die deutsche Jugend bekennend. Auch Memmingen beging den Tag auf würdige Weise. Schon am Samstag war es unseren Jungens vorbehalten, an schönem und würdigen Platze eine
Hindenburg- und Hitler-Eiche
zu pflanzen. Vor dem Eingang zur schönen Halle in Memmingens prächtigem Stadion stehen die beiden Bäumchen, die sich entwickeln sollen zum mächtigen Baume zum Symbol deutscher Kraft und Stärke. In stattlicher Zahl waren die Kinder mit klingendem Spiele hinausmarschiert zum Stadion. Ein großer Kreis wurde formiert um die Stätte, da die jungen Bäumchen soeben in Mutter Erde gepflanzt worden waren. Dann erscholl das prächtige Heimatlied von allen gesungen „Ich hab‘ mich ergeben, mit Herz und mit Hand, dir Land voll Lieb' und Leben, mein teures Vaterland.“ Nach einem Sprechchor der Mädchen des Lyzeums ergriff der bewährte Leiter der hiesigen Realschule und des Progymnasiums, Oberstudiendirektor Dietl das Wort, der in markigen Ausführungen die deutsche Eiche verglich mit deutschem Volkstum, deutscher Tatkraft und dann die beiden Bäume unserem verehrten Reichspräsidenten von Hindenburg und unserem großen Kanzler Adolf Hitler widmete. Begeistert sang die Jugend anschließend das Lied „Das ist mein Vaterland, in dem ich geboren.“
Im Namen der Stadt nahm anschließend Bürgermeister Dr. Berndl die Bäume in treue Obhut. Das Deutschlandlied gemeinsam und trotz des einsetzenden Platzregens voll zu Ende gesungen, beschloß die erhebende Feier. Früh schon waren die Buben und Mädels am Sonntag auf den Beinen. Geschlossen nahmen die Jugendverbände an den beiden feierlichen Festgottesdiensten um 8.4h Uhr bei St. Martin und um 10.45 Uhr bei St. Josef teil. Im Hallhof konzertierte unter Anwesenheit einer großen Menschenmenge die Stadtkapelle, die mit ihren schmissigen Weisen lebhaften Anklang fand. Währendessen, wie auch den ganzen übrigen Tag, waren die Sammler unermüdlich tätig, all denen wußten sie gehörig zu Leibe zu rücken, die nichts von einem Festzeichen wissen wollten, sodaß schließlich diesen gar nichts anderes übrig blieb, als ein solches zu kaufen.
Nachmittags 2 Uhr versammelten sich die gesamten Jugendverbände am Marktplatz zum Festzuge hinaus ins schöne Stadion. Riesige Menschenmengen – die Stadt war infolge der geöffneten Geschäfte außerordentlich belebt – sammelten sich zu beiden Seiten der Straßen durch die die frischen Jungens und Mädels zogen. Fröhlichkeit und Stolz auf all den Gesichtern, die Jugend war sich bewußt, daß der Tag ihr gehörte. Voran die unermüdliche, und durch ihr treffliches Spiel außerordentlich beliebte Knabenkapelle, die Meister Schelle so gut geschult hatte, dann folgten in bunter Reihenfolge die Hitlerjugend in ihren verschiedenen Formationen in schmuckem Braun der Bund deutscher Mädels, der Jungstahlhelm, dann in Sportkleidung der F.C.M., hierauf mit seinen deutschen Turnerschaftsfahnen in stattlicher Anzahl mit seinen diversen Abteilungen der Turnverein Memmingen, darnach die evangelischen Jugendverbände mit Kapelle und anschließend die verschiedenen katholischen Jugendgruppen. Auch der gute Spielmannszug der S.A. nahm an dem Marsche teil.
Durch die belebten Straßen begab sich der Zug hinaus ins Stadion, wo bald auf allen Plätzen lebhaftes Treiben zu beobachten war. Unter der vorzüglichen Leitung von Oberturnwart Kerler gingen die Jugendfreiübungen flott und sicher vonstatten, nicht minder konnten auch die allgemeinen Freiübungen gefallen, die von guter Schule zeugten. Auch der Sport kam in seinen verschiedenen Arten zu seinem Recht. Im Fußball standen sich die beiden Rivalen T.V. Memmingen und F.C. Memmingen gegenüber, die sich wirkliche Rivalenkämpfe lieferten. Das Spiel der beiden Schülermannschaften endete 0 : 0 unentschieden, während bei den beiden Jugendmannschaften die des F.C. sowohl etwas die bessere, als auch die glücklichere war und nach hartem Spiele mit dem knappsten Ergebnis 1 : 0 siegreich war. Die Hitlerjugend zeigte interessante Vorführungen in Medizinball. Auch viele andere Vorführungen und Sportveranstaltungen wurden geboten. Ein stattlicher Aufmarsch, auf der Hauptkampfbahn beendigte die Sportveranstaltungen, die ihren Leitern alle Ehre machten. Dann gings zurück zur Stadt mit klingendem Spiel und in musterhafter Ordnung, wo der Zug aufgelöst wurde.
So hat der gestrige Jugendtag, der manchem deutschen Jungen und manchem deutschem Mädchen zum bleibenden Erlebnis geworden sein mag, einen einfachen, feierlichen, aber gerade deswegen schönen Verlauf genommen. Auch der Wettergott hatte Einsehen, denn erst am Abend begann es allmählich zu regnen. Hoffen wir, daß unserer Jugend noch mehr so schöne Tage beschert werden. F. K.
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Über 2000 Volksschüler in Memmingen. Die Volksschulen in Memmingen zählen zu Beginn des Schuljahres 1933-34 2034 Kinder. Hievon besuchen 1135 Kinder die katholische und 902 die evangelische Schule. In die 1. Klassen wurden 174 Katholiken und 94 Protestanten ausgenommen. Schulklassen sind es 43, nämlich 22 katholische, 19 evangelische und 2 Hilfsschulklassen.
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„Bayern können jede Partei wählen, nur nicht Nationalsozialisten“, so schrieb die „Memminger Zeitung" am 30. Juli 1933 auf der Titelseite. Jeder Memminger soll sich das merken und die Konsequenz ziehen!
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Ottobeuren. (Gemeinderatssitzung.) Vergangenen Samstag trat der neue Gemeinderat zu seiner zweiten Sitzung zusammen, wobei die auf der Tagesordnung gestandene Wahl eines 2. Bürgermeisters zurückgestellt wurde.
Ottobeuren. (Todesfall.) Nach kurzer Krankheit verschied in der Nacht zum Sonntag Herr Robert Plersch, Privatier, früherer Inhaber der Herdefabrik Plersch hier, im Alter von 76 Jahren. Trauergottesdienst mit darauffolgender Beerdigung Mittwoch, 10. Mai, vorm. halb 10 Uhr dahier.
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Dito, S. 7
Todes- † Anzeige.
Unser edler Vater, mein einziger Bruder
Robert Plersch
ist am 6. Mai 1933, abends 8 ¼ Uhr im Alter von 76 Jahren, wohlvorbereitet nach einem arbeitsreichen und vorbildlichen Leben vom himmlischen Vater in die Ewigkeit gerufen worden. Ottobeuren, Lindau, Memmingen. Lindenberg, Abtei Buckfast (England), Abtei S. Walburg-Eichstätt, den 6. Mai 1933.
In tiefem Weh die trauernden Kinder:
Pater Thomas Plersch O.S.B.
Robert Plersch
Pater Erkenwald Plersch O.S.B.
Georg Plersch
Frau M. Ethilburgis Plersch O.S.B.
Ludwig Plersch Moni Roth» geb. Plersch —
Moni Kluftinger, Schwester
Der Trauergottesdienst mit darauffolgender Beerdigung ist am Mittwoch, den 10. Mai, vormittags ½ 10 Uhr in Ottobeuren.
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09.05.1933, S. 7
Ottobeuren. (N.S.B.O.-Sprechabend). Heute Abend findet im Gasthaus zur Brieftaube Ottobeuren ein Sprecheabend der nat.-soz. Betriebszellenorganisation statt, in welchem Pg. Veh - Memmingen sprechen wird. Alle Schaffenden der Stirn und der Faust, insbesondere aber die Arbeiterschaft (auch Landarbeiter) ist herzlichst willkommen.
Ottobeuren. (Wallfahrer.) Am gestrigen Sonntag traf aus Augsburg ein Wallfahrtszug des dortigen Wallfahrtsverein mit etwa 500 Pilgern hier ein und wurden am Bahnhof mit Kreuz und Fahnen zur Gnadenstätte geleitet. Die Predigt hielt der die Pilger begleitende Geistliche H. H. Stadtpfarrer Wassermann - Augsburg-Hochzoll (in Dennenberg bei Ottobeuren geboren). Abends fuhren die Wallfahrer dann mit dem Sonderzug wieder zurück.
Ottobeuren. (Außerordentliche Generalversammlung der Freiw. Feuerwehr.) Einen sehr guten Besuch wies die vergangenen Samstag im Gasthaus zur Sonne angesetzte außerordentliche Generalversammlung auf. Der stellv. Kommandant Blasius Hafner begrüßte die Feuerwehrkameraden und 1. Bürgermeister H. Fickler mit Gemeinderat, sowie die Sanitätskolonne. Den Hauptpunkt der Versammlung bildete die infolge Rücktritt des Kommandanten Herrn Alfons Raith und des früheren Vorstandes des Verwaltungsrates Herrn Adolf Fergg neuzubesetzenden Ämter. Bei der Wahl wurde Herr Blasius Hafner als Vorstand, Herr Peter Rinderle zum Kommandanten und Herr Stefan Immerz als Adjutant neu gewählt. Führer der Motorspritzenmannschaft Georg Hafner, Fahrer: Mayer Josef, Fergg Hans, Hafner Xaver. Die Bestellung des Führers der kleinen Spritzen erfolgt bei der nächsten Übung. Vorstand Hafner beglückwünschte die Neugewählten und forderte die Mitglieder auf, stets zahlreich zu erscheinen. Die zurückgetretenen Herren widmeten in Schreiben der Wehr freundschaftliche Abschiedsgrüße. Die Versammlung ehrte dann Herrn Alfons Raith durch Ernennung zum Ehrenkommandanten, Herrn Adolf Fergg zum Ehrenvorstand und Herrn Mayer zum Ehrenmitglied. Herr Hafner bat, dem neuen Verwaltungsrat restlos das Vertrauen zu geben. Den Worten des Vorredners schloß sich 1. Bürgermeister Fickler an, versichernd, daß die Freiw. Feuerwehr als einem gemeinnützigen Institut des Marktes auch seitens des neuen Gemeinderates jederzeit volle Unterstützung finden werde. Für die Freiw. Sanitätskolonne gab der Kolonnenarzt Herr Dr. Schütte dem neuen Verwaltungsrat die herzlichsten Glückwünsche mit auf den Weg. Der Redner erhofft sich für die Zukunft die bisherige schöne Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Der alterprobte Feuerwehrgeist, der Geist des Gemeinschaftssinnes ließ die Generalversammlung mit dem Liede der Deutschen ausklingen. Einer für alle, alle für einen!
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Ottobeuren. (Außerordentliche Generalversammmng des Veteranenverein.) Der Veteranenverein hatte auf Sonntag nachm. in den Rosenkeller seine Mitglieder berufen. Als stellv. Vorstand eröffnete Herr Georg Höbel mit herzl. Willkommen, insbesondere an Altveteranen Riedele die Versammlung. Herr Höbel gedachte des ruhmreichen Heerführers v. Hindenburg und seiner Verdienste für Volk und Vaterland. Auf den greisen Feldmarschall brachte die Versammlung ein dreifaches Hoch aus und von der Blechmusik begleitet sangen die Anwesenden das Deutschlandliede.
Der seit der letzten Hauptversammlung durch Tod abgegangenen Kameraden, Tschugg Josef, Sailer Magnus, Weixmann Konrad, Fehnle Paul, Held Karl und Krug Michael wurde ehrend gedacht. Eingangs der Tagesordnung gab der stellv. Vorstand den Rücktritt des bisherigen 1. Vorstand Herrn Alexander Wegmann bekannt. Die Ergänzungswähl berief als 1. Vorstand Herrn Georg Höbel, als 2. Vorstand Herrn Josef Spitzer. An Stelle der zurückgetretenen Fahnensektion wurden neu gewählt: Michael Wagner als Fähnrich, Kathan Dominikus, Miller Johann, Begleiter. Ersatz: Herz Michael, Hölzle Lukas. 1. Vorstand Höbel sprach dem zurückgetretenen Vorstand Herrn Wegmann, wie auch der Fahnenbegleitung und Fähnrich den Dank und die Anerkennung für ihre Tätigkeit aus. Unter Wünsche und Anträge wurde noch ein interner Punkt besprochen. Der Vortrag verschiedener Musikstücke seitens der Blechmusikgesellschaft weckte froheste Stimmung und alten Kameradengeist.
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Parteiamtliche Bekanntgaben
Den neu in die Partei eingetretenen Mitgliedern diene zur Kenntnis, daß das parteiamtliche Organ der NSDAP. für Memmingen und Umgebung nur der „Allgäuer Beobachter“ ist. – Zeitungen, die bis zum 5. März 1933 in schärfstem Kampf gegen uns standen und nun den Mantel nach dem Wind richten, sind keine nationalsozialistischen Zeitungen. Ihnen ist der Nationalsozialismus nur ein Mittel zum Verdienst. Diejenigen neueingetretenen Mitglieder, die an Stelle des Parteiorgans „Allgäuer Beobachter“ ein Blatt lesen, das seine nationalsozialistische Richtung erst nach dem 5. März 1933 gefunden hat, schließen sich ganz von selbst wieder aus der Partei aus. – Die alten Parteimitglieider werden gebeten, diese Bekanntmachung den neuen Mitgliedern zu unterbreiten. Reiger, Kreisleiter.
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Dito, S. 8
Der Führer über Th. Fritsch's grundlegendes Quellenwerk
Handbuch der Judenfrage
Das Handbuch der Judenfrage habe ich bereits in früher Jugend in Wien eingehend studiert. Ich bin überzeugt, daß gerade dieses in besonderer Weise mitgewirkt hat, den Boden vorzubereiten für die nationalsozialistische antisemitische Bewegung. Ich hoffe, daß das Handbuch allmählich in jeder deutschen Familie zu finden ist. Adolf Hitler
Nationalsozialist! Dieses unübertroffene Lehrbuch zur richtigen Beurteilung und endgültigen Besiegung des gefährlichsten Feindes der erwachten Nation muß ein wahres Volksbuch werden. Sorge du dafür, daß es in deinem eigenen Hause und in dir bekannten Familien vorhanden ist.
Hunderttausende müssen es besitzen, damit Millionen daraus lernen.
In Vorbereitung findet sich die 2. Volksausgabe (93. - 102. Tausend)
560 Seiten, neu bearbeitet und nochmals ergänzt. Bestellungen zum Vorzugspreise von nur M 4.- (nach Erscheinen M 4,50) sammelt: Verlag „Allgäuer Beobachter“ e.G.m.b.H.
Memmingen, Salzstraße 20
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10.05.1933, S. 7
Nationalsozialisten! Die SA.-Untergruppe Schwaben der NSDAP, ersucht diejenigen Parteigenossen und Anhänger, die von den innerhalb der letzten Monate stattgefundenen Aufmärschen und Kundgebungen im Gausturmgebiet Schwaben fotografische Aufnahmen gemacht haben, (und auch früher) je einen Abzug zwecks Eingliederung in ihr Archiv zur Verfügung zu stellen.
Kurze Angaben auf der Rückseite der Lichtbilder über aufgenommene Situation, Tag der Ausnahme, wo aufgenommen sind erwünscht.
Um den Kämpfern der braunen Armee Adolf Hitlers für spätere Zeiten einen Rückblick auf den schweren, aber siegreichen Kampf, besonders der letzten Wochen, innerhalb unseres engeren Heimatlandes Schwaben schaffen zu können, bitte ich alle Parteigenossen und Anhänger dieses Werk aufbauen zu helfen.
Der Führer der Untergruppe Sb. m. d. F.b.,
Ritter v. Schöpf, Oberführer
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Zuchthaus für gewerbsmäßige Abtreibung.
Kempten, 10. Mai. Die 35 Jahre alte verheiratete Arbeitersfrau Ottilie Mayr von Oberbeuren bei Kaufbeuren hatte sich vor dem Landgericht Kempten wegen gewerbsmäßiger Abtreibung zu verantworten. Die Angeklagte hatte in der Zeit von 1919 bis 1932 an einer großen Zahl von Frauen Eingriffe vorgenommen. In allen Fällen hat sie eine Bezahlung angenommen, zum Teil sogar ausdrücklich gefordert. In der Verhandlung wurden ihr 14 Fälle zur Last gelegt. Das Schwurgericht verurteilte die Angeklagte zu zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust. Vier Monate und 15 Tage Untersuchungshaft werden auf die Strafe angerechnet.
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12.05.1933, S. 5
Heimatnachrichten
Memmingen. (2 Memminger SS.-Leute nach Berlin berufen.) Die beiden Parteigenossen und SS.-Kameraden Reißer und Unfeld haben sich heute Morgen nach Berlin begehen, wohin sie von der Leitung berufen wurden. Wir beglückwünschen die beiden und hoffen, daß sie unser Memmingen und unsere Memminger SS. in der Reichshauptstadt würdig vertreten werden. – In Dachau befinden sich seit einigen Wochen ebenfalls 12 Mann der Memminger SS., darunter unser bewährter Truppführer Pg. Waldmann. – Wir werden versuchen, von ihnen einen kleinen Bericht zu erhalten, den wir dann veröffentlichen werden.
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Memmingen. (Verbot der „Ernsten Bibelforscher“.) Das bayer. Staatsministerium veröffentlicht: An die Regg., K. d. J., die Bezirks- und Stadtschulbehörden, die Dir. der höh. Unterrichtsanstalten, die Vorstände der Fachschulen, die Vorstandschaften der Berufsschulen und die Schulleitungen der Volksschulen. Mit Bek. des Staatsministeriums des Innern vom 13. April ds. Js. (StAnz. Nr. 88) sind die Vereinigungen der „Ernsten Bibelforscher" aufgelöst und verboten worden. Zugleich wurde die Verbreitung der Druckschriften der Ernsten Bibelforscher und jede Art der Werbung für diese verboten. Zuwiderhandlungen sind strafbar. Diese Verbote sind in den Schulen bekanntzugeben. Im Falle von Zuwiderhandlungen gegen die Verbote im Bereiche der Schule hätten die Direktorate, Schulvorstände und Schulleitungen der Aufsichtsbehörde zu berichten und Strafanzeige zu erstatten.
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Memmingen. (Bekämpfung absichtlicher Störungen des Rundfunks.) Das bayer. Staatsministerium, gibt bekannt: In letzter Zeit mehren sich die Klagen, daß Rundfunkdarbietungen, insbesondere solche politischen Inhalts, durch böswillige Nachbarn der Empfänger absichtlich gestört werden. Es besteht daher Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß die absichtliche Verhinderung oder Störung des Betriebs einer Funkanlage nach dem Gesetz über Fernmeldeanlagen vom 14. Jan. 1928 (RGBl. 1 S. 8) als Vergehen bestraft wird. So ist erst jüngst ein Rundfunkteilnehmer, der mit einem besonderen Gerät wiederholt absichtlich den Rundfunk gestört hat, zu einer empfindlichen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft wird absichtliche Störungen des Rundfunks mit allem Nachdruck verfolgen und, in allen Fällen darauf hinwirken, daß gegen die Schuldigen strenge Strafen verhängt werden.
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Dito, S. 6
Ottobeuren. (Freiw. Arbeitsdienst-Lager Ottobeuren.) An das Ortsnetz Ottobeuren ist unter der Rufnummer 103 angeschlossen: Freiw. Arbeitsdienst-Lager Ottobeuren.
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13.05.1933, S. 5
Heimatnachrichten
Memmingen. (Neugestaltung des deutschen Rechts) Das deutsche Volk ist in den letzten 14 Jahren einem völligen Verfall auf allen Gebieten seines Lebens entgegengeführt worden. Eine deutschem Wesen artfremde Führerschaft, ein deutschem Geiste und deutschen Lebensbedürfnissen fremdes Recht haben das Erwachen und die Gesundung der Nation systematisch verhindert. Die Verfassung von Weimar, zuletzt nur noch ein Zerrbild demokratischen Fremdguts, diente, im Geiste längst erstorben nur noch der willkürlichen Machterhaltung volksschädigender Gruppen. Die nationale Revolution hat diesen Zustand grundlegend geändert. Die Machtpositionen in Reich und Land sind erobert ,der Reichspräsident hat durch die Ernennung Hitlers zum Kanzler, das deutsche Volk durch seine Stimmabgabe bei der Wahl am 5. und 12. März 1933 den neuen Kurs gebilligt. Am 23. März 1933 schlug mit der Annahme des Ermächtigungsgesetzes die Todesstunde für die Verfassung von Weimar. Die seitdem auf allen staatlichen Lebensgebieten in Angriff genommene Neugestaltung des Rechtes in nationalem und sozialem Geiste rechtfertigt es, das neue deutsche Reichsrecht von diesem Tage an zu sammeln und festzuhalten. Das neue deutsche Recht rückt in den Mittelpunkt nicht mehr den Einzelmenschen, sondern das Volk. Der Einzelmensch erhält seinen Wert nur mehr als dienendes Glied im Volksganzen. Die Sicherung des Bestandes der Nation gegen Feinde innen und außen, die Schaffung eines deutscher Wesenheit angemessenen öffentlichen und privaten Rechts, aufgebaut aus den tragenden Gedanken der Einheit des Führerwillens und des Vorranges des gemeinen Nutzens vor dem Vorteil des einzelnen, sind die wichtigsten Aufgaben der Regierung. Sie verlangen weitgehende Vereinheitlichung und Gleichschaltung im Staatsapparat, Schutz und Eingliederung der für den Wiederaufbau notwendigen Stände, Säuberung und Reinerhaltung der Verwaltung und Justiz zur Herstellung der Vertrauensgrundlage zwischen Volk und Volksregierung. Die Regierung Hitler hat die Neugestaltung des deutschen Rechts mit bahnbrechend ersten Gesetzen begonnen. Die vollkommene Neugestaltung wird Generationen erfodern. „Das Programm des Wiederaufbaues von Volk und Reich ergibt sich aus der Größe der Not unseres politischen, moralischen und wirtschaftlichen Lebens. Erfüllt von der Überzeugung, daß dieser Zusammenbruch seine Ursachen im inneren Zentrum des Volkskörpers hat, ist es das Ziel der Regierung der nationalen Revolution diejenigen Gebrechen aus unserem völkischen Leben zu beseitigen, die auch in Zukunft jeden tatsächlichen Wiederaufstieg verhindern“. (Hitler in seiner Reichstagsrede am 23. 3. 1933.)
Das ergänzbare Sammelwerk über das neue deutsche Reichsrecht, das nunmehr zu erscheinen beginnt, soll einen raschen, aber gründlichen Überblick über die Gesetze und Verordnungen zum Wiederaufbau von Volk und Reich aus der Feder der besten Kenner der Materie bringen. Es erscheint in Form von Ergänzungsblättern; dadurch soll die Übersichtlichkeit gewährleistet und die Handhabung so erleichtert werden, daß nicht nur der geschulte Verwaltungsbeamte und Jurist, sondern auch der Kaufmann und der Gewerbetreibende das Werk mit Nutzen brauchen kann. Verlag und Herausgeber stellen das Werk unter den Richtsatz: Ein Reich, ein Volk, ein Führer!
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13.05.1933, S. 6
Memmingen. (Verhaftung.) Der technische Leiter des Reichsbanners Schwarz-rot-gold, Kutter, wurde gestern in Schutzhast genommen. Die Reichsbannerfahne konnte nach längeren intensiven Bemühungen in einem Starenkobel hoch oben auf einem Baume bei der ehemal. Pfefferschen Düngerfabrik in Grünenfurt ermittelt und beschlagnahmt werden.
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Herbishofen. (Pflanzung einer Hitler-Eiche.) Unter stärkster Beteiligung der Einwohnerschaft wurde hier in feierlicher Weise eine Hitlereiche gepflanzt. Die gesamte evang.-ref. Schuljugend hatte sich eingefunden. Herr Lehrer Franz Bauer fand erhebende Worte; in seiner kernigen Ansprache griff er zurück auf 200 Jahre der deutschen Geschichte, um dann bei unserer großen Gegenwart und dem großen Manne, den diese Gegenwart uns beschert hat, abzuschließen. Ihm, Adolf Hitler zu Ehren, soll die Eiche, das Symbol deutscher Kraft blühen und gedeihen. Mit einem dreifachen „Heil“ auf Adolf Hitler, die nat.-soz. Bewegung und unser Deutschland wurde die schlichte Feier geschlossen.
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Ottobeuren. (Artillerie-Vereinigung Ottobeuren und Umgebung.) Der Verein hält am morgigen Sonntag, nachm. 2 Uhr im Vereinslokal zur „Sonne“ Mitgliederversammlung.
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Dankschreiben Hitlers und von Epps an die Gemeinde Lachen
Reichskanzler Adolf Hitler, sowie Reichsstatthalter Ritter von Epp danken dem Gemeinderat Lachen in herzlich gehaltenen Schreiben, unter dem Ausdruck aufrichtiger Freude und herzlichstem Danke für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Der Herr Reichskanzler Adolf Hitler schreibt: Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts von Lachen, erfüllt mich mit großer Freude. Ich nehme die Ehrenbürgerschaft an und bitte dem Gemeinderat meinen ergebensten Dank, sowie meine besten Glückwünsche für das Blühen und Gedeihen von Lachen aussprechen zu dürfen. Mit deutschem Gruß: Adolf Hitler.
Reichsstatthalter Ritter von Epp schreibt: Über die mir von der Gemeinde Lachen erwiesene Ehrung, durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts, freue ich mich aufrichtig. Ich nehme diese Ehrung als Ausdruck landsmännischen Zusammengehörigkeitsgefühls an und sage Ihnen herzlichen Dank. Franz v. Epp.
Die Gemeinde Lachen und seine Bürgerschaft aber ist über diese Schreiben hocherfreut und fühlt sich hochgeehrt, sie ist stolz darauf, Generalfeldmarschall von Hindenburg, den Herrn Reichskanzler Adolf Hitler, den großen Führer des deutschen Volkes, sowie den Herrn Reichsstatthalter für Bayern Ritter von Epp, als Ehrenbürger der Gemeinde Lachen nennen zu dürfen. Gott beschütze und beschirme unsere jetzige Reichsregierung und seine großen Führer, Gott bewahre und erhalte unseren Reichskanzler Adolf Hitler. Gott bewahre und erhalte unser deutsches Vaterland!
„Sieg Heil“
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15.05.1933, S. 5
Geländeübung der SA. bei Grönenbach
Wahrheit ist er geworden dieser schöne Satz in unserem einzigen Horst-Wessel-Lied „Die Straße frei den Braunen Bataillonen“. Wirklich die Straße ist frei geworden für unsere braunen Regimenter, frei und offen können sie ausmarschieren, können ziehen durch unsere Dörfer und Städte, können hinaus in die freie Natur, um dort in Sport und Spiel aber auch in ernster Übung den Körper zu stählen. Freilich nach wie vor heißt es für den SA .-Mann „Dienst“, unermüdlich gilt es für ihn tätig zu sein für unsere nat.-soz. Bewegung und damit für Deutschland, keine Mühe und keine Rast gibt es für ihn, den Soldaten Adolf Hitlers, dem es mit in aller erster Linie zu danken ist, daß die Bewegung einen solch stolzen Sieg erfochten hat. Und dieses Reich, das er sich in so manchem schweren Kampfe erkämpft hat wird er zu verteidigen wissen bis zum letzten Blutstropfen, wenn es sein muß, denn Blut hat es genug gekostet bis es erkämpft war. Was wissen all die Spießer und Konjunkturritter von dem, was der kleinste SA.-Mann geleistet hat! So gerne pflegen sie oft herunterzuschauen, überschen aber dabei ganz, daß sie es waren, die nichts getan haben, die höchstens noch die große Arbeit jener braunen Soldaten erschwert haben. Wahrhaftig, der Spruch ist nicht umsonst geprägt: „Der Furcht so fern, dem Tod so nah, heil Dir SA.!“
Diese SA. Memmingens und seiner Umgebung hat gestern gezeigt, daß sie auf dem Damme ist. Schon früh um 8 Uhr ging es hinaus mit Musik und Trommelklang, was kümmerte es die Leute, daß es schüttete was vom Himmel herunterging, sie kannten und kennen nur eines: Pflicht. Nicht unwillig zogen sie hinaus, im Gegenteil mit leuchtenden Augen, die Gewehre geschultert und stolz auf diese Waffen, die sie für ihre Freiheitsbewegung wohl zu handhaben wissen. Ein flotter Fußmarsch nach Grönenbach, dort aber keine Rast, sondern hier begann die große Feldübung der gesamten Stürme. Bald war die große Schlacht im Gange und die beiden Parteien rot und blau rückten gegeneinander. Dort am Waldesrand hatte die eine Partei Aufstellung genommen, während auf die gangbaren Felder und Feldwege verteilt, der Gegner in Deckung lag. Schon war ein heftiges Feuergefecht im Gang, hier und dort waren Maschinengewehrnester, die auf den Feind ihre liebenswürdigen „Grüße“ sandten. Dazwischen fehlten auch die Tanks nicht, die in eleganter Manier anfuhren, zum Teil auch die Linien durchbrachen. Das ganze wickelte sich in rasender Geschwindigkeit ab und zeigte von guter Schulung. Selbstverständlich traten auch da und dort Mängel zu Tage, aber diese sind ja letzten Endes da, damit man aus ihnen lernt, um es das nächste Mal besser zu machen. Brav schlug sich jeder einzelne und als das Signal endlich zum Sammeln rief, waren die Leute bis auf die Haut durchnäßt. Jedem einzelnen Mann, nicht zuletzt aber auch dem Leiter Sturmbannführer Glogger und seinem Stabe muß für die Leistungen die vollste Anerkennung gezollt werden. Anschließend an die große Übung gings mit klingendem Spiel nach Grönenbach. Hier war alles auf den Beinen, alt und, jung, um die braunen Kämpfer zu erwarten. So etwas hatte Grönenbach bestimmt noch nicht gesehen. 500 bis 600 Mann mögen es gewesen sein, die in strammer Ordnung in den schmucken Markt zogen, wo vor den Führern Reichstagsabg. Schwarz und Sturmbannführer Glogger noch ein kurzer Vorbeimarsch stattfand. – Unterdessen war auch schon die Feldküche unermüdlich tätig, um für die Leute zu sorgen, denn der Hunger war nicht gering. Im Nu war auch die stattliche Anzahl der Schieblinge dahin (ein Teil davon rührte aus einer Stiftung, wofür dem Spender übrigens auch an dieser Stelle bestens gedankt sei) und nun begaben sich die Leute nach den einzelnen Lokalen, die bald Hochbetrieb aufzuweisen hatten. Überall herrschte fröhliche Stimmung, dort schmetterte die SA.-Kapelle ihre Weisen hinaus, hier erklangen herrliche SA.-Lieder, überall buntes Leben und Treiben. Auch in den Straßen – überall SA., wahrhaftig der Markt Grönenbach machte den Eindruck, als hätte er Einquartierung bekommen! Nur schade, daß die Grönenbacher die SA. nicht etwas würdiger – etwa durch Hissung der Fahnen – empfangen hatten, an Grönenbachs weiblicher Jugend lag es wohl nicht, denn diese hatte ihre helle Freude daran. — — —
Bald waren auch die wenigen Stunden zu Ende und es galt wieder zum Abmarsch zu rüsten. Stramm und schneidig gings hinaus zum schmucken Fleckchen, keinem der Leute war das geringste von den Anstrengungen des Vormittags anzumerken. Wieder schüttete es in Strömen, aber die SA. marschierte im Gleichschritt der braunen Bataillone unbeirrt und ihre Weisen erklangen hell in den regnerischen Maientag. In strammem Marsche war Memmingen erreicht und hier ging es stolz durch die Straßen zum Standquartier, denn der Tag so regnerisch und häßlich er war, war für jeden ein Erlebnis. – Für uns alle aber mag es ein frohes Bewußtsein; sein: Hitlerfahnen über allen Straßen, die SA. marschiert. Deutschland hat wirklich ein anderes Gesicht bekommen. – Heraus jetzt Ihr Lauen und Zögernden, herein in unsere braunen Reihen, schließt Euch an, auch Ihr könnt noch Kämpfer Adolf Hitlers werden, legt ab Eure Trägheit und marschiert mit unseren Kolonnen, sie marschieren für die deutsche Freiheit, die auch Eure Freiheit ist! F. K.
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Die Ausstellung im Burgsaal zu Memmingen
Denkt deutsch! Kauft deutsche Waren und ihr schafft Arbeit und Brot! Unter diesem Motto veranstalteten Memminger Geschäftsleute eine äußerst sehenswerte hauswirtschaftliche Ausstellung im Burgsaal. Es ist das Vorrecht des deutschen Geschäftsmannes, daß er werbend vor die Öffentlichkeit hintritt. Lange genug mußte er in den Hintergrund treten und zusehen, wie ihn Schädlinge am deutschen Mittelstande auszuschalten versuchten und nicht nur Konkurrenz, sondern Existenzbedroher geworden sind. Die Öffentlichkeit muß sich dem allgemeinen Umschwung im Geistesleben des deutschen Volkes anpassen, muß diese neue Denkweise, die nur ein Deutschtum kennt, auch zur befreienden Tat werden lassen. Der Geist der deutschen Volksgemeinschaft muß auch im deutschen Wirtschaftsleben zum Ausdruck kommen. Aus diesem Grunde heraus schon ist die Aufstellung zu begrüßen, die wohl am eindringlichsten und deutlichsten die Leistungsfähigkeit der einheimischen Geschäftswelt beweist. Hat der einheimische Geschäftsmann seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt, dann ist es eine Ehrenpflicht der Öffentlichkeit, diese Leistungsfähigkeit auch zu würdigen und in treuer Verbundenheit mit dem einheimischen Geschäftsmann an der Wiedererstarkung des deutschen Wirtschaftslebens mitzuarbeiten. Ein Gang durch die Ausstellung zeigt diese in jeder Hinsicht als wohlgelungen. Es ist zwar bedauerlicher Weise nur ein Bruchteil der Memminger Geschäftsleute der ausgestellt hat, allein das zeigt uns schon wie leistungsfähig der Memminger Handel und das Memminger Gewerbe ist. (…)
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Dito S. 7
Riesenunterschlagungen
Zu der polizeilichen Schließung des Münchener Leo-Hauses, der Hauptgeschäftsstelle der katholischen-sozialen Vereine bemerkt heute der „Völkische Beobachter“: Sämtliche dort in Sparkassen, Rentenkassen usw. deponierten Gelder sind verspekuliert bezw. verschwunden, Depots unterschlagen, uneinlösbare Wechsel ausgegeben usw. Man nennt eine Summe von 2 - 3 Millionen Mark!
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16.05.1933, S. 1
Es gibt keine Parteien mehr
Eine bemerkenswerte Rede des bäuerischen Innenministers. Neuregelung der Gemeindedienstverträge. – Ein Straßenkehrer hat denselben Anspruch wie ein Oberbürgermeister.
Regensburg, 16. Mai. Innenminister Wagner hielt am Montag vormittag im alten Reichssaal in Regensburg vor den Vertretern der Behörden eine bedeutsame Rede, nachdem er von dem kommissarischen Bürgermeister Dr. Schottenheim herzlich begrüßt worden war. Staatsminister Wagner erklärte u. a.: Ich stehe hier als Repräsentant einer Volksbewegung. Wenn wir heute die Führung des Staates in der Hand haben, so ist das der Ausdruck des gesamten Volkswillens. Was ich in den letzten Tagen sah, war wohl das Gewaltigste, was je ein Mann zu sehen Gelegenheit hatte. Voll Hoffnung und Vertrauen schaute ein ganzes Land auf mich als den Repräsentanten eines neuen Staates. Ich habe auf meiner Fahrt durch die bayerischen Gaue die Überzeugung gewonnen, daß das deutsche Volk keine Parteien, weder KPD., SPD. noch Bayer. Volkspartei mehr will. Das Volk hat erkannt, daß es nicht mehr vorwärts geht, wenn der eine da und der andere dort steht. Das Volk fühlt sich von den Parteien betrogen.
Es gibt nur noch eine deutsche Volksbewegung.
Aus meinen Eindrücken habe ich die notwendigen Entschlüsse gezogen für die Zukunft. Ich erkläre hiermit in diesem altehrwürdigen Saale als Verantwortlicher für die bayerische innere Staatsverwaltung und für die bayerische Polizeigewalt, daß ich in Zukunft keine Parteien mehr dulden werde. Und was von den Führern dieser Parteien ohne Volk noch übrig geblieben ist, muß seine Schlußfolgerungen ziehen. Die Zeit ihrer politischen Wirksamkeit ist vorbei. Entweder beugen sie sich vor dem, was die Nation will, oder sie sollen abtreten. Wir machen die Tore weit auf für alle, die zusammenstehen wollen, aber wer glaubt, nicht abtreten zu können von der Stelle, die für ihn nicht mehr zu halten ist, der täuscht sich. Er ist ein Narr oder ein Verbrecher. Wir werden die vom Volke uns gegebene Autorität zu wahren wissen. Sehr bedeutsam waren auch die Ausführungen des Staatsministers zur Frage der Dienstverträge von Gemeinde- und Staatsbeamten. Veranlassung zu diesen Ausführungen gab die Tatsache, daß der beurlaubte Regensburger Oberbürgermeister Dr. Hipp sich auf seinen lebenslänglichen Dienstvertrag beruft und sich zum freiwilligen Verzicht auf seine Position nicht herbeilassen will. Der Innenminister erklärte hierzu: Es grenzt fast an das Unfaßbare, daß Männer, die bisher unsere fanatischsten Gegner waren, fordern, daß wir sie auch weiterhin versorgen sollen. Sie sollen Gott danken, daß sie überhaupt noch am Leben find und nicht von der Wut des Volkes zertreten worden sind. Der einfache SA.-Mann hat mehr Anrecht, sich vom neuen Staat etwas zu erwarten, als gewisse Oberbürgermeister. Ich erwarte, daß die Herren meine Entscheidung nicht abwarten, sondern ihren Verzicht vorher aussprechen werden. Ich werde in Kürze dafür Sorge tragen, daß eine grundsätzliche Änderung kommen wird in Bezug auf die genannten Stellungen und Dienstverträge. Lebenslängliche Anstellungen gibt es für Deutsche nicht mehr, die ein Gemeinwesen zu führen haben.
Mit dem gleichen Recht kann ein Straßenkehrer Anspruch auf lebenslänglichen Dienstvertrag erheben wie ein Oberbürgermeister.
Solche Dienstverträge sind aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu verwerfen und höchst unsittlich. Sie werden aufgehoben und wenn ein Mann einen solchen Vertrag unterschrieben hat, dann soll er meine Rede zum Anlaß nehmen, abzutreten. Ich sage das in dieser Stadt und will es sofort durch die gesamte Presse verbreitet wissen, weil die hiesigen Verhältnisse auch in anderen Städten gegeben sind.
Das Horst-Wessel-Lied und das Deutschlandlied beschlossen die Feierstunde.
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Dito, S. 3
Riesenunterschlagungen bei der Münchener Zentrale der katholisch-sozialen Vereine
München. Das Leohaus, Hauptgeschäftsstelle katholische sozialer Vereine in München, wurde am Samstag für vorübergehend polizeilich geschlossen. Das Unternehmen befindet sich bereits seit Jahren in Zahlungsschwierigkeiten, und bei der Sparbank, deren Kunden größtenteils aus Mitgliedern der katholischen Arbeitervereine bestehen, wurden Unterschlagungen von großen Geldbeträgen aufgedeckt. Zur vollen Klärung der Angelegenheit, Sicherstellung der vorhandenen Guthaben und um einen völligen Zusammenbruch des Unternehmens zu vermeiden, war ein sofortiges polizeiliches Einschreiten im Interesse weiter kathol. Volkskreise erforderlich. Der Vorsitznde, der Geschäftsführer und eine Prokuristin des Leohauses wurden festgenommen.
Nach zuverlässiger Mitteilung sind durch die Tätigkeit des aufgestellten Treuhänders Maßnahmen im Gange, das Unternehmen zu sanieren und den entstandenen Schaden wieder gutzumachen. Es wird immer mehr klar, was die roten und die schwarzen Parteien zu so langer enger Freundschaft und zum gehässigen, brutalen Kampf gegen den Nationalsoziaismus zusammenführte und zusammenhielt: das schlechte Gewissen und die Furcht, der zur Macht gelangte Nationalsozialismus könnte hineinleuchten in Abgründe von Korruption und Verbrechen.
Die NSDAP hat aufgedeckt, wie die roten Parteien die Arbeitergroschen verludert und verwirtschaftet haben. Auch maßgebende Leute der schwarzen Parteien sind in eine Reihe von Korruptionsfällen schwer verwickelt. Nachdem in allerletzter Zeit in Norddeutschland der Görreshaus-Skandal Köln aufgedeckt wurde, erlebt nun auch Süddeutschland seinen großen Skandal mit dem Zusammenbruch des Leohauses München, der Zentrale der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine, der Dienstmädchen und anderer Organisationen Süddeutschlands. Zu der polizeilichen Schließung des Münchener Leohauses, der Hauptgeschäftsstelle der katholischen-sozialen Vereine bemerkte gestern der „Völkische Beobachter“: Sämtliche dort in Sparkassen, Rentekassen usw. deponierten Gelder sind verspekuliert bezw. verschwunden, Depots unterschlagen, uneinlösbare Wechsel ausgegeben usw. Man nennt eine Summe von 2 - 3 Millionen Mark! Das tief Bedauerliche an diesem Fall ist, daß soviele kleine Sparer, Arbeiter, Angestellte, Dienstmädchen, um ihre wenigen sauer verdienten Sparpfennige und um ihre Renten und um ihr Vertrauen betrogen wurden. Im blinden Vertrauen auf die geistlichen Leiter der Organisationen und auf deren Organisations- und Agitationsarbeit haben sich Tausende katholischer Arbeiter und A ngestellten politisch und finanziell dem Leohaus anvertraut, und nun müssen sie sehen, wie sie nicht nur politisch verführt wurden, sondern auch finanziell betrogen sind. Erschwerend ist, daß die Leitung des Leohauses fast ausschließlich in Händen von Geistlichen lag. Neben dem Reichstagsabgeordneten Schwarzer, dem Verbandsvorsitzenden, war der Verantwortliche Leiter der Prälat [Carl] Walterbach, päpstlicher Geheimkämmerer (!!).
Das Vertrauen zu den geistlichen Leitungen hat ohnehin schwer genug gelitten unter dem Mißbrauch der Autorität, den kirchliche Behörden auf politischem Gebiet im Kampf gegen den Nationalsozialismus trieben. In diesem politischen Kampf gegen die NSDAP, waren die Leute des Leohauses namentlich in ihrer Presse besonders gehässig. Noch unter der Regierung Held mußten die vom Leohaus herausgegebenen Zeitungen auf Wochen verboten werden wegen ihrer Angriffe auf den schon zur Macht gelangten Führer Adolf Hitler. Und nun kommt dieser Finanzskandal, den wir der Öffentlichkeit nicht verschweigen dürfen, und der zeigte, wie man das Vertrauen mißbrauchte, das die kleinen kathol. Volksgenossen in die geistliche Leitung gesetzt haben. Es wird nun das Nötige getan werden müssen, um wenigstens den kleinen Leuten ihre Spargroschen und Renten-Bezüge zu sichern durch entsprechende Sanierungsmaßnahmen, sei es durch den neu errichteten Senat der Arbeit, der Mittel und Wege finden wird, oder durch Aktionen der in erster Linie interessierten Kreise. In diesem Falle aber dürfte das Geld nicht genommen werden von der katholischen Kirchensteuer. Denn diese ist wohl nicht dazu da, bankrotte Unternehmungen zu sanieren.
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Dito S. 5
Einweihung des Arbeitsdienstlagers Babenhausen
Trotz der recht ungünstigen Witterung ist die gestrige Einweihung des Arbeitsdienstlagers Babenhausen würdig verlaufen. Aus allen benachbarten Arbeitsdienstlagern eilten die Belegschaften in ihren schmucken grauen Uniformen herbei, um der Eröffnung des hiesigen Lagers beizuwohnen. Auch die Führerschule Memmingen mit dem Leiter des Ausbildungskurses Gruppenführer Tschaffon hat es sich nicht nehmen lassen, bei der Lagereinweihung anwesend zu sein. Die Arbeitswilligen des Lagers Illertissen, Dattenhausen und Pleß waren fast vollzählig erschienen. So war es ein stattlicher Zug von Arbeitswilligen die unter Vorantritt der hiesigen Musikkapelle begleitet von den SA.-Stürmen 1/20 (Babenhausen) und 2/20 (Illertissen) durch die festlich beflaggten Straßen Babenhausens zur Kirche zogen. Auch die Hitlerjugend und das Jungvolk unter der straffen Führung des Pg. Adamczyks, sowie die hiesige Gruppe des Bundes Deutscher Mädels zogen mit, ferner der gesamte Gemeinderat und die Mitglieder des Volksdienstes für den freiwilligen Arbeitsdienst.
Um 11 Uhr fand unter dem Kommando des Gruppenführers Tschaffon die Flaggenhissung am Portal des Fuggerschlosses statt. In der anschließenden Ansprache im festlich geschmückten Schloßhofe wies Gruppenführer Tschaffon, der als erster das Wort ergriff, auf die große Bedeutung des Arbeitsdienstes hin, der getragen von der deutschen Jugend, mit ein wirksames Mittel zum Wiederaufbau Deutschlands darstellt. Den Markt Babenhausen beglückwünschte der Redner zu seinem schönen Arbeitslager das Vorstufe für die künftige Garnison Babenhausen bedeute. Hierauf bestieg der 1. Bürgermeister Rauschmayr das Podium und richtete in zündenden Worten einen Appell an die Arbeitsdienstwilligen, stolz darauf zu sein und alles einzusetzen im Dienste des deutschen Volkes. All denen aber, die mitgeholfen haben, das Arbeitsdienstlager hier in Babenhausen zu errichten insbesondere aber der Fürstl. Fuggerschen Standesherrschaft sprach der Redner seinen und der ganzen Marktgemeinde herzlichsten Dank aus. Der Vorstand des Bezirksamtes Illertissen, Herr Oberamtmann Endres beglückwünschte ebenfalls unseren Markt Babenhausen zu seinem schönen Arbeitsdienstlager und sprach die Hoffnung aus, daß mit der Schätzung der Handarbeit und damit des schaffenden Volkes durck unsere jetzige Reichsregierung die Möglichkeit zu gemeinsamer Aufbauarbeit gegeben sei. Nur auf dem Wege der Arbeit könne der Weg empor wieder gefunden werden. Arbeit schändet nicht. Arbeit adle, und Adel wiederum verpflichtet. Herr Oberförster Gschwendtner sprach nam ens der Fürstl. Fugger'schen Standesherrfchaft den Wunsch aus, daß der Arbeitsdienst dazu beitragen möge, den jungen Menschen wieder Zucht und Ordnung und Gehorsam beizubringen. Er hoffe zuversichtlich, daß Besitzer und Mieter gut auskommen mögen. Auf unseren großen Kanzler brachte der Redner ein kräftiges „Sieg Heil“ aus. Zum Abschlusse spielte die Musik das Deutschlandlied, das von den vielen Teilnehmern der Veranstaltung begeistert ausgenommen und entblößten Hauptes mitgesungen wurde. Der bereits während der Ansprache einsetzende starke Regen vertrieb rasch die außerordentlich große Zuschauermenge. Der Gemeinderat und die Mitglieder des Volksdienstes besichtigten dann mit großem Interesse die Räumlichkeiten des Lagers und konnten sich ob der praktischen und sauberen Einrichtung nur lobend aussprechen. Die SA.-Formationen sowie die Arbeitswilligen rückten in die verschiedenen Lokale ab zum Essenempfang. Die Arbeitsdienstwilligen, insgesamt etwas über 300 Mann, wurden von der Lagerküche verpflegt. Ab 2 Uhr war das Lager für die Bevölkerung unseres Marktes zur Besichtigung freigegeben. Das Arbeitslager ist eröffnet. Das Fest ist vorbei. Mit frischen Kräften geht nun die Belegschaft unter der rührigen und umsichtigen Führung des Lagerführer Rauh an die Arbeit. Als Erstes wird die Regulierung des Klosterbeurerbaches in Angriff genommen, der erst kürzlich, durch Überschwemmung erhebliche Schäden verursachte.
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Dito S. 6
Memmingen. (Ministerpräsident Siebert in Memmingen.) Am Samstag Nachmittag weilte Ministerpräsident Siebert mit seinem Sohne, Herrn Bürgermeister Dr. Siebert von Lindau, zu kurzem Aufenthalt in unserer Stadt im Cafe Rieger. Der Ministerpräsident fuhr mit Kraftwagen nach Lindau, wo er der Einweihung der Siebert-Jugendherberge und der Hochzeit seines Sohnes, der bei den Magirus-Werken in Ulm in guter Stellung ist, beiwohnte.
Memmingen. (Unglaubliche Frechheit.) Charakterlose Schmierer haben in den letzten Nächten an versch. Stellen der Stadt weiße Inschriften angebracht, die Schmähungen gegen unseren Reichskanzler Adolf Hitler besagten. Am Gefängnis war zu lesen: „Heraus mit unseren Gefangenen“. – Wir können diese Burschen nur ernstlich warnen vor solchen dummen Streichen, denn zu lachen haben sie nichts, wenn sie erwischt werden und daß wir sie herausbekommen, dafür werden wir sorgen. Auch den Schutzhäftlingen dürften die Schandbuben keinen guten Dienst erwiesen haben, denn auf solche Frechheiten hin, werden diese am allerwenigsten freigelassen werden.
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Dito S. 7
Vegangenes Unrecht soll gutgemacht werden.
Feilnbach, Obb., 16. Mai. Am Samstag abend gegen ½ 8 Uhr kam Reichskanzler Adolf Hitler überraschenderweise mit dem Kraftwagen nach Feilnbach bei Aibling. Er begab sich sofort in das Haus „Gott Dank“ zu dem dort wohnenden Abt Albanus Schachleiter, der an diesem Tage in aller Stille sein 50jähriges Ordensjubiläum beging und überbrachte ihm persönlich seine Glückwünsche. Abt Schachleiter war über die hohe Ehrung tief gerührt. Es schloß sich eine Aussprache an, in der die Stellungnahme der kirchlichen Oberbehörde gegenüber Abt Schachleiter erörtert wurde. Reichskanzler Hitler versicherte dem Jubilar, er dürfe sich der sicheren Hoffnung hingeben, daß er dafür sorgen werde, daß das an ihm begangene Unrecht gutgemacht werde. Unterdessen hatte sich vor dem Hause eine große Menschenmenge angesammelt, die den Führer Deutschlands sehen wollte. Die SA. spielte und als der Kanzler aus dem Hause trat, jubelte ihm die begeisterte Menge zu. Sichtlich erfreut über diese Begrüßung trat der Kanzler die Weiterfahrt an.
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Protokoll über die Ausschußsitzung der Vorstandschaft der Gesamt-Handwerkerinnung Ottobeuren vom 4. Mai 33. Die Vorstandschaft beschließt hiermit im Vollzug der Verordnung der Gleichschaltung in den Innungen des deutschen Handwerks nach Ziffer 2 Nr. 9 ihren gesamten Rücktritt. Die Führung der Geschäfte wird nach einstimmigem Beschluß der Vorstandschaft dem Innungsmitglied Herrn Ludwig Dreyer, Malermeister, als Kommissar übertragen.
Ottobeuren, den 4. Mai 1933. Der Ausschuß.
Ich lade hiemit zur Durchführung der oben genannten Gleichschaltung sämtl. Mitglieder der Gesamt-Handwerker-Innung zu der am Donnerstag, den 18. Mai 1933 im Gasthaus zur „Sonne“ stattfindenden außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. – Da die Gleichschaltung in der Gesamt-Handwerker-Innung von großer Bedeutung ist, ersuche ich die Mitglieder um vollzähliges Erscheinen. Geschäftsführender Kommissar: Ludwig Dreyer.
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17.05.1933, S. 4
Wann beginnt Arbeitsdienstpflicht?
Eine Aufklärung von zuständiger Stelle.
Berlin, 17. Mai. Die Reichsleitung des Arbeitsdienste teilt mit: In der Presse ist die Behauptung aufgestellt worden, daß nunmehr der 1. Januar 1934 als Einziehungstermin für die ersten Arbeitsdienstpflichtigen festgelegt sei und daß der Jahrgang 1915 eingezogen werde. Die Reichsleitung des Arbeitsdienstes erklärt demgegenüber, daß noch nicht endgültig feststeht, welcher Jahrgang einberufen wird, auch ist der genaue Einberufungstermin noch nicht festgelegt. Der 1. Januar 1934 ist es keinesfalls.
Die Meldung über die Einziehung des Jahrganges 1919 zur Arbeitsdienstpflicht am 1. Januar 1934 war der Zeitschrift „Deutscher Arbeitsdienst“ entnommen, in der auch die amtlichen Verordnungen des Reichskommissars für Arbeitsdienst veröffentlicht werden. Von zuständiger Stelle wird im übrigen darauf hingewiesen, daß der Termin der Einziehung zwar noch nicht endgültig feststeht, wohl aber um den 1. Januar herum liegen wird. Darüber, welcher Jahrgang zuerst eingezogen werden soll, entscheidet der Reichskanzler bezw. das Reichskabinett, dem allerdings vom Reichskommissariat Vorschläge unterbreitet werden.
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Dito, S. 5
Memmingen. (Bericht des Arbeitsamts Memmingen.) In der ersten Maihälfte hielt die Aufwärtsbewegung am Arbeitsmarkte im Bereiche des Arbeitsamts Memmingen an, wenn auch die Fortführung der Außenarbeiten durch die regnerische Witterung teilweise gehemmt wurde. Am 15. Mai waren 2295 (davon 1897 männlich) Arbeitsuchende, 207 – davon 140 männlich – weniger als am Monatsanfang zur Arbeitsvermittlung vorgemerkt. Am aufnahmefähigsten war das Baugewerbe, das zahlreiche Maurer, Zimmerer und Maler benötigte. Die Überschreitung der Arbeitsuchendenkurve des Vorjahres, die am Monatsanfang 257 ausmachte, beträgt zur Zeit 374. –
In der Arbeitslosenversicherung wurden am 15. Mai 276 (davon 219 männlich), in der Krisenfürsorge 570 (davon 512 männlich) Personen unterstützt.
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Nicht auf das Alter kommt es an, sondern auf den Charakter
Zeitungen können 70 Jahre alt sein, charakterlos sind sie trotzdem, wenn sie ihre Gesinnung stets gewechselt und die Fahne nach dem Wind gerichtet haben. Jeder deutsche [Deutsche] liest nur das Heimatblatt, das stets geradlienig [geradlinig] seinen Weg gegangen ist und schon in schwerer Zeit sich für die Bewegung Adolf Hitlers eingesetzt hat, das ist in unserem Allgäu und Mittelschwaben nur der „Allgäuer Beobachter“!
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Attenhausen. (Neuer Bürgermeister.) Mit dem heutigen Tage hat unsere Gemeinde Herrn Rinninger Max, Bäckermeister, endgültig zum Bürgermeister erhalten. Er wurde nach zwei erfolglosen Wahlgängen ernannt, nachdem er bereits am 7. April als Kommissar bestellt worden war. Er ist Mitglied der NSDAP.
In den letzten 6 Wochen wurde seine Treue auf harte Geduldsproben gestellt. Geschäftsboykott und Anschuldigungen gemeinster Art mußte er über sich ergehen lassen. Wahrhaftig deutscher Männer und deutschen Wesens unwürdig! Noch heißer wurde das Feuer des Kampfs in uns entfacht. Trotz Gründung einer Stahlhelm-Ortsgruppe als Gegenorganisation (!) ist unser der Sieg!
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Kempten. (Eine Hitler-Eiche) wird am heutigen Mittwoch abends 8 Uhr vom SA.-Sturm 46 im Steufzger Wald feierlich gepflanzt unter Mitwirkung einer SA.-Kapelle. Ein weiteres äußerliches Zeichen der Dambarkeit für den grandiosen Schöpfer des neuen, einigen Deutschlands!
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18.05.1933, S. 6
Memmingen. (Memmingen im Zeichen der Kanzler-Rede.) Wohl kaum einen Lautsprecher gab es gestern Nachmittag und vornehmlich abends in Memmingen, der nicht in Tätigkeit war. Überall wurde mit riesigem Interesse die glänzende Rede unseres Reichskanzlers Adolf Hitler vernommen und es gab allseits nur ein Urteil: meisterhaft. Die schärfsten ehemaligen Gegner mußten dies rückhaltlos anerkennen. Wie mancher mag sich im Stillen gesagt haben: Wie töricht hab ich doch früher gehandelt, daß ich mitgeholfen habe diesem Mann und dieser Bewegung solche Schwierigkeiten zu bereiten.
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Ottobeuren. (Generalversammlung der Freiw. Sanitäts-Kolonne vom Roten Kreuz.) Einleitend des Versammlungsbeginns hieß der Kolonnenarzt Dr. Schütte die Mitglieder und besonders Herrn Bürgermeister Joh. Fickler, die Mitglieder des Gemeinderates und der Freiw. Feuerwehr willkommen. Die Niederschriften der letztjährigen Generalversammlung wurden zur Kenntnis genommen. Herr Alfons Raith teilt der Kolonne mit, daß er die Stelle eines Beirates niederlege. Als neue Beiräte wurden gewonnen Herr Bürgermeister Fickler und Herr Dr. Schwegler. Zur Frage der politischen Gleichschaltung gab der Kolonnenarzt ein Schreiben des Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, v. Winterfeld-Menkin an unseren Reichskanzler Adolf Hitler, sowie einen Aufruf des Bayer. Roten Kreuz-Führers Exz. Brettreich bekannt.
Kolonnenbericht 1932
Bestand: 1 Kolonnenführer, 1 Kolonnenführerstellvertrerter, 1 Kolonnenarzt, 1 Kassier, 3 Beiräte, 31 Chargen und Sanitätsleute; Stand: 38 aktive Mitglieder. Passive Mitglieder 105. – Übungs- und Unterrichtsabende: 17. Der Besuch war ein zufriedenstellender. – Ausbildung: Besucht wurde a) der Bezirksfeuerwehrtag in Lauben am 22. Mai 1932, b) die Kreistagung in Augsburg am 18./19. Juni und zwar vom Kolonnenarzt, Kolonnenführer und Schriftführer. Besonders lehrreich und interessant war die Gasschutzübung. Dr. Schütte berichtete an einem Übungsabend über die Hauptpunkte der Tagung. c) Am 21. August besuchte die Kolonne auf Einladung der Kolonne Kaufbeuren eine dort abgehaltene Gasschutzübung, d) Besucht wurde ein Gasschutzvortrag des Herrn Dr. Stürmer in Memmingen. e) Die Schlußübung wurde gemeinsam wieder mit der Feuerwehr abgehalten. – Hilfeleistungen: a) Abgestellte Wachen 54 mit 114 Mann. b) Sonntagsdienst: 29 mit je 3 Mann im Rathaus. c) Transporte: Mit Sanitätsauto 44, mit Fahrbahre 8, mit Begleitung 3, mit Bahn 2, mit Schlitten 2; zusammen 58. d) Geleistete erste Hilfen: 71 Fälle. e) Desinfektionen wurden 15 vorgenommen, f) Bei Brandfällen wurde 7 Mal alarmiert. – Versicherungen sind geblieben. Die Hauptpflichtversicherung wurde 1 Mal in Anspruch genommen, da ein Gartenzaun innerhalb des Ortes hindernd im Weg stand. – Anschaffungen: Verbandmaterial, Schilder für Straßenhilfsdienst. – Veranstaltungen: a) Gemeinsam mit dem Frauenverein vom Roten Kreuz wurde am 14. August ein Rotkreuztag abgehalten. b) Bei der Winterhilfe beteiligte sich die Kolonne durch Sammlung in den Gemeinden des Bezirkes Ottobeuren. Das Ergebnis war sehr gut. – Eine innere Prüfung der Kolonne nahm am 30. April der Kreisleiter Herr v. Ammon-Augsburg vor. Die sämtlichen Bücher und Akten wurden genauestens geprüft und in vollster Ordnung befunden. Der Kreisleiter sprach sich über die mustergültige Buch- und Kassenführung sehr befriedigt aus. Dieses Ergebnis, so bemerkte der Kolonnenarzt, ist ein Verdienst des Schriftführer, Herrn Lehrer Schurrer, und des Kassies, Herrn Michael Fink. Wie diesen beiden Herren, so dankte Dr. Schütte den Chargen und der Mannschaft, besonders den Zeugwarten Holdenrieder Michael und Möslang.
Der Kassenbericht,
abgeschlossen in Einnahmen und Ausgaben, gab ein befriedigendes Bild. Auch der Betrieb des Sanitätsautos zeigte sich rentabel. Die Revisoren Feßler und Geiger Ulrich bezeugten schriftlich die Richtigkeit der Kasse. Zu neuen Kassenprüfern wurden bestimmt Auerbacher Wend., Wagner, und Ripfel Josef, Bäcker. – Über den Stand der Mannschaftsklasse verbreitete sich Herr Hans Hartmann.
Das Programm des neuen Jahres sieht vor:
Unterrichts- und Übungsabende im bisherigen Wechsel; eine Eisenbahnübung; eine Schwimm- und Rettungsübung; die Kolonne Kaufbeuren will Ottobeuren besuchen, die Ottobeurer planen einen Besuch der neuen Kolonne Babenhausen; Beteiligung am Blumentag, gemeinsam mit dem Frauenverein; Kellerfest für Wohlttätigkeitszwecke, gleichfalls in Verbindung mit dem Frauenverein vom Roten Kreuz; am 21. Mai Bezirks-Feuerwehrtag in Markt Rettenbach; am 28. Mai Musterung der Sanitätskolonne (Exerzieren und erste Hilfeleistung) durch Dr. Dorn, Kempten; der Herbst dürfte die Kolonne wieder zur Winterhilfe rufen.
Wünsche und Anträge.
Gutgeheißen wird, das System des Wechselns in der Transportbegleitung beizubehalten. Einem Antrag des Mitglieds Kratzer gemäß sollen zu den Schwimm- und Rettungsübungen auch Schulen und Sportvereine eingeladen nerven (Schauübung). – Für den Freiw. Arbeitsdienst würde es sich empfehlen, zu den jeweiligen Übungs- und Unterrichtsabenden 2 Mann abzustellen. Der Sonntagsdienst soll wie bisher durchgeführt werden. Bedauert wird, daß es der Gemeinde – die Benachrichtigung efolgte noch unter dem alten G.-R. [Gemeinderat] – wegen drückender Fürsorgelasten nicht mehr möglich ist, den früheren Zuschuß in Höhe von 80 Mark zu gewähren. Um einen weiteren kleinen Zuschuß soll die Gemeinde gebeten werden. – Bürgermeister Fickler dankte namens der Gesamtgemeinde der Freiw. Sanitätskolonne für ihre gemeinnützige Tätigkeit im Interesse der Allgemeinheit, besonders der Kolonnenführung und dem Kolonnenarzt. Die Kolonne verdiene die Unterstützung der Bevölkerung, und der Gemeinderat werde, wenn es sich ermöglichen läßt, finanzielle Beihilfen leisten. – Kolonnenführer Sigl dankt dem Kolonnenarzt für seine vielen Mühen und ersucht die Mitglieder, rechtzeitig und vollzählig bei den Übungsabenden zu erscheinen. Zur Übung am Dienstag, 23. Mai, soll mit Dienstanzug (auch Ausweis und Singbuch mitnehmen) angetreten werden. Dr. Schütte erwähnt in seinem Schlußwort, wobei er auch mit Dank der Tätigkeit des Kolonnensührers Sigl gedenkt, daß die Kolonne nun ins 9. Lebensjahr eintrete. Zusammenstehen und treue Kameradschaft sei auch in der Zukunft notwendig. Der Sanitäter arbeite nicht für sich, sondern für andere, gemäß der Losung „Einer für alle und alle für einen!“. Frohsinn und Gemütlichkeit bestimmte die Männer vom Roten Kreuz noch einige Zeit zum Verweilen im trauten Freundeskreis.
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Attenhausen. (Neuer Bürgermeister.) In unserer diesbezüglichen Notiz von gestern hieß es, daß trotz Gründung einer Stahlhelm-Ortsgruppe als Gegenorganisation (!) unser der Sieg sei. Wir haben dazu zu bemerken, daß es uns natürlich ferne lag, den Stahlhelm als solchen, den wir als Bundesgenossen schätzen, anzugreifen. Die örtlichen Mißverhältnisse in Attenhausen ließen es für den dortigen Ort lediglich so erscheinen, jedoch wird uns von der Stahlhelmleitung versichert, daß unter keinen Umständen irgend eine Stellungnahme in irgend einer Form gegen die N.S.D.A.P. oder den dortigen Bürgermeister gebilligt wird, daß im Gegenteil diese Ortsgruppe, wie überall, durchaus unpolitisch sei und eine Politik nicht geduldet werde. Es sei deshalb mit der Bildung gerade dieser Ortsgruppe sehr lange gezögert und bei der Gründung ausdrücklich daraus aufmerksam gemacht worden. – Diese Erklärung gibt uns Veranlassung, auch unsererseits den Ausdruck „Gegenorganisation“ zurückzunehmen, was wir umso lieber tun, da auch wir auf ein gutes Zusammenarbeiten mit dem Stahlhelm Wert legen. – Die Red. –
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Dito, S. 8
Ollarzried Am kommenden Sonntag findet bei Unterzeichnetem Schlachtpartie und von abends 6 Uhr ab Maitanz statt, wozu freundlichst einladet Langegger mit Frau.
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19.05.1933, S. 5
Memmingen. (Bund Naturschutz in Bayern.) Vom Bezirksamt geht uns folgendes zu: Das Frühlingsheft der „Blätter für Naturschutz und Naturpflege" (Schriftleitung Johann Rueß, München, Römerstr. 4) ist soeben erschienen unter dem Leitwort: „Deutsche Art ohne deutsche Natur ist nicht denkbar.“ Es ist wieder eine wahre Fundgrube geistiger und gemütvoller Anregungen. Eine besondere Überraschung und Zierde diesmal sind die farbigen Bildtafeln (Orchideen und Liliengewächse) geschützter Pflanzen, wie sie in den nächsten Heften weitergeführt werden sollen. Kunstmaler Franz Murr, Reichenhall, der Maler dieser Bilder, hat seine Aufgabe künstlerisch und botanisch vorbildlich gelöst. Seine Kunst hat das Heft wertvoller und schöner gemacht. Unter den literarischen Beiträgen des Heftes erwähnen wir die feinsinnige, zeitgemäße Abhandlung über „Richard Wagner und sein Verhältnis zur Natur“ von Schriftleiter Rueß.
Dem neuen Schutzgebiet des „Demlinger Steinbruchs“ widmet Regierungsrat Dr. Wissend eingehende Besprechung. Philosophische Nachdenklichkeiten über Natur und Naturschutz entnehmen wir den Abhandlungen von Schopenhauer, Dr. Bastian Smid und Rueß. Professor Dr. Fischer gibt Neues und Aufschlußreiches über geologische Naturdenkmäler im Allgäu und bespricht seine neue, im Auftrag der Schriftleitung gefertigte pfianzengeographische farbige Karte (Blatt Grünwald), die als Muster und Vorbild für ähnliche Forschungen in anderen bayerischen Landschaften gedacht ist. – Was Oberregierungsrat Schleußinger - Münchberg, Heinz - Kirchheimbolande, Forstdirektor Bailer -Augsburg und unser leider jüngst verstorbener Oberstudiendirektor Förderreuther - Kempten über heimatliche Naturschutzfragen erzählen, ist überaus anregend und wertvoll, ein besonderer Schmuck, in die Prosa eingestreut, sind die Gedichte von E. F. Hofmann, Traevo, Paul Heyse, Richard Wagner. Sogar ein kleines, Preise versprechendes Rätselgärtchen schließt sich an sowie eine freundliche Einladung zur Beteiligung an Bundeswanderungen in den Bayerischen Wald und in das Schutzgebiet der Ammergauer Berge. – Der Bund Naturschutz suchte den Geist deutscher Gesinnung mit der Sorge um Erhaltung unserer heimatlichen Natur auch während der vergangenen Zeiten mit aller Kraft zu verbinden und er weiß, daß die neue Zeit der mächtige Förderer seiner vaterländischen Erziehungsarbeit sein wird.
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Dito, S. 6
Es wird weite Kreise interessieren, daß die bekannte Schokoladenfabrik „Sarotti“ AG. in Berlin-Tempelhof, einen rein arischen Aufsichtsrat und Vorstand hat. Die Aktienmajorität liegt in arischen Händen in der Schweiz. Die Schweizer Majoritätsbesitzer kaufen aber jährlich für mehr als das Doppelte der an Sarotti erzielten Gewinne deutsche Fertigerzeugnisse für den Bedarf ihrer Schweizer Fabriken ein. Selbstverständlich wird die Sarotti Aktiengesellschaft nach den Wirtschaftsgrundsätzen der nationalen Regierung in unbedingter Loyalität geleitet. Die Sarotti Aktiengesellschaft beschäftigt augenblicklich ca. 2500 deutsche Arbeiter und ca. 400 deutsche Angestellte. Sie verarbeitet in ihren Betriebsstätten Tempelhof und Hattersheim am Main seit Jahren nur deutschen Zucker und deutsche Milch!
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Rot a. d. R. (Abtreten, Herr Bürgermeister!!) Überaus zahlreich war die Beteiligung der Roter Einwohnerschaft beim Sprechabend der N.S.D.A.P., am Mittwoch, den 17. Mai, abends, im Gasthaus zum Hirsch. Auf der Tagesordnung standen u. a. Fragen der Gemeindeverwaltung. Punkt 1 des Abends, Zweck und Ziele des Nationalsozialismus, ließen wir ausfallen, und hörten statt dessen die gewaltige Rede unseres Führers im Reichstag durch Rundfunkwiedergabe an. Angefeuert durch den flammenden Protest gegen Ungerechtigkeiten, bekam der Verlauf unseres Abends einen sehr kriegerischen Charakter, bei dem die erregten Teilnehmer nur mit größter Not zurückgehalten werden konnten, tätlich gegen den Bürgermeister vorzugehen. Gegen einen Protestzug durch Rot und zur Wohnung dieses Beamten konnte nichts eingewendet werden. Um den Bürgermeister vor evtl. körperlicher Schädigung zu bewahren, nahmen die Teilnehmer der Versammlung geschlossen an dem Zuge teil. Es wurde dem Bürgermeister, der wiederholt mit den Rufen: abdanken, nieder, verschwinden, herausgefordert wurde, die Entschließung vorgetragen, die die Versammlung einstimmig angenommen hatte: „Der Groß-Teil der Einwohnerschaft der Gesamtgemeinde Rot verlangt den sofortigen Rücktritt des Bürgermeisters Geiger, da die Art seiner Amtsführung zu gewaltigen Beanstandungen gibt und der Charakter seiner Person unsere Arbeit im nationalsozialistischem Sinne gefährdet.“ Da dem Bürgermeister von unbekannten Tätern die Fenster eingeworfen wurden, so beantragten wir am kommenden Morgen beim Staatskommissar in Ulm und beim Kommissar beim Oberamt, für die Sicherheit der Person des Bürgermeisters Sorge zu tragen.
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20.05.1933, S. 6
Ottobeuren. (Freiw. Arbeitsdienst – Lager Ottobeuren.) Die im Westbau der ehem. Kaserne für das Lager des Freiw. Arbeitsdienstes notwendigen Umbauarbeiten sind beendet. Zur Ausbauung des Lagers sind jetzt noch 25 Arbeitsdienstwillige im Lager. Bereits morgen und am Montag werden zu diesen dann noch weitere 45 kommen, sodaß das Lager eine Belegung von 70 Mann aufweist. Ebenso erhält das Lager mit morgigem Tag seinen Lagerführer. Die erste Arbeit die vom Arbeitsdienst in Angriff genommen wird (kommende Woche) ist die Wegneuanlage in der gemeindlichen Waldung Schelmenhaide. Im Südflügel der Kaserne werden zur Zeit noch die Ausbauarbeiten zweier großer Säle usw. ausgeführt. Die feierliche Eröffnung des Lagers dürfte schon an einem der nächsten Sonntage vogenommen werden. – An die Einwohnerschaft ergeht noch die Bitte, dem Lager eventl. vorhandene Bücher und Zeitschriften zur Verfügung zu stellen.
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22.05.1933, S. 6
Und wieder „F. M.“-Haßgesang
Es ist eben leider einmal so auf der Welt, gewisse Leute können nicht leben ohne die liebe Zwietracht. Nun herrschte – endlich – Frieden unter den Zeitungen Memmimgens, die frühere periodenweis oft monatelange Hetze und gegenseitige Herabwürdigung hat ihr Ende genommen, und es war Ruhe eingekehrt. Diese Ruhe aber wurde gewissen Leuten peinlich, denn sie erkannten, daß jene friedlich einsetzende auch in unserer Stadt zum Aufbau führende Entwicklung ihnen allmählich gefährlich, wurde, darum mußte wieder einmal zum Generalangriff ausgeholt werden. Freilich, in offener Feldschlacht konnte man es nicht wagen, es bot sich auch gar keine Angriffsfläche, denn „chronischen Abonnentenschwund“ und Abwandern der Abonnenten zur verhaßten nationalsozialistischen Konkurrenz anzugeben, war doch nicht gut möglich, deshalb gilt es – nach bewährter Methode – zu einem Allerweltsmittelchen zu greifen und das betitelt sich „In eigener Sache“. Was unter dieser Rubrik in der „Memminger Zeitung“ stets zu lesen war, war sehr ergötzlich und wir freuen uns immer aufrichtig, wenn wir wieder solche Geistesprodukte lesen können. Bevor wir jedoch auf jenes Geistesprodukt vom Samstag antworten – und das ist unerläßlich, darauf wartet die gesamte Einwohnerschaft Memmingens und seiner Umgebung – eine Feststellung: Warum jetzt wieder angreifen in dieser gehässigen Art und Weise? Hätte es, wenn schon unsere vorhergehenden Feststellungen ohne Namensnennung so tief ins Herz geschnitten haben, nicht genügt, wenn man in ruhiger sachlicher, vielleicht in humoristischer, spitzfindiger Art und Weise geantwortet hätte? Kann man sich da wundern, wenn unsere Antwort auch etwas deutlich ausfällt, denn Verleumdungen können wir nicht über uns ergehen lassen, am wenigsten heute, da wir Regierungsorgan und Amtsblatt sämtlicher Behörden sind.
Zunächst zu der gekünstelten Entrüstung des Herrn „F. M.“ wegen des Wortes „Konjunktur-Ritter“. Hierüber ein weiteres Wort zu verlieren erübrigt sich im Grunde genommen, denn man lese nur die Ausführungen des Herrn Mayr und man hat genug. Wir möchten aber unseren Lesern gerne ersparen, deswegen die „Memminger Zeitung“ zu kaufen, aus diesem Grunde wollen wir auch diese Zeilen getreulich wiedergeben.
Die „Memminger Zeitung“ ist während der ganzen 70 Jahre ihres Bestehens stets einen aufrechten, gradlinigen Weg gegangen, wurde immer in nationalem Sinn geleitet. So war es auch in letzter Zeit. Da stand die „Memminger Zeitung“ hinter der Regierung Brüning, ebenso hinter der Regierung Papen, getreu der Politik des Bauernbundes, der immer für eine autoritäre Staatsregierung eingetreten ist. Genau so war es, als Adolf Hitler am 30. Januar ds. Jhrs. zum Reichskanzler ernannt wurde, denn die „Memminger Zeitung“ kannte immer nur die Sache, nicht die Person. Sie hat deshalb auch nicht abgewartet, bis Adolf Hitler durch die Wahl des deutschen Volkes am 5. März 1933 zur Macht gelangte, sondern hat sich sofort hinter ihn und seine Regierung gestellt. Sie hat also nicht die Fahne nach dem Wind gerichtet, sondern vom ersten Augenblick an der nationalen Regierung Hitler Gefolgschaft geleistet. Für sie gab es eben nur deutsche Volksverbundenheit und deutsche Volksgemeinschaft. Das ist der wahre Tatbestand. Um aber jeden Irrtum zu vermeiden, sei noch ausdrücklich festgestellt, daß die „Memminger Zeitung“ auch heute noch nicht nationalsozialistisch ist, sondern wie von je einfach national, obwohl der Bauernbund sich aufgelöst hat und hinter dem nationalsozialistischen Reichsbauernführer Darré steht, während die, Bauernbundsabgeordneten in die nationalsozialistische Landtagsfraktion eingetreten sind. Wir lehnen eben jede Konjunkturpolitik ab.
Also wirklich prachtvoll! Schöner hätte man unsere Ansicht nicht bestätigen können. Aufrechter, geradliniger (!) Weg, immer im nationalen Sinn geleitet, immer für eine autoritäre Staatsregierung und für Adolf Hitler „schon“ eingetreten als dieser Reichskanzler wurde. Also immerhin eine recht schöne Wandlung durchgemacht, nicht wahr? Aber wie war es denn früher? Sind denn die Stöße von Flugblättern der Räterepublik durch Zufall in die Keller der „Memminger Zeitung“ gekommen? Und 1919-20 stand da die „Memminger Zeitung“ auch im „nationalen“ Lager? Sollen wir gelegentlich mit einigen Zeitungsausschnitten aus jener Zeit aufwarten? Wenn Sie das, Herr Mayr, geradlinig nennen, dann tun Sie es nur weiter; in Memmingen werden Sie keinen zweiten finden, der im Ernste Ihrer Ansicht ist. Auch den greisen Feldmarschall v. Hindenburg ziehen Sie herein, obwohl das gar nicht zur Sache gehört und dann holen Sie aus zum großen Schlage:
Im übrigen handelt der „Allgäuer Beobachter“ mit seinen fortwähren Vorwürfen gegen die „Memminger Zeitung“ direkt gegen die Intentionen des Führers Adolf Hitler und der meisten seiner Unterführer, die wiederholt nachdrücklich erklärten, „sie reichten jedem die Hand, der guten Willens ist und hinter der nationalen Regierung steht“. Das geht denn doch über die Hutschnur! Ausgerechnet Sie, Herr F. M., wollen uns vorwerfen, daß wir gegen unseren Führer Adolf Hitler handeln, hinter den wir uns 10 Jähre und länger, in einer Zeit in der Sie ihn und seine Bewegung aufs schärfste bekämpften und verleumdeten, mit jeder Faser unseres Herzens stellten und ihn und seine Bewegung bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen wir heute ebenso bereit sind. – Nein. Herr Mayr, täuschen Sie sich nicht, wir sabotieren nicht die Intentionen des Führers, im Gegenteil, ganz seiner Weisung gemäß reichen wir jedem Volksgenossen der ehrlichen Willens ist, die Hand, denn wie Sie richtig schreiben: Das ganze Deutschland soll es sein. Denn was sollte auch der einzelne Volksgenosse im allgemeinen dafür können, daß er unser Gegner war, er ist ja tagaus tagein so informiert worden – auch von Ihnen, Herr Mayr – man hat ihm ja täglich und stündlich gelehrt nur schlecht zu denken über die Nationalsozialisten. Da wissen wir aber sehr wohl einen Unterschied zu machen, nämlich den zwischen Verführten und Verführern. Verführten verzeihen wir gerne und nehmen sie mit Freuden auf in unseren Reihen, von Verführern wollen wir nichts wissen und wenn sie sich 10 Mal anbiedern. Deshalb werden wir unverblümt weiter Front machen gegen solche, die jetzt ihren Nationalsozialismus in einer kaum zu überbietenden Weise entdeckt haben . . ., weils das Geschäft verlangt. Die Sache ist doch ganz handgreiflich, Sie wollen heute nationalsozialistisch schreiben, um dem „Allgäuer Beobachter“, der sich in außerordentlich zähem Kampfe einen beachtlich großen Abonnentenstand geschaffen hat, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das wird Ihnen bestimmt nicht gelingen. Herr F. M.
Vom Verschmelzen reden Sie. Wir wollen hier zunächst nicht Stellung nehmen, sondern nur erwähnen, daß wir den hohen Abonnentenstand und Sie die besseren Maschinen – wenigstens bis jetzt – hatten. Aus diesem Grunde ist ein solches Bestreben nicht zuletzt im Interesse der Memminger Bürgerschaft und der Einwohnerschaft der umliegenden Gemeinden nur zu begrüßen, aber wenn wir deutlich werden sollen, Herr Mayr seien Sie überzeugt, die großen Geschütze stehen bereit, sie werden auffahren, wenn es notwendig ist. Das sagt Ihnen der „Unverantwortliche“, der als Verantwortlicher zeichnet. – Traurig genug, daß Sie als Redakteur zu solchen Mätzchen greifen müssen und wieder – nach Ihrer gehässigen Art, die sich so recht deutlich ja vor wenigen Monaten gezeigt hat – zum Persönlichen Zuflucht nehmen. Als alter, erfahrener Redakteur müßten Sie wissen, daß es keine Kleinigkeit ist, allein eine Tageszeitung in der Größe des „Allgäuer Beobachter“ – noch dazu, als Nichtfachmann – zu leiten, das müßten Sie anerkennen statt in Ihrer blinden Gehässigkeit so zu verfahren. – Zum Schlusse wollen Sie noch nach alter Taktik den Zankapfel in unsere Reihen werfen, indem Sie in lügnerischer Weise behaupten, dieses „rüde“ Vorgehen (von uns) würde in leitenden Kreisen der hiesigen nat.-soz. Ortsgruppe nicht gebilligt. Es wird genügen, wenn wir Sie in diesem Zusammenhang auf die Bekanntmachung der Kreisleitung Memmingen-Stadt in unserer heutigen Ausgabe aufmerksam machen. Vielleicht werden Sie, Herr F. M., dann einmal zu der Überzeugung kommen, daß in Memmingen Ortsgruppe und „Allgäuer Beobachter“ niemals auseinander zubringen sind.
Damit unsere Leser aber wieder einmal einen kleinen Begriff bekommen, wie sehr von Ihnen selbst vor einem Jahr noch im „nationalen“ Gedanken gekämpft wurde, nachstehend einen kleinen Ausschnitt. Es sei gleich hinzugefügt, wir haben derer hundert auf Lager und können, wenn notwendig, alltäglich mit einem solchen ergötzlichen „F. M.-Artikel“ aufwarten. Es liegt uns dabei vollkommen ferne, ehrlich Gesinnte, die sich heute zum Nationalsozialismus bekannt haben, abzustoßen, es soll aus diesem Grunde auch kein Artikel der Bauernbunds- und Mittelstandskorrespondenz herausgegriffen sein, sondern ausschließlich die mit „F. M.“ gezeichnet sind. Genügt Ihnen das für heute, Herr F. M.? Wenn nicht, wir haben es noch besser auf Lager. – Wenn ja, dann joll es uns recht sein, dann soll wieder Friede einkehren unter den Zeitungen in Memmingen. An uns soll es nicht fehlen!
Fritz Kerker, Schriftleiter des „Allgäuer Beobachter“.
Die „Memminger Zeitung“ schreibt in einem ihrer berühmten F.M.-Artikel am 6. Februar 1932 u.a.:
„ … Da würden dann auch die Ungezählten in das Mittelstandslager zurückströmen, die unter dem Druck der Not und, dem Einfluß hohler Phrasen und leerer Versprechungen erliegend, zu anderen Parteien hinübergewechselt waren. Renegaten und Überläufer hat es zu allen Zeiten und allerorten gegeben, und gerade diese traurigen Gesellen sind es in der Regel, die das frühere heimische Nest am meisten beschmutzen. Die größte Anziehungskraft übte da aus die NSDAP., die heute über Millionen Anhänger zählt. Auch der Bauer verkennt nicht die Größe und Kraft dieser Bewegung und er würde es nur begrüßen, wenn diese Kraft in fruchtbringende Tat – natürlich auch für die deutsche Landwirtschaft – umgesetzt würde. Dann ließe sich mit den Nationalsozialisten wohl ein Wort reden. So aber ergibt sich das Unglaubliche, daß Bauern zur NSDAP. überlaufen, ausgerechnet zu der Partei, die nach ihrem Programm nicht einmal das uneingeschränkte Eigentum des Bauern auf seinen Grund und Boden anerkennt, die allein von allen Parteien gegen jedes Gesetz zugunsten der Landwirtschaft stimmte, die keine positive Arbeit leistet, sondern nur unfruchtbare Opposition gegen alles und jedes treibt. In letzter Zeit aber haben die Nationalsozialisten „auf Geheiß von oben“ ihr „Herz für die Landwirtschaft“ entdeckt, und zu diesem Zweck halten sie nun landauf landab – in den Städten ist für sie nichts mehr zu holen – in allen Dörfern und Märkten Versammlungen ab und werben dort, genau wie in den täglichen Riesenartikeln ihrer Gazetten, um die „Seele des Bauern“. Das Werbegeschäft blüht aber in letzter Zeit nicht mehr, läßt vielmehr an Erfolg bedeutend nach, besonders seitdem der Bauerneinigungsgedanke immer mehr an Kraft und Bedeutung gewinnt. Jeder vernünftig und objektiv denkende Bauer sagt sich eben: „Warum soll ich Hitler-hörig werden, wenn ich doch als freier Bauer auf freier Scholle meine eigenen Geschicke vertreten kann? Und warum jetzt auf einmal die um Hitler so „bauernfreundlich“ geworden sind? Bauern ohne Euch – kein Drittes Reich! Das ist des Pudels Kern und des Rätsels einfache Lösung. Wie es den Bauern aber im Dritten Reich ergehen würde, ist bei dem bekannten Gewalt- und Diktatsystem der N.S.D.A.P. – vergleiche auch die bekannten Hessen-Dokumente – für jeden Einsichtigen ohne weiteres klar. Und der alte erprobte Vorkämpfer der Bauernsache, Geheimrat Dr. Heim mag nicht ganz unrecht haben, als er jüngst in Regensburg am Schluß einer durch wüste Skandalszenen seitens der Nationalsozialisten schwer gestörten Versammlung erklärte: „Wenn den Bauernstand der letzte Todesstoß treffen soll, dann trifft er ihn in dem Moment, wo diese Bewegung an die Regierung kommen würde.“ (Fettdruck von uns. Die Red.) – Anmerkung der Schriftleitung: Kommentar überflüssig
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Dito, S. 7
Kirchheim. (Aus der Bewegung.) Bei vollbesetztem Adlersaale fand gestern die Gründung des NSDAP. Kampfbundes statt, in welchem Herr Pg. [Parteigenosse] Hermann - Mindelheim als Kreiskampfleiter in ausführlicher Weise referierte. Ein sehr guter Erfolg war ihm beschieden, denn nicht weniger als 38 Pg. und Interessenten traten dem Kampfbund bei, um in dieser Organisation mitzuhelfen und mitzukämpfen zur Erreichung der großen Ziele unseres Führers. Bestimmt wurden zum Kampfbundleiter Ortsgruppe Kirchheim Pg. Schwarz Franz, Maurermeister; für den Einzelhandel Pg. Graf Bernhard, Spenglermeister; für das Gewerbe Pg. Gras Carl, Müllermeister. Und nun an die Arbeit und in den Kampf im Sinne unseres Kampfbundkreileiters Pg. Hermann. – „Heil Hitler!“
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Parteinachrichten
Die Memminger Zeitung schreibt in ihrer Nummer vom letzten Samstag, das Vorgehen des Allgäuer Beobachters gegen die Memminger Zeitung werde in den „leitenden Kreisen“ der hiesigen nat.-soz. Ortsgruppe nicht gebilligt. Leitende „Kreise“ gibt es bei uns nicht. Wir sind keine Demokraten. „Der Leiter“ bin ich. Ich selbst habe den Allgäuer Beobachter gründen helfen, weil die politische Haltung der Memminger Zeitung charakterlos war, weil sie schamlose Unwahrheiten über unseren verehrten Führer verbreitete. Ich erkläre, daß ich schon hinter Pg. Wölfle gestanden bin und erst recht hinter unserem jetzigen Schriftleiter Pg. Kerler stehe. Seine Haltung gegenüber der Memminger Zeitung billige ich ausdrücklich.
Reiger, Kreisleiter.
[Am 23.05.1933 nochmals; ergänzt um den Zusatz:]
Der vorstehenden Erklärung der Kreisleitung Memmingen-Stadt schließe ich, mich für die Kreisleitung Memmingen-Land vollinhaltlich an.
gez. Schwarz, M.d.R. [Mitglied des Reichstags], Kreisleiter.
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23.05.1933, S. 6
Freiwilliger Arbeitsdienst – Lager Ottobeuren.
Ottobeuren. Zum erstenmal, am 18. März in einer Gründungsversammlung, faßte auch hier durch Gründung eines Vereins für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes, der Gedanke des Arbeitsdienstes Fuß. Emsig wurde in der Zwischenzeit an der Ausbauung der Räume in der ehemal. Kaserne für ein Lager gearbeitet.
Der Westflügel ist ausgebaut und bereits mit den jetzt anwesenden 70 Arbeitsdienstfreiwilligen belegt. Ein Durchgang durch die fertigen Räumlichkeiten und die noch zur Zeit im Ausbau befindlichen Räume zeigt dem Besucher, daß das Ottobeurer Läger ein Musterlager wird. Am kommenden Sonntag findet nun bereits die Einweihungsfeier des Lagers statt, an diesem Tage kann das Lager auch durch, die Allgemeinheit besichtigt werden. – Zu der schlichten Feier, bei der auch verschiedene Führer des Arbeitsdienstes anwesend sein werden, ist die Bevölkerung von hier und der Umgebung, insbesondere auch die Herren Bürgermeister und Gemeindeverwaltungen der umliegenden Gemeinden schon heute herzlichst eingeladen. Das nähere Programm wird noch durch die Tageszeitungen veröffentlicht werden.
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24.05.1933, S. 6
Sitzung des Marktgemeinderats Ottobeuren
am Freitag, den 19. Mai 1933.
Zur Sitzung waren erschienen der 1. Bürgermeister Fickler und die Gemeinderatsmitglieder Ripfel A. [August], Dreyer Ludwig, Micheler Eugen, Maurus Josef, Hief Franz, Specht Karl, Höbel Georg, Fink Michael, Dr. Hans Breher, Hafner Alois. Den Vorsitz führte Bürgermeister Fickler, Schriftführer Obersekr. Stingl.
1. Vor der Sitzung fand in Anwesenheit des H. Oberbauamtmanns Stahlschmidt vom Kulturbauamt Kempten eine Ortsbesichtigung in Sachen Hochwasserbeseitigung in der Bahnhofstraße etc. statt. Nachdem Oberbauamtmann Stahlschmidt Aufschluß erteilte, wurde beschlossen, das ausgearbeitete Projekt für die Errichtung eines Flutkanals oberhalb Ottobeuren nicht zu verwirklichen und dafür den Weg Pl-Nr. 1104 ½ der Steuergemeinde Ottobeuren von der Bezirksstraße bis zu dem über die Straße führenden Kanal um ca. 30 bis 35 cm zu erhöhen, dadurch wird ein natürlicher Schutz, gegen das von Eldern her dringende Wasser erreicht werden. Außerdem sollen die bisherigen Ablaufröhren durch solche mit 60 cm lichter Weite ersetzt werden.
Ferner soll der Frage der Regulierung des Gaisbachleins nunmehr näher getreten werden. Beabsichtigt ist die Regulierung etwa von Plannummer 1188 ½ ab (Steuergemeinde Ottobeuren.) Der neue Lauf des Bächleins soll direkt zur Badeanstalt durch dieselbe unter der Bahnhofstraße zum Post- und Bahngebäude führen. Zum Zwecke der Durchführung einer solchen Regulierung sollen die beteiligten Angrenzer demnächst zwecks Gründung einer Genossenschaft zu einer Versammlung eingeladen werden. Seitens des Kulturbauamts Kempten werden die entsprechenden Kalkulationen zur Verfügung gestellt. Bei der Regulierung würden, um den übrigen Genossen entgegenzukommen, die Durchlässe durch die Straß en auf Kosten der Gemeinde errichtet und für die Genossenschaftsmitglieder verbilligtes Holz zur Verfügung gestellt werden.
2 . Dem Gesuch des Konditors und Cafebesitzers Hasel jun. um Genehmigung zum Bau eines Privatsteges von seinem Anwesen über die Günz zum Silachweg wird auf Ruf und Widerruf gegen Entrichtung einer jährr. Anerkennungsgebühr von 1 Mark stattgegeben. Hasel hat für den Unterhalt des Steges und der in Mitleidenschaft gezogenen Uferteile selbst auszukommen.
3. Bezüglich Aufnahme des Dienstknechtes Michael Thoma ins hiesige Pfründespital werden der 1. Bürgermeister Fickler und Spitalverwalter Fink zum Abschluß der Verhandlungen im Sinne der Besprechung ermächtigt. – Auf dem dem Obst- und Bienenzuchtverein Ottobeuren beim Pumpwerk unentgeltlich zur Verfügung gestellten Bauplatz ist zu Gunsten der Marktgemeinde Ottobeuren ein Vorkaufsrecht einzutragen. In diesem Sinne ist der Beschluß vom 6. Mai c. Abgeändert.
4. Die Zwangsinnung der Friseure und Bader in Memlmingen ersuchen in einem Schreiben vom 14. Mai c. um Beteiligung sämtlicher Friseure für die anfallenden Arbeiten im hiesigen Krankenhaus. Das Gesuch wird zurückgeleitet mit dem Hinweis, daß es sich hier um ein Bezirkskrankenhaus handelt, wofür der Bezirk maßgebend ist. Für das gemeindl. Spital und Altersheim wurde bisher jeder zugelassen, der sich darum beworben hat.
5. Der seitens der Freiw. Feuerwehr Ottobeuren eingereichte Kostenvoranschlag wegen Telefon- und Alarmeinrichtung wird zur Berichtigung zurückgegeben.
6 . Dem Gesuche des Gastwirts Karl Köhler dahier um Überlassung des Erlöses aus dem Verkauf des Düngers der Beschälstation wird stattgegeben, und zwar für das laufende Jahr.
7. Die Mittel zur Anschaffung von Lesekästen etc. für die hiesigen Schulen werden genehmigt.
8 . Von den Sägewerksbesitzern Albrecht, Schaber und Hatzelmann wird für das seitens der Gemeinde zum Verkauf stehende Stammholz (ca. 72 cm) gemeinsam 43 v. H. geboten. Das Holz wird um diesen Preis verkauft und muß sofort abgefahren werden. Zahlungsbedingungen: Hälfte 1. Juli 33, Rest am 1. Oktober 1933.
9. Die gemeindlichen Ausschüsse werden wie folgt neu gebildet:
a. Ortsfürsorgeausschuß:
Der 1. Bürgermeister,
Die Gemeinderatsmitglieder: Dr. Breher, Dreyer Ludwig, Höbel Georg; als Stellvertreter: Micheler Eugen, Ripfel August, Hief Franz.
Der Pfarrvorstand; ein Vertreter der Fürsorgeberechtigten Freudling Johann, Mühlbachstraße 165, als Stellvertreter Reisacher Johann, Bergstr. 18.
b. Bauausschuß:
Die Gemeinderatsmitglieder Micheler Eugen, Fink Michael, Ripfel Aug., Specht Karl, Dreyer Ludwig.
c. Ausschuß für schnell zu entscheidende Fälle:
Maurus Josef, Micheler Eugen, Specht Karl.
d. Örtliches Schiedsgericht zur bayer. Schlachviehversicherung:
Hafner Alois, Stellvertreter Ripfel August.
e. Körausschuß (Sachverständige):
Hafner Alois, Vollmar Anton.
f. Gemeindevertreter für Haussuchungen:
Hief Franz.
g. Waldaufsicht:
Fickler Johann Bürgermeister, Hafner Alois.
h. Straßenwesen:
Bürgermeister Fickler, Höbel Georg.
i. Gemeindl. Vertreter für den Steuerausschuß:
Für Grundbesitzabteilung als Mitglied Bürgermeister Fickler, als Stellvertreter Michael Hatzelmann und Anton Vollmar.
Für Gewerbeabteilung als Mitglied Josef Maurus, als Stellvertreter Karl Specht und Ripfel August.
k. Gemeindl. Schätzleute:
Mayer Johann, Baumeister; Hafner Blasius.
Stellvertreter Vollmar Anton.
l. Sachverständige für Landwirtschaft:
Bürgermeister Fickler, Anton Vollmar.
m. Pfründespital und Stiftungen:
Fink Michael (zugleich Kassenverwalter der Stiftungen)
Stellvertreter Georg Höbel
n. Friedhofsverwaltung:
Filgis Xaver als techn. Leiter (Verwaltung in der Gemeindekanzlei)
o. Feuerbeschau-Kommission:
Mayer Johann, Baumeister; Hief Franz, Eschenlohr Hans und Filgis Xaver.
p. Aufsicht über die Wasserleitung:
Hief Franz.
q. Friedhofausschuß:
Specht Karl, Dr. Hans Breher, [Steinmetzmeister] Hohl Josef [14.03.1911 - 06-03-1990], Bez.-Gärtner Herz, Plersch Ludwig. Der techn. Friedhofleiter Xaver Filgis ist ebenfalls Mitglied des Ausschusses.
r. Wasserzinsausschuß:
Die Gemeinderatsmitglieder Hief Franz, Ripfel August, Höbel Georg. – In folge der in letzter Zeit sehr stark aufgetretenen Klagen in Bezug auf die Berechnungsweise des Wasserzinses wird der Ausschuß durch folgende Mitglieder erweitert:
Miller Johann-, Landwirt, Oberer Markt
Dorer Bernh., Oberer Markt
Weiß Anton, Landwirt, Oberer Markt,
Hölzle Franz, Landwirt, Unterer Markt.
10. Für Lesen von Wettermessen wird in Zukunft ein Betrag von 15 RM. bereitgestellt.
11. Der Marktgemeinderat nimmt von einer Mitteilung des Stadtrats Schrobenhausen vom 13. Mai c., unter welchen Umständen das dortige Finanzamt wieder zurückgewonnen wurde, Kenntnis, und beschließt nunmehr, umgehend bei den zuständigen Stellen mit den nötigen Unterlagen vorstellig zu werden in Sachen Aufhebung des Amtsgerichts Ottobeuren. Es wird sodann eine Entschließung sämtlicher Gemeinden des ehem. Amtsgerichtsbezirks Ottobeuren sowie diesbszügl. Schriftsätze der Gesamthandwerkerinnung Ottobeuren und des Gesamteinzelhandels Ottobeuren zur Kenntnis genommen. Des weiteren wurde beschlossen, von hiesigen größeren Firmen (Eugen Micheler, Brauereien, Sägewerke, Versandgenossemschaft) wegen Unterstützung unserer Forderung auf Wiederherstellung des Amtsgerichts Ottobeuren schriftliche Unterlagen einzuholen. Insbesondere ist auch mit dem hiesigen Notariat ins Benehmen zu treten.
12. Zum Zwecke einer sicheren Aufbewahrung gemeindlichen Baumaterials und dergl. soll wegen Gewinnung eines entsprechenden Platzes mit dem hiesigen Kloster oder mit der Versandgenossenschaft in Verbindung getreten werden.
13. Gemeinderatsmitglied Dreyer weist auf die Unsitte hin, daß die Bürgersteige mit großen Milchwagen befahren werden und ersucht um Abhilfe.
14. Der zum Zwecke der Prüfung der Rechnungen der letzten Jahre eingesetzte Ausschuß bleibt als ständiger Ausschuß zur Nachprüfung aller eingehenden Handwerkerrechnungen und dergl. Bestehen.
15. Zu dem Gesuche des Konditorei- und Cafe-Besitzers Josef Hasels um Behandlung seines Gesuches vom 5. 4. 30 (das bis jetzt auf sein Ansuchen zurückgestellt wurde), die Erlaubnis zum Ausschank von Wein ohne Sortenbeschränkung betreffend, wird nunmehr nach kurzer Aussprache und Beratung in geheimer Sitzung wie folgt Stellung genommen:
1. Die Bedürfnisfrage für den Ausschank von Wein allgemein, also ohne Beschränkung auf gewissen Sorten, wird bejaht. Als Begründung wird der wachsende Fremdenverkehr (insbesondere der Passantenverkehr) Ottobeurens, das wegen seiner Basilika und seinem wertvollen Kloster (und Museum) sowie seiner landschaftlich reizvollen Umgebung und der guten Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten gerade in den letzten Jahren weit und breit bekannt und rege besucht wurde, angegeben. Es soll deshalb auch dem verwöhnteren Publikum (inbezug auf Genuß von Weinen) Rechnung getragen werden.
2. Persönliche Versagungsgründe nach Paragraph 2 Ziffer 1 und 2 – Gaststättengesetz v. 28. 4. 0 – sind nicht gegeben.
3. Die Lokale entsprechen nach Lage und Beschaffenheit den polizeilichen Anforderungen.
Hierauf geheime Sitzung. Stgl. [Obersekr. Stingl]
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Fahnen heraus!
Am kommenden Freitag [26.05.1933] gilt es, das Gedächtnis an unseren unvergeßlichen Helden, der den Märtyrertod für Deutschland gestorben ist, Albert Leo Schlageter, anläßlich dessen zehnjährigen Todestages zu feiern. Jeder Deutsche hilft mit, den Tag des großen Herden würdig zu gestalten. Fahnen heraus muß deshalb die Parole jedes Deutschen sein! Nachdem, wie der Stadtrat heute bekannt gibt, die städtischen Gebäude sämtliche Flaagenschmuck tragen, werden sämtliche Volksgenossen aufgefordert, dasselbe zu tun. Memmingen muß wieder ein feierliches Aussehen haben!
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Dito (24.05.1933), S. 8
Achtung Die aktuellsten und seltensten aller bisher erschienenen Postkarten des Volkskanzlers:
Hitler als Frontsoldat im Felde
Hergestellt nach den einzig in der Welt existierenden Original-Amateur-Photos eines überlebenden Kriegskameraden des Volkskanzlers. Jede Postkarte ein Dokument unvergleichlicher Art! Jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau sollte sich diese einzigartige Postkarten-Serie erwerben, um damit Zweifler aufzuklären und zu bekehren.
Wie Hitler heute aussieht, weiß jedes Kind, die wenigsten aber wissen, wie er aussah, als der einfache, unbekannte Frontsoldat, Gefechts-Ordonnanz des 16. Bayer. Res.-Inf.-Regiments (List).
Preis per Serie RM. -.50 Alleinvertrieb für das Bezirksamt Memmingen:
„Allgäuer Beobachter“ Memmingen, Salzstraße 20
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26.05.1933, S. 5
Memmingen. (Einführung der Pflichtarbeit durch das Arbeitsamt Memmingen.) Entsprechend einer Anordnung des Präsidenten des Landesarbeitsamts Bayern, wonach möglichst alle Unterstützungsempfänger, denen keine Arbeit aus dem freien Arbeitsmarkt oder bei Notstandsarbeiten vermittelt werden kann oder die nicht für den Arbeitsdienst und die Landhilfe in Frage kommen, mit Pflichtarbeiten beschäftigt werden sollen, hat der Vorsitzende des Arbeitsamts Memmingen dfe Einführung der Pflichtarbeit für sämtliche Unterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung und Krisensürsorge auf Grund des Par. 91 ABABG. ab 29.5.1933 angeordnet. – Durch die Pflichtarbeiten müssen Schädigungen des Arbeitsmarktes und des Einzelnen vermieden werden. Es kommen daher nur zusätzliche und gemeinnützige Arbeiten in Frage. Die Gemeinden als hauptsächliche Träger der Pflichtarbeit haben sich bereiterklärt, entsprechende Arbeiten zur Verfügung zu stellen. – Nachdem nun der Grundsatz „keine Leistung für arbeitsfähige Menschen ohne Gegenleistung“ Verwirklichung findet, wird sich kein arbeitswilliger Mann ernstlich sträuben, seiner Pflichtarbeit Genüge zu tun. Es wird selbstverständlich Sorge getragen, daß offensichtliche Härten für den einzelnen Arbeitslosen vermieden werden. – Wer sich ohne stichhaltigen Grund weigert, die angebotene Pflichtarbeit zu leisten, setzt sich der Entziehung der Unterstützung und der Verhängung von Sperrfristen aus.
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26.05.1933, S. 5
Memmingen. Im Nachtrag zu unseren Ausführungen über die Sitzung des Bezirkstages veröffentlichen wir die Steuerausschußmitglieder und ihre Stellvertreter. Für das Finanzamt Memmingen wurden vom Bezirkstag gewählt:
Mitglied Heiligsetzer Joh., Moos, Gem. Legau, Stellvertreter Uhl Josef, Heimertingen, Hiemer Sigm., Bandholz. Mitgl. Phil. Schachenmayer, Grönenbach, Stellvertr. Graf Ignaz Legau, Schütz Georg, Heimertingen. Mitgl. Gottfried Kustermann, Benningen, Stellv. Kartheininger Ludwig, Boos und Rapp Joses Fellheim. Vom Bezirkstag neu bestellte Gemeindevertreter in den Steuerausschuß für Gemeinden untef 2000 Einwohner für die Gemeinden Amendingen, Benningen, Memmingerberg, Trunkelsberg und Eisenburg: Mitgl. Schedler Kasp., Benningen, Stellv. Kreck Georg, Amendingen; Wiblishauser Martin, Memmingerberg. Mitgl. Fein Xaver Amendingen, Stellv. Sauter Ernst, Trunkelsberg; Wunderer Josef Amendigen; für die Gemeinden Dickenreishausen, Woringen, Zell, Volkratshofen, Mitgl. Einsiedler Jakob, Woringen, Stellvertr. Karrer Joh., Woringen, Keßler Kasp., Volkratshosen Mitglied Rabus Johann Gg., Dickenreishausen, Stellvertr. Einsiedler Jak., Woringen, Riegg Bened. Zell. Für die Gemeinden Ferthofen, Kardorf, Kronburg, Lautrach und Steinbach, Mitgl. Franz, Kardorf, Stellv. Segl Hans, Lautrach, Schweighardt Anton, Kronburg, Mitgl. Haeßler Friedr., Kronburg, Stellvertr. Riedmüller Joh., Steinbach, Reiß Alois, Steinbach. Für die Gemeinden Boos, Fellheim, Niederrieden, Pleß, Mitgl. Steck Anton, Boos, Stellv. Werdich Martin. Pleß, Pöckeler Martin, Fellheim; Mitgl. Munding Andreas, Pleß, Stellv. Rogg Georg, Niederrieden, Sieger Johann. Heimertingen und Steinheim, Mitgl. Rauh Jos., Heimertingen; Stellv. Honold Gg., Steinheim und Kraus Anton, Buxheim. Mitglied Honold Mich., Spitalmühle; Stellv. Rehm Jak., Steinheim, Wiblishauser Johannes, Egelsee. Von den Gemeinden selbst neu bestellte Gemeindevertreter für Grönenbach Mitgl. Kienle Engelh., Herbisried, Stellv. Wiedemaier Mytth., Grönenbach, Mitgl. Laminet Albert, Ziegelberg, Stellvertr. Kienle L., Grönenbach. Für die Gem. Legau: Mitgl. Haug Joh. Nep., Voglers; Stellvertr. Natterer Franz Legau; Mitgl. Echteler A., Legau, Stellvertr. Hörberg K., Legau.
Für das Finanzamt Ottobeuren vom Bezirkstag gewählte Mitglieder: Mitgl. Rinderle Engelb., Niederdorf, Sellvertr. Karrer Mich., Lerchenberg; Schlichting Adolf; Eheim; Mitgl. Schieber Jak., Erkheim; Stellv. Fröhlich A., Hawangen; Rogg L., Sontheim; Mitgl. Miller Joh., Ollarzried; Stellv. Schreiegg Max, Ollarzried; Weiß, Karl, Eggisried. Mitgl. Fergg Adolf, Ottobeuren, Stellv. Schütz Franz, Erkheim, Hief Franz Ottobeuren. In die Umlaufabteilung wurde gewählt als Mitglied Fergg Adolf, Ottobeuren und Kellerle Ludwig, Ottobeuren als Sellvertreter. Vom Bezirkstag neu bestellte Gemeindevertreter für Gemeinden unter 2000 Einwohner für die Gemeinden Arlesried, Daxberg, Erkheim, Frickenhausen, Schlegelsberg Mitgl. Woeßner Mich., Arlesried, Stellv. Wassermann J. Gg., Frickenhausen, Huber A., Erkheim. Mitglieder Hengeler Ben., Erkheim, Stellv. Kusterer Karl, Erkheim, Maier Gg. Daxberg. Für die Gemeinden Egg, Günz, Holzgünz, Lauben und Schweighausen Mitgl. Häring A., Rummeltshausen, Stellv. Glogger Jg., Egg; Kästle Joh., Lauben; Mitgl. Baumer Mich., Lauben; Stellv. Laupheimer Martin, Günz und Mang Joses Rummeltshausen. Für die Gemeinden Hawangen, Lachen, Ungerhausen und Guggenberg Mitgl. Einsiedler Fritz, Moosbach, Stellv. Schlegel, Hawangen Fackler H., Hetzlinshofen; Mitglied Negele Ungerhausen, Stellvertr. Schalk Franz, Stefansried, und Kirmeier J., Lachen. Für die Gemeinden Böhen Dietratried, Haitzen, Niederdorf, Wolfertschwenden und Ollarzried Mitgl. Dodel Adolf, Wolfertschwenden, Kathan Alois, Niederdorf, Mitgl. Weißenhorn Wilh., Stellv. Bauer, Wolfertschwenden, Albrecht J., Karlins. Für die Gemeinden Frechenrieden, Sontheim, Westerheim, Mitgl. Hang Engelb., Sontheim, Stellv. Merk Xaver, Frechenrieden, Huber Th., Frechenrieden, Mitgl. Weidhofer Maurus, Westerheim, Stellv. Mutzel X., Westerheim, Städele Wilh. Sontheim. Für die Gemeinden Engetried, Gottenau, Lannenberg, Markt Rettenbach, Wineden und Betzisried: Mitgl. Petrich Theodor, Betzisried; Stellvertr. Wanner J., Engetried und Bauer Alois, Lannenberg. Mitgl. Lemmle Joh., Markt Rettenbach, Köhler M., Markt Rettenbach, Attenhausen hat ihre Vertretung Ottobeuren übertragen.
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Dito, S. 6
Ottobeuren. (Programm für die feierliche Lager-Eröffnung des Freiw. Arbeitsdienstes am Sonntag, den 28. Mai 1933.) 5 Uhr Wecken durch die Kapelle Gebbert. 8.00 bis 9.30 Uhr Besichtigung des Lagers durch die Gäste. 9.30 Uhr Ausstellung zum Kirchgang (aus dem Platze vor dem Lager). Nach Beendigung des Gottesdienstes Anmarsch zum Lagerplatz, dorten Ansprachen. Darauffolgend Mittagessen. –
2 - 4 Uhr Besichtigung des Lagers durch die Allgemeinheit; von 2.30 Uhr ab Konzert im Bräuhaus-Garten. – Zur Teilnahme am Kirchgang laden wir die Vereine herzlichst ein, ebenso zur Besichtigung des Lagers, wie zu der feierlichen Eröffnung und zum Konzert am Nachmittag im Bräuhausgarten, die Einwohnerschaft von Ottobeuren und der Umgebung. –
Verein für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes für Ottobeuren und Umgebung e.V.
[Vgl. Meldung 27.5.!]
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27.05.1933, S. 6
Ottobeuren. (Die Lagereröffnung verschoben.) Infolge des schlechten Wetters wird die Lagereröffnung des Freiw.-Arbeitsdienstlagers Ottobeuren bis auf Weiteres verschoben.
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Dito, S. 7
Was uns der deutsche Held Schlageter zu sagen hat:
„Zehn Gebote eines Deutschen“
1. Du sollst an ein deutsches Volkstum glauben;
2. Du sollst dein Vaterland niemals verraten, sondern verteidigen bis zum letzten Blutstropfen;
3. Gedenke, daß wo und immer es ist, du stets ein Deutscher bist;
4. Du sollst alle großen deutschen Männer und Helden kennen und ehren;
5. Du sollst das deutsche Volk rasserein erhalten;
6. Du sollst die deutsche Familie und das deutsche Kind achten und schützen;
7. T u sollst deinen deutschen Bruder nicht betrügen und bewuchern.
8. Gib Gott, was Gott ist, und dem Vaterland, was des Vaterlandes ist;
9. Du sollst dem deutschen Arbeiter Gelegenheit zur Arbeit geben;
10. Du sollst Gott täglich bitten um Schutz und Segen für unser geliebtes deutsches Vaterland und seine Führer.
M. M. H.
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Dito, S. 8:
[Eine ganze Seite mit Annoncen, mit großen Lettern überschrieben:]
Kauft nur deutsche Waren!
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Dito, S. 9:
Nationale Front der Lehrer
Kultusminister Schemm vor den Vertretern der Deutschen Lehrerschaft.
Berlin 25. Mai. Im Verlauf der Neuorganisation der Verbände der Deutschen Lehrerschaft fand im Berliner Lehrervereinshaus dieser Tage eine Zusammenkunft der Vertreter sämtlicher deutschen Lehrervereinigungen statt. Über die Tagung, die die Gauführer des NS.-Lehrerbundes und die Vertreter sämtlicher anderen deutschen Lehrerverbände bis hinauf zur Organisation der Hochschullehrer zusammenführte, wird jetzt vom Kommissar des preußischen Lehrervereins ein Bericht veröffentlicht, dem wir folgendes entnehmen:
Der Bevollmächtigte des Reichsleiters des NS.-Lehrerbundes, Pg. Dr. Sablotny - Berlin, eröffnete die Versammlung mit der Feststellung, daß sämtliche Lehrerverbände mit 300,000 Mitgliedern ihre Bereitwilligkeit zum Eintritt in den RS.-Lehrerbund bereits zum Ausdruck gebracht hätten. Lediglich die Erklärung des Deutschen Philologen-Verbandes stünde noch aus, doch lägen schon zahlreiche zustimmende Schreiben seitens der ihm angeschlossenen Philologenverbände vor. Dann führte der Vertreter des Deutschen Philologenverbandes aus, daß dem Leiter seines Verbandes daran gelegen sei, daß in einer sauberen, bis ins Kleinste klaren Arbeit die organisatorischen Richtlinien für die gesamte deutsche Erziehergemeinschaft aufgestellt werden müßten. Nichts sei gefährlicher nach seiner Meinung, als wenn über reale Tatsachen, wie die Sonderorganisation der katholischen Lehrer, hinweggegangen würde und von einer Einheit gesprochen würde, die in Wirklichkeit nicht besteht. Der Reichsführer des NS.-Lehrerbundes, Kultusminister Schemm, stellte demgegenüber fest, daß der im Einvernehmen zwischen ihm und der katholischen Kirche aufgestellte Sachwalter für die katholischen Lehrerverbände deren Einigung bereits vollzogen habe und für diese neue Organisation den Eintritt in den NSLB. erklärt habe. Der Minister fuhr u. a. fort:
Ich habe schon einmal erklärt, ich bin Protestant im lutherischen Sinne und freue mich, Protestant zu sein, weil der Begriff „Luther“ so recht mit dem Wesen des Nationalsozialismus übereinstimmt. Das berechtigt mich aber nicht, über den katholischen Teil der Bevölkerung Deutschlands weltanschaulich den Stab zu brechen. Alles, was mit heute tun und was in Magdeburg noch Gestalt und Form gewinnen wird, ist im letzten Weisen [Wesen?] eine Vertrauens- uttü Glaubensangelegenheit. Wer die sittliche Kraft des Nationalsozialismus innerlich erfaßt hat, der hat die absolute Überzeugung, daß alle Hemmungen restlos beseitigt werden können, wenn der gute Wille zu den Begriffen Vaterland, Volk und Gott vorhanden ist. Ich habe kernen Zweifel, daß der Tag von Magdeburg nach allem, was ich hier gehört habe, nach dem Tage von Potsdam das Größte sein wird, was das deutsche Erziehungsleben je berührt hat. Jetzt, deutscher Vater, deutsche Mutter, kannst du dein Kind ruhig in die Hand der deutschen Erzieher geben, denn sie haben sich bekannt zur christlichen nationalsozialistischen Weltanschauung. Die Organisationen sind niemals Selbstzweck, sondern dienende Glieder am Ganzen und müssen alles tun, um die Gemeinschaftlichreit des Volks- und Erziehungswillens klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen. Je mehr der Unterrichtsminister Lehrer bleibt, so schloß der Minister, desto höher steht sein Wert. Zusammenfassend kann über die Zusammenkunft gesagt werden, daß die Pfingsttagung der Deutschen Lehrerschaft in Magdeburg die völlige Einheit des gesamten deutschen Erziehungswesens konstituieren wird.
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[Text auf abgebildetem Plakat]:
Geschäft wegen Preiswuchers polizeilich geschlossen. Geschäftsinhaber in Schutzhaft in Dachau.
Der Politische Polizeikommandeur Bayerns
gez. Himmler.
[Bildunterschrift]:
Mit diesen Plakaten, die den schuldigen Ladenbesitzern an die Türen geheftet werden, sind in München eine Reihe von Lebensmittelngeschäften politisch geschlossen worden, da sie beim Verkauf von Butter die übliche Handelsspanne wucherisch überschritten hatten.
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Dito, S. 10:
Bayern und Grenzland
München. (Jüdische Rechtsanwälte bei den Münchener Gerichten.) Die „Bayer. Staatszeitung“ berichtet: Von den 187 früher bei den Münchener Gerichten zugelassenen jüdischen Rechtsanwälten wurde durch Verfügung des Justizministeriums für 106 der sogenannte Passierschein zum Auftreten bei Gericht ausgestellt, während 81 Rechtsanwälte von der Ausübung der anwaltschaftlichen Tätigkeit bei Gericht ausgeschlossen bleiben.
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29.05.1933, S. 1
Schutzmaßnahmen gegen die Deutschenhetze in Österreich
Österreichreise kostet 1000 RM.
Berlin, 27. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Die gegen die nationalsozialistische Bewegung in Österreich auf dem Notverordnungswege erlassenen Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung, die in dem absoluten Verbot aller Uniformen, Fahnen, Abzeichen und sonstigen Emblemen der nationalsozialistischen Bewegung gipfeln, haben die Gefahr heraufbeschworen, daß die als Gäste in Österreich weilenden reichsdeutschen Nationalsozialisten in Unkenntnis dieser Bestimmungen in Konflikt mit den österreichischen Behörden geraten, was zwangsläufig zu einer Störung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und dem Deutschen Reich führen müßte. In dem Bestreben, die deutschen Reisenden vor unliebsamen Zwischenfällen zu bewahren und alles zu vermeiden, was zu einer Störung des Verhältnisses der Reichsregierung zur österreichischen Bundesregierung führen könnte, wird der Reichsinnenminister eine den Reiseverkehr nach Österreich betreffende Verordnung erlassen, wonach ab 1. Juni die Ausreise von Reichsdeutschen nach Österreich von der Erteilung eines Ausreisesichtvermerks abhängig gemacht wird, der gegen Zahlung einer Gebühr von 1000 RM. erteilt wird. Ausnahmen hiervon werden nur gewährt für den ordnungsmäßigen Geschäftsverkehr zwischen beiden Ländern und der sogen. kleinen Grenzverkehr im Sinne der Zollgesetzgebung, nicht dagegen für den Ausflugsverkehr. Die Verordnung wird am Montag, 29. Mai, erlassen werden.
Zu dieser Verordnung wird von zuständiger Stelle betont, daß es angesichts der gegen den Nationalsozialismus in Österreich ergriffenen Maßnahmen für die deutsche Regierung unmöglich geworden ist, den Fremdenverkehr nach Österreich so zu überwachen, daß in Österreich keine Zusammenstöße zwischen deutschen Nationalsozialisten und österreichischen Regierungs- und Polizeiorganen erfolgen. Die deutsche Reichsregierung ist nicht in der Lage, die Reisenden an der Grenze nach Nationalsozialisten und Nichtnationalsozialisten zu sortieren. Sie muß es verhindern, daß die deutschen Reisenden in Österreich der peinlichen Situation ausgesetzt werden, als lästiger Ausländer zu gelten und als solche eventuell ausgewiesen zu werden. Da zwischen Deutschland und Österreich bisher ein besonders enges freundschaftliches Verhältnis besteht, ist die Reichsregierung bemüht, dieses nicht zu stören und sie wird daher alles unterlassen, was den Anschein erwecken könnte, als ob Deutschland eine Weltanschauung, die bei uns die Staatsauffassung geworden ist, Österreich aufoktroyieren wolle.
Dazu veröffentlicht die Landesleitung der NSDAP. Österreichs folgende Erklärung: Mit dieser Verordnung ist nunmehr das eingetreten, was jeder unbefangene und klardenkende Beobachter mit steigender Besorgnis seit Wochen schon herankommen sah, als unausbleibliche Folge des Verhaltens der österreichischen Bundesregierung gegenüber dem Reich und gegenüber der nat.-soz. Bewegung diesseits und jenseits der Grenzpfähle. Die deutsche Reichsregierung hat – in pflichtgemäßer Sorge um die Sicherheit und Freiheit ihrer Staatsbürger und in dem Bestreben, einer Störung der freundschaftlichen Beziehungen zu Österreich von vornherein vorzubeugen – die Grenzen gegen Österreich gesperrt, nachdem durch die Verordnungen und Maßnahmen der Bundesregierung gegenüber der österreichischen NSDAP. die unabweisbare Gefahr entstanden war, daß reichsdeutsche Staatsbürger in Österreich wegen ihrer nat.-soz. Gesinnung und deren Bekundung – die ihnen in der ganzen Welt unbehindert freisteht! – behördlicherseits verfolgt, mißhandelt und eingesperrt werden konnten. Seit Wochen ist die nat.-soz. Bewegung in Österreich Verfolgungen ausgesetzt, die vielfach weit über das Maß dessen hinausgehen, was die Bewegung im Reich einst unter dem schwarz-roten System zu leiden hatte.
Die nat.-soz. Zeitungen werden unter Vorzensur gestellt, konfisziert und verboten. Die nat.-soz. Führer werden verhaftet, in die Gefängnisse gesperrt oder wie Verbrecher des Landes verwiesen, die Mitglieder und Anhänger der NSDAP. werden verfolgt und mißhandelt, aus Amt und Stellung, um Arbeit und Brot gebracht, die nat.-soz. Uniformen, Abzeichen und Fahnen – im Reich Ehrenkleid und Ehrenzeichen des Staates – sind in Österreich als staatsgefährlich verboten und werden „im Betretungsfalle“ ihren Trägern durch Organe der Bundesregierung vom Leibe und aus den Händen gerissen. Die nat.-soz. Organisationen, Partei, SA. und SS. werden Tag für Tag mit der Auflösung, ihr Besitz und Vermögen mit der Beschlagnahme bedroht.
Höchste Regierungsstellen bezeichnen die nat.-soz. Bewegung, die im Reich den Marxismus radikal vernichtete, öffentlich als „braunen Bolschewismus“ oder „braune Pest“ und kündigen amtlich ihre Ausrottung an. Nationalsozialistische Minister des Reiches würden in Wien amtlich als „unerwünschte Gäste“ begrüßt. Eine unerhörte Pressehetze gegen das Reich, gegen den Reichskanzler, gegen den Nationalsozialismus und seine Führer wird amtlich geduldet, eine Hetze, an der sich unterschiedslos rote und schwarze, jüdische und tschechische, legitimistische und französische, Regierungsorgane und solche der roten „Opposition“ beteiligen.
Das ist die Lage in Österreich zu Beginn der Reisezeit, in welcher man Hunderttausende von Reichsdeutschen als zahlende Gäste erwartet! Das Hereinströmen dieser ungeheuren Zahl deutscher Staatsbürger, die in ihrer überwältigenden Mehrheit Nationalsozialisten sind, könnte angesichts der eingangs gekennzeichneten Lage in Österreich zu Verwicklungen führen, gegen welche die Reichsregierung sich selbst und ihre Staatsbürger vorbeugend schützen muß.
Die Reichsregierung kann nicht beim Grenzübertritt ihre Staatsbürger scheiden in Nationalsozialisten und Nichtnationalsozialisten, und den einen die Ausreise verbieten, den anderen aber sie erlauben, sie kann weder sich selbst noch ihren Staatsbürgern den Schimpf antun, von ihnen beim Übergang in den „zweiten deutschen Staat“ zu verlangen, daß sie ihre Bekenntnisabzeichen ablegen, ihre Flaggen und Wimpel verbergen – die zugleich die des Reiches sind – und ihre Gesinnung verheimlichen. Sie wäre daher auch nicht in der Lage zu verhindern, daß diese deutschen Staatsbürger trotz bestehender Verbote in Österreich bewußt oder unbewußt doch ihre nat.-soz. Gesinnung in Wort und Gruß, Lied und Tat bekundeten, besonders dann, wenn sie mit ihren unterdrückten österreichischen Parteigenossen zusammentreffen, und dadurch die schwersten diplomatischen Folgen auslösten.
Die Reichsregierung hat daher die für sie einzig mögliche Folgerung gezogen und die Ausreise deutscher Staatsbürger nach Österreich überhaupt für so lange gesperrt, als die erwähnten Gefahren bestehen.
Die verantwortlichen Stellen des Reiches sind sich durchaus der schweren Folgen bewußt, die diese Maßnahmen für den ohnehin schwer notleidenden Fremdenverkehr Österreichs und die von ihm abhängigen Volksteile nach sich ziehen – beträgt doch der Besucheranteil der Reichsdeutschen für Gesamt-Österreich rund 52 Prozent, für die wesentlichen Alpenländer sogar 72 Prozent aller Reisenden. Sie bedauere diese Folgen im Interesse der unschuldig betroffenen deutschen Volksgenossen in Österreich aufs tiefste, aber nachdem alle offiziellen und inoffiziellen Versuche, die Bundesregierung zu einer anderen Haltung gegenüber dem Reich und der nat.-soz. Bewegung zu veranlassen, völlig ergebnislos gewesen waren – ja sogar mit verschärften Maßnahmen beantwortet wurden – blieb dem Reich nur noch dieses letzte Mittel zur Verhütung schwerster Konflikte übrig.
Die deutsche Grenze ist gesperrt.
Dem österreichischen Fremdenverkehr, den zahllosen mit ihm verbundenen Existenzen und damit der Gesamt-österreichischen Wirtschaft droht schwerste Gefahr. Soll Österreichs Volk zugrunde gehen, nur damit zum Nutzen aller Feinde des Deutschtums die Regierung Dollfuß erhalten bleibe? Die Antwort kann nur lauten: Fort mit dieser Regierung, die alles zerstört, und her mit einer Regierung der nationalen Konzentration, die allein Österreich wirtschaftlich, politisch und kulturell vor dem Ruin zu retten vermag.
[s. folgende Meldung auf S. 6!]
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Dito, S. 6:
Wie eine Bombe eingeschlagen
Innsbruck. In ganz Tirol hat die neue deutsche Visum-Verordnung wie eine Bombe eingeschlagen. In Ehrwald haben die Hotelbesitzer einstimmig beschlossen, die Fremdenverkehrslokale zu schließen, das Personal zu entlassen u. sämtl. gegeb. Aufträge zurückzuziehen. Von der Tiroler Landesregierung wird gefordert, daß sie die Bundesregierung veranlasse ihre gegen die nat.-soz. Bewegung erlassenen Verordnungen zurückzuziehen.
Der Landesgauführer der Nat.-Soz. deutschen Arbeiterpartei Österreichs und zwei niederösterreichische Landtagsabegordnete der NSDAP, wurden während einer Besichtigungsreise im Burgenland ausgewiesen.
Der Terror wütet!
Innsbruck. In Allding wollten die Nationalsozialisten am Sonntag Versammlung abhalten, wobei es zu schweren Zusammenstößen kam. Bewaffnete Heimwehrleute überfielen die Nationalsozialisten. Es kam zu einer regelrechten Schlacht, bei der es zahlreiche schwer und leicht Verletzte gab. Am Abend wurde in Innsbruck auf das Auto des nat.-soz, Gauleiters mehrere Schüsse abgegeben. Verletzt wurde niemand.
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29.05.1933, S. 6
Memmingen. (Abgeschoben nach Dachau.) Heute morgen ging der erste Transport Memminger Schutzhäftlinge ins Konzentrationslager nach Dachau. Neun Inhaftierte, vorwiegend bekannte Kommunisten, doch darunter auch der Käseschieber Rosenbaum, haben das Glück, mit dem Lager Bekanntschaft zu machen, sie werden dort vielleicht Gelegenheit haben, ihren „Betätigungsdrang“ verwirklichen zu können.
[Vgl. Meldungen 30.05.1933, 07.06.1933, S. 6, 08.06.1933, S. 6 und 09.06.1933, S. 6!]
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Dito, S. 7
Staatsminister PG. Hermann Esser in Kempten
Kempten. Der älteste Kämpfer für das neue Deutschland, der es wagte, im November 1922 in Kempten mit noch 23 Genossen unserer Stadt die Idee Adolf Hitlers aufzugreifen, um mit ihr das Allgäuer Volk bekanntzumachen, sie allen riesigen Widerständen trotzend, vom Innersten heraus auf Gedeih und Verderb vertrat, der verspottet, gehaßt und bekämpft wurde wie keiner, wurde am Samstag in seltener Art und Weise geehrt: Hermann Esser. Die Stadt hat reich beflaggt, sie erkennt, daß sie stolz darauf sein darf einen Sohn bei jenen Führern zu sehen, die dieses Deutschland wie es heute ist schufen und dessen Schicksal verbessern werden, die will aber auch zu vergessen bitten, was einst geschah. Diesen Eindruck muß Staatsminister Esser gewonnen haben, als er schon um 3.20 Uhr dem Schnellzug von München in Hegge entstieg, wo ihn neben Oberbürgermeister Dr. Merkt und Kreisleiter Brändle die älteste Garde, jene, die bei der Gründung der Kemptener Ortsgruppe auf der Burghalde dabei waren, begrüßten, als er auf der Fahrt nach Kempten von einer Abteilung des Motorsturmes begleitet und von jubelnden Menschen vor der Wohnung seiner Eltern begrüßt wurde.
Im Kornhaus hatte sich ihm zu Ehren eine Abteilung der Reichswehr mit Hauptmann von Stettner, etwa 150 Mann SA. und SS., je eine größere Abordnung der Feuerwehr, Sanitätskolonne, des Stahlhelms, der Hitler- und Stahlhelmjugend mit ihren Führern eingefunden. Zunächst wurden dem hohen Gast im festlich geschmückten kleinen Kornhaussaal die Herren des Stadtrats und der Behörden sowie sonstige geladene Gäste vorgestellt. Nachdem er 4.50 Uhr durch ein großes Spalier Begeisterter auf den Kornhausplatz fuhr. Als Staatsminister Esser den großen Saal mit seinen Angehörigen und der vorgestellten Herren betrat, wurde er stürmisch begrüßt. Nach kurzen Begrüßungsworten des Kreisleiters und des Gründungsmitgliedes Wolf, der ihm auch ein schönes Gemälde überreichte, betrat Oberbürgermeister Dr. Merkt das Rednerpult und führte unter anderem aus:
Vier Jahre Krieg, zehn Jahre lang das jedem Kriege folgende Elend, gedemütigt durch den Sieger, den Feind im Land, Arbeitslosigkeit in nie gekanntem Ausmaße. Schlimmer fast die Uneinigkeit und Hoffnungslosigkeit. Da kam einer, mit ihm eine kleine Schar, der sagte: Das muß nicht sein, Krieg und Nachkriegselend könnt ihr überwinden, wenn ihr national und zugleich sozial werdet. Die Schar wuchs und – siegte, weil das Volk ihr vertraute. Adolf Hitler, Kanzler des Reiches, Nachfolger Bismarcks. Den Worten folgten Taten. Wir sind befreit vom Irrwahne, daß das Heil von einer internationalen Völkergemeinschaft kommen könne, wir sind befreit vom Verbrechen des Kommunismus und vor allem sind wir einig. Es lag nahe, daß das Volk den Männern zujubelte, die, man möchte fast sagen, die Vorsehung in dieser Stunde uns schickte, den Männern, die in wenigen Wochen diese ungeheuerliche Revolution ohne Blutvergießen durchgeführt haben. Reichlich, vielleicht mancherorts allzu reichlich, wurden sie geehrt. Wir in Kempten haben nach Adolf Hitler einen Platz genannt, mit dem sich an Schönheit der Lage vielleicht keiner in Bayern messen kann. Wir werden im schönsten Wohngebiete der Stadt einen Hindenburgring schaffen. Darüber hinaus haben wir vor kurzem in geheimer Sitzung beschlossen, rechter Hand von der Ausfahrtsstraße zum Adolf-Hitler-Platz, unmittelbar vor diesem eine Anlage zu schaffen, die von 5 Eichen umrahmt ist, deren Kronen in einigen Jahren ineinandergreifen werden, die so symbolisch sich die Hände reichen. Vor jeder dieser 5 deutschen Eichen steht ein Allgäuer Nagelfluhblock, in den eine Marmortafel eingelassen ist, die folgende Namen künden:
Paul v. Hindenburg, Reichspräsident – Adolf Hitler, Reichskanzler – Ritter v. Epp, Reichsstatthalter – Ludwig Siebert, Ministerpräsident – Hermann Esser, Staatsminister.
So werden diese Eichen Kindern und Kindeskindern noch nach hundert und zweihundert Jahren von unserer Zeit und den Männern künden, die sie beherrscht haben. Herr Staatsminister, Bürger und Bürgerinnen von Kempten! Die höchste Würde, die eine Gemeinde zu vergeben hat, ist die schlichte Bezeichnung eines Bürgers, der Stadt für einen, der außerhalb ihrer Mauern weilt. Er bleibt Kemptener,
wo er auch sich aufhalte, nimmt teil an unseren Sorgen, aber auch an unseren Freuden. Nur einer ist zur Zeit, den wir unseren Ehrenbürger nennen, ein zweiter soll heute dazukommen. Wir bitten einen, der unsrige zu sein, der es schon bisher war: Hermann Esser. Mit 6 ½ Jahren in unsere Stadt gekommen, aus ihr hinausgezogen zum Kampfe an Adolf Hitlers Seite. Die Urkunde, die heute zu übergeben ich die Ehre habe, hat folgenden Wortlaut:
Bürgermeister und Rat der Stadt Kempten im Allgäu haben am 28. April des Jahres 1933, zum erstenmale versammelt seit der nationalen Einigung des deutschen Volkes, beschlossen, dem Sohne der Stadt, Herrn Staatsminister Hermann Esser in München, der dem Führer zur nationalen Einigung, Adolf Hitler, die Treue gehalten hat in guten und in bösen Zeiten, der seit dem Tage des Anfanges sein Mitkämpfer war und Wegbereiter für der neuen Wahrheit kleinen Kreis, der seiner Allgäuer Heimat allzeit in Treue zugetan war, das Ehrenbürgerrecht der Stadt Kempen zu verleihen als Dank und Anerkennung für vaterländisches Wirken, in der Hoffnung auf weitere staatsmännische Erfolge, zu Nutz und Frommen des großen deutschen Vaterlandes und unserer lieben Stadt Kempten.
Hochverehrter Herr Staatsminister! Aus dem Kemptener Gymnasiasten ist ein Staatsmann geworden, dessen Reden und Taten jeden deutschen Mann erfreuen. Hohe und höchste Auszeichnungen sind ihm in jungen Jahren zuteil geworden, vom Volke, vom Führer, so viele, daß er die Würde eines Mitgliedes des deutschen Reichstages wieder abgeben mußte. Da darf noch eine dazukommen, es möge nicht die letzte sein. Nehmen Sie bitte, Herr Staatsminister, aus meiner Hand diese Urkunde entgegen und damit das Bürgerrecht der bayerischen Stadt Kempten. Sie zählt nicht zu den großen, doch sie ist ehrwürdigen Alters, aber jung im Streben nach aufwärts und vorwärts und vor allem: sie war zu allen Zeiten und ist heute wieder kerndeutsch. Sie wird Ihnen keine Schande machen!
Das Deutschlandlied ertönte aus dem Munde aller Anwesenden nach dieser Ehrung, dann wandte sich Staatsminister Pg. Hermann Esser in politisch inhaltsreichen Worten an die Festversammlung, denen wir entnehmen:
Der Nationalsozialismus ist heute Gegenstand vieler und großer Ehrungen. Einer nimmt sie für alle hin und betrachtet sie als eine nachträgliche Anerkennung der Verdienste und der Pflichterfüllung, die sich seit den vergangenen 14 Jahren ergaben. Heute mehr denn je übernehmen wir den Kampf um die deutsche Erneuerung, jeder, wenn er auch bisher abseits stand, wird in die bitter erkämpfte Gemeinschaft aufgenommen, aber er muß erkennen, was die Bewegung bisher zu leisten und zu kämpfen hatte, wie es früher war und wie es heute ist. Er wisse, so fährt der Redner fort, daß das heutige Kempten bei den schweren Kämpfen, die von der Bewegung noch durchzufechten seien, nicht beiseite steht, daß sie hier nicht die schlechtesten sind der Bewegung. Er erinnere sich dabei an die Worte des Führers in Berlin anläßlich seines letzten Besuches, wo er ihm sagte, daß er nach Kempten fahre: Die damalige Juli-Kundgebung im Tierzuchtgelände sei eine der schönsten gewesen die er erlebt habe. „Diese Menschen hier habe ich wirklich lieb gewonnen, weil sie durchhauen!“ – „Lant' it' luck“ heißt ein alter Allgäuer Spruch, so führte der Redner aus, jetzt erst recht zusammenhalten in diesem neuen Deutschland. Überall drohe der Feind, die Welt sei von dem Willen beseelt, dem Wiederaufstieg Deutschlands zu verhindern, man möchte uns mit der Lüge ächten und gewaltsam unterdrücken. Aber wenn man an den Aufstieg dieser Bewegung denke, dann werde man einsehen, daß mit der Welt auch fertig zu werden sei, notwendig sei jedoch, das Bild der heutigen Einigung zu zeigen. Die Lage Deutschlands hätte sich außenpolitisch seit der Reichstagsrede Adolf Hitlers geändert, die Welt weiß, daß sie heute einer geeinten Nation begegne.
Staatsminister Esser erklärte dann, daß er weiterkämpfen werde wie bisher und die ihm auferlegten Pflichten erfülle, somit dieser Stadt keine Schande mache. Es seien große Aufgaben die an sie gestellt sind um das deutsche Schicksal besser zu gestalten. Aber die nat.-soz. Revolution sei nicht durchgeführt worden, damit sich der Einzelne bereichern könne. Wer arbeitet soll verdienen, das Leben soll wieder lebenswert werden, jedoch dem Wucherer sei Dachau beschieden, wenn er auch ein Parteiabzeichen trage, es werde vor niemand halt gemacht. Jeder müsse aber auch das Seinige tun, man solle wieder aufwärts schauen, jetzt ginge es erst recht an die Arbeit für den Zusammenschluß aller Volksschichten, für kleine Geister sei keine Zeit mehr vorhanden, es müsse endlich ausgeräumt werden, damit auch die Regierung stehe nicht als Minister und Titelträger vor dem Volke, sondern als Genossen wie früher unter der Führung des Reiches Kanzler: Adolf Hitler „Sieg Heil!“
Das gemeinsam gesungene Horst Wessellied beendete die erhebende Feier, dann begab sich der Minister mit Gefolge zum Hildegardsplatz um den Vorbeimarsch der SA., SS. sowie Hitlerjugend abzunehmen, dem wiederum zahlreiches Publikum beiwohnte. Leider konnte der Akt nicht auf dem Kornhausplatze stattfinden, da immer wieder Regen einsetzte, sodaß der Großteil der Bevölkerung nicht anwesend sein konnte. – Kempten aber ist stolz, daß es seinen zu höchsten Ehren gelangten Sohn begrüßen durfte. (An der Feierlichkeit nahm auch die SA.-Kapelle Memmingen teil.)
H. M.
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30.05.1933, S. 5
Memmingen. (Transport von 8 Schutzhäftlingen nach Dachau.) Der Transport der 8 Schutzhaft-Inhaftierten nach Dachau fand nicht, wie wir irrtümlich auf Grund falscher Information meldeten, gestern Vormittag, sondern erst nachmittags mit dem halb 3 Uhr Zug statt. Eine große Anzahl Neugieriger hatte sich dazu eingefunden, die den Transport der dazu Auserwählten sehen wollte, doch kamen die wenigsten auf ihre Rechnung, denn die Überführung vom Gefängnis zum Eisenbahnzug ging so rasch vonstatten, daß kaum etwas zu sehen war. Dem Buchloer Zuge war ein großer „Zeiserlwagen“ [vergitterter Polizeiwagen] angehängt, in den die Schutzhäftlinge verbracht wurden. An den Schranken wartete eine große Menschenmenge auf die Abfahrt des Zuges, die aber lediglich den Wagen zu sehen bekam.
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Dito, S. 6
Hawangen (Der neue Gemeinderat.) 1. Bürgermeister Bitzer Anton, 2. Bürgermeister Maier Alois, Weißenhorn Peter, Schlögel Xaver, Fröhlich Franz, Hundegger Clemens, Oehler Josef, Keller Josef, Fickler Anton, Kienle Engelbert.
Lauben. (Hitlerjugend-Gründung) In unserer Gemeinde konnte nun eine Hitlerjugend gegründet werden mit der stattlichen Zahl von 21 Mitgliedern. Als Führer der Hitlerjugend wurde Karl Schuhmacher bestimmt. Die Jugend ist darüber sehr begeistert; ist nur zu wünschen, daß sich noch mehrere Jungens in die Hitlerjugend aufnehmen lassen.
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Ein T[ransport Landhelfer kommt an? Überschrift kaum lesbar]
Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr machte sich ein gesteigerter Verkehr am Bahnhof bemerkbar. Es war dies nicht nur auf die Abfahrt der 8 Dachauer zurückzuführen, sondern es war der zweite Transport der Landhelfer für den Bezirk Memmingen-Land zu erwarten. Neben den Vertretern des Arbeitsamtes hatten sich auch eine zirka 40 Mann starke Abteilung des Freiw. Arbeitsdienstes und ein Teil des SA.-Spielmannszuges zur Begrüßung eingefunden. Es war deshalb auch nicht verwunderlich, daß die Nürnberger von diesem Empfang augenehm berührt waren. Mit Gesang und Trommelwirbel zog dann die gesamte Schar zum Arbeitsamt, woselbst Pg. Tr. Levermann, der Direktor des Arbeitsamtes, die Landhelfer herzlich willkommen hieß. Er betonte, daß sie als Landhelfer sich eine schwere Aufgabe gestellt hätten, daß sie aber auch weiterhin eine Hoffnung für sich hätten, nämlich später als Siedler aus eigener Scholle ein freies Leben führen zu können. Nach einem dreifachen Hoch auf den Volkskanzler Adolf Hitler wurden dann die einzelnen Landhelfer den Arbeitgebern zugewiesen, die sich vor dem Arbeitsamt teilweise mit Fuhrwerk eingefunden hatten. – Bemerkenswert ist an dieser neuen Maßnahme, daß diese Landhelfer aus allen Berufen stammen. Das Ziel dieser Aktion soll sein, daß die Helfer sich mit der Landwirtschaft vertraut machen sollen, um später eventuell staatliche Siedlerstellen übernehmen zu können. Der Staat unterstützt diese Landhelfer besonders insofern, indem er jedem Bauern, der einen solchen ungelernten Helfer einstellt, für männliche bis zu 25 und für weibliche bis zu 20 Mark finanziellen Zuschuß pro Monat gibt. Es trifft dies alle diejenigen Arbeitgeber bis zu 40 Hektar. Die Entlohnung für die Landhelfer ist, nachdem sie ja ungelernt sind, dem Tariflohn einschließlich freier Kost und Wohnung angeglichen. – Diese Maßnahme erfreut sich bei den Arbeitgebern solcher Beliebtheit, so daß Memmingen selbst die Nachfrage nicht befriedigen konnte und der größte Teil der Helfer aus Augsburg (dieser Transport war bereits am Samstag Vormittag in Stärke von 19 Mann eingetroffen) und Nürnberg holen mußten.
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Dito, S. 7
Bei den Schutzhäftlingen in Dachau
Die Eindrücke her ausländischen Journalisten.
Gelegentlich des Aufenthalts der ausländischen Journalisten, die auf Einladung der bayerischen Regierung eine Besichtigungsfahrt durch Bayern machten, wurde in München von einigen ausländischen Pressevertretern der Wunsch geäußert, das Konzentrationslager in Dachau besichtigen zu dürfen. Die Reiseleitung ging im Einverständnis mit den zuständigen bayerischen Stellen sofort aus diesen Wunsch ein und arrangierte den Besuch, weil gerade eine Besichtigung des Dachauer Lagers den ausländischen Pressevertretern am besten die Haltlosigkeit der über die Behandlung der Gefangenen verbreiteten Greuelmärchen vor Augen führen konnte. Ohne daß vorher die Lagerleitung verständigt wurde, fuhren die Pressevertreter und ihre Begleitung nach Dachau und erhielten dort ausgiebige Gelegenheit, sich über das Lager selbst und dessen Insassen zu informieren.
Die Journalisten konnten sich, wie uns von Teilnehmern an dieser Besichtigung bestätigt wird, ungehindert und frei mit den Schutzhäftlingen unterhalten und das Lager in all seinen Einzelheiten besichtigen. Ihren allgemeinen Eindruck faßten die Besucher dahin zusammen, daß sie einhellig das Konzentrationslager durchaus als Musterlager bezeichneten. Die Einrichtung fanden sie jedenfalls weit besser, als sie irgendeine noch so human ausgestattete Strafanstalt aufzuweisen hat. Die Lagerinsassen brachten mit Ausnahme der begreiflichen Klagen über die Freiheitsentziehung, keine Beschwerden über Behandlung, Verpflegung oder Unterkunft vor, obwohl die ausländischen Pressevertreter mit einzelnen Schutzthäftlingen sehr eingehend und ohne jede Aussicht über diese Punkte sprechen konnten.
Wir hatten Gelegenheit, in Berlin bei einer offiziellen Pressebesprechung mit einem Teilnehmer an der Besichtigung, dem Mitglied des Propagandaministeriums, Dr. Bade über seine Eindrücke zu sprechen und von ihm nähere Einzelheiten zu erfahren. Dr. Bade schilderte den vorzüglichen Eindruck, den die Schutzhäftlinge, fast durchwegs Kommunisten, auf die Besucher sowohl in körperlicher wie auch in seelischer Hinsicht gemacht haben. Die Leute sahen alle gut genährt aus. Man merkte ihnen bereits deutlich den erzieherischen Einfluß an, der beinahe kameradschaftlichen Gemeinschaft, wie sie im Lager herrscht. Deutlich war der Unterschied zwischen den „Alten“, die bereits wieder gelernt hatten, sich des Lebens zu freuen und den neu Eingelieferten, die noch verbissen und vergrämt
umhergingen. Die Insassen sind in massiven Einzelbauten untergebracht, während die SS.-Lagerwache selbst nur in Holzbaracken auf ausgeschüttetem Stroh schläft. Das Essen, das die Gefangenen sich selbst zubereiten, und das in der gleichen Form auch die Lagerwache erhält, wurde von den Besuchern, die auf ihren Wunsch das „Tagesmenu“ vorgesetzt erhielten, allgemein gelobt.
Die Schutzhäftlinge sind natürlich an eine genau geregelte Lagerordnung gebunden, innerhalb deren man sich aber bemüht, ihnen soweit als möglich Freiheiten zu geben. So unterstehen die einzelnen Arbeitsgemeinschaften einem Lagerinsassen. Die Gefangenen haben eine eigene Lager-Feuerwehr, die von einem ehemaligen kommunistischen Matrosen geführt wird. Sie können sich nationale Zeitungen, wie „Völkischer Beobachter“, „Angriff“ usw. halten, haben außerhalb der Arbeitszeit, die zur Kultivierung des Dachauer Mooses verwendet wird, Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Die Ausübung der religiösen Pflichten ist ihnen selbstverständlich ebenso möglich, wie man sich bemüht, durch Vorträge und dergleichen erzieherisch auf sie einzuwirken.
Zwischen der SS.-Lagerwache, die 70 Mann stark ist, und den Schutzhäftlingen besteht ein sehr gutes Verhältnis und es hat sich bisher noch kein Fall von Insubordination oder Widerstand gegen die Anordnungen ereignet. Bezeichnend für die Führung des Dachauer Konzentrationslagers ist die Tatsache, daß drei Schutzhäftlinge, die vor einiger Zeit entlassen worden sind, schon nach wenigen Tagen zurückkehrten mit der Bitte, wieder ins Lager aufgenommen zu werden, da sie hier alles hätten, was ihnen draußen fehlt: Nahrung, Arbeit und ein Dach über dem Kopf. Die freiwilligen Schutzhäftlinge wurden auch wieder aufgenommen.
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31.05.1933, S. 4
Der Aufbau der Arbeitsdienstpflicht
Die Vorbereitungen für die Einführung des Arbeitsdienstes sollen so vorwärts getrieben werden, daß es möglich ist, um die kommende Jahreswende die Hälfte eines Jahrganges einzuziehen.
Man rechnet hier nach Ausscheidung von Untauglichen und Zurückgestellten mit ungefähr 270,000 Dienstpflichtigen. Die zweite Hälfte des einzuberufenden Jahrganges würde dann erst später eingezogen werden. Über diese Einzelheiten wird durch ein Reichsgesetz nach Abschluß der Vorarbeiten die Entscheidung getroffen werden. Die für den Anfang vorgesehene Organisation und Gliederung der Arbeitsdienstpflichtigen wird so aussehen, daß in den Arbeitsdienstbezirken, in die Deutschland eingeteilt ist, eine bestimmte Zahl von sogenannten Arbeitsdienstgruppe, zu je neun Dienstpflichtabteilungen in Stärke von etwas mehr als 200 Mann einschließlich Führern gebildet wird. Das Ziel der Vorbereitungen ist es nun, bis zum Einberufungstage der Dienstpflichtigen für jede Dienstpflichtabteilung eine, eingearbeiteten Führerstamm und einen Stamm von ausgebildeten Freiwilligen zu schaffen, deren ideelle Einstellung zum Arbeitsdienst der dann zu bildenden Abteilung den inneren Halt gibt.
Am 1. August hat nach den Anweisungen des Staatssekretärs für den Arbeitsdienst für jede kommende Dienstpflichtgruppe eine sogenannte Gruppenstammabteilung zu stehen, aus der am 1. Oktober durch Hinzunahme von Freiwilligen drei Stammabteilungen gebildet sein müssen. Diese Stammabteilungen enthalten dann je drei Führer- und drei Freiwilligenstämme, die voraussichtlich zum 1. Dezember auseinandergezogen und in die künftigen Standorte der Dienstpflichtabteilungen verlegt werden, um dort die für die Einberufung und Einrückung des ersten Halbjahrganges notwendigen Vorarbeiten zu treffen. Nach den für die einzelnen Arbeitsdienstbezirke aufgestellten vorläufigen Berechnungen haben am 1. August 180 Gruppenstammabteilungen zu stehen, aus denen am 1. Oktober 540 Stammabteilungen und am 1. Dezember 620 Abteilungsstämme entwickelt sein müssen. Der erste Halbjahrgang der Dienstpflichtigen würde dann nach seiner Einberufung in 1620 Dienstpflichtabteilungen gegliedert sein.
Bei diesem Aufbau soll darauf geachtet werden, daß der Führer der bis zum 1. August zu bildenden Gruppenstammabteilung auch der Führer der zukünftigen Arbeitsdienstgruppe mit ihren neun Abteilungen ist. Die Anweisungen, die als Norm gedacht sind, sehen vor, daß zur Aufstellung einer neuen Stammabteilung eingearbeitetes Führerpersonal und Freiwillige von älteren Stammabteilungen abgegeben werden. Auch können die Gruppenstammabteilungen schon früher als zu dem genannten Termin gebildet werden. Bei allen bei diesem Aufbau verwendeten Führern an der Spitze von Gruppenabteilungen und Zügen ist es ein selbstverständlicher Grundsatz, daß sie eine gewisse Zeit praktischen Arbeitsdienst geleistet haben.
Eine endgültige Ernennung von Gruppen- und Abteilungsführern wird erst ausgesprochen, wenn sie eine Führerschule des staatlichen Arbeitsdienstes besucht haben. Die Ernennung der Führer bis herauf zum Abteilungsführer erfolgt durch den Bezirksführer. Die Ernennung der Gruppenführer und ihrer Stabsleiter erfolgt auf Vorschlag der Bezirksführer durch den Reichskommissar für den Arbeitsdienst, Reichsminister Franz Seldte bezw. durch den Staatssekretär Oberst a. D. Hierl.
Die Frage der Besoldung
wird durch eine besondere Besoldungsordnung festgelegt werden. Eine Abteilung des freiwilligen Arbeitsdienstes erhält bereits nach der Verleihung der Bezeichnung „Stammabteilung“ eine angemessene Besoldung. Bis dahin werden nur die Förderungs- und Führerzulagen des freiwilligen Arbeitsdienstes nach der bisherigen Regelung gewährt.
Die hier nach den Anweisungen des Reichskommissars für den Arbeitsdienst dargelegte Entwicklung zur kommenden Arbeitsdienstpflicht zeichnet sich in ihren Ansätzen bereits deutlich ab. Der Beginn der Arbeit in der Reichsführerschule ist als ein solches Zeichen anzusehen.
Die Worte, mit denen der Reichskanzler Adolf Hitler am 1. Mai die Arbeitsdienstpflicht als eine wichtige Aufgabe der Reichsregierung ankündigte, haben im ganzen deutschen Volk stärksten Widerhall gefunden. Mit allergrößtem Interesse werden die Maßnahmen verfolgt, die der Vorbereitung der Arbeitsdienstpflicht im einzelnen dienen. Nach den Weisungen des Reichsarbeitsministers Franz Seldte und den Anordnungen des Staatssekretärs Hierl wird bei der Vorbereitung der Dienstpflicht von den durch den freiwilligen Arbeitsdienst erarbeiteten Grundlagen ausgegangen. Geeignete nationalsozialistische und Stahlhelm-Lager werden, wenn sie über eine Belegschuft verfügen, die zu 60 v. H. aus vor dem 30. Januar 1931 Mitglied gewesenen Nationalsozialisten oder Stahlhelmern besteht, zu sogenannten
Stammabteilungen
der kommenden Arbeitsdienstpflicht ausgebaut. Inwieweit Lager anderer Dienstträger – Verbände – zur Bildung von Stammabteilungen herangezogen werden, unterliegt ausschließlich der Entscheidung des Staatssekretärs für den Arbeitsdienst Oberst a. D. Hierl.
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01.06.1933, S. 6
Deutsche Beamte, verbringt euren Urlaub in Deutschland!
Eine Bekanntmachung des badischen Kultusministeriums lautet: Im Hinblick auf die große Notlage des deutschen Hotel- und Gastwirtsgewerbes ist es Pflicht jedes Beamten, den Erholungsurlaub in Zukunft im Inland zuzubringen. Es läßt sich heute nicht mehr rechtfertigen, daß Beamte ihr Geld dem uns ungünstig gesinnten Ausland zukommen lassen, während im Inland die Hotels und Gasthäuser leer stehen und viele Tausende von Angestellten des Gastwirtsgewerbes ohne Brot sind. Unser Vaterland bietet Gelegenheit zu Heilkuren und Erholungsreisen mannigfachster Art. Sollte sich eine Reise ins Ausland wirklich nicht umgehen lassen, so muß es jeder Beamte als seine Ehrenpflicht betrachten, in erster Linie die im Ausland lebenden deutschen Stammesbrüder zu besuchen und ihnen seine Unterstützung zukommen zu lassen. Das gute Beispiel des Beamten muß die anderen Volkskreise anspornen, in gleicher Weise zu handeln.
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02.06.1933, S. 5
Memmingen. (Staatsfeindliche Propaganda.) Das bayerische Staatsministerium erläßt folgende Verfügung an die Bezirkspolizeibehörden, die Ortspolizeibehörden und die Gendarmeriestationen: Aus den Zeiten der Wahlkämpfe finden sich an Häusern, Brücken, Zäunen usw. vielfach noch
Aufschriften und Vermerke, die auf die Wahlwerbung zurückgehen. Zum Teil handelt es sich um Aufschriften, in denen für die KPD. oder SPD. geworben wird oder um solche, in denen gegen die NSDAP., und deren Führer Stellung genommen ist. Es ist dafür zu sorgen, daß diese Aufschriften unverzüglich beseitigt werden.
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Dito, S. 6
Anordnung
der Kreisleitungen Memmingen Stadt, Memmingen-Land und Illertissen-Babenhausen:
1. Sämtlichen Amtswaltern der N.S.D.A.P. (Ortsgruppen- und Stützpunktleitern, Blockwarten, Sektionsleitern, Bürgermeistern, Gemeinderäten u.s.w.) wird es hiemit zur Pflicht gemacht, das amtliche Organ der N.S.D.A.P. für die obengenannten Kreise, den „Allgäuer Beobachter“, zu beziehen. Die parteiamtlichen Anordnungen werden in Zukunft in der Hauptsache durch Veröffentlichung im „Allgäuer Beobachter“ erfolgen.
2. Von sämtlichen übrigen Parteigenossen, N.S.B.O.-, Kampfbund- und Bauernschaftsmitgliedern, sowie von den Gesinnungsfreunden wird erwartet, daß sie den „Allgäuer Beobachter“ beziehen und die andere Presse nicht weiter unterstützen, die uns jahrelang in der gehässigsten Weise bekämpft hat.
3. Die Ortsgruppen-, Stützpunktleiter und Blockwarte haben über den Vollzug dieser Anordnung zu berichten.
Die Kreisleitungen:
Memmingen-Stadt: Memmingen-Land:
gez. Reiger Schwarz M.d.R.
Kreisleitung Illertissen-Babenhausen: gez. Rödel
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Jede deutsche Familie muß heute ein national-sozialistisches Heimatblatt mit den wichtigen parteiamtlichen Nachrichten halten. Für unser Gebiet kommt hier nur der „Allgäuer Beobachter“ in Frage. Bestellen Sie heute noch!
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Dito, S. 7
Parteinachrichten
Aufruf!
Durch die N.S. Gau-Frauenschafts-Leiterin Frau M.Donner - Augsburg bin ich beauftragt, für die Kinder der armen erwerbslosen Parteigenossen im Wuppertal und Augsburg einen kostenlosen Aufenthalt für die Ferienmonate August und September zu beschaffen.
Ich bitte hilfsbereite Parteigenossen und Freunde der NSDAP.von Stadt und Land sich an diesem karitativen Werke zahlreich zu beteiligen.
Anmeldungen erbitte ich bis spätestens 15. Juni an:
Frau Sophie Adler, Leiterin der NS. Frauenschaft (Opferring) Memmingen, Lindenbadstraße 8.
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03.06.1933, S. 2
Adolf Hitlers große Arbeitsbeschaffungsprojekte
NSK. Im Vordergrund der staatsmännischen Arbeit der Regierung Hitler standen bisher die Fragen und Aufgaben, die sich aus dem politischen Aufbau des neuen Staates ergaben. Es galt, zunächst das deutsche Volk und seinen inneren Aufbau neu zu gestalten, an die Stelle innerpolitischer Zerrissenheit die organische Zusammenarbeit der Stämme und Stände zu setzen. Dieses große Werk, auf das die
Arbeit der Regierung in den ersten Monaten ihres staatlichen Wirkens sich konzentrieren mußte, ist heute im großen Rahmen eingeleitet und gelungen: Das deutsche Volk hat im Sturme der nationalen Erhebung durch die zielbewußte staatsmännische Leistung Adolf Hitlers wieder eine innere Geschlossenheit erhalten, auf der Jahrhunderte deutscher Geschichte aufbauen werden.
Mit diesem Werke sind auch die politischen Grundvoraussetzungen für die großen und fundamentalen wirtschaftlichen Ausgaben geschaffen worden, die dem neuen Deutschland gestellt sind und in deren Vordergrund die entscheidende Frage der Arbeitsbeschaffung steht. (…)
Von diesen Voraussetzungen ausgehend hat Adolf Hitler
drei große Projekte
angeregt, die in ihren Grundzügen sowohl bei der Regierung wie bei der Privatwirtschaft als geeignete Maßnahmen zu einer wirklich großzügigen Arbeitsbeschaffung begrüßt wurden und deren Ausarbeitung und Inangriffnahme bevorsteht.
Das erste Projekt hat – in kurzen Worten – die Wiederherstellung des deutschen Hausbesitzes
durch ein umfassendes Hausreparatur- und Bauprogramm zum Ziel. Es ist in Aussicht genommen, die Hauszinssteuer in Zukunft dem Hausbesitz insoweit zu erlassen, als er unverzüglich notwendig gewordene und zurückgestellte Hausreparaturen im Werte eines Mehrfachen des erlassenen Hauszinssteuerbetrages in Auftrag gibt.
Die große wirtschaftliche Bedeutung einer solchen Maßnahme, die die gesamte Bauwirtschaft anregen wird, braucht nicht unterstrichen zu werden. (…)
Die zweite großzügige Arbeitsbeschaffungsidee Adolf Hitlers ist der Gedanke des Baues eines umfassenden deutschen Automobilstraßennetzes. Diesem Gedanken liegen folgende weitsichtige wirtschaftliche Überlegungen zu Grunde:
Das Automobil hat sich in den letzten Jahrzehnten die Welt erobert und ist ein wirtschaftlicher Faktor allerersten Ranges geworden. Die Frage der für das Automobil zur rationellen Fortbewegung geeigneten Straßen ist jedoch bisher dilatorisch [verzögernd, schleppend] behandelt worden und hat in keiner Weise irgend eine der Bedeutung dieses Verkehrsmittels angemessene Lösung gefunden. Das Automobil bewegt sich noch heute in Deutschland zum überwiegenden Teil auf Straßen, die ursprünglich nur für die Bedürfnisse des Pferdefuhrwerkverkehrs bestimmt waren und als Notbehelf nur stückweise den Erfordernissen des Kraftverkehrs nachträglich angepaßt wurden. (…)
Die deutsche Reichsbahn wird an diesem gewaltigen Straßenbauprojekt daher maßgeblich beteiligt sein. Auf die Förderung der deutschen Automobilindustrie, der dadurch große rationelle Produktionsmöglichkeiten erschlossen werden, sowie der deutschen Brennstoffwirtschaft sei nur nebenbei hingewiesen.
Die Größe des Projektes, das 5000 Kilometer Straßenbau umfassen und unter der Patenschaft der Reichsregierung stehen wird, bietet die Gewähr, einer ganz bedeutenden Einschaltung brachliegender deutscher Arbeitskräfte und wird darüber hinaus ein Kulturwerk von historischer Bedeutung sein.
Der dritte große Gedanke Adolf Hitlers bezieht sich auf einen umfassenden Produktionsanreiz für die deutsche Privatwirtschaft in der Adolf Hitler den wesentlichen Träger der wirtschaftlichen Belebung überhaupt sieht.
Steuerfreiheit für Mehrproduktion und Mehrbeschäftigung als bisher ist die Idee, von der der Führer dabei ausgeht. Es ist in Erwägung gezogen worden, von einem gewissen Zeitpunkt ab eine Befreiung von allen Steuern und Lasten zu gewähren, die in den einzelnen Betrieben durch
Vermehrung der Produktion, der Produktionsanlagen usw., anfallen würden.
Mit dieser Maßnahme wird der deutschen Wirtschaft in großzügiger Weife der Weg zu hoffnungsvoller Zukunftsentwicklung vom Staate freigemacht werden.
Diese Ideen Adolf Hitlers haben das Problem der Arbeitsbeschaffung in ein neues fruchtbares Stadium gerückt. Mit schöpferischer Kraft sind hier Maßnahmen erdacht worden, deren Durchführung nicht nur eine gewaltige Belebung unseres gesamten Wirtschaftslebens zur Folge haben und der Arbeitslosigkeit energisch zu Leibe gehen werden, sondern die darüber hinaus die deutsche Volkswirtschaft in ganz neue Bahnen lenken und große Entwicklungsmöglichkeiten erschließen werden.
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Arbeitsplanung im Arbeitsdienst
Organisationsplan fertig. — Finanzielle Anforderungen
Berlin, 3. Juni. Wie die Reichsleitung für den Arbeitsdienst mitteilt, ist der Organisationsplan des zukünftigen Arbeitsdienstes fertig. An seiner praktischen Durchführung wird jetzt gearbeitet.
Am 1. August ds. Jrs. wird mit der Einrichtung der Stammabteilungen für die Arbeitsdienstpflicht begonnen werden. In der Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember werden die Stamm-Mannschaften eingesetzt sein. Ab Anfang Januar 1934 beginnt der eigentliche Arbeitsdienst. Bis zum 1. April 1934 können im Arbeitsdienst noch 34 Millionen Tagewerke, vom 1. April 1934 bis zum 31. März 1935 etwa 72 Millionen Tagewerke, alsdann jedes Jahr 85 Millionen Tagewerke geleistet werden. Arbeit zur Ausführung der Tagewerke ist genügend vorhanden. Sie muß jedoch in planvolle Richtung geleitet werden.
In der letzten Woche fanden im Reichsarbeits- und Reichsernährungsministerium einige wichtige Besprechungen über die Arbeitsplanung, den Arbeitsdienst und die Finanzierung statt, bei denen sämtliche Länderregierungen vertreten waren.
Der Schwerpunkt des Arbeitsdienstes muß in der Steigerung unserer landwirtschaftlichen Erzeugung durch Stärkung unserer Bodenkräfte liegen, d. h. er muß sich auf Landeskulturarbeiten aller Art erstrecken, einschließlich Flußregulierungen, Hochwasserschutz, zugehörigen
Wegebau- und Forstarbeiten. Weiter wird der Arbeitsdienst bei der Auflockerung unserer Großstädte durch Vorbereitung der Bauplätze für neuzuschaffende Bauernstellen und Arbeitereigenheime mitwirken.
Der Staat hat die Pflicht, für die Arbeitsbeschaffung auch das Geld zu beschaffen. Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit erfordert zudem keineswegs mehr Geld als nötig wäre und auch von der Reichsbank der Wirtschaft zur Verfügung gestellt würde, wenn der Absatz sich wieder so steigere, daß alle Arbeitslosen in Arbeit gesetzt werden.
Als Vertreter der Reichsleitung des Arbeitsdienstes forderte Kapitän Tholens vom Reichsernährungsministeriums 450 Millionen RM. jährlich für die Restfinanzierung der Arbeitsbeschaffung durch Landeskultur beim Reichsfinanzministerium einzusetzen. Für die nächsten
beiden Jahre müssen Baupläne für 1,5 Milliarden RM. allein für Landeskulturarbeiten ausgestellt werden.
Bei der anschließenden Aussprache stimmten die Vertreter der Länderregierungen den Vorschlägen der Reichsleitung des Arbeitsdienstes zu. Die zuständigen Ministerien werden daher umgehend mit dem Reichsfinanzministerium über die Finanzierung der Arbeitsbeschaffung Verhandlungen aufnehmen.
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Dito, S. 4
So hetzen sie
Nachstehend veröffentlichen wir ein Flugblatt des Arbeiterbundes und der Sozialdemokratischen Partei Basel, das so recht die Lügenpolitik dieser Gesellschaft ins grellste Licht rückt. Es heißt u. a.:
Besinnt Euch noch einmal!
Habt Ihr noch nichts davon gehört, wie es den Leuten in Deutschland geht, die mit den Hakenkreuzlern nicht einverstanden sind? Habt Ihr schon beobachtet, daß selbst bürgerliche Zeitungen aus der Schweiz in ihrer freien Meinungsäußerung eingeschränkt wurden?
Wollt Ihr Euch der Gefahr aussetzen, von Nazi-Jungens belästigt und angepöbelt zu werden, ohne Euch wehren zu dürfen?
Wißt Ihr, daß den Hakenkreuzlern gegenüber Menschen, die an freies Denken gewöhnt sind, alles erlaubt ist, daß aber umgekehrt Leute, die nicht mit dem gegenwärtigen Regime in Deutschland einverstanden sind, als vogelfrei erklärt wurden?
Ist Euch, bewußt, daß die Nazi-Burschen in der nächsten Umgebung von Basel einen starken Überwachungsdienst eingerichtet haben?
Wollt Ihr angesichts dieser Tatsache die Grenzen überschreiten?
Der beste Beweis dafür, wie die Freiheit geknechtet ist, liegt darin, daß, keiner mit diesem Flugblatt über die Grenze gelassen wird.
Deshalb studiert dieses Flugblatt sofort und kehrt wieder um!
Arbeiterbund Basel.
Soz. Partei Basel.
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Dito, S. 6
Sitzungsbericht des Gemeinderats Ottobeuren
am 1. Juni 1933 abends 6 Uhr.
1. Nach vorausgehender Besichtigung referierte Oberforstmeister Koch über eine beabsichtigte umfangreichere Instandsetzung bezw. Neubau von unentbehrlichen Wald- bezw. Holzabfuhrwegen im Gemeindewald Schelmenheide. In Frage kommen die Wege aus verschiedenen Plannummern. Oberforstmeister Koch ist der Meinung, daß der Gemeindewald Schelmenheide, der ein sehr wertvolles Eigentum der Gemeinde Ottobeuren darstelle, in seiner Güte erhalten, ja noch verbessert werden solle. In diesem Sinne seien bereits in dem erst vor einem Jahre neu erstellten Wirtschaftspläne auf Vorschlag des hiesigen Forstamts durch die Regierung Maßnahmen ergriffen worden. Insbesondere sei die Abfuhr des Holzes von oben her und eine sogen. Verjüngung überhaupt durchzuführen, d. h. es soll im Laufe der Zeit diese Verjüngung von oben her dem Tale zu erfolgen. Es würde dann auch für die Kulturen mehr zuträglicher sein, die sonst der erforderlichen Sonne entbehren. Durch die nun beabsichtigte Waldwegerstellung und dergl. würde also ein wesentlicher Faktor für die Verbesserung des Waldes an sich gegeben sein. Hiezu tritt die Tatsache, daß die Arbeiten fast durchwegs durch den Freiw. Arbeitsdienst, also nahezu kostenlos durchgeführt werden könnten. Die Arbeit erfordere zirka 2500 Tagschichten und zirka 70 Fuhrwerkstagschichten. Wesentlich sei dabei allerdings die Beschaffung von Kies, wobei unter Umständen sogar diese 70 Fuhrwerktagschichten und ganz beträchtliche Kosten eingespart werden können.
Bürgermeister Fickler stellt diesen Punkt zur Aussprache. GR. Maurus hält es für eine Selbstverständlichkeit, daß diese Projekte unter den gegebenen äußerst günstigen Voraussetzungen in Angriff genommen werden müssen. Er meint, daß das Kies evtl. mit Rollgeleise beigebracht wecken kann, wobei dann die Fuhrwerkstagschichten ohnedies wegfallen würden. GR. Specht berührt die Kiesbeschaffungsfrage nochmals und glaubt, daß hier evtl. Schwierigkeiten auftreten werden. GR. Hafner glaubt, daß der neue Weg nicht so unbedingt erforderlich sei. Am notwendigsten sei der Weg von Bosch bis zur Kiesgrube und auch der Seitenweg nach Ollarzried sowie die Seitenwege, welche ebenfalls als Holzabfuhrwege gelten könnten. –
Bürgermeister Fickler entgegnet dann auf den Einwand, daß dieser neue Weg nicht nach dem Plane des Forstamts gebaut werde, dahin, daß der Bau unter der Oberaufsicht des Forstamts Ottobeuren stehe und es sich, um ganz unwesentliche, auf einem Irrtum bestehende Abweichungen handelt. GR. Fink weist u. a. auf die finanzielle Frage hin. Es würden 700 bis 800 Mark Kosten für die Kiesbeschaffung entstehen. Tiefe Posten müßten im Etatsjahr 1933-34 vorgesehen sein. – Oberforstmeister Koch weist nochmals
auf die großen Vorteile dieses neuen Weges und die Schäden der bisherigen Holzwegschaffung und der damit verbundenen ungünstigen Beeinträchtigung der Rentabilität des Waldes überhaupt hin. – Nach einer noch folgenden kurzen Aussprache wird die Waldwegfrage einstimmig angenommen. Die Finanzierung wird noch geregelt.
2. Zur Kenntnis dient eine Erklärung der Gastwirtswitwe Walburga Held dahier in Sachen Grabmalaufstellung. Es wird beschlossen, die bisher getroffenen Anordnungen mit Rücksicht auf die Konsequenzen und die Ordnung im Friedhofe selbst aufrecht zu erhalten.
3. Die durch den Friedhofausschuß auf Grund einer Ortsbesichtigung, beantragten Verbesserung der Friedhofordnung und bergt werden in die neue Friedhofsatzung eingearbeitet. Diese wird seinerzeit vorgelegt werden.
4. Der Marktgemeinderat nimmt von den mitgeteilten Berechnungen des Kulturbauamts Kempten bezüglich der Regulierung des Gaisbächleins Kenntnis und beschließt das Weitere zu veranlassen.
5. Bezüglich der Kanalisationsfrage Kiesgrube – Friedhof wird beschlossen den Bauausschuß mit dieser Angelegenheit vorbereitend zu betrauen und einen Kostenanschlag einzuverlangen. Die Arbeiten können als zusätzliche auf Grund der Bestimmungen über die Pflichtarbeit ausgeführt werden.
6. Die Führung des Straßensprengwagens wird an Chr. und Otto Weiß gegen einen täglichen Fuhrlohn von 10 Mk. (auch Sonn- und Feiertags) vergeben. Die beiden Unternehmer sind für die richtige Ausübung dieser Arbeit dem Marktgemeinderat gegenüber verantwortlich.
7. Für die frei gewordene Rottmeisterstelle für den Gemeindewald haben sich verschiedene Bewerber eingefunden. Die Stelle wird dem Holzmacher Basil Kretzinger übertragen.
8. Der Schulpflegschaft gehören nunmehr als Elternvertreter Herr Josef Maurus und Herr Josef Benz jun., Schellenberg an.
9. Dem Gesuche des Obst- und Bienenzuchtvereins Ottobeuren um Anschluß an die gemeindliche Wasserleitung wird stattgegeben. —
10. Das Gesuch des Eisenbahngehilfen Klement Bobinger dahier um Weiterführung des gemeindl. Kanalnetzes zu dem von ihm errichteten Neubau in der Markt Rettenbacherstraße wird bis zur demnächst erfolgenden Klärung in der Kanalfrage überhaupt (Aufstellung von Satzungen und evtl. Erhebung von Kanalgebühren) zurückgestellt.
11. Zur Kenntnis dient ein Dankschreiben seitens H. H. Pater Rupert Reiner OSB. dahier für die seitens der hiesigen Gemeinde anläßlich der Jungmännerwallfahrt am 21. Mai ds. Js. erwiesene außerordentliche Gastfreundschaft. Der Dank gilt im Namen des kathol. Jungmännerverbandes der Diözöse Augsburg.
12. Zur Kenntnis dient ferner eine allgemeine Einladung des Kathol. Pfarramts Ottobeuren für die Feierlichkeiten anlässlich des Jahrestages der Einweihung der Eldernkapelle am Pfingstmontag.
13. Eine Verlängerung der Mobiliarfeuerversicherung mit der Bayer. Versicherungsbank auf weitere 10 Jahre ab März 1934 wird einstweilen zurückgestellt bis die notwendigen Vorbereitungen für den Neuabschluß der Versicherung erfolgt sind.
14) In letzter Zeit wurden wiederholt verschiedene Klagen laut, daß das Gräberunkraut und der sonstige Unrat von Gräbern seitens der Gräberinhaber kurzweg über die Mauer des Friedhofes auf den Fahrweg geworfen werden. Der Friedhofwärter ist, um diesen unhaltbaren Zuständen abzuhelfen, strengstens anzuweisen, diesem Verhalten der Grabinhaber udgl. ein ganz besonderes Augenmerk zukommen zu lassen und jede diesbezügliche Wahrnehmung unnachsichtlich in der Gemeindekanzlei zu melden, wo sofortige Strafanzeige gegen jedermann erfolgen wird. Außerdem wird das Pfarramt ersucht, in diesem Sinne Aufruf und Mahnung zu erlassen.
15) Auf Antrag der vereinigten Gastwirte Ottobeurens vom 31. Mai c. soll demnächst die Gründung eines Verkehrsvereins in einer Versammlung erfolgen. Zu dieser Versammlung soll neben den Mitgliedern des Marktgemeinderates, das Pfarramt, der Ausschuß des Verschönerungsvereins, die Dirigenten der 2 Musikkapellen, der Ausschuß der vereinigten Gastwirte, evtl. weitere Personen oder Korporationen eingeladen werden. Der Marktgemeinderat begrüßt dieses Vorhaben und beschließt eine Versammlung auf Donnerstag, 8. 6. c. im Gasthaus zur Sonne (abends halb 8 Uhr) anzuberaumen. Zu dieser Versammlung ist auch die Presse hiemit eingeladen.
16) Dem Gesuche des Flugsportvereins Ottobeuren e.V. um Anbringung eines Aushangkästchens am Rathause dahier wird auf Ruf und Widerruf stattgegeben.
17) In Sachen Freiw. Arbeitsdienst Ottobeuren (hier Arbeitsdienstlager) dient ein Bericht des Herrn Gebbert zur Kenntnis. Die Ausführungen fanden allgemein Anklang. Es wurde beschlossen, die notwendigen Schritte zur Aufstellung eines Gesamtarbeitsplanes für die nächsten 10 - 15 Jahre (für diese Zeit ist zur Genüge Arbeit vorhanden) zu unternehmen. Man rechnet mit einer äußerst großen Tagschichtenzahl. Herr Architekt Wagner - Memmingen, der auf diesem Gebiete Spezialist ist, soll umgehend für eine Besprechung in dieser Angelegenheit eingeladen werden.
Hierauf geheime Sitzung. Stgl. [Obersekretär Stingl]
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Ottobeuren. (Eröffnung des Rosenkellers.) Am morgigen Pfingstsonntag, bei ungünstiger Witterung am Pfingstmontag, findet wie alljährlich die Eröffnung des Rosenkellers mit Konzert statt. Zu zahlreichem Besuch ergeht freundliche Einladung. (Siehe Inserat.)
[Inserat S. 7]:
Rosenkeller Ottobeuren
Am Pfingstsonntag, bei ungünstiger Witterung Pfingst-Montag findet wie alljährlich die
Eröffnung des Rosenkellers
mit Konzert statt. Zu zahlreichem Besuch ergeht freundliche Einladung.
Eintritt frei!
Georg Gehring mit Frau
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Dito, S. 11:
Die braunen Bataillone
Ihre Dienstkleidung und Dienstgrade – Aufbau und Gliederung der SA.
[Ganzseitiger Artikel; hier nur die Überschriften der Absätze]
Entstehung und Geschichte
SA. und SS.
Dienstkleidung der SA.
Dienstgrade und Gliederung der SA.
Feldzeichen
Sonderabteilungen
Dienstkleidung der SS.
Hitlerjugend
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06.06.1933, S. 4
Kurze Nachrichten
Die Säuberungsaktion im Rundfunk vor dem Ende.
Die vom Reichsrundfunkkommissar Dr. Krukenberg eingeleitete Säuberungsaktion des Deutschen Rundfunks nähert sich ihrem Ende. Die Berichte der von ihm zur Prüfung der Verhältnisse bei den einzelnen Gesellschaften eingesetzten Untersuchungsführer dürften bis Mitte des Monats eingehen.
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Dito, S. 6
Ottobeuren. (Eröffnungsfeier des Arbeitsdienstlager.)
Die zuerst auf den 28. Mai angesetzte feierliche Eröffnung mußte wegen ungünstiger Witterung unterbleiben. Am Sonntag, den 11. Juni findet nun die Eröffnungsfeier des Arbeitsdienstlagers statt. Das einfach gehaltene Programm wird noch in der Presse veröffentlicht. – An der Schwelle des 50. Lebensjahres brachten die Arbeitsdienst-Freiwilligen, Samstag früh, dem Vorstandsmitglied des Vereins für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes, Herrn Obersteuersekretär a. D. Hermann Gebbert, der sich um unsere Sache besonders verdient gemacht hat, ein Ständchen dar.
Ottobeuren. (Am Jahrestag der Einweihung der Eldernkapelle.) Wohl noch eindrucksvoller, als bei der feierlichen Einweihung waren die Prozessionen am Pfingstmontag zur Eldernkapelle. Eine außerordentlich große Anzahl Gläubiger beteiligten sich daran, neben den Vereinen und Korporationen waren zum ersten Male auch die nationalen Verbände vertreten SA., SS. und Arbeitsdienst mit den Fahnen der nationalen Wiedergeburt.
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07.06.1933, S. 6
Memmingen. (Große Demonstration gegen den Käseschieber Rosenbaum.) Eine stattliche Menschenmenge begab sich gestern Abend zu der Villa des bekannten Käseschiebers Wilhelm Rosenbaum und forderte stürmisch dessen Verhaftung und Wiedereinlieferung nach Dachau, da bekannt geworden war, daß Rosenbaum in den letzten Tagen auf freien Fuß gesetzt wurde. Die Rufe „Schieber gehören nach Dachau“ – „Heraus mit dem Käseschieber“ wurden immer lauter und nur der Besonnenheit verschiedener Anwesender ist es zu danken, daß es nicht weiter zu Tätlichkeiten kam. Die alsbald herbeigeeilte Polizei, die ein mustergültiges Verhalten an den Tag legte, setzte sich sofort ins Benehmen mit Herrn Bezirksoberamtmann Kraus, (Kommissar Schwarz war abwesend) der auch sofort eine Prüfung veranlaßte, ob sich der Gesuchte im Hause befände, da die anwesende Menge stürmisch die Durchsuchung des Hauses forderte. Die Durchsuchung verlief jedoch ergebnislos, da Rosenbaum, der angeblich am Vormittag noch gesehen worden war, anscheinend anderweitig Unterschlupf gesunden hat. Es wäre zur persönlichen Sicherheit Wilhelm Rosenbaums und zur Vermeidung weiterer Erregung der Bevölkerung schr angebracht, daß er wieder in Schutzhaft genommen würde.
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Memmingen. (Ein Unkrautvernichtungszug) passierte gestern den hiesigen Bahnhof. Der Zug, der aus drei Wagen besteht, hat die Aufgabe, das Unkraut, das sich mit der Zeit zwischen den Schienen breit macht, zu vernichten.
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Memmingen. (Riesenverkehr im Allgäu) Aus dem gesamten Allgäu wird über die Pfingstfeiertage ein noch nie gesehener Riesenverkehr gemeldet. In Oberstdorf war schon am Samstag der Andrang gewaltig. Die Nachfrage nach Quartieren war ganz ungeheuer. Überall waren die Gaststätten bis auf den letzten Platz besetzt. In Sonthofen herrschte ein gewaltiger Durchgangsverkehr. Den schmucken Ort hatten eine Reihe auswärtiger Vereine zum Ziel ausersehen. Besonders stark aber machte sich die Grenzsperre gegen Österreich in Füssen und am Bodensee bemerkbar. Überall wimmelte es von Autos, großen Reisewagen, Motor- und Fahrrädern. Der Verkehr war geradezu beängstigend, sodaß man sich wundern muß, daß es fast ohne größere Unglücksfälle abging.
Lindau, das gewiß einen stattlichen Werkehr gewöhnt ist, hatte selten gesehenen Hochbetrieb. Allerdings sah es am Samstag noch nicht darnach aus, aber der Sonntag belehrte eines besseren und brachte unzählige Gäste in die Stadt. Wie üblich bereitete die Stadt Lindau wieder einen hübschen Empfang und auch die Seehafenbeleuchtung am Abend mit großem Promenadekonzert wurde überall als große Aufmerksamkeit empfunden. Einer starken Frequenz erfreuten sich die Bodenseerundfahrten Und auch die Dampfschiffe die zur Schweiz, insbesondere aber die vielen die nach reichsdeutschen Häfen fuhren, waren bis auf das letzte Plätzchen besetzt. Ganz im Gegensatz die nach Österreich fuhren. Hier hatten einige wenige Passagiere fast das ganze Schiff zur Verfügung. Die Omnibusse nach Bregenz wiesen gähnende Leere auf und der neueingerichtete Triebwagen fuhr förmlich zum Vergnügen hin und her. Am deutlichsten machte sich der Unterschied an der Pfänderbahn bemerkbar die an früheren Pfingsten schon einen Rekord von 7000 Passagieren zu verzeichnen hatte. Österreich bekam also die Unfreundlichkeit seiner eigenen Regierung in schärfstem Maße zu spüren, nur schade, daß im Interesse der Sache auch die Unschuldigen mit den Schuldigen leiden müssen. Hoffentlich greift aber auch hier bald eine Erkenntnis Platz. Im übrigen freuen wir uns für unser Allgäu, das diesmal wirklich mit Befriedigung auf die Pfingstfeiertage zurückblicken kann. Mögen zum Segen der Heimat noch recht viele solche Tage kommen!
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Ottobeuren. (Finanzdienst.) Der Steuerwachtmeister Johann Herkommer beim Finanzamt Ottobeuren wurde mit Wirkung ab 1. Mai zum Steuerbetriebsassistenten befördert.
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Ottobeuren. (Gendarmeriedienst.) Versetzt wurde ab 1. Juni 1933 der Gendarmeriekommissar Georg Straßer von Hohenschwangau nach Ottobeuren.
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Ottobeuren. (Gründung eines Verkehrsvereins.) Am morgigen Donnerstag, abends halb 8 Uhr, findet im Gasthaus zur Sonne eine kleine Zusammenkunft zwecks Gründung eines Verkehrsvereines statt, wozu an alle Interessenten Einladung ergeht.
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„Allgäuer Beobachter“, 07.06.1933, S. 6
Markt Rettenbach. (Hochwillkommene Gäste.) sind vorgestern in unserem schmucken Markte eingekehrt und zwar Herr Reichskommissar Ritter von Epp und Herr Staatskommissar Hermann Esser. Die hohen Gäste werden hier einige Tage verweilen, um dem edlen Weidwerk zu huldigen und eine kurze Frist von den ungeheuren Strapazen der letzten Wochen auszuspannen. Auch wir wollen nicht versäumen, den mit großer Freude in unserem Bezirk gesehenen Parteigenossen die herzlichsten Willkommgrüße zu entbieten und möchten nur wünschen, daß die Gäste die Ruhe und Erholung finden mögen, die sie suchen.
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Dito, S. 7:
[Auch am 04.07.1933, S. 7]
Das Amtsgericht Memmingen hat am 3. Juni 1933 folgenden Beschluß erlassen:
Es soll abhanden gekommen sein: Der Hypothekenbrief über 5000 GM. Kaufpreisrest des Gutsbesitzers Eugen Micheler in Ottobeuren – verzinslich zu 7 Prozent ab 16. April 1928 –, eingetragen im Grundbuch des Amtsgerichts Memmingen, Steuergemeinde Ollarzried, Bd. IV Bl. 163 S , 212 ff. in Abt. III auf dem Grundstücke des Gutsbesitzerssohnes Georg Hafner in Ottobeuren. Auf Antrag des Eugen Micheler, Ottobeuren, wird der Inhaber dieses Hypothekenbriefes aufgefordert, seine Rechte auf die bezeichnete Hypothek spätestens im Ausgebotstermin am Mittwoch, den 11. Oktober 1933, vorm. 10.30 Uhr, beim Amtsgerichte Memmingen anzumelden und den Hypothekenbrief vorzulegen. Falls bis dahin Anmeldung nicht erfolgt, wird der Hypothekenbrief für kraftlos erklärt werden.
Memmingen, den 3. Juni 1933. Geschäftsstelle des Amtsgerichts.
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08.06.1933, S. 5
Enteignung von antinationalem Gut
München, 8. Juni. Die Staatsministerien der Justiz, des Innern und der Finanzen erlassen eine Bekanntmachung über die Enteignung von zu antinationalen Zwecken verwendetem Gut. Darnach ist zum Antrag auf Enteignung nur das Innenministerium zuständig. Die erforderlichen Erhebungen werden durch die Bezirkspolizeibehörden gepflogen. Die Enteignungskommission behandelt die Anträge je nach Sachlage im mündlichen oder schriftlichen Verfahren. Dem Verfügungsberechtigten ist Gelegenheit zur Äußerung zu geben. Der Beschluß hat den Gegenstand der Enteignung zu bezeichnen und die Entschädigung festzusetzen sowie die Gründe zu enthalten. Die Festsetzung der Entschädigung erfolgt auf Grund einer Schätzung durch Gutachter, die von der Enteignungskommission nach freiem Ermessen ausgewählt werden. Wenn die Voraussetzungen der Enteignung glaubhaft erscheinen und Gefahr auf Verzug besteht, so kann durch Beschlagnahme für rechtzeitige Sicherstellung des zu enteignenden Vermögensgegenstandes gesorgt werden. Enteignete bewegliche Sachen sind dem örtlich zuständigen Finanzamt zu überweisen. Enteignete Forderungen, Guthaben und sonstige Rechte werden dem Staat überwiesen. Die Berichtigung des Grundbuches durch Eintragung des bayerischen Staates als Eigentümer erfolgt durch die Landesfinanzamtszweigstelle.
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Memmingen. (In die Heimat zurückgekehrt.) Der verheiratete ehemalige hiesige Schutzmann Huber, früher Gendarm in Erkheim, der vor etwa 6 Jahren eines Tages spurlos ohne trieftige [triftige] Gründe verschwunden ist, ist wieder zurückgekehrt. Huber geriet nach bewegtem Schicksale in die französische Fremdenlegion, wo er als Charge diente. Jetzt wurde er von der französischen Regierung an die deutsche Grenze abgeschoben.
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Dito, S. 6:
Rosenbaum nach wie vor in Dachau. Wie uns vom „Braunen Haus“ in München mitgeteilt wird, befindet sich der Schacher Rosenbaum nach wie vor in Dachau. Diese Mitteilung wird auf Anruf der Polizei Memmingen im Konzentrationslager Dachau bestätigt. Rosenbaum ist also nicht freigelassen worden und alle diesbezüglichen Gerüchte sind erfunden. Personen, die ihn in Memmingen gesehen haben wollen, müssen sich getäuscht haben.
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Ottobeuren. (Todesfall.) In Langenberg verschied gestern Vormittag Herr Gutsbesitzer Josef Mayer, Altbürgermeister der Gemeinde Guggenberg, nach längerer Krankheit im Alter von 68 Jahren. Die Beerdigung findet am Samstag, vormittags 10 Uhr statt.
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Ottobeuren. (Gründung eines Verkehrsvereins.) Auf die heute Abend halb 8 Uhr im Gasthaus zur Sonne stattfindenden Zusammenkunft zwecks Gründung eines Verkehrsverein machen wir nochmals alle Interessenten aufmerksam.
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Feierliche Eröffnung des Arbeitsdienst-Lagers Ottobeuren
am Sonntag, den 11. Juni 1933. – Die feierliche Eröffnung des hiesigen Lagers, die zuerst auf den 28. Mai vorgesehen war, konnte damals wegen der ungünstigen Witterung nicht stattfinden. Die Eröffnungsfeier findet nun am kommenden Sonntag, den 11. Juni bestimmt statt. Am Kirchgang beteiligen sich die Vereine und Cooperationen. Die Aufstellung erfolgt auf dem Platze vor dem Arbeitsdienstlager. Am nachmittägigen Propagandamarsch nehmen Arbeitsfreiwilligen vom Lager Memmingen und Westerheim und unsere 70 Mann teil, sodaß 200 Arbeitsdienstfreiwillige neben der Hitlerjugend, SA., SS. und Stahlhelm im Propagandazug marschieren. Das Programmm mit Zugsordnung wird in morgiger Ausgabe erscheinen.
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Eine lächerliche Maßnahme.
Wien. Die Salzburger Landesregierung hat die deutsch-österreichische Grenze in allen Austrittsorten nach Bayern gesperrt. Diese Verfügung bezieht sich sowohl auf den Durchzug, wie auch auf den kleinen Grenzverkehr. Nur der Salzburger Bahnhof ist noch nach beiden Richtungen offen.
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Dito, S. 8:
Toskanini sagt ab
Er kommt nicht zu den Bayreuther Bühnenfestspielen.
Bayreuth, 8. Juni. Wie Basler Blätter melden, hat Toscanini an Frau Winnifred Wagner folgendes Telegramm gerichtet: „Da die mein Gefühl als Künstler und Mensch verletzenden Geschehnisse gegen mein Hoffen bis jetzt keine Veränderung erfuhren, betrachte ich es als meine Pflicht, das Schweigen, das ich mir seit zwei Monaten auferlegte, heute zu brechen und Ihnen mitzuteilen, daß es für meine und Ihre Ruhe besser ist, an mein Kommen nach Bayreuth nicht mehr zu denken. Mit den Gefühlen unverändertlicher Freundschaft für das Haus Wagner, Arturo Toscanini.“
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09.06.1933, S. 2
Unser Volk heißt Deutschland – Unsere Religion Christentum
Ein Volk, eine Schule, ein Erzieherstand“
Die Konstituierung der deutschen Erziehergemeinschaft. – Ein Vortrag des Kultusministers Schemm.
(…) Die deutschen Erzieher marschieren gemeinsam auf das Ziel los: Heranbildung der deutschen Jugend zum Bekenntnis zum deutschen Volk und Vaterland, zu Gott, Blut und Heimat. (…)
Ja, es sind zwei Konfessionen da. Unerbittlich sind wir aber, wenn man es wagen sollte, die Differenzierung der Berufe und Geister in den Begriff „Volk und Gott“ aufzufassen und zu zerstören. In bezug auf die beiden großer christlichen Religionen Protestantismus und Katholizismus erklären wir: „Der Nationalsozialismus steht auf dem Boden keiner bestimmten Konfession, sondern auf dem Boden des Christentums. Unser Volk heißt Deutschland! Unsere Religion Christentum!“ (…)
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Die Rundfunksäuberung geht weiter
Berlin. Der noch aus der Zeit Professor Knöpfkes bei der Berliner Funkstunde tätige Pressereferent und Werbeleiter Miller ist auf Anweisung des Reichsrundfunkkommissars von seiner Gesellschaft mit sofortiger Wirkung seines Postens enthoben worden.
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Dito, S. 6:
Rosenbaum doch frei.
Wir bedauern, heute nochmals auf die Angelegenheit Rosenbaum zurückkommen zu müssen. Wie wir gestern mitgeteilt haben, wurde uns von einem Angestellten im „Braunen Hause“, der sich in Dachau beim Konzentrationslager erkundigt hatte, mitgeteilt, daß Rosenbaum nicht entlassen sei, sondern nach wie vor sich in Dachau befände. Diese Meldung wurde der hiesigen Polizei, die ihrerseits ebenfalls in Dachau angerufen hat, bestätigt. Nunmehr wird aber letzterer mitgeteilt, daß diese Auskunft irrtümlich gegeben worden sei und daß Rosenbaum tatsächlich, am 3. Juni 1933 auf Grund höherer Anweisung entlassen wurde. Wohin er sich begab, ist unbekannt. Wir bedauern sehr, diese Meldung bringen zu müssen, insbesondere da wir glaubten, auf Grund der doppelten Informationen unseren Lesern die beruhigende Mitteilung machen zu können, daß sich der Schieber Rosenbaum doch noch an wohlversorgter Stelle befindet. Welche Stelle die Anweisung zur Entlassung gegeben hat, ist uns unbekannt, wir müssen uns aber damit abfinden. Trotzdem halten wir es als Parteiorgan für unsere Pflicht, die Anregung zu geben, den schon von früher her bekannten Inflationsschieber wieder in Schutzhaft zu nehmen, damit die Unruhe, die mit dieser Angelegenheit in die Memminger Bevölkerung getragen wurde, wieder zum Stillstand kommt und Rosenbaum anderseits an sicherem Orte vor unberechtigten Zugriffen, die sehr zu verurteilen wären, geschützt ist.
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Ottobeuren. (Theater-Verein Ottobeuren.) Am Sonntag, den 11. und am Fronleichnamstag, den 15. Juni wird der Theaterverein wieder mal mit der Aufführung einer Operette an die Öffentlichkeit treten. Besonders mühsam gestalten sich diesmal die Proben und trotzdem hat der Verein die harte Arbeit geschafft. Eine ganz reizende Operette ist das fröhliche Spiel „Unter der blühenden Linde“. Feiner Humor und Innigkeit beseelen dieses Stück und eine teils liebliche, teils schmissige Musik wechselt in bunter Reihenfolge. Hoffentlich belohnt die verehrliche Einwohnerschaft Ottobeuren und Umgebung die vielen Stunden der Arbeit wie bisher mit zahlreichem Besuch. (Siehe heutiges Inserat.) -
Ottobeuren. (Personales.) Ernannt wird ab 1. Mai – wie amtlich mitgeteilt wird – zum Steuerbetriebsassistenten der Steuerwachtmeister Johann Herkommer beim Finanzamt Ottobeuren.
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Programm für die Eröffnungsfeier des Freiw. Arbeitsdienstlagers Ottobeuren am 11. Juni 1933:
5.50 Uhr Weckruf durch die Kapelle Gebbert; 7 Uhr Hissen der Lager-Fahne; 10 Uhr Gemeinsamer Kirchgang; 11.15 Uhr Eröffnungsakt mit anschließender Besichtigung des Lagers; 12.30 Uhr Mittagessen; 1.30 Uhr Aufstellung zum Propagandamarsch; 3 Uhr Konzert im Bräuhausgarten bis 6 Uhr abends; 8 Uhr Unterhaltungsabend im Rosenkeller. –
Zugsordnung: Hitlerjugend, SA., Musikkapelle Gebbert, Arbeitsdienstlager Memmingen, Vorstandschaft des V. f. F.A.D., Arbeitsdienstlager Ottobeuren, Ortsgruppe der NSDAP., NSBO., Gemeinderat, Beamtenschaft, Stahlhelm, Veteranenverein, Artillerie-Vereinigung, Zwölfer-Vereinigung, Sanitätskolonne, Jugendverein, Burschenverein, Turn- und Sportverein, Flugsportverein, Schützenverein „Alpenrose“, Schützen-Stammverein, Feuerwehr und SS.
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Dito, S. 7
Anordnungen des Gauleiters
1. Zum Referenten für das Fremdenverkehrswesen im Gau Schwaben ernenne ich mit sofortiger Wirksamkeit den Pg. Hauptmann a. D. Werner Plenio, Pfronten-Ried, Telefon-Nr. 90 Pfronten-Ried.
Augsburg, den 7. Juni 1933. Karl Wahl, Gauleiter.
2. Mit der Bildung der deutschen Frauenfront im Gau Schwaben beauftrage ich kommissarisch die Gaufrauenschaftsleiterin Frau Magda Donner, Augsburg, Halderstraße 12, Telefon-Nr. 10775. Augsburg, den 7. Juni 1933. Karl Wahl, Gauleiter.
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10.06.1933, S. 2
Erfreuliches Anzeichen
Eine Viertelmillion Arbeitslose weniger.
Berlin, 10. Juni. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich in der zweiten Hälfte des Monats Mai überaus erfreulich entwickelt. In dieser Zeit ist die Zahl der bei den Arbeitsämtern verzeichneten Arbeitslosen nämlich um 212,000 zurückgegangen, so daß die Gesamtzahl der eingetragenen Arbeitslosen noch etwa rund 5 Millionen beträgt. In der gleichen Zeit des Vorjahres belief sich der Rückgang auf nur 93,000. Die große Entlastung ist umso bemerkenswerter, als auch in der ersten Maihälfte d. J. der Rückgang erst 80,000 betrug. Mit einer Gesamtzahl von 5 Millionen ist eine Ziffer erreicht, die schon tiefer liegt als zur günstigsten Zeit des Vorjahres, nämlich rund 60,000 weniger.
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Dito, S. 5:
Gauleiter Wahl Ehrenbürger in schwäbischen Gemeinden
Wie die Gemeinde Ellhofen (Allgäu), so hat vor längerer Zeit die Stadt Neuburg a. D. außer der Umbenennung einer Straße in „Karl-Wahlstraße“ Gauleiter Pg. Wahl zum Ehrenbürger dieser Stadt ernannt. Dem gleichen Beispiel in der Ehrung dieses schwäbischen Vorkämpfers folgten die Gemeinden Pfaffenhofen, Babenhausen und die Stadt Leipheim.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Tagung der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer in Nürnberg.) Am 6. Juni kamen im Sterntorhospiz die in der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischen Pfarrer zusammengefaßten nat.-soz. Geistlichen der bayerischen Landeskirche in stattlicher Zahl zusammen. Aus allen Gebieten der bayerischen Landeskirche waren Vertreter erschienen, vor allem aus Mittel- und Oberfranken, aber auch die oberpfälzische und oberbayerische Diaspora waren, vertreten. –
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Pfarrer Klein - Grafengehaig gab einen ausführlichen, von ausgezeichneter Sachkenntnis zeugenden Bericht über die Entwicklung der kirchlichen Dinge in den letzten 8 Wochen. Da er selber an den Verhandlungen und Besprechungen in Berlin bezüglich der Reichsbischofsfrage persönlich beteiligt war, konnte er ein eingehendes Bild der Vorkommnisse entrollen. In der Besprechung war man sich darüber klar, daß die bayerische evang. Kirche unbedingt in ihrer einheitlichen Geschlossenheit erhalten werden müsse. Ebenso klar wurde aber festgestellt, daß nun auch wirklich die organisatorische Neuordnung durchgeführt und vor allem die volksmissionarische Arbeit mit aller Kraft in Angriff genommen werden müsse. Im Laufe des Nachmittags erschien auf Einladung der Hochw. Herr Landesbischof D. Meiser. Er zeichnete in einem mit größtem Interesse aufgenommenen Referat die gegenwärtige kirchliche Lage, und zwar sowohl im Blick auf die Reichskirche als auch speziell aus die Aufgaben, die der bayerischen Kirche im gegenwärtigen Augenblick erwachsen. Er richtete am Schluß seiner Ausführungen einen warmen Appell an die Versammelten, die Geschlossenheit der bayerischen Kirche unbedingt festzuhalten und Mitzuhelfen, daß Einflüsse, die der Kirche im Innern fremd sind, bei der Neugestaltung der Kirche ausgeschaltet bleiben. Die Arbeitsgemeinschaft nat.-soz. Pfarrer stimmte durchaus der Forderung des Hochw. Herrn Landesbischofs zu, daß jede Einzelaktion, woher sie auch komme, unbedingt abzulehnen sei, und betonte, daß sie selber stets in enger Fühlung mit dem Kirchenführer bleiben werden: Die ganze Versammlung bot den erfreulichen Anblick, daß auch die nat.-soz. Pfarrerschaft in Bayern sich unbedingt hinter die Kirchenleitung stellt und daß sie jeglichem kirchenpolitischem Parteiwesen unzugänglich ist.
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Ottobeuren. (Besitzwechsel.) Das Wohnhaus von Herrn Martin Riedele, Privatier, Ludwigstraße 113 ½, ging durch Kauf an Herrn Eugen Micheler, Fleischwarenfabrikant über. Herr Riedele erwarb das halbe Wohnhaus des Herrn Ludwig Köhler in der Alexanderstraße.
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Ottobeuren. (Todesfall.) Nach schwerer Krankheit verschied Herr Josef Gerle, Konditormeister, im 58. Lebensjahr. Trauergottesdienst: Montag, vormittags halb 10 Uhr, Beerdigung darauffolgend.
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Ottobeuren. (Verschönerungs- und Verkehrsverein Ottobeuren.) Zn der Donnerstag Abend im Gasthaus zur „Sonne“ stattgefundenen Zusammenkunft wegen Bildung eines Verkehrsvereins wurde der Verschönerungsverein auch in einen Verkehrsverein erweitert. Die Versammlung wurde durch Herrn Bürgermeister Fickler geleitet und es fand eine rege Aussprache statt. Auf Vorschlag des Versammlungsleiters erfolgte die Wahl eines dem Verschönerungs- und Verkehrsverein angehörigen Verkehrsausschußes. Als Vorsitzender und Schriftführer desselben wurde Herr Hauptlehrer Herz gewählt. Mitglieder Pater Maurus, Peter Rinderle, Karl Specht, Baumeister Mayer, Choregent Köbele stellv. Vorsitzender. Der neue Ausschuß wird in den nächsten Tagen erstmalig zusammentreten. -
Ottobeuren. (Feierliche Eröffnung des Freiwilligen Arbeitsdienstlager.) Zu der am morgigen Tag stattfindenden feierlichen Eröffnung des hiesigen Arbeitsdienstlagers sei nochmals die Einwohnerschaft von Ottobeuren und der Umgebung, insesondere auch die Herren Bürgermeister und Gemeindevertreter der umliegenden Gemeinden herzlichst eingeladen. Das Lager kann am morgigen Tag durch die Allgemeinheit besichtigt werden.
Ottobeuren. (Ausflug der Artillerievereinigung.) Am Sonntag, den 11. Juni, Ausflug nach Hawangen. Abfahrt nachm. 3 Uhr am Vereinslokal zur „Sonne“.
Arbeitsmarktlage des Arbeitsamtsbezirks Memmingen in der 2. Maihälfte
In der zweiten Maihälfte überwogen am Arbeitsmarkte im Bereiche des Arbeitsamtes Memmingen weiterhin die aufsteigenden Tendenzen. Am 31. Mai waren 2269 (davon 1876 männlich) Arbeitsuchende, 26 (davon 21 männlich) weniger als am Beginn der Berichtszeit zur Arbeitsvermittlung vorgemerkt.
Das Interesse der landwirtschaftlichen Arbeitgeberkreise an der Landhilfe ist im stetigen Ansteigen begriffen. Um die gemeldeten Helferstellen besetzen zu können, mußten 19 Arbeitslose von Augsburg und 24 von Nürnberg angefordert werden. Im Baugewerbe wurde die weitere Belebung des Arbeitsmarktes durch die regnerische Witterung nachteilig beeinflußt. Unter den am Monatsende gemeldeten 2289 Arbeitssuchenden befanden sich 294 HUE der Alu, 498 HUE der Kru und 445 Wohlfahrtserwerbslose. Mit Notstandsarbeiten sind gegenwärtig 241 Personen beschäftigt. Die Überschreitung der Arbeitsuchendenkurve des Vorjahres, die Mitte des Monats 374 ausmachte, beträgt z. Zt. 348.
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Dito, S. 7:
Bekanntmachung. Die gemeindliche Badeanstalt ist ab 11. Juni 1333 geöffnet. – Bade- und Gebührenordnung sind an der Amtstafel des Rathauses angeschlagen.
Ottobeuren, den 10. Juni 1933. Marktgemeinderat: Fickler, 1. Bürgermeister.
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12.06.1933, S. 3
Unerhörte Vorfälle auf dem Gesellentag
Gesellentag vorzeitig abgebrochen
Zahlreiche Zwischenfälle. – Überfallkommandos müssen ausrücken. – Aufmarsch der Münchener SA. und SS. München, 12. Juni.
In der Nacht zum Sonntag war es in München zu zahlreichen Zwischenfällen kommen. Die Folge war, daß die Leitung des Deutschen Gesellentages die Veranstaltung mit sofortiger Wirkung abbrach, so daß am Sonntag keine Abhaltungen mehr stattfanden und den Teilnehmern die sofortige Abreise anheimgestellt wurde.
Am Sonntag nachmittag gab die Bayerische Politische Polizei den nachstehenden Bericht aus: Die Bayerische Politische Polizei hatte mit Verfügung vom 2. Juni den Deutschen Gesellentag mit folgender Begründung verboten: „Trotz schwerster Bedenken der Polizei auf Grund der Aussprüche leitender Personen der Katholischen Gesellenvereine – vergleiche „Mahnruf“, abgedruckt im „Bayer. Kurier“ Nr. 48 vom 17. Februar 1933, wurde der Katholische Gesellentag ursprünglich zugelassen.
In der letzten Zeit ist jedoch eine erhebliche Beunruhigung der Bevölkerung eingetreten und zwar durch das undisziplinierte Verhalten der Teilnehmer des Katholischen Jugendtages, durch das Singen des Horst-Wessel-Liedes mit einem unterlegten Text, durch Äußerungen geistlicher Führer bei dem Umzug der D.J.K.: „Ihr schreit Heil Hitler! und werdet noch froh sein, wenn wir Euch von diesem Hitler befreien werden!“
Dazu kommt weiter, daß gerade gegenwärtig infolge der Feststellungen über Veruntreuungen im Leohaus und dessen Zweigorganisationen eine derartige Erbitterung in den weitesten katholischen Kreisen herrscht über die Mißwirtschaft, die von den geistlichen Vorstandsmitgliedern dieser Gesellschaft getrieben worden ist, daß Zwischenfälle unvermeidbar erscheinen, weil im Rahmen des Deutschen Geselleutages auch eine Reihe großer öffentlicher Umzüge geplant sind. Vor allem aber hat sich durch den einwandfrei von katholischen Mitgliedern der Bayernwacht verübten Mord an dem SA.-Mann Wiesheier in Gaiganz bei Forchheim eine derartige Erbitterung weitester Kreise der Bevölkerung bemächtigt, daß die für Ruhe und Ordnung verantwortliche Polizei zu ihrem größten Bedauern gezwungen war, den Katholischen Gesellentag nicht zuletzt im Interesse der katholischen Kirche und der Geistlichkeit zu untersagen, um dadurch unter allen Umständen zu verhindern, daß das Ansehen der kirchlichen Stellen und des geistlichen Kleides infolge von Ausschreitungen und Zwischenfällen Schaden leiden könnte.“
(…)
In der Nacht vom Samstag auf Sonntag mußten wiederholt die bereitstehenden Überfallkommandos ausrücken, am bei den zahlreichen Zusammenstößen einzuschreiten, die durch die trotz des Uniformverbotes in Uniform aufgetretenen Mitglieder der Gesellenvereine hervorgerufen wurden. Diese wiederholten Zusammenstöße haben bewiesen, daß die Mitglieder der Gesellenvereine nicht die Disziplin gewahrt haben, die man zur ungestörten Durchführung dieser Tagung von ihnen erwarten konnte und mußte. Aus diejem Grunde sah sich die Leitung des Gesellentages von sich aus gezwungen, den Gefellentag vorzeitig zu schließen.
Als spontane Antwort auf das undisziplinierte auftreten einer großen Anzahl der Mitglieder des Gesellentages veranstaltete die Münchener SA. und SS. am Sonntag vormittag einen Aufmarsch durch die Straßen der Stadt, der im Gegensatz zum Gesellentag als mustergültig anzusehen war und keinerlei Eingreifen der Polizei erforderte. Zusammenfassend ergibt sich die Tatsache, daß das ursprüngliche Verbot des Gesellentages nur zu gerechtfertigt war und daß die Verantwortung für diese unliebsamen Vorkommnisse und für die in die Bevölkerung hineingetragene Unruhe der Leitung des Gesellentages zuzuschreiben ist.
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Feierliche Amtseinsetzung des evang. Landesbischofs
Nürnberg, 12. Juni. Die Feier der Amtseinsetzung des evangelischen Landesbischofs D. Hans Meiser nahm einen weihevollen Verlauf. Die Stadt hatte Festschmuck angelegt, auch die katholische Frauenkirche war geschmückt. Gegenüber der St. Lorenzkirche hatten Ehrenhundertschaften der Landespolizei, der SA. und SS. zur Begrüßung der Vertreter der Staatsregierung Aufstellung genommen. Ministerpräsident Siebert, Kultusminister Schemm und Staatsminister Esser schritten die Front der Ehrenhundertschaften ab. Beim Eintreffen des Festzuges vor der Kirche ertönten die Glocken sämtlicher Kirchen der Stadt. Die Minister reihten sich in den Zug ein, der unter Orgelklängen in die Kirche einzog. Unter den Ehrengästen befand sich als Vertreter der Nürnberger katholischen Geistlichkeit Domkapitular Ogenhöfer.
(…)
In seiner nun folgenden Ansprache betonte Ministerpräsident Siebert, die Regierung besitze den stärksten Willen, mit dem Landesbischof gemeinsam die Fragen zu lösen, die zwischen Staat und Kirche auftauchen sollten. Er könne nur den Wunsch aussprechen, daß das hohe Gut der Reformation voll erhalten bleibe.
Nach einer Reihe weiterer Begrüßungs- und Glückwunschansprachen dankte der Landesbischof und betonte, es werde ihm oberstes Gesetz sein, den Frieden unter den Konfessionen zu wahren und etwa auftauchende Gegensätze auf dem Wege gegenseitiger Verständigung zu beheben. Er danke der Nürnberger Katholikenschaft dafür, daß sie zum heutigen Festtag ihre schöne Kirche geschmückt habe und daß Vertreter ihrer Geistlichkeit an der heutigen Feier teilnehmen. Oberster Leitsatz für seine Amtsführung werde das Allgemeinwohl sein. Mit erhebenden Musikvortragen fand die Feier ihren stimmungsvollen Abschluß.
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Dito, S. 4:
Aufgabe des Katholizismus
Eine Rede des Vizekanzlers v. Papen auf dem Deutschen Gesellentag.
München, 12. Juni. Auf dem Deutschen Gesellentag hielt am Samstag abend Vizekanzler v. Papen in der lebensgefährlich überfüllten Ausstellungshalle eine Rede worin er die Aufgaben umriß, die dem deutschen Katholizismus im heutigen öffentlichen Leben zukommen. Er kritisierte die falsche Politik des politischen Katholizismus in der Vergangenheit und forderte die Katholiken auf, sich wieder auf die Rolle zu besinnen, die die geschichtliche Entwicklung ihnen zuweise: den Gedanken des Klassenkampfes zu überwinden durch echt deutschen und echt katholischen Aufbau der deutschen Gemeinschaft.
Arbeiter und Unternehmer müßten gleichberechtigte Diener nicht der Materie, sondern der Gemeinschaft sein. Der Führer des neuen Deutschland habe unmißverständlich ausgesprochen, daß die Grundlagen des neuen Werdens der Nation nur in den unveränderlichen Grundsätzen unseres christlichen Glaubens gefunden werden können. Die christlichen Bekenntnisse werden daher im neuen Deutschland ihre geistigen Kräfte voll und ungehindert entfalten können. Heute sei nur volles und uneingeschränktes Vertrauen am Platze. Es gelte, die Einheit im Geiste der Nation herzustallen. Es sei vielleicht die nie wiederkehrende Stunde der deutschen Geschichte, im Kampfe gegen Bolschewismus uni Gottlosigkeit für die Wiederherstellung der gesellschaftlichen Ordnung Europas wegweisend zu sein und damit der europäischen Sendung des Reiches den Weg zu bereiten. Die deutschen Gesellen könnten stolz sein, an der Schwelle einer neuen Zeit mit zu den Errettern der Reichsidee zu gehören.
Die Rede des Vizekanzlers wurde wiederholt von lebhafter Zustimmung unterbrochen und zum Schluß mit stürmischem Beifall aufgenommen. Durch Lautsprecher waren die Ausführungen auch in die zweite große Ausstellungshalle übertragen worden, wo sich gleichfalls Tausende von Zuhörern eingefunden hatten.
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12.06.1933, S. 5f.
Eröffnung des Arbeitsdienstlagers in Ottobeuren
Mittelpunkt des Arbeitsdienstes im Bezirk
Ottobeuren, den 12. Juni 1933
Gestern fand in Ottobeuren die Eröffnung des ideal gelegenen Arbeitsdienstlagers in der sogen. Kaserne statt. Der Markt hatte zur Feier des Tages Flaggenschmuck angelegt. Nur der Himmel zeigte sich von der schlechtesten Seite. Dichte Wolken, die in kurzen Abständen die Erde mit ihrem Naß „beglückten“, lagerten über den waldumsäumten Höhen.
Der Festtag brach an in den Morgenstunden mit dem Jubel munterer Vogelkehlen. Früh schon zog die Kapelle Gebbert durch die Straßen des Marktes zum Weckruf. Um 7 Uhr wurde die neue stolze Lagerfahne gehißt. Um 10 Uhr riefen die Glocken der herrlichen Basilika zum feierlichen Gottesdienst. Von der Kanzel aus hielt H. H. Pater Rupert Reiner eine eindrucksvolle Ansprache. „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“; mit diesen Worten des heutigen Evangeliums trete der Herr mit einer Machtvollkommenheit ohnegleichen an uns heran. Sie zeugen auch von der Gewalt und Hoheit der Kirche. Eine Sache weihen, so leitete der Priester zum Sinn des festlichen Tages über, heißt sie einem erhabenen Zweck übergeben im göttlichen Namen. Der Arbeitsdienst soll der großen Arbeitslosigkeit Abhilfe schaffen und der junge Mann hat dem Vaterlande in strammer Zucht zu dienen. Das sind herrliche Ziele und wir freuen uns, daß die materiellen Grundlagen fertiggestellt sind. Wahren Wert erhält das Lager, wenn der Arbeitsfreiwillige sein Streben auf das letzte Ziel aller Kreaturen hinlenkt. Der Priester schloß seine von tiefem Ernst getragene Predigt, indem er sich an die Arbeitsdienstwilligen wandte: „Die Kirche gibt Euch den Segen, damit ihr ein Wahrzeichen christlichen Geiststes traget“. P. Rupert zelebrierte hierauf am Kreuzaltar das Meßopfer, während die Kapelle Gebbert prächtige Choräle zu Gehör brachte.
Inzwischen wurde es auf dem Platz vor dem mit dem Grün des Waldes geschmückten Arbeitsdienstlagers lebendig. Um 11.15 Uhr begann der feierliche Eröffnungsakt. Mit klingendem Spiel bewegte sich der Zug zum Arbeitsdienstlager. Dort nahmen vor dem Lager die behördlichen Vertreter, die Mannen des Arbeitsdienstes, SA. usw. Aufstellung. Den Reigen der Reden eröffnete der Vorsitzende des Vereins für Freiw. Arbeitsdienst in Ottobeuren, Herr
Eugen Micheler.
Der Redner führte in prachtvollen Worten aus: „Wie vor 14 Tagen, wo wir schon die Einweihung des Arbeitslagers Ottobeuren vornehmen wollten, ist uns auch leider heute der Wettergott nicht hold gesinnt. Wir hatten vor zwei Wochen die Eröffnung des Lagers abgesagt, in der Hoffnung, daß uns am Sonntag nach Pfingsten besseres Wetter beschieden ist. Dem ist aber nicht so. Die Einweihung des Lagers läßt sich weiter nicht verschieben und so wollen wir denn erwarten, daß die Feier trotz des heutigen schlechten Wetters einen nicht minder guten und harmonischen Verlauf nimmt. Es ist mir eine hohe Ehre, bei unserer heutigen Feier eine stattliche Anzahl prominenter Persönlichkeiten begrüßen zu dürfen. An erster Stelle heiße ich herzlich willkommen Herrn Bezirkskommissar Reichstagsabgeordneten Schwarz. Es ist mir eine Freude, begrüßen zu dürfen Herrn Bezirksführer des Freiw. Arbeitsdienstes, Tschaffon. Nicht minder herzlich begrüße ich Herrn Oberamtmann Kraus vom Bezirksamt Memmingen, H. H. Abt Prälat Dr. Einsiedler, Herrn Bürgermeister Dr. Berndl Memmingen und Herrn Bürgermeister Fickler, Herrn Dr. Levermann vom Arbeitsamt Memmingen, die Herren Lagerführer Wachter - Memmingen und Architekt Wagner. Der Redner fuhr weiter: Nicht minder freundlich sage ich all denen, die aus nah und fern gekommen sind, ein kerniges „Grüß Gott!“. Dem Beispiele vieler Gemeinden und Städte im deutschen Vaterlande folgend wurde auch in Ottobeuren am 18. März 1933 durch Herrn Architekt Wagner - Memmingen die Gründung eines Vereins für Freiw. Arbeitsdienst vorgenommen. Nach langen arbeitsreichen und mühevollem Vorbereitungen, die besonders durch, Herrn Obersekretär Gebbert getätigt wurden, konnte das Arbeitslager am 17. April 1933 mit 20 Arbeitsdienstfreiwilligen bezogen werden, deren Zahl sich bis heute um weitere 52 Mann aus 72 erhöht hat. Man ahmte in der Bildung des Vereins für Freiw. Arbeitsdienst nicht spießerisch das von anderen Orten gegebene Vorbild nach, sondern eröffnete den Arbeitsdienst aus dem innersten Bedürfnis und dem ehrlichsten Bestreben, hieraus dienstbare Liebe zu entfalten, der Marktgemeinde Ottobeuren und den beteiligten jungen Leuten in selbstlosester Weise zu ihrem Wohle nutzbringend zu sein. Ottobeuren sollte durch die Errichtung des Lagers dazu beitragen, dem moralischen und sittlichen Zerfall unserer deutschen Jugend zu steuern, indem durch den Arbeitsdienst die jungen Menschen von der Straße weggenommen werden, sie den Gefahren der leiblichen und vor allem der geistigen Not, der Disziplinlosigkeit und dem Laster entrissen werden. Wenn es uns heute gelungen ist, dieses herrliche, ideal geeignete und schöne Lager zu schaffen zu Nutz und Frommen aller in ihm befindlichen Arbeitsdienstfreiwilligen, so freuen wir uns darüber und denken vor allem an die Persönlichkeiten, die es ermöglicht und beigetragen haben, die Voraussetzungen für den Ausbau dieses Lagers zu schaffen, nämlich an Herrn Bürgermeister Fickler und an Herrn Altbürgermeister Fergg. Sie haben sich neben anderen Herren wärmstens für die Idee des Freiw. Arbeitsdienstes eingesetzt. Dank gebührt auch allen Bürgern und Einwohnern von Ottobeuren und Umgebung, die sich so freudig hinter die gute Sache gestellt haben, sei es, daß sie dem Verein für Freiw. Arbeitsdienst beigetreten sind, sei es, daß sie tatkräftig mithalfen am Aufbau des Lagers. Ich gedenke Herrn Obersekretärs Gebbert und seiner Frau Gemahlin, die sich in selbstloser, aufopfernder Hingabe um die Errichtung des Arbeitslagers verdient gemacht haben und die auch jetzt Stunden und Tage, oft halbe Nächte opfern, um dem großen nationalen Gedanken dienlich zu sein. Wie sich ganz Ottobeuren überzeugen konnte und kann, herrscht im Lager ein herzlicher, außerordentlich guter kameradschaftlicher Geist, der gute Gedanke unter den Arbeitsdienstfreiwilligen ihre ganze Kraft, ihr ganzes Wollen, Denken und Fühlen einzusetzen zum Wohle und zum Gedeihen von Gemeinde, Staat, Volk und Vaterland. Wir wollen hoffen, daß dieses ehrliche Bestreben für die Arbeitsdienstsfreiwilligen selbst und die Marktgemeinde Ottobeuren recht erfolgreich und nutzbringend sein möge und im weiteren Sinne unserem großen herrlichen deutschen Vaterland, auf das wir wie auf seine bedeutenden Führer, Reichspräsident von Hindenburg und Volkskanzler Adolf Hitler ein dreifaches kräftiges „Sieg Heil!“ ausbringen.“
Begeistert stimmten die Anwesenden in das dreifache „Sieg Heil!“ ein. Alle Arme erhoben sich und das Horst Wessel-Lied, begleitet von den Klängen der Kapelle Gebbert, brauste mächtig und begeistert über den historischen, mauerbewehrten Platz. Hierauf ergriff Herr Bezirksführer Pg. August Tschaffon das Wort zu einer kernigen, von soldatischem Geist getragenen Rede an die Arbeitsdienstwilligen. Der Redner begrüßte die Anwesenden im Namen von Pg. Major a. D. Schinnerer, Bezirksführer des Arbeitsdienstes für den Bezirk Bayern-West, aufs herzlichste. Leider sei Pg. Schinnerer verhindert, an der Feier in Ottobeuren selbst teilzunehmen. Nachdem der Redner kameradschaftliche Worte an die Arbeitsdienstfreiwilligen gerichtet hatte, betonte er, daß es die braunen Bataillone gewesen seien, die den Weg zur Freiheit bahnten. Man dürfe sicher sein, daß es für jeden, der in das Lager des Freiw. Arbeitsdienstes komme, ein Glück sei. Pg. Tschaffon richtete an die Soldaten der Arbeit den Appell, alles zu tun, was die Führer verlangen. Der Marktgemeinde Ottobeuren stattete er Dank ab dafür, daß sie den Mut aufbrachte, in dieser schweren Zeit die Mittel aufzubringen für ein Arbeitslager. Ottobeuren werde wahrscheinlich auch die Ehre haben, eine Abteilung in seinen Mauern zu berbergen. Mit einem dreifachen „Sieg Heil!“ auf die deutsche Freiheitsbewegung und das Deutsche Volk schloß Pg. Tschaffon seine glänzende Rede.
Nun trat der Leiter des Lagers, Obergruppenführer Karl Ganser aus den Reihen, und gab im Namen der Arbeitsdienstfreiwilligen durch Handschlag dem Bezirksführer die Versicherung treuer Pflichterfüllung. Herr Oberamtmann Kraus, als Vertreter des Bezirksamts Memmingen, betonte in prachtvollen Worten, daß es ein Festtag von besonderer Art sei, der die Anwesenden hier zusammengeführt habe. Wie man sehe, sei das Werk wohlgelungen. Das Arbeitslager Ottobeuren könne als ein vorbildliches Lager bezeichnet werden und man werde weit und breit suchen müssen, bis man seinesgleichen finde. Ottobeuren sei zum Mittelpunkt des Arbeitsdienstes im Amtsbezirk erhoben worden. Die größte Bedeutung werde der deutsche Arbeitsdienst in seiner erzieherischen Wirkung auf das Volk haben. Der Nationalsozialismus habe geistig und politisch die führende Rolle in der deutschen Arbeitsdienstbewegung. Unsere Jugend sei deutsche Gegenwart und Zukunft. Sie zu fördern und im Geiste des nationalen Wiederaufbaues zu erziehen, sei unsere Ausgabe. Er wünschte dem Arbeitsdienstlager Ottobeuren und seinen Insassen alles Glück zum Nutzen der arbeitenden Jugend und zum Segen des deutschen Vaterlandes.
Den Reigen der Reden schloß Herr Bürgermeister Fickler, der in seinen tiefschürfenden, gehaltvollen Ausführungen zuerst einen Blick auf die Geschichte der sogenannten Kaserne zurückwarf. Er führte ans: „Wie das Bräuhaus gehörten bekanntlich auch die im Süden und Westen an dasselbe anschließenden Gebäude, die sog. Kaserne, zu unserem Benediktinerkloster. Zu Klosterzeiten befand sich darin ein Studienseminar. Sowohl in den inneren Räumen als auch in den charakteristischen luftigen Säulen- und Bogengängen oblagen junge Leute ernsten Studien. Es wurde hier damals vornehmlich geistige Bildung vermittelt. Bei der Säkularisation des Klosters im Jahre 1802 und den folgenden Jahren gingen auch diese Gebäude in den Besitz des Bayer. Staates über. 1805 legte der Staat eine Eskadron leichte Reiter oder Chevauxlegers in dieselben. Die Gebäude waren nun zur Kaserne geworden, welcher Name ihnen bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Die Militärpferde wurden in dem etwas weiter südlich gelegenen Ökonomiegebäude untergebracht, wo jetzt wieder die Klosterstallungen sind. In dem Hofe zwischen Wohn- und Stallgebäude befand sich die Reitschule. Ein größerer Platz für Reitübungen lag zwischen Forsthaus und Bannwald, die Grundstücke sind deshalb in alten Karten als Reitäcker eingetragen. Der eigentliche Exerzierplatz lag auf dem Konohof. Von 1808 an wurden öfter Offiziere in Konventzellen des Klosters einquartiert, sodaß Pater Basil Miller schreiben konnte: „Wir haben also jetzt militärische Klosterleute“. Als einige Jahre später, etwa im Jahre 1812, Ottobeuren wieder ohne Militär war, richteten die hiesigen Municipalräte, – oder wie man jetzt sagt, Gemeinderäte – und einige Bürger, darunter fast lauter Gastwirte, Metzger und andere Geschäftsleute ein untertänigstes Bittgesuch an den damaligen König Max I. „daß in das hiesige leere Klostegebäude bayer. Militär gnädigst verlegt werden möchte, damit dadurch der Marktflecken Gelegenheit zu einem weiteren Erwerb erhalten und sich bei diesen verdienstlosen Zeiten durch eine gewisse Nahrungsquelle fortzubringen instand gesetzt würde“. Die Bittsteller erklärten sich bereit, das Klostergebäude unentgeltlich für mehrere bayer. Eskadronen herzustellen. Vier Wochen darnach rückte wieder eine Eskadron bayer. Chevauxleger hier ein, die bis 1823 hier verblieb. Was hatte anno 1812 die Ottobeurer Bürger zu dem Bittgesuch an den König um ein Militär getrieben? Die Not, die verdienstlose Zeit, die gedrückte Wirtschaftslage!
S. 6
Viele Jahre währten damals ja schon die napoleonischen Kriege unter denen auch Ottobeuren gar viel zu leisten und leiden hatte. Allenthalben herrschte Mangel, ganz schlechter Geschäftsgang. – In einer ähnlichen Lage befinden wir uns heute: Traurige Wirtschaftslage, Mangel an Arbeit und Verdienst, Millionen Arbeitsloser im Reich. Die Nationale Regierung sorgt für Arbeit in dieser Kaserne. Heute wird körperliche und geistige Bildung gepflegt, Ertüchtigung des Körpers und des Geistes. Nachdem der Redner sich in treffenden Worten mit der Gleichberechtigungsfrage auseinandergesetzt hatte, fuhr er weiter: Statt einem Heer auf der Landstraße, allem Schlechten ausgesetzt, seelische und körperliche Not Ieidend, finden wir im Arbeitsdienst unsere Jugend vereint zu werteschaffender Arbeit, kräftesteigernder Körperschulung und wohldurchdachter geistiger Vorbildung, Hier wird der Grund zu wahrer Volksgemeinschaft werden, denn alle, gleich welche Herkunft und welcher Stand sie vereint, Arbeiter, Bauern und Geschäftsleute müssen sich gegenseitig wieder verstehen, denn uns alle eint die große Aufgabe, mitzuarbeiten am Wiederaufbau. Mit Vertrauen sehen wir auf unsere Regierung, denn deutsche Männer sind wieder an der Spitze, die das Beste für das Vaterland wollen. Mit herrlichen Dichterworten schloß Herr Bürgermeister Fickler seine glänzende, von echt vaterländischem Geist getragene Rede.
Gewaltig brauste das Deutschlandlied zum Abschluß des feierlichen Eröffnungsaktes über den Platz. Nachmittags fand dann, allerdings wegen des sehr schlecht im Wetters etwas verzögert, der Propagandamarsch durch die Straßen unseres Marktes statt. Den Zug eröffnete die Musikkapelle Gebbert, die unter der gewohnt vorzüglichen Leitung flotte Märsche spielte. Weiter sah man in den Reihen des Zuges den Arbeitsdienst Ottobeuren und Memmingen, SA., Stahlhelm und andere Vereinigungen. Im Arbeitslager selbst herrschte die fröhlichste Stimmung. Der erquickende Gerstensaft löste gar manchen die Zunge zu frohem Gesang. Das Lager ist vorbildlich eingerichtet und wirklich schön gelegen. — —
Am Abend traf man sich dann noch im Rosenkeller, wo bei froher Unterhaltung die Stunden nur allzu schnell entflohen. Ottobeuren hat durch die Errichtung des mustergültigen Arbeitsdienstlagers wieder vielen jungen Leuten, die bisher draußen vor den Arbeitstoren stehen mußten, das Glück der Arbeit gegeben. Lohnt hier nicht schon der ideelle Wert für die Jugend die aufgewandten Mittel? Wer der Jugend dient, tut Dienst an Volk und Vaterland!
M.
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Memmingen. (Öffentliche Stadtratssitzung.) Heute nachmittags halb 6 Uhr wird der Stadtrat zu einer öffentlichen Sitzung zusammentreten, in welcher der Punkt „Arbeitslager“ zur Debatte steht. 20 Eintrittskarten werden von der Polizei ausgegeben. Zuvor findet Sitzung der nat.-soz. Fraktion statt.
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Memmingen. (Nächtliche Schmiererei.) Am Gartenzaun des Anwesens des früheren Bürgermeisters Fey, ferner an der Synagoge wurden in der Nacht vom Samstag auf Sonntag von unbekannten Tätern Aufschriften angebracht, die sich insbesondere gegen Rosenbaum richteten. Wir glauben kaum, daß die Täter Nationalsozialisten waren, denn solche wissen, daß mit solch sinnloser und dummer Schmiererei gar nichts erreicht ist. Hoffentlich gelingt es der Polizei, die Täter zu ermitteln. Die Inschriften wurden sofort entfernt.
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Mindelheim. (Arbeitsdienst.) Das Arbeitsdienstlager Matthsies [Mattsies], in dem der S.A.-Arbeitssturm des Sturmbanns III/12 untergebracht war, wurde heute aufgelöst. Sämtliche Arbeitsdienstwillige mußten heute das Lager verlassen und sind zu ihren Angehörigen zurückgekehrt
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13.06.1933, S. 6
Ein wichtiger Beschluß des Stadtrates [Memmingen]:
Neubau eines Arbeitsdienstlagers
Das Lager ersteht beim Volkspark
In seiner gestrigen Sitzung beschäftigte sich der Stadtrat mit der wichtigen Frage der Errichtung eines neuen Arbeitsdienstlagers. Die Sitzung, die um halb 6 Uhr beginnen sollte, nahm erst gegen halb 7 Uhr ihren Anfangs da der Stadtrat vorher noch an Ort und Stelle eine Besichtigung der in Frage kommenden Projekte vorgenommen hatte. Bürgermeister Dr. Berndl, der die Sitzung eröffnete, betonte, daß der Stadtrat vor einer sehr wichtigen Frage stehe. Das Arbeitsdienstlager, das sich früher in der „Neuen Welt“ befunden habe und jetzt in den Schmirgelwerken untergebracht sei, genüge, insbesondere im Winter, nicht den Ansprüchen. Man habe sich unbedingt nach einem anderen Lager umsehen müssen. Der Arbeitsdienst, der bisher nur freiwillig gewesen sei, werde um die Jahreswende zur Arbeitsdienstpflicht ausgebaut. Memmingen könne für sich in Anspruch nehmen, daß es sehr früh ein Arbeitsdienstlager errichtet habe. Insbesondere sei es die NSDAP. gewesen, die mit allem Nachdruck den Arbeitsdienstgedanken im Stadtrat vertreten habe. Es würde von der Bevölkerung nicht verstanden werden, wenn man jetzt nach diesem erfolgreichen und glückhaften Anfang nicht ein Lager errichten würde, das den billigen Anforderungen entspricht. Das führe uns vor die Frage, welches Arbeitsdienstlager man errichten wolle.
Wirtschaftlich sei die Stadt in großem Maße an dem Projekt beteiligt. Eine grundsätzliche Grundlage für die Stadt habe man weder damals noch heute sichern können, aber man könne mit gutem Grund erwarten, daß das Projekt in finanzieller Hinsicht gesichert sei. Dabei wäre nicht die Stadt als Trägerin des Projektes, sondern die Arbeitsgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes vorausgesetzt. Der Stadtrat sei das Rückgrat des ganzen Projektes. Die Stadt setze voraus, daß schon im August ein Stammlager mit 200 Mann hierher käme und daß diesem Lager schon bald ein zweites Lager angeschlossen werde. Ein Stammlager habe den großen Vorteil des dauernden Verbleibens in Memmingen, da aus ihm die umliegenden Lager ergänzt werden. Die in Frage kommenden Arbeiten in einem Umkreis von zehn Kilometern um Memmingen umfassen eine Million Tagschichten. Das würde bedeuten, daß sich für zwei Arbeitsgemeinschaften von 430 Mann auf zehn Jahre Arbeitsgelegenheit bieten würde.
Für die Errichtung des Lagers kämen zwei Projekte in Frage, nämlich im südöstlichen oder im westlichen Teil der Stadt. Die Osterriederwerke, die im Jahre 1931 stillgelegt worden seien, seien der Stadt um 50 000 Reichsmark und später um einen geringeren Betrag angeboten worden. Der Platz umfasse 13 bis 15 Tagwerk. Der Fabrikraum könne, wie Dr. Berndl weiter ausführte, zum größten Teil allerdings durch großzügigen Umbau zur Benützung hergerichtet werden, während ein nicht kleinerer Teil abgebrochen werden müßte. Beim Ankauf der Osterriederwerke müßten 15 000 RM. sofort, der Rest zu 8 Jahresraten zu 5,5 Proz. Zins bezahlt werden. Der Ausbau würde noch weitere 35 bis 40 000 RM. verschlingen. Der bauliche Zustand der Räumlichkeiten im Osterriederwerk sei von einer Art, daß die schwersten Bedenken bestünden, ob nicht hintennach das dicke Ende komme.
Es bleibe als zweites Projekt der im Westen der Stadt beim Volkspark gelegene Grundstücksteil, der der Stadt gehört. Für einen Ausbau kämen in Frage 8 Tagwerke, die später auf etwa 12 Tagwerke arrondiert würden. Das Projekt für das neue Lager, das von Architekt Wagner gefertigt wurde, sieht Unterkunftsräume, Vorratsräume usw. vor. Das Lager, das drei Unterkunftshäuser umfassen wird, würde einen Kostenaufwand von 112 000 RM. erfordern. Die Finanzierung werde sich so gestalten, daß die Stadt für jeden Mann des Lagers 5 Pfg., voraussichtlich sogar 7 Pfg. pro Tag erhalte. Man könne annehmen, daß mit allen Zuschüssen ein Betrag von nahezu 10 000 RM. für den jährlichen Aufwand an Zinsen und Tilgung erzielt werde.
Nach diesen einführenden Worten von Bürgermeister Dr. Berndl begann die Aussprache, die nur kurze Zeit in Anspruch nahm. Stadtrat W. Schwarz betonte im Namen der nat.-soz. Stadtratsfraktion, daß die Stadt in dieser Sache nicht zurückstehen dürfe, wenn sie nicht gewärtigen wolle, daß sie von anderen Städten, die alles aufbieten, überflügelt werde. Die nat.-soz. Stadtratsfraktion stimme der Errichtung des Lagers beim Volkspark zu. Vor einem etwaigen Ausbau der Osterriederwerke schrecke das Beispiel der Leinenspinnerei und des Arbeitsamtes. Stadtrat Hebel stimmte im Namen seiner Fraktion der Errichtung des Lagers beim Volkspark zu. Die Osterriederwerke würden nicht die Gewähr dafür bieten, daß es später nicht heiße, das Lager sei ungeeignet. – Stadtrat Schwarz fügte seinen Ausführungen noch hinzu, daß ein Ankauf der Osterriederwerke schon deshalb nicht in Frage komme, weil dadurch das Geld an die Deutsche Bank, also außerhalb Memmingens, fließen würde. Es müsse das Bestreben sein, die Memminger Geschäftswelt bei diesem Werk zu unterstützen, infolgedessen könne man erwarten, daß auch die Memminger Geschäftswelt das Ihre dazu beitrage. – Nachdem Dr. Berndl noch diese Worte von Stadtrat Schwarz unterstrichen hatte, schritt der Stadtrat zur Abstimmung.
Es wurde einstimmig beschlossen: 1. daß ein neues Arbeitsdienstlager zur Errichtung notwendig erscheint, jedoch das bisherige nicht ausreicht, sondern unverzüglich in eine andere Form gebracht werden muß; 2. daß das Lager im Westen der Stadt beim Volkspark nach den Plänen von Architekt Wagner errichtet wird. – (Ein Ankauf der Osterriederwerke wurde also abgelehnt.) – Nach der Abstimmung dankte Dr. Berndl für die einstimmige Annahme und gab dem Wunsche Ausdruck, daß das Lager, das schon anfangs August eröffnet werden wird, sich zum Segen und Nutzen von Memmingen und seiner Geschäftswelt auswirken möge. – Hierauf trat der Stadtrat in die geheime Sitzung ein, in der die Art der Finanzierung einstimmig gebilligt wurde.
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Memmingen. (Schon wieder frech.) Kaum daß die nationale Revolution für ihn so glücklich vorüber gegangen ist (er ist, wie es scheint, der Meinung, sie sei schon zu Ende) wird Herr Saly Böhm jun. schon wieder frech. Zwar nicht nach außen, aber gegen seine Angestellten, die er als Menschen 2. Klasse zu betrachten scheint. So bediente er sich kürzlich einiger Ausdrücke, die widerzugeben uns die Anständigkeit verbietet. Wir möchten Herrn Saly Böhm sehr zu seinem Vorteil raten, wieder bescheidener zu werden, damit wir uns nicht nochmal mit ihm beschäftigen müssen, denn ein zweitesmal könnte es anders ausfallen!
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Memmingen. (Spezialfahrradschilder.) Herrn Fritz Wiedemann ist es gelungen, eine Spezialart von Fahrradschildern zu erfinden. Konstrukteur ist Herr August Göppel. Die Schilder die an die Lenkstange angemacht werden, tragen die Nationalflaggen Hakenkreuz und Schwarz-weiß-rot und sollen patentamtlich geschützt sein. Sie haben ein hübsches Aussehen und werden zweifellos Absatz finden.
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Sontheim. (N.S.B.O.-Versammlung.) Am Samstag, den 10. ds. Mts. hielt die hiesige Ortsgruppe der N.S.B.O. ihren ersten Sprechabend im Rogg‘schen Gasthause zu Sontheim ab. Nach kurzer Begrüßung des Ortsgruppenleiters Herrn Bernh. Rogg entwickelte Kreisleiter Veh aus Memmingen ein vorzügliches Referat über Ziel und Zweck der N.S.B.O. In kürzer Zeit verstand es der Redner, in seinen beispiellosen Ausführungen die ganze Versammlung an sich zu reißen und konnte deshalb zur Gründung eines Stützpunktes der N.S.B.O. schreiten. Durch Vorschlag des Ortsgruppenleiters konnte das bewährte Mitglied Herr Albert Müller als Amtswalter eingesetzt werben, dem nun die weitere Organisation und Entwicklung der Betriebszellenorganisation unterliegt.
Nach Schluß des Referates kamen noch verschiedene Punkte zur Beratung, unter anderem wirkte es empörend, als bekannt gemacht wurde, daß natürlich die Bayer. Volkspartei mit einem jungen, noch nicht in der Welt gewesenen, unerfahrenen Jungmann am Werke war, alles zu hintertreiben. Allseits war es bekannt, daß die hiesige Ortsgruppe an maßgebender Stelle an die Gründung einer Hitler-Jugend dachte. Trotzdem erlaubte sich der junge Mann, der sich auch sehr gernd in gemeindliche Angelegenheiten einzumischen wagte, die Gründung zu unterdrücken. Sofort wurde deshalb Herr Johann Wunder als Hitlerjugendführer ernannt und tags darauf wurde durch die hilfsbereite Unterstützung der beiden hiesigen Herrn Oberlehrer sowie des Herrn Bürgermeisters die Gründung mit der stattlichen Zahl von 40 Hitlerjungen verwirklicht. Man sieht klar daraus, daß in Sontheim der nationale Geist ohne Furcht vor Wühlern fest im alten Kampf auf seinem Posten steht und trotz Wühlarbeit von seiten Unberufener treu für unseren Führer weiterkämpften. Für solche Herren aber wäre ein „Ferienaufenthalt“ zu Dachau sehr bekömmlich.
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Böhen. (Zur großen Armee eingerückt.) Am letzten Donnerstag wurde unser letzter Altveteran Herr Josef Heine, Privatier von Günzegg, unter den Trauerklängen der hiesigen Musikkapelle und unter dem Ehrengeleite des Kriegervereins zu Grabe getragen. Die große Anteilnahme der übrigen Bevölkerung zeugte von der großen Beliebtheit des Verstorbenen. Donnernde Salutschüsse tönten über den Friedhof, als der Sarg der geweihten Erde übergeben wurde. In seiner Grabrede schilderte Herr Pfarrer Genser den Verstorbenen als opferbereiten Soldaten, der auch seinem obersten Kriegsherrn, seinem Gotte, stets in Treue diente. Einen ehrenden Nachruf unter Kranzniederlegung widmete noch der Vorstand des Kriegervereins Herr Kienle dem ehem. Soldaten von 1866 und 1870/71 und dem einstigen Gründungsmitglied des Vereins. Das Lied vom guten Kameraden beschloß die ernste Feier. Altveteran Heine erreichte das selten hohe Alter von mehr als 89 Jahren.
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Niederdorf. (Schweinezählung.) Die in vergangener Woche hier durchgeführte Schweinezählung ergab einen Bestand von 308 Stück, was – im Vergleich zu 1931 – eine Verringerung um fast die Hälfte des damaligen Bestandes bedeutet, eine Tatsache, die auf die Unrentabilität der Schweinehaltung infolge der immer mehr sinkenden Fleischpreise zurückzuführen ist.
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Dito, S. 8:
„Bitte einsteigen!“
Amtliche Winke für den Reiseverkehr.
Dem Reiseverkehr, der nun bereits eingesetzt hat schenkt die Reichsbahnverwaltung natürlich die größte Aufmerksamkeit. Sie ist ständig bemüht, den Verkehr möglichst übersichlich und praktisch zu regeln. Dabei sind oft schein, bare Kleinigkeiten wichtig. Das gilt u. a. von der Aufforderung zum Einsteigen. Durch eine besondere Verfügung werden jetzt die Eisenbahnbeamten darauf aufmerksam gemacht, daß die Aufforderungen zum Einsteigen unter Vermeidung verschiedener und beliebiger Redewendungen, wie sie vielfach besonders in sogenannten „gemütlichen Gegenden“ üblich waren, einheitlich durch die Worte „Bitte einsteigen“ zu erfolgen hat. Bei Verspätungsfällen sollen ebenfalls alle weitschweifigen Mitteilungen wegbleiben und gerufen werden: „Bitte, schnell einsteigen, Zug hat Verspätung!“ Im übrigen werden die Reichsbahndirektoren ersucht, anläßlich des bevorstehender stärkeren Reiseverkehrs durch sorgfältige Auswahl und Unterweisung des beteiligten Personals für eine glatte Abwicklung des Reiseverkehrs zu sorgen. Das Bahnhofs- und Zugbegleitpersonal ist angewiesen worden, bei der Unterbringung der Reisenden mit größter Umsicht vorzugehen.
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14.06.1933, S. 3
Versammlungsverbot in Bayern
Öffentliche und geschlossene Versammlungen untersagt.
München, 14. Juni. Im Aufträge des Herrn Staatsministers des Innern hat die Bayerische Politische Polizei zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit folgende Anordnung erlassen: Bis auf weiteres sind öffentliche und geschlossene Versammlungen, sowie Versammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel jeglicher Art verboten. Ausnahmen von diesem Verbot können nur im Benehmen mit der Bayerischen Politischen Polizei gewahrt werden.
Die Fronleichnamsprozessionen finden statt.
München, 14. Juni. Auf Grund der amtlichen Meldung, wonach die Bayerische Politische Polizei bis auf weiteres öffentliche und geschlossene Versammlungen sowie Versammlungen und Aufzüge jeder Art unter freiem Himmel verboten habe, könnte die Meinung entstehen, daß auch die Fronleichnamsprozessionen unter dieses Verbot fallen. An amtlicher Stelle wird ausdrücklich erklärt, daß selbstverständlich die Fronleichnamsprozessionen nicht unter diese Bestimmung fallen. Die Fronleichnamsprozessionen sind selbstverständlich gestattet und stehen nach jeder Richtung unter dem Schutz der Regierung.
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Schutz dem Horst-Wessel-Lied
Das Singen mit anderem Text verboten.
München, 14. Juni. Das Horst-Wessel-Lied ist neben dem Deutschland-Lied im Kampf um die nationale Erhebung zum Nationallied geworden. In letzter Zeit wurde nun die Wahrnehmung gemacht, daß das Lied mit unterlegtem Text gesungen wird. Der Politische Polizeikommandeur Bayerns verbietet daher das Singen des Horst-Wessel-Liedes mit einem anderen Text. Die Polizeibeamten wurden auf das Verbot aufmerksam gemacht mit dem Hinweis, daß bei eventuellen Wahrnehmungen das Absingen des Liedes sofort einzustellen ist. Die verantwortlichen Personen haben mit Festnahme zu rechnen.
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Dito, S. 4:
Betrachtungen zum 1. Deutschen Gesellentag in München
Unbeschreibliche Begeisterung – Bitterste Enttäuschung
Unter diesen Stichworten verbreitet die „Allgäuer Zeitung“ am Montag, den 12. Juni 1933 als Meldung aus München unter dem Buchstaben c (soll wohl heißen BBC) eine Verlautbarung, die wiederholt die Worte „altgewohnte Disziplin versagte nicht“ — „Dank der unvergleichlichen Disziplin der Kolpingssöhne“ sich im Gegensatz zu der amtlichen Erklärung der bayerischen politischen Polizei befindet und den Anschein erwecken soll, als wäre die Maßnahme des frühzeitigen Abbruches ein Willkürakt der bayerischen politischen Polizei gewesen.
Ohne der amtlichen Stellungnahme vorgreifen zu wollen, muß einmal in aller Öffentlichkeit festgestellt werden, daß die führenden Kreise der kath. Gesellenvereine uns kath. Nationalsozialisten von der Kolpingssache bewußt ausgeschlossen haben, daß sie in gröbster Art und Weise die hl. Religion dazu mißbrauchten uns in den Augen der jungen Gesellen allgemein als religionsfeindlich hinzustellen und damit für das allzuberechtigte Mißtrauen selbst verantwortlich sind. Es ist nur ihre eigene Saat, die dort aufgegangen ist, wir haben die Gegensätze nicht konstruiert, sondern sie haben selbst das Mittel der Lüge und abgefeimtesten Verleumdung nicht gescheut, den hohen Kolpingsgebanken zum reinen Parteimittel heruntergewürdigt. Wir Nationalsozialisten, die wir in der Burschenvereins- oder Gesellenbewegung tätig waren, sollten uns jeweils, soweit wir nicht ohne Weiteres ausgeschlossen worden sind, ans Katzentischchen setzen, wurden als die räudigen Schafe gebrandmarkt, ohne daß jemals ein Bischof das gleiche Recht für Alle auch für uns betonte. Es zeugt nur von einer gewissen Unverfrorenheit, wenn die Herren, die unsere Bischöfe informierten, und päpstlicher als der Papst sein wollten, trotzdem so tun, als wären sie die unschuldigsten Lämmer der Welt.
Man hat wiederholt von uns Nationalsozialisten Erklärungen bezgl. unserer Stellungnahme zur Religion verlangt und geflissentlich die vor langen Jahren vom Führer diesbezgl. gegebenen Erklärungen übersehen, die Gretchenfrage: Wie hältst Du's mit der Religion? aber immer wieders aufs Neue und immer wieder in anderer Form erhoben. Wie, wenn wir nun die Gegenfrage dauernd stellen wollten: Wie hältst Du's mit der Nation, wie haltet ihr es mit den Volksgenossen, die nicht in Euer Parteihorn bliesen? Wir tun das nicht, aber wenn die Atmosphäre einmal bereinigt werden soll, dann wäre es an der Zeit, daß jene Führer der kath. Gesellen- und Burschenvereine, die nicht müde wurden, die Träger der heutigen Staatsgewalt aufs übelste zu verleumden, alle ihre Lügen öffentlich widerrufen und wieder gutmachen, was sie im Namen des Nächsten gesündigt haben. Diese Herren wissen nämlich nicht, wieviel familiären Unfrieden, wieviel seelische Konflikte und Verzweiflungen, wieviel Irrewerden an der Kirche sie auf Grund ihrer ungerechten Haltung in den vergangenen Jahren auf sich geladen haben.
Die Kolpingssache durch das Tragen einer eigenen Uniform im Sinne der S.A. propagandistisch fördern zu wollen, war niemals der tiefere Beweggrund zu solcher Einführung, sondern entsprang einer oppositionellen Zweckeinstellung gegen die S.A.-Uniform. Klugheit hat diesen Gedanken nicht geboren, man kann nur annehmen, daß, wenn es nicht ausgesprochene Bosheit sein soll, mangelndes Taktgefühl diese Ungeschicklichkeit zuließ.
In unbeschreiblicher Begeisterung haben wir Nationalsozialisten der Idee des Nationalsozialismus gedient, ließen uns trotz eines unbegründeten seelischen Terrors in unserer Treue zur kath. Kirche nicht beirren und trugen die bittersten Enttäuschungen mit dem Glauben an den Sieg der Gerecht rechtigkeit. Es ist klar, daß die in Teile unserer kath. Jugend fruchtbar Hineingetragene beispiellose Verhetzung nicht auf einmal beseitigt ist und deshalb diese Ausschreitungen anläßlich des Gesellentages in München auf die geistigen Urheber der Verhetzung zurückfallen, und wenn die nationale Revolution an jenen Hetzaposteln so vornehm vorbeigegangen ist, so bedeutet das nicht eine Entbindung von der Verpflichtung begangenes Unrecht wieder gutzumachen.
Anton Brändle Kreisleiter der N.S.D.A.P. Kempten-Stadt und Beauftragter des Sonderkommissars. (Anmerkung der Red.: Die Allgäuer Zeitung hat gut daran getan, diesen Artikel in ihrer gestrigen Ausgabe auf der 1. Seite kommentarlos zu veröffentlichen, denn treffender und schöner können die wirklichen Verhältnisse nicht dargestellt werden.)
Ein Nachwort zum Gesellentag
„Katholischer Gesellentag und ähnliche Veranstaltungen zurzeit nicht zweckmäßig“.
Berlin, 14. Juni. Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Anläßlich des Katholischen Gesellentages in München hat sich herausgestellt, daß zurzeit die Abhaltung derartiger Veranstaltungen nicht als zweckmäßig angesehen werden kann. Daß die katholischen Gesellen auf den Kundgebungen dieser Tagung das Bekenntnis zum neuen Staat und Reich zum Ausdruck gebracht haben, sei dabei gern anerkannt. Wenn trotzdem der Verlauf der Tagung die Bedenken rechtfertigt, die gegen ihre Genehmigung bestanden, so hat sich damit gezeigt, daß die Zeit für solche Veranstaltungen noch nicht reif ist.
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Dito, S. 7
Vom Münchener Sondergericht. München, 14. Juni. Der 26jährige Arbeiter Andreus Wirth, ein früherer Kommunist, wurde vom Münchener Sondergericht zu sechs Wochen Haft wegen groben Unfugs verurteilt. Er hatte die Äußerung gemacht, Hitler dürfe sich nicht mehr nach Österreich trauen, weil er dort ausgewiesen sei.
Der Schreiner Andreas Hölzl aus München, der am 16. Mai unflätige Äußerungen über den Reichskanzler machte — er will dabei betrunken gewesen sein —, erhielt vier Monate Gefängnis.
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16.06.1933, S. 4
Große Annonce mit Grafik: „Generalangriff auf die Arbeitslosigkeit“
Dito, S. 7:
Werbung: Prima Aussiede-Butter per Pfd. RM 1.15 solange Vorrat.
Michael Nett Ottobeuren.
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17.06.1933, S. 5
Memmingen. (Pläne des Verkehrsverbands „Schwäbisch Land“.) Auf der Hauptversammlung des Verkehrsverbandes „Schwäbisch Land“ in Neu-Ulm, dem mittel- und nordschwäbische Städte angehören, wurde u. a. eine Reihe wichtiger Maßnahmen bekanntgegeben, die zur Belebung des Fremdenverkehrs in Schwaben wesentlich beitragen sollen. Die wichtigste dieser Veranstaltungen ist ein im nächsten Jahr vorgesehener Schwabentag in Augsburg, dem eine umfangreiche Kreisausstellung angeschlossen ist. Sämtliche Verkehrsgebiete Schwabens sind nun auf Anordnung der Gauleitung im „Bund der Verkehrsverbände, Gau Schwaben“ zusammengefaßt und Hauptmann a. D. Plenio, dem neuernannten Referenten der N.S.D.A.P. für den schwäbischen Fremdenverkehrs unterstellt worden. Der neuen Fremdenschaft des Verbandes „Schwäbisch Land“ gehört u. a. auch Herr Bürgermeister Dr. Berndl - Memmingen an.
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Memmingen. (Tagung des Ordens der Tapferkeitsmedaille.) Letzthin tagten in Altenstadt die Inhaber der Tapferkeitsmedaillen aus den Bezirken Illertissen, Neu-Ulm und Memmingen, sowie aus dem Versorgungsgebiet Augsburg und Ulm. Der Ortsgruppenleiter gab bekannt, daß die beiden Garnisonen Ulm und Kempten in Zukunft die Trauerparade 16 Mann mit Obergewehr und 16 Mann Musik stellen, wenn ein Mitglied des Ordens stirbt. Als Vertrauensmann für die Obmannschaft Memmingen wird Herr Karl Handel bestellt. Für den 31. Juli ist ein Reichswehrkonzert zu Gunsten des Ordens in Memmingen geplant. Im Bezirk Memmingen sind folgende Träger der Tapferkeits-Medaillen: Angele Ph., Küfermeister, Grönenbach (silb.); Badent Alois, Landwirt, Zell (silb.); Barth Georg, Memmingen, Sandstraße 3 (silb.); Bochtler Johann, Maurer, Erkheim (gold.); Breher Joseph, Memmingen, Alpenstraße 3 (silb.); Döring Xaver, Bäckermeister, Ottobeuren (silb.); Fackler Meinrad, Taglöhner, Egg a. Günz (silb.); Gäble Georg, Landwirt, Lauben (silb:); Gehring Magnus, Immobilienhändler, Benningen (silb.); – Handel Karl, Kohlenhandlung, Memmingen (silberne); – Hempser Alois, Fischerei, Pleß (gold.); Höbel Bartholom., Landwirt, Egg a. Günz (silb.); Oberbiegler Georg, Reichsbahnbediensteter, Memmingen, Gießergasse (silb.); Hans Schneider, Seifensieder, Memmingen, Ulmerstraße 11 (gold.); Sedlmayer Anton, Weichenwärter, Memmingen, Blatternstraße 28 (silb.).
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Dito, S. 6:
Hawangen. (Die Artillerievereinigung Ottobeuren und Umgebung) machte am vergangenen Sonntag nach Hawangen ihren Quartalsausflug, um ihren ehemaligen Regimentskameraden einen Besuch abzustatten. Die sie begleitende Musikkapelle Maier tat ihr bestes, um die richtige Stimmung herbeizuführen. Diese Gelegenheit nahm auch die Vereinigung wahr, um die hiesigen der Vereinigung bisher noch fernstehenden ehemaligen Artilleristen in dieselbe aufzunehmen. Sämtliche Hawanger ehemalige Artilleristen, 21 an der Zahl, traten denn auch der Vereinigung bei, was wohl auch der nationalen Bewegungszeit gutzuschreiben ist. Der neugewählte Obmann Herr Rottach - Hawangen bekräftigte nun durch Handschlag mit dem Vorstand der Vereinigung Herrn Moosmann - Ottobeuren die Zugehörigkeit zur Vereinigung. Der Vorstand des Veteranenvereins Hawangen, Herr Schlögel, ergriff hierauf das Wort um mit rührenden, sinnreichen Worten an die Ruhmestaten unserer alten Armee zu erinnern und Worte des Vertrauens an die Zukunft zu richten. So verflossen nun die Stunden nur allzu schnell in gemütlichem Beisammensein, das sich, wie wir hoffen, noch oft wiederholen wird.
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[Erstmals fällt am unteren Blattrand von Seite 6 folgender Aufforderung im Stile des „Stürmers“ auf]:
Wenn Du ein guter Deutscher bist, kauf nicht beim Juden, kauf nur beim Christ!
[auch am 19.06.1933, S. 8]
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Dito, S. 7:
Mindelheim. (Sturmbannaufmarsch in Bad Wörishofen.) Am morgigen Sonntag findet in Bad Wörishofen ein Aufmarsch des gesamten Sturmbannes III/12 mit über 1000 Mann SA. statt. Der Sturm 21/12 Mindelheim fährt um 12 Uhr in Mindelheim am SA.-Heim per Rad ab. Am Ortsausgang Türkheimer- und Hochstraße in Bad Wörishofen versammelt sich nachm. 2 Uhr der ganze Sturmbann zum Aufmarsch, an dem auch der ganze Spielamnnszug und Musikzug (Kirchheim, Jengen und Bad Wörishofen) teilnehmen. Um halb 3 Uhr erfolgt auf dem Fußballplatz die Verpflichtung der neu eingetretenen SA.-Männer. Anschließend erfolgt der Vorbeimarsch des Sturmbannes vor dem Standartenführer Kellner auf der Kneippstraße. Nach Beendigung des Aufmarsches spielt die Musik vor dem Kasino und abends um 8 Uhr spielt die SA.-Kapelle Kirchheim zum gemütlichen Beisammensein im Kreuzersaal.
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Dito, S. 8:
[Annonce für eine Veranstaltung in der Ottobeurer „Brieftaube“]:
Gasth. z. „Brieftaube“, Ottobeuren
Am kommenden Sonntag, 18. Juni findet im „Brieftaubengarten“ großes Garten-Fest mit italienischer Nacht statt (nur bei gutem Wetter). Beginn: nachmittags 2.30 Uhr. – Die berühmte Handharmonika-Kapelle Dietmannsried spielt! Hiezu laden freundlichst ein:
Josef u. Antonie Spitzer, Pächter
Hirschbrauerei Ottobeuren, Max Graf.
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20.06.1933, S. 5
Ein großzügiger Judenschwindel in der Memminger Gegend
Die Ortsgruppe Gundelfingen der NSDAP. schreibt uns: Wir übersenden Ihnen beiliegend einen Zeitungsausschnitt über das bekannte Yokamin-Mastfutter, das von den Juden Wolf, Strauß und Weil überall vertrieben wird. Die genannten haben auch hier in Gundelfingen ihr Unwesen getrieben und eine Anzahl Landwirte hereingelegt in Unkenntnis jüdischer Geschäftspraktiken. Der beiliegende Zeitungsartikel ist leider erst nach Abzug der Juden aus unserer Stadt im Lokalblatt erschienen und die Landwirte sehen tatsächlich ein, daß sie ausgeschmiert sind.
Nun haben wir erfahren, daß diese geschäftstüchtigen Juden zur Zeit in Memmingen und Umgebung „arbeiten“ und Sie erweisen der Landwirtschaft einen großen Gefallen und bewahren sie vor Schaden, wenn Sie in der dortigen Tagespresse sofort die Warnung abdrucken lassen.
Yokamin, das Schweinemastfutter der Juden
In der Mai-Nummer „Der Stürmer“ (Nr. 21/33 findet sich folgende Notiz: „Das Schweinemastfutter der Juden Wolf, Strauß und Weil. Unter dem Namen „Yokamin“ bringen die „Süddeutschen Nährmittelwerke GmbH.“ ein Schweinemastfutter auf den Markt. Hinter dem Namen „Süddeutsche Nährmittelwerke“ verstecken sich pfundige Frankfurter Juden. Sie heißen Gebr. Wolf, Strauß und Weil. Für ihr Schweinemischfutter machen sie eine Riesenreklame. In eigenen Filmvorführungen, in denen man die mit ihrem Produkt gefütterten Schweine wachsen sieht, preisen sie ihr Erzeugnis an. Besonders im Saargebiet und wahrscheinlich auch im übrigen Reiche fielen Hunderte von Landwirten und Schweinezüchter auf das Mastfutter der Juden herein. Bei größerer Abnahme zahlten die geprellten Bauern zwanzig bis dreiundzwanzig Mark pro Zentner. Als den landwirtschaftlichen Genossenschaften, als den berufenen Beratern der Bauern, die Reklame zu Gesicht kam, wurde das Mastfutter der Frankfurter Juden untersucht. Dabei stellte sich heraus, daß ein Zentner des Futters bei Einbeziehung eines normalen Verdienstes höchstens einen Wert von elf Mark hatte. Die Juden arbeiten also mit einem Gewinn von einhundert Prozent. Viele Bauern machten daraufhin ihre Kaufverträge rückgängig. Sie erhielten von den Juden Drohungen mit gerichtlicher Klage ins Haus geschickt. Als Rechtstvertreter der Frankfurter Schweinemastjuden zeichnen in diesen Briefen die Rechtsanwälte Dr. Ludwig Bial und Dr. Ernst Goldschmied. Am Schlusse ihrer Drohbriefe dichten sie an die Bauern das Ersuchen, die Rechtskosten sobald als möglich abzuführen. Die sind nicht zu knapp. Vierundvierzig Mark für ein paar Zeilen. Der Bauer wird also doppelt geschröpft. (Anderen Blättern zum Abdruck empfohlen).
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21.06.1933, S. 6
Sitzung des Marktgemeinderats Ottobeurens
Zur Sitzung am 16. Juni 1933 erschienen der 1. Bürgermeister Fickler, die Gemeinderatsmitglieder Dreyer Ludwig, Micheler Eugen, Maurus Josef, Hief Franz, Specht Karl, Höbel Georg, Fink Michael, Dr. Hans Breher, Hafner A lois: entschuldigt Gemeinderatsmitglied August Ripfel; den Vorsitz führte 1. Bürgermeister Fickler; Schriftführer Obersekretär Stingl. Der Punkt 1 der Tagesordnung war die Beratung des Haushaltplanes pro 1933/34.
(…)
Durch den Umbau der gemeindlichen Mietskaserne zum Arbeitsdienstlager wird voraussichtlich einen Mietzinsausfall von 1400 - 1500 RM. zu verzeichnen sein. Es stehen aber noch staatliche Verfügungen wegen Übernahme und dgl. von im Gemeindeeigentum stehenden Lagern in Aussicht.
Die Reichssteueranteile waren gegenüber dem Vorjahre wiederum niedriger einzusetzen, da die Wirtschaftskrise 1932 sich erst in den Jahren 1933 und 1934 auswirken wird.
Der Gemeindeumlagehundertsatz bleibt mit 165 P rozent aus Grundsteuer, 159 Prozent aus Haus-, Gewerbe- und Hausiersteuer unverändert. Auch bezüglich der übrigen Gemeindegefälle wurden Erhöhungen nicht vorgenommen. Die Bezirksumlagen betragen 180 Prozent einheitlich für alle Steuern. Von den gesamten Umlagen mit 24 600 RM. sind 13 000 RM., also mehr als die Hälfte, an den Bezirk abzuliefern.
Für die Anschaffung von Fremdenverkehrs-Prospekten sind entsprechende Mittel vorgesehen. Seitens des neugebildeten Verkehrsausschusses wurde mitgeteilt, daß er die Ausführung dieser Prospekte selbst übernimmt und zum größten Teil auch selbst finanziert, und zwar durch Sammlung bei den in erster Linie interessierten Kreisen (Gastwirtschaften, Metzgereien, Bäckereien und dgl.).
(…)
Im einzelnen wurden zu den Voranschlägen 1933/34 noch die folgenden Beschlüsse gefaßt:
Die Stromkosten für das Arbeitsdienstlager sind vom Verein für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes Ottobeuren zu tragen.
Die Badegebühren werden in der gleichen Höhe wie im Vorjahre eingehoben. Die Entschädigung für die Badewärterin wird auf täglich 1.50 Mark festgesetzt.
Wegen Schuldübernahme für den Freiw. Arbeitsdienst (Verein) ist zunächst der Bezirksführer des Freiw. Arbeitsdienstes, H. Tschaffon zu einem Aufklärungsbericht einzuladen bezw. zu befragen.
Für die Zuchtstierhaltung wird den Molkereigenossenschaften der B etrag von 260 Mark, d. i. die Einnahme aus dem Jagdpacht und den Hagenmädhern, als Zuschuß zur Verfügung gestellt.
Die Besoldungsangelegenheit des 1. Bürgermeisters wird bis zur nächsten Sitzung zurückgestellt. Die Weiterversicherung des Altbürgermeisters Fergg beim staatlichen Versorgungsverband auf seine Kosten wird genehmigt. Bezüglich der Besoldungsangelegenheit des Chorregen Köbele wird nach Rücksprache mit dem hiesigen Pfarramt endgültig Beschluß gefaßt.
Die Waldaufsicht wird dem ehem. Rottmeister Reichart gegen eine jährliche Entschädigung von 120 RM. weiterhin übertragen.
Es wird nunmehr die Errichtung eines Familienbades in der gemeindlichen Badeanstalt angeregt. Seitens der Gemeinderatsmitglieder Specht und Fink bestehen in der Hinsicht Bedenken, als die hiesige Badeanstalt zu klein sei für ein Familienbad. Gemeinderatsmitglied Maurus ist für die Errichtung des Familienbades und weist darauf hin, daß es besonders für den Fremden als sehr unangenehm empfunden wurde, wenn beispielsweise seine Frau und seine Kinder zu verschiedenen Zeiten baden sollen. Der Fremde wünscht einfach das Familienbad. Außerdem soll dies dann auch in den neuen Prospekten aufgenommen werden, was für den Fremdenverkehr sicherlich ein förderlicher Faktor sei. Die Badeanstalt kann durch Beseitigung verschiedener Holzhütten und dgl. schon etwas vergrößert werden. Gemeinderatsmitglied Dr. Breher ist zunächst einmal für die versuchsweise Einführung des Familienbades. Hierauf wird die Errichtung eines Familienbades einstimmig beschlossen.
Der Marktgemeinderat nimmt von einer Einladung des Flugsportvereins e.V. Ottobeuren zu der am 24. Juni, abends 8 Uhr im Saale zur Post stattfindenden Luftfahrt- und Luftschutz-Auklärungs-Versammlung Kenntnis. Desgleichen soll am 24. und 25. Juni 1933 die Durchführung eines Werbeabends mit Vortragsreihen über Luftfahrt und Luftschutz sowie einer Straßensammlung (die der Genehmigung der Regierung unterliegt) erfolgen.
Das Gesuch des Kaufmanns Robert Herz dahier in Sachen Dachwasserableitung wird durch den 1. Bürgermeister erledigt. Die Vergebung von Gemeindelieferungen erfolgt auch weiterhin in dem bisher aufgestellten Turnus, und zwar nur bei kleineren Aufträgen. Bei größeren Aufträgen müssen Angebote eingeholt werden. Der Antrag des Gemeinderatsmitglied Ludwig Dreyer, diesen Punkt bis zur Durchbesprechung in der Fraktion der NSDAP. zurückzustellen, verfiel der Ablehnung.
In Sachen Ripfel gegen Marktgemeinde Ottobeuren wegen Fischwasserschaden dienen die Gutachten von Dr. Jaisle - Stuttgart-Feuerbach vom 8. Mai 1933 und Karl Lierheimer - Memmingen vom 10. Mai 1933 zur Kenntnis. Es wird beschlossen, den Vertreter der Marktgemeinde, Rechtsanwalt Dr. Rauh zu einer Besprechung mit dem Gemeinderat einzuladen.
Auf ein Gesuch vom 7. 6. 33 wird der Blechmusikgesellschaft Ottobeuren ein Zuschuß von 20 Mark zur Anschaffung von Becken gewährt.
Verschiedene Anwohner der Mühlbachstraße haben um Kanalisierung genannter Straße (von Kanzmann bis Filgis Theodor) nachgesucht. Der Bauausschuß nimmt zuerst Besichtigung an Ort und Stelle vor.
Auf Anregung der Freiw. Feuerwehr Ottobeuren wird künftig vor den Toren des Feuerwehrhauses ein Plakat „Parken vor den Toren verboten“ angebracht.
Das altherkömmliche Kinderfest findet auch in diesem Jahre wieder statt.
Gemeinderatsmitglied Hafner entgegnet verschiedenen Gerüchten, daß seitens der Bezirkssparkasse ausgewertete langfristige Schulden in Höhe von ca. 30 000 RM. nicht rechtzeitig ganz zurückbezahlt wurden, dahin, daß diese Rückzahlungsmöglichkeit nach den gesetzlichen Bestimmungen für langfristige Darlehen nicht mehr gegeben war. Den Marktgemeinderat treffe daher keinerlei Schuld. Hierauf geheime Sitzung.
Fürsorgehaushalt der Marktgemeinde Ottobeuren (Auszug)
Im abgelaufenen Jahr mußten die nachstehenden Fürsorgelasten aufgebracht werden: Fortlaufende Unterstützungen für 24 Ortsarme 3129 RM. Fortl. Unterstützung an 32 Wohlfahrtseewerbslose 5448 RM. Mietzinsleistungen an 20 Personen 1814 RM. Unterstützungen durch Kleidung und dgl. 732 RM. Durchführung der Suppenküche bei einer Speisung von tägl. 84. Familien u. täglich 304 Personen 1750 RM. Für Krankenhaus- und Arztkosten 1094 RM. Beerdigungskosten 205 RM. Pflegekinder 1130 RM. Anstaltspflege Gebrechlicher 600 RM. Im abgelaufenen Jahr mußten entschließlich Krisenfünftel 20.400 RM. an Fürsorgelasten aufgebracht werden. Dies bedeutete eine Belastung von 7.90 RM. pro Kopf der Bevölkerung. Für eine vierköpfige Familie sind das z. B. 34.30 RM.; hiezu treten dann noch die sonstigen Lasten. Während in den Sommermonaten durchschnittlich: jeder 31. Einwohner unterstützt wird, mußte während während der Wintermonate jeder achte Einwohner unterstützt werden.
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Ollarzried. (Einbruch.) In der Nacht von Sonntag aus Montag wurde hier bei Gastwirt Langegger ein Einbruch verübt. Der Täter drang nach gewaltsamer Öffnungg der Kellertüre in den Keller, um von dort aus seinen Raubzug zu beginnen. Was der Einbrecher alles mitnahm, konnte noch nicht genau festgestellt werden. Jedoch bestimmt Wein, Rauchwaren und etwas Kleingeld. Allem Anschein nach muß der Täter ziemlich Ortskenntnis gehabt haben haben. Bis jetzt fehlt von ihm jede Spur.
Unterhaslach bei Ottobeuren. (Silberhochzeit.) Die silberne Hochzeit feiern am morgigen Donnerstag die Landwirtseheleute Herr Theodor Petrich mit Gattin Kreszentia, geb. Zillenbiller. Herzlichen Glückwunsch!
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15 200 Einwohner in Memmingen
Memmingen. Das Ergebnis der dieser Tage durchgeführten Volkszählung ist für Memmingen-Stadt 15 212 Einwohner, davon männlich 7042, weiblich 8170, somit eine Zunahme seit Oktober 1930 von 152 Einwohnern. Memmingens stetes Wachstum hat demnach auch erfreulicherweise in den letzten Jahren angehalten, wenn auch nicht in dem Maße, wie die Jahre vorher. Auffällig ist das stark überwiegende Verhältnis der weiblichen Einwohnerschaft, woran sich allerlei nützliche Betrachtungen knüpfen lassen. Die Zählung nahm mehrere Tage in Anspruch. 111 Zähler waren mit dem mühevollen Zählwerk beschäftigt, während 10 Oberzähler bis heute an der Festellung des Ergebnisses arbeiteten. Damit sind allerdings die technischen Arbeiten noch nicht vollendet, sondern es wird noch festgestellt werden müssen, welchen Berufen die einzelnen Einwohner nachgehen und wie sich das konfessionelle Verhältnis gestaltet.
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Dito, S. 8
Betreff: Aushangpflicht für Anschläge bei Verwendung von Margarine, Kunstspeisefett, gehärteten Speiseölen, Pflanzenfetten.
§ 1 der Verordnung über den Verkehr mit Erzeugnissen der Margarinefabriken und Ölmühlen vom 13. April 1933 (RGBl. I S. 201) bestimmt folgendes:
1. Werden in Gastwirtschaften, Schankwirtschaften oder Speisewirtschaften oder im Kleinhandel von Bäckern, Konditoren oder Verkäufern von frischen Back- und Konditorwaren Lebensmittel feilgehalten oder Verkauft, die unter Verwendung von Margarine, Kunstspeisefett, gehärteten Speiseölen, Pflanzenfetten (Kokosnußfett u. ä.) oder gehärtetem Tran hergestellt oder zubereitet werden, so ist durch besonderen Aushang darauf hinzuweisen, welche der genannten Öle oder Fette verwendet werden. Der Aushang ist in genügender Zahl und so anzubringen, daß er für den Verbraucher deutlich sichtbar ist; auf ihm ist der Hinweis in deutscher Sprache und in leicht lesbarer schwarzer Schrift auf weißem Grund anzubringen. Gleiche Hinweise sind in deutscher Sprache und an einer, in die Augen fallenden Stelle in deutlich sichtbarer, leicht lesbarer Schrift auf den Speisekarten, Preisschildern oder Preisverzeichnissen zu machen.
2: Die Vorschriften des Abs. 1 finden, auf Dauerwaren keine Anwendung.
Für Bayern wurden durch die Entschließung des Staatsmin. für Industrie und Wirtschaft vom 9. Juni 1933 StA. Nr. 133 noch weitere nähere Bestimmungen getroffen, die den Betriebsinhabern zugestellt werden.
Von den oben in § 1 genannten gewerblichen Betrieben würde derjenige im Nachteil gewesen sein, der sich entsprechend den Wünschen der Reichsregierung, die Verwendung inländischer Fette weitestgehend zu fördern, von der Verwendung von Margarine oder änderen Fetten ausländischer Herkunft ausschließlich auf den Verbrauch deutscher Fette umstellte. Der gewerbliche Betrieb, der nur deutsche Fette verwendet, wird im allgemeinen teurer sein als der Konkurrent, der bei den Fetten ausländischer Herkunft verbleibt, und damit in die Gefahr geraten, an Absatz zu verlieren. Die genannten Vorschriften sollen diese Schlechterstellung beseitigen und damit zugleich einen Anreiz für die Verwendung einheimischer Fette in den gewerblichen Betrieben geben. Es kommt hinzu, daß der Käufer die notwendige Aufklärung darüber erhält, mit welchen Fetten die von ihm gekauften Waren hergestellt worden sind.
Hiernach verfolgt die Verordnung vom 13. April 1933 Zwecke, auf deren Erreichung die Reichsregierung im Rahmest der Neuordnung der Fettwirtschaft größtes Gewicht legen muß. Die Durchführung der genannten Vorschriften ist unter allen Umständen sicherzustellen.
Mindelheim, den 17. Juni 1933, Stadtrat: Dr. Kiefersauer, 1. Bürgermeister.
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22.06.1933, S. 2
Die schwarze Pestbeule
Aktion gegen Bayerische Volkspartei
In ganz Bayern Suchung nach belastendem Material.
München, 22. Juni. Die Polizeidirektion München teilt mit: „In letzter Zeit haben sich die Verdachtsmomente, daß führende Persönlichkeiten der Bayerischen Volkspartei in Zusammenhang stehen mit den letzten Ereignissen in Österreich, insbesondere mit dem vor wenigen Tagen dort erfolgten Verbot der NSDAP, so verdichtet, daß es dringend notwendig erschien, die Verbindung zwischen Bayerischer Volkspartei und den Christlichsozialen sowie der Heimatwehr in Österreich restlos festzustellen. Die Bayerische Politische Polizei hat daher am Mittwoch eine einheitliche Aktion gegen die Funktionäre der Bayer. Volkspartei in ganz Bayern eingeleitet und bei ihnen sowie in den wichtigsten Büros der Partei eine Suchung nach belastendem Material vorgenommen. U. a. wurden auch die Räume der Fraktion der BVP. im Landtag, des „Bayer. Kuriers“, des Wirtschaftsbeirates durchsucht. Das beschlagnahmte Material wird zurzeit noch gesichtet. In Einzelfällen, bei denen Widerstand erfolgte oder Verdunkelungsgefahr besteht, mußte zu Festnahmen geschritten werden.“
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Dito, S. 6:
Ottobeuren. (Volkszählung.) Die am 16. Juni durchgeführte Volkszählung ergab in der Marktgemeinde Ottobeuren 2747 Einwohner (1372 männlich und 1375 weibl.) was gegenüber der letzten Volkszählung am 16. Juni 1925 eine Bevölkerungszunahme von 164 bedeutet (gezählt wurden damals 2583 Einwohner und zwar 1257 männliche und 1326 weibliche.
Markt Rettenbach. (Volkszählung.) Die am 16. ds. Mts. durchgeführte Volks-, Berufs- und Betriebszählung erbrachte in hiesiger Marktgemeinde folgendes Ergebnis: Einwohner: 693 (325 männliche und 341 weibliche), Haushaltungen 194 Land- und Forstwirtschaft 67 Betriebe, gewerbliche Betriebe 50.
Grönenbach. (Ergebnis der Volkszählung.) Bei der Volkszählung am 16. ds. Mts. wurden in der Gemeinde Grönenbach 2285 ortsanwesende Personen gezählt und zwar 1187 männliche und 1098 weibliche. Abgegeben wurden 462 Haushaltungslisten, 223 Landwirtschaftskarten und 60 Gewerbekarten. Nach der Religionszugehörigkeit verteilt sich die ortsanwesende Bevölkerung wie folgt: römisch-katholisch 1655, evangelisch-reformiert 495, evangelisch-luth. 134, ohne Religionsangabe 1.
Fest der Jugend in Ottobeuren
In einer Besprechung am Dienstag, den 20. Juni abends im Rathaussaale, woran, sich 1. Bürgermeister Fickler, der 1 Vorstand des Turnvereins Ottobeuren, H. Direktor Bauer, der Vertreter der Schulen, Lehrer Schurer [Schurrer], H. H. Pfarrer Pater Maurus [Zech], die Bürgermeister der Gemeinden Haitzen (Hölzle-Böglins) und Eggisried (Weiß) teilnahmen, wurde beschlossen, die Durchführung des Festes der Jugend am 24. Juni dem Turnverein Ottobeuren (H. Direktor Bauer) im Verein mit dem Vertreter der Schule (Lehrer Schurrer) zu übergeben, nachdem es sich hauptsächlich um turnerische und sportliche Veranstaltungen handelt. Die erste Besprechung in dieser Angelegenheit findet heute Donnerstag, abends im Bräustübl statt. Interessenten werden hiezu herzlichst eingeladen.
Memmingen. (Der Jude Fritz Guggenheimer verhaftet.) Auf Anordnung der Polizei Kaiserslautern wurde gestern der Memminger Jude Fritz Guggenheimer, als er sich einen Paß besorgen wollte, in Schutzhaft genommen und in das Landgerichtsgefängnis Memmingen eingeliefert.
Der Mittelstand unterm Hakenkreuz
Kampsbund-Versammlung in Memmingen
Der Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes hielt gestern abends 8 Uhr im Adlersaal eine Versammlung ab, die einen sehr guten Besuch aufzuweisen hatte. Vorstand Willy Kerler eröffnete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen. Der Zweck der Versammlung sei, den Mittelstand über die Ziele des Kampfbundes aufzuklären und es solle darnach getrachtet werden, daß sich sämtliche Mittelständler darin organisieren. Er begrüßte den Referenten, Gaukampsbundführer Pg. Stadtrat Rehm-Augsburg, aufs herzlichste. Es freue ihn, daß Pg. Rehm in Memmingen selbst darlegen wolle, was es heiße: „Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes“ Pg. Gaukampfbundführer Rehm führte aus: Wenn wir heute als eine Unterordnung der N.S.D.A.P. zu Ihnen sprechen, muß ich meinen Vortrag mehr politisch allgemein halten. Wir sind eine bewußte politische Organisation und wir werden deshalb den Mittelständler bewußt politisch und erzieherisch beeinflussen müssen. Wir haben längst erkannt, daß jede Aufgabe und Arbeit dort sein und beginnen muß, wo die Voraussetzung hiezu gegeben ist, damit das wieder entsteht, was in den letzten 14 Jahren zerstört worden ist. Wir freuen uns, daß es gelungen ist, den bestehenden Zustand zu beseitigen. Der Tag von Potsdam und der 1. Mai waren nicht ein Geschenk, das wir kampflos gewonnen haben, sondern das war der Erfolg unseres Kampfes. Die Gleichschaltung ist notwendig und erst dann wirksam, wenn sie innerlich vollzogen ist.
Wir haben erreicht, – und das ist heule schon das hervorragendste Verdienst unseres Führers Adolf Hitler – was früher in Jahrhunderten die kühnsten Männer nicht vollbracht haben.
Wir wissen, daß heute schon von bestimmter Seite Maulwurfsarbeit versucht wird, daß Maulwürfe die Pflanzen der jungen Saat abzubeißen versuchen.
Der Kampf geht weiter, bis es in Deutschland nur noch eine Partei gibt, den Nationalsozialismus und das deutsche Volk.
Leider ist man heute noch gezwungen, mit Vertretern einer sterbenden Weltauffassung zu verhandeln. Wir müssen öffentlich erklären, daß wir auf die Dauer die Verbindung mit einem Herrn Hugenberg nicht aufrecht erhalten können, wenn dieser glaubt, als Vertreter einer vergangenen Wirtschaftsform die Fehler der Vergangenheit aus die Gegenwart übertragen zu können. Der Kampf hat nicht aufgehört, er geht solange weiter, bis all die Überbleibsel eines alten Systems beseitigt sind. Wir haben besonders in den letzten Wochen und Monaten nach der Machtübernahme erkennen müssen, daß das in Deutschland investierte Kapital eine unruhige Wirtschaft nicht verträgt. Wenn der gigantische Wille des Volkes hinter seinem Führer Adolf Hitler steht, wenn die Gleichberechtigung des deutschen Volkes erreicht wird, dann haben wir die Möglichkeit der Lösung unserer Aufgaben. Uns ist die Aufgabe gesetzt, den gewerblichen Mittelstand restlos zu erfassen. All das, was Sie als gewerbliche Mittelständler heute von uns erwarten, wird eintreten, wenn Sie es nur wollen. Widerstände sind deshalb da, damit sie beseitigt werden. Wenn die Fachorganisationen richtig gleichgeschaltet worden sind, wenn überall Nationalsozialisten hereingekommen sind, dann können Schwierigkeiten innerhalb der Fachorganisationen nicht mehr vorhanden sein. (…)
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Dito, S. 7:
Mindelheim. (In Schutzhaft genommen.) Ein ehemahliger Funktionär der S.P.D., Ferdinand Rauch, von Pfaffenhausen wurde heute wegen Verteilung von Flugblättern in Schutzhaft genommen und in das Gefängnis nach Buchloe eingeliefert.
Kempten. (Neuer Gau-Obmann für Handball.) Da der bisherige Obmann für Handball im Allgäuer Turngau aus der Deutschen Turnerschaft ausgeschlossen wurde, ernannte der Gauvorsitzende zum Obmann für Handball den Turnerspieler Emil Deger, Waltenhofen.
Leutkirch. (In Schutzhaft.) Der Präses des Kath. Gesellenveveins, H. Kaplan Saß, wurde am Samstag Nachmittag in Schutzhaft genommen. Die Versammlungen des Gesellen- und Jugendvereins sind bis auf weiteres verboten.
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Mart. Seefelder Engetried
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Dito, S. 8:
Bekanntmachung. Betreff: Fest der Jugend.
Der Reichsminister des Innern hat durch ein Rundschreiben vom 7. 6. 1933 für den 24. und 25. Juni zu einem Fest der Jugend aufgerufen. Anläßlich der Sommersonnenwende soll sich die gesamte Jugend der Schulen, der Turn- und Sportverbände, der Wehrverbände, die Hitlerjugend, die Bündische Jugend im Verein mit allen vaterländischen Verbänden zu einem wahren vaterländischen Volksfest vereinigen. Im Rahmen der Feier finden volkstümliche Wettkämpfe, ein Sonnwendfeuer und Wanderungen statt. Der Schulunterricht fällt am Samstag, den 24. Juni zugunsten der Sportveranstaltungen aus. Da die Wettkämpfe bereits am Samstag beginnen, fordere ich alle Arbeitgeber, Lehrmeister und sonstige Erziehungsberechtigte auf, der werktätigen, schulentlassenen Jugend spätestens für Samstag mittag freie Zeit und Gelegenheit zur Teilnahme an den Wettkämpfen und den Veranstaltungen zu geben. Nicht nur die organisierte, auch die übrige vaterländisch gesinnte Jugend wird zur Teilnahme an dem Fest der Jugend aufgerufen. Die Feier soll die gesamte deutsche Jugend in flammender Begeisterung für die nationale Erhebung und die Erneuerung des deutschen Volkes beisammen sehen. Alles Nähere über den Zeitpunkt der einzelnen Veranstaltungen wird noch in den Zeitungen bekanntgegeben. Illertissen, den 20. Juni 1933.
Bezirksamt [Landratsamt]: gez. Endres.
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23.06.1933, S. 1
Die nationale Umwälzung dauert an!
S.P.D. verboten
Berlin. Der Reichsminister des Innern hat die Sozialdemokratische Partei Deutschlands verboten. In einer Anweisung an die Länderregierungen ersucht der Reichsinnenminister zu veranlassen, daß das Verbot strikt durchgeführt wird.
Wenn es eines Beweis[es] bedurft hätte, daß die nationale Revolution noch nicht zu Ende ist, so haben die letzten Tage diesen bestimmt erbracht. Mit eiserner Konsequenz geht die Entwicklung weiter ihren Gang und vollzieht sich das, was geschehen muß, soll der soeben erkämpfte neue Staat von Bestand sein und erfolgreich verteidigt werden können gegen seine Widersacher, die hier und dort im Stillen schon wieder ihr verderbliches Handwerk und ihre hinterlistige Wühlarbeit beginnen. Allen hat Adolf Hitler, hat die nationalsozialistische Negierung die versöhnende Hand gereicht, wer aber nun glaubte nur zum Schein in die dargereichte Hand einschlagen zu können um desto besser sein verderbliches Handwerk weiter zu betreiben, der hat vergessen, daß der Nationalsozialismus etwas anderes ist, als die Staatsformen vergangener Jahre, der hat vergessen, daß der Nationalsozialismus keine Halbheiten kennt, denn auch hier gilt das gewaltige Wort, das einst der größte Erdenwandler ausgesprochen hat: „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.“ Wer heute nicht bereit ist, sich restlos mit seinem ganzen Ich einzusetzen für das neuerstandene Deutschland, der erhebe keinen Anspruch als vollwertiger Deutscher angesehen zu werden.
Wir wissen, manch einer unserer besten Parteigenossen begann schon leichte Zweifel zu hegen insofern, als er befüchtete, die neue Reichs-, bezw. Länderregierungen hätten nicht genügend scharf durchgegriffen. Tiefe Zweifel mögen nun restlos zerstreut sein, denn die großen Geschehnisse der letzten Tage mögen jedem gezeigt haben, daß der Nationalsozialismus nicht mit sich spaßen läßt und daß er unter allen Umständen gewillt ist, stets reinen Tisch zu haben. Wenn sich gewisse Organisationen erlaubten, ein frevelhaftes Spiel zu treiben und zweifelhafte Elemente in Massen aufzunehmen, so mußten sie eben aufgelöst werden. Wenn gewisse – sich christlich nennende – Parteien unter dem Deckmantel der Religion ihre schmutzigen politischen Geschäfte weiter zu führen beabsichtigen, so mußte energisch durchgegriffen werden und wenn schließlich eine Reihe führender Sozialdemokraten sich nach Prag begeben, und dorthin die Leitung ihrer volksverräterischen S.P.D. verlegen und von dort aus den lügnerischen „Vorwärts“ weiter herausgeben, so ist das allein Beweis genug, daß eine solche Organisation im nationalen Deutschland nichts mehr zu suchen hat und verschwinden muß, abgesehen davon, daß noch grenzenlos viel andere Fälle das hochverräterische Treiben bet S.P.D. in höchstem Maße dokumentieren. Wir danken es unserem Führer und unserer Reichsregierung, daß sie hier zur rechten Zeit ein Veto eingelegt haben und das Machtwort gesprochen haben, auf das so viele alte Parteigenossen schon sehnsüchtig warteten. Sie sollen es nicht wagen, Hand an unsern Staat zu legen, deren sie mögen nicht vergessen zu bedenken, daß vom Führer bis zum letzten S.A.-Mann jeder einzelne bereit ist einzutreten für das neue Deutschland und es zu verteidigen bis zum letzten.
Verhüteter Dolchstoß
Die Gründe des Verbotes der Deutschnationalen Kampfringe. – „Marxistisch verseucht bis auf die Knochen“.
Berlin, 22. Juni. Das Verbot der Kampfringe der Deutschnationalen Front und der Bismarck-Jugend ist ans Mittwoch in ganz Preußen durch die geheime Staatspolizei in Verbindung mit den besonderen Bereitschaften der Schutzpolizei durchgeführt worden. Im Reich ist die entsprechende Maßnahme gleichmäßig erfolgt. Die Anweisung dazu ist von der Zentralstelle über die Reichsstatthalter ergangen. Die aus dem Reich vorliegenden Ergebnisse bestätigen die Auffassung, daß überall eine weitgehende kommunistische Zersetzung sich durchgesetzt hat. Unter den in Berlin Verhafteten befand sich auch der Neffe des Reichsministers, Dr. Hugenberg, der Volontär bei der „Deutschen Zeitung“ ist. Er ist inzwischen wieder auf steten Fuß gesetzt worden. In Berlin sind etwa 40 Personen in polizeilicher Haft behalten worden, denen nachgewiesen werden konnte, daß sie sich bis in die allerletzte Zell hinein kommunistisch betätigt haben. Unter den Verhafteten ist auch ein Neffe des früheren kommunistischen Reichstagsabgeordneten Torgler. Eine sehr große Anzahl von Mitgliedern der Kampfstaffeln, die der Politischen Polizei vorgeführt wurden, ist nach ihrer Vernehmung wieder entlassen worden, nachdem ihnen Uniform, Waffen und Abzeichen abgenommen worden waren. Aus dem von der geheimen Staatspolizei bei der Durchführung des Verbotes beschlagnahmten Material sind die früheren Feststellungen erhärtet worden, wonach die Kampfstaffeln zu mehr als 60 bis 70 v. H. kommunistisch und marxistisch verseucht waren. Die Prüfung der Mitgliederlisten hatte ergeben, daß nicht nur die unbekannteren Mitglieder der marxistischen Organisationen, sondern zum Teil auch Funktionäre sich in die Kampfstaffeln haben aufnehmen lassen, die auf diese Art weiterhin im Sinne ihrer staatsfeindlichen und zersetzenden Tendenz hetzen. Es handelt sich teilweise um Elemente, die bereits früher aus den nationalen Wehrverbänden wegen ihrer verdächtigen Gesinnung ausgeschlossen wurden und andere, deren Aufnahme von der SA. aus diesen Gründen mehrfach abgelehnt wurde. (…)
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Dito, S. 2
Wir fordern die Saar
Der letzte Sinn des soeben in Rom beschlossenen Vierers-Paktes ist der, die sich aus der Versailler Neuregelung Europas ergebenden Streitfragen im Geiste des Vertrauens, der Wahrheit und Gerechtigkeit zu lösen, und eine Atmosphäre freundschaftlichen Verständigungswillens im Interesse des Friedens zu schaffen. Mussolini hat in seiner Senatsrede am Tage der Paktparagraphierung diesen Sinn besonders stark herausgestellt. Danach muß es als Selbstverständlichkeit gelten, daß nicht nur unanwendbare Bestimmungen des Versailler Diktats abgeändert oder aufgehoben, sondern auch solche Bestimmungen beseitigt werden, die ganz offenbar unter falscher Voraussetzung seinerzeit beschlossen worden sind. Hierzu gehört in erster Linie die Regelung der Saarfrage. Keine der damals von Frankreich vorgebrachten Begründungen seines Anspruches sind heute noch vertretbar. Vor allem kann Frankreich niemals auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes Anspruch auf das Saargebiet erheben, noch, weniger darf es den Versuch unternehmen, die längst feststehende Entscheidung der Saarbevölkerung durch politische oder wirtschaftliche Machenschaften zu verfälschen oder zu mißachten. Die jüngsten Maßnahmen der Saarregierung gegen die Vereins-, Meinungs- und Koalitionsfreiheit der Bevölkerung sind aber von so eindeutiger Tendenz zugunsten der französischen Propagandapolitik gehalten, daß mit allen Mitteln gegen die Beeinträchtigung der Willensfreiheit der Saarbevölkerung Einspruch erhöhen werden muß.
Seit 14 Jahre arbeiten der Bund der Saarvereine und die Geschäftsstelle „Saar-Verein“ aufklärend über die Vorgänge an der Saar. Mit seinen alljährlichen Bundestägungen verschafft er sich das Ohr der großen Öffentlichkeit. In diesem Jahre soll dieser Bundestagung mit einer Riesenkundgebung am Niederwalddenkmal angesichts der bevorstehenden Saarabstimmung und der aus diesem Grunde besonders starken französischen Saarpropaganda überragende Bedeutung zukommen. Es ist notwendig, daß jetzt das deutsche Volk nach seinem neugestalteten Willen zu Freiheit und Recht sich restlos diesem Kampf um deutsche Saarfreiheit zur Verfügung stellt und der Bevölkerung an der Saar den Rücken stärkt in ihrem Endkampf um Heimat, Deutschtum und Vaterland. Der Bund der Saarvereine darf das Verdienst für sicht in Anspruch nehmen, in den 14 Jahren seines Aufklärungskampfes für die nationale Einigung des deutschen Volkes gewirkt zu haben. Das Wort, daß das Saargebiet Vorbild und Beispiel für das ganze deutsche Volk sei, war wegweisend für die deutsche Einigung, es muß jetzt Mahnung sein an alle, um die deutsche Einigung nicht das einige Saar-Deutschland zu vergessen.
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Dito, S. 5:
München. (Beseitigung der Gräber Eisners und Landauers.) Der Stadtrat München beschloß an Donnerstag auf Antrag der nationalsozialistischen Stadtratsfraktion, die Gräber Eisners im Ostfriedhof und Landauers im Waldfriedhof sofort zu beseitigen. Die Gräber werden als erloschen erklärt, die Denkmäler zerstört. Die Asche der beiden Toten wird der jüdischen Kultusgemeinde zur Verfügung gestellt.
München. (Straßenumbenennungen.) Der Stadtrat München beschloß die folgenden Straßenumbenennungen: Stresemannplatz in Fasbenderplatz, Vollmarplatz in von-der-Goltz-Platz, Friedrich-Ebert-Straße in Tondernstraße und Hochvogelplatz in Horst-Wessel-Platz. Gleichzeitig beschloß der Stadtrat, in Zukunft die neuen Straßenschilder mit deutscher Schrift (Frakturschrift) zu beschriften.
München. (Mit sofortiger Wirkung beurlaubt.) (Halbamtlich.) Staatssekretär Luber hat den Verwaltungsoberinspektor Haupeltshofer an der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Haupeltshofer hat mehrmals in seinem Büro den Reichskanzler aufs gröblichste beschimpft und beleidigt, als der Volkskanzler Adolf Hitler bereits sein schweres Amt angetreten hatte. Seine Handlungsweise erscheint umso verwerflicher, als er die Äußerung im Amtsgebäude selbst gebrauchte und damit dem mittleren Personal, demgegenüber er eine übergeordnete Stellung einnahm, das schlechteste Beispiel bot.
München. (Der Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktats.) Die Münchener Polizeidirektion gibt bekannt: Am Mittwoch, den 28. Juni (Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktats) sind öffentliche und geschlossene Tanzlustbarkeiten verboten.
Hof. (Oberbürgermeister Dr. Buhl in Schutzhaft.) Der Oberbürgermeister der Stadt Hof, Dr. Buhl, wurde in Schutzhaft genommen. Ueber die Gründe kann noch nichts Näheres bekanntgegeben werden.
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Dito, S. 6:
Schaffende Hände
300 Pflichtarbeiter in Memmingen. – Landhilfe bewährt sich. –
Die Durchführung der Pflichtarbeit hat sich in Memmingen aufs beste bewährt. Die Arbeiter empfinden Genugtuung darüber, daß sie für ihre Unterstützung eine Gegenßleistung zur Verfügung stellen können. In der Pflichtarbeit ist Memmingen vorbildlich vorangegangen. In Memmingen hat die Durchführung der Pflichtarbeit am Anfang insoferne Schwierigkeiten bereitet, als nicht genügend Arbeitsgeräte zur Verfügung standen. Die Zahl der Pflichtarbeiter in Memmingen beträgt 300. Die Schwierigkeiten wurden dadurch behoben, daß die Pflichtarbeiter in Arbeitsgruppen zu je 50 Mann wöchentlich 4 Stunden arbeiten. Besondere Kosten für die Aufsicht entstehen nicht, da sich aus dem Lager der Arbeitslosen selbst Persönlichkeiten zur Aufsicht zur Verfügung gestellt haben. Im Wege der Pflichtarbeit werden folgende Arbeiten ausgeführt: Ausheben und Reinigen von Gräben, zusätzliche Arbeiten in gemeindlichen Kiesgruben, Anlage von Fußwegen an Ortswegen, Anlage von Bassins für Feuerlöschzwecke, Anlage von Spielplätzen usw. Die weiblichten Arbeitskräfte werden in Memmingen hauptsächlich, mit Arbeiten in der Stadtgärtnerei und im Friedhof beschäftigt. Die Pflichtarbeiter sind in Memmingen an verschobenen Stellen eingesetzt.
Von der Landhilfe im Bezirk Memmingen
Die Landhilfe hat sich im Bezirk Memmingen ebenfalls aufs beste bewährt. In der Umgebung Memmingens sind bei verschiedenen Landwirten 1300 Landhelfer untergebracht. Der Bedarf an Landhelfern konnte aus den Reihen der hiesigen Arbeitslosen nicht voll gedeckt werben, sodaß zwei Transporte Landhelfer aus Augsburg und Nürnberg angefordert werden mußten. Die Leute haben sich rasch in die Landarbeit eingefunden. Kontrollen, die durch das Arbeitsamt Memmingen in Ungerhausen und Hawangen durchgeführt wurden, haben ergeben, daß die Arbeitgeber mit den Leistungen der Landhelfer zufrieden sind und besonders auch den guten Geist und den guten Willen bei diesen Leuten anertkennen. Die Anzahl der Landhelfer im hiesigen Bezirk genügt auch heute noch nicht, sodaß schon in den nächsten Tagen ein neuer Transport aus Nürnberg erwartet wird. Die Förderungssätze betragen für männliche Landhelfer 25 Mark monatlich und für weibliche 20 Mark monatlich. Besonders die Jugendlichen sollen sich der Landhilfe zur Verfügung stellen. Anmeldungen sind beim Arbeitsamt Memmingen jederzeit möglich. Im übrigen findet am Sonntag, den 2. Juli vormittags 10 Uhr im Gasthaus zur „Krone“ in Markt Rettenbach ein Vortrag über die Landhilfe statt. M.
Ottobeuren. (Der Flugsportverein Ottobeuren, Ortsgruppe des Flugsportverbandes, BLV.). Auf Anregung der Reichsregierung findet am Samstag, den 21. Juni im ganzen deutschen Reich nach altem germanischen Brauch eine Sonnwendfeier statt. Aus diesem Grunde fällt der auf diesen Abend angesetzte Vortragsabend der Ortsgruppe Ottobeuren aus und wird auf Samstag, den 8. Juli verlegt.
Deutscher Liedertag in Ottobeuren.
Grüß Gott mit hellem Klang, Heil deutschem Wort und Sang! So grüßen am kommenden Sonntag, 25. Juni, allerwärts die deutschen Sänger das deutsche Volk. Wieder legen in allen Gauen des Vaterlnades, die dem großen Deutschen Sängerbund angehörigen Vereine Zeugnis ab von der Kraft und der Schönheit des deutschen Liedes. Mag auch die Welt erfüllt sein von Mißgunst und Haß mag auch immer noch im deutschen Lande die bange Sorge ums tägliche Brot von Tür zu Tür gehen: das deutsche Lied lebt im deutschen Volke weiter! Wirtschaftliche Sorgen, Arbeitslosigkeit, unsicherer Geschäftsgang wollten wohl manchmal den sangesfrohen Mund verstummen lassen, aber trotz allem: das deutsche Lied lebte und gab Trost und Kraft und Hoffnung all denen, die es plegten. Beim Gesang des Liedes wurde – auf Stunden wenigstens – die Last des Tages abgeschüttelt, gequälte Herzen durften sich entspannen. Der Alltag schweigt, und Feiertag ist dort, wo das deutsche Lied erklingt. Mögen es die frohen Weisen unsrer Kinder, mögen es die Lieber der Mütter oder die Chöre deutsche Männer sein: sie rühren an unser Herz, denn sie wurzeln in unserer Seele. Kein Geringerer als Hindenburg prägte die Worte: „Das deutsche Lied ist der schönste und tiefste Ausdruck deutschen Gemüts und deutschen Wesens.“
Ein Werbetag will daher auch in diesem Jahre der Liedersonntag werden, ein Werbetag für die Idee der Volksverbundenheit. Der Männergesangverein wird Sonntag vormittags nach dem Hauptgotesdienst auf dem Hindenburgplatz [= Marktplatz] – vor der Knabenschule – drei Chöre zum Vortrag bringen: „Das Ringlein“ v. W. Nagel, „Lied der Landsknechte“ von Stuntz und „Bundeslied“ von Mozart. – Die Bevölkerung wird zum Besuche des alljährlichen Freisingens freundlich eingeladen.
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Dito, S. 7:
Buch. (In Schutzhaft.) Der in Buch zur Aushilfe des erkrankten Ortspfarrers weilende Benediktiner Pater Ano Scholzen aus St. Ottilien, wurde wegen Verächtlichmachung der nationalen Bewegung und ihrer Symbole in Schutzhaft genommen. Möge dies Warnung sein für verschiedene Geistliche, die auch heute noch glauben, den Nationalsozialismus nach wie vor bekämpfen zu müssen.
Mindelheim. (Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1933.) Als Ergebnis der am 15. auf 16. Juni 1933 durchgeführten Volkszählung wurde in Mindelheim folgendes festgestellt: Ortsanwesende Bevölkerung 5035, hiervon 2302 männliche Personen und 2733 weibliche Personen. Verglichen mit der letzten in Deutschland durchgeführten Volkszählung am 16. Juni 1925 mit einem Endergebnis von 4908 Einwohner in Mindelheim, davon 2162 männliche und 2746 weibliche, hat sich die Bevölkerung in Mindelheim um 127 Personen vermehrt und zwar die männlichen Personen haben um 140 zugenommen, wahrend sich das zarte Geschlecht um 13 verringert hat.
Mit großer Sorgfalt haben die, für die Zählung bestimmten Personen die Listen von Haus zu Haus getragen und wieder abgeholt, Anweisungen für die Ausfüllung gegeben, erklärt, ja oft die Listen selbst ausgefüllt wenn sich, ein altes Mütterlein in der großen Liste nicht zurechtfand. Durch diese Zählung, die weit mehr Arbeit beanspruchte, als die letzte Volkszählung, wurde wieder ungemein wichtiges volkswirtschaftliches und statistisch sehr wichtiges Material für unser Vaterland gewonnen.
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24.06.1933, S. 1
Rote Flieger über Berlin
Berlin. Gestern Nachmittag erschienen über Berlin ausländische Flugzeuge von einem in Deutschland unbekannten Typ und warfen über dem Regierungsviertel und im Osten Flugblätter mit einem die Reichsregierung beschimpfenden Tert ab. Da die benachrichtigte Luftpolizei eigene Apparate nicht zur Verfügung hatte und die sonst auf dem Flughafen vorhandenen Sportflugzeuge die Schnelligkeit der aufgetauchten ausländischen Flugzeuge nicht erreichen, konnten diese unerkannt entkommen. Dieser Vorgang beleuchtet schlagartig die unhaltbare Lage, in der sich Deutschland zur Zeit befindet. Flugzeüge eines bisher in Deutschtand nicht gesehenen Typs können ungehindert über den Gebäuden der Reichsregierung erscheinen und hier Flugblätter mit unerhörten Beschimpfungen des Deutschen Reiches abwerfen. Heute sind es noch Flugblätter, morgen können es schon Gas -oder Brandbomben sein, die Tod und Vernichtung bedeuten.
Der Bayerische Kurier verboten
München. Die Polizeidirektion München hat auf Anordnung des Staatsministers Esser den „Bayerischen Kurier“ auf 8 Tage verboten. Die Zeitung hat die Meldung über die Maßnahmen der Reichsregierung gegen die deutschnationalen Kampfstaffeln mit einer Überschrift in Anführungszeichen versehen, die eine lächerlich machende Herabsetzung der Maßnahmen der Reichsregierung darstellt. Außerdem hat das Blatt auf der dritten Seite Nr. 174 vom Freitag, den 23. Juni 1933 eine Reihe von Nachrichten über notwendige Festnahmen und Schutzhaftmaßnahmen in einer Zusammenstellung gebracht, aus der nach der ganzen Art der Aufmachung die Absicht, aufreizend zu wirken, klar hervorgeht. Die Politische Polizei gibt weiter bekannt, daß auch das „Neue Münchener Tagblatt“ auf 8 Tage verboten ist wegen verschiedener der Staatsautorität abträglicher Artikel.
„Deutsche Zeitung“ bis zum 30. Juni verboten
Berlin, 24. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: „Das Geheime Staatspolizeiamt hat die „Deutsche Zeitung“ wegen des Artikels „Eine Richtigstellung im Falle Bismarck“ in der Morgenausgabe von Nr. 145 A vom Freitag, den 23. Juni 1933 bis zum 30. Juni einschließlich verboten.
Aus der deutschnationalen Front ausgetreten
Auf Grund des Befehls des Stahlhelmbundesführers Seldte, wonach den Mitgliedern des Stahlhelm eine andere Parteizugehörigkeit als die der NSDAP. verboten ist, hat der Führer des Gaues Danzig des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, Burandt, am Freitag seinen Austritt aus der Deutschnationalen Front erklärt.
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Dito, S. 2:
In Schutzhaft
Reichstagsabg. Ersing (Zentrum) und der frühere hessische Minister Leuschner (Soz.) in Schutzhaft. Karlsruhe, 24. Juni. Auf Anordnung des badischen Innenministers wurde nach amtlicher Mitteilung der frühere hessische Minister Leuschner (Soz.), der sich in Genf in einer gegen die Interessen des deutschen Staates gerichteten Art und Weise gegenüber der deutschen Abordnung benommen hat, am Freitag Mittag um 1 Uhr in Freiburg festgenommen und in Schutzhaft gebracht.
Ferner wurde am Freitag der badische Reichstagsabgeordnete Ersing (Zentrum) in Karlsruhe festgenommen und in Schutzhaft gebracht. Ihm wird vorgeworfen, er habe sich bemüht, die Gegner der nationalen Regierung unter gemeinsamer Parole zu sammeln und zu einer Oppositionsstellung gegenüber der Regierung zu veranlassen.
Warnung vor Verbreitung falscher Gerüchte
München, 24. Juni. Die Bayerische Politische Polizei gibt bekannt: In letzter Zeit wurden systematisch Gerüchte über Mißhandlungen, schwere Körperverletzungen usw. von Geistlichen anläßlich des in München durchgeführten Deutschen Gesellentages 1933 verbreitet, die in ihrem ganzen Umfange auf Unwahrheit beruhen.
Derartige Gerüchte fallen in den Bereich der Greuelpropaganda gegen die nationale Regierung. Soweit Auseinandersetzungen zwischen katholischen Gesellen und Andersdenkenden wirklich stattfanden, waren sie zumeist unbedeutender Natur und lediglich auf das unbotmäßige Verhalten der in Uniform auftretenden Gesellen zurückzuführen. Vor der Verbreitung unwahrer Behauptungen über Mißhandlungen usw. anläßlich des Gesellentages wird eindringlichst gewarnt. Gegen die Verbreiter wird unnachsichtlich mit Strafverfolgung, erforderlichenfalls mit Schutzhaft vorgegangen.
Sonnwendfeier und Aufmarschverbot
München, 24. Juni. Die Bayerische Politische Polizei gibt zur Vemeidung von Irrtümern bekannt, daß anläßlich der Sonnwendfeiern und des Festes der Jugend lediglich Aufzüge und sonstige Veranstaltungen von Schulen, sowie der nationalsozialistischen Jugendorganisationen, wie der Hitler-Jugend, des Jungvolkes usw., desgleichen des Scharnhorst-Bundes (Jugendorganisation des Stahlhelm) genehmigt sind. Alle Jugendorganisationen mit Ausnahme der nationalsozialistischen Jugendverbände und des Scharnhorst-Bundes fallen restlos unter das Uniform- und Aufmarschverbot.
Marxistenrein
Das neue Gesicht des Reichstags.
Berlin, 24. Juni. Nach dem Ausscheiden der Sozialdemokraten aus dem Reichstag zählt dieser jetzt 446 Mitglieder, die sich auf vier Fraktionen verteilen. Die weitaus stärkste Fraktion ist die NSDAP., die einschließlich einiger Hospitanten 296 Mitglieder zählt. Es folgt die Fraktion des Zentrums mit 73 Abgeordneten, die der Deutschnationalen Front mit 48 Abgeordneten und die Bayerische Volkspartei mit 19 Abgeordneten. Dazu kommen noch 10 Abgeordnete, die Splitterparteien angehören.
Das Ausscheiden der bisherigen sozialdemokratischen Abgeordneten ist sofort wirksam geworden. Eine besondere Mitteilung an die einzelnen bisherigen Mandatsinhaber erfolgt seitens der Reichstagsverwaltung nicht.
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Dito, S. 4:
Die Reinigungsaktion dauert an
Neue Verfügungen Dr. Leys. – Überall nur noch Nationalsozialisten als Gewerkschaftsführer.
Berlin. 24. Juni. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, veröffentlicht drei Verfügungen, in denen es u. a. heißt: Es ist der Wille des Führers, daß außer der Deutschen Arbeitsfront keinerlei Organisationen mehr, weder der Arbeitnehmer noch Arbeitgeber existieren. Ausgenommen sind der ständische Aufbau und Organisationen, die einzig und allein der Fortbildung im Berufe dienen. Alle übrigen Vereine, auch sogenannte katholische und evangelische Arbeitervereine sind als Staatsfeinde zu betrachten, weil sie den großen Aufbau hindern und hemmen. Deshalb gilt ihnen unser Kampf und es ist höchste Zeit, daß sie verschwinden.
gez. Dr. Robert Ley.
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Dito, S. 5
Memmingen. (Fahrtvergünstigung zum 9. Waffentag der bayerischen schweren Artillerie.) In der Zeit vom 29. Juni bis 6 Juli 1933 findet in Ingolstadt der 9. Waffengedenktag der bayerischen schweren Artillerie und vom 20. bis 27. Juli 1933 der deutsch-österreichisch-ungarische Pionier- und Verkehrstruppentag statt. – Zu den beiden Feiern können von allen Bahnhöfen in einem Umkreis von 300 Kilometer um Ingolstadt Sonntagsrückfahrkarten (Blankosonntagsrückfahrkarten) nach Ingolstadt Hbf. und Ingolstadt Nord ausgegeben werden. – Die Karten gelten: 1. zur Feier des Waffengedenktages der Artillerie zur Hinfahrt ab Mittwoch, 28. Juni 12 Uhr bis Sonntag, 2. Juli und zur Rückfahrt an allen Tagen bis Donnerstag, den 6. Juli 24 Uhr; 2. zum Pionier- und Verkehrstruppentag zur Hinfahrt ab Donnerstag, 29. Juli 0 Uhr bis Sonntag, 23. Juli und zur Rückfahrt ab Donnerstag, 20. Juli 1933, an allen Tagen bis Donnerstag, 27. Juli 24 Uhr. Die Teilnehmer wollen sich durch das Festzeichen ausweisen.
NS.-Büchewart
Heinrich Anacker, bekannt durch seine Gedichtsammlung „Die Trommel“ schuf ein neues Werk: „Die Fanfare“, Gedichte der deutschen Erhebung. Einer unserer bekanntesten Lyriker spricht hier zu uns und führt uns hinein in den Geist aus dem unser neues Deutschland entstanden ist. Noch einmal läßt uns Heinrich Anacker die ganze Zeit erleben: „12 Jahre Kampf, verfolgt und verboten, ein Horst Wessel wird wieder lebendig, S.A. marschiert, und endlich das neue Deutschland, geeint sn seinen Ständen.“ – Kein anderes Werk ist besser geeignet, unserem Führer Adolf Hitler zugeeignet zu sein, als gerade dieses. Möge dieser Gedichtband in die Hände aller unserer Volksgenossen kommen, möge er dazu beitragen, der Welt zu zeigen, wie heldenhaft sich unser Volk aus der schlimmsten Zeit zum neuen Staate durchgerungen hat.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Der Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktates in den Schulen.)
Am 28. Juni 1919 wurde der deutschen Abordnung das Versailler Diktat zur Unterschrift vorgelegt. Dieses unheilvollen Tages, an dem die Verfemung und Verelendung des deutschen Volkes auf unabsehbare Zeit besiegelt werden sollte, ist, wie in einer Bekanntmachung des Kultusministeriums angeordnet wird, am 28. Juni in allen bayerischen Schulen vom Anstaltsvorstand oder von den Klassenleitern vor den Schülern in gebührendes Weise zu gedenken.
Memmingen. (Verbot von Lustbarkeiten am Tage von Versailles.) Am Mittwoch, den 28. Juni (Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktates) sind öffentliche und geschlossene Tanzlustbarkeiten verboten.
Memmingen. (Aus der Haft entlassen.) Wie wir erfahren, ist der vorgestern in Schutzhaft genommene jüdische Kaufmann Fritz Guggenheimer aus Veranlassung der Polizeidirektion Kaiserslautern, auf deren Veranlassung er auch verhaftet worden war, aus der Schutzhaft entlassen worden.
Hawangen. (Die Volkszählung) hatte folgendes Ergebnis; männliche Personen 392, weiblich 373, zusammen 765 Personen. Das Ergebnis im Jahre 1925 betrug 771.
Ottobeuren. (Großes Militärkonzert.) Im Bräuhausgarten findet am morgigen Sonntag bei guter Witterung (bei schlechter Witterung im Postsaal) ein großes Militärkonzert, ausgeführt von den Kempter Jägern statt. Die Bevölkerung ist hiezu freundlichst eingeladen.
Ottobeuren. (Sonnwendfeier – das Fest der Jugend) Anläßlich der Sommersonnenwende sammeln sich die Schulen und Verbände um halb 8 Uhr im Hofe der Kaserne. Die Zugsordnung ist: Trommlertrupp, Hitlerjugend, Schuljugend (Knaben und Mädchen), Turn- und Sportverein Freiw. Arbeitsdienst, S.A.-Kapelle SA., Stahlhelm, SS. Das Sonnwendfeuer wird bei der Kiesgrube vor Guggenberg (links an der Bezirksstraße Ottobeuren - Guggenberg) abgebrannt. Am Ziel wird nach einem Musikstück der Jugendführer eine Ansprache halten und die Schulmädchen einen Reigen aufführen. Nach Absingen des Deutschlandliedes erfolgt wiederum geschlossen der Rückmarsch bis zum Hindenburgplatz. Am Hindenburgplatz wird ein Musikstück gespielt und das Horst-Wessel-Lied gesungen.
Betzisried (Volkszählung) Einwohner 466, 254 männliche und 212 weibliche. Zählung im Jahre 1925: 490.
Haitzen. (Volkszählung) Einwohner: 417 (217 männliche und 200 weibliche). Zählung im Jahre 1925: 418.
Der Haushaltsplan des Bezirkes Memmingen-Ottobeuren
Bezirkskrankenhaus Ottobeurens
An Einnahmen sind hier für das Jahr 1933/34 66 300 RM. vorgesehen. Die Einnahmen setzen sich zusammen aus den Verpflegungskostenvergütungen, wobei 40 Kranke pro Tag angenommen sind, den Arztkosten, den Medikamenten und Verbandsstoffen, den Gebühren von Operationssaal und Röntgenapparat, der Wohnung und Verpflegung der zwei Schwestern der ambulanten Krankenpflege und den sonstigen Einnahmen. Die Ausgaben belaufen sich im Voranschlag des Bezirksamts ebenfalls auf 66 300 RM., wobei etwa 5000 RM. weniger als im Vorjahre vorgesehen sind. Die Ausgaben setzen sich zusammen aus den Betriebskosten, dem Aufwand für Versorgungen und Umlagen, der Verzinsung und Tilgung von Bauschulden. Sonstige Ausgaben sind nicht vorgesehen. Der Schuldenstand beläuft sich nach dem Voranschlag am 31. März 1934 auf 23 478 RM. Außerdem ist ein Fond zur Verbesserung der Wasserversorgung bezw. zur außerordentlichen Tilgung von Schulden vorgesehen. Der Stand dieses Fonds ist für 31. März 1934 mit 4 781 RM. errechnet.
Straßenunerhaltung und Neuanlagen
Größere Verbesserungsarbeiten (…)
Verbreiterungsarbeiten:
Verbreiterung der Strecke Ottobeuren - Hopferbach im freiw. Arbeitsdienst 8 600 RM.
Reservebetrag 2500 RM.
Freiwillige Leistungen
Für die Erziehung und Ertüchtigung der Jugend ist ein Betrag von 500 RM. eingesetzt, wovon heuer 300 RM. an nationale Turn- und Sportvereine nach, dem Voranschlag gegeben, werden, während im Vorjahr hiefür nichts eingesetzt war. Wir würden es gerne sehen, wenn dieser Betrag sich noch etwas erhöhen ließe.
Für die Freiw. Arbeitsdienstlager in Pleß und Ottobeuren ist je ein Zuschuß von 100 RM. eingesetzt. Die Gesamteinnahmen und -Ausgaben der Bezirkshauptkasse sind im Haushaltsplan 1933 - 34 um 18 550 RM. höher als im Vorjahr.
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26.06.1933, S. 4
Der Reichsregierung Riesen-Straßenbauprojekt
Gesetz zur Errichtung eines Autostraßennetzes.
Berlin, 25. Juni. Das Reichskabinett genehmigte u. a. die Errichtung eines Unternehmens „Reichsautobahn“. Danach wird die Deutsche Reichsbahngesellschaft ermächtigt, zum Bau und Betrieb eines leistungsfähigen Netzes von Kraftfahrbahnen ein Zweigunternehmen zu errichten, welches den Namen: „Reichsautobahnen“ trägt. Die Reichskraftfahrbahnen sind öffentliche Wege und ausschließlich für den allgemeinen Verkehr für Kraftfahrzeuge geschaffen. Die Verwaltung und Vertretung des Unternehmens übernimmt die Deutsche Reichsbahngesellschaft. Für die Benutzung der Reichsautobahnen werden Gebühren erhoben. Der Reichsinspektor ist mit allen notwendigen Vollmachten ausgestattet. Für das neue Unternehmen ist auch das Enteignungsrecht vorgesehen. Im Zusammenhang hiermit wird ein neues Reichswegegesetz erlassen werden.
Dieser Plan ist bekanntlich auf die persönliche Initiative des Reichskanzlers zurückzuführen. Es wird in Durchführung des bereits beschlossenen Gesetze ein Autostraßennetz errichtet werden, wie es bisher in den Welt noch nicht existiert. In diesem großzügigen Plan kommt der Glaube an die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und eine vernünftige Entwicklung des Kraftwagenverkehrs sichtbar zum Ausdruck. Die geplanter Autobahnen, mit denen unverzüglich begonnen werden soll werden der deutschen Verkehrswirtschaft gewaltige Impulse und der deutschen Landschaft ein völlig neues Bild geben. Sie werden das kraftvolle Sinnbild des neuen politischen Zeitalters für spätere Generationen sein, das mit der Regierung Hitler begonnen hat. Die Auswirkungen dieses gigantischen Stvaßenbauprojekts werden sich nicht nur in neuen Beschäftigungsmöglichkeiten größeren Umfanges zeigen, sondern auch zu einer völligen Neugestaltung der Treibstoffwirtschaft und zu einem gewaltigen Aufschwung der nationalen Produktion insbesondere auch in deutschen Treibstoffen führen. Schließlich werden sich im Verfolg dieser Pläne auch ganz neue Perspektiven für die Handelspolitik eröffnen.
Loebe in Haft genommen. Der frühere sozialdemokratische Reichstagspräsident Paul Loebe wurde am Freitag Abend von der Polizei in Haft genommen.
München. (München hat 726 111 Einwohner.) In München sind durch die Volkszählung als ortsanwesende Bevölkerung 726 111 Personen festgestellt worden. Seit bei letzten Volkszählung vom Jahre 1925 ist also die Münchener Einwohnerschaft um rund 57 000, also um 8,5 Prozent, gewachsen.
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Dito, S. 6:
In Schutzhaft genommen!
Memmingen. Auf Anordnung der Regierung wurden heute früh 5 Uhr folgende Personen von Memmingen in Schutzhaft genommen:
Der ehem. Stadtrat Mayrock
Stadtrat Hebel
Kast, Führer der Christl. Gewerkschaften in Memmingen
Tetzel, Gauleiter der Bayernwacht
Schwaninger, stellvertretender Gauleiter der Bayernwacht
In unerhörter Weise steigerte sich die gewissenlose Hetze von schwarzer Seite gegen die nationale Regierung und die nat.-soz. Bewegung in den letzten Tagen auch in Memmingen. Wenn man sich auch nach außen den Anschein geben wollte, man sei national oder gar nationalsozialistisch, wenn man auch die Namen Hindenburg und Hitler in der Öffentlichkeit lobend im Munde führte, im Stillen wurde Tag für Tag das schwarze Gift hineingeträufelt in die Volksschichten und in schamloser Weise Front gemacht gegen alles, was nationalsozialistisch heißt. Nicht mehr und nicht weniger setzte sich diese schwarze Brut zum Ziele, als die Gegenrevolution vorzubereiten gegen das neue Deutschland, das in gigantischem Kampfe auf legale Art und Weise soeben geschaffen war. Ein Volk jubelte auf in Begeisterung, daß endlich die Befreiungsstunde geschlagen hatte von einem System, das faul und morsch bis ans Mark Deutschland in Grund und Boden hineinregierte und ein arbeitssames, fleißiges Volk in Not und Elend stürzte.
Marxistische Landesverräter waren es, die Volksbetrug und Korruption zur Tagesordnung werden ließen, aber diesem Marxismus stand ein teuflischer Feind zur Seite, der dessen Machenschaften stützte und bestärkte: „Die schwarze Pest“. Sie allerdings wußte sich besser umzustellen, den Mantel nach dem Wind zu hängen und als der Wolf in Schafskleidung aufzutreten. Freilich gibt es auch solche der ehemaligen schwarzen Front, die heute ehrlich von der Mission des Nationalsozialismus überzeugt sind, aber gerade in den führenden Kreisen war es nur eitel Lug und Trug. Nun endlich, Gott sei Dank, hat die nationale Regierung jenes frevelhafte Spiel erkannt und sich zu den schärfsten Maßnahmen entschlossen. Sie sollen erkennen, diese Herren, daß der Nationalsozialismus nicht mit sich spaßen läßt, sondern daß jeder einzelne Mann gewillt und restlos entschlossen ist, für den nat.-soz. Staat, unsere herrliche Bewegung und ihren großen Führer Adolf Hitler einzustehen bis zum letzten Blutstropfen.
Und noch eins! Der gestrige Sonntag hat gezeigt, daß von verschiedenen Kanzeln aus das neue Deutschland beschimpft und geschmäht wurde. Auch das wird sich der Nationalsozialismus in Zukunft unter keinen Umständen mehr gefallen lassen; er wird nicht zurückschrecken, auch solche Hetzer hinter Schloß und Riegel zu bringen. Das ist im höchsten Interesse der Kirche selbst, denn Politik gehört nicht in die Kirche und auf die Kanzel. Die Kirche hat für das Seelenheil zu sorgen, dazu gehört aber nicht sich in Politik zu mischen. Das mag für heute genug sein! –
Wir Nationalsozialisten danken es unserer Regierung, daß sie nun endlich mit harter Hand zugreift, denn hier ist keine Milde mehr am Platze und wir benützen die Gelegenheit, erneut unserem Führer Adolf Hitler und all den weiteren Führern unverbrüchliche Treue zu geloben. Das neue Deutschland wird uns, die deutsche Jugend, auf dem Posten finden. Heil dem Nationalsozialismus und unserem Führer Adolf Hitler! F. K.
[Statt Gottesdienst!]
Memmingen. (Morgenfeiern.) Die Ortsgruppe der N.S.D.A.P. beabsichtigt in gewissen Zeitabständen Sonntagmorgenfeiern zu veranstalten. In diesen soll über die großen Meister unserer deutschen Kunst gesprochen und Proben aus ihren Werken geboten werden. Die erste Morgenfeier findet mm Sonntag, den 2. Juli, vormittags 11 Uhr, im Musiksaal der Bismarckschule statt und bietet neben einem kurzen Vortrag über Joh. Brahms‘ Werke des Meisters für Klavier, Violine, Gesang. Mitwirkende sind Frl. Spiegel (Klavier und Violinbegleitung), Frl. Lutzenberger (Sopran), Herr Mangelsdorf (Violine), E. Brennich (Liedbegleitung), Herr Pauli (Vortrag).
Eintritt 40 Pfg., für Parteigenossen gegen Ausweis und Schüler 20 Pfg., Erwerbslose 10 Pfg.
Memmingen. (Fahrtermäßigung zu den Wagner-Konzerten in Neuschwanstein.) Am Samstag, den 8. Juli, 15. Juli und 22. Juli,am 12. August und 26. August dieses Jahres finden auf Schloß Neuschwanstein Richard Wagner-Konzerte statt. Es wird genehmigt, daß zum Besuch dieser Konzerte im Umkreis von 200 Km. von Füssen an den genannten Tagen Sonntagsrückfahrkarten (auch Blankosonntagsrückfahrkarten) nach Füssen, schon zu den Morgenzügen, also mit Gültigkeit von 0 Uhr an ausgegeben werden.
Memmingen. (Fahrtermäßigung zum württembergischen Landesschießen in Ulm.) In der Zeit vom 30. Juni bis 3. Juli 1933 in Ulm stattfindenden 36. württembergsichen Landesschießen, verbunden mit der 530jährigen Jubiläumsfeier der Schützengilde Ulm und einem großen nationalen Kleinkaliberschießen unter der Schirmherrschaft des Herrn Reichsstatthalters Murr dürfen auf den Bahnhöfen im Umkreis von 200 Km. von Ulm Sonntagsrückfahrkarten (auch Blankosonntagsrückfahrkarten) nach Ulm und Neu-Ulm mit einer Geltungsdauer (…)
Ottobeuren. (Die Kempter Gäste.) Mit vier großen Omnibussen der Reichspost neben sonstigen Privatautos wurde unser Markt gestern von Mitgliedern des kath. Philisterzirkels, des Kirchenchors St. Lorenz und der Kapelle des 19. Gebirgsjägerbataillons Kempten besucht. Wahrend des vorm. Hauptgottesdienstes brachte der Kirchenchor von St. Lorenz unter Leitung von Herrn Dr. Lehrndorfer kirchenmusikalische Darbietungen wirkungsvoll zur Aufführung. Waren schon die vormittägigen Darbietungen des Kirchenchors für den Musikfreund ein kirchenmusikalisches Erlebnis, so war wiederum auch am Nachmittag der Allgemeinheit Gelegenheit gegeben, erstklassige Militärmusik am eigenen Ort zu hören. Dicht voll war auch der Postsaal besetzt bei Beginn des Militärkonzertes, des Musik-Korps Gebirgsjägerbataillon 19 Kempten. Unter Leitung von Korpsführer Seidl wickelte sich das umfangreiche Program und und immer wieder mußten sich am Ende die Musiker zu Dreingaben entschließen. Es wäre nur wünschenswert, daß die Kempter Jägerbataillonsmusik recht bald wieder hier gastieren würde.
Ottobeuren. (NSBO.-Versammlung) Heute abend 8.15 Uhr findet im Gasthaus zum Mohren Versammlung der NSBO. der Ortsgruppe Ottobeuren statt. Es spricht Kreisleiter Pg. Veh - Memmingen. Jedermann ist herzlich eingeladen.
Ottobeuren. (Fest der Jugend.) Die Jugend beging ihr Fest mit dem nur ihr zu eigenen Elan. Vor der ehemaligem Kaserne – dem jetzigen Arbeitsdienstlager – formierte sich der Zug zur Kiesgrube vor Guggenberg, voran die Hitlerjugend mit ihren Führern, die Schuljugend (Mädchen und Knaben), Turnund Sportverein, Freiw. Arbeitsdienst, S.A.-Kapelle, S.A. Stahlhelm und S.S., Stahlhelm und S.G. – Vor dem lodernden Sonnenwendfeuer hielt Hauptlehrer Herz, nach einem Einleitungsmarsch der neugegründeten S.A.-Kapelle, eine auf die Bedeutung des Festes abgestimmte Ansprache. Hernach intonierte die Kapelle das Lied der Deutschen, das Jugend und Alter begeistert mitsang. Allerliebst wurden von den Schulmädchen Reigen vorgeführt. Nach einem Schlußmarsch war Abmarsch zum Hindenburgplatz. Hier sprach Ortsgruppenleiter Pg. Haupt kurze markige Worte. Mit dem Horst-Wessel-Lied war das Fest der Jugend beendet.
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27.06.1933, S. 1
Weg mit den Parteien!
Am vergangenen Samstag und Sonntag haben innerhalb unserer engeren bayerischen Heimat zwei Veranstaltungen stattgefunden, anläßlich derer von seiten der Staatsminister Esser und Wagner Ansprachen von ganz besonderer Bedeutung gehalten wurden. Wir meinen erstens einmal die Sonnwendfeier der Ortsgruppe Rosenheim der NSDAP. und zweitens die Feier aus Anlaß der Erhebung des Bades Aibling zur Stadt.
„Wir brauchen keine Parteien mehr!“ Diese Worte des Staatsministers Esser, denen fast gleichlautende des Innenministers Wagner zur Seite zu stellen sind, umreißen Inhalt und Umfang der längeren Ausführungen, die im Wortlaut zu wiederholen hier nicht der Platz ist. An dieser Stelle handelt es sich nur darum, uns mit der Sache, mit der Idee selber zu befassen und die Kraft zu finden, mit alten Formen zu brechen, deren Inhalt längst zu Staub und Moder geworden ist. Wenn wir rings um uns blicken, angefangen von den bisherigen Parteigebilden bis hinein in die letzten Verzweigungen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Organisationen, so muß klar und einwandfrei als erwiesen betrachtet werden, daß es heute keine einzige Organisation nennenswerter Art mehr gibt, die nicht in mehr oder weniger nachdrücklicher Weise zu irgendeinem Zeitpunkt der deutschen Revolution erklärt hätte, sie stünde vorbehaltslos und treu hinter der Reichsregierung Hitler. Das bedeutet doch nach deutschem Sprachgebrauch nichts anderes, als daß man mit dem Alten endgültig abgerechnet und für das Neue sich entschieden habe. Damit aber sind alle und jede Ansprüche des Alten abgetan und erledigt und es besteht nicht mehr der geringste Anlaß, das Alte in irgendeiner Form noch weitervegetieren zu lassen bezw. es in diesen oder jenen organisatorischen Gebilden aus dekorativen Zwecken als verehrungswürdige Gegenstände der Rückschau auch fernerhin zu erhalten. Solches Streben steht in direktem Gegensatz zu dem geleisteten Treueschwur. Die Frage ist heute tatsächlich nur mehr die: „Brauchen wir jetzt, wo die Zeit der Parteien und Sonderorientierungen zertrümmert und begraben ist, aus irgendwelchen Gründen wirklich noch einzelne Parteien, bezw. sind diese so außerordentlich bedeutungsvoll und wichtig, daß sie unter allen Umständen da sein müssen, weil es ohne sie eben nicht gehe?“
Hierauf kann es sowohl aus Gründen der Logik wie vom staatspolitischen Standpunkt aus nur ein glattes „Nein!“ geben. Was sollen in einer Zeit, in der das ganze Volk sich zu einer einzigen homogenen Masse geeinigt und zusammengeschlossen hat, noch irgendwelche Sondergruppen, die überdies längst bereits erklärt haben, mit Herz und Sinn das Neue stützen und fördern zu wollen? War es ihnen vielleicht am Ende gar nicht um die Einhaltung ihres feierlichen Versprechens zu tun? Dann aber wäre letzteres eine bewußte Lüge und die eigentliche Haltung verkappte Auflehnung gegen den Gesamtwillen.
Wie man die Dinge auch dreht und wendet, es lassen sich so gut wie keine Gründe finden, für die Erhaltung von Gebilden sich einzusetzen, deren traurige Bedeutung in der Vergangenheit lag und über die das Neue hinweggerollt ist. Wer gewillt ist, für ein Deutschland einzutreten, das keine Untereinteilung in Sondergruppen und -grüppchen mehr kennt und duldet, wem das deutsche Volk als Ganzes mehr bedeutet als eine Melkkuh für parteipolitische Zwecke, der wird und muß aus klarem Verstand und freier Erkenntnis heraus zu der Einsicht und zu der Forderung gelangen, daß es kein anderes Daseinsrecht mehr gibt als dasjenige des deutschen Volkes und des geeinten deutschen Reiches. Beide aber machen aus der Idee heraus, ohne Zu- und Abneigung, entschieden Front gegen das weitere Bestehen bezw. gegen die Wiederaufrichtung jener unheilvollen Parteizäune, die in vergangenen Tagen Land und Volk zerrissen und veruneint haben. Kein echter Deutscher wird wollen oder wünschen , daß das Neue mit Gehässigkeit und Feindschaft allem Bisherigen gegenübertrete, soweit es Wertvolles repräsentiert; kein echter Deutscher aber wird auch wollen oder wünschen, es möchten Dinge und Ideen erhalten bleiben, die geeignet sind, uns wieder zurückzuwerfen in eine Zeit, die voll war von Kleinlichem, Zerstörendem und Widerwärtigem. Und in diesem Sinne fordern wir: Weg endlich mit der parteimäßigen Trennung und weg endlich mit allen parteimäßigen Vorbehalten!
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Dito, S. 2:
Hindenburg zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen
Oslo, 27. Juni. Die angesehene norwegische Zeitung „Morgenavisen“ in Bergen schlägt Hindenburg für den Friedensnobelpreis vor. „Hindenburg müßte“, so schreibt die Zeitung, „den Preis schon vor mehreren Jahren bekommen haben. In dem Chaos, das draußen in der Welt herrscht, ist er der einzige feste und zuverlässige Punkt gewesen. Er war die größte, edelste und sympathischste Persönlichkeit des Weltkrieges, und während der Nachkriegsjahre hat er einen Kopf höher gestanden als alle anderen Leute, an welches Land man auch denken mag. Der Friedensnobelpreis würde an Ansehen gewinnen, wenn er Hindenburg zuerteilt würde. Mussolini sollte ihn nächstes Jahr bekommen.“
Während der literarische und die wissenschaftlichen Nobelpreise von den schwedischen Akademien verliehen werden, liegt die Entscheidung über den Friedensnobelpreis bekanntlich beim norwegischen Storting.
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Dito, S. 6:
Besetzung der der Dienststellen der Christlichen Gewerkschaften
Augsburg. Am Montag, den 26. Juni pünktlich vorm. 9 Uhr wurde die Besetzung durch die NSBO. durchgeführt. Zur Prüfung der Kasse und der Bücher ist eine Sperrung des Parteiverkehrs bis Mittwoch, den 28. ds. Mts. abends angeordnet. Am 29. ds. Mts. wird der Gesamtverkehr wieder aufgenommen. Nicht gesperrt ist lediglich der Parteiverkehr beim Textilarbeiterverband und beim Verband der öffentlichen Betriebe.
Bei Besetzung der Dienststellen waren wegen politischer Betätigung die Gewerkschaftssekretäre Imler, Adelhoch und Rothörl durch die Politische Polizei bereits in Schutzhaft genommen.
[Wiederholte Meldung?]
Buch. (Benediktinerpater in Schutzhaft.) Wegen Verächtlichmachung der nationalen Bewegung und ihrer Symbole wurde der hier zur Aushilfe für den erkrankten Ortspfarrer anwesende Benediktinerpater Ano Scholzen aus St. Ottilien in Schutzhaft genommen.
Memmingen. (14 Jahre Versailles.) Morgen jährt sich zum 14. Male der furchtbare Tag, an dem der SPD.-Abgeordnete Hermann Müller und der Zentrums-Abgeordnete Bell im Namen Deutschlands ihre Unterschrift unter einen der schmachvollsten Verträge gesetzt hat, die die Weltgeschichte je gesehen hat: Den Schandvertrag von Versailles.
14 Jahre stöhnt nun ein 65 Millionenvolk unter den unsäglichen Lasten jenes Vertrages und je mehr die Jahre vergingen, desto deutlicher kommen die Unmöglichkeiten dieses Teufelswerkes zum Ausdruck. Eine Grenzziehung, die jedem Rechtsempfinden Hohn spricht, unerträgliche Lasten, das waren und sind die Merkmale von Versailles. Darum muß das ganze deutsche Volk mit tiefer Trauer an diesen Tag zurückdenken. Die nationale Regierung hat angeordnet, daß am morgigen Jahrestage dieses Schanddiktates auf sämtlichen öffentlichen Gebäuden die Fahnen auf Halbmast wehen. Auch die Hausbesitzer werden gebeten, sich diesem Vorgehen der Behörden anzuschließen, denn die Welt muß sehen: Deutschland trauert über das unmenschliche Unrecht, das ihm zugefügt würde, und erneut ertönt sein Ruf in alle Welt nach Recht und Gerechtigkeit.
Erkheim. (Volkszählung.) Die am Stichtag (16. Juni) vorgenommene Volkszählung hatte in der Marktgemeinde Erkheim auszuweisen: männl. 563, weibl. 576, insgesamt 1139 Einwohner, hievon kath. 771, evang. 368.
Osterberg. (Volkszählung.) In unserer Gemeinde wurden am 16. Juni 1933 567 Personen gezählt, davon 252 männliche und 315 weibliche. Haushaltungen sind es 154, Land- und Forstkarten 16. 1925 waren es 597 Personen, somit ist ein Rückgang von 30 Personen zu verzeichnen.
Babenhausen. (Brief des Herrn Reichspräsidenten.) Aus die Mitteilung von der Ernennung zum Ehrenbürger unseres Marktes lief vom Herrn Reichspräsidenten folgendes Schreiben an den Gemeinderal hier ein: „Sehr geehrte Herren! Auf die Ehre, die mir der Marktgemeinderat zu Babenhausen durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes erwiesen hat, spreche ich meinen aufrichtigsten Dank aus. Ich nehme die Ehrung gerne an und sende Ihnen und meinen Mitbürgern meine Herzlichsten Grüße und meine besten Wünsche für die Zukunft von Babenhausen. – gez.: v. Hindenburg.“
Babenhausen. (Ergebnis der Volkszählung.) Die am 16. Juni stattgefundene Volkszählung erbrachte für unseren Markt folgenddes Ergebnis: Zahl der ortsanwesenden Personen am Tage der Zählung: männliche 1000, weibliche 1107, somit ergibt sich eine Gesamtbevölkerung von 2107 Einwohnern. Die Zahl der ausgefüllten Haushaltungslisten betrug 547, die Zahl der Land- und Forstwirtschaftskarten 221 und die Zahl der Gewerbekarten 132.
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Dito, S. 7:
Augsburg. (Volkszählungs-Ergebnis.) Die Volkszählung vom 16. Juni ergab in Augsburg 168 152 ortsanwesende Personen. Die Wohnbevölkerung, deren Zahl noch errechnet wird, dürfte eine erheblich größere Ziffer darstellen. Seit der letzten Volkszählung vom Jahre 1925 hat die Einwohnerzahl der Stadt Augsburg sich um etwa 5000 Personen oder 3 Prozent erhöht.
Ein Dementi des Reichskanzlers.
München, 27. Juni. Im „Völkischen Bedachter“, süddeutsche Ausgabe, veröffentlicht Reichskanzler Adolf Hitler eine Erklärung, wonach in München durch Kreise der Bayerischen Volkspartei im Verein mit Marxisten das Gerücht verbreitet wurde, er habe anläßlich seines letzten Hierseins im Kasino des Braunen Hauses ein Sektgelage vorgefunden und es dann unter schärfster Brandmarkung der daran beteiligten nationalsozialistischen Minister aufgehoben. Diese Behauptung, ist selbstverständlich von A bis Z frei erfunden und erlogen und wird von Kreisen dieser Korruptionsparteien nur in die Welt gesetzt, um die Aufmerksamkeit von ihrer eigenen früheren skandalösen Tätigkeit wegzuziehen.
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28.06.1933, S. 1
Sämtliche Stadt- und Kreisräte der Bayer. Volkspartei in Schutzhaft
Laut Polizeifunkspruch aus München sind mit sofortiger Wirksamkeit sämtliche Stadt- und Kreisräte der Bayerischen Volkspartei in Schutzhaft zu nehmen. Demzufolge wurden in Memmingen gestern Abend 4 Stadträte der Bayerischen Volkspartei verhaftet. (Näheres im Inneren des Blattes.)
Aus dem Verein Berliner Presse wurden ausgeschlossen:
Theodor Wolff, ehemaliger Chefredakteur des „Berliner Tageblatt“, Hermann Zucker, ehemaliger des „Achtuhr-Abendblattes“, Friedrich Stampfer, Chefredakteur des „Vorwärts“, zur Zeit in Prag, Max Cohen-Reuß, führendes Mitglied der „Liga für Menschenrechte“, Dr. Alfons Goldschmidt, zur Zeit in Moskau.
Falsche SS.-Leute überfallen S.P.D.-Abgeordneten
Augsburg, 28. Juni. Wie die Polizeidirektion Augsburg mitteilt, wurde am Montag auf den sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Clemens Högg, Metzstraße 37, ein Überfall verübt. Zwei in SS.-Uniform gekleidete Männer, die mit dem Auto gekommen waren, begaben sich an die Wohnung des Högg und begehrten Einlaß. Als Högg der wiederholten Aufforderung, die Türe zu öffnen, keine Folge leistete und dem Bestreben der beiden Männer, die Türe gewaltsam zu öffnen. Widerstand entgegensetzte, gab einer der beiden aus einer Pistole einen Schuß auf Högg ab, der ihn an der rechten Hund verletzte.
Die sofort aufgenommenen Erhebungen ergaben, daß es sich um keine wirklichen SS.-Leute handeln kann, da zurzeit der Begehung der Tat sämtliche Augsburger SS.-Leute bei einem Appell versammelt waren. Da die beiden angeblichen SS.-Leute auch keine vorschriftsmäßige Uniform trugen, besteht der dringende Verdacht, daß es sich hier um Elemente handelt, die in SS.-Uniform Gewalttätigkeiten begehen, um so das Ansehen dieser Formation zu schädigen. Bemerkenswert ist auch noch, daß Högg in marxistischen Kreisen selbst sehr heftige Gegner hat, weshalb ZeugenVermutungen dahingehen, daß von diesen Kreisen die Tat begangen worden sein dürfte. Die Erhebungen nach dem Täter sind im Gange.
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Dito, S. 2:
Staat und Kirche in Bayern
Kürzungen der Staatszuschüsse an die Kirche.
München, 28. Juni. (Halbamtlich.) Erzbischof Dr. Jakobus von Hauck von Bamberg stattete am Dienstag, den 27. Juni, dem bayerischen Ministerpräsidenten Siebert einen Besuch ab, bei welchem insbesondere die Frage der Kürzung der freiwilligen Zuschüsse des Staates an die katholische Kirche im Hinblick auf die Finanzlage Gegenstand der Erörterungen war. In vollem Einvernehmen wurde, da auch kirchlicherseits die finanzielle Notlage des Staates anerkannt wurde, Einigung darüber erzielt, daß die freiwilligen Leistungen des Staates im laufenden Haushaltsjahr auf 2,2 Millionen Reichsmark bemessen werden. Auch über die Art der Kürzungen in den einzelnen Positionen wurde Übereinstimmung erzielt. Zuzüglich der Kürzungen der staatlichen Leistungen an die protestantischen Kirchen wurde damit die Haushaltslage des Staates um etwa dreieinviertel Millionen Reichsmark verbessert.
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Dito, S. 3:
Aufruf der Führers Nationalsozialisten. SA.-, SS.-Männer, Männer des Jungstahlhelm
Berlin. Reichskanzler Adolf Hitler hat einen Aufruf erlassen, in dem es heißt:
Nationalsozialisten, SA.- und SS.-Männer, Jungstahlhelm! Ein seit 14 Jahren unentwegt verfolgtes Ziel ist nunmehr erreicht. Mit der Unterstellung des Jungstahlhelms unter meinen Befehl als oberster SA.-Fühhrer, sowie der Eingliederung des Bundes „Scharnhorst“ in die Hitler-Jugend, ist die Einigung der politischen Kampfbewegung der deutschen Nation vollzogen und beendet. S.A., S.S., St. und H.J. werden nunmehr für alle Zukunft die einzigen Organisationen sein, die der nationalsozialistische Staat als Träger der politischen Jugend- und Männer-Erziehung kennt.
Es war verständlich, wenn in den Jahren nach der Revolution an den verschiedensten Stellen unseres deutschen Vaterlandes der Widerstand gegen die Novemberverräter und ihr unheilvolles Regiment versucht wurde. Unabhängig voneinander, ohne sich gegenseitig überhaupt zu kennen, standen Männer auf und organisierten Parteien und Verbände zum Kampf gegen den marxistischen Staat. Sie alle haben ohne Zweifel das Beste gewollt.
Allein, wenn Deutschland gerettet werden sollte, dann konnte das nur durch eine Bewegung geschehen und nicht durch dreißig. Die Zukunft unseres Volkes hängt nicht davon ab, wie viele Verbände für diese Zukunft eintreten, sondern davon, ob es gelingt, das Wollen der vielen einem einzigen Willen unterzuordnen und damit in einer Bewegung schlagfähig zusammenzufassen.
So wie die deutsche Reichswehr einst gezwungen war, trotz aller Verdienste der einzelnen Freikorps diese zu beseitigen, um dem deutschen Volke wieder eine einzige Armee zu geben, so war die nationalsozialistische Bewegung nicht minder gezwungen, ohne Rücksicht auf Verdienst oder Nichtverdienst die zahllosen Bünde, Vereine und Verbände zu beseitigen, um deutschen Volkes endlich eine einzige, einheitliche Organisation seines politischen Willens aufzubauen.
Zahlreiche beste Deutsche haben diese Aufgabe nicht verstanden und viele andere wollten sie nicht begreifen. Heute ist der Sinn und damit die Notwendigkeit dieses ungeheuren Kampfes für jeden klar, der unser Volk liebt und an seine Zukunft glaubt.
So mußten wir in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Verbände einfach aus diesen Erwägungen heraus zerschlagen. Und so werden wir auch das Entstehen jedes neuen Verbandes der wieder nur die alte Zersplitterung fortsetzen würde, verhindern. Die Unabänderlichkeit dieses Entschlusses legt uns aber die Pflicht aus, gerecht zu sein. Wir wollen daher als Deutsche und Nationalsozialisten ehrlich den Unterschied erkennen, der zwischen anderen Verbänden und dem Stahlhelm bestand. Wir wollen zugeben, daß sich, in diesem als dem Bunde der deutschen Frontsoldaten hunderttausende deutscher Männer zusammenfanden, die damit dem System entzogen wurden. In der Stunde der Wende des deutschen Schicksals aber bekannte sich, der 1. Bundesführer zur nationalsozialistischen Revolution. Nunmehr hat dieser auch die letzte Konsequenz aus der geschichtlichen Entwicklung gezogen und verfügt, daß abgesehen vom Traditionsverband der alten Frontsoldaten, der gesamte junge Stahlhelm in dje SA., der Scharnhorstbund in die Hitlerjugend und mir unterstellt werden.
Meine SA.-Führer und SA-Kameraden! Dieser Entschluß wird einst in der deutschen Geschichte als sehr seltener Beweis für ein wirklich großherziges nationales Denken gewertet werden. Was sonst vielleicht nach jahrelangen Irrungen und langen Kämpfen, die wiederum deutsche Kraft verbraucht hätten, gelungen wäre, ist durch die einsichtsvolle Tat eines Mannes, der seit dem 30. Jan. in treuer Verbundenheit neben mir im Kabinette sitzt, entschieden worden.
Der weitere Befehl, daß der verbleibende Traditionsverband der alten Frontkämpfer künftig keine andere Parteizugehörigkeit mehr anerkennen würde, als die zur nationalsozialistischen Bewegung, gibt mir endlich die Möglichkeit, das Verbot der Mitgliedschaft unsererseits aufzuheben. Angesichts dieser großen Entwicklung drängt es mich, zuerst euch, meinen alten Kameraden der Partei, der SA. und der SS., aus übervollem Herzen zu danken für die grenzenlose Treue, die ihr mir in guten und schlimmen Tagen so viele Jahre hindurch gehalten habt. Eurer Standhaftigkeit ist dies mit in erster Linie zuzuschreiben, Ihr seid einst die fanatischen Kämpfer gewesen gegen das alte System und ihr seid heute die unerschütterliche Garde der nationalsozialistischen Revolution.
Zum zweiten will ich nunmehr auch denen danken, die aus freiem Willen den sicherlich nicht leichten Entschluß des Verzichtes auf ihre stolze Selbständigkeit im Interesse der höheren Gemeinschaft ausgesprochen haben.
Ich begrüße damit zum erstenmal die nunmehr in unseren Reihen mitmarschierenden Kameraden des Jungstahbhelms. Ich befehle daher vom heutigen Tage an sämtlichen Führern, SA.- und SS.-Männern, die in unsere Gemeinschaft eingetretenen Männer des Stahlhelms als Kameraden aufzunehmen und damit einzuschließen in den ewigen Bund, der uns umfaßt und nie gebrochen werden soll. Was immer auch die Vergangenheit an Erinnerungen birgt, für mich und für euch gilt nur die große Zukunft, der wir uns verpflichtet haben.
Wenn es uns gelang, im Laufe vieler Jahre, Millionen ehemaliger Marxisten zu bekehren, zu uns zu führen, und in unsere Reihen aufzunehmen, dann muß und wird es uns erst recht möglich sein, nationale Männer, die aus einem anderen Lager kommen, um uns die Hand zum Bunde zu reichen, als Freunde und Kameraden aufzunehmen. Ich erwarte daher von jedem Nationalsozialisten, daß er die Größe dieser historischen Entwicklung erkennt und durch sein eigenes Verhalten mithilft, die Neuhinzugekommenen in kürzester Zeit aufs innigste mit uns zu verschmelzen.
SA.-, SS.- und St.-Männer, unsere herrliche nationalsozialistische Bewegung und unser deutsches Volk: Sieg-Heil!
München, den 26. Juni 1933.
Adolf Hitler.
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Dito, S. 5:
Wunsiedel. (Was den Tschechen nicht gefällt.) Die Tschechen haben die Einreise zu den Festspielen auf der Naturbühne der Luisenburg im Fichtelgebirge so lange verboten, als das Kysersche Grenzlanddrama „Es brennt an der Grenze“ gespielt wird.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (In Schutzhaft genommen.) Zufolge der Anweisung von München wurden gestern Abend die Stadträte Direktor Sayle, Rainer, Maier und Rothmeyer in Schutzhaft genommen. Stadtrat Hebel befindet sich bekanntlich schon seit vorgestern in Haft.
Memmingen. (Bezirkstagsmitglieder in Schutzhaft genommen.) Folgende Mitglieder des Bezirkstages Memmingen - Ottobeuren wurden in Schutzhaft genommen: Altbürgermeister Gewerberat Fergg - Ottobeuren, Landwirt Schlögel - Hawangen und Mühlbesitzer Uhl - Heimertingen.
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Dito, S. 7:
Memmingerberg. (Volkszählung.) Bei der Volkszählung am 16. Juni 1933 wurden in der Gemeinde Memmingerberg 641 ortsanwesende Personen gezählt und zwar 326 männliche und 315 weibliche; Haushaltungen 138. (Im Jahre 1919 betrug die Einwohnerzahl 541; 1925: 579 Personen.) Religionszugehörigkeit: Evang. 566, Kath. 75.
Verhaftungen in Kempten.
Heute früh 5 Uhr wurden sämtliche Stadträte der Bayer. Volkspartei in Schutzhaft genommen und nach Landsberg abtransportiert. Ebenso wurde der Katechet Dr. Zimmermann verhaftet.
Oberstdorf. (Der Nachtwächterposten aufgehoben.) Seit einigen Tagen ist der Posten des Nachtwächters aufgehoben worden. Eine absolute Notwendigkeit, ihn beizubehalten, bestand durch den Ortspolizei- und Gendarmerie- Streifendienst nicht mehr. (Schade ist das Verschwinden der altgewohnten Gestalt des Nachtwächters im nächtlichen Straßenbild vom historischen Standpunkt aus. Der letzte Nachtwächter Oberstdorfs war Josef Gehrwind, der noch viereinhalb Jahre diesen Posten versah und zuweilen auch den Spieß trug.
Weißenhorn. (In Schutzhaft.) Landtagsabgeordneter Landwirtschaftsrat Dr. Lenz wurde in Schutzhaft genommen und ins Amtsgerichtsgefängnis nach Neu-Ulm überführt.
Haft statt Zuchthaus
Ein Sprengstoffanschlag gegen Nationalsozialisten
Vor dem Schwurgericht Memmingen harte sich gestern, wie bereits kurz berichtet, der Landwirtssohn Georg Glogger von Billenhausen bei Krumbach, wegen eines Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz zu verantworten. Der Angeklagte der sich längere Beit wegen des Verbrechens in Untersuchungshaft befand, ist Sozialdemokrat. Am 21. März, dem Siegestag der nationalen Revolution, legte der Angeklagte eine mit Schwarzpulver gefüllte Terzerol-Pistole auf die Treppe einer Gastwirtschaft in Billenhausen. Glogger wußte, daß sich in der Wirtschaft etwa 15 Nationalsozialisten aufhielten. Die Pistole war mit einer starken Pulverladung gefüllt und der Lauf zur besseren Sprengwirkung von Glogget verschlossen worden. Die Explosion war so stark, daß es die Pistole zerriß. Die Gäste wurden dadurch in einen starken Schrecken versetzt. Glücklicherweise wurde aber niemand verletzt und kein Sachschaden angerichtet. Kurz darauf wurde Glogger verhaftet und ins Landgerichtsgefängnis Memmingen eingeliefert.
Hier überkamen ihn Selbstmordgedanken, sodaß er sich eine Skizze seines eigenen Grabes aufzeichnete. Vor Gericht legte der Angeklagte nur ein teilweises Geständnis ab. Er suchte das ganze als einen „Lausbubenstreich“ hinzustellen. Nach Vernehmung der Zeugen und der Sachverständigen ergriff Oberstaatsanwalt Stumpf das Wort zu seinem Plaidoyer. Es sei eine teuflische Gesinnung, gerade am Siegestag der nationalen Revolution einen solchen Anschlag zu verüben. Der Angeklagte sei Sozialdemokrat. Er bitte die ganze Strenge des Gesetzes walten zu lassen. Er beantrage, den Angeklagten wegen eines Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz zur Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 8 Monaten zu verurteilen. Im Gegensatz hiezu das Urteil: 6 Wochen Haft wegen groben Unfugs und verbotenen Schießens, sofortige Haftentlassung! Das Gericht beurteilte die Tat als groben Unfug. Ein merkwürdiges Urteil!
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Dito, S. 8:
Bekanntmachung.
Betreff: Abwehr und Bekämpfung des Kartoffelkäfers.
Nach Par. 2 der vom Staatsministerium des Innern unterm 6.3.1933 erlassenen oberpolizeilichen Vorschriften hat, wer auf einem Feld, in einem Garten oder auf einem anderen Grundstück den Kartoffelkäfer oder Erscheinungen beobachtet, die auf das Auftreten des Kartoffelkäfers schließen, lassen, hievon unverzüglich, längstens binnen 24 Stunden, der Ortspolizeibehörde Anzeige zu erstatten. Auf das an der Amtstafel angeheftete Merkblatt wird hingewiesen.
Mindelheim, den 27. Juni 1933.
Stadtrat:
Dr. Kiefersauer, 1. Bürgermeister.
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30.06.1933, S. 4
Nur noch eine einzige Front
Selbstauslösung der Deutschnationalen Front.
Freundschaftsabkommen mit der NSDAP. Berlin, 29. Juni. Die führenden Persönlichkeiten der Deutschnationalen Front haben am Dienstag abend nach Rücksprache mit dem Reichskanzler Adolf Hitler und nach Abschluß eines Freundschaftsabkommens mit dem Führer der NSDAP, die Selbstauslösung der DNF. beschlossen.
„In vollem Einvernehmen mit dem Reichskanzler und in Erkenntnis der Tatsache, daß der Parteienstaat überwunden ist, hat die Deutschnationale Front heute ihre Auflösung beschlossen. Sie wird bei den nötigen Maßnahmen zur Abwicklung nicht behindert werden. Die ehemaligen Angehörigen der Deutschnationalen Front werden vom Reichskanzler als volle und gleichberechtigte Mitkämpfer des nationalen Deutschland anerkannt und vor jeder Kränkung und Zurücksetzung geschützt. Das gilt insbesondere für alle Beamte und Angestellten. Die wegen politischer Vergehen in Haft befindlichen ehemaligen Mitglieder der Deutschnationalen Front werden unverzüglich in Freiheit gesetzt und unterliegen keinerlei nachträglicher Verfolgung. (…)
In Auflösung
BVP.-Fraktion ersucht um Aufnahme in die NSDAP.
Dillingen, 29. Juni. Im Stadtrat Dillingen verlas der erste Bürgermeister Dr. Hogen eine Erklärung der Fraktion der Bayerischen Volkspartei, die von fünf Stadträten der Partei unterzeichnet war und in der das Ersuchen gestellt wird, dem Antrag auf Ausnahme in die NSDAP. stattzugeben. Weiterhin haben zwei andere Mitglieder der Fraktion der Bayerischen Volkspartei mit Rücksicht auf ihr Alter um Entbindung von ihren Stadtratsmandaten nachgesucht. Der Fraktionsvorsitzende der NSDAP. stellte fest, daß nunmehr eine Vertretung der Bayerischen Volkspartei im Stadtrat Dillingen nicht mehr besteht.
Kitzingen, 29. Juni. In der Sitzung des Kitzinger Stadtrates waren die Mitglieder der Bayerischen Volkspartei nicht anwesend. Ein Antrag der NSDAP., die Mitglieder der BVP. aus dem Stadtrat auszuschließen, wurde einstimmig angenommen, so daß also die Bayerische Volkspartei im Kitzinger Stadtrat nicht mehr vertreten ist.
Hinter den Kulissen der Bayerischen Volkspartei
Kultusminister Schemm zur Lage
München, 29. Juli. Der Gau München-Oberbayern des Nationalsozialistischen Lehrerbundes veranstaltete am Dienstag abend im Bürgerbräukeller eine Kundgebung der Münchener Eltern und Lehrer, die sich zu einem machtvollen Bekenntnis für die deutsche Erziehergemeinschaft gestaltete. Nachdem Gauobmann Josef Streicher, Universitätsprofessor Wilhelm Pinder, Professor Phil. Schnitzlein und Stadtschuldirektor Josef Bauer über die Aufgaben der verschiedenen Schultypen innerhalb der deutschen Erziehergemeinschaft gesprochen hatten, nahm Kultusminister Schemm das Wort, um das Geschehen der letzten Tage in Beziehung zu der Erzieherschaft der deutschen Lehrerschaft zu bringen.
Er erklärte, daß innerhalb der Bayerischen Volkspartei eifrig organisiert worden sei, um zu gegebener Zeit dem Nationalsozialismus den Dolchstoß beibringen zu können. Bei den vorgenommenen Haussuchungen seien Dokumente gefunden worden, aus denen hervorgehe, daß eine richtiggehende Konterrevolution geplant war. Die Gesellenvereine und ähnliche Organisationen sollten die Instrumente dieser Gegenrevolution sein. Von Regensburg aus gingen Fäden bis nach Wien. Zita und die Donaumonarchie sollten wieder ausgegraben werden. Die Regierung habe nachdrücklichst durchgegriffen und heute sei die Gefahr beseitigt. Die Stelle des Grafen Quadt werde ein waschechter Nationalsozialist einnehmen. Nachdem Staatssekretär Stocker zu den Nationalsozialisten übergetreten sei, sei die Regierung in Bayern vollständig nationalsozialistisch. Ebenso rein nationalsozialistisch müsse auch die deutsche Erzieherschaft werden; denn aus unserer Jugend wächst ein neues Volk und dieses neue Volk muß von den deutschen Lehrern in den richtigen Marsch gesetzt werden. Über allen deutschen Schulen muß deshalb das Wort „Volk und Gott“ stehen.
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Dito, S. 6:
Erklärung!
Betreff: Deutscher Gesellentag in München.
Verschiedene unlautere Elemente aus den Kreisen des hiesigen Gesellenvereins, die uns zum Teil namentlich bekannt sind, haben versucht, die Vorfalle anläßlich des Deutschen Gesellentages in München als Propagandamittel gegen unsere Bewegung und insbesondere gegen unsere SA. zu verwenden. Wir haben absichtlich nicht früher gegen dieses Treiben Stellung genommen, um auch diejenigen Leute kennen zu lernen, die sonst so ausgezeichnet verstehen ihre wahre Gesinnung hinter einer scheinheiligen Fratze zu verbergen; und das ist uns jetzt restlos gelungen, die Ober-Schreier und Hetzer waren uns ja schon längst bekannt. Es war für einen alten Nationalsozialisten, der die Methoden unserer Gegner noch von den letztjährigen Wahlkämpfen her gründlich kennt, nicht schwer, die verbreiteten Gerüchte als das zu entlarven, was sie wirklich waren, nämlich: unverschämte Zwecklügen. Die schwarzen Propagandachefs haben anscheinend in der Zwischenzeit nicht viel dazugelernt, denn es ist unschwer zu erkennen, daß dieselben Herren ihre unglückliche Hand mit im Spiele haben. Es ist bezeichnend, daß es ausgerechnet den „Katholischen Gesellenvereinen“ überlassen blieb, mit solch gemeinen Mitteln die nat.-soz. Freiheitsbewegung zu bekämpfen. Wir sind nicht gewillt, uns dieses Theater noch weiterhin vorspielen zu lassen, sondern wir werden gegen die Urheber dieser „inneren Greuelhetze“ mit solchen Mitteln einschreiten, daß diesen Herren die Lust an derartigen Streichen für die Zukunft vergeht. Es wird Sorge getragen werden, daß diesen Herren, die immer noch glauben wieder Oberwasser zu gewinnen, für ihre anstrengende und mühevolle Wühlarbeit ein Erholungsurlaub nach Dachau oder sonstwohin ermöglicht wird, wo sie in stiller Beschaulichkeit und Zurückgezogenheit über ihr verwerfliches Handeln nachdenken können. –
Die Mitglieder und Freunde unserer Bewegung bitten wir, uns in diesem Kampfe um die Wahrheit zu unterstützen.
Aus eine Anfrage stellt uns die Politische Polizei von Bayern folgende Erklärung zur Verfügung: „In letzter Zeit wurden systematisch Gerüchte über Mißhandlungen, schwere Körperverletzungen usw. von Geistlichen anläßlich des in München durchgeführten Deutschen Gesellentages 1933 verbreitet, die in ihrem ganzen Umfange auf Unwahrheit beruhen. – Derartige Gerüchte fallen in den Bereich der Greuelpropaganda gegen die nationale Regierung. Soweit Auseinandersetzungen zwischen katholischen Gesellen und Andersdenkenden wirklich stattfanden, waren sie zumeist unbedeutender Natur und lediglich auf das unbotmäßige Verhalten der in Uniform auftretenden Gesellen zurückzuführen. – Vor Verbreitung unwahrer Behauptungen über Mißhandlungen usw. anläßlich des Gesellentages wird eindringlichst gewarnt. Gegen die Verbreiter wird unnachsichtlich mit Strafverfolgung, erforderlichenfalls mit Schutzhaft vorgegangen.
Babenhausen, den 27. Juni 1933. NSDAP. Kreisleitung Illertissen (Sitz Babenhausen).
An unsere verehrlichen Abonnenten! In den letzten Tagen mußte leider unsere Zeitung in Memmingen-Stadt wie auch an einigen Orten unseres Ausbreitungsgebietes etwas später als zur festgesetzten Stunde erscheinen. Wir können unseren verehrten Beziehern nunmehr mitteilen, daß diesem Zustand in Bälde abgeholfen wird, denn wir werden in kürzester Zeit im Besitze einer modernen Rotationsmaschine, sowie einer neuzeitlich eingerichteten Druckerei sein. Wir bitten unsere verehrt Bezieher, sich bis dahin noch gedulden zu wollen. Verlag und Schriftleitung.
Babenhausen. (Warum elektrisch kochen?) Es ist eine bekannte Tatsache, daß sich der Einführung jeder Neuerung zunächst Widerstände und Vorurteile entgegenstellen. Wenn nun trotzdem bereits über hunderttausend Elektro-Küchenherde in Deutschland, bei Strompreisen von 8 - 12 Pfg. die Kilowattstunde, im Betriebe sind, so zeigt dies, wie rasch auch die deutsche Hausfrau die erheblichen Vorzüge der elektrischen Kochweise zu schätzen lernte. Es sei dies nebenbei erwähnt, daß in der Schweiz bereits rund 275 000, in Amerika 1,1 Millionen Hausfrauen elektrisch kochen.
Worin beruhen nun die eigentlichen Vorteile der elektrischen Kochweise? Zunächst wäre grundlegend zu sagen, daß es mit Hilfe der Elektrizität; wohl wie bei keiner anderen Beheizungsart möglich ist, jede Kochstelle, auch die Bratröhre des Herdes, unabhängig voneinander, genau die Wärme zuzuführen, die zum besten Gelingen der Speisen bei mäßigster Beigabe von auslaugender Flüssigkeit und geringstem Fettverbrauch als Anbrennschutz notwendig ist. Jede Hausfrau wird es daher als einen beträchtlichen Vorzug ihres Elektroherdes ansehen, daß sie infolge der feinfühligen Anpassung der Elektrowärme an der Speisezeit fast überhaupt kein Anbrennen oder Mißlingen der Speisen zu befürchten braucht. Der praktische Vorteil daraus ist, daß beim elektrischen Kochen die Speisen weniger Beaufsichtigung erfordern und trotzdem ihr Wohlgeschmack erhöht wird. Da ferner beim Elektroherd keine Vorbemühungen, wie Holz kleinmachen, Kohlen tragen, notwendig sind, und auch keine Verbrennungsrückstände, wie Rauch, Asche, Ruß und Abgase auftreten, so bedeutet elektrisches Kochen erhöhte Sauberkeit in der Küche und Ersparnis von Zeit, vor allem in den Vormittagsstunden, welche die Hausfrau für ihre übrigen Hausarbeiten sehr willkommen ist. Bedenkt man noch außerdem, daß beim hiesigen Kochstrompreis von nur 10 Pfg. die Kilowattstunde zum Beispiel ein Mittagessen für 4 Personen etwa 15 Pfg. ein Kuchen zu backen nur etwa 5 Pfg. im Stromverbrauch kostet, so ist es selbstverständlich, daß der moderne Elektroherd keinesfalls nur eine Annehmlichkeit für luxuriöse Haushalte ist, sondern vor allem auch dazu dient, den Hausfrauen, die selbst ihren Haushalt führen müssen, ein getreuer Helfer zu sein. Die im „Sonnensaal“ z. Zt. ausgestellten Elektroherde kosten während der Werbetage bei Zahlung in 24 Monatsraten monatlich nur 6.40 bis 8.80 RM. einschließlich Kochgeschirr, bei wesentlich herabgesetzten Installationskosten. Möge daher keine Hausfrau den Besuch der Kochvorträge nachmittags halb 4 Uhr und abends 8 Uhr und die jetzige günstige Anschaffungsgelegenheit versäumen.
Lindau. (In Schutzhaft genommen.) wurden in Lindau die drei Mitglieder der Bayerischen Volkspartei und zwar der Stadtrat Gebhard, der Werksschlosser Fischer und der Redakteur Heinz Schmid von der „Lindauer Zeitung“.
Bad Wörishofen. (Meldewesen.) Auf die diesbezügliche Bekanntmachung des Gemeinderates im amtlichen Teil weisen wir nachdrücklich hin.
Bekanntmachung.
Betreff: Meldewesen. Die Feststellungen des Fremdenkontrolleurs geben Veranlassung, neuerdings auf eine genaue Einhaltung der „Meldevorschriften für vorübergehend sich hier aufhaltende Personen“ durch Wohnungsgeber hinzuweisen. Wer Fremde aufnimmt, hat von der Aufnahme und Abreise – auch bei Wohnungswechsel – jedes Fremden innerhalb 24 Stunden bei der Meldestelle der Kurverwaltung schriftliche Anzeige zu erstatten. Als Fremde gelten auch Familienbesuche. Der gemeindliche Fremdenkontrolleur hat Auftrag, künftig jede Zuwiderhandlung gegen die betr. Meldevorschriften unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen.
Bad Wörishofen, den 27. Juni 1933. Gemeinderat: Mangold
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01.07.1933, S. 6
Der ehemalige Bürgermeister Fey verhaftet
Memmingen. Gestern mittag halb 1 Uhr wurde der frühere 2. Bürgermeister Georg Fey in Schutzhaft genommen. Fey ist bekanntlich in Memmingen eine sehr umstrittene Persönlichkeit, insbesondere ist die Bevölkerung über seine damalige Amtstätigkeit als 2. Bürgermeister sehr geteilter Meinung. Seine Verhaftung wird allseits begrüßt.
Memmingen. (In Schutzhaft genommen.) Heute Vormittag mußten wieder verschiedene Personen in Schutzhaft genommen werden. Es sind dies: Stocker, Mayrock Jak., Fehr, Barro, Strobel und Maier, Krankenkassenkontrolleur.
Memmingen. (Die Bayer. Volkspartei will beurlaubt sein.) Wie wir erfahren, hat am Dienstag die Fraktion der Bayer. Volkspartei an den Stadtrat das Ersuchen gerichtet, ihren Mitgliedern einen vorläufigen Urlaub zu erteilen. Wie lange dieser Urlaub dauern wird, entzieht sich unserer Kenntnis, doch behaupten böse Leute, daß es sich um einen Dauerurlaub handeln soll.
Memmingen. (Veranstaltungen.) Die Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes veranstaltet heute Samstag, abends 8 Uhr int Schiffsaal einen Lichtbildervortrag über „Luftschutz und Luftfahrt“, anläßlich der Luftsportwerbewoche. Zu der Veranstaltung, die von prächtigen Darbietungen der Memminger SA.-Kapelle umrahmt ist, ergeht herzliche Einladung an alle deutschen Männer und Frauen. Am Sonntag, nachm. 3 Uhr findet auf dem Westertorplatz großer Kinderballonwettbewerb statt.
Memmingen. (Neue Zugverbindung) Ab heute, 1. Juli besteht eine neue Zugverbindung von Memmingen nach Bad Wörishofen. Der Zug geht in Memmingen ab um 11.50 Uhr und kommt in Bad Wörishofen an um 12.45 Uhr. Der Zug hält auf keiner Zwischenstation, nur in Türkheim. Anschluß von dem Eilzug von Ulm her. Gegenzug Bad Wörishofen - Memmingen: Wörishofen ab 7.45 Uhr, Memmingen an 8.45 Uhr. Damit besteht besonders für jene, die gerne dem schönen Kurort Bad Wörishofen einen Besuch abstatten wollen, eine günstige Verbindung.
Memmingen. (Haftbefehl gegen einen Verleumder.) Vor dem Einzelrichter des Amtsgerichts Memmingen sollte sich gestern Karl Müller von Ravensburg wegen Verächtlichmachung der nationalen Regierung verantworten. Da Müller ohne rechtzeitige und richtige Entschuldigung ausgeblieben war, erließ das Gericht gegen ihn auf Antrag von Staatsanwalt Dr. Rauh Haftbefehl. Müller hatte sich in Kronburg geäußert: „Die da drunten sind auch Lumpen, die helfen auch zur braunen Lumperei.“ Müller wird wegen dieser gemeinen Äußerung eine exemplarische Strafe zu erwarten haben.
Memmingen. (Schwaben und Neuburg hat 879 899 Einwohner) Nach der vorläufigen Zusammenstellung hat Schwaben 879 899 Einwohner. Es ergibt sich gegenüber der letzten Volkszählung im Jahre 1925 eine Zunahme von 1,4 Prozent. Unter den 59 kreisunmittelbaren Städten Bayerns steht Memmingen mit seinen 15 212 Einwohnern an 32. Stelle. In Schwaben folgen der Größe nach Augsburg, Kempten, Memmingen, Lindau.
Die Flucht aus dem schwarzen Lager
Kempten. Die „Allgäuer Zeitung“, bisher Organ der Bayerischen Volkspartei, teilt ihren Lesern in einem programmatischen Wort mit, daß sich das Blatt aus jeder parteipolitischen Bindung löst und seine ganze Arbeit der von der nationalen Regierung geforderten einheitlich-politischen Willensbildung widmet. – Durch Beschluß der Vorstandschaft hat sich der Bezirksverband Kempten-Stadt der Bayerischen Volkspartei aufgelöst. – (Die Zersetzungserscheinungen in der früher allmächtigen Bayerischen Volkspartei greifen immer mehr um sich, sodaß viele jetzt fluchtartig das schwarze Lager verlassen.)
Die Aktion gegen die Bayer. Volkspartei in Kempten.
In Schutzhaft nach Landsberg überführt wurden auf Anordnung des Sonderkommissars der OSAF. für Schwaben und Neuburg Hauptschriftleiter Franz Josef Meier und Studienrat Dr. Georg Pfeiffer. Auf Anordnung der Bayerischen Politischen Polizei wurden in Schutzhaft genommen die früheren Stadträte der Sozialdemokratischen Partei Gölzer, Bücher, Graßmann, sowie die Funktionäre der Sozialdemokratischen Partei Schedes, Kohlhund und Zimmerer.
Markt Oberdorf. Nun sind die BVP.-Bezirkstagsmitglieder Wendelin Neth von Immenhofen und Koloman Settele von Erisried in Schutzhaft genommen worden. Das dritte Bezirkstagsmitglied der Bayer. Volkspartei, Landtagsabgeordneter Schmölz-Untrasried, ist schon am Montag in Haft genommen worden. Die Inhaftierten befinden sich in Landsberg a. L. in der Untersuchungsgefangenenanstalt.
Weiler. In Weiler im Allgäu wurde Buchdruckereibesitzer und ehemal. Bürgermeister Fridolin Holzer als Bezirkstägsmitglied in Schutzhaft genommen; desgleichen wurde Oberbürgermeister Dr. Samer in Füssen als Kreistagsmitglied, sowie die gesamte Stadtratsfraktion der Bayer. Volkspartei in Füssen in Schutzhaft genommen.
Ein widerspenstiger Kaplan.
Leutkirch. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP., Herr Gewerbeschulrat Reichert, teilt mit: Auf Anordnung der Politischen Polizei des Ministeriums des Innern wurde Kaplan Saß am 28. Juni aus der Schutzhaft entlassen. Dies ist erfolgt, nachdem das Kultusministerium sich mit dem Bischöflichen Ordinariat dahin geeinigt hatte, daß die in Schutzhaft sich befindenden Geistlichen daraus entlassen werden, das Bischöfliche Ordinariat aber für deren sofortige Versetzung Sorge trägt. Die Entlassung aus der Schutzhaft erfolgte also nicht, weil die Gründe, welche zur Inschutzhaftnahme geführt haben, hinfällig geworden wären. Diese Gründe bestehen zu Recht. Sie haben ja auch dazu geführt, daß das Kultusministerium angeordnet hat, daß Kaplan Saß an keiner dem Kultusministerium unterstellten Schule in Zukunft mehr unterrichten darf.
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Dito, S. 11:
Marktgemeinderatssitzung in Grönenbach
(…)
In Anbetracht und zu Ehren der großen Verdienste, die sich der Führer der NSDAP., Reichskanzler Adolf Hitler um die nationale Erhebung in Deutschland und damit um Volk und Vaterland erworben hat, wird aus Antrag der NSDAP., Ortsgruppe Grönenbach beschlossen, den Marktplatz in Grönenbach in „Adolf-Hitler-Platz“ umzubenennen. Die notwendigen Straßenschilder werden angeschafft und angebracht.
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03.07.1933, S. 5
Der Reichsschatzmeister gibt bekannt:
Betreff: Reichszeugmeisterei. In der letzten Zeit mußte wiederholt die Beobachtung gemacht werden, daß Dienststellen der NSDAP. und deren angeschlossene Formationen an Privatfirmen die Berechtigung zur Herstellung oder zum Verkauf von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen, sowie Abzeichen der NSDAP. und deren Formationen erteilen.
Auf Grund meiner in der N.S.K. vom 6. Juni 1933, Folge 409, sowie im Verordnungsblatt der Reichsleitung der NSDAP., 15/33, Folge 48 vom 31. Mai 1933, erschienenen Bekanntmachung, hat nur die Reichszeugmeisterei der NSDAP., München, Schwanthaler Straße 53, das Recht, Berechtigungsscheine an Firmen, die mit Wirkung vom 1. August 1933 zur Fabrikation und zum Vertrieb oben bezeichneter Gegenstände zugelassen werden, abzugeben. Die Erteilung der Berechtigungsscheine erfolgt nach ganz bestimmten Grundsätzen und Richtlinien.
Ausnahmslos wird hiermit sämtlichen Dienststellen der NSDAP. und deren angeschlossenen Verbänden und Formationen untersagt, an Privatfirmen wie an Dienststellen die Berechtigung zu erteilen, Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände, sowie Abzeichen der NSDAP. und deren angeschlossene Verbände und Formationen herzustellen oder zu vertreiben.
Ich mache wiederholt darauf aufmerksam, daß auf Grund einer Verfügung des Führers für die Bekleidung und Ausrüstung der Angehörigen der NSDAP. und deren angeschlossene Verbände und Formationen lediglich die Reichszeugmeisterei zuständig ist.
München, den 1. Juli 1933. Schwarz.
Der Reichsjugendführer erläßt folgende Anordnung:
Ich untersage hiermit jede Belästigung von Angehörigen anderer Jugendbünde durch Mitglieder der HJ. Wenn durch das Verhalten von Angehörigen deutscher Jugendverbände Anlaß zu Klagen gegeben wird, ist auf dem Dienstwege an mich zu berichten. Soweit die Klagen ein Einschreiten notwendig machen, werde ich bei den zuständigen staatlichen Stellen das Notwendige veranlassen. Einzelaktionen werden bestraft.
Der Reichsjugendführer: gez. Baldur von Schirach.
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Dito, S. 6
Es ist außerordentlich erfreulich, daß durch die Initiative der Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes e. V., Berlin, zum ersten Mal auch in Memmingen dieses aktuelle Thema zur Sprache kam. Es war auch der richtige Geist in dem diese Versammlung aufgezogen wurde, denn man fühlte es, daß hinter jedem Wort die Liebe zum deutschen Vaterland steckte und in jedem Satze kam der Wille zum Ausdruck, Deutschland wieder wehrhaft zu machen zum Schutze seiner Bevölkerung. Die Elite der nat.-soz. Bewegung, die SA. und SS., stellte das Hauptkontingent der Besucher, sodaß der Schiffsaal immerhin recht gut besetzt war, doch können wir uns nicht versagen, bei dieser Gelegenheit festzustellen, daß leider in den Kreisen der übrigen Bevölkerung noch sehr wenig Verständnis für dieses wichtige Problem besteht, sonst hätte der Besuch aus diesen Kreisen besser sein müssen. Zu einem solch wichtigen Thema hätte jeder Deutsche hergehört, denn hier kann man sein „National-Sein“ praktisch bewiesen.
Versammlungsleiter Strauß hieß insbesondere die SA., SS. und Stahlhelmmitglieder herzlich willkommen, worauf er dem Referenten des Abends, Schaid-Ottobeuren das Wort erteilte. In packender Art und Weise entrollte der Redner die absolute Wehrlosigkeit unseres deutschen Vaterlandes. Nichts habe dies deutlicher bewiesen als der Flug, den kürzlich zwei fremde Flugzeuge über der Reichshauptstadt ausführten und bei welchem sie Flugblätter zum Abwurf brachten. Schlagartig beweise dieses Vorkommnis das Bedürfnis des Luftschutzes. Die Wehrhaftigkeit müsse die Grundlage des neuen Deutschlandes sein, und gerade auf dem Gebiete des Flugwesens müsse diese Wehrhaftigkeit in erster Linie erkämpft werden, denn das Flugzeug ist die modernste Kampfwaffe der Gegenwart. Der Versailler Schandvertrag, der uns unendliche Lasten auferlegt hat, hat gerade in flugtechnischer Hinsicht Deutschland jedes Recht genommen. Dieser Zustand ist unhaltbar. Darum müsse jeder deutsche Staatsbürger die Arbeit des Deutschen Luftsportverbandes unterstützen und sich auf dessen Seite stellen, um selbst an dem Bestand und der Sicherung der deutschen Nation beizutragen. Der Redner schildert dann in packender Weise die Gefährlichkeit eines Luftangriffes und die vollkommen unzureichenden Abwehrmaßnahmen, die Deutschland ergreifen könne. Über 3000 Geschwader mit 15 000 Flugzeugen verfügen unsere Gegner, mit den schwersten Kampfflugzeugen können sie Deutschland nach jeder beliebigen Richtung durchfliegen und mühelos die deutschen Städte dem Erdboden gleich machen. Es ist unmögliche daß dieser Zustand auf, die Dauer so bleiben kann, die Welt müsse dies einsehen. Für jeden Deutschen aber, gelte es aktiv mitzuarbeiten und die Bestreibungen des Deutschen Luftsportverbandes zu unterstützen.
Nach einer kurzen Pause, in der die SA.-Kapelle Proben ihres Könnens lieferte – ihr Spiel konnte diesmal ausnahmslos gut gefallen – wurden noch eine Reihe von Lichtbildern, vornehmlich Frontaufnahmen vorgeführt, die großes Interesse erweckten. Auch daran sieht man, welch wichtiges Kampfmittel das Flugzeug ist, denn kein Vorgang auf der Erde kann dem „photographischen Auge“ des Fliegers entgehen. Einen sehr sinnreichen Abschluß bildete die Vorführung des Lichtbildes unseres unvergeßlichen Memminger Kampffliegers Mulzer, des Fliegerhelden Bölke und des besten Fliegers der Welt, v. Richthofen mit seiner Staffel. – Spontan stimmten die Anwesenden in das Deutschlandlied, das im Anschluß an diese Aufnahmen gespielt wurde, ein und klar kam der einheitliche Wille zum Ausdruck mitzuarbeiten, damit Deutschland wieder wehrhaft werde.
„Wir toten Flieger blieben Sieger durch uns allein – Volk fliege wieder und du wirst Sieger durch dich allem!“ so lautete der Wahlspruch – Reges Interesse erweckten auch die Aufnahmen des ersten Segelfluges in Ottobeuren und des stattlichen Flugzeuges, das dort stationiert ist. – Mögen die Bemühungen der unermüdlich tätigen Ottobeurer von Erfolg gekrönt sein! F. K.
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04.07.1933, S. 1
Politik der Tat
Das neue Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit. – Das ganze deutsche Volk muß mitarbeiten.
Die Durchführungsbestimmungen.
Berlin, 3. Juli. Im Reichsgesetzblatt Nr. 73 werden in eine Verordnung zur Durchführung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, auf Grund des Gesetzes zur Verminderung der Arbeitslosigkeit vom 28. Juni 1933 folgende Durchführungsbestimmungen veröffentlicht:
Abschnitt 1
Allgemeine Bestimmungen.
§ 1. Träger von Arbeiten im Sinn des Abschnitts I des Gesetzes können nur Reich, Länder, Gemeinden, Gemeindeverbände, sonstige Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts und gemischt-wirtschaftliche Unternehmungen sein, soweit sich nicht aus dem Gesetz oder den folgenden Bestimmungen etwas anderes ergibt.
§ 2. Die Bedingungen für die Gewährung von Darlehen oder Zuschüssen sind:
1. Die Arbeit muß volkswirtschaftlich wertvoll sein;
2. die Arbeit muß nach der Bewilligung des Darlehens oder Zuschusses unverzüglich begonnen und möglichst bis zum 1. Juli 1934 beendet werden;
3. die Arbeit muß die durch den Kapitalaufwand entstehenden Zukunftslasten rechtfertigen und der Träger der Arbeit muß hinreichend geeignet erscheinen, die aus der Ausführung der Arbeit entstehende zukünftige Belastung zu tragen;
4. es muß sich um eine Arbeit handeln, die in absehbarer Zeit aus eigener finanzieller Kraft des Trägers der Arbeit voraussichtltch nicht würde ausgeführt werden können (zusätzliche Arbeit);
5. die gewährten Mittel dürfen nur für diejenige Arbeit verwendet werden, für die sie bewilligt sind;
6. die Arbeit muß den technischen Anforderungen genügen;
7. jede Arbeit muß grundsätzlich vergeben werden; die Arbeit soll möglichst nicht freihändig vergeben, sondern ausgeschrieben werden;
8. der Gewinn des Unternehmers, an den die Arbeit vergeben werden soll, muß sich in mäßigen Grenzen halten; ungerechtfertigten Preissteigerungen ist entgegenzutreten;
9. die Arbeit ist durch menschliche Arbeitskraft auszuführen, soweit nicht maschinelle Hilfsmittel unerläßlich sind und soweit durch die Beschränkung auf menschliche Arbeitskraft nicht eine unverhältnismäßige Verteuerung der Arbeit eintritt;
10. außerdeutsche Baustoffe dürfen nicht verwendet werden, wenn geeignete inländische Baustoffe vorhanden sind und deren Verwendung nicht in einer unverhältnismäßigen Verteuerung führt.
§ 3.
(1) Die Arbeiten dürfen nur an solche Unternehmer Ergeben werden, die sich verpflichten, die Arbeitszeit in ihrem Unternehmen bis zum 30. Juni 1934 höchstens 40 Stunden wöchentlich umfassen zu lassen.
2) Bei den erforderlichen Neueinstellungen dürfen nur bisherige Erwerbslose berücksichtigt werden und zwar in erster Linie Kinderreiche, Familienernährer und langfristig Erwerbslose, insbesondere solche, die der SS., SA., SAR. oder dem St. [Stahlhelm] und ihrer beruflichen Herkunft gemäß dem vorkommenden Berufszweig angehören.
(3) (…)
Abschnitt 2
Besondere Bestimmungen. (…)
Abschnitt 3
Verfahren. (…)
§ 22.
(1) Für die in den §§ 8 und 12 bis 14 genannten Arbeiten ist vom Antragsteller eine Abschrift des Antrages gleichzeitig dem zuständigen Landesarbeitsamt zuzuleiten.
(2) Im Fall der Befürwortung leitet die zuständige Landesbehörde den Antrag beschleunigt unmittelbar an die das Darlehen bewilligende Stelle weiter. In den Fällen des Absatzes 3 Satz 1 ist auch die Stellungnahme des Präsidenten des Landesarbeitsamtes beizufügen.
[Wer glaubt, die heutige Bürokratie würde überhand nehmen, dem sei das Lesen von Abschnitt 4 – hier in voller Länge abgedruckt – empfohlen!]
Abschnitt 4
Bedarfsdeckungsscheine.
§ 23.
(1) Es werden Bedarfsdeckungsscheine über je fünfundzwanzig Reichsmark ausgegeben.
(2) Die Bedarfsdeckungsscheine lauten auf Namen und sind nicht übertragbar.
(3) Die Ausgabestelle von Bedarfsdeckungsscheinen nach Muster A (Träger der Arbeit) hat vor der Aushändigung an den Empfänger den einzelnen Bedarfsdeckungsschein an der vorgedruckten Stelle zu versehen:
a) mit den Namen der ausgebenden Stelle (Träger der Arbeit) and der Unterschrift des zur Ausfertigung Befugten;
b) mit der Anschrift des Arbeiters oder Angestellten, der dadurch zum Empfangsberechtigten wird.
(4) Die Ausgabestelle hat ein Verzeichnis der ausgegebenen Bedarfsdeckungsscheine anzulegen und fortlaufend zu führen.
(5) Bevor ein Bedarfsdeckungsschein A an eine Verkaufsstelle in Zahlung gegeben wird, hat der darin genannte Berechtigte an der dafür vorgesehenen Stelle seine Namenszeichnung zu bewirken.
(6) Bedarfsdeckungsscheine, die die in den Absätzen 3 und 5 vorgeschriebenen Eintragungen nicht enthalten, dürfen von den Verkaufsstellen nicht angenommen werden.
(7) Für verloren gegangene Bedarfsdeckungsscheine wird Ersatz nicht gewährt.
§ 24.
Der Träger der Arbeit hat die Bedarfsdeckungsscheine beim zuständigen Finanzamt je nach dem Fortgang der Arbeiten anzufordern. Das Finanzamt hat zu prüfen, ob die Voraussetzungen für die Aushändigung der Bedarfsdeckungsscheine erfüllt sind.
§ 25.
(1) Verkaufsstellen, die bereit sind, Bedarfsdeckungsscheine anzunehmen, haben dies der Gemeindebehörde anzuzeigen. Die Gemeindebehörden bestimmen, welche Verkaufsstellen zur Entgegennahme von Bedarfsdeckungsscheinen zugelassen werden. Zuzulassen sind in erster Linie Unternehmen des mittelständischen Einzelhandels und des Handwerks.
(2) Die Gemeindebehörden haben den Finanzämtern zum 1. August 1933 eine Liste der in ihrem Bezirk gelegenen zugelassenen Verkaufsstellen zu übersenden.
(3) Die Zulassung ist jederzeit widerruflich.
§ 26. (1) Werden Gegenstände gegen Bedarfsdeckungsschein gekauft, so hat der im Bedarfsdeckungsschein genannte Empfangsberechtigte den Bedarfsdeckungsschein der Verkaufsstelle vorzulegen.
(2) Die Verkaufsstelle hat die abgetrennten Mark-Abschnitte in eine Sammelkarte nach Muster C einzukleben und jeden Abschnitt durch Eintragung des Tages, an dem die Abtrennung erfolgt, zu entwerten.
§ 27. Die Abtrennung der Mark-Abschnitte von den Bedarfsdeckungsscheinen A darf nur durch zugelassene Verkaufsstellen vorgenommen werden.
§ 28.
(1) Im Fall des § 3 des Gesetzes werden Bedarfsdeckungsscheine nach Muster B an Bezirksfürsorgeverbände ausgegeben.
(2) Die Ausgabestelle von Bedarfsdeckungsscheinen nach Muster B hat vor der Aushändigung an den Empfänger den einzelnen Bedarfsdeckungsschein an der vorgedruckten Stelle zu versehen:
a) mit dem Namen der ausgebenden Stelle (Finanzamt) und der Unterschrift des zur Ausfertigung Befugten;
b) mit der Anschrift des Bezirksfürsorgeverbandes, dem der Bedarfsdeckungsschein zugeteilt wird.
(3) Der Bezirksfürsorgeverband oder die von ihm bestimmte Stelle stellt dem Hilfsbedürftigen einen Bezugsschein aus, auf Grund dessen der Hilfsbedürftige in einer zugelassenen Verkaufsstelle Waren derjenigen Art kaufen kann, die im Bezugsschein bezeichnet sind. Der Bezugsschein ist nicht pfändbar. (4) Die Verkaufsstelle hat auf dem Bezugsschein Art, Menge und Preis der verkauften Waren zu vermerken. Der im Bezugsschein genannte Hilfsbedürftige muß den Empfang der Waren auf dem Bezugsschein bestätigen.
(5) Die Verkaufsstelle reicht den Bezugsschein zusammen mit einer auf die ausgestellten Sammelkarte (§ 26 Absatz 2) dem Bezirksfürsorgeverband ein.
(6) Der Bezirksfürsorgeverband trennt die dem Verkaufspreis entsprechende Zahl von Mark-Abschnitten von den Bedarfdeckungsscheinen, die ihm zur Verfügung stehen, ab, klebt sie in die Sammelkarte der Verkaufsstelle ein, trägt in jeden Abschnitt den Tag ein und gibt die Sammelkarte unverzüglich an die Verkaufsstelle zurück.
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Dito (04.07.1933), S. 6:
Memmingen. Aus der Schutzhaft vorläufig entlassen wurden Altbürgermeister Fergg - Ottobeuren und Zimmermeister Reiner - Memmingen. Neu in Schutzhaft genommen wurde ein Arbeiter aus Heimertingen, der sich wegen der Inschutzhaftnahme von Bezirkstagsmitglied Uhl - Heimertingen abfällig geäußert hatte.
Ottobeuren. (Fremdenverkehr.) Von zahlreichen Reisegesellschaften und Ausflüglern wurde unser Markt am vergangenen Sonntag besucht. So kamen Gäste aus München, Kempten und aus dem angrenzenden Württemberg mittels Omnibus an und besichtigten Kirche und Kloster. Das schöne Wetter dürfte wohl manchen zu einem Ausflug angeregt haben.
Ottobeuren. (Standkonzert.) Das bereits auf den Feiertag Peter und Paul angesetzte Standkonzert auf dem Hindenburgplatz der Blechmusikgesellschaft, das aber an diesem Tage durch die ungünstige Witterung nicht stattfinden konnte, wurde nach dem Hauptgottesdienst am Sonntag durch die Kapelle gegeben. Zahlreiche Zuhörer wohnten dem Standkonzert bei. Das ausgesuchte Programm, unter Leitung von Herrn Chorregent Köbele dürfte alle vollauf befriedigt haben.
Oberroth. (Erklärung.) Zur Zeit laufen durch unsere Gemeinde durch verantwortungslose Elemente genährte Gerüchte, daß unserem H. H. Pfarrer Hugo Geil kommissarische Verwarnungen erteilt worden seien. Wir stellen fest, daß keinerlei derartige Maßnahmen gegen H. H. Pfarrer unternommen wurden, da hiefür kein Grund vorhanden wäre. Wir stellen aber weiter fest, daß dieses die Bevölkerung erregende Gerücht von Mitgliedern des Kath. Burschenvereins stammt und hoffen, daß diese Erklärung zur Beruhigung der Einwohnerschaft beiträgt, gez. St. Bicker.
Sprechabend der NSDAP. Ortsgruppe Ottobeuren
Der am Sonntag Abend im Rosenkeller stattgefundene Sprechabend wurde durch den 1. Ortsgruppenleiter Pg. Apotheker Haupt unter folgenden Worten eröffnet: Werte Parteigenossinnen und Genossen, ich heiße Sie herzlich willkommen, ich habe Sie hierher gebeten im Zeichen einer letzten Amtshandlung, – um von ihnen Abschied zu nehmen. Wenn ich heute so um mich blicke und den gefüllten Saal, mit lieben, wohlbekannten Parteigenossen sehe, so weckt das eigene Gefühl[e] in mir. Unwillkürlich wandern die Gedanken zurück in die Zeit meiner Hieherkunft. Da traf ich wenige mutige Männer an, die sich schon seit früheren Zeiten offen zum Nationalsozialismus bekannten, gehaßt und verfolgt, wie es damals noch jedem Nazi erging, von einer Meute voll Unvernunft und Böswilligkeit. Auch ich bekam das ja bald am eigenen Leib zu spüren. – Man konnte es damals keinem Geschäftsmann, keinem Beamten oder Angestellten verdenken, wenn er mit seiner dem Nationalsozialismus zugeneigten Gesinnung zurückhielt. Aber als sich schon im September 1931 eine kleine Schar mutiger Frauen und Männer aus dem Arbeiterstande und sonstige kleine Leute waren es [?], die die Gründung der Ortsgruppe in die Hand nehmen und heute besteht die Ortsgruppe in der Überzahl aus den Leuten dieser Stände. Ich habe deshalb gerade diese mir besonders ins Herz geschlossenen und die Trennung von diesen Parteigenossen fällt mir besonders schwer. – Die junge Ortsgruppe, wenn sie auch schwer zu kämpfen und manche Rückschläge zu überwinden hatte, sie gedieh trotz der besonderen Ungunst der hiesigen Verhältnisse und aus dem zarten Pflänzchen wurde allmählich ein stattlicher Baum. Es entstand die SS., später eine SA., der Motorsturm usw. und wenn unsere Bewegung bei den Wahlen von Sieg zu Sieg eilte, so hielt unsere Ortsgruppe damit wacker Schritt und half so mit am großen Werk bis das erste große Ziel, die Übernahme der Macht erreicht war, ein wunderbares Geschehen von ungeahnter Durchschlagskraft, welche weite Volkskreise mit sich riß und noch immer weiter und weiter nachwirkt. Welch ein Geschehen, welch ein unerhörter Erfolg! Nur ein starker unbesiegbarer Wille, ein unbegrenzter Glaube an den endlichen Sieg konnte das Große erreichen, unfaßbar selbst noch für manche unter uns, unfaßbar für noch viele unter den anderen Volksgenossen.
Die hohe Idee, die Kraft unserer Bewegung hat wohl den größten Teil unseres Volkes erfaßt, aber den Rest noch zu gewinnen und mit den anderen zusammenzuschweißen zu einer großen einzigen Volksgemeinschaft, diese zu sieben und zu einigen von solchen, die sich der neuen Zeit nicht anpassen wollen oder können, unsere Bewegung fest zu verankern, den Aufbau Deutschlands auf gänzlich neuer Grundlage zu organisieren, das sind noch gewaltige Aufgaben, die einer Lösung harren. Gehen wir mutig und freudig daran, wie bisher mitzuarbeiten, halten wir fest im unerschütterlichen Glauben und Vertrauen zu unserer Bewegung und in der Treue zu unserem geliebten Führer und das gigantische Werk wird gelingen.
Aber noch etwas möchte ich Euch liebe Parteigenossen bei meinem Scheiden ans Herz legen: Haltet die Augen offen und die Ohren steif, denn der Wolf im Schafspelz geht um. Es gibt besonders zudringliche Freunde, umgewandelt, die die Falschheit, ja den Teufel im Herzen tragen, hütet Euch vor ihnen, hütet unsere herrliche Bewegung!
Und nun meine lieben Freunde nehme ich Abschied von Euch. Es war mir eine hohe Ehre, euer Führer gewesen zu sein. Mit Stolz werde ich zeitlebens an diese Zeit des gemeinsamen Kampfes und Sieges zurückdenken. Wir sind dadurch für immer zusammengekittet, für immer werde ich Euch Freund bleiben. Habt dankt für all eure Liebe und Treue, die mir die Führung so sehr erleichterte. Besonderen Dank jedoch meinen Amtswaltern, die ihr Versprechen so treulich gehalten und mir die meiste Arbeit abgenommen haben und mich in jeder Weise unterstützten und zu mir gehalten haben. Ich scheide mit den besten Wünschen für das weitere Blühen und Gedeihen der Ortsgruppe und mit den besten Wünschen für das Wohlergehen jedes einzelnen Parteigenossen. Und ich schließe mit dem Rufe „Unsere Ortsgruppe, unsere Bewegung und unserem geliebten Führer ein dreifaches Sieg Heil!“
Die neugegründete SA.-Kapelle unter Leitung von Herrn Steuerobersekretär Gebbert intonierte das Horst Wessellied und verschönte den ganzen Abend durch Vortragung verschiedener Märsche. Nochmals ergriff unser sehr verehrter Ortsgruppenleiter Pg. Haupt das Wort und führte seine letzte Amtshandlung durch Überreichung einiger Mitgliedskarten aus und um die Leitung der Ortsgruppe an Herrn August Ripfel zu übergeben.
Pg. Ripfel: Wenn wir uns heute zusammengefunden haben, um Abschied von unserem bisherigen Ortsgruppenleiter zu nehmen, so möchte ich ihm den verbindlichsten Dank aussprechen. Pg. Haupt ließ sich nie vom Ziele unseres Führers abbringen. Wir Kämpfer, die in den letzten zwei Jahren Pg. Haupt besonders kennen gelernt haben, wissen ihm für seine Mühe Dank auszusprechen. Die Ortsgruppe ist leider nicht in der Lage ein Geschenk zu geben, jedoch eine kleine Erinnerung wird die Ortsgruppe in den nächsten Tagen doch noch überreichen.
SS.-Truppführer Nett: Im Namen meiner SS.-Kameroden möchte ich unserem scheidenden Ortsgruppenleiter unseren herzlichsten Dank aussprechen. Was unser Ortsgruppenleiter geleistet hat, wissen wir alle, unser Ortsgruppenleiter war ein sinnliches Vorbild für uns alle, und ich möchte seine Worte mit den Wölfen im Schafspelz nur noch unterstreichen.
Bürgermeister Fickler: Wenn Freunde auseinandergeh’n, so sagen sie auf Wiedersehn – so sagen wir auch zum Haupte unserer ganzen Ortsgruppe und möchten ihm unseren Dank aussprechen. Pg. Ripfel führte am Schlusse noch an: Es scheint ein besonderes Schicksal über unserem allverehrten scheidenden Ortsgruppenleiter zu liegen, überall wo er geachtet und sich Freunde erworben, musste er wieder scheiden. – So war denn die Abschiedsstunde gekommen für unseren altverehrten Pg. Haupt, er der uns Richtung und Führung war, der wie wohl kein zweiter in unseren Reihen beliebt, mußte Abschied nehmen, wir aber werden ihm stets ein treues Gedenken bewahren und auch nochmals an dieser Stelle Dank aussprechen für all das Viele, das er für unsere Bewegung und für uns oft selbst noch getan. „Sieg Heil!“ F. W.
Kirchheim. (Vorsicht Einbrüche!) Am Abend vor dem Patroziniumsfest dahier war es zwei Wanderburschen gelungen, in der Bronner-Lehe Kuchen, Backwerk etc. zu entwenden, um dann unbemerkt zu entkommen und sich die Bissen munden zu lassen. Gerade jetzt in der Heuernte mögen alle Landwirte besonders darauf bedacht sein, während ihrer Abwesenheit die Häuser sorgfältig zu versperren, um vor derartigen Besuchen geschützt zu sein.
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05.07.1933, S. 1
66 Millionen Deutsche im Reich
Fast den Stand der Vorkriegszeit erreicht
Das Ergebnis der Volkszählung
Berlin, 5. Juli. Nach den soeben im Statistischen Reichsamt zusammengestellten vorläufigen Ergebnissen der Volkszählung vom 16. Juni 1933 beträgt die ortsanwesende Bevölkerung des Deutschen Reiches ohne Saargebiet 65,3 Millionen, zusammen mit den rund 830,000 Einwohnern des Saargebietes, in dem wegen der vorübergehenden Lostrennung von der deutschen Verwaltung nicht gezählt werden konnte, beziffert sich die Reichsbevölkerung auf 66,1 Millionen. Dieses Ergebnis bleibt noch um rund 1,7 Millionen hinter der Einwohnerzahl des Deutschen Reiches vor dem Kriege zurück (67,8 Millionen im alten Gebietsstand des Reiches). Gegenüber der Zählung vom 16. Juni 1925 hat die Reichsbevölkerung (ohne Saargebiet) um rund 2,7 Millionen oder 4,4 v. H. zugenommen.
Von der 65,3 Millionen zählenden ortsanwesenden Bevölkerung des Deutschen Reiches (ohne Saargebiet) entfalllen 31,7 auf das männliche und 33,6 Millionen auf das weibliche Geschlecht. Der Frauenüberschuß ist, wie schon 1925 zu beobachten war, in weiterer Rückbildung betriffen. 1933 trafen auf je 1000 Männer noch 1060, Frauen gegenüber 1073 im Jahre 1925 und 1101 im Jahre 1919. Die Bevölkerungsdichte ist von 133 Einwohnern je Quadratkilometer im Jahre 1925 auf 139 Einwohner 1933 gestiegen. Von den europäischen Staaten weisen lediglich Belgien, die Niederlande und England eine höhere, Bevölkerungsdichte auf. Der absoluten Bevölkerungszahl nach ist Deutschland nächst Rußland der volkreichste Staat Europas.
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Dito, S. 2:
Bayerische Volkspartei aufgelöst
Eine Erklärung des Grafen Quadt
München, 5. Juli. Eugen Graf Quadt - Isny gibt folgende Erklärung bekannt: Im Benehmen mit der bayerischen Staatsregierung erkläre ich als Bevollmächtigter der Landesparteileitung der Bayerischen Volkspartei, daß mit dem heutigen Tage jede Tätigkeit der Bayerischen Volkspartei aufgehört hat und ihre Mitglieder aus dem Treueverhältnis zur Partei entlassen sind. Der Zweck, für den die nachgenannten Organe und Einrichtungen der Partei geschaffen wurden, ist damit weggefallen. Es sind dies: Landesvorstandschaft der Bayer. Volkspartei e. V., der Landesverband, sämtliche Kreisverbände, Bezirksverbände und Ortsgruppen, der Kommunalpolitische Landesverband der BVP., der Hochschulverband der BVP., die Beamtenvereinigung der BVP., die Mittelstandsvereinigung der BVP., die Arbeitnehmergruppe der BVP., die Bayer. Volksparteikorrespondenz, die Reichstagskorrespondenz der BVP., der Wirtschaftsbeirat der BVP. als selbständig eingetragener Verein hat seine Auflösung schon am 23. Juni 1933 beschlossen. Es ist jedermann verboten, sich weiterhin unter der Bezeichnung Bayerische Volkspartei oder im Sinne des Programms derselben, soweit dieses mit dem Programm der NSDAP. in Widerspruch steht, irgendwie politisch zu betätigen.
Die Partei ist damit praktisch aufgelöst; ihre einzelnen Organe und Organisationen haben sofort die notwendige technische und finanzielle Abwicklung (Personalkündigungen, Kündigung gemieteter Räume, Bezahlung offener Rechnungen usw.) einzuleiten und raschestens durchzuführen, sowie die erforderliche Löschung im Vereinsregister zu veranlassen. Durch die nationalsozialistische Revolution gibt es außerhalb der NSDAP. keine politische Wirkungsmöglichkeit mehr. Es ist deshalb für jeden bisherigen Angehörigen der BVP. der Weg frei, unter der unmittelbaren Führung Adolf Hitlers am Aufbau des neuen Deutschlands mitzuwirken.
München, den 5. Juli 1933.
Für die Landesparteileitung der BVP.
Eugen Graf von Quadt - Isny.
Graf Quadt beantragt Aufnahme in die NSDAP.
München, 5. Juli. Der Reichstagsabgeordnete und ehemalige bayerische Staatsminister Eugen Graf von Quadt - Isny hat mit Schreiben vom 4. Juli 1933 beim zuständigen Gauleiter der NSDAP., Herrn Staatsminister Adolf Wagner, seine Aufnahme in die NSDAP. beantragt und ebenso beim Vorsitzenden der Reichstagsfraktion der NSDAP., Herrn Reichsinnenminister Dr. Frick, den Antrag gestellt, als Hospitant in die Reichstagsfraktion der NSDAP. übernommen zu werden.
Graf Quadt fordert diejenigen Mandatsträger der bisherigen Bayer. Volkspartei, die für einen solchen Schritt in Frage kommen dürften, auf, seinem Beispiel Folge zu leisten oder durch Mandatsniederlegung den Ersatzmännern die gleiche Möglichkeit einzuräumen.
Der bayerische Minsterrat zur Auflösung
Aufhebung der Schutzhaft über Angehörige der Bayer. Volkspartei
München, 5. Juli. (Amtlich.) In Anwesenheit des Reichsstatthalters in Bayern fand gestern eine über vier Stunden dauernde Ministerratssitzung statt. Zunächst wurden in sinngemäßer Anwendung der Vorschriften über die Kürzung von Nebenbezügen die Aufwandsentschädigungen für die bayerischen Gesandtschaften in Berlin und Rom herabgemindert.
Weiter befaßte sich der Ministerrat mit den Richard Wagner-Festspielen in Bayreuth und beschloß in Erkenntnis des einzigartigen Erziehungsmittels, das diese Festspiele für das deutsche Volk darstellen, sie nach jeder Richtung zu fördern. Die kunstbeflissene Jugend, insbesondere Studierende der Akademien, Universitäten und Hochschulen, ferner Lehramtsbewerber aller Art und Beamtenanwärter sollen eine Erleichterung des Eintritts erhalten und dadurch in die deutsche Kunst eingeführt werden; auch den weiter interessierten Kreisen Bayerns soll die Möglichkeit eröffnet werden, den Festspielen unter erleichterten Bedingungen beizuwohnen. Das Finanzministerium stellt zu diesem Zweck einen Betrag von 30,000 Mark bereit. Auf Antrag des Ministerpräsidenten wurde ferner die Hereinnahme von politischen Vertrauensleuten in die Ministerien grundsätzlich geregelt, wobei Rücksichtnahme auf die einschlägigen beamtenrechtlichen Verhältnisse zur Richtschnur gemacht wurde. Endlich fand eine große politische Aussprache statt, in der vor allem die Lage erörtert wurde, die durch die Auflösung der Parteien nunmehr gegeben ist.
Die offizielle Mitteilung der Landesparteileitung der Bayerischen Volkspartei über die Selbstauflösung der Partei wurde entgegengenommen. Die Auflösung wird es dem Innenministerium möglich machen, die über Funktionäre der aufgelösten Partei verhängten Schutzhaften aufzuheben, soweit nicht der Verdacht strafbarer Handlungen vorliegt.
Die jetzt geschaffene Lage gab dem Ministerrat auch Veranlassung, die Bestimmungen über die Sonderbeauftragten nachzuprüfen. Hierüber wird in den nächsten Tagen endgültiger Beschluß ergehen.
Große Volkskundgebung in München.
München, 5. Juli. Am Freitag, 7. Juli abends 8 Uhr, findet im Zirkusgebäude auf dem Marsfeld eine große Volkskundgebung statt. Es spricht Ministerpräsident Ludwig Siebert über „Bayern im neuen Deutschland“. Es spielt der Musikzug der SA.-Leibstandarte. Die Rede wird durch Lautsprecher auf das Marsfeld übertragen.
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Dito, 05.07.1933, S. 5:
[Foto mit Bildunterschrift]
Der amerikanische Arbeitsdienst im Gange. – Amerikanische Arbeitsdienst-Freiwillige beim Bau einer Straße durch das bergige Waldgebiet bei Lancaster in Kalifornien. Das aus 200 Mann bestehende Lager ist nach dem Vorbild deutscher Arbeitsdienstlager aufgezogen.
So hätte Moskaus Herrschaft in Deutschland ausgesehen
Kommunistische Brandstifter vor dem Memminger Landgerichtsgefängnis
Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Memmingen hatten sich am Dienstag der ledige 25 Jahre alte Hilfsarbeiter Max Schmid von Bad Wörishofen und der ledige 28 Jahre alte Bäcker Thomas Hacker von Bad Wörishofen wegen je eines gemeinschaftlich begangenen Verbrechens der Brandstiftung aus politischen Gründen zu verantworten. Nach der Anklage liegt den beiden Kommunisten folgendes zur Last: Die beiden schon wiederholt vorbestraften Angeklagten haben in Ausführung eines gemeinschaftlichen Entschlusses zusammen in der Nacht vom 23./24. Juni 1932 den Feldstadel des Landwirts Ludwig Böck von Obergammenried, der etwa 200 Meter vom Gehöft des Böck entfernt stand, in der Weise in Brand gesetzt, daß sie ein Tor des Stadels gewaltsam öffneten und das im Stadel lagernde Heu anzündeten. Der 17 Meter lange und 13 Meter breite Stadel ist mit den darin untergebrachten Heuvorräten und den landwirtschaftlichen Geräten vollständig niedergebrannt. Die Voruntersuchung ergab folgenden Tatbestand: Die Angeschuldigten bestreiten die Tat. Die beiden Angeklagten haben aber dem Hilfsarbeiter Otto Sieger von Bad Wörishofen alsbald nach der Tat mitgeteilt, daß sie den Brand gelegt hatten. Sie schilderten die Ausführung der Tat im einzelnen und ihr verwerfliches Verhalten. Die beiden Angeklagten sind Kommunisten. Sie haben den Brand aus Rache gelegt. Böck war bei den Moskowitern in Bad Wörishofen verhaßt, weil er als Mitglied des Gemeinderates und des Erwerbslosenfürsorgeausschusses wiederholt die Abweisung völlig unbegründeter Unterstützungsgesuche von seiten der Kommunisten beantragt hatte.
Vor Gericht sind die Moskausendlinge im Gegensatz zu ihrer früheren großen Sprache ziemlich kleinlaut. Sie leugnen die Tat. Im übrigen entrollt die Verhandlung ein „malerisches“ Bild vom Leben in dem früheren Moskaulager in Bad Wörishofen. Leider machte der Hauptbelastungszeuge, der Hilfsarbeiter Sieger von Bad Wörishofen, derart verwirrte Angaben, daß das Gericht dir Verhandlung aussetzte und die Untersuchung des Geisteszustandes von Sieger anordnete.
Hoffentlich werden dann die beiden würdigen Brüder des Reichstagsbrandstifters der verdienten exemplarischen Strafe zugeführt. Die bisherige Verhandlung gab einen kleinen Begriff von dem namenlosen Unglück, das eine etwaige Herrschaft der kommunistischen Verbrecherbanden über Deutschland gebracht hätte.
Moorkultur und Arbeitsbeschaffung in Schwaben
Vor wenigen Tagen ging die Nachricht durch die Tagesblätter, daß in Berlin der Reichsausschuß für Moor- und Ödlandkultur zusammengetreten sei, um sich ernstlich mit der Frage zu befassen, in welchem Umfang durch die Erschließung der weite Teile unseres deutschen Vaterlandes einnehmenden Moorländereien Arbeit und Brot und Siedlungsraum geschaffen werden könne. Bei uns in Schwaben sind in die Täler der Alpenflüsse und in die von den Gletschern der Eiszeit ausgeschliffenen und ausgehöhlten Mulden des Voralpenlandes eine Unmenge kleiner und kleinster Moore eingesprengt, von denen nur einige wenige, wie das Waltenhofener Moos südlich von Kempten, einige Moorgebiete im Kemptener Wald, das Moor zwischen Immenstadt und Kranzegg am Fuß des Grünten, das Werdensteiner Moos zwischen Immenstadt und Seifen im Tal der Iller, sowie die Geltach Moore bei Stötten am Auerberg einige größere Ausdehnung besitzen.
In Mittelschwaben finden wir in den Flußtälern der Iller, Roth, Günz, Zusam und Schmutter allenthalbengrößere Moorgebiete, Wiesenmoore, die aber vielfach schon nach vorhergegangener Regulierung des Flusses entwässert und in Kultur als Wiesland genommen wurden, sich dem nicht Orts- und Bodenkundigen also überhaupt nicht mehr als Moore zeigen. Wo für einzelne Moorgebiete die früher geschaffenen Entwässerungseinrichtungen sich als unzulänglich erwiesen, wie im Pleßer Ried nördlich von Memmingen, im Tal der Roth, südlich von Weißenhorn und im Günztal bei Babenhausen und anderwärts, ist zur Verbesserung der Entwässerungsanlagen zur Zeit freiwilliger Arbeitsdienst eingesetzt.
Wo noch in einzelne Flußtälern unberührte oder ungenügend kultivierte Moorgebiete vorhanden sind, handelt es sicht meistens um der Überschwemmung durch den Fluß ausgesetzte Flächen-, deren Kultur erst die Regulierung und Eindeichung des Flußes vorauszugehen hätte. Von den größeren Moorvorvorkommen in Mittelschwaben wären zu nennen das Burgauer Ried im Tal der Mindel, das zwischen Jettingen und Burgau von der Bahnlinie Augsburg - Günzburg durchschnitten wird und während des Krieges und in den Jahren nach demselben weitgehend zur Torfgewinnung ausgebeutet wurde, das bruchartige Moor im Tal der Zusam und Roth bei Dinkelscherben, das die gleiche Bahnlinie zwischen Mödishofen und Dinkelscherben überquert und in dem zur Zeit größere Entwässerungsarbeiten im Gange sind, ferner das Finninger Ried östlich, Neu-Ulm und die Vertorfungen im Tal der unteren Günz. Alle diese Gebiete aber sind schon zum weitaus größten Teil entwässert und in Kulturwiesen überführt. Als Neusiedlungsgebiet kommen sie daher nicht mehr in Frage.
Die größten und bedeutendsten Moore Schwabens liegen an der Donau. Hier ist vor allem das Donaumoos südlich von Neuburg, das in einer Breite von 5 - 8 und in einer Länge von nahezu 30 Kilometer auf über 50000 Tagwerk sich erstreckt und Moortiefen bis zu 7 Meter aufweist. Das andere größere Moorgebiet ist das Donauried nördlich der Donau zwischen Oberelchingen und Gundelfingen. Es liegt etwa je zur Hälfte auf bayerischem und württembergischen Gebiet. Wenn auf dem Wege der Arbestsdienstpflicht das Moosgebiet entwässert und durch ein Netz von Wirtschaftswegen erschlossen wird, bietet sich eine fast ideale Gelegenheit, Jungbauern anzusiedeln und ihnen Gelegenheit zu geben, Hof und Familie zu gründen.
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Dito, 05.07.1933, S. 6:
Pg. Wilhelm Schauppel's Abschied
In einfacher, schlichter Form feierte die Ortsgruppe Memmingen der NSDAP. gestern den Abschied ihres Pg. Wilhelm Schauppel, der am Freitag mit seiner Familie nach Augsburg zieht, um dort seine neue Tätigkeit anzutreten. Wie sehr die hiesige Ortsgruppe mit Pg. Schauppel verbunden ist, kam so recht zum Ausdruck in den kurzen Rückblicken, die sowohl unser Pg. Schwarz als auch die Pgg., Reiger und Kerler gaben. Erst wenn man all das, was Pg. Schauppel für die Ortsgruppe Memmingen geleistet hat, im Geiste vorüberziehen läßt, kommt einem so recht zum Bewußtsein, was Memmingen an diesem treuen Mitkämpfer verloren hat. Ein Trost nur, daß Schauppel dort in Schwabens Hauptstadt auf den Platz kommt, den er längst verdient und an dem er vielmehr noch für die herrliche Bewegung Adolf Hitlers und damit für unser neues Deutschland schaffen und wirken kann.
Wenn die Geschichte der Ortsgruppe Memmingen, so erwähnte Pg. Schwarz, einmal niedergeschrieben wird – und sie verdient niedergeschrieben zu werden –, dann wird der Name Schauppel unzertrennlich verbunden sein mit ihr. Diese Anerkennung, die auf tiefster Wahrheit beruht, mag dem Scheidenden ein ganz geringer Lohn sein für die vielen Mühen und Opfer, die er mit Deutschland und um seiner Heimatstadt Memmingen willen gebracht hat.
Pg. Kreisleiter Reiger eröffnete den sehr gut besuchten Sprechabend, wobei er einen Rückblick auf die schweren Jahre unseres Kampfes warf. Vier Jahre lang stand unser Wilhelm Schauppel an der Spitze der Ortsgruppe, vier schwere Jahre hat er die NSDAP. in Memmingen treu geführt und der Erfolg seiner Tätigkeit blieb nicht aus, denn aus kleinen Anfängen gelang es ihm die Bewegung in unserer Heimatstadt zu stattlicher Größe zu führen. Nicht minder herzlich waren die Worte, die unser Pg. Kreisleiter Schwarz fand. Wundervoll naturgetreu – als wäre es erst gestern gewesen – zeigte er heitere und trübe Tage vor uns auf, die unsere Bewegung auch in Memmingen durchmachen mußte, immer aber war Pg. Schauppel zur Stelle, der sich mit seiner ganzen Person für die große Sache einsetzte.
Als Andenken überreichte Pg. Schwarz ein prächtiges Bild von jenem Tast, da von Memmingens Rathaus erstmals die stolze Hakenkreuz flattert. Auch Pg. Fritz Kerler widmete dem Scheidenden warme Abschiedsworte. Im Namen der Stadt konnte am Schlusse noch Pg. Bürgermeister Dr. Berndl Herrn Schauppel den herzlichsten Dank abstatten und die besten Wünsche zum Ausdruck bringen. Möge, so sagte der Redner, die Geschlossenheit wie sie in jenen schweren hinter uns liegenden Zeiten herrschte, beibehalten werden; dabei darf ich wohl auch für mich in Anspruch nehmen, daß ich, wenn ich beim Wort genommen werde, mich von ganzem Herzen der Bewegung zur Verfügung stellen werde. Dem unermüdlichen Herrn Schauppel aber für seine vorbildliche Tätigkeit auch im Stadtrat den herzlichsten Dank im Namen der Stadt.
Die ganz ausgezeichneten Vorträge des NS.-Streichorchesters, das unter der vorzüglichen Leitung von Pg. Westermayer in erstaunlich kurzer Zeit sich großes Können angeeignet hat, beendigten den fein und sinnvoll verlaufenen Abend. Für Pg. Schauppel mag er eine ewige Erinnerung sein! Möge er – was er auch gar nie tun wird – sein liebes Memmingen nie vergessen, wir werden unseren Willy Schauppel auch niemals vergessen können. Ein herzliches Lebewohl möchten auch wir ihm zurufen und ihm alles Gute wünschen, vor allem aber wolle er recht oft zu uns aus Besuch kommen. Mit Freuden werden wir ihn jederzeit aufnehmen.
Neues in Memmingens Mauern
Vom neuen Arbeitsdienstlager
Die Finanzierung des neuen Arbeitsdienstlagers, das in der Nähe des Totenwäldchens errichtet wird, ist bekanntlich nunmehr gesichert. Der Platz wird zur Zeit geräumt, wobei insbesondere das Getreide- und Rübenfeld und die Baumschule der Stadt beseitigt werden müssen. Die Bäume sollen anderweitig verwendet werden. Der Platz, auf dem das Lager erbaut wird, wird ausgesteckt und nivelliert. Die Leistungsverzeichnisse wurden dieser Tage hinausgegeben. Die einzelnen Geschäfte, die sich am Bau beteiligen wollen, geben die Leistungsverzeichnisse getrennt mit den eingesetzten Preisen zurück. Mit dem Bau wird dann voraussichtlich nächste Woche begonnen werden.
Ottoheuren. (Auflösung der Bayer. Volkspartei.) Laut eines Beschlusses der Ortsgruppenleitung vom 30. Juni hat sich die Ortsgruppe Ottobeuren der Bayer. Volkspartei ab Montag, den 3. Juli 1933 aufgelöst.
Ottobeuren. (Sturmbannerweihe des SA-Sturmes 9/20.) Nach langen Vorbereitungen, insbesondere durch den Sturmführer des Sturmes 9/20 Pg. Georg Göhring ist es dem Sturm ermöglicht, am 23. Juli seine Sturmbannerweihe zu feiern. Verschiedene namhafte Gäste unserer Bewegung werden zu der Feier erscheinen. Für unseren Sturm 9/20 wird dieser Sonntag ein Ehrentag werden.
Ottobeuren. (Kinderfest.) Das Kinderfest dürfte am 27. Juli begangen werden und wird wohl etwas neues bringen – die historische Kostümierung der Kleinen.
Ottobeuren. (Verpachtung.) Der Stahlhelm B.d.F. Ortsgruppe Ottobeuren, pachtete das Haus des hiesigen Kath. Gesellenvereins. Dieses Haus führt von jetzt ab den Namen Stahlhelmhaus.
[05.07.1933, S. 6:]
Unerhörter Frevelakt in Ottobeuren
Die Hitlereiche von Bubenhänden abgesägt.
Ottobeuren. Heute früh wurden Passanten darauf aufmerksam, daß unsere am Platz vor dem früheren Vermessungsamt zu Ehren unseres großen Führers gepflanzte Eiche in dieser oder in einer der vorhergeheuden Nächte von rohen, gemeinen Tätern abgesägt wurde. Mit diesem unerhörten, wohl in unserem deutschen Vaterland einzig dastehenden Fall haben die politischen Gegner ihre Maske gelüftet und ihre „loyale Mitarbeit“ gezeigt. Wahrlich ein trauriger Ruhm für unsere schöne Marktgemeinde! Die Täter, nach denen eifrig gefahndet wird, werden der verdienten, exemplarischen Strafe zugeführt werden, sodaß ihnen in Zukunft die Lust zu solch gemeinen, verbrecherischen Streichen gründlich vergehen wird.
300 Mk. Belohnung für die Ermittlung des Täters
Der Marktgemeinderat Ottobeuren erläßt heute im Anzeigenteil eine Bekanntmachung, wonach für die Ermittlung des ruchlosen Täters 300 Reichsmark Belohnung ausgesetzt werden. (Anmerkung der Redaktion: Diese Freveltat kommt ausgerechnet in hem Augenblick, in dem die nat.-soz. Regierung in unverdienter Großzügigkeit sich entschlossen hat, eine Reihe von Schutzhaftgefangenen von Schwarz und Rot auf freien Fuß zu setzen. Sie bildet erneut eine Warnung und liefert eineu deutlichen Beweis, daß die unterirdische Wühlarbeit jener dunklen Elemente ihren Fortgang nimmt, denn daß es sich bei dieser Tat nur um einen Lausbubenstreich handelt, halten wir doch für gänzlich ausgeschlossen. – Wir glauben, daß die Täter ihren ehemaligen Parteigenossen einen verdammt schlechten Dienst erwiesen haben und wir möchten unserer Hoffnung Ausdruck verleihen, daß nun in Ottobeuren endlich in gründlichem Maße reiner Tisch, gemacht wird und daß diese Brutstätten gegen die nat.-soz. Bewegung mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. F. K.)
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Dito, 05.07.1933, S. 7:
Marktgemeinderat Ottobeuren.
Wir setzen für denjenigen, der irgendwelche Angaben, die zur Ermittlung des Täters, der vor einigen Tagen die neugepflanzte Hitlereiche beim Messungsamt durchsägt hat, machen kann, eine Belohnung von 300 RM. aus.
Zweckdienliche Angaben sind umgehend bei der Gendarmeriestation oder Ortspolizeibehörde Ottobeuren zu machen. Ottobeuren, den 5. Juli 1933.
Ortspolizeibehörde: Fickler, 1. Bürgermeister.
Neue Richtlinien für den Schreibunterricht
München, 5. Juli. (Halbamtlich.) Die frühere bayerische Regierung hatte im Oktober 1931 die Einführung der Sütterlin-Schrift für das Schuljahr 1933/34 angekündigt. Staatsminister Schemm hat schon bald nach seinem Amtsantritt verfügt, daß diese Schrift nicht zur Einführung komme und eine neue Schrift geschaffen werden müsse. Diese Arbeit ist in den letzten Wochen unter der unmittelbaren Leitung und persönlichen Entscheidung des Ministers und unter Mitarbeit anerkannter Sachverständiger zum Abschluß gekommen.
Die neue Schrift wird wie die Sütterlin-Schrift zunächst in einem Schreibraum geschrieben, der im Verhältnis von 1:1:1 ausgestellt ist. Die Buchstabenformen weichen stark von der Sütterlinschrift ab; sie vermeiden die vielen Schleifen und Schlingen und entsprechen mit ihrem strafferen und doch bewegten Charakter und ihrer bewußten Rücksicht auf organische und stilgetreue Fortentwicklung weit mehr unserem deutschen Empfinden.
Die alte bayerische Schrift war ein „Normalduktus“, d. h. die Buchstabenformen und der Schriftzug sollten grundsätzlich beim Sechsjährigen und beim Vierzehnjährigen gleich sein. Die neue Schrift unterscheidet entsprechend der kindlichen Entwicklung beim Schreiben zwischen einer Ausgangsschrift (für den 1. und 2. Schülerjahrgang) und einer Verkehrsschrift (für die übrigen Schülerjahrgänge). In der Ausgangsschrift wird in der Regel steil geschrieben; die Unterscheidung zwischen „Schattenstrich“ und „Haarstrich“ füllt zugunsten eines „Schnurzuges“ von annähernd gleicher Strichstärke. Die Ausgangsschrift wird mit einer Pfannenfeder geschrieben, die Spitzfeder ist in den beiden ersten Schuljahren nicht mehr zu verwenden.
In der Verkehrsschrift haben die Buchstaben im allgemeinen eine leichte Rechtsneigung. Es wird auf einfache Linien ohne Hilfslinien geschrieben. Am zweckmäßigsten wird eine Kugelspitzfeder verwendet. In den letzten Schuljahren kann auch eine Spitzfeder oder eine schmale Breitfeder genommen werden. Das Ziel des Schreibunterrichtes ist die Erreichung einer deutlichen, gut lesbaren, geläufigen und gefälligen deutschen Verkehrsschrift; persönliche Eigenart in der Handschrift soll nicht ausgeschlossen sein.
Die Lateinschrift tritt in der Volksschule in ihrer Bedeutung noch mehr zurück als bisher. Sie wird im vierten Schuljahr erlernt. Die neuen Buchstabenformen weichen mehrfach von den bisher in Bayern gewohnten Formen ab. Die Zahl der Lineaturen wird auf 3 vermindert (bisher 6). Die bayerische Unterrichtsverwaltung hat mit dieser Reform des Schreibunterrichts auch in der Schriftfrage die Führung in Deutschland übernommen. Für die übrigen deutschen Länder wird die bayerische Neuregelung nicht ohne Bedeutung sein.
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Dito, S. 8:
Anschlag auf eine Eisenbahnbrücke
Am Montag nach Mitternacht erfolgte auf der Bahnstrecke zum Arlberg bei der großen Trisanna-Brücke in der Nähe des Schlosses Wiesberg eine Explosion, durch deren Luftdruck eine Reihe von Fensterscheiben des Schlosses zertrümmert wurden. Die Erhebungen ergaben, daß am Anfang der 87 Meter hohen und 120 Meter langen Eisenbrücke bisher unbekannte Tater eine Bombe gelegt hatten. Diese Bombe war infolge eines Steinschlages vorzeitig losgegangen. Bei der weiteren Untersuchung wurde am anderen Ende der Brücke noch eine zweite Bombe gefunden.
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Dito, S. 12:
[Foto mit Bildunterschrift]
Die Lazaruskirche in Berlin, wo unter ungewöhnlich großer Anteilnahme der Bevölkerung 50 Paare der NSDAP.-Ortsgruppe Weberwiese in gemeinsamer Feierlichkeit getraut wurden. 600 Mann vom Horst Wessel-Sturm marschierten auf und gaben dem Fest einen würdigen Rahmen.
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06.07.1933, S. 4
Gerechte Sühne für die Ottobeurer Freveltat
Droben auf der Höhe der Ottobeurer Klosterkirche stand auf lieblichem Platze ein junges Bäumchen. Erst wenige Wochen ist es her, da sammelte sich im Kreise darum Ottobeurens Einwohnerschaft, voran die Jugend, um jene junge Eiche, die soeben dort zu Ehren unseres großen Kanzlers Adolf Hitler gepflanzt worden war, als Symbol deutscher Kraft und Stärke auf den Namen des Führers zu taufen. Wuchtig erklangen die Lieder, aus jungen Herzen quoll die Begeisterung, der Schwur zum deutschen Vaterland und unserem nat.-soz. Staate erscholl machtvoll zum Himmel und herrliche Worte rühmten die großen Verdienste, die sich der Führer, dem jener deutsche Baum geweiht war, um Volk und Vaterland erworben hat.
Längst vorüber war jene prächtige Feier vom 1. Mai, die jedem Einzelnen ein unvergeßliches Erlebnis war. Der junge Baum war gut eingewachsen und gedieh prächtig zur Freude der Jugend, zur Freude all' derer, die Sinn für die Schönheiten der Natur hatten und zur steten Erinnerung an jenes große Fest der Wiedergeburt der deutschen Nation. Ganz Ottobeuren freute sich. Nur einige wenige schlechte Gesellen mit schwarzem Herzen betrachteten mit Mißgunst das junge Bäumchen. Es war ihnen ein Dorn im Auge dort üben vor Ottobeurens Mauern stets an das neue Deutschland und seinen Führer erinnert zu werden. Nicht öffentlich wagten sie etwas zu tun, ganz und gar nicht, hier in der Öffentlichkeit taten sie so, als ob sie sich längst von Herzen zum Deutschland Adolf Hitlers bekannt hätten, aber im Stillen. Nachts schritten sie zur feigen Tat und durchsägten das unschuldige Bäumchen. Mehrere Tage dauerte es bis es aufkam, denn nicht den ganzen Stamm hatten sie durchsägt, und erst als der Baum zu welken begann, kam man der Freveltat auf die Spur.
Eine Erregung ohnegleichen bemächtigte sich der Bevölkerung weit über Ottobeurens Grenzen hinaus. Man wußte es ja schon immer, daß feige Schurken bei ihrer jämmerlichen Wühlarbeit am Werke waren und die letzten Tage und Wochen haben uns dies auch zur Genüge bewiesen. Aber daß sie es wagen, ihre Freveltat in einem Augenblick durchzuführen, da sich die nat.-soz. Regierung anschickte, in unverdienter Großzügigkeit Leute, die sich in der schlimmsten Weise gegen das neue Deutschland gezeigt hatten, wieder auf freien Fuß zu setzen, schlägt dem Faß den Boden aus.
Mit Recht erwartete denn die Bevölkerung, daß hier ein Exempel statuiert wird. Sofort nach Bekanntwerden der Freveltat nahm sich die Staatsanwaltschaft am Landgericht Memmingen der Sache an. Schon am Vormittag wurden zwei verdächtige Elemente festgenommen und in Untersuchungshaft eingeliefert; es sind dies die Gebrüder Georg und Alexander Wölfle. Wer aber mochte der Schurke sein? Noch waren die gefährlichen Brutstätten nicht ausgehoben. Bald merkte man, daß in dem sonst stillen Markte etwas im Gange war. SS. war überall in den Straßen zu sehen und wo man stand und ging, da konnte man die Bevölkerung nur einen Satz sprechen hören: Hoffentlich wird diesmal richtig durchgegriffen! Schon waren die diesbezüglichen Weisungen des für den Bezirk bestellten Sonderkommissars Schwarz, M. d. R. [Mitglied des Reichstags] ergangen. Wir wissen, daß gerade unser Pg. Schwarz es ist, der human bis zum letzten, nur in den allernotwendigsten Fällen zu außergewöhnlichen Maßnahmen greift, daß er es in diesem Falle getan hat, danken wir ihm von ganzem Herzen, denn nur auf diese Weise konnte unter der maßlos erregten Bevölkerung die Ruhe wieder hergestellt werden. So wurde denn die Anordnung, die gesamte Bayernwacht in Schutzhaft zu nehmen, von der SS. in mustergültiger Weise durchgeführt.
Große Menschenmassen hatten sich an allen Plätzen des schmucken Marktes, insbesondere aber vor der Gendarmeriestation angesammelt und oft wurden Rufe laut, die wir jetzt nicht wiederholen möchten, die aber zeigten, wie die Stimmung unter der Bevölkerung ist. – Jawohl, man kann es dem Ottobeurer nachfühlen, sein Heimatort ist es, der durch einen solchen Schurkenstreich in Mißkredit gebracht wird, man kann es verstehen, daß ihn eine grenzenlose Wut ergreift auf jene, die diese Freveltat vollbracht hatten und sein allergrößtes Interesse ist es, daß die Übeltäter erwischt und der gerechten Strafe zugeführt werden. Schon aus diesem Grunde ist es moralische Pflicht, daß alles unternommen wird, um die ruchlosen Täter zu entdecken. –
Bald war die große Verhaftungsaktion durchgeführt und 30 ehemalige Bayernwachtangehörige aus die Gendarmeriestation gebracht, von wo aus sie in zwei Lastkraftwagen nach Memmingen transportiert wurden. Inzwischen war die Kunde auch nach Memmingen und in die gesamten umliegenden Dörfer durchgedrungen. Auch hier sah man bald überall Gruppen aufgeregter Menschen stehen, die heftig debattierten. Immer dichter füllten sich die Straßen, die die Schutzhäftlinge auf dem Wege zum Gefängnis nehmen mußten. Stundenlang wartete die Menge in Memmingen, mustergültig verhielt sich SA. und Polizei, denn immer wieder galt es, beruhigend auf die Leute einzuwirken. Da – um halb 10 Uhr – kamen unter starker SS.-Bedeckung die 30 verhafteten Bayernwachtler anmarschiert, nicht gerade freudig begrüßt von der Bevölkerung. Die Menschenmenge hatte sich ins unermeßliche gesteigert, aber sie zeigte Disziplin – dank nat.-soz. Schulung.
Rasch wurden die Verhafteten durch die Straßen der Stadt geführt und ehe man sich versah, waren sie hinter den Mauern des Landgerichtsgefängnisses verschwunden; die Menschenmenge war nicht so ganz auf ihre Rechnung gekommen. Allmählich legte sich auch die Erregung wieder, sie griff einer frohen Zuversicht Platz, daß die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, derartige Freveltaten in Zukunft zu verhindern. Hinter den Gefängnismauern aber mögen die Leute – zweifellos müssen auch unter ihnen einige Unschuldige mit den Schuldigen büßen – darüber nachdenken, was durch diese Freveltat angerichtet wurde. An ihnen liegt es nun, die Polizei auf die Spur der Täter zu bringen, an ihnen liegt es zu bewirken, daß jene Burschen ermittelt werden, denn dann werden auch sie ihre Freiheit wieder sehen. Möge dieser unerquickliche Fall ein Beispiel und jenen unsauberen Elementen eine Warnung für alle Zeiten sein. K.
Keine Politik von der Kanzel
Erzbischof Dr. Gröber in Freiburg i. Br. hat an die Geistlichkeit seiner Diözese folgenden beachtlichen Erlaß gerichtet: „Die Ausübung der Predigt und des katechetischen Amtes stellt an die Seelsorger in Zeiten, wie wir sie jetzt durchleben, erhöhte Anforderungen. Sie werden zwar auch jetzt die katholische Lehre in ihrer vollen Integrität vortragen, dabei aber diejenigen Wahrheiten besonders betonen, welche zur Erhaltung des Friedens und der Einigkeit, zur Stärkung der staatlichen Autorität und zur seelischen Aufrichtung unseres Volkes geeignet sind. Im Interesse der Seelsorger selbst und der Kirche sehen wir uns weiter zu der Mahnung und Weisung veranlaßt, in Predigt, Christenlehre und Religionsunterricht, sowie in der Vereinstätigkeit und privaten Aussprache alles zu vermeiden, was als Kritik der leitenden Persönlichkeiten in Staat und Gemeinde oder der von ihnen vertretenen staatspolitischen Anschauungen ausgelegt werden könnte.“
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Dito, S. 5:
Hakenkreuz über dem Pfänder
Sie fürchten das Symbol des Sieges
Bregenz. Am See fand ein vaterländisches Konzert mit Vorführung militärischer Kampfszenen durch die Alpenjäger statt. Während dieser Feier flammte plötzlich und unerwartet in der Pfänderwand ein großes Hakenkreuz auf, das mitunter ganz rot weit über den See hin leuchtete. Noch am späten Abend wurde der Pfänder abgesperrt, um der Übeltäter habhaft zu werden. Nun begann bei den Behörden schon das Verhör zahlreicher Personen, doch blieb auch dieses bisher erfolglos. Wie erinnerlich wurde anläßlich der Sonnwendfeier am Pfänder das von den Nationalsozialisten in der Pfänderwand hergerichtete große Hakenkreuz von Soldaten in Zivil heruntergerissen und in die Tiefe geworfen. Nun flammte es anläßlich einer vaterländischen Feier dennoch auf und grüßte aus der Heimat hinüber ins große deutsches Vaterland.
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Dito, S. 6:
Der Arbeitsmarkt in der zweiten Junihälfte
Memmingen. In der zweiten Junihälfte wurde das Tempo der Aufwärtsbewegung am Arbeitsmarkt im Bereiche des Arbeitsamts Memmingen durch die anhaltende regnerische Witterung gehemmt. Am 30 Juni 1933 waren 1979 (davon 1677 männlich) Arbeitssuchende, 178 (davon 126 männlich) weniger als am 16. Juni 1933, bezw. 297 weniger als am 30. Juni 1932 zur Arbeitsvermittlung vorgemerkt.
Neben der Landwirtschaft, die neben Landhelfern zahlreiche Arbeitskräfte für die Heuernte anforderte, erwies sich das Baugewerbe in größerem Umfange als aufnahmefähig. Die Forstwirtschaft nahm im Rahmen des Sofortprogramms etwa 40 Personen auf. Von den am 30. 6. 1933 vorhandenen 1979 Arbeitssuchenden bezogen 232 Arbeitslosen- und 395 Krisenunterstützung. Die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen beträgt 405. Bei Notstandsarbeiten waren am Monatsende 266 Personen, im Freiwilligen Arbeitsdienst 325 Personen und in der Landhilfe 178 Personen beschäftigt.
Aufruf an die schwäbische Bauernschaft!
1. Der Christliche Bauernverein für Schwaben und Neuburg hat sich aufgelöst und zwar mit Wirkung vom 3. Juli 33.
2. Die bisherigen Mitglieder des Christlichen Bauernvereins für Schwaben und Neuburg können zur Nationalsoz. Bauernschaft übertreten. Die Anmeldung zur NS.-Bauernschaft erfolgt bei dem zuständigen landwirtschaftlichen Ortsgruppenfachberater, und wo ein solcher nicht vorhanden ist, beim zuständigen Ortsgruppen-, Stützpunktleiter bezw. Blockwart.
Der monatliche Beitrag beträgt 40 Pfg., die Aufnahmegebühr 1.– Mk. Die Geschäftsstelle der NS. Bauernschaft befindet sich in Augsburg, Schießgrabenstraße 14/I, Zimmer 41. Die Geschäftsstellen in den einzelnen Bezirksämtern werden später noch bekanntgegeben.
3. Die Mitglieder der NS. Bauernschaft können bei den Bezirksbauernkammern, die zu öffentlichen Auskunfts- und Beratungsstellen der NS. Bauernschaften erklärt wurden, Rat und Auskunft erholen.
4. Die Geschäftsstellen des Christlichen Bauernvereins werden aufgelöst. Bezüglich Übernahme des Vermögens und der Übernahme der Bezirkssekretäre sind Verhandlungen im Gange.
5. Durch die Auflösung des Christlichen Bauernvereins für Schwaben und Neuburg ist nun kein Hindernis mehr im Wege, die wirkliche Bauerneinigung im berufsständischem Sinne zu vollziehen.
Mit der Ernennung von Pg. R. Walther Darre zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft darf das deutsche Landvolk mit neuem Glauben in die Zukunft blicken. Reichsminister Darre vereinigt in seiner Hand sämtliche Organisationen des deutschen Bauerntums. Seine Aufgabe, der Wiederaufstieg des deutschen Landstandes und damit zum wesentlichen Teile des ganzen Volkes, ist ungeheuer schwierig. Wir glauben aber fest, daß es seinem Können, seiner Geradlinigkeit und Zielbewußtheit im Verein mit dem Vertrauen des Führers gelingen wird, dieser Aufgabe zum Nutzen des gesamten Volkes und damit des deutschen Bauernstandes gerecht zu werden.
NS. Bauernschaft Gau Schwaben: gez. Deininger, LGF. und Mitglied der Reichsführergemeinschaft des deutschen Bauerntums.
Aus der Schutzhaft entlassen
Memmingen. Im Vollzug der Anordnung des Staatsministeriums wurden gestern sämtliche in den letzten Tagen in Memmingen eingezogenen Schutzhäftlinge bis auf drei, denen bis auf weiteres Urlaub erteilt wurde, entlassen. Es handelt sich vor allem um die sämtlichen Stadträte, Bezirksräte der Bayer. Volkspartei, ferner um einige rote Gewerkschaftler und um die Arbeiter vom Bürger- und Engelbräu, die seinerzeit ihrer Erregung in etwas zu „offenherziger“ Weise Luft machten.
Die Mitglieder der ehemal. Bayerischen Volkspartei Dr. Fink, der frühere 2. Bürgermeister Fey und der ehemalige Stadtrat Mayrod wurden zunächst beurlaubt. Dagegen hatten die sämtlichen ehemaligen Stadt- und Gemeinderäte zuvor ein Schriftstück unterzeichnet, in welchem sie die Niederlegung ihrer Mandate erklären.
Nicht entlassen werden konnten die ehemaligen Bayernwachtführer Tetzel und Schwanninger, die mit dem seinerzeitigen Diebstahl der Hakenkreuzfahne vom Arbeitsdienstlager im Zusammenhang stehen, worüber die Untersuchung noch nähere Einzelheiten zutage fördern muß. Die beiden werden in den nächsten Tagen von der Schutz- in die Untersuchungshaft überführt.
Dagegen wurden, wie an anderer Stelle ausführlich berichtet, gestern 30 Mitglieder der ehemaligen Bayernwacht in Ottobeuren in das Gefängnis eingeliefert. Auch in Illerbeuren mußte zur Festnahme von zwei Personen geschritten werden, die in unbefugter Weise mit Listen Unterschriften für den dortigen als großen Hetzer bekannten Pfarrer Götz sammelten.
Die Unterbringung der 30 Schutzhäftlinge von Ottobeuren bereitete wegen der Platzverhältnisse im Gefängnis gewisse Schwierigkeiten.
Kempten. (Aus der Schutzhaft entlassen.) wurden die Bezirkstagsmitglieder der Bayer. Volkspartei: Landwirt Franz Josef Weizenegger von Altusried, Landwirt Max Müller von Reichholzried und Landwirt Josef Weinhart von Schwabelsberg. Außerdem wurde wegen Erkrankung aus der Schuhhaft entlassen Buchbinder und ehem. Stadtrat Joh. Waldenmaier von Kempten. – Die am 30. Juni in Schutzhaft genommenen ehem. sozialdemokratischen Stadträte und Funktionäre wurden in das Konzentrationslager nach Dachau überführt.
Kempten. (Aus der Schutzhaft entlassen.) Die ehemaligen Stadträte der bayerischen Volkspartei sind aus der Schutzhaft wieder entlassen worden. Lediglich der Allgäuer-Zeitung-Redakteur Frz. Jos. Meier befindet sich noch in Staatsgewahrsam, da gegen ihn ein Verfahren anhängig ist.
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Dito, S. 7:
In letzter Minute . . .
Eigene Draht- und Funknachrichten
Zentrum lost sich auf.
Berlin. Die deutsche Zentrumspartei veröffentlichte am Mittwoch Abend eine Mitteilung, wonach das Zentrum auf Grund der völlig veränderten Lage im Einvernehmen mit dem Reichskanzler beschlossen hat, sich mit sofortiger Wirkung aufzulösen.
Verdorbenes Fleisch für Dienstboten
Gefängnis für eine „vorbildliche“ Dienstherrin.
Vor dem Schöffengericht Memmingen hatte sich gestern Frau Berta Luckinger, Gattin des Oberstleutnants a. D. Luckinger in Mindelheim, wegen eines fortgesetzten Vergehens der Körperverletzung zu verantworten. Die Angeklagte behandelte ihre Dienstboten in einer geradezu unglaublichen Weise. Sie schlug ein Dienstmädchen und bedachte sie mit Ausdrücken, die nicht wiederzugeben sind. Zum Essen gab sie den Dienstboten das Fleisch von verendeten Tieren. Sie kaufte für ihre Fuchsfarm das Fleisch eines Pferdes, das mit Leberbrand behaftet war. Weiter gab sie ihren Dienstboten das Fleisch eines Schweines und einer Kuh. Beide Tiere waren an einer ekelerregenden Krankheit verendet. Das Fleisch dieser Tiere war für den menschlichen Genuß untauglich. Nach dem Genuß des Fleisches traten heftige Leibschmerzen auf und es ist nur einem glücklichen Umstand zu verdanken, daß die Folgen nicht größer waren.
Die Angeklagte leugnete. Sie konnte aber durch die Aussage der 6 Zeugen einwandfrei überführt werden. – Staatsanwalt Dr. Rauh charakterisierte in scharfen, treffenden Worten das unglaubliche Verhalten der Angeklagten und ihr Benehmen vor Gericht. Er beantragte wegen der zwei Ohrfeigen, die sie dem Dienstmädchen gab, zwei Wochen Gefängnis und wegen der Körperverletzung und des Vergehens gegen das Lebensmittelgesetz 6 Monate Gefängnis, zurückgeführt auf eine Gesamtstrafe von 6 Monaten und eine Woche Gefängnis. Das Gericht verurteilte die Angeklagte zu 4 Mongten Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe, ersatzweise weitere 10 Tage Gefängnis. Klassisch und treffend war die Aussage eines Zeugen: „Das Fleisch hat ärger gestunken wie [als] Stallmist!“
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07.07.1933, S. 3
Zeigt, daß Ihr Volksgenossen seid!
Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Frit Reinhardt, hat an alle Volksgenossen und Volksgenossinnen den folgenden Aufruf gerichtet: Die Reichsregierung der nationalsozialistischen Revolution ruft alle Volksgenossen und Volksgenossinnen auf, freiwillige Spenden zur Förderung der nationaler Arbeit zu leisten. Die Spende kann in bar, durch Zahlkarte, Postschecküberweisung oder Banküberweisung geleistet werden. Für die Entgegennahme der Spende ist das Finanzamt zuständig. Der Spender muß also den Spendebetrag bei der Kasse des Finanzamtes einzahlen oder durch Zahlkarte, Postschecküberweisung oder Banküberweisung auf das Postscheck-Konto des Finanzamtes überweisen. Arbeiter und Angestellte können ihren Arbeitgeber bitten, bei der nächsten Lohn- oder Gehaltszahlung einen besetimmten Betrag einzubehalten und für sie als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit an das Finanzamt abzuführen. Es sollte kein Angestellter und kein Beamter unterlassen, sofort zu veranlassen, daß von seinem Gehalt ein bestimmter Betrag als freiwillige Spende einbehalten und für ihn an das Finanzamt abgeführt wird. Wo die Berücksichtigung dieses Wunsches aus technischen Gründen nicht mehr möglich sein sollte, ist es Sache des Angestellten oder Beamten, den Spendenbetrag durch Zahlkarte, Postschecküberweisung oder Banküberweisung dem Konto des Finanzamtes zuzuleiten.
Es sollte auch kein Arbeiter unterlassen, seinen Arbeitgeber zu bitten, von der Lohnzahlung einen bestimmten Betrag einzubehalten und als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit für ihn an das Finanzamt weiterzuleiten. Alle Volksgenossen und Genossinnen, die nicht in einem Arbeitnehmerverhültnis stehen, sondern Unternehmer, Angehörige eines freien Berufes oder Rentner sind, überweilen, soweit es noch nicht geschehen ist, einen Betrag als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit auf das Konto des Finanzamtes. Die Reichsregierung der nationalsozialistischen Revolution erwartet, daß alle deutschen Männer und Frauen den Begriff der Volksgemeinschaft erfassen. Wer sich zur deutschen Volksgemeinschaft bekennt, der muß bereit sein, von seinem Einkommen freiwillig einen Betrag zur Förderung der nationalen Arbeit zu spenden.
Die Spende wird verwendet zur Beschaffung von Arbeit für solche Volksgenossen, die bereits seit vier Jahren ohne Einkommen sind. Ein Mindestbeitrag ist nicht vorgeschrieben. Auch der kleinste Betrag, der als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit gegeben wird, bildet einen Teil der Hilfe zur Verminderung der Arbeitslosigkeit und damit des sozialen Elends. Volksgenossen und Volksgenossinen, spendet, spendet alle, spendet sofort!
Staatssekretär Reinhardt im Rundfunk.
Berlin, 7. Juli. Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Fritz Reinhardt, hat am 6. Juli durch Rundfunk an alle Volksgenossen und Volksgenossinnen den folgenden Aufruf gerichtet: „Dem Aufruf, den ich im Auftrage der Reichsregierung heute vor einer Woche an alle Volksgenossen und Volksgenossinnen durch Rundfunk gerichtet habe, ist zahlreich Folge geleistet worden. Unzählige Beamte und Angestellte haben einen Teil ihres am 30. Juni fällig gewesenen Gehalts und unzählige Arbeiter einen Teil ihres am 1. Juli fällig gewesenen Lohnes als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit geleistet. (…)
Jeder Betrag, der, einerlei in welcher Form, als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit gegeben wird, fließt einem Sondervermögen des Reiches zu. Dieses wird restlos verwendet zur Finanzierung öffentlicher Aufträge und somit zur Vermehrung der Arbeit und zur Verminderung der Arbeitslosigkeit. Jeder Betrag, der als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit gegeben wird, und sei er noch so klein, bedeutet Arbeit. Denn jeder Betrag wird verwendet zur Vermehrung der Arbeit.
Freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit wird nicht nur von natürlichen Personen geleistet, sondern auch von Kapitalgesellschaften, Vereinen und Verbänden. Es sei hier beispielsweise nur an den Nationalsozialistischen Lehrerbund des Gaues Sachsen gedacht, der 120,000 RM. freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit geleistet hat, an den Bund der Reichssteuerbeamten, der 20,000 RM. als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit geleistet hat usw.
Deutsche Männer und Frauen, zeigt, daß Ihr Volksgenossen und Volksgenossinnen seid, beteiligt Euch alle an der freiwilligen Spende zur Förderung der nationalen Arbeit, dem großen Werk der Verminderung der Arbeitslosigkeit und damit des wirtschaftlichen Aufbaues der Nation.“
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Dito, S. 6:
Ottobeuren. (Todesfall.) Im Alter von 82 Jahren starb die Privatierswitwe Frau Viktoria Sailer, dahier. Die Verschiedene ist die Mutter des im Dezember vorigen Jahres tödlich verunglückten Küfermeisters Magnus Sailer. Trauergottesdienst: Samstagvorm. halb 10 Uhr; Beerdigung darauffolgend.
Ottobeuren. (Gartenfest.) Das seinerzeit wegen des schlechten Wetters ausgefallene Gartenfest mit italienischer Nacht im Gasthaus zur „Brieftaube“ findet nun am kommenden Sonntag, den 9. Juli statt. Beginn nachm. halb 3 Uhr. Die berühmte Handharmonikakapelle Dietmannsried – 6 Mann – spielt.
Ottobeuren. (Bekanntmachung.) Auf die an der Amtstafel des Rathauses dahier angeschlagenen Verordnung über den Verkehr mit Erzeugnissen der Margarinefabriken [und] Ölmühlen vom 13. April 1933 werden die Gastwirtschaften, Schankwirtschaften oder Speisewirtschaften, Bäcker (Kleinhandel), Konditoreien, Verkäufer von frischen Back- und Konditorwaren zur besonderen Beachtung hingewiesen. Die hienach geforderten Aushangschilder und Aufschriften auf Speisekarten etc. sind strengstens durchzuführen.
Ottobeuren. (Die Bekämpfung der Tuberkulose.) ist eine der wichtigsten Ausgaben. Diese Volkskrankheit fordert alljährlich noch viele Opfer und macht viele Menschen arbeitsunfähig, bringt über zahlreiche Familien Sorge und Not. Vor allem aber auch greift sie tief ein in das Volksvermögen, denn für die Erkrankten, die versorgt werden müssen, sind naturgemäß große Mittel aufzuwenden. Vorbeugung ist also hier das Wichtigste. Sie beginnt schon ber der Säuglingsfürsorge und wird fortgesetzt in der Betreuung der Kranken und der Familien, weiter durch Unterhaltung von Heilstätten für Kinder und Erwachsene. Viel geschieht schon auf diesem Gebiet, aber mehr noch müßte geschehen, sind doch in Bayern Im Jahre 1930 immer noch auf 10 000 Einwohner 7,8 an Tuberkulose gestorben.
Auch auf dem Lande ist die Krankheit sehr verbreitet; es wurde sogar für einzelne Gegenden eine gewisse Zunahme der Tuberkulosesterblichkeit gemeldet. Die vielfachen Aufgaben, die dem Landesverband zur Bekämpfung der Tuberkulose zufallen, erfordern naturgemäß Mittel. Neue zu beschaffen, dient die staatlich bewilligte Geldlotterie, die bei dem bescheidenen Lospreis von 50 Pfg. Bargeldgewinne von insgesamt 15 030 Mark ausschüttet. Der 1. Hauptgewinn sind 5000 RM. bar; die Ziehung findet schon am nächsten Dienstag unter notarieller Leitung statt. Wer immer kann, sollte durch Abnahme von Losen dieses Werk unterstützen. Er dient damit der Volksgesundheit und tut, was heute von jedem erwartet werden muß, auch Dienst am Vaterland.
Errichtung einer SA.-Führerschule in Memmingen (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.)
Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wird in Memmingen die Errichtung einer SA.-Führerschule mit zirka 300 Mann perfekt werden. Die Verhandlungen sind bereits abgeschlossen, der definitive Beschluß wird in den nächsten Tagen gefaßt. Die Schule wird in der ehemaligen Schmirgelfabrik – gegenwärtig das Arbeitsdienstlager – untergebracht sein.
Der Umbau wird sich auf 14 500 Mark gestalten, weitere 4 500 Mark wird die Einrichtung in Anspruch nehmen. Angebote der in Frage kommenden Firmen sind sofort einzureichen, wenn der endgültige Beschluß, an dessen Zustandekommen kaum mehr Zweifel bestehen, vorliegt. Der Umbau verschlingt deshalb eine größere Summe, weil die sämtlichen Räume auch über den Winter benützt werden, weshalb sie heizbar gemacht werden müssen. Damit wird Memmingen einen weiteren außerordentlich wertvollen Zuwachs dank nat.-soz. Initiative erhalten.
Krugzell. (Eine begrüßenswerte Maßnahme). Der Gemeinderat Krugzell hat beschlossen, daß in Zukunft alle Arbeiten, welche von der Gemeinste vergeben werden, nur von Handwerkern ausgeführt werden dürfen, welche Mitglieder des Kampfbundes des gewerblichen Mittelstandes sind.
Bad Wörishofen. (Fremdenverkehr.) Der Besuch an Kurgästen und Passanten betrug vom 1. Januar bis 6. Juli 7196 gegenüber 6882 im Vorjahre. Vom 30. Juni bis 6. Juli war ein Zugang an Kurgästen und Passanten von 715 zu verzeichnen; ortsanwesend sind zur Zeit etwa 2300 Fremde.
In letzter Minute
Eigene Draht -und Funknachrichten
Bayerischer Heimat- und Königsbund aufgelöst.
München. Der Landesleiter des Bayer. Heimat- und und Königsbundes, Freiherr zu Guttenberg teilt mit, daß der Bayer. Heimat- und Königsbund aufgelöst sei. Die Auflösung muh bis 31. Juli durchgeführt sein.
Für jeden Deutschen werden 10 Juden gehängt.
München. Gestern fand im Zirkus Krone eine Massenversammlung gegen die Vergewaltigung der deutschen Kolonisten in Rußland statt. Der stellv. Gauleiter Nippold, der ausführte, daß der Bolschewismus von Juden gemacht sei, erklärte: Es könnte der Tag kommen, an dem das deutsche Volk erklärt, für jeden Deutschen, der da drüben daran glauben muß, werden im nächsten Augenblick 10 Juden in Deutschland gehängt.
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Dito, S. 7:
Eine Fahrt ins Blaue!
Die ledige 23jährige Haustochter Centa Schuller von Kempten wurde am 8. April ds. Js. bei den „langen Ständen“ von dem wiederholt vorbestraften, geschiedenen 25jährigen Schreiner Johann Buxbaum aus Buchloe (Name und Mann riecht stark nach Israel) „angehaut“ und zwar zu einem harmlosen Spaziergang. Man gefiel einander, nur ging dem Kavalier das Geld zu früh aus, über die Freundin war ja nobel und ließ sich sogar dazu herbei, aus dem elterlichen Haushalt Gebrauchsgegenstände wie Teppiche, Schuhe usw. ins Leihhaus zu bringen. Da Buxbaum seiner Geliebten vorgemacht hatte, Vertreter der Treuschutzgesellschaft München zu sein und von dieser noch 57 Mark Lohn gut hätte, wurde ihm die Tat als Betrug ausgelegt. Schuller hätte sich in ihn nicht verliebt, wenn sie gewußt hätte, daß das mit den 57 Mark nicht wahr ist. Buxbaum erhielt deshalb 3 Monate Gefängnis.
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08.07.1933, S. 1
Die Partei ist jetzt der Staat geworden
Reichskanzler Hitler vor den Reichsstatthaltern.
Berlin, 8. Juli. Auf der Konferenz der Reichsstatthalter am 6. Juli machte Reichskanzler Adolf Hitler grundlegende Ausführungen über die Einstellung der national-sozialistischen Staatspolitik zur Wirtschaft. Der Reichskanzler ging davon aus, daß die politischen Parteien jetzt endgültig beseitigt seien. Dies sei ein geschichtlicher Vorgang, dessen politischer Tragweite man sich noch gar nicht bewußt geworden wäre.
Wir müßten jetzt die letzten Überreste der Demokratie beseitigen, insbesondere auch die Methoden der Abstimmung und der Mehrheitsbeschlüsse, wie sie heute noch vielfach bei den Kommunen, in wirtschaftlichen Organisationen und Arbeitsausschüssen vorkommen und die Verantwortung der Einzelpersönlichkeit überall zur Geltung bringen. Der Erringung der äußeren Macht muß die innere Erziehung der Menschen folgen. Man müsse sich davor (Fortsetzung auf Seite 2.)
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Dito, S. 2
Die Stadt- und Gemeinderäte werden ergänzt
Neubesetzungen
Ergänzung der Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage.
München, 8. Juli. (Amtlich.) Der Staatsminister des Innern , A. Wagner, erläßt folgende Bekanntmachung: Infolge der Entwicklung der politischen Verhältnisse in der letzten Zeit haben vielfach die Mitglieder der BVP. und der SPD. in den Gemeinderäten, Bezirkstagen und Kreistagen samt den Ersatzmännern ihre Sitze niedergelegt. In solchen Fällen sind die Mitglieder für die freigewordenen Sitze in entsprechender Anwendung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Gleichschaltung der Gemeinden und Gemeindeverbände mit Land und Reich vom 10. Mai 1933 von der Staatsaufsichtsbehörde zu bestellen. Die Bestellung hat zu erfolgen bei den Mitgliedern
1. der Gemeinderäte mittelbarer Gemeinden durch das Bezirksamt im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP.;
2. der Gemeinderäte in unmittelbaren Gemeinden durch die Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP. vorzulegenden Vorschlag des Bezirksamts;
3. der Bezirkstage durch die Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP, zu erstellenden Vorschlag des Bezirksamtes;
4. der Kreistage durch das Staatsministerium des Innern. In den Fällen der Ziffer 4 haben die Regierungen, K.d.I., im Einvernehmen mit der Gauleitung der NSDAP. Vorschläge vorzulegen.
Die Besetzung freigewordener Sitze ist zu beschleunigen.
50 marxistische Ärzte verhaftet
Zentrale für Greuelpropaganda.
Berlin, 8. Juli. Auf Anordnung des Geheimen Staatspolizeiamtes wurden in der vergangenen Nacht 50 Berliner Ärzte verhaftet, die sich unter dem Namen „Beratungsstelle für Ärzte“ in Verbindung mit der Berliner jüdischen Gemeinde zu einer Vereinigung marxistischer, kommunistischer und anarchistischer Ärzte zusammengetan hatten. Die bisher getroffenen Feststellungen haben bereits ergeben, daß es sich bei der Geheimorganisation dieser Aerzte um eine Zentralstelle der Greuelpropagandaverbreitung handelt. Auch landesverräterisches Material wurde vorgefunden. Außerdem liegen Schrifttücke vor, aus denen hervorgeht, daß zur Sabotage gegen die Regierung der nationalen Revolution aufgefordert wurde.
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Dito, S. 3
[Foto mit Bildunterschrift]
500 Salzburger Kinder trafen aus der Durchreise nach Ostpreußen auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin ein. Sie folgen einer Einladung des Vereins heimattreuer Ostpreußen anläßlich des Gedenkens an die vor 200 Jahren erfolgte Ansiedlung flüchtiger Salzburger Protestanten in Ostpreußen.
Sitte und Anstand beim Baden
Oberpolizeiliche Vorschriften des Innenministeriums.
München, 8. Juli. (Amtlich.) Das Staatsministerium des Innern erläßt aus Grund Art. 44a des Polizeistrafgesetzbuches für die Badezeit 1933 folgende oberpolizeiliche Vorschriften:
§ 1. Das öffentliche Nacktbaden ist verboten. Frauen dürfen öffentlich nur baden, wenn sie einen vollständigen Bade- oder Strandanzug tragen. Männer dürfen öffentlich nur baden, wenn sie einen Badeanzug oder eine Badehose tragen. Das öffentliche Baden in sogenannten Dreiecksbadehosen ist verboten. Die drei letzten Bestimmungen gelten nicht für das Baden in Badeanstalten, in denen Männer und Frauen getrennt baden.
§ 2. Im Wasser sowie auf den Badeplätzen ist jedes Verhalten zu unterlassen, das in sittlicher Beziehung Ärgernis zu geben geeignet ist.
§ 3. Es ist verboten, nur mit einem Badeanzug bekleidet öffentliche Gaststätten aufzusuchen oder sich in diesen aufzuhalten, es sei denn, daß die Gaststätten zur Badeanstalt gehören oder von dieser aus unmittelbar zugänglich sind.
§ 4. Weitergehende bezirks- oder ortspolizeiliche Vorschriften bleiben unberührt.
§ 5. Als öffentlich im Sinne dieser Vorschrift gilt das Baden dann, wenn es von öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen aus eingesehen werden kann oder an einem jedermann zugänglichen Orte stattfindet.
§ 6. Die vorstehenden Vorschriften gelten für das öffentiche Licht-, Luft- und Sonnenbaden entsprechend, auch wenn ein Baden im Wasser damit nicht verbunden ist.
§ 7. Das Staatsministerium des Innern kann Ausführungs- und Ergänzungsvorschriften erlassen.
§ 8. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Vorschriften werden nach Art. 44a des Polizeistrafgesetzbuches bestraft.
§ 9. Die vorstehenden Vorschriften treten mit der Verkündung in Kraft.
Ottobeuren. (Abschied von Pg. Haupt.) Am Donnerstag mittag erfolgte die Abreise unseres bisherigen 1. Ortsgruppenleiters Pg. Apotheker Haupt, der infolge Lösung seines Dienstverhältnisses Abschied von Ottobeuren nehmen mußte. Zum letzten Abschied am Bahnhof fanden sich die Mitglieder der Ortsgruppe, sowie Abordnungen von SS. und SA. ein. Wir haben bereits von der offiziellem Abschiedsfeier berichtet und dabei auch die großen Verdienste die sich Pg. Haupt hier um unsere Bewegung und Ortsgruppe erworben, erwähnt. Zum Abschied wurde Pg. Haupt durch die Ortsgruppe eine kleine Erinnerung an Ottobeuren überreicht. Unserem lieben Pg. Haupt wünschen wir aber auch an dieser Stelle recht viel Glück in der Zukunft.
Ottobeuren. (Veranstaltungen ant Sonntag.) Im Gasthaus zur „Brieftaube“ ist Gartenkonzert mit italienischer Nacht. – Der Luftsportverband e. V. Berlin, Ortsgruppe Ottobeuren, veranstaltet ant Sonntag nachm. 3 Uhr am Friedhofweg einen Zeppelinluftballonstart.
Ottobeuren. (Die Kunstausstellung im Sitzungssaal des Rathauses.) Wir verweisen auf die schon angekündigte Ausstellung der Gemeinschaft „Die Freunde der bildenden Kunst“ e. V. in Ottobeuren, Rathaus Sitzungssaal 1. Stock, vom 7. Juli bis 10. Juli, durchgehend geöffnet von 10 Uhr bis 6 Uhr. Die Ausstellung verdient regen Besuch; vor allem, ist es im Interesse der volksbildnerischen Bestrebungen der Gemeinschaft gelegen, wenn die Schulen den interessanten Vortrag des Ausstellungsleiters hören, um sich vom Wesen deutscher Kunst und der graphischen Techniken einen umfassenden Einblick verschaffen. Es sind Arbeiten ausgestellt von Bock, Broel, Haider, Kubin, Quante, Scharf, Schinnerer, Schropp, Siegler, Slevogt, Steppes, Wild und Zintl. Um billigen Preis kann von Kunstliebhaber das ein oder andere Stück erworben werden. Wir empfehlen nochmals allen den Besuch der Ausstellung.
Ottobeuren. (Vortrag über Luftfahrt und Luftschutz). Zu dem heute abends 8 Uhr im Gasthaus zur Post stattfindenden Lichtbildervortrag „Luftfahrt und Luftschutz“ laden wir die verehrt. Einwohnerschaft, sowie SA und SS. und Stahlhelm herzlichst ein. Der Lichtbildervortrag wurde vor 8 Tagen in Memmingen mit sehr gutem Erfolg durchgeführt. Der Zeppelinluftballonstart findet am Sonntag nachm. 3 Uhr am Friedhofweg statt. Zur Deckung der Unkosten 30 Pfg. Eintritt; Wehrsportorganisationen geschlossen 15 Pfg. (Luftsportverband e. V. Berlin, Ortsgruppe Ottobeuren).
Illerbeuren. (In Schutzhaft genommen.) Vorgestern früh wurden die Landwirte Josef Gromer und Michael Natterer in Schutzhaft genommen. Die Verhaftung erfolgte wegen Sammeln von Unterschriften.
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Dito, S. 7:
Hausierer und Wandergewerbe
Die Ortsvereinigung Memmingen und Umgebung des bayer. Einzelhandels ersucht uns um Aufnahme des Nachstehenden: Hausier- und Wandergewerbe hat es schon vor dem Krieg gegeben, war aber damals bedeutungslos. Die Notwendigkeit dieses Gewerbes in jener Zeit war vorhanden, da in vielen Ortschaften kein einziger Laden war. Die außerordentlich große Zunahme ist eine Erscheinung der Wirtschaftsverschlechterung. Viele Menschen, die keine Unterstützung beziehen wollten, oder schließlich konnten, gingen zum Hausierhandel über. Leider aber auch viele, die im Hausieren einen Nebenverdienst suchten. Wenn nun im Lauf der Zeit die wirtschaftlichen Verhältnisse besser werden und die Arbeitslosigkeit immer kleiner wird, dank der Arbeit der nationalsozialistischen Regierung, wird das Hausier- und Wandergewerbe von selbst die Bedeutüng wieder verlieren, die es schließlich heute hat.
Es ist klar, daß heute der Grundsatz überall gelten muß: Gemeinnutz vor Eigennutz und „leben und lehen lassen“, damit ist aber nicht gemeint, daß das Hausier- und Wandergewerbe überall restlos anerkannt werden muß, denn heute ist vielfach das Hausieren zu einem Unfug geworden oder zu einer Plage. Man hört doch so oft und so oft sagen, daß an manchen Tagen zu Privatpersonen schon zehn Hausierer gekommen sind, von denen manche sehr anständig, manche recht unbescheiden und manche sogar mit Drohungen unter der Türe standen. Und wieviele Hausierer gibt es heute noch, die keinen Schein haben? Auch darüber wird kein Zweifel bestehen, daß der ortsansässige Geschäftsmann wesentlich mehr an Steuern zu bezahlen hat, als das Hausier- und Wandergewerbe.
Wir im Einzelhandel Memmingen kämpfen heute nicht gegen das Hausierwesen, weil wir bestimmt wissen, daß im Lauf der Zeit dieses Gewerbe mit der fortschreitenden Wirtschaftsbesserung wieder abnehmen wird, sondern gegen das Hausier-Unwesen. Wir können auch niemals dulden, daß heute aufgefordert wird, daß sich die Zeitungen zugunsten des Hausiergewerbes umstellen und dafür sich einsetzen. Gewiß, auch der Hausierhandel und das Wandergewerbe haben die Berechtigung, für ihre Interessen sich einzusetzen, aber auch wir lassen uns das Recht nicht nehmen, auf den Ruf „Kauft an der Tür“ zu schreiben: Kauft beim Memminger Einzelhandel!
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10.07.1933, S. 1
Ein neuer Beweis der Kirchenfreundlichkeit der Hitlerbewegung
Reichskonkordat paraphiert v. Papen zur Paraphierung.
Berlin, 10. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskonkordat ist Samstag abend 18 Uhr von Vizekanzler v. Papen und Kardinalstaatssekretär Pacelli paraphiert worden. Vizekanzler v. Papen teilt zu der Paraphierung des Konkordats folgendes mit: „Das Konkordat zwischen dem Hl. Stuhl und dem Deutschen Reich ist am Samstag nachmittag paraphiert worden. Der Abschluß dieses Vertragswerkes ist historisch bedeutsam, weil zum erstenmal seit der Gründung des Reiches dieses seine rechtlichen Beziehungen zu dem Hl. Stuhl regelt, was bisher den deutschen Ländern vorbehalten war. Nicht minder bedeutsam aber ist es, daß die beiden hohen Autoritäten, von deren Zusammenwirken das Wohl der Völker abhängt – nämlich die Autorität der Kirche und des Staates – in diesem Vertrage ihre von Gott gesetzte Einflußsphäre sich gegenseitig sichern und gegeneinander abgrenzen, um in umso größerer Harmonie der geistigen, kulturellen und staatlichen Wohlfahrt des Landes zu dienen. Die Herstellung klarer Zuständigkeiten wird in Zukunft jeden Streit zwischen dem Staat und der Kirche ausschließen. Ich bin überzeugt, daß das abgeschlossene Konkordat einmal der geistigen Mission der Kirche nützlich sein wird, dann aber auch in hervorragendem Maße dem inneren Frieden des deutschen Volkes und dem Werden des neuen Staates dienen wird.“
Eine Verfügung des Reichskanzlers zum Konkordatsabschluß.
Berlin, 10. Juli. Gleichzeitig mit dem Abschluß des Konkordats erläßt der Reichskanzler die folgende Verfügung: Durch den Abschluß des Konkordats zwischen dem Hl. Stuhl und der deutschen Reichsregierung erscheint mir genügende Gewähr dafür gegeben, daß sich die Reichsangehörigen des römisch-katholischen Bekenntnisses von jetzt ab rückhaltlos in den Dienst des neuen nationalsozialistischen Staates stellen werden: Ich ordne daher an:
1. Die Auflösung solcher katholischen Organisationen, die durch den vorliegenden Vertrag anerkannt sind und deren Auflösung ohne Anweisung der Reichsregierung erfolgte, ist sofort rückgängig zu machen.
2. Alle Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und andere Führer dieser katholischen Organisationen sind aufzuheben. Eine Wiederholung solcher Maßnahmen ist für die Zukunft unzulässig und wird nach Maßgabe der bestehenden Gesetze bestraft. Ich bin glücklich in der Überzeugung, daß nunmehr eine Epoche ihren Abschluß gefunden hat, in der leider nur zu oft religiöse und politische Interessen in eine scheinbar unlösliche Gegensätzlichkeit geraten waren. Der zwischen dem Reich und der Katholischen Kirche abgeschlossene Vertrag wird auch auf diesem Gebiet der Herstellung des Friedens dienen, dessen alle bedürfen. Ich habe die starke Hoffnung, daß die Regelung der das evangelische Glaubensbekenntnis bewegenden Fragen in kurzer Zeit diesen Akt der Befriedung glücklich vollenden wird. gez. Adolf Hitler.“
Glückwunschtelegramm Hitlers an Papen. Berlin, 10. Juli. Der Reichskanzler hat zum Abschluß des Konkordats folgendes Telegramm an Vizekanzler v. Papen gerichtet:
„Nehmen Sie bitte, Herr Vizekanzler, zu dem erfolgreichen Abschluß des neuen Vertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Katholischen Kirche meine aufrichtigsten Glückwünsche und meinen Dank entgegen. Herzlichst gez. Adolf Hitler.“
Vizekanzler v. Papen aus Rom abgereist.
Rom, 10. Juli. Vizekanzler v. Papen hat Rom am Samstag mit dem Zuge um 21 Uhr 30 verlassen. Er wird voraussichtlich am Montag vormittag in Berlin eintreffen.
Der „Völkische Beobachter“ zum Konkordatsabschluß.
Berlin, 10. Juli. Wie dem „Völkischen Beobachter“ aus Rom gemeldet wird, wird Vizekanzler v. Papen in zwei bis drei Wochen wieder nach Rom zurückkehren. Die Veröffentlichung des Wortlauts des Konkordats wird erst nach seiner Unterzeichnung erfolgen. Das Ergebnis der Verhandlungen ist auch vom Vatikan mit großer Befriedigung aufgenommen worden. Der „Völkische Beobachter“ schreibt unter dem Titel „Eine neue entscheidende Tat“ zu dem Abschluß des Konkordats, der Abschluß sei eine neue entscheidende Tat der Regierung Hitler. Alle jene Anwürfe, mit denen das Zentrum jahrelang gegen die NSDAP. gearbeitet habe, seien als unwahrhaftig erwiesen worden, mehr, gerade mit Adolf Hitler habe der Vatikan ein Abkommen in dem Augenblick unterzeichnet, da das Zentrum von der Bühne der Politik für immer verschwunden sei. Mit dem neuen Konkordat sei eine unselige Epoche des deutschen Lebens abgeschlossen worden, in der man glaubte, zur Vertretung religiöser Anschauungen die Staatspolitik in Anspruch nehmen zu müssen; ja, in der man diese überhaupt nur als ein Werkzeug zur Vertretung außerstaatlicher Zielsetzungen wertete. Die klare Entscheidung der Kompetenten, so sagt das Blatt weiter, sei nunmehr durch den beiderseitigen Staatsakt klar zum Ausdruck gebracht worden und die Verfügung des Kanzlers werde das Übrige tun, um den besten Willen des Deutschen Reiches zur Befriedung des gegenseitigen Verhältnisses zu unterstreichen. Die Kirche erhalte, was ihrer Aufgabe, der deutsche Volksstaat das, was ihm zur Führung der Verteidigung des Ganzen unbedingt zusteht. Eine allgemeine Beruhigung der Gemüter werde hoffentlich die Folge dieses Konkordatsabschlusses sein und alle unnützen Konflikte ausschalten. Ein besonderes Verdienst für die glückliche Regelung der schwierigen Frage komme dem Vizekanzler v. Papen zu, der als guter Deutscher und treuer Katholik seine große Mission in geschickter Weise zu Ende geführt habe. Der „Völkische Beobachter“ schließt, wir wollen deshalb am heutigen Tage die Hoffnung aussprechen, daß durch die endlich einmal gelungene staatsrechtliche Klärung der Anfang gemacht worden ist und zu einer alle gerechten Ansprüche befriedigenden neuen Entwicklung des deutschen Volkes in allen seinen Bekenntnissen.
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Dito, S. 4:
Der Zeppelin das beste Verkehrsmittel der Welt
In 1 Minute 1 Kilometer!
Der Kampf um die Zeppelin-Verbindung nach Südamerika
Das deutsche Zeppelin-Luftschiff hat seine dritte Reise nach Südamerika hinter sich. Wiederum erreichte es die seltene Geschwindigkeit, daß es in einer Minute drei Kilometer zurücklegte. Wenn „Graf Zeppelin“ immer wieder nach Rio de Janeiro fliegt, um einen regelmässigen Luftschiffsdienst Friedrichshafen - Rio einzurichten, so steht hier nicht nur die reine Verkehrsfrage auf dem Spiel. Es handelt sich vielmehr für Deutschland darum, sich in dem wirtschaftlich für die nächsten Jahre aussichtsreichen großer Absatzgebiet in Südamerika wieder den alter Platz für seinen Export zu erobern, den es zunächst durch die Folgen des Krieges und dann durch die Wirtschaftskrise der letzten Jahre teilweise verloren hat. In dieser Hinsicht sind schon die psychologischen Wirkungen des Zeppelinverkehrs nicht hoch genug zu veranschlagen. Man erkennt drei bereits, wenn man hört, daß eine japanische Firma Dr. Eckener bestätigt hat, sie habe den Bau eines Wolkenkratzers dessen Vergebung nach England beinahe feststand, nur unter dem gewaltigen Eindruck des Japanbesuches des „Graf Zeppelin“ an ein deutsches Unternehmen vergeben. Es ist selbstverständlich, daß diese psychologischen Faktoren in Südamerika, besonders bei der Mentalität des außerordentlich begeisterungsfähigen und vom Willen zu technischem und kulturellem Fortschritt erfüllten brasilianischen Volkes noch weit wirksamer sein müssen. Tatsächlich hört man schon jetzt in den Tagen vor und nach den Zepp-besuchen in Rio, wo man auch hinkommt, spontane Äußerungen der Bewunderung und Achtung für Deutschland, die nicht nur als Augenblickserfolg gewertet werden dürfen.
Zu dieser Bedeutung des Zeppelinverkehrs tritt noch die praktische Bedeutung, die es für den deutschen Export haben muß, wenn mit einem Schlag die Verbindung mit seiner südamerikanischen Absatzgebieten für den Postverkehr um das Doppelte und für den Passagierverkehr sogar um mehr als das Dreifache gegenüber den schnellsten Luxusdampfern verbessern wird.
Während besonders in früheren Jahren die offizielle Unterstützung der Zeppelinpläne in Verkennung dieser Bedeutung oft etwas zu wünschen übrig ließ, ist von französischer Seite die lebenswichtige Bedeutung des Flugverkehrs nach Südamerika als Prestigefrage schon längst gewürdigt worden. Frankreich hat deshalb alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Ausschaltung des Luftpostverkehrs durch den Zeppelin zu verhindern. Im „Arc-en-Ciel“ („Regenbogen“) glaubte man das geeignete Flugzeug geschaffen zu haben, das den direkten Postflugverkehr nach Südamerika durchführen kann. Mit riesigem Reklameaufwand flog die Maschine zu ihrem Rekordflug nach Südamerika ab. Das heißt, sie änderte vorsichtshalber bereits vor dem Abflug ihre Route. Aus dem angekündigten Non-stop-Flug (ohne Unterbrechung) Frankreich - Buenos Aires wurde ein Etappenflug, der allerdings dafür bereits die Probe des regelmäßigen Streckenverkehrs ablegen sollte. Der Rest ist bekannt: auf jedem Flugplatz blieb die schwere Maschine mehrere Male im Dreck stecken. Beim Rückflug kam sie überhaupt nicht mehr über Natal hinaus. Zunächst taugte der dortige Flugplatz nichts, dann das Wetter, dann das in Brasilien im nationalen Flugverkehr schon seit fünf Jahren mit Erfolg verwandte Brennmaterial. Fünf Monate dauerte der hierdurch bedingte Aufenthalt des Flugzeuges in Brasilien. Erst die Wiederaufnahme der Zeppelinflüge weckte auch den Ehrgeiz der französischen Piloten. Der „Arc-en-Ciel“ flog nach Afrika zurück und fand nach einigen Pannen schließlich auch wieder den Weg nach Frankreich. Sportlich war dabei sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg die Überquerung des Atlantischen Ozeans durch die französischen Piloten sicher eine von deutscher und brasilianischer Seite voll anerkannte Leistung, wenn sie auch zu fast gleicher Zeit von einem polnischer Flieger genauso schön und mit erheblich weniger Aufwand an siegverkündenden Havas-Telegrammen vollbracht worben ist. Verkehrstechnisch war der Flug aber ein absoluter Mißerfolg. Ein Brief, der mit ihm von Buenos Aires nach Paris befördert worden wäre, hätte erst ein halbes Jahr nach Absendung den Adressaten erreicht. Erwiesen war also nur, daß außer dem Zeppelin eben noch kein Verkehrsmittel existiert, das in regelmäßigem Dienst den Ozean ohne Zwischenlandung sicher überwinden kann.
Die französische Luftpostgesellschaft wurde dadurch nicht im geringsten daran gehindert, an alle südamerikanischer Zeitungen Interviews zu erteilen, daß nunmehr der regelmäßige Flugdienst Frankreich - Buenos Aires binnen kurzem aufgenommen würde. Natürlich ist sich die französisch Propaganda bewußt, daß sie trotz des alten Prestiges, an das sie sich in Südamerika stützen kann, mit derartig phantastischen Behauptungen keinen nennenswerten Eindruck mehr erzielen kann. Also versucht man es gleichzeitig mit einer unauffälligen Verleumdungskampagne. Vor jeder Wiederaufnahme der Zeppelinflüge nach Brasilien verbreitet die Havas irreführende Meldungen über Abfahrtsdaten, angebliche Wetterschwierigkeiten, die sie natürlich nachher wieder berichtigt, nachdem sie ihre Wirkung getan haben. Man wird sich noch an die Zeitungsente vor der angeblichen Notlandung des „Graf Zeppelin“ im Rhonetal erinnern. Nach der Katastrophe des amerikanischen Luftschiffes Akron, deren Ursache sich jetzt als Navigationsfehler herausstellt, wurde von französischer Seite besonders in Brasilien die Verkehrssicherheit des Luftschiffes in Zweifel gestellt. In Argentinien ist die französische Kampagne geger den Zepp vielleicht noch stärker.
Überraschend erscheint zunächst, daß gelegentlich auch bekannt wird, wie von nordamerikanischer Versuche unternommen werden, um den Zeppelinverkehr nad Südamerika in seiner Durchführung zu erschweren. Die Befürchtung handelspolitischer Umschichtungen durch dir günstigen Zeppelinfahrten ruft auch hier also Gegenmaßnahmen hervor. Trotz dieser Hemmnisse, die insbesondere das Wühler Frankreichs schafft, wird sicherlich die Verbindung Europas mit dem südamerikanischen Kontinent durch den Zeppelindienst erreicht werden und in Verbindung mit den geplanter Lufthansaflügen über die schwimmende Flugstation „Westfalen“ für absehbare Zeit auch den bestmöglicher Dienst darstellen. Es ist allerdings zur Erreichung dieses Zieles von Nutzen, wenn man sich vor Augen hält, welche ausschlaggebende Bedeutung die anderen europäischen Mächte dieser Verkehrsfrage teilweise beimessen und wie sie staatlicherseits und durch ihre zentralen Wirtschaftsverbünde die Bemühungen der französischen, englischen und amerikanischen Luftverkehrsunternehmungen unterstützen.
München. (Zuständigkeit in Schutzhaftangelegenheiten.) Die häufigen Anfragen, Gesuche und Anträge, welche dem bayer. Staatsministerium der Justiz in Schutzhaftangelegenheiten zugehen, veranlassen den bayer. Staatsminister der Justiz Dr. Frank zu dem Hinweis, das das Staatsministerium der Justiz und die ihm unterstellten Behörden für die Verhängung, Durchführung und Aufhebung der Schutzhaft nicht zuständig sind. Ebensowenig obliegt ihnen die Fürsorge für die Schutzgefangenen. Ausschließlich zuständig für alle Schutzhaftangelegenheiten ist das bayer. Staatsministerium des Innern und die diesem unterstellte Politische Polizei. Gesuche in Schutzhaftsachen sind daher zum Zwecke der Zeitersparnis unmittelbar an diese Stellen zu richten.
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11.07.1933, S. 5
Volk, fliege du wieder …
Luftfahrt und Luftschutz.
Ottobeuren. Durch die Initiative der Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes e. V. Berlin wurde bereits in einer Versammlung im Schiffsaal am Samstag, den 1. Juli in Memmingen dieses aktuelle Thema zur Sprache gebracht. Letzten Samstag lud nun unsere Ortsgrupppe die ganze Einwohnerschaft von hier ebenfalls zu einem Lichtbildervortrag im Gasthof zur Post ein. Den Hauptteil der Besucher stellte SA., SS., Stahlhelm und Arbeitsdienst, wahrend die sonstige Bevölkerung recht schwach vertreten war. Auch für Ottobeuren gilt der Satz des Berichterstatters der Memminger Versammlung: „Zu einem solch wichtigen Thema hätte jeder Deutsche hergehört, denn hier kann man sein „National-Sein“ praktisch beweisen.“
Der Leiter H. Edmund Strauß hieß alle Besucher insbesondere SA., SS., Stahlhelm und Herrn Bürgermeister Fickler herzlich willkommen und gab dem Referenten Herrn Julius Scheid das Wort, der die furchtbare Wehrlosigkeit unseres Vaterlandes aufzeigte. Luftwehrlosigkeit – nichts habe dieses eindringlicher bewiesen als das Vorkommnis der letzten Wochen, da zwei fremde Flugzeuge Berlin überflogen und Flugblätter abwarfen – es hätten auch Bomben sein können –. Wehrhaftigkeit zu Luft müsse wieder erkämpft werden. Durch den Vertrag von Versailles wurde, wie auch aus anderen Gebieten, uns alles Recht in flugtechnischer Hinsicht genommen. Für jeden ist es Pflicht, die Arbeit des deutschen Luftsportverbandes zu unterstützen. Mit über 3000 Geschwadern, mit 15 000 Flugzeugen kann Deutschland von seinen Gegnern nach jeder Richtung hin durchflogen und Stadt und Land mühelos dem Erdboden gleichgemacht werden. Hier erwächst für jeden Deutschen die Pflicht, mitzuarbeiten.
Nach Einschaltung einer kurzen Pause, die ausgefüllt war von schneidgen Marschweisen einer Abteilung der hiesigen SA.-Kapelle begann der Lichtbildervortrag, der wiederum die Notwendigkeit des Flugzeuges bewies. Zum Schlusse dieser Lichtbilder sahen wir unsere toten Fliegerhelden v. Mälzer - Memmingen, Bölke, v. Richthofen und den Wahlspruch: „Wir toten Flieger blieben Sieger durch uns allein – Volk fliege wieder und du wirst Sieger durch dich allein.“
Nach dem Liede der Deutschen ergriff 1. Bürgermeister Fickler kurz das Wort und dankte der Vorstandschaft und dem Referenten. Es werde noch lange dauern bis zur Freiheit. Der Versailler Vertrag ist es noch immer, der unser Volk knebelt. Freiburg ist ein Schandfleck für unsere ehem. Gegner. Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, wird auch Deutschland Gerechtigkeit widerfahren. Mit dem Horst Wessellied klang der Abend aus. Den Mitgliedern der Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes auch für die Zukunft vollen Erfolg.
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Dito, S. 8:
Bekanntmachung.
Am Dienstag, 11. 7. 1933 um 20.15 Uhr findet dahier im Gasthaus „Bräustüberl“ eine Versammlung statt. Gegenstand: Errichtung eines Stammlagers für Arbeitsdienstpflichtige. Die gesamte Geschäftswelt von Mindelheim wird hierzu eingeladen. Das Erscheinen der Mitglieder des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand, Ortsgruppe Mindelheim, ist Pflicht.
Kreisleitung der N.S.D.A.P. Schug, Kreisleiter.
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12.07.1933, S. 2
Die Gesamtrundfunkteilnehmerzahl im Deutschen Reich betrug am 1. Juli 1933 4 521 106 gegem über 4 553 380 am 1. Juni. Hiernach ist im Laufe des Monats Jun i eine Abnahme von 32 274 Teilnehmern eingetreten, die sich durch die in jedem Jahre üblichen Sommerabmeldungen erklärt.
Gegenüber der Meldung einer ausländischen Telegraphenagentur, worin die Zahl der politischen Schutzhäftlinge in Deutschland mit 100 000 angegeben ist, stellt der Amtliche Preußische Pressedienst fest, daß zur Zeit in ganz Deutschland 18 000 Personen sich in Schutzhaft befinden. In Preußen beträgt die Zahl der Schutzhäftlinge nach den Feststellungen des Geheimen Polizeiamtes rund 12 000.
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Dito, S. 5:
München. (Die Beschmierer des „Vater Rhein-Brunnens“ festgenommen.) Bekanntlich wurden vor einigen Tagen die Pfeiler des Vater Rhein-Brunnens auf der Praterinsel in München mit roter Farbe beschmiert. Auf der einen Seite wurde ein Sowjetstern, aus der anderen die Inschrift „Rotfront!“ angeschmiert. Der Bayer. Polit. Polizei ist es nun gelungen, die Täter gestern festzunehmen. Es handelt sich um einen 22jährigen Kellner und einen 18jähringen Koch. Sie sind geständig. Die beiden wurden dem Gericht überstellt.
Holzkirchen. (Eine gemeine Tat.) In Holzkircher wurde die Hitler Eiche in halber Höhe des Stammes eingesägt. Der Täter, der ein Linkshänder gewesen sein könnte dürfte bei der Ausübung seiner gemeinen Tat gestört worden sein. Er ist noch unbekannt.
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Dito, S. 6:
Die Volkszählung in Memmingen ist abgeschlossen
Größte Bevölkerungszunahme von allen kreisunmittelbaren Städten Schwabens. –
Dutzend Konfessionen sind ist Memmingen vertreten.
Memmingen. Die Zähler sind nun in Memmingen mit ihrer Arbeit fertig. Wer glaubte, mit dem Austeilen und Abholen, der Papiere sei alles erledigt, hatte sich schwer getäuscht. Das Gesamtzählwerk wurde in der Zeit vom 20. Juni bis 11. Juli beim Stadtrat Memmingen amtlich durchgeführt. Im Stadtbezirk Memmingen wurden ausgefüllt:
111 Kontrollisten der Zähler,
2147 Grundstückslisten,
4111 Haushaltungslisten,
168 Land- und Forstwirtschaftskarten,
685 Gewerbekarten.
Die Durchführung des gesamten Zählwerkes ergab für den Stadtbezirk Memmingen nun folgendes Bild:
Am 16. Juni 1933 waren anwesend: 15 246 Personen, vorübergehend abwesend waren 432 Personen, das ergibt einen Personenstand von 15 678. Vorübergehend anwesend (Reisende, Fremde usw. waren 274 Personen). Es ergibt sich für Memmingen eine Wohnbevölkerung von 15 404 Personen, das sind 192 Personen mehr als beim vorläufigen Ergebnis, das wir schon vor einigen Wochen veröffentlichten.
Wie verteilt sich die Bevölkerung auf die einzelnen Konfessionen? Nach Konfessionen ausgeschieden ergibt sich folgendes Bild:
Römisch-Katholisch 8268 Personen
Altkatholisch 7 Personen
Evang -Luther. 6669 Personen (Pfarrei St. Martin 3870, Unser Frauen 2799)
Reformierte 42 Personen
Evang. Freikirche 14 Personen
Neuapostolische 99 Personen
Juden 162 Personen
Religionslos 66 Personen
Adventisten 39 Personen
Freidenker 22 Personen
Volksmission 9 Personen
Deutscher Monistenbund 3 Personen [wurde am 16. Dezember 1933 verboten]
Methodisten 3 Personen
Buddhisten 1 Person
Die meisten, haben wohl nicht gedacht, daß in unserer Stadt so viele Konfessionen vertreten sind. Die römisch-kathol. Kirche kann in Memmingen gegenüber der letzten Volkszählung im Jahre 1925 einen Zuwachs von etwa 1000 Gläubigen verzeichnen.
Stärkste Bevölterungszunahme von allen kreisunmittelbaren Städten Schwabens!
Gegenüber der Volkszählung im Jahre 1925, bei der sich in Memmingen ein Bevölkerungsstand von 14 058 Personen ergab, hat diese Zählung eine Bevölkerungszunahme von 9,2 Prozent erbracht. Damit hat die Stadt Memmingen die relativ größte Zunahme von allen kreisunmittelbaren Städten des Schwabenlandes zu verzeichnen. Es folgen dann die nachgenannten kreisunmittelbaren Städte Schwabens:
Kempten mit 8,3 Prozent Bevölkerungszunahme,
Günzburg mit 8,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Neu-Ulm Mit 7,6 Prozent Bevölkerungszunahme,
Kaufbeuren mit 5,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Donauwörth mit 4,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Augsburg mit 3,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Neuburg a. D. mit 2,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Dillingen a. D. mit 1,6 Prozent Bevölkerungszunahme,
Lindau i. B . mit 0,5 Prozent Bevölkerungszunahme.
Die Stadt Nördlingen hat eine Bevölkerungsabnahme von 3 Prozent zu verzeichnen.
. . . und Lustiges aus trockener Statistik. Natürlich: spricht auch aus manchen Listen, die von den Einwohnern mit mehr oder weniger großem Kopfzerbrechen ausgefüllt wurden, manch heiteres Wort. Die Zähler hatten ein mühevolles Amt. Und beim Einsammeln der Listen ereignete sich oft manch, heiteres Mißverständnis. Unwirsch meinte mancher: „Was scho wieder a Zählung! Ja moinens denn, i hab weiter nix zum to, als mi stundenlang hinta des Zeigs do zum setza? Überhaupts, was Ihr da alles wissa wollt, dös goht niemand nix a. Schweinezählung, Obstbaumzählung, Volkszählung, ja moinet Ihr denn, i bin ganz verrückt worda!“
Solch es und ähnliches mußten die Zähler anhören. Die Kontrolle der Listen war gar nicht so trocken. So manche Stilblüte und so mancher Witz war oft mit ungelenker Hand auf die Lifte gekritzelt. Nun ist das Werk vollbracht. Der Zählungskommissar, Oberinspektor Döring, hat mit seinem Mitarbeiterstab das Zählwerk schnell und zuverlässig durchgeführt. Das Ergebnis ist erfreulich. Hoffentlich ergibt die nächste Volkszählung, die in ein paar Jahren stattfinden wird, wieder einen Zuwachs unserer Heimatstadt. M.
Memmimgen. (Stahlhelm-Fahnenweihe) Wie uns mitgeteilt wurde, begehen die Ortsgruppen Memmingen und Eisenburg des „Stahlhelm“ B. d. F. [Bund der Frontsoldaten] am Sonntag den 23. Juli 1933 in Memmingen das Fest der Fahnenweihe. Mit der Fahnenweihe ist ein Aufmarsch verbunden. Der Festakt findet auf dem Westertorplatz statt. Der Landesführer des Bayer. Stahlhelm hat sein Erscheinen zugesagt.
Memmingen. (Kraftfahrzeugstatistik.) Am 1. Juli 1933 wurde eine Zählung der im Stadtbezirk Memmingen zugelassenen Kraftfahrzeugen durchgeführt. Danach sind insgesamt 520 Kraftfahrzeuge zugelassen, und zwar 224 Krafträder (einschließlich 112 Kleinkrafträder), darunter 208 deutscher Marke, 239 Personenkraftwagen, davon 202 deutscher Marke und 57 Lastkraftwagen, davon 51 deutscher Marke.
Vorübergehend – bis zur Dauer von 8 Monaten – abgemeldet sind; 9 Krafträder, 14 Personenkraftwagen und 4 Lastkraftwagen.
Am 3. Januar 1933 waren 174 Kraftfahrzeuge vorübergehend abgemeldet, nämlich 77 Krafträder, 87 Personenkraftwagen und 10 Lastkraftwagen. –
Dieser Zählung seien noch einige Angaben aus der Vorkriegszeit gegenübergestellt: So waren z. B. am 1. Januar 1910 in Memmingen zugelassen:
23 Krafträder, 8 Personenkraftwagen und 1 Lastkraftwagen. 7 dieser 8 Personenkraftwagen hatten nicht mehr als 8 PS. Heute weisen jedoch schon die meisten Krafträder diese Pferdestärken auf!
Fahnenschänder kommen vor Gericht.
Memmingen. Wie wir erfahren, findet am Mittwoch, den 19. Juli vorm. 8.45 Uhr vor dem Schöffengericht Memmingen die Verhandlung gegen die ehemaligen Mitglieder der Bayernwacht Tetzel, Drexel, Henkel und Genossen wegen der Beseitigung der Hakenkreuzfahne vom hiesigen Arbeitsdienstlager statt. Die Angeklagten, die großenteils geständig sind,, haben am 6. März, einen Tag nach der Wahl, vom hiesigen Arbeitsdienstlager die Fahne heruntergeholt und beseitigt. In der Verhandlung wird Landgerichtsdirektor Malter den Vorsitz führen, während Staatsanwalt Dr. Rauh die Anklage vertreten wird. Die Fahnenschänder haben eine exemplarische Strafe zu erwarten.
Kempten. (Ein Volkskanzler Adolf Hitler-Marsch.) – Wie wir hören, hat der bekannte Kapellmeister Hans Synderhauff von hier einen „Volkskanzler Adolf Hitler-Marsch“ komponiert, wofür ihm der Führer bereits seine Anerkennung aussprechen ließ. Dem Schreiben lag ferner ein Brief des Fürsten v. Bismarck bei, in welchem dieser die Anerkenntnis der durch Kapellmeister Syndenhauff bisher erfolgten Mitarbeit am Wiederaufbau der Nation zum Ausdruck bringt.
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Dito, S. 7:
Parteinachrichten
Anordnung: Zum Kreisleiter des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand im Bereich des Kreises Memmingen-Land der NSDAP. ernenne ich hiermit den Pg. August Ripfel in Ottobeuren. Memmingen, den 12. Juli 1933.
Kreisleitung Memmingen-Land: gez. Schwarz
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13.07.1933, S. 1
Arbeit und Brot zuerst den Kämpfern der nationalen Revolution
Zuerst Hitlers Soldaten
Arbeit und Brot für die Kampfer des nationalsozialistischen Staates. – Ein wichtiges Rundschreiben an die Arbeitsämter.
München, 13. Juli. Wie der „Völkische Beobachter“ erfährt, hat der Präsident des Landesarbeitsamtes Bayern an die Vorsitzenden der Arbeitsämter in ganz Bayern folgendes Rundschreiben erlassen: „Künftig sind offene Arbeitsstellen vorzugsweise mit geeigneten Angehörigen der SA. oder SS. zu besetzen. Ich gehe von dem Gedanken aus, daß es im Interesse der Staatssicherheit unbedingt notwendig ist, freiwerdende Arbeitsstellen mit solchen Arbeitsuchenden zu besetzen, die durch ihre Zugehörigkeit zur SA. oder SS. der NSDAP. die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit bereit sind, den nationalsozialistischen Staat zu verteidigen.
Die politische Lage erfordert, daß nach dieser Richtung hin von den bisher geübten Vermittlungsgrundsätzen, die zudem in erster Linie den staatsfeindlichen Elementen zugute kamen, abgegangen wird. Ganz abgesehen davon müssen es die Arbeitsämter als Ehrenpflicht betrachten, den Kämpfern für die nationalsozialistische Revolution Arbeit und Brot zu verschaffen. Um die restlose Erfassung aller noch arbeitslosen Angehörigen der SA. oder SS. der NSDAP. sicherzustellen, ersuche ich, sofort mit den örtlich höheren Dienststellen der SA. in Verbindung zu treten und dort Verzeichnisse der arbeitslosen SA.- oder SS.-Leute anzufordern, auf Grund derer dann die Vermittlung der Arbeit zu erfolgen hat.
Einzelne Ämter haben mir berichtet, daß gewisse Arbeitgeber, die dem nationalsozialistischen Staat noch fremd gegenüberstehen, unter Umgehung des Arbeitsamtes vorzugsweise Angehörige der aufgelösten Parteien und Organisationen einstellen. Bei Bekanntwerden derartiger Falle ersuche ich, sofort den örtlich zuständigen Sonderkommissar hiervon zu verständigen und mir gleichzeitig eingehend zu berichten. Arbeitgeber, die durch derartige Maßnahmen die Unterbringung der treuesten Soldaten der nationalsozialistischen Revolution zu sabotieren versuchen, haben damit zu rechnen, daß gegen sie mit den allerschärfsten Mitteln vorgegangen wird. Ich mache es den Vorsitzenden zur besonderen Pflicht, sich die Durchführung dieser Vermittlungsmaßnahmen besonders angelegen sein zu lassen.
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Dito, S. 2:
An die Hitlerjugend
Auf nach München zum 1. Gebietstreffen der Hitlerjugend! lautet die Parole zehntausender Jugens und Mädels. Alle sehen den Tag und die Stunde herbei, wo sie den Geist Adolf Hitlers in den Mauern der Geburtsstadt der nationalsozialistischen Bewegung erleben und fühlen dürfen. Seit Wochen sind alle Kräfte am Werk, der Jugend aus Oberbayern-Schwaben einen unvergeßlichen Tag in München zu bereiten. An der Stelle, wo vor zehn Jahren noch die Kugeln der Reaktion unsere ersten Kämpfer niederstreckten, wird die junge Saat aufgehen, die gedüngt wurde vom Blut der jungen Soldaten Adolf Hitlers. In der Geburtsstadt der Bewegung wird der Beweis erbracht werden, daß Deutschland Adolf Hitler gehört, weil Deutschlands Zukunft unter seinen Fahnen marschiert. Eltern und Lehrmeister! Euch bitten wir, gebt bereits am Samstag, den 19. August 1933, Euren Jungen und Mädels, die in der Hitlerjugend oder im B.d.M. marschieren, einen dienst- und arbeitsfreien Tag, damit alle, auch die aus den entlegensten Dörfern, Zeugen werden dieser großen Stunde der jungen Nation.
Eltern und Arbeitgeber! Wenn Ihr Eure Buben, Lehrlinge und Mädels am 19. August von der Arbeitspflicht entbindet, gebt Ihr der Aufmarschleitung die Möglichkeit, die Sonderzüge zu günstigen Abfahrtszeiten abrollen zu lassen und Ihr schützt unsere Jungens und Mädels vor unnötigen Anstrengungen.
Eltern und Arbeitgeber! Helft alle mit, das erste Gebietstreffen zu einem wuchtigen und eindringlichen Bekenntnis der deutschen Jugend zum neuen Staat zu gestalten.
München, den 10. Juli 1933. Der Führer des Gebietes Hochland: gez. E. Klein, Aufmarschleiter.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Stadt. Polizei.) Mit Wirkung vom 1. August 1933 wurde der Gendarmerie-Hauptwachtmeister Joh. Adam Grimm von Kreuzthal, BA. Kempten, früher in Markt Rettenbach, als Polizei-Oberkommissär und Leiter der städtischen Polizei in Memmingen berufen. – (Anmerkung der Schriftleitung: Bei Polizei-Oberkommissär Grimm handelt es sich sowohl um einen ganz ausgezeichnet qualifizierten als auch äußerst tüchtigen Gendarmeriebeamten, wie auch um einen alten bewährten Nationalsozialisten, der seinerzeit, einzig und allein um des Nationalsozialismus willen, zwei Strafversetzungen (erst von Ottobeuren nach Markt Rettenbach, dann von Markt Rettenbach nach Kreuzthal) erdulden mußte.
Pg. Grimm war fast seit Bestehen Mitglied der Ortsgruppe Memmingen der NSDAP. und mußte ob seiner treu-deutschen und aufrichtigen Gesinnung viel Verfolgung und manche Unannehmlichkeit aus sich nehmen. Heute ist Pg. Grimm wieder Gendarmerie-Hauptwachtmeister in Markt Rettenbach, doch hat sich der Stadtrat Memmingen entschlossen, den alten, bewährten Mitkämpfer als Leiter der Polizei in Memmingen aufzustellen. Wir wissen, daß der Stadtrat mit Pg. Grimm einen sehr guten Griff gemacht hat, möchten aber nicht verfehlen, Pg. Grimm zu seiner Ernennung die besten Glückwünsche darzubringen. Wir freuen uns, daß es dem Stadtrat Memmingen vergönnt ist, früheres durch die alten Machthaber an unserem Pg. Anton Grimm begangenes Unrecht wieder gutzumachen und wünschen nur, daß der neue Polizei-Oberkommissär recht lange zum Segen unserer Vaterstadt wirken möge, daß aber auch – und daran haben wir keinen Zweifel – Pg. Grimm all die Hoffnungen erfüllt, die Memmingens Einwohner auf ihn setzen. Wir rufen Pg. Grimm ein Herzliches Willkommen zu!
Memmingen. (Vom Stadtrat.) Zur Frage der Neubesetzung des Stadtrates, die gestern von einem hiesigen Blatte angeschnitten wurde, können wir mitteilen, daß anstelle der 5 nunmehr ausgeschiedenen Stadtratsmitglieder der ehemaligen Bayer. Volkspartei 5 Nationalsozialisten nachrücken werden. Es wird sich in der Hauptsache um alte, bewährte Kämpfer der Idee Adolf Hitlers handeln. Näheres wird in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden.
Die Landhilfe bewährt sich
Neue Landhelfer für Memmingen
Memmingen. Nach einem Berichte des Landesarbeitsamts Bayern beträgt die Zahl der in Deutschland untergebrachten Landhelfer 70 000; davon treffen aus den Bereich des Landesarbeitsamts Bayern 9044 und auf den Bereich des Arbeitsamts Memmingen 175.
Im allgemeinen sind die Äußerungen der Landwirte, welche Helfer seit einiger Zeit beschäftigen, über die Eignung der zugewiesenen Kräfte günstig. Durch Besuche an Ort und Stelle konnte die Wahrnehmung gemacht werden, daß sich, die Helfer gut eingewöhnt haben. Da am Freitag, den 14. Juli 1933, nachmittags 3 Uhr ein weiterer Transport von Landhelfern aus Nürnberg eintrifft, werden alle Landwirte, die noch Landhelfer einzustellen und damit die Arbeitsmaßnahmen zu unterstützen beabsichtigen, gebeten, die offenen Stellen umgehend beim Arbeitsamt Memmingen aufzugeben. Die Förderungshöchstsätze betragen nach wie vor für männliche Helfer 25.– RM., für weibliche Helfer 20.– RM.
Der erste Spatenstich zum neuen Memminger Arbeitsdienstlager
Memmingen. Wundervoll leuchtete die Sonne über Feld und Wiesen, als heute Morgen in feierlicher Weise der erste Spatenstich zum neuen Arbeitsdienstlager der Stadt Memmingen ausgeführt wurde. Einen wirklich idealen Platz hat die Stadt für den edlen Zweck des Arbeitsdienstes auserkoren. An der Nordwestecke des prächtigen Memmminger Stadions, am ehemaligen Totenweg gelegen, zieht sich das ausersestene Gelände hin, im Osten das liebliche Panorama der alten freien Reichsstadt, im Norden prächtige Felder und Wiesen im Südwesten und Süden der sanfte Höhenzug des Bismarckturmes, welch herrlichere Stätte könnte gedacht werden für den Soldaten der deutschen Arbeit, den Adolf Hitler zum großen Werk gerufen!
Seit 8 Tagen sind über 50 Leute des Freiw. Arbeitstdienstes beschäftigt mit der Anlegung von Wegen und der Legung von Geleisen zur Herbeiführung des Kieses aus der Kiesgrube an der Buxacherstraße. Längst ist das Gelände abgesteckt, die Vorarbeiten wurden auch in den letzten Tagen abgeschlossen und nun konnte heute Morgen in feierlicher Weise, doch ohne großes Aufsehen, der erste Spatenstich vollzogen werden. Abteilungsführer Haupt ließ die gesamte Arbeitsdienstmannschaft antreten, mit dem Blick nach der Arbeitsstätte. Über den Leuten flatterte frisch im Winde die Hakenkreuzfahne, die die deutsche Arbeit in solch wundervoller Weise symbolisiert! Pg. Architekt Wagner richtete kurze, kernige Worte an die Anwesenden, die in dem Wunsch ausklangen, daß uns der Herrgott soviel Kraft schenken möge, daß das große Werk, das heute beginne, zu Ende geführt werden könne zum Segen unseres deutschen Vaterlandes und unserer lieben Vaterstadt Memmingen. In Gottesfurcht wollen wir die große Arbeit beginnen und wollen unser Scherflein beitragen zum Wiederaufbau unseres deutschen Vaterlandes. Mit einem „Sieg Heil!“ auf unseren Führer und Volkskanzler Adolf Hitler, während dessen Ausbringung 4 Nationalsozialisten den ersten Spatenstich vollzogen, endete die erhebende Feier. Mit dem heutigen Tage hat also der Bau des Arbeitsdienstlagers seinen Anfang genommen, ein geschichtliches Ereignis für die alte Reichsstadt.
Wer den Bau ausführt
Die nat.-soz. Politik hat nun auch in Memmingen Wandlung geschaffen. Sie hat in der Vergebung der Arbeiten in erster Linie jene Firmen berücksichtigt, die bis heute nicht oder nur wenig zum Zug gekommen sind. Fünf Baufirmen sind an den Arbeiten beteiligt. Das Baugeschäft Welker (Inhaber Schneider) wird ein Wohngebäude herstellen, die Firma Steidele das Verwaltungsgebäude, die Firma Pinzger und Gräter ein Unterkunftsgebäude, ein ebensolches die Firma Buder, während die Firma del Mestre den Auftrag zur Herstellung einer Fahrzeughalle und eines Waschgebäudes erhielt. In wenigen Wochen wird das Werk zu Ehren seiner Schöpfer und der Vaterstadt Memmingen vollendet sein und zeugen von der fortschrittlichen Gesinnung und Tatkraft seiner Einwohnerschaft. Möge unser Herrgott seinen Segen dem großen Werke verleihen. F. K.
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14.07.1933, S. 1
Wir haben durch Kampf das Land erobert, jetzt müssen wir es durch Frieden bestellen
Die Rede des Reichskanzlers vor den Gauleitern und Treuhändern.
Berlin, 14. Juli. Die Reichspressestelle der NSDAP. teill mit: Der Führer sprach am Mittwoch Abend zu den in der Reichskanzlei versammelten Gauleitern, Treuhändern bet Arbeit und Landesobleuten der Betriebszellenorganisation über politische und wirtschaftliche Fragen. Die Tagung wurde geleitet vom Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß. Anwesend waren u. a. auch Reichswirtschaftsminister Schmidt und Reichsarbeitsminister Seldte.
In seiner zweieinhalbstündigen großen Rede brachte Adolf Hitler einleitend zum Ausdruck, daß die gewaltige umwälzende Zeit, in der wir leben, für unser Volk von reichstem Segen sein werde, wenn die weitere Entwicklung und Aufbauarbeit ebenso planmäßig verlaufe, wie die Vorbereitung und Durchführung der nationalsozialistischen Revolution bisher. Im Besitze der Macht, die uns niemand mehr nehmen könne, seien wir in der Lage, nunmehr auch die gesamte kommende Entwicklung zu übersehen und planmäßig zu bestimmen.
„Wir haben durch den Kampf das Land erobert, jetzt müssen wir es durch Frieden bestellen.“ Die politische Macht habe man schnell und in einem Zuge erobern müssen. Auf dem Gebiete der Wirtschaft aber wären andere Entwicklungsgesetze maßgebend. Hier müsse man Schritt für Schritt vorwärts gehen, ohne das Bestehende radikal zu zertrümmern und unsere eigene Lebensgrundlage zu gefährden. Mit bürokratischen Konstruktionen könne man die deutsche Wirtschaft nicht aufbauen. Die Ausnützung der individuellen Fähigkeiten habe uns groß gemacht und nur durch sie könne auch unser großes Wiederaufbauwerk zum Erfolg kommen. Stellung der höheren Arbeitsleistung unter die mindere Arbeitsleistung werde nicht geduldet. Das fordere das Wohl des deutschen Volkes. Im Rahmen dieser Grundsätze die Interessen der Gesamtheit wahrzunehmen, das sei das Problem, das uns zur Lösung gestellt sei. Wie auf politischem, so könne man auch auf wirtschaftlichem Gebiet Befugnisse und Rechte nur herlenken aus der Leistung. Das Tempo unserer Einwirkung auf die Wirtschaft und die Stellenbesetzung in der Wirtschaft sei daher abhängig von der Heranbildung eines wirtschaftlichen Führernachwuchses. Die Betriebsamkeit gewisser Organisationen auf diesem Gebiete sei noch keineswegs der Beweis dafür, daß dieser Nachwuchs bereits vorhanden sei. Es sei Grundsatz der NSDAP., eine Stelle nicht eher neu zu besetzen, solange nicht eine fähigere, durch Leistung erprobte Persönlichkeit zur Verfügung stehe. Wer nur an die Vergangenheit denke und sich nicht mit der Zukunft beschäftige, sei ein schlechter Nationalsozialist. Was ihn, den Führer, wirtschaftlich interessiere, sei allein die Zukunftsaufgabe, das deutsche Volk wieder in Arbeit zu bringen und seine volle Konsumkraft wieder herzustellen. Deshalb habe er auch mit Genugtuung Kenntnis genommen von der Anerkennung, die Deutschlands bisherige Leistungen in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Genf gefunden habe.
Der Führer behandelte im weiteren Verlauf seiner Rede dann außenpolitische Fragen. Im Rahmen der Friedenspolitik des neuen Deutschland sei auch das Konkordat mit der katholischen Kirche, die den nationalsozialistischen Staat damit offiziell anerkenne, von Bedeutung. In diesem Zusammenhang wies er auf die neue evangelische Kirchenverfassung hin und erwähnte, daß am übernächsten Sonntag die evangelischen Kirchenwahlen stattfinden würden.
Zum Schluß kennzeichnete der Führer in eingehenden Ausführungen die verschiedengearteten Aufgaben von Regierung und Partei. Die große und entscheidende Aufgabe der Partei sei die Erziehung des deutschen Menschen, Aufgabe der Regierung, das Leben der Nation funktionell in Gang zu halten. Die Synthese zwischen dem idealistischen Nationalsozialismus und den reellen Erfordernissen der Wirtschaft gelte es zu verwirklichen. Er kapituliere bei allem, was er tue, nur vor der Vernunft. Er habe den Ehrgeiz, ohne Rücksicht auf Augenblicksstimmungen etwas zu schaffen, was der Kritik der Nachwelt standhalte. Die Partei habe vierzehn Jahre lang keine Konzessionen an die Popularität gemacht, vierzehn Jahre lang an die Perspektiven gedacht und vierzehn Jahre lang eine beispiellose Disziplin geübt. Wenn wir auch in Zukunft nach diesen bewährten Grundsätzen der Partei handelten, dann werde der Erfolg gewaltig und ein Rückschlag für das deutsche Volk nicht mehr denkbar sein.
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Dito, 14.07.1933, S. 4:
München. (Ehrenbürger von 68 Gemeinden.) (Halbamtlich.) Anläßlich eines Besuches des Staatssekretärs Luber, des bayerischen Bauernführers, im Koburger Land am Sonntag, den 9. Juli, haben 68 Gemeinden des Koburger Landes und des Maingaues dem Staatssekretär und Bauernführer die Ehrenbürgerurkunde überreicht. Die anwesenden Bauernvertreter begründeten die Ehrung damit, daß Staatssekretär Luber einen verdienstreichen Kampf gegen die bisherigen Mißstände in der Landwirtschaft geführt habe und daß ihm von Seiten der bayerischen Bauern unbegrenztes Vertrauen entgegengebracht werde wegen seines tatkräftigen Eingreifens bei der Wiederherstellung der Lebensmöglichkeiten des bayerischen Bauerntums.
Eine Mark kommt ins Rollen.
Der Führer des deutschen Volkes hat sein gigantisches Werk der Arbeitsbeschaffung mit Macht begonnen. Selbstvertrauen und Lebensmut hat er uns allen wieder gegeben, hoffnungsvoll können wir in die Zukunft schauen, überall beginnen sich Hände zu regen und der schaffende Deutsche erlebt wieder den Freudentag des ersten Lohnempfangs nach jahrelanger nervenzermürbender Arbeitslosigkeit. Die Mark rollt. – Die schwere Arbeit des deutschen Bauern wird nicht mehr nutzlos sein. Kaufkräftige Abnehmer für seine Erzeugnisse erstehen ihm wieder. – Die Mark rollt. – Die Spindeln der Webstühle drehen sich, Deutschlands Industrie lebt wieder auf, Kamine rauchen, Zechen und Hochöfen müssen nicht mehr brach, liegen. – Zurück rollt die Mark zum deutschen Arbeiter. Es ist ein ewiger Kreislauf, keine Mark geht verloren, sie kehrt immer wieder zum Ausgangspunkt zurück, Arbeit schaffend und Brot.
Alle müssen wir mithelfen, alle müssen wir uns als Volksgemeinschaft fühlen, einer ist für das Wohl des anderen verantwortlich. Darum helft mit, laßt die Mark rollen, kauft Lose der Arbeitsbeschaffungs-Lotterie, sie dient dem wirtschaftlichen Aufbau.
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Dito, 14.07.1933, S. 6:
Stefansried. (Kinderfest.) Stefansried – die Geburtsstätte Pfarrer Kneipps – von Ottobeuren aus mit dem Auto in einigen Minuten erreichbar, feierte gestern nachm. sein Kinderfest. Schon bei der Anfahrt wiesen erst kurze Zeit erstellte Wegweiser darauf hin, daß in der Gde. Guggenberg heute nationalsozialistisch gearbeitet wird und junge Kräfte am Werke sind. –
Mit der Übergabe des Adolf Hitler-Bildes an die Schule durch den 1. Bürgermeister Weiß - Eggisried wurde das Fest mit folgenden Worten eingeleitet: Ein Festtag für die Kinder der Schulgemeinde Stefansried ist heute angebrochen, gewiß von allen schon längst erwartet und herbeigesehnt. Als Vertreter der Gemeinde möchte ich dieses Freudenfest würdig einleiten, indem die Gemeinde der Schule Stefansried ein Bild unseres verehrlichen großen Volkskanzlers Adolf Hitlers übergibt. Dieses Bild soll euch lieben Kindern den großen Mann unserer Zeit, den Führer unseres deutschen Vaterlandes aus der Not der Parteizerrissenheit und Uneinigkeit stets vor Augen halten. –
Nach diesem Bekenntnis nahm das Fest der Kleinen seinen Anfang und wahrlich unter der ausgezeichneten Leitung ihrer Lehrerin Frl. Martin brachten die Kinder ein wirklich sein zusammengestelltes Programm zur Abwicklung. Reicher Beifall von Seiten der großen Kinder lohnte die Mühe der Kleinen. Der musikalische Teil des Festes wurde von einer Abteilung der SA.– Kapelle Ottobeuren ausgeführt, und allgemein wurde der Abteilung große Anerkennung gezollt.
[Zum Vergleich: Bericht aus dem Memminger Volksblatt]
Kinderfest in Stephansried.
Ottobeuren, 14. Juli 1933.
Einen Tag noch wurde die Geduld der Stephansrieder Schüler auf die Probe gestellt, nachdem das für Mittwoch festgesetzte Kinderfest witterungshalber erst gestern Donnerstag stattfinden konnte. Nun aber brach sich die Freude Bahn und alle eilten mittags voller seliger Gefühle dem Schulhause zu, vor welchem sieghaft die Fahne wehte. Das Kinderfest erhielt heuer eine besondere Note dadurch, daß mit dem Feste zugleich eine nationale Feier verbunden war.
Im Schulzimmer fand zu Beginn die Übergabe des Adolf-Hitler-Bildes durch die Gemeinde an die Schule statt. In markanter Rede verwies Herr 1. Bürgermeister Weiß auf die Tage der nationalen Erhebung des deutschen Volkes und seines Führers, die Schüler gemahnend, stets mit Achtung und Vaterlandsliebe aufzuschauen zu dem Bildnis des Mannes, der das deutsche Volk vor dem Untergangs rettete. Unter Musikbegleitung wurde nach Enthüllung des Bildes das Horst-Wessel-Lied gesungen, worauf der Abmarsch zum Festplatz im Kochschen Hofe erfolgte.
Das Stephansrieder Kinderfest hat eine Tradition und darum gesellten sich zu der frohen Kinderschar und den Eltern der Schüler auch zahlreiche Gäste aus der Gemeinde Guggenberg und der Pfarrei Ottobeuren. Auch heuer wieder gelangte unter Leitung von Frl. Lehrer Martin ein ausgezeichnetes Programm zur Abwicklung. Dem Deutschlandliede, mit welchem die Feier eröffnet wurde, folgten weitere vaterländische Lieder und Gedichtvorträge. Der Flaggengruß und ein froher Reigen „Juchhei Blümelein“ brachten die nötige Abwechslung in den ersten Teil des Programms, der von den Darbietungen der Ottobeurer SA-Kapelle umrahmt war. Viel Humor löste das lustige Theaterstücklein „Die schwierige Donau“ aus. Ein besonders „wichtiger“ Programmpunkt für die Kinder war die Bewirtung, wofür die Schulpflegschaft durch Herrn Franz Schalk alle Vorbereitungen getroffen waren. Vom 2. Teil des Programms seien angeführt die lustigen Vorträge „In Stephansried ist Kinderfest“, „'s vierte Element“, „Die sieben Hühnerchen“ und „Der Ottobeurer Expreß“. (Der H. Pfarrer von Hawangen kommt auf d'Bahn wie schon der Zug dasteht. Da ruft der Seeberger: „Schnell, Herr Pfarrer, sonst kommen's ganz g'wiß no z'spät! Sie wollen doch au mit in Flecka aufi?“ „Na“, sagt der Herr Pfarrer, „'s pressiert — heut lauf i!“ Während der weitere Gedichtvortrag „Dr Jahrmarkt auf'm Dorf“, viel Spaß machte, wurde auch das luftige Theaterstück „Kasperles Maispaziergang“ von den dankbaren Zuschauern mit großem Beifall angenommen.
Die Freude der kleinen Festteilnehmer steigerte sich noch bei den Volksbelustigungen außer Programm, als da sind Wurstschnappen, Bockstechen, der Kletterbaum usw. Einige Theaterstücklein fanden nach Ablauf des reichhaltigen Programms aus vielseitigen Wunsch eine Wiederholung. Daß auch die großen Kinder auf ihre Rechnung kamen, dafür sorgte der eigens hiezu ausgestellte Impressario (H. Gehring von Ottobeuren). Mit großer Spannung wurde das Seilziehen der großen Kinder von Stephansried mit den großen Kindern von Ottobeuren verfolgt und der Trompeter konnte dreimal einen vollen Sieg der Stephansrieder verkünden (allerdings sagen einige, daß die Stephansrieder unter dem Ziehen Zuwachs von auswärts erhalten hätten?).
So vergingen die Stunden, ausgefüllt von frohem Kinderlachen, auch für die Alten nur allzu rasch. Hervorgehoben sei noch die vorzügliche Bewirtung durch Herrn Koch, der mit seinen Helfern unermüdlich um das Wohl seiner Gäste besorgt war. Wohlbegreiflich, daß auch in den Abendstunden, als schon die Dämmerung hereinbrach und die auswärtigen Gäste sich auf den Heimweg machten, noch viele Einheimische in fröhlicher Runde beisammensaßen und sich unterhielten aus froher Jugendzeit. — Für die schöne Durchführung des Festes sei auch an dieser Stelle insbesondere Frl. Lehrer Martin und allen Beteiligten die verdiente Anerkennung ausgesprochen!
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Dito, 14.07.1933, S. 7:
[Werbe-Annonce]
Verein für Kempten und des Allgäu zur Errichtung eines Denkmals für Weiland König Ludwig II. von Bayern e.V., Kempten
Zu der am Sonntag, den 16. Juli 1933 stattfindenden Enthüllung und Weihung des Denkmals König Ludwig II. von Bayern, gestatten wir uns, die Einwohnerschaft von Kempten und Umgebung herzlich einzuladen. Auch bitten wir um zahlreiche Beflaggung. Erscheinen unserer sämtlichen Mitglieder ist Ehrensache.
Die Vorstandschaft. Harlacher / Müller
Für die Mitglieder des Verbandes der milit. Vereine
Der Verband beteiligt sich vollzählig an den Feierlichkeiten der Denkmalsenthüllung. – Sammeln der Vereine ½ 10 Uhr im Lokal, 10 Uhr aus dem Königsplatz.
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Dito, 14.07.1933, S. 8:
[Werbe-Annoncen]
Ausflugsort Ewiesmühle Kommenden Sonntag, den 16. ds. Mts. von nachmittags 2 Uhr ab Zither-Konzert, ausgeführt vom Zitherverein Memmingen. Hiezu laden freundl. ein K. Schütz, d. Verein.
Sterngarten Ottobeuren Sonntag, den 16. Juli 1933, nachmittags halb 3 Uhr Garten-Konzert, wozu freundl. einladet W. Held. Eintritt frei!
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15.07.1933, S. 1
Der Parteienstaat ist überwunden
Die Ergänzung der Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage.
München, 15. Juli. (Amtlich.) Das Staatsministerium des Innern erläßt unterm 13. Juli 1933 folgende Bekanntmachung über die Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage:
1. Nachdem bisher schon die sozialdemokratischen M itglieder von den Sitzungen der Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage fernzuhalten waren, ist nunmehr durch §§ 2 und 3 der VO. des Reichsministers des Innern zur Sicherung der Staatsführung vom 7. Juli 1933 die Zuteilung der Sitze an die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei für unwirksam erklärt worden. Die dadurch freigewordenen Sitze der Gemeinderate, Bezirkstage und Kreistage sind durch die Staatsaufsichtsbehörde entsprechend dem Volkswillen nach Überwindung des Parteienstaates zu besetzen. Von der Wiederbesetzung kann abgesehen werden, wenn hiefür zur Aufrechterhaltung der Selbstverwaltung kein Bedürfnis besteht. Ein solches Bedürfnis ist bei den Kreis- und Bezirkstagen stets, bei den Gemeinderäten dann anzunehmen, wenn andernfalls die Zahl der Gemeinderatsmitglieder unter die Hälfte der im Art. 1 Ziff. 1 des Gesetzes vom 7. April 1933 bestimmten Mitgliederzahl oder unter die Zahl fünf sinken würde.
2. Gemeinderats-, Bezirks- oder Kreistagsmitglieder, die auf Grund des Wahlvorichlages einer Partei berufen worden sind, die sich inzwischen aufgelöst hat, können nicht weiterhin als Vertreter dieser Partei dem Gemeinderat, Bezirkstag oder Kreistag angehören, da durch die Auflösung der Partei ihrem Wahlvorschlag der Boden entzogen ist. Soweit diese Mitglieder nicht Anschluß bei den Fraktionen der NSDAP. finden, müssen sie daher ihr Amt niederlegen. Wenn sie diesem Erfordernis nicht freiwillig nachkommen, hat die Staatsaufsichtsbehörde im Berichtigungsverfahren nach Art. 1 Ziff. 5 des Gesetzes vom 7. April 1933 das Ausscheiden dieser Mitglieder festzustellen. Die Ersatzmänner sind gegebenenfalls von der Staatsaufsichtsbehörde entsprechend dem Volkswillen nach Überwindung des Parteienstaates zu berufen (§ 4 Ziff. 3 der V. des Reichsministers des Innern vom 7. Juli 1933); da auch diese Bestimmung nur eine Ermächtigung der Staatsaufsichtsbehörde darstellt, kann von der Berufung neuer Mitglieder abgesehen werden, wenn kein Bedürfnis hiefür besteht.
3. Die im Vollzüge der Ziff. 1 und 2 erforderlichen Anordnungen werden getroffen:
a) für die mittelbaren Gemeinden durch das Bezirksamt im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP.;
b) für die unmittelbaren Gemeinden von der Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP. zu erstellenden Vorschlag des ersten Bürgermeisters;
c) für die Bezirkstage von der Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP. zu erstellenden Vorschlag des Bezirksamtes;
d) für die Kreistage vom Staatsministerium des Innern. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Bezirksamt bezw. dem ersten Bürgermeister und der Kreisleitung entscheidet die Regierung im Einvernehmen mit dem Gauleiter, bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden letzteren das Staatsministerium des Innern.
Die Ergänzung oder Umbildung von Vertretungen der Gemeinden und Gemeindeverbänden ist zu beschleunigen.
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15.07.1933, S. 2
Studenten im Arbeitsdienst
Eingliederung in die Volksgemeinschaft.
Berlin, 15. Juli. Die Reichsleitung des Arbeitsdienstes teilt mit: In den mit dem 1. August beginnenden und bis zum 15. Oktober laufenden Semesterferien der deutschen Hochschulen werden zum ersten Male Studenten planmäßig in den freiwilligen Arbeitsdienst eingegliedert. Diese studentische Arbeitsdienstpflicht steht auf dem ureigensten Willen der studentischen Jungmannschaft zu strenger volkspolitischer Erziehung und voller Eingliederung in Volk und Staat. In den jetzt beginnenden Ferren werden die Studenten erfaßt, die im Sommer ds. Jrs. ihr viertes Semester abgeschlossen haben. Späterhin sollen auch die im dritten und zweiten Semester Stehenden für den Arbeitsdienst herangezogen werden. Dies bedeutet nicht etwa eine bevorzugte Behandlung der Akademiker, sondern nur eine Art nachträgliche Ableistung der Arbeitsdienstpflicht, für die in Zukunft der kommende Student gleich nach Erledigung des Abiturienten-Examens herangezogen werden soll.
Nach den Bestimmungen, die vom Arbeitsdienstamt der Studentenschaft im Einvernehmen mit der Reichsleitung für den Arbeitsdienst aufgestellt sind, sind alle Studierenden verpflichtet, diese studentische Arbeitsdienstzeit durchzumachen, sofern sie nicht schon mindestens zehn Wochen in geschlossenen Lagern waren oder mindestens sechs Monate vor dem 1. Januar 1933 Dienst in der SA., SS. und dem Stahlhelm gemacht haben. Weiter sind von der Verpflichtung entbunden Studenten, die körperlich unfähig oder mit ansteckender Krankheit behaftet sind, sowie Studenten, die in einem festen, für sie existenzbedeutenden Arbeitsverhültnis irgendwo stehen. Für alle diese Ausnahmen wird ein begründeter Nachweis der Berechtigung gefordert. Mit diesen sorgfältig vorbereiteten Maßnahmen wird der studentischen Jugend und den kommenden Trägern des deutschen Geisteslebens der für sie unbedingt notwendigen Eingliederung in die Volksgemeinschaft der Weg geöffnet.
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Dito, S. 3:
Altötting. (Zeitungsverbot.) Das Altöttinger „Franziskusblatt“, das von der Bayer. Kapuzinerprovinz in Altötting herausgegeben wird, ist von der bayer. Polit. Polizei auf die Dauer von acht Wochen verboten worden.
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Dito, S. 4:
Memmingen. (Die Verhandlung gegen die früherem Bayernwachtmitglieder). Wie schon berichtet, findet am Mittwoche, 19. Juli, vorm. 8 ¾ Uhr vor dem Schöffengericht Memmingen die Verhandlung gegen die früheren Bayernwachtmitglieder Tetzel und Genossen wegen der Beseitigung der Hakenkreuzfahne vom Arbeitsdienstlager. statt. Die Verhandlung ist im Amtsgerichtsgebäude.
Memmingen. (Aus der Untersuchungshaft entlassen.) Wie wir erfahren, wurden gestern auch die vier früheren Bayernwachtmitglieder Rupp Karl von Ottobeuren, Mayer Johann von Eldern und die Gebrüder Wölfle von Ottobeuren aus der Untersuchungshaft entlassen. Die vier waren bekanntlich mit den anderen Bayernwachtmitgliedern von Ottobeuren wegen der Absägung der Hitlereiche in Haft genommen worden. Die Haftentlassung erfolgte deshalb, weil nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft keine genügenden Verdachtsgründe für die Täterschaft bestehen. –
Aus der Schutzhaft entlassen wurden heute die Landwirte Cromer und Natterer von Illerbeuren. Neu in Schutzhaft genommen wurde der Landwirt Josef Rauh von Kronburg, weil er für den hinreichend bekannten Pfarrer Götz von Illerbeuren Unterschriften gesammelt hatte.
Ottobeuren. (Die Landesfilmbühne der NSDAP.) gibt heute Samstag und morgen Sonntag Abend in den hiesigen Lichtspielen ein Gastspiel. Es laufen die Filme „Die Fahnen hoch“, „Hitlers Aufruf an das deutsche Volk“ und „Hitlerjugend in den Bergen“.
Wolferts. (Vom Milchhäuschen.) Das überaus schön gelegene „Milchhäuschen“ beim Konohof – 3 Minuten vom Bannwald – das vor kurzer Zeit durch die Familie Zettler in Wolferts eröffnet wurde, ist täglich geöffnet. Der Besuch kann Spaziergängern und Ausflüglern nur empfohlen werden. *
Sontheim. (Höchste Zeit) Wie uns mitgeteilt wurde, haben die der früheren Bayer. Volkspartei angehörenden Mitglieder des Gemeinderates ihre Mandate niedergelegt.
Wegen Abtreibung verurteilt.
Ravensburg. Vor dem Schwurgericht Ravensburg hatte sich der Hilfsarbeiter Lutzenberger von Erolzheim, OA. [Oberamt] Biberach, wegen eines Verbrechens der Abtreibung zu verantworten. Der Angeklagte, der schon öfters vorbestraft ist, hatte durch sein verbrecherisches Tun in Erolzheim innerhalb dreier Tage den Tod eines Mädchens herbeigeführt. Für seine „Bemühungen“ ließ er sich 20 RM. geben. Auf die Frage des Vorsitzenden, wo er denn seine Kenntnisse erworben habe, antwortete der Angeklagte: „Bei einem Tierarzt“. Lutzenberger war im allgemeinen geständig. Das Urteil lautete: Lutzenberger wird wegen eines Verbrechns gegen Par. 218 in Tateinheit mit einem Vergehen der fahrlässigen Tötung zur Gefängnisstrafe von 2 Jahren mit fünfjähriger Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Der Angeklagte nahm die Strafe an.
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Dito, S. 7:
6 Parteigenossen mit Mitgliedsnummern unter 200 000 werden von größerer auswärtiger Firma (Inhaber ist alter Parteigenosse) als Propagandisten gesucht. Anmeldung bei Pg. Adler. Reiger.
Ortsgruppen, Stützpunktleiter und Blockwarte, welche selbst nicht Landwirt sind oder den Posten als landwirtschaftliche Ortsfachberater (LOF.) nicht versehen können, haben geeignete Pg. als LOF, umgehend zu melden. Pg., welche nach dem 30. Januar 1933 die Mitgliedschaft erworben haben, können nur als ländl. Vertrauensleute geführt werden. LOF., welche NS. Bauernschaften gegründet haben, können Kassiere bestimmen. Aufnahme-Erklärungen sowie Aufnahmegebühren und Monatsbeiträge müssen an den landwirtschaftlichen Kreisfachberater gemacht werden, welcher jeden Monat die Beiträge geschlossen vom Kreis an den Gau abzuführen hat. Der LOF. als Leiter der NS. Bauernschaft hat eine Liste zu führen. Molkereigenossenschaften, welche geschloffen in die NS. Bauernschaft eintreten, können der Einfachheit halber den Beitrag von der Genossenschaftskasse allmonatlich an mich abführen. Versammlungen zur Gründung von NS. Bauernschaften können durch mich angefordert werden, und werden, soweit möglich, durchgeführt. Kleinwerbearbeit ist aber immer die beste und billigste. Aufnahme-Erklärungsformulare können von mir oder der NS. Bauernschaft Gau Schwaben, Augsburg, Schießgrabenstr. 14/I bezogen werden.
Landw. Kreisfachfachberater: Josef Walter - Darast
Ehestandsdarlehen: Diejenigen Verkaufsstellen, die bereit sind, Hausgerät, insbesondere Möbel, Kleidung, Wäsche und bergl. gegen Bedarfsdeckungscheine abzugeben, haben sich bis spätestens 18. Juli 1933 in der Gemeindekanzlei zu melden. Hier wird auch die nötige Auskunft erteilt.
Ottobeuren, den 14. Juli 1933. Marktgemeinderat: Fickler, 1. Bürgermeister.
Öffentliche Mahnung: Betreff: Gemeinde- und Bezirksumlagen, Bürgersteuer und Wasserzins 1931 und 1932. Diejenigen Pflichtigen, welche mit der Einzahlung vorgenannter Gemeindesteuern und Gefälle seit den öffentlich bekanntgegebenen Einzahlungsterminen im Rückstand blieben, werden hiemit aufgefordert, ihre Rückstände unter gleichzeitiger Entrichtung der gesetzlichen Mahngebühren bis spätestens 1. August 1933 in der Gemeindekasse dahier zur Einzahlung zu bringen. Hiebei wird ausdrücklich bemerkt, daß eine weitere Mahnung nicht mehr erfolgt, sondern nach fruchtlosem Ablauf dieser Frist bei den Zahlungsfähigen die Einleitung des Zwangsvollstreckungsverfahrens angeordnet werden wird.
Ottobeuren, den 14. Juli 1933. Marktgemeinderat: Fickler, 1. Bürgermeister.
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17.07.1933, S. 3
Das Reich wird ein Bauernreich sein - oder es wird untergehen!
Der nassauische Bauerntag
Reichsernährungsminister Darré spricht zu den Bauern.
Wetzlar, 17. Juli. Im Rahmen des Nassauische Bauerntages, der in diesen Tagen in Wetzlar statt findet, sprach auf einer öffentlichen Kundgebung der Reichsernährungsminister Darré. Er führte etwa aus: Wir brauchen einen Staat, der sich grundsätzlich zun Bauern bekennt und dem Bauern die Sicherheit gibt, daß auch seine Enkel noch auf seinem Besitztum sitzen. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich meine Arbeit aufgenommen.
Grundsätzlich breche ich also mit der Meinung, das Primäre in der Preisgestaltung zu suchen, sondern der Preis muß sich aus der Wirtschaftspolitik ergeben. Es ist dafür gesorgt, daß der Bauer für die Ernte 1933 einen gerechte Preis erhält. Hitler hat den Vollstreckungsschutz geschaffen. Er wird nicht eher aufgehoben werden, als der Bauer ihr nicht entbehren kann. Es besteht die Gefahr, daß jüdische Händler den Bauern in Schwierigkeiten bringen. Diesen Händlern möchte ich sagen, ich habe nicht drei Jahre in bei Leitung der NSDAP. um die Seele des Bauern gerungen, um jetzt als Ernährungsminister den Bauern von Haus und Hof jagen zu lassen. Ich werde damit brechen, daß einige Produktionszweige unterstützt werden und andere sich selbst überlassen find. Der Bauer verbittet sich diese Liebesgabenpolitik. Wir werden dafür sorgen, daß eine vernünftige Produktion um sich greift und daß die Preise gehalten werden können. Ferner werde ich dafür sorgen, daß mit Lebensmitteln kein spekulativer Wucher getrieben wird. Der Zwischenhandel darf sich nicht über Gebühr bereichern.
Darüber hinaus habe ich im Kabinett die Berechtigung erhalten, den bäuerlichen Berufsstand neu zu gliedern. Die berufsständischen Organisationen sind zur Zeit aufgebläht und stehen im Wettbewerb. Nicht diese Organisationen dienten dem Bauern, sondern der Bauer diente diesen. Es muß eine Organisation bestehen, die unter der Aufsicht des Staates Dienerin des deutschen Bauern wird. Weiter bin ich vom Kabinett ermächtigt worden, die Siedlerzentrale für das Reichsgebiet zu leiten. Damit habe ich die Möglichkeit Bauernsöhnen Land in Deutschland zu verschaffen und auch dafür zu sorgen, daß der Landarbeiter eine eigene Scholle erhält.
Endlich habe ich in Berlin einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der die bäuerliche Kultur, bäuerliche Jugenderziehung usw. zentral bearbeitet, damit diese Gebiete nicht einzelnen Organen überlassen zu werden brauchen. Das Bewußtsein des Standes muß geschaffen werden, der Begriff des „Königlichen Bauern“. Der Führer hat gesagt: „Das Reich wird ein Bauernreich sein, oder es wird untergehen.“ Dieses Ziel zu erreichen setzt voraus, daß wir mit allem Hader aufhören und uns hinter den Führer stellen, den uns ein gütiges Geschick gegeben hat.
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Dito, S. 4:
So wird der Krieg der Zukunft aussehen
Thermitbomben entzünden die Gasleitungen. – Millionenstädte werden in zwei Stunden vernichtet.
Von Sergel Neumann, früher im Generalstab des Heeres der Vereinigten Staaten.
Vorbem erkung der Schriftleitung: Von gegnerischer Seite ist die berechtigte Forderung Deutschlands nach eigenem Luftschutz nie beachtet worden. Umsomehr Gewicht muß nachstehenden Ausführungen eines ehemaligen nordamerikanischen Generalstabsofsiziers beigelegt werden, da sie mit erschreckender Deutlichkeit zeigen, welcher Gefahr das wehrlose Deutschland in einem Zukunftskrieg ausgesetzt ist.
Die Kämpfer des Weltkrieges werden die Erinnerung an seine furchtbaren Eindrücke nie verlieren: die Hölle des Trommelfeuers, die zerrissenen Leiber, das Jammern der Verwundeten und Sterbenden, die Strapazen, den Hunger, die Kälte. Und doch wird der entsetzliche Weltkrieg nur ein Manöver demgegenüber sein, was uns in Zukunft das Aufeinanderprallen zweier mit allen Neuerungen der Technik ausgestatteter Heere bringt. Zu den Waffen des nächsten Krieges werden in erster Linie Chemikalien, Gase und elektrische Strahlen gehören. Wir brauchen nicht erst unsere Phantasie spielen zu lassen, um uns derartige technische Vernichtungswaffen auszudenken. Diese Waffen gibt es heute schon, und wenn wir einmal an der Schwelle eines neuen Krieges stehen, so werden Kampfmittel noch weit schrecklicherer Natur erfunden sein. Der Zukunftskrieg ist kein Krieg mehr, sondern ein Schlachten, bei dem weder Frauen noch Kinder geschont werden. Die Männer werden an die Front gehen – wenn es dann überhaupt noch eine Front gibt – und nicht die geringste Hoffnung auf Wiederkehr haben. Man wird ihnen noch nicht einmal die Gewißheit verschaffen können, daß ihre Familien sich in Sicherheit befinden.
Die Feindseligkeiten werden mit einem Luftangriff beginnen. Wer in dieser Hinsicht zuerst handeln kann, ist entscheidend im Vorteil. Kürzlich wurde manövermäßig ein Luftangriff auf London unternommen, an dem sich 250 Flugzeuge beteiligten. Glücklicherweise war es nicht Ernst, denn die Scheinwerfer der Flakbatterien konnten nur 16 Flugzeuge entdecken. Wenn im Ernstfall diese auch sämtlich durch die Artillerie herabgeholt worden wären, so blieben doch noch 234 Maschinen übrig, mehr als genug, um London dem Erdboden gleichzumachen. Die Fliegerbomben des nächsten Krieges werden kaum etwas mit denen gemein haben, die während des letzten Völkerringens verwendet wurden. Die Wissenschaft ist auf diesem Gebiet so weit vorgeschritten, daß sie Bomben herstellt, die Tausende von Menschen mit einem Schlag vernichten. Tödliche Gase, zündende Flüssigkeiten und Krankheitsbazillen gefährlichster Art gehören außerdem zu den Füllungen solcher Bomben. Auch die Sprengwirkungen gewisser Bomben lassen sich mit denen aus dem Weltkrieg nicht mehr vergleichen. Eine Lewisit-Bombe wird in der Lage sein, das größte Bauwerk der Erde in Fetzen zu reißen.
Grünkreuz- und Gelbkreuzbomben spielen im nächsten Krieg eine große Rolle. Die Wirkung der Vergiftung durch Grünkreuz kann als „Ertrinken auf trockenem Land“ bezeichnet werden, da die Symptome, die der Vergiftung folgen, dem Ertrinken durchaus ähnlich sind. Die Lungen füllen sich immer mehr mit Blutkörperchen und der Betroffene erstickt langsam und qualvoll. Gelbkreuz verursacht plötzliche Entzündungen. Das Blut wird zersetzt, die Augen röten sich und alle Symptome einer Vergiftung durch Schlangenbiß treten in Erscheinung. Das Opfer wird unter fürchterlichen Schmerzen gelähmt. Es kann nichts essen, nichts trinken, denn die Verdauungsprgane befinden sich in einem langsamen Zerstörungsprozeß. Das Opfer ist immer verloren, wenn es auch noch wochenlang leben und leiden kann. Es gibt noch ungefähr ein Dutzend anderer giftiger Gase, deren Wirkungen sämtlich gleich schrecklich sind.
Ein großer Teil von ihnen ist unsichtbar. Zuerst spürt das Opfer nichts von der verheerenden Wirkung. Entdeckt es erst das Vorhandensein des Gases, treten die ersten Vergiftungsanzeichen in Erscheinung, dann ist es auch schon zu spät zur Rettung, weil die inneren Organe des Menschen schon angegriffen sind. Ein Gas ist besonders gegen Flieger bestimmt. Es steigt sehr rasch und sehr hoch und führt Erblindung herbei. Auch hier merkt das Opfer das Vorhandensein des Gases erst, wenn es zu spät ist und sich plötzlich ein schwarzer Schleier über ihn senkt. Man hat ausgerechnet, daß hundert Flugzeuge, von denen jedes eine Tonne Gasbomben bei sich führt, eine Millionenstadt wie Berlin innerhalb einer Stunde mit einer zwanzig Meter starken Gasschicht bedecken können. Bei Windstille wäre die Einwohnerschaft vernichtet.
Ein anderer Schrecken des Zukunftskrieges werden die Brandbomben sein. Sie wiegen rund ein Kilogramm und sind mit Thermit gefüllt. Sobald sie auf Widerstand stoßen, entwickelt sich eine Hitze von rund 1500 Grad Celsius, und alles, was vom Inhalt der Bomben berührt wird, verbrennt. Wasser fördert die Weiterverbreitung des Feuers und bisher ist kein Löschmittel hierfür bekannt. Bei der Konstruktion dieser fürchterlichen Waffen ging man von dem Gedanken aus, daß ein Mittel gefunden werden mußte, mit dem man die Fahrbahnen der städtischen Straßen in Brand setzen konnte. Der Inhalt der Thermitbomben frißt sich durch die Straßen hindurch, erreicht die Gasleitungen und setzt so die ganze Stadt in Brand. Sobald dann in den Straßen Panik ausbricht, vollenden Flugzeuge mit ihren Gasbomben das Werk der Vernichtung. Auf diese Weise kann die größte Stadt der Erde innerhalb von zwei Stunden in einen Aschenhaufen verwandelt werden.
Während des Weltkrieges brauchte man sich nur wenig um den Schutz der Zivilbevölkerung zu kümmern. Im nächsten Ringen aber wird man sie mindestens ebenso sehr gegen feindliche Angriffe zu schützen suchen müssen wie die Truppen selbst. Es ist sogar wahrscheinlich, daß der Schutz der Zivilbevölkerung noch größer und sorgfältiger sein muß der des kämpfenden Heeres. Denn ohne Schutz durch eine eigene Luftflotte können ganze Städte im Schlaf vergiftet und erstickt werden. Die Vernichtung des Viehs, die Vergiftung des Wassers und aller Feldfrüchte durch Gase wird im Zukunftskrieg nicht lange auf sich warten lassen. Die Lebensmittelvorräte sind dann in kürzester Zeit aufgebraucht oder ungenießbar geworden.
Vielleicht sehen sich dann die Gegner gezwungen, den Kampf aufzugeben. Aber zu dieser Überzeugung gelangen sie erst, wenn schon Millionen von Menschen vernichtet sein werden.
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Dito, S. 5:
Passau. (Die Grenzsperre gegen Österreich.) Seit dem Inkrafttreten der 1000-Mark-Gebühr für Reisen nach Österreich hat die Grenzststelle Passau nur eine einzige Reisende unter diesen erschwerten Bedingungen passiert. Fast gleiche Erfahrungen wurden auch bei allen anderen bayerischen Grenzstellen nach Österreich gemacht.
Passau. (Ausländischer fürstlicher Besuch.) Mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug aus Wien traf am Freitag Nachmittag die Königin Mutter Maria von Rumänien in Begleitung des Erzherzogs Anton von Habsburg und seiner Gemahlin Ilona sowie der Großfürstin Cyrill in Passau ein, wo die fürstlichen Gäste von einem Vertreter der Deutschen Reichsbahn begrüßt wurden.
Großfürstin Cyrill begab sich nach Amorbach in Unterfranken zum Besuche des Fürsten Leiningen, während Königin Mutter Maria mit den übrigen Herrschaften nach Hamburg weiterreiste, um von dort aus eine Spitzbergenfahrt zu unternehmen.
Lindau. („Ludwig - Siebert - Festmarsch“.) Die Lindauer Künstlerin Frau Lilli Thoms hat dem bayerischen Ministerpräsidenten Siebert einen „Ludwig-Siebert-Festmarsch“ gewidmet Die Widmung wurde vom Ministerpräsidenten angenommen. Der Festmarsch kommt am 30. Juli anläßlich des „Deutschen Sommerfestes 1933“ m München bei einem Symphoniekonzert zur Uraufführung.
Bei den schwäbischen Erziehern
Kultusminister Schemm spricht.
Augsburg, 16. Juli. Am Freitag sprach Kultusminister Schemm in Augsburg vor mehr als 3000 im Ludwigsbau versammelten schwäbischen Erziehern im Rahmen einer imposanten Kundgebung, bei der gleichzeitig die erste Fahne des NS.-Lehrervereins ihrer Bestimmung übergeben wurde. Der Minister stellte zunächst die rassischen Voraussetzungen aller Erziehungsarbeit heraus und betonte weiter, daß eine konfessionelle Spaltung des endlich seiner blutmäßigen Zusammengehörigkeit bewußt gewordenen deutschen Volkes nie mehr geduldet werde. Die sittlichen und religiösen Kräfte beider Konfessionen erkenne der Nationalsozialismus unbedingt an. Wesentlich für die Erziehung sei jedoch, die Kluft konfessionellen Hasses auszufüllen und das in den christlichen Bekenntnissen innewohnende große Gemeinsame herauszustellen. Der beste Lehrer werde der sein, der den Nationalsozialismus auf alle Gebiete des Lebens praktisch überträgt.
So wichtig die Methodik des Unterrichts als Handwerkszeug sei, unendlich wesentlicher sei es für den Erzieher, das Vertrauen, die Freundschaft des Kindes zu gewinnen. Alle Erziehungstätigkeit müsse den Stempel der Persönlichkeit des Lehrers tragen. Aus den Grundlagen der nationalsozialistischen Idee sei die Notwendigkeit eines neuen Erziehungsgedankens herausgewachsen. Die Schranken zwischen Hoch-, Mittel- und Volksschulen müßten fallen, müßten alle untergeordnet werden dem Begriff Volk und Erziehung. Alle Lehrtätigkeit geschehe um des einen Zieles willen, das Deutschland heißt. Das Erziehungsziel sei nicht eine sogen. abgeschlossene Bildung, sondern im Gegenteil das stets Unabgeschlossene, jener Hunger nach neuer Erkenntnis, der gotische, faustische Drang nach Licht, nach Wissen und Erkennen, hin zu Gott. Es gelte, den deutschen christlichen Menschen zu schaffen nach den großen Richtpunkten Volk und Gott.
Erklärung:
Betreff: Unbefugte Führung von Amtsbezeichnungen (Titeln).
Es ist dringend nötig, daß mit der bisher in Übung befindlichien Unsitte, wonach ein Teil der Ehefrauen der Beamten sich unberechtigter Weise die Amtsbezeichnung bezw. den Titel ihrer Männer anmaßten, endgültig gebrochen wird. Daher muß von jedem Beamten erwartet werden, daß er es seiner Ehefrau zur Pflicht macht, künftig die Führung seiner Amtsbezeichnung oder seines Titels zu unterlassen.
Von den Beamtenfrauen aber wird erwartet, daß sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie jegliche Anrede mit der Amtsbezeichnung ihrer Männer aufs entschiedenste ablehnen. Ferner wird den Beamten empfohlen, außer Dienst aus ihre Amtsbezeichnung zu verzichten, um auch nicht einmal den Anschein aufkommen zu lassen, als ob die Beamtenschaft Klassenunterschiede, die es heute nicht mehr geben kann, aufrecht erhalten wolle. Das Publikum wird gebeten, dem Geiste der nat.-soz. deutschen Volksgemeinschaft Rechnung tragend, in der Anrede jede Titel- bezw. Amtsbezeichnung den Beamtenfrauen gegenüber zu unterlassen.
Bad Wörishofen, den 15. Juli 1933.
Nat.-Soz. Beamtenabteilung Bad Wörishofen.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Ein trostloser Sonntag.) Dieser Sonntag war so trostlos wie noch keiner seiner Vorgänger. Den ganzen Tag fast regnete es mit keinen Unterbrechungen. Die meisten zogen es deshalb vor, daheim zu bleiben oder irgend ein anheimelndes Wirtschaftslokal aufzusuchen, um dort den regnerischen Tag zu verbringen. Am Sonntag fand in Vöhringen das große Gausängerfest des Iller-, Roth- und Günzgaues statt. Die Freiw. Feuerwehr Grönenbach feierte am Sonntag ihr 60jähriges Jubelfest, worüber wir morgen ausführlich berichten werden. Beide Feste hatten unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Das Mindelheimer Frundsbergfest, das verschoben worden war, soll nunmehr, wie wir erfahren, heute Montag nachmittag stattfinden.
Memmingen. (Die Pulsadern geöffnet.) Der Schiffer Heinrich Leis von hier, der als früherer Kommunist bekannt ist, öffnete sich aus unbekannten Gründen die Pulsadern. Als Leis ins Sanitätsauto gebracht werden sollte, schlug er wild um sich und griff den Arzt an. Mit Hilfe der Polizei, die von Leis ebenfalls angegriffen wurde, konnte er schließlich ins Sanitätsauto gebracht und ins Krankenhaus eingeliefert werden. —
Memmingen. (Die zärtlichen Nachbarinnen.) Gestern Abend gerieten in der Leinenspinnerei zwei Frauen in Streit, der sich zu einer richtigen Schlägerei ausartete. Die beiden streibaren Amazonen zerkratzten sich die Gesichter und bewiesen, daß das „schwache Geschlecht“ den Männern im „Zweikampf“ durchaus nicht nachsteht. Schließllich mußte die Polizei gerufen werden, die die beiden zärtlichen Nachbarinnen trennte und den „Kampfplatz“ räumte.
Memmingen. (Der Schandpfahl lebt wieder auf.) In Wernigerode ist jetzt wieder ein Strafmittel zu Ehren gekommen, das aus vergangenen Zelten wohlbekannt ist: Der Schandpfahl. Der Bevölkerung wurde der Pfahl aus dem Marktplatze vorgeführt, gleichzeitig wurde seine Bedeutung dahin erläutert, daß der Pfahl jeweils einen Tag lang für die Einwohner auf dem Marktplatz, stehen würde, die sich einer Verächtlichmachung des Kanzlers, der Regierung oder sonstiger allgemein störender und schädlicher Handlungen schuldig machen. Vielleicht wäre dies auch für Memmingen kein Schaden.
Obergruppenführer von Ulrich und Oberführer Ritter von Schöpf besichtigen die SA.
Memmingen stand gestern Abend im Zeichen der SA.
In stattlichen Kolonnen marschierten unsere treuesten Kämpfer die Lindauerstraße hinaus zum schönen Stadion, wo eine Besichtigung der Pg. Oberführer von Ulrich und Oberführer Ritter von Schöpf mit ihren Stäben (darunter auch Standartenführer Pg. Adolf Brey, der bekanntlich von Memmingen ist) stattfand. Beide Führer überzeugten sich persönlich von der Leistungsfähigkeit der Memminger SA. und fanden anerkennende Worte. Wenn auch da und dort noch kleine Mängel zu verzeichnen sind und kleine Fehler vorkommen, so sind, diese eben dazu da, um das nächste Mal vermieden zu werden. Zu Herzen gehende Worte fand Obergruppenführer von Ulrich, dem man so richtig anmerkte, wie sehr er sich verbunden fühlt mit seinen tapferen SA.-Leuten. So kann nur ein alter Soldat sprechen, so kann aber auch nur ein Führer sprechen, der ein Herz und eine Seele mit seinen Untergebenen ist. – Auch, in ihrem Oberführer Ritter von Schöpf konnte die SA. wieder eine ideale Führerpersönlichkeit kennen lernen.
Besondere Anerkennung fand der Motorsturm, der auch wirklich erstklassiges leistete. Auch die SS. wurde ob ihres prächtigen Menschenmaterials bewundert. Frohgemut, ging es mit klingendem Spiel wieder der Stadt zu, Memmingens aktive Kämpfer für Hitlers Deutschland hatten wieder gezeigt, daß sich ihre Führer restlos auf sie verlassen können. Ein gemütlicher Abend im Schiffsaale reihte sich würdig an den schönen Aufmarsch, auch hier kam erneut die Verbundenheit und das gute Einvernehmen zwischen Führer und Mannschaft zum Ausdruck.
Besuch auch der der Hitler-Jugend!
Schon in aller Frühe des Sonntags mußten die Hitler-Jungens und -Mädels ausrücken, denn schon um 7 Uhr war der bayerische Landesführer der Hitlerjugend in Bayern, Pg. Klein-München und Oberführer Ehrlicher - Augsburg eingetroffen. Die Abteilungen machten einen disziplinierten und guten Eindruck, sodaß sich die Führer sehr lobend aussprachen. Auch, die Gauführerin des Bundes Deutscher Mädels, Pg. Olsen, war anwesend und konnte sich von dem prachtvollen Geist, der bei unseren Hitlermädels herrscht, überzeugen. Auch abends nahm die Hitlerjugend an der oben erwähnten Besichtigung teil.
Memmingen. (Die Landstraßen werden gemessen.) Um für die beabsichtigten Maßnahmen der Reichsregierung zur Förderung des Landstraßenwesens und der Verkehrswirtschaft eine sichere Grundlage zu gewinnen, hat der Deutsche Gemeindetag beim Reichsverkehrsminister angeregt, eine allgemeine deutsche Erhebung über die Längen, den Bauzustand, die Bau- und Unterhaltungskosten der Landstraßen und die Kostendeckung für das Landstraßennetz einschließlich der Ortsdurchfahrten zu veranstalten.
Bisher fehlte es noch an einer Reichsstatistik über das Landstraßennetz und dessen Kostenaufwand. Es ist vielmehr nur eine preußische Statistik für die Rechnungsjahre 1927, 1928 und 1929 vorhanden, deren Ergebnisse zu weit zurückliegen und nur maßstäblich auf das Reich ausgewertet werden können. Es ist jedoch nicht angängig, auf dem gerade in naher Zukunft finanziell so bedeutenden Gebiete des Landstraßenbaus weiter nur mit Schätzungen zu arbeiten.
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Dito, S. 7:
Erkheim. (Todesfall.) Eine weit und breit bekannte Persönlichkeit, Landwirt und Viehhändler Matthias Hafner von hier, wurde heute Früh 5 Uhr von einem Gehirnschlag gerührt, dem er um 9 Uhr vormittags erlegen ist.
[Todesanzeige: 18.07.1933, S. 8]
Ottobeuren. (Waisenkinderfahrt der Automobilklubs Kempten.) Wie alljährlich, wird auch in diesem Jahre der Automobilklub Kempten in anerkennenswerter Weise die Waisenkinderfährt durchführen. Die Fahrt wird, wie in der Monatsversammlung beschloßen wurde, am Samstag, den 22. Juli zur Durchführung kommen. Als Endpunkt der Fahrt wurde diesmal Leutkirch oder Ottobeuren vorgesehen. Hoffentlich entschließen sich die Kemptener zu letzterem.
Ottobeuren. (Kauf.) Das frühere Huith'sche Käserei- und Buttergeschäft Weberstraße 4 (gegenüber dem Storchen) in Memmingen, ging an Herrn Georg Sindele, langjähriger Obersalzer bei der Allgäuer Käse- und Butter-Erzeuger- und Versandgenossenschaft über. Der neue Inhaber, dem der Ruf eines vorzüglichen Fachmannes vorausgeht, übernimmt das Geschäft sofort.
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18.07.1933, S. 6
Memmingen. (Verlagsdirektor Leo Feiner †.) Eine betrübliche Kunde durcheilte heute Morgen unsere Stadt. Im Alter von 52 Jahren ist Herr Verlagsdirektor Leo Feiner nach langer, schwerer Krankheit sanft verschieden, nachdem ihm die Tröstungen seiner heiligen Religion verabreicht worden waren. Mit Herrn Direktor Leo Feiner verschied eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unserer Stadt, deren Name weit über die Grenzen Memmingens hinaus Bedeutung hatte. Der Verstorbene war unser politischer Gegner, doch pflegte sich seine Gegnerschaft in nicht unloyaler Weise zu offenbaren. Vor der Majestät des Todes stehen auch wir stumm und ergriffen da, alles frühere begrabend. Möge der Verstorbene den ewigen Frieden finden!
Die Beerdigung ist am Donnerstag nachmittags 5 Uhr, der Trauergottesdienst am Freitag, den 21. Juli vormittags 9 Uhr bei St. Joseph.
[Todesanzeige auf S. 7]
Für Erhaltung der Heimatpresse
Nach einer Meldung aus Weimar vom 13. Juli erklärte Reichsstatthalter Sauckel in einer Presse-Besprechung u.a.: „Wir wollen Hand in Hand arbeiten. Keine Zeitung, die mitarbeiten will, soll ausgeschlossen oder bedrängt werden. Das wäre gegen den Willen unseres Führers. Keine Eingriffe in die Wirtschaft und keine mißvergnügten Menschen! Keine mechanische Gleichschaltung, sonst ersticken wir daran. Neue Werte sind nur aus Vertrauen zu schaffen, alle konstruktiven Mittel zu einem Ausbau haben die früheren Regierungen, auch die SPD., restlos ausgeschöpft. Nur Hitler verstand es, durch die Zusammenballung des deutschen Existenzwillens die Grundlage für den Aufbau und Aufstieg zu schaffen. Die Wirtschaft soll wieder Einsätze wagen können. Ich lehne es ab, die Wirtschaft nur nach den Parteiabzeichen zu werten; auch Loyalitätserklärungen besagen wenig. Danach wird gewertet, wieviel Arbeit geleistet wurde. Auch die kleinste Kraft hilft mit und viele Wenig machen ein Viel. Die NSDAP. hat nicht das Bedürfnis, in unzähligen: örtlichen Organen der Heimatpresse Konkurrenz zu machen; ich würde das für ein Verbrechen halten. Der Reichsstatthalter stellte aber die Bedingung, daß die nicht parteigebundene Presse die Regierung unterstütze, dem Volkswillen Rechnung trage und unvoreingenommen vier Jahre mit Vertrauen die schwere Aufgabe der jetzigen Regierung unterstütze. Es gibt kein Zurück! Spartakus ist nicht tot, und nur ein geschlossenes „Hinter die-Regierung-treten“ kann unser Land und Volk, Kultur und Wirtschaft vor dem Untergang retten.“
Erklärung:
In größer Ausmachung bringen die M emminger Zeitungen das Telegramm des Reichsarbeitsministers an sämtliche Treuhänder der Arbeit, wonach die Gauleiter und Gauzeitungen angewiesen werden Boykottmaßnahmen und Zwangsandrohung gegen bürgerliche Zeitungen zu unterlassen und alle in dieser Richtung ergangenen Aufrufe zurückzuziehen. Die „Memminger Zeitung“ versieht die Meldung noch mit einer eigenen spitzen Bemerkung, die mindestens sehr zweideutig aufgefaßt werden kann. Wir haben dazu folgendes zu erklären:
1. Beim „Allgäuer Beobachter“ handelt es sich, nicht um eine Gauzeitung, sondern um ein seit mehreren Jahren parteiamtlich anerkanntes Organ der NSDAP., dem ein gewisses Gaugebiet zusteht. Direkt ist der „Allgäuer Beobachter“ also von der Anordnung gar nicht betroffen.
2. Boykottmaßnahmen und Zwangsandrohungen sind weder vom „Allgäuer Beobachter“ noch von den Kreisleitungen der NSDAP. Memmingen und den anderen zuständigen Kreisleitungen erfolgt, dagegen wurden von letzteren alle Amtswalter angewiesen, den „Allgäuer Beobachter“ als parteiamtlich anerkannte Zeitung der in Frage kommenden Kreise zu lesen. Irgend eine Vorschrift, daß bürgerliche Zeitungen nicht gelesen werden sollen, besteht nicht, doch soll für Amtswalter, wie auch für sämtliche Parteigenossen (selbstverständlich auch SA. und SS.) zuerst die nat.-soz. Presse in Frage kommen. Selbstverständiich besteht diese Anordnung nach wie vor weiter. Der Zweck des Telegramms des Reichsarbeitsministers geht ja am besten aus nachfolgend veröffentlichter Erklärung des Reichsstatthalters Sauckel hervor: „Es ist in erster Linie die Heimatpresse zu erhalten.“ – Der „Allgäuer Beobachter“ nimmt aber auch für sich in Anspruch als Heimatpresse angesehen zu werden.
3. Das Amtsblatt für die Kreise Memmingen, Mindelheim und Illertissen ist der „Allgäuer Beobachter“. Dies ist nicht etwa eine Schikane gegen andere, sondern nur ein dem „Allgäuer Beobachter“ zustehendes Recht, nachdem die Zeitung früher jahrelang übergangen und stets ungerecht benachteiligt wurde.
4. Niemals ist von Seiten der NSDAP. eine Schikane gegen hiesige Zeitungen ausgeübt worden, im Gegenteil haben sich die maßgebenden NSDAP.-Stellen sehr loyal gegen die hiesigen Zeitungen verhalten, was schon daraus hervorgeht, daß sämtliche amtlichen Bekanntmachungen auch ohne weiteres den beiden anderen hiesigen Zeitungen zugingen, ohne daß diese etwa amtliche Organe wären. Die NSDAP. hätte im Stadtrat mit Leichtigkeit beschließen können, diesen Zeitungen die amtlichen Nachrichten zu verweigern, wie es vielfach gar nicht zu Unrecht gemacht wurde. Sie hat dies aber nicht getan. Wir verbitten uns also, daß diese Erklärung zu einer Hetze gegen uns ausgeschlachtet wird, das wäre ihr Sinn und Zweck nicht und würde den Anordnungen des Führers in höchstem Maße widersprechen.
Memmingen, den 18. Juli 1933.
Schriftteilung des „Allgäuer-Beobachter“.
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19.07.1933, S. 5
So war's vor einem Jahr
Aus dem Tagebuch eines Allgäuer SA.-Mannes. – Der rote Mob gegen die Freiheitstskämpfer Adolf Hitlers.
Am 17. Juli vorigen Jahres [1932] unternahm unsere Allgäuer SA. und SS. einen Propagandamarsch durch das Bezirksamt Kempten, der uns gegen 5 Uhr abends nach Weidach bei Kottern führte. Von dort war ein Durchmarsch durch das kommunistische Kottern, Schelldorf und anschließend Umzug durch die Straßen Kemptens geplant. Als Abschluß war eine gewaltige Kundgebung auf dem Königsplatz vorgesehen.
Bereits mittags um 12 Uhr trugen die Kommunisten Kotterns Steine in ihre Wohnungen, um Steine statt Blumen sprechen zu lassen; ganze Kübel von Kot und Urin waren bereitgestellt, heißes Wasser war in Menge vorhanden, um einen würdigen Empfang zu gewährleisten. Schon in den Mittagstunden wurden Barrikaden gebaut, alles vor den Augen der Polizei, welche vollkommen machtlos war. Zirka 500 Mann SA. und etwa 120 Mann SS. standen vor Kottern und durften nicht durch, weil die vorhandene Polizei den Durchmarsch durch Kottern nicht verantworten konnte, tatsächlich siegte der knallrote Mob, wir wurden über das Fabrikterritorium der Mechan. Baumwollspinn- und Weberei Kottern umgeleitet und kamen bis zur Wirtschaft zur „Scheibe“.
Die Kommune hatte umsonst Steine getragen, es blieb ihr nichts anderes übrig als uns anzupöbeln und zu bespucken etc. Bei der Wirtschaft zur „Scheibe“ stockte der Weitermarsch neuerdings, es hatten sich, dort etwa 40 -50 Kommunisten angesammelt, die die Straße versperrten. Über eine Stunde verhandelte die Polizei mit dieser Handvoll Lumpen, anstatt blank zu ziehen. Bei einem Haar wäre es soweit gekommen, daß unser Zug sich hätte auflösen müssen; also 620 deutsche Freiheitskämpfer vor zirka 40 - 50 Maulhelden das Hasenpanier ergreifen sollten. Nach endlosen Verhandlungen der SA., SS. und dem Ortsgruppenführer Justizrat Strefler, mit dem Bezirksamt Kempten konnten wir auf eigene Gefahr weitermarschieren. Die Hälfte der SS. wurde zur Sicherung der Musik an die Spitze des Zuges befohlen. Als sich, zirka 60 SS.-Leute im Marsch-Marsch an die Spitze begaben, waren die 50 kommunistischen Radaubrüder verschwunden. Wir marschierten nunmehr ohne Sang und Klang auf die Eisenbahnbrücken zu. Nun begann der wilde Tanz: „Pfuirufe, Arbeitermörder, Salzsteuersoldaten, Feiglinge etc.“ prasselten auf uns nieder, Straßendreck, Steine wurden geworfen, gespuckt wurde nach, allen Regeln der Kunst. Die schönste Stelle war die Unterführung an der Eisenbahnbrücke, ein wahrer Schauer von Steinen hagelte auf uns nieder, ohne besonderes Unheil zu stiften. Der Abschaum der Menschheit staub links und rechts der Straße, verzerrte Gesichter, bodenlose Wut in den Augen, mit Schaum im Munde standen sie da und brüllten „Heil Moskau“, „Rotfront“, „Freiheit“. Ohne ein Wort der Erwiederung zogen wir weiter, den Blick nach vorn, die Faust geballt, der Musik war das Spielen verboten, so marschierten wir in eiserner Disziplin.
Die von Kottern und Schelldorf herbeigeeilten Kommunisten schlossen sich uns an und sangen ungehindert die Internationale. So gings durch die Kotternerstraße, rechts und links wieder Hunderte von Menschen, die einen begrüßten uns mit „Heil Hitler“, die anderen brüllten wie die wilden Tiere „Heil Moskau“, „Rotfront“ und „Freiheit“, es war ein ohrenbetäubender Lärm wie in einem Tollhaus. Als unser Zug bei der Wirtschaft zur „Rebe“ nahe an die Kommunisten herankam, errichteten sie Barrikaden, sie zogen einen schweren Kohlentransportwagen aus dem Hofe eines Kohlenhändlers und warfen denselben um; darauf schwärmte die Gendarmerie welche an der Spitze unseres Zuges marschierte, aus. Mit Gummiknüppel und blankem Säbel ging sie gegen die tobende Masse vor, die den Beamten Steine entgegenwarf, sie anspuckte und stürmisch, „Pfui“ rief, wenn wieder einer vom Gummiknüppel getroffen am Boden lag. –
Etwa 100 Meter weiter hatten die fliehenden Kommunisten Barrikaden aus Fässern, die sie aus einem Hof herausschleppten, errichtet. Wieder ging die Gendarmerie ausschwärmend gegen die Ausschreitenden mit der blanken Waffe und dem Gummiknüppel vor. Es gelang ihnen, noch einige der Barrikadenerrichter zu erwischen. Unter dem Wirbel von Gummiknüppelschlägen mußten die Kommunisten die Barrikaden selbst wieder entfernen. Immer mehr Menschen säumten den Weg, am Bürgersaal war alles schwarz, der reinste Hagel von Steinen prasselte auf uns nieder. In der Bahnhofstraße wurden wir von stürmischen Heil-Rufen der alten Parteigenossen empfangen, die uns auch Blumen zuwarfen. Die verjagten Kommunisten hatten sich inzwischen wieder gesammelt und versuchten den Zug nunmehr von hinten anzugreifen. Die Polizei mußte deshalb beim „Deutschen Kaiser“ und bei der Freitreppe wieder mit blankem Säbel und Gummiknüppel gegen die Masse vorgehen.
So zogen wir dann zum Königsplatz, der überfüllt war von Menschen aller politischen Richtungen. Der Redner, Pg. Prof. Schneidawind - Lindenberg, bestieg das Podium und sofort setzte ein unbeschreibliches Heulen der ganzen gegnerischen Meute ein. Mit donnerähnlicher Stimme hörte man den Redner beginnen: „Hört ihr ihn heulen, den roten Mob! Das ist Sturm!“ Die Polizei säuberte alsbald den Platz. Einzelne der Steinwerfer wurden erwischt und erhielten eine kräftige Abreibung mit dem Gummiknüppel. Nach beendigter Kundgebung marschierten wir in die Wittelsbacher Schule, zumal die Straßen Kemptens vom roten Mob belagert waren. – Gegen 11 Uhr nachts konnten wir in einzelnen Scharen von Kemptener Polizisten heimbegleitet werden, nachdem die herbeigerufene Landespolizei aus Augsburg die Straßen Kemptens gesäubert hacke. Gegen 1 Uhr nachts war die Ruhe wieder hergestellt, dank der ununterbrochenen Patrouillientätigkeit der Polizei.
L. R.
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Dito, S. 6:
Ottobeuren. (NSBO.-Versammlung.) In der am Samstag Abend im Saale des Gasthauses zur Sonne stättgefundenen NSBO.-Versammlung begrüßte Ortsgruppenwart Pg. Schmid alle Parteigenossen, Kollegen und Freunde, sowie alle Anwesende und dankte für ihren überaus zahlreichen Besuch (Der geräumige Sonnensaal war vollständig überfüllt, sodaß für viele kein Platz mehr vorhanden war.) Pg. Kreisleiter Veh-Memmingen nahm dann das Wort und berichtete über den augenblicklichen Stand der Gewerkschaften. Von den bisherigen 28 Gewerkschaftsverbänden sind nur 14 Verbände übrig geblieben, alle übrigen sind eingegliedert worden in den Gesamtverband Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund. Für Ottobeuren kommt nur mehr der Bauarbeiter- und Holzarbeiterverband in Frage. In Ottobeuren und Memmingen waren bisher nur Zahlstellen. In Memmingen, als Sitz eines Arbeitsamtes, wird innerhalb der Gewerkschaften eine Kreisleitung errichtet werden für alle diese 15 Verbände. Soweit in der Beitragszahlung noch Unklarheit bestehe, ist zu rechnen, daß in der nächsten Woche die Kollegen volle Klarheit erlangen. Nicht nur in Ottobeuren, auch in anderen Orten ist es so, daß das, was der Nationalsozialismus neugestaltet, nicht verstanden wird. Auch in Ottobeuren w aren die Grundgedanken wenigstens vorhanden. – Nicht wir Nationalsozialisten sind verantwortlich für die Mißwirtschaft dieser vergangenen Jahre, sondern die Träger des damaligen Systems. Die bisher geschlossenen Verträge haben Gültigkeit. Die NSBO. ist beauftragt, dort, wo in den Betrieben Mißstände herrschen, einzuschreiten. Wir appellieren an die Arbeitgeber, daß sie einen Rechtszustand herstellen, der bisher gebrochen war. Um die nationalsozialistische Volksgemeinschaft herzustellen, hat der Arbeiter seine Pflichten zu erfüllen; auf der anderen Seite der Unternehmer und hieher gehört die 48 Stunden-Woche und die Tarifverträge. – Wir werden den Doppelverdienern in jeder Form zu Leibe rücken. Wenn wir heute darauf dringen, daß der Unternehmer die Arbeitszeit und Tariflöhne einhält, fordern wir unser Recht, der nat.-soz. Staat kann nicht dulden, daß 60 Stunden gearbeitet wird, und Tausende und Millionen auf der Straße liegen. Wir müssen uns damit abfinden, daß der heutige Staat mit der alten liberalistisch und marxistischen Auffassung gründlich bricht und gebrochen hat. Bei der Diskussion sprach Bürgermeister Fickler und stellt die Frage, ob von diesen 8 - 10 Kreisleitungen nicht auch für Ottobeuren eine in Frage kommen könnte. Ferner stellt dieser fest, daß die Holzbranche in den letzten Jahren vom Staate systematisch vernichtet wurde. – Käseschmelzwerkbesitzer Alex Krumm kommt auf die Verhältnisse in der Milchwirtschaft zu sprechen und auf die kommissarischen Preise. – Betriebsobmann Kienzer stellt wegen des Acht-Stundentages eine Anfrage, Mechaniker Mayer wegen der Schwarzarbeit.
Zu all diesen Fragen nimmt Pg. Veh erschöpfend Stellung und richtet ernstliche Worte an Arbeitgeber, die anscheinend unsere heutige Neugestaltung noch nicht verstehen, um dann im Schlußwort nochmals darauf hinzuweisen, daß wir noch vieles lernen müssen und der Kämpf zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufhören müsse. Standesdünkel müsse verschwinden. Wir haben noch eine gewaltige Aufgabe zu lösen und hier erwächst der NSBO. eine historische Sendung.
Ollarzried. (Fahnenweihe des Schützenvereins). Am letzten Sonntag hat der Schützenverein seine vor kurzem gekaufte Fahne feierlich geweiht. Trotz des schlechten Wetters sind verschiedene Vereine herbeigeeilt, um die Fahnenweihe mitzufeiern und zu verschönern. Doch, konnte nicht alles programmäßig durchgeführt werden, denn bis mittags regnete es ununterbrochen. Um 12 Uhr wurde mit dem Gauschießen begonnen, das wegen des schlechten Wetters etwas zu wünschen übrig ließ. Hoffentlich kommen in den 3 Schießtagen noch recht viele Schützen, denn die Ehrenpreise sind in den letzten Tagen auf 130 Stück gestiegen. Davon seien nur einige erwähnt. Ein Herrenfahrad, 2 ReguIlatoren, 1 Küchenuhr, mehrere sehr schöne Bilder, darunter eine naturgetreue Aufnahme unseres Volkskanzlers Adolf Hitler.
Sitzung des Marktgemeinderats Ottobeuren vom 15. Juli 1933
Zur Sitzung sind erschienen die Gemeinderatsmitglieder Ripfel August, Dreyer Ludwig, Micheler Eugen, Maurus Josef, Hief Franz, Specht Karl, Höbel Georg, Fink Michael, Hafner Alois. Den Vorsitz führte 1. Bürgermeister Fickler, Schriftführer Obersekretär Stingl.
1. Zur Kenntnis dienen verschiedene Mitteilungen bezüglich des Freiw. Arbeitsdienstes allgemein und des Arbeitsdienstlagers Ottobeuren im besonderen. An das Kuratorium des Hilfsfonds für minderbemittelte oder unbemittelte Führeranwärter des DAD im Bezirk Bayern-West wird ein mtl. Betrag von RM. 20.– baw. überwiesen. Für die sonst im Schreiben vom 29. Juni c. benannten Unterstützungen komme der hiesige Verein für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes auf. Zur endgültigen Finanzierung des ganzen Arbeitsdienstlagers haben hiesige Firmen noch eine Bürgschaft von RM. 10 000 übernommen, für welchen Betrag der Marktgemeinderat Ottobeuren wiederum die Rückbürgschaft übernimmt. – Bei dieser Gelegenheit wurde seitens des Vereins für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes Ottobeuren mündlich mitgeteilt, daß die Anerkennung des hiesigen Arbeitsdienstlagers als Stammlager bereits erfolgt sei.
2. Nach einer Mitteilung des Uhrmachers Mahler dahier bedarf die hiesige Turmuhr einer gründlichen Reparatur deren Kosten auf ca. 180 - 200 Mark zu stehen kommen. Es wird beschlossen, die Angelegenheit vorerst noch zurückzustellen.
3. Dem Gesuche des Max Reichardt dahier um Errichtung einer Straßenbeleuchtung gegenüber dem Rostnkeller wird stattgegeben. Es ist ein Kostenvoranschlag einzuholen, wobei dem 1. Bürgermeister die Entscheidung überlassen wird.
4. In den hiesigen Ortswaisenrat wurden gewählt Frau Ketterle und Frl. Maria Wiehrer, als Ersatzleute schau Heinzeimann und Frau Gehring.
5. Zur Kenntnis dient ein Rundschreiben des Bayer. Prüfungsverbandes öftentlicher Kassen vom 7. Juni c., Revisionskosten betreffend. Hiernach ist der Prüfungsverband mit einer täglw. Prüfungsgebühr von RM. 28.– die billigste Revisionseinrichtung. Eine Ermäßigung der bisherigen Gebühren sei deshalb und mit Rücklicht darauf, daß hier nur die Selbstkosten gedeckt werden, nicht tragbar.
6. Zur Kenntnis dient weiter die neue Badeordnung für das Familienbad, welche gegenüber der bisherigen Ordnung einige Änderungen aufweist.
7. In einer Mitteilung vom 27. Juni c., spricht der Kath. Kirchenchor Kempten der Marktgemeinde Ottobeuren sowie Herrn 1. Bürgermeister Fickler herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme anläßlich des letzten Ausfluges nach Ottobeuren aus.
8. Genehmigt werden die Mittel für Instandsetzung der Zäune bei den gemeindl. Häusern an der Markt Rettenbacherstraße.
9. Der Vorsitzende teilt mit, daß anläßlich der Entwässerunsarbeiten beim Friedhof sehr viel gutes Kies zu Tage gefördert wurde, welches auf Grund eines Beschlusses des Ausschusses für schnell zu entscheidende Fälle an die hiesigen Grundstücksbesitzer zur Bekiesung der Feldwege abgegeben wird. Die Verteilung der Arbeiten sei bereits in einer Versammlung geregelt worden. Der Marktgemeinderat stimmt diesem Beschlusse zu.
10. Auf Vorschlag des Wasserzins-Ausschusses wird beschlossen, mit Wirkung ab 1932 die Berechnung des Wasserzinses für die Landwirtschaft nach der Viehstückzahl durchzuführen. Als Satz wird pro Stück Vieh RM. 2,90 festgesetzt.
11. Seitens des SS.-Truppführers Christian Nett wird an den Marktgemeinderat unterm 14. Juli c. das Gesuch gerichtet, er wolle darüber Beschluß fassen, daß die gemeindlichen Lieferungen und Arbeiten nur noch von Nationalsozialisten ausgeführt werden, und zwar so lange, bis der Boykott gegen die hiesigen SS.-Leute gebrochen ist. In der Begründung wird ausgeführt, daß verschiedene seiner SS.-Leute Klage darüber führten, daß ihr Geschäft wegen der bekannten Polizeiaktion vom 5.7.33 gemieden würde, Kontoabdeckungen, verschiedene Äußerungen etc. beweisen, daß, wenn auch kein öffentlicher, so doch ein geheimer Boykott gegen die SS.-Leute durchgeführt wird. Zur Aufklärung teilt SS.-Führer Nett mit, daß die SSS.-Leute bei fragl. Aktion lediglich ihre Befehle ausgeführt haben, wozu jeder politische Soldat verpflichtet ist. Im Interesse der Wahrung des örtlichen Friedens und der Pflege des Volksgemeinschaftssinnes habe er zunächst davon Abstand genommen, diese versteckte Boykottbewegung an seine oberste zu melden. – Hieran schloß sich eine längere Debatte. Es wurde beschlossen, sämtliche Personen, die derartige Boykott-Äußerungen gebrauchten oder diese Bewegung sonstwie unterstützen, umgehend zu melden, worauf dann 1. Bürgermeister Fickler den einzelnen persönlich Vorhalt und auf die Schwere der Folgen aumerksam machen wird.
12. Bei der am 24. März 1933 erfolgten Vermessung und Abmerkung der Pl.-Nr. 254 ½der Steuergemeinde Ottobeuren für Filgis-Obser-Neher wurde auch eine teilweise Abmarkung an dem gemeindl. Grundstück Pl.-Nr. 1½ (Weg) vorgenommen. Die nachträgliche Anerkennung dieser Abmarkung wird hiermit beschlossen.
13. In nächster Zeit sollen ca. 50 Ztr. Seegras zum Verkaufe kommen.
14. 1. Bürgermeister Fickler verliest eine Bekanntmachung des Staatsmin. des Innern vom 13. Juli 1933 über die Gemeinderäte etc., wonach Gemeinderatsmitglieder, die auf Grund eines Wahlvorschlages einer Partei berufen worden sind, die sich inzwischen aufgelöst hat, weiterhin nicht mehr als Vertreter dieser Partei dem Gemeinderat angehören können. Soweit diese Mitglieder nicht Anschluß bei den Fraktionen der NSDAP. finden, müssen sie daher ihr Amt niederlegen.
15. Spitalverwalter Fink teilt einen in Aussicht stehenden Einkauf ins Altersheim mit. Es handelt sich um die ca. 50jährige Sabina Maier, die eine Einkaufssumme von RM. 2 500 Mark zur Verfügung hat und als Arbeitskraft in der Anstalt tätig werden soll. Es wird beschlossen, persönliche Vorstellung der Maier zu verlangen und eine ärztl. Untersuchung zu veranlassen.
16. GR. Specht berichtet über die demnächst erscheinenden neuen Prospekte zur Werbung des Fremdenverkehrs. Die Prospekte sollen in der Gemeindekanzlei aufbewahrt werden, von wo aus die Verabreichung an die Interessenten (Gasthöfe udgl.) erfolgen soll.
17. Die Aufwandsentschädigung des 1. Bürgermeisters Fickler wird entsprechend der Bezahlung in anderen ähnlichen Gemeinden auf jährl. 2500 Mark festgesetzt. Die Angestelltenversicherung wird ganz auf die Gemeindekasse übernommen. Stingl.
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Dito., S. 7
[Anfang der Annonce nicht erhalten, da – wegen der Rückseite – etwas ausgeschnitten ist.]
… Juli 1933 die Julius Beck‘sche Apotheke in Ottobeuren mit der dazu gehörigen Drogerie übernommen. Klara Beck, Apothekerin.
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20.07.1933, S. 5
Markt Rettenbach. (Vom Gemeinderat.) Die Mitglieder der ehemaligen Bayer. Volkspartei, die dem Markt-Gemeinderat angehörten, wie auch deren Ersatzmänner, haben ihren Rücktritt erklärt.
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21.07.1933, S. 1
Wachsendes Verständnis
Die „Times“ druckt Hitlers „Mein Kampf“.
London, 21. Juli. Die „Times“ wird, wie auf der ersten Seite des Blattes angekündigt wird, in der nächsten Woche Auszüge aus der autorisierten englischen Übersetzung von Hitlers Buch „Mein Kampf“ veröffentlichen, das bisher der englischen Leserschaft nicht zugänglich war.
Die „Times“ scheibt dazu: Unsere Auszüge werden es der englischen Leserschaft ermöglichen, sich mit dem einzigartig konzentrierten Geist des nationalsozialistischen Führers vertraut zu machen und ein gewisses Verständnis der deutschen Revolution zu erlangen. In dem ersten Artikel wird Hitlers Entwicklung bis zum Einsetzen seiner politischen Tätigkeit geschildert werden. Der zweite Artikel wird die Stellung Hitlers zu England und der englischen Politik wiedergeben. Im dritten Artikel sollen Hitlers Ansichten zur Judenfrage und zum Marxismus dargelegt werden, während der vierte und letzte Artikel verschiedene Zitate Hitlers enthalten wird, die Aufschluß geben über seine Gedanken über die Religion, den Staat, die Erziehung, Kultur, Rasse und Geschichte.
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Dito, S. 2
Das verschobene SPD-Vermögen
München, 21. Juli. Die Bayerische Politische Polizei erläßt folgende Bekanntmachung: Es ist allgemein bekannt, daß große Teile des früheren SPD.-Vermögens teils ins Ausland, teils im Inland verschoben worden sind, um dieses Vermögen dem staaltlichen Zugriff zu entziehen. Die Bevölkerung Bayerns wird hiemit öffentlich aufgefordert, die Behörden bei der Ermittlung und Überführung dieses Vermögens der SPD. in die öffentliche Hand zu unterstützen und zwar sowohl des eigentlichen Parteivermögens (insbesondere des Vermögens der früheren SPD.-Presse), als auch des Vermögens aller sogenannten Nebenorganisationen der SPD.
Sachdienliche Angaben über bekanntgewordene Vermögensverschiebungen, vor allem über Verschiebungen auf andere Gesellschaften oder Einzelpersonen im Inlande, werden von der Bayerischen Politischen Polizei, den Polizeidirektionen, sowie den Bezirksämtern entgegengenommen.
„Eine Stadt in Waffen“
Englische Beobachtungen in Warschau.
London, 21. Juli. Ein Sonderberichterstatter des „Daily Telegraph“ befaßt sich in einem Artikel mit der Lage ist Warschau, das eine Stadt in Waffen sei. Jeder Fremde habe sofort bei Betreten von Warschau den Eindruck, als ob die Stadt nur von Menschen in Uniform bevölkert sei. Warschau sei eine Militärstadt und der Nährboden für eine gründliche militärische und militaristische Propaganda. Die Soldaten in ihrer Uniform stächen die Zivilbevölkerung völlig aus. Man könne sich unmöglich dieser Atmosphäre einer dauernden militärischen Bereitschaft entziehen. Die führenden Bürger Warschaus machten auch nicht den geringsten Hehl über ihre Ansichten zur militärischen und politischen Lage. Sie seien auf die militärische Macht Polens sehr stolz und versicherten immer wieder, daß, falls Deutschland den Korridor angreife, Polen sofort die deutsche Grenze überschreiten und innerhalb von drei Wochen die Linden in Berlin entlang marschieren werde.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Vom „Erholungsurlaub“ zurück). Die beiden Schutzhäftlinge August Ballo und Johann Habdank, die ihren „Erholungsurlaub“ in Dachau verbrachten, haben sich heute auf der Polizeiwache gemeldet, da sie gestern von Dachau entlassen wurden.
Memmingen. Wie wir bereits mitgeteilt haben, weihen die Ortsgruppen Memmingen und Eisenburg des „Stahlhelm“ (Bund der Frontsoldaten) am Sonntag, den 23. Juli 1933 Fahnen. Mit der Fahnenweihe ist ein Stahlhelmaufmarsch verbunden. Das genaue Programm ist aus dem Inserat in dieser Nummer zu ersehen. Der Stahlhelm ersucht die Bevölkerung Memmingens um Beflaggung der Gebäude.
Memmingen. (Der Brieftaubenverein Memmingen) hält am Sonntag, 23 .Juli, vorm. 10 Uhr, im Gasthof zum „Mohren“ eine Brieftaubenschau ab. (Eintritt frei). Es kommen sämtliche Tauben zur Schau, die sich Siegerpreise an den Wettfliegen der Allgäuer Reisevereinigung, sowie an dem Medaillenflug der Gruppe Südbayern und am Nationalflug von Haag in Holland (700 km) errungen haben. Interessenten ist dabei Gelegenheit gegeben, sich dem schönen Sport anzuschließen.
Öffentliche Warnung!
Ottobeuren.
Im Inseratenteil der heutigen Ausgabe [S. 7] warnt der Marktgemeinderat die Bevölkerung vor der gewissenlosen Hetze gegen die SA., und SS.-Leute, die bei der Festnahme der ehem. Bayernwachtangehörigen mitgewirkt haben.
Auch wir warnen noch an dieser Stelle jeden, der gegen die SA .und SS. hetzt oder einzelne davon geschäftlich boykottiert.
Ottobeuren. (Primizianten-Ankunft). Hochw. Herr Pater Alexander König, O.S.B., feiert dahier am 6. August sein erstes hl .Meßopfer. Der feierliche Einzug des Primizianten erfolgt am Sonntag, den 30. Juli abends halb 7 Uhr.
Betzisried. (Patrozinium). Am Mittwoch, den 26. ds, Mts., wird in der hiesigen Filialkirche das Patroziniumsfest gefeiert.
Schlegelsberg. (Rücktritt der Gemeinderatsmitglieder). Nun legten sämtliche Gemeinderatsmitglieder der ehem. Bayer. Volkspartei ihre Sitze im Gemeinderat nieder. Es sind dies: Hörmann Josef, Mayer Fridolin, Zillenbiller Stefan, Fickler Franz Jos., und Mayer Alois. Auch deren Ersatzmänner traten zurück.
Ottobeurer Kinderfest 1933
am Dienstag, 25. Juli – bei günstiger Witterung, sonst am darauffolgenden schönen Tag.
Zeiteinteilung und Verlauf. 1. 6 Uhr Weckruf. 2. Halb 8 Uhr Gottesdienst (3. Singmesse.) 3. Zug zum Hindenburgplatze. (Aufstellung gegen Westen.) 4. Festakt auf dem Hindenburgplatze: a) O Deutschland hoch in Ehren. b) Ansprache des Schulleiters. c) Deutschlandlied. d) Sprechchor der Knaben – der Mädchen. e) Ansprache des 1. Bürgermeisters., f) Horst-Wessel-Lied. 5. Zug zum Festplatze (Rosenkeller). 6. Verlosung.
Der Nachmittag. 7. 1 Uhr Festzug. Sammelplatz: Hof des Arbeitsdienstlagers. Weg: Ritter v. Epp-Straße – Rupertstraße – Ulrichstraße – Alexanderstraße – Adolf-Hitler-Straße – Gegenzug – Markt-Rettenbacherstraße – Schützenstraße – Ludwigstraße – Luitpoldstraße – Mühlbachstraße – Obere Straße – Kemptenerstraße – Luitpoldstraße – Hindenburgplatz – Bergstraße – Festplatz. 8. Wett-Turnen, Reigen, Spiele. 1. Gruppe: (6. und 7 .Klasse): 75 Meter-Lauf, Weitsprung, Ballweitwurf (Leitung: Oberlehrer Strobl). 2. Gruppe: (1. Fortbild.-Schulj.): 75-Meter-Lauf Weitsprung, Ballweitwurf, (Leitung: Lehrer Wiedemann.) 3. Gruppe: (14. - 18. Lebensjahr): 75-Meter-Lauf, Weitsprung, Ballweitwurf (Leitung: Hauptlehrer Herz) 9. Bewirtung. ; 10. Preisverteilung. 11. Ballonwettbewerb. 12. Zwanglose Unterhaltung.
Der Abend. 7 Uhr, Turnerischer Wettbewerb. 4. Gruppe: 1. 3-Kampf für Arbeitsdienst, SA., SS., Stahlhelm, Turn- und Sportverein: 400-Meter-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen (Leitung: Lagertruppführer Weinberger). 2. 10-Kilometer-Armeegepäckmarsch. (Leitung: Nett, Schmittle, Ganser.)
Die Einwohnerschaft wird um Beflaggung der Hauser gebeten!
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Dito, Annonce auf S. 7:
Öffentliche Warnung! Von zuständigen Stellen wird uns mitgeteilt, daß in Ottobeuren wiederholt gegen die SA.- und SS.-L eute, die im Aufträge ihrer politischen Führung an der Festnahme der ehem. Bayernwachtangehörigen mitgewirkt haben, gehetzt, über sie geschimpft od. geschäftlich boykottiert werden sollen. Die Bevölkerung wird vor einem derartig gewissenlosen Vorgehen nachdrücklichst gewarnt, da sonst mit rücksichtslosem Vorgehen gegen Beteiligte zu rechnen ist. Ottobeuren, den 19. Juli 1933.
Marktgemeinderat: Johann Fickler, 1. Bürgermeister.
[Unmittelbar darunter – sehr passend!]
Parteigenossen! Kauft nur bei Inserenten unseres Blattes und bei Parteimitgliedern ein.
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22.07.1933, S. 6
Die neuen Stadtrats- und Bezirkstagsmitglieder
Memmingen. Wie bekannt ist, hat das Ausscheiden der 5 Vertreter der ehemaligen Bayerischen Volkspartei aus dem Stadtrat eine Lücke entstehen lassen, wodurch die Abwicklung der regulären Verwaltungstechnischen Arbeiten erheblich erschwert wurde. Es ergab sich daher die Notwendigkeit, diese Lücke aufzufüllen und anstelle der Ausgeschiedenen neue Vertreter zu beordnen. Im Einvernehmen mit der Kreisleitung und Herrn Sonderkommissar Schwarz wurden folgende neue Vertreter bestimmt:
Adler Karl jun., Photograph, Barth Michael, Maschinenschlosser, Handel Albert, Bäckermeister, Ketterle Benedikt, Mechanikermeister, und Wagner Hans, Architekt. – Die formelle Genehmigung vonseiten der Regierung steht noch aus, doch ist an deren baldigem Eintreffen nicht zu zweifeln. Der neue Stadtrat setzt sich, sonach ohne den beiden Bürgermeistern aus 19 Nationalsozialisten zusammen. Für Stadtrat Schauppel, der bekanntlich nach Augsburg gekommen ist, ist Pg. Georg Martin nachgerückt, während der einzige nichtnat.-soz. Vertreter im Stadtrat, Direktor Hugo Bilgram, sich als Hospitant der nat.-soz. Fraktion anschließen wird. Die Verteilung der Referate, die neu geregelt wird, werden wir in den nächsten Tagen bekanntgeben.
In den Bezirkstag werden folgende drei Nationalsozialisten neu einziehen: 1. Baumer Michael, Schuhmacher und Bürgermeister, Lauben; 2. Schachenmayer Philipp, Gerbermeister und Gemeinderat, Grönenbach; 3. Schlichting Josef, Sägewerkbesitzer, Betzisried. Auch hier ist noch die Bestätigung des Ministeriums ausständig, die in den nächsten Tagen zu erwarten ist. Der Bezirkstag wird also künftig nur aus Nationalsozialisten bestehen.
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24.07.1933, S. 2
[Siehe Gesamtseite zum Download!]
Der Inhalt der Konkordates
Das Konkordat zwischen dem Reich und dem Hl. Stuhl. – Besondere Wichtigkeit der Art. 1, 2, 31 und 32.
Berlin, 21. Juli. Die Vertragschließenden bringen einleitend ihren Willen zum Ausdruck, das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem Staat für den Gesamtbereich des Deutschen Reiches in einer beide Teile befriedigenden Weise dauernd zu regeln. Besonders wichtig sind zunächst Artikel 1 und 2, die wie folgt lauten:
Artikel 1: Das Deutsche Reich gewährleistet die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der katholischen Religion. Es anerkennt das Recht bei katholischen Kirche, innerhalb der Grenzen des für alle geltenden Gesetzes ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten und im Rahmen ihrer Zuständigkeit für ihre Mitglieder bindende Gesetze und Anordnungen zu erlassen.
Artikel 2: Die mit Bayern (1924), Preußen (1929) und Baden (1932) abgeschlossenen Konkordate bleiben bestehen und die in ihnen anerkannten Rechte und Freiheiten der katholischen Kirche innerhalb der betreffenden Staatsgebiete unverändert gewahrt. Für die übrigen Länder greifen die in dem vorliegenden Konkordat getroffenen Vereinbarungen in ihrer Gesamtheit Platz. (…)
Artikel 31: Diejenigen katholischen Organisationen und Verbände, die ausschließlich religiösen, rein kulturellen und karitativen Zwecken dienen und als solche der kirchlichen Behörde unterstellt sind, werden in ihren Einrichtungen und in ihrer Tätigkeit geschützt. Diejenigen, die außerdem auch anderen, darunter auch sozialen und berufsständischen Aufgaben dienen, sollen unbeschadet einer etwaigen Einordnung in staatliche Verbände den obengenannten Schutz genießen, sofern sie Gewähr dafür bieten, daß sie ihre Tätigkeit außerhalb jeder politischen Partei entfalten. Die Feststellung der Organisationen und Verbände, die unter die Bestimmungen dieses Artikels fallen, bleibt der Vereinbarung zwischen Reichsregierung und deutschem Episkopat vorbehalten. Insoweit Reich und Länder sportliche und andere Jugendorganisationen betreuen, wird Sorge getragen, daß deren Mitglieder die Ausübung ihrer kirchlichen Verpflichtungen an Sonn- und Feiertagen regelmäßig ermöglicht wird und zu nichts veranlaßt werden, was mit ihren religiösen und sittlichen Überzeugungen und Pflichten nicht vereinbar wäre.
Artikel 32: Auf Grund der in Deutschland bestehenden besonderen Verhältnisse, wie im Hinblick auf die durch die Bestimmngen des vorstehenden Konkordats geschaffenen Sicherungen einer, die Rechte und Freiheiten der katholischen Kirche in Reich und Ländern wahrenden Gesetzgebung, erläßt bei Heilige Stuhl Bestimmungen, die für die Geistlichen und Ordensleute die Mitgliedschaft in politischen Parteien und die Tätigkeit für solche Parteien ausschließen.
Art. 33: Die in den vorstehenden Artikeln nicht behandelten Dinge werden für den kirchlichen Bereich dem kanonischen Recht gemäß geregelt. Bei Meinungsverschiedenheiten der Auslegung oder Anwendung werden das Reich und der Hl. Stuhl in gemeinsamem Einvernehmen eine freundschaftliche Lösung herbeiführen.
Art. 34 regelt die Ratifikation und das Inkrafttreten. Das Konkordat tritt mit dem Tag des Austausches der Ratifikationsurkunden in Kraft. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten dieses Konkordat unterzeichnet. Geschehen in doppelter Urschrift in der Vatikanstadt am 20. Juli 1933. gez. Eugenio Eardinale Pacelli, gez. Franz von Papen.
Schlußprotokoll zum Konkordat
Dem Konkordatstext ist ein Schlußprotokoll vom Tag der Unterzeichnung angefügt, das einen Bestandteil des Konkordats selbst bildet und einzelne Artikel ergänzt. Danach bleibt der apostolische Nuntius in Berlin Doyen [Mitglied] des Diplomatischen Korps. Das Recht der Kirche auf Steuererhebung bleibt gewährleistet. Sofern gegenüber der Besetzung von Kirchenämtern Bedenken allgemein-politischer Natur im Zeitraum von 20 Tagen nicht geltend gemacht werden, nimmt sie der Hl. Stuhl als nicht bestehend an. Kirchlich geleitete Konvikte und Gymnasien gelten steuerrechtlich als Bestandteil der Diözese. Wenn Privatanstalten zur Ausbildung von Lehrkräften herangezogen werden, können Anstalten der Orden entsprechend berücksichtigt werden.
Das Recht vorheriger kirchlicher Einsegnung von Ehen bei schwerem sittlichem Notstand wird dahin erläutert, daß die Urkunden nicht schnell genug beigebracht werden können.
Bezüglich völkischer Minderheiten vertritt der hl. Stuhl gleichwertige Schutzabmachungen in anderen Konkordaten. Die Seelsorge-Abmachungen gelten auch für den Arbeitsdienst. Das Verbot parteipolitischer Betätigung soll auch für nichtkatholische Geistliche gelten. Die entsprechenden Verbotsbestimmungen des Hl. Stuhls bedeuten keine Einengung der pflichtgemäßen Verkündung und Erläuterung der dogmatischen und sittlichen Grundsätze der Kirche.
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Dito, S. 4:
Kampf der öffentlichen Unsittlichkeit
Ein bemerkenswerter Erlaß der bayer. Staatsregierung.
München, 24. Juli. Das Staatsministerium des Innern hat zur Bekämpfung öffentlicher Unsittlichkeit angeordnet, daß die Säuberung nicht einwandfreier Auslagen von allem Schmutz in Schrift und Bild mir allem Nachdruck zu veranlassen ist. Ausgestellte Druckschriftten, also Bücher, Zeitschriften, Postkarten u. dgl. mit sittlich anstößigem Inhalt sind polizeilich zu beschlagnahmen und einzuziehen. Gegen Druckschriften, die unzüchtige oder sonst sittlich anstößige Schriften oder Abbildungen ankündigen oder anpreisen oder der Herbeiführung eines unzüchtigen Verkehrs dienen, ist mit aller Entschiedenheit mit polizeilicher Beschlagnahme und Einziehung vorzugehen. Geben Bahnhofbuchhandlungen zu einem polizeilichen Vorgehen oder zu Beanstandungen Anlaß, so ist die zuständige Reichsbahndirektion zu verständigen.
Zeitschriften können zeitweilig verboten werden, wenn sie trotz vorausgegangener Verwarnung oder Beschlagnahme einzelner Nummern sittlich anstößige Anzeigen enthalten. Besonderes Augenmerk ist der Wahrung von Sitte und Anstand beim öffentlichen Baden zuzuwenden, insbesondere den Vorschriften über die Kleidung beim Badenn. Gegen die Unsitte, daß sich Personen im Badeanzug in Gaststätten zeigen, die nicht zur Badeanstalt gehören, ist einzuschreiten, ebenso gegen das öffentliche Nacktbaden. Die Nacktkulturbewegung ist rücksichtslos zu unterdrücken, auch wenn sie in abgeschlossenen Räumen oder Plätzen stattfindet. Auch das Dirnenunwesen erfordert entsprechende Beachtung.
Durch Polizeistrafen und durch polizeiliche Festnahme von Zuwiderhandelnden ist nachdrücklich für die Beseitigung von offensichtlichen Mißständen auf den Straßen und Plätzen und in der sonstigen Öffentlichkeit zu sorgen. In gleicher Weise ist auch gegen die männliche Prostitution vorzugehen. In Gemeinden mit weniger als 20,000 Einwohnern wird die erwerbs- und gewohnheitsmäßig betriebene Unzucht verboten.
Gegen Gastwirtschaften, die nachgewiesenermaßen zur Förderung der Unsittlichkeit mißbraucht werden, ist das Erlaubnisentziehungsverfahren einzuleiten. Das öffentliche Ankündigen, Anpreisen und Ausstellen von Gegenständen, die zu unzüchtigem Gebrauch bestimmt sind, ferner von Mitteln, Gegenständen oder Verfahren zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten, ist mit allen gesetzlichen Mitteln abzustellen, sofern dies im Widerspruch mit den bestehenden Bestimmungen erfolgt. Auch gegen die Abtreibung ist strengstens vorzugehen.
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Dito, S. 5:
Memmingen. (Nationalsozialismus in der Praxis.) Wie uns mitgeteilt wird, haben die beim Bau des Arbeitdienstlagers beschäftigten Nationalsozialisten für die Dauer dieser Arbeit, als auch, für die Dauer ihrer Beschäftigung bei den Kanalisationsarbeiten in der Kramerstraße und auf dem Adolf-Hitler-Platz sich erboten, allwöchentlich eine Stunde zu Gunsten der Hitlerspende für Arbeitsbeschaffung zu arbeiten bezw. den Lohn für eine Stunde an diese Spende abzuführen.
Es muß diese in höchstem Maße soziale Tat größte Anerkennung finden. Handelt es sich, doch gerade bei unseren Parteigenossen um Leute, die trotz ihrer langjährigen Arbeitslosigkeit Opfer an Opfer gebracht haben. Möge diese edle Tat Nachahmung finden, mögen alle Deutschen, die das Glück haben, arbeiten zu können, ihr Scherflein zum Gelingen jenes großen Werkes beitragen, das unser Führer Adolf Hitler in solch tatkräftiger Weife begonnen hat.
Ottobeuren. (Waisenkinderfahrt des Automobilklubs Kempten.) Wie alljährlich, führte auch vergangenen Samstag der Automobilklub Kempten die Waisenkinderfahrt wieder durch. Als Ziel der Fahrt war diesmal Ottobeuren vorgesehen. Mit nahezu 40 Personenautos traf die lange Wagenkolonie am Nachmitag hier ein. Nach Besichtigung der Basilika wurden die Kinder im Bräuhausgarten mit Kaffee bewirtet, und jedes der kleinen Waisen wurde mit einer Kleinigkeit bedacht. Eine überaus anerkennenswerte Tat des A.D.A.C, ist diese jährliche Waisenkinderfahrt.
Ottobeuren. (Todesfall.) Verschieden ist Frau Sofie Heybach, Mutter von Frau Kaufmann Ketterle dahier, im Alter von 70 Jahren. Beerdigung Dienstag nachm. 3 Uhr in Ottobeuren.
[Todesanzeige der Eisenwarenhandlung Ludwig Ketterle auf derselben Seite.]
Erkheim. (In Schutzhaft genommen) wurde der 20jährige ledige Zimmermann Hermann Eckart aus Nürnberg. Eckart ist Mit einem Transport Landhelfern vor einiger Zeit nach Erkheim gekommen, doch mußte jetzt leider die betrübliche Feststellung gemacht werden, daß Eckart ein kommunistischer Spitzel zu sein scheint.
Seine ausgesprochen regierungsfeindlichen Äußerungen erweckten bald einiges Interesse der zuständigen Stellen, da im nat.-soz. Staat unterirdische Wühlarbeit nicht geduldet werden kann. Sonderkommissar Schwarz veranlaßte daher im Einvernehmen mit den amtlichen Stellen die Inschutzhaftnahme des Eckart. Wie wir hören wird der Genannte aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem „Erholungsheim“ Dachau Bekanntschaft machen. Eckart war hier bei Landwirt Max Schaber, der seinem gefährlichen Treiben mit größter Korrektheit gegenüberstand, in Stellung.
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Dito, S. 6:
Londons Juden unter sich
Zu einem jüdischen Krawall kam es in einer Straße Londoner Judenviertels Whitecapel [Whitechapel], wo ein jüdisches Geschäft Waren mit der Ursprungsmarke „Made in Germany“ ausgestellt hatte. Zahlreiche Juden demonstrierten gegen der Geschäftsinhaber und nahmen eine bedrohliche Haltung ein. Berittene Polizei mußte mit dem Gummiknüppel vorgehen und die Menge zerstreuen. Der jüdische Geschäftsführer behauptet, die Waren vor der Eröffnung des Boykottfeldzuges bestellt zu haben.
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25.07.1933, S. 2
Beamtenschaft und S.P.D.
Mitgliedschaft ist unvereinbar mit Beamteneigenschaft
München, 25. Juli. Eine Bekanntmachung sämtlicher Staatsministerien besagt folgendes: Auf Grund des Verhaltens der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im In- und Ausland, insbesondere nach dem in letzter Zeit gefundenen Material, liegt landesverräterische Charakter der sozialdemokrakischen Bestrebungen offen zutage. Damit ist die Zugehörigkeit zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands mit der Stellung eines Beamten, Angestellten oder Arbeiters, der aus öffentlichen Mitteln Gehalt, Lohn oder Versorgnngsbezüge erhält, unvereinbar. Das gilt für alle Beamten, Angestellten und Arbeiter des Staates, der Gemeinden, Gemeindeverbände und Körperschaften des öffentlichen Rechtes sowie der diesen gleichgestellten Einrichtungen und Unternehmungen.
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25.07.1933, S. 7
[Die Einwohnerzahlen aller 55 damals selbständigen Gemeinden im Landkreis Memmingen, darunter die heutigen Ottobeurer Ortsteile Betzisried, Guggenberg, Haitzen und Ollarzried.]
Vorläufiges Ergebnis der Volks-, Berufs- u. Betriebszählung am 16. Juni 1933 im Amtsbezirk Memmingen.
Gemeinde Zählung am 16.6.1933 Zählung am 10.06.1925
Haushaltungen / ortsanwesende Personen (männlich / weiblich / zusammen)
Amendingen 166 340 339 679 152 312 319 631
Arlesried 40 109 100 209 42 104 101 205
Attenhausen 96 230 235 465 94 236 252 488
Benningen 151 387 347 734 139 373 352 725
Betzisried 75 247 209 456 75 274 217 491
Böhen 172 500 459 959 175 491 454 945
Boos 176 383 423 806 170 397 415 812
Buxach 60 172 150 322 55 168 161 329
Buxheim 147 463 324 787 123 338 303 641
Daxberg 42 118 106 224 38 119 110 229
Dickenreishausen 109 290 274 564 116 276 288 564
Dietratried 30 77 85 162 33 97 98 195
Egg a. d Günz 108 272 290 568 106 303 326 629
Eisenburg 59 118 130 248 62 118 127 245
Engetried 120 280 267 547 114 267 268 535
Erkheim 257 563 576 1139 240 551 552 1103
Fellheim 131 242 282 524 126 270 276 546
Ferthofen 29 65 66 131 29 61 70 131
Frechenrieden 112 298 261 559 115 312 284 596
Frickenhausen 89 187 222 409 89 186 211 397
Gottenau 40 117 113 230 41 121 123 244
Grönenbach 461 1187 1097 2284 446 1123 1144 2267
Günz 79 227 195 422 82 236 218 454
Guggenberg 86 282 310 592 88 296 375 671
Haitzen 65 217 200 417 66 226 198 424
Hawangen 154 396 370 766 159 392 379 771
Heimertingen 182 418 413 831 164 437 423 860
Holzgünz 69 190 169 359 63 174 176 350
Kardorf 30 76 74 150 29 79 70 149
Kronburg 166 462 448 910 161 468 460 928
Lachen 255 433 362 795 151 453 457 859
Lannenberg 50 160 142 302 46 157 166 323
Lauben 125 258 261 519 117 250 272 522
Lautrach 140 322 736 1058 143 386 695 1081
Legau 470 1249 1113 2362 440 1189 1118 2307
Markt Rettenbach 194 351 337 688 183 359 354 713
Memmingerberg 136 321 315 663 118 296 285 581
Niederdorf 55 156 127 283 56 154 144 298
Niederrieden 135 320 295 615 125 316 311 627
Ollarzried 75 238 200 438 76 233 232 465
Ottobeuren 710 1372 1378 2750 637 1259 1329 2588
Pleß 144 417 329 746 1 47 356 379 735
Schlegelsberg 50 139 123 262 44 144 133 877
Schwaighausen 53 124 111 235 48 127 124 256
Sontheim 221 506 519 1025 213 538 563 1101
Steinbach 57 175 150 325 59 170 156 326
Steinheim 127 318 308 626 117 270 294 564
Trunkelsberg 101 195 181 376 97 206 193 399
Ungerhausen 86 254 228 482 102 253 245 498
Volkratshofen 78 231 229 430 772 28 211 439
Westerheim 124 401 337 738 132 350 352 702
Wineden 20 61 61 122 21 70 61 131
Wolfertschwenden 91 223 199 422 94 241 218 459
Woringen 204 489 457 946 213 522 511 1033
Zell 84 231 230 461 90 239 243 482
Gesamtsumma: 7186 17857 17268 35125 6938 17571 17745 35316
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26.07.1933, S. 4
Keine Geldsorten verschicken!
Verbot der Beförderung in Postsendungen.
Berlin, 26. Juli. Die in letzter Zeit durchgeführte strenge Kontrolle der nach dem Auslande aufgegebenen Postsendungen hat gezeigt, daß auf diesem Wege versucht war den ist, erhebliche Beträge ins Ausland zu verschieben. Um solchen Versuchen wirksam entgegenzutreten, ist nunmehr durch eine fünfte Durchführungsverordnung zur Devisenordnung die Bestimmung getroffen worden, daß gründsatzlich jede Versendung von Geldsortei (Münzgeld, Papiergeld, Banknoten und dergl.), sowie von Gold- und Edelmetallen in Postsendungen aller A rt verboten ist. Zuwiderhandlungen haben außer hohen Strafen auch die Einziehung der Werte zur Folge. Ausgenommen von dem Verbot der Versendung von Geldsorten in Postsendungen sind grundsätzlich nur versiegelte Sendungen mit Wertangabe. Die Versendung von Geldsorten ist ferner auch in eingeschriebenen Postsendungen zulässig, wenn die Sendungen zollamtlich verschlossen sind. Die Durchführungsverordnung enthält nähere Mitteilungen über diese Ausnahmen. Die Bestimmungen der Devisenverordnung, wonach zur Versendung von Zahlungsmitteln (also auch von Geldsorten) und Wertpapieren die Genehmigung einer Devisenbewirtschaftungsstelle erforderlich ist, bleiben in allen Fällen unberührt. Durch eine weitere Bestimmung ist die Freigrenze für Verfügungen über Forderungen solcher Personen aufgehoben worden, die nach dem 4. August 1931 aus Deutschland ausgewandert und daher Ausländer im Sinne der Devisenverordnung geworden sind. Diese Vorschrift hat sich als notwendig erwiesen, weil zahlreiche Personen versucht haben, durch monatliche Überweisung ihre im Inland verbliebenen Guthaben allmählich ins Ausland zu bringen.
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Dito, S 4:
Nürnberg. (Beamtensfrau und Amtstitel.) Oberbürgermeister Liebel hat sämtlichen städtischen Beamten dringend nahegelegt, ihre Ehefrauen zu veranlassen, daß sie sich nicht mit dem Amtstitel ihres Ehemannes anreden lassen; zur Führung des Amtstitels ist nur der Beamte, nicht aber dessen Ehefrau berechtigt.
Nürnberg. (Juden ist der Zutritt zum Stadion verboten.) Wie die „Fränkische Tageszeitung“ mitteilt, ist laut einer Direktorialverfügung zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung allen Juden der Zutritt zum Stadion in Nürnberg verboten worden.
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Dito, S. 6:
An unsere verehrlichen Leser!
Unsere heutige Beilage enthält einen interessanten Artikel vom Dachauer Konzentrationslager mit Eigenaufnahmen des „Allgäuer Beobachter“. Als weitere wertvolle Bereicherung werden unsere verehrlichen Leserinnen künftig regelmäßig die Beilagenseitr „Das Blatt der Frau“ vorfinden, die heute erstmalig enthalten ist. Es möge hieraus ersehen werden, daß wir stets bestrebt sind, das beste zu bieten und daß wir in keiner Beziehung hinter anderen Blättern zurückstehen, diese sogar vielfach dank unserer ausgezeichneten Beziehungen übertreffen.
Unsere stets wachsende Auflage machte es neuerdings notwendig, daß mehrere Neu-Einstellungen vorgenommen wurden und wir freuen uns sehr, in dieser Hinsicht mitteilen zu können, daß auch wir unseren Teil zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit beigetragen haben und beitragen werden. – Wenn unsere gestrige Memminger Ausgabe in einem kleinen Teil des Landbezirkes nicht mehr rechtzeitig zugestellt werden konnte, so bitten wir das zu entschuldigen, es wird jedoch Sorge getragen, daß künftig unsere Zeitung pünktlich, zur gewohnten Stunde eintrifft.
Die Landbevölkerung möchten wir ersuchen, auch jetzt in den kommenden Monaten der Ernte an unserer Zeitung festzuhalten, denn die derzeitigen täglichen politischen Ereignisse und die für die nächste Zeit zu erwartenden Gesetze sind von derartiger Wichtigkeit, daß jeder Kenntnis davon haben müßte. – Der „Allgäuer Beobachter“ wird Sie stets in jeder Beziehung aufs beste auf dem laufenden halten, er hat sich, das wird uns jeder Leser gerne bestätigen, insbesondere in den letzten Monaten zum ausgesprochenen Heimatblatt entwickelt, das heute in unserem Mittelschwaben keine deutsche Familie mehr entbehren dürfte.
Memmingen. (Sonntagskarte im Umkreis von 75 Kilometer.) Anläßlich der am Sonntag, den 30. Juli 1933 in Kempten (Allg.) stattfindenden Einweihung des Kriegerdenkmals für die im Weltkrieg 1914 - 18 gefallenen Söhne der Stadt Kempten dürfen von den Bahnhöfen der angeführten Strecken, sofern nicht feste Sonntagsrückfahrkarten aufliegen, auf eine Entfernung bis zu 75 Kilometer Blankosonntagsrückfahrkarten nach Kempten (Allg.) Hbf. Mit der üblichen Geltungsdauer vom Samstag, den 29. Juli 12 Uhr bis Montag, den 31. Juli 12 Uhr ausgegeben werden.
Der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
Landsherg. Die Zelle in der Gefangenenanstalt Landsberg, in der Adolf Hitler seine Festungshaft verbringen mußte, wird nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Zelle wird so ausgestattet, wie sie damals, als der Führer hier untergebracht war, bestand.
Die [italienischen] Jungfaschisten eingetroffen.
München. Heute früh trafen die 450 Jungfaschisten mit Sonderzug in München ein, wo sie von SA. und Hitlerjugend mit Fahnen und Musik empfangen wurden. Im Auftrage der Kanzlei Hitler war Standartenführer Starck erschienen, von der Staatskanzlei Oberregierungsrat Wegener. Auch der italienische Generalkonsul hatte sich eingefunden. Auf dem Bahnhof hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die die Gäste lebhaft begrüßte.
Die erste Stadt im Westen frei von Arbeitslosen.
Essen-Ruhr. Die Befreiung von der Arbeitslosigkeit greift jetzt auch auf den Westen über. Als erste Industriestadt kann nunmehr Nordhorn an der deutsch-holländischen Grenze feststellen, daß sie am 1. August von Arbeitslosen frei sein wird.
Reichsgesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.
Berlin. Heute wird im Reichsgesetzblatt das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses veröffentlicht. In diesem Gesetz werden die Möglichkeiten der Sterilisation ungesunder oder asozialer Menschen geschaffen. Die Unfruchtbarmachung erfolgt nach genauer, eindeutiger Feststellung der Sicherheit erbkranken Nachwuchses durch einen einfachen und ungefährlichen chirurgischen Eingriff, der weder bei männlichen noch bei weiblichen Personen das Wesen und das Geschlechtsempfinden beeinträchtigt.
[Ausführlicher Bericht dazu am 27.07.1933, S. 2]
Versammlung des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand in Ottobeuren
Auf Samstag abend hatte die Kreisleitung Memmingen-Land zur 1. Versammlung des Kampfbundes für gewerblichen Mittelstand in den Postsaal eingeladen. Die sehr gut besuchte Versammlung wurde durch Kreisleiter August Ripfel eröffnet, um zugleich dem Redner, der über die Ziele und den Zweck des Kampfbundes referierte, das Wort zu erteilen.
Pg. Gaugeschäftsführer Schmidt führte u. a. aus: Am 30. Januar haben wir die Macht übernommen; hinter der 14jährigen Miß- und Luderwirtschaft wurde damit der Schlußstrich gezogen. Nach dem 30. Januar war eine unserer ersten Aufgaben die sogenannte Gleichschaltung durchzuführen. Durch die Gleichschaltung hatte es den,Anschein, als ob wir alles zerstören möchten, gerade das Gegenteil, wir werden alles gesunde erhalten. Wir brauchen an der Spitze unserer Organisation Männer, die wirklich, im Sinne unserer heutigen Regierung arbeiten. Unser Mittelstand war vorher in allen möglichen Parteien gespalten – heute gibt es keine Parteien mehr. Der Kampfbund des gewerbl. Mittelstandes ist heute die einzige Dachorganisation, um Handwerk, Handel und Gewerbe in geschlossener Front zu erfassen und auch politisch zu sammeln. Bereits am 15. August tritt die Mitgliedersperre ein. Diejenigen, die heute noch nicht wissen, um was es geht, werden nie brauchbare Mitarbeiter werden. – Der Aufbau unseres ständischen S taates ist derartig klar urtd einfach – wir brauchen keine Überorganisation.
Der ständische Ausbau umfaßt folgende fünf Gruppen: Landwirtschaft, Industrie, Handwerk und Gewerbe, und die freien Berufe. Daß durch die Arbeitsfront ein 6. Stand geschaffen wurde ist falsch. – Wir sind eine Volksgemeinschaft. – Ausführlich erklärt Pg. Schmidt die kommende Gliederung Betrieb, Innung, Bezirksverband usw. Es gibt keine freiwilligen, sondern nur Pflichtorganisationen. Jeder einzelne muß im kommenden Ständestaat mitarbeiten. Die Innungen erhalten gesetzliche Befugnisse. Von den 65 bestehenden Handwerkskammern dürften nur noch 24 bestehen bleiben, während alle anderen Filialcharakter annehmen. Zur Beitragsfrage: Dieser beträgt für Parteigenossen monatlich 50 Pfennig, für Nichtparteimitglieder 1.– Mark. – Jeder Geschäftsmann wird nur noch einmal organisiert.
Dann führte der Redner in seinem ausgezeichneten und überzeugenden Referat an, was bisher für Handwerk, Handel und Gewerbe geleistet wurde und noch gefordert wird. Hier wünschen wir auch ein gesundes Creditwesen für den Mittelstand, Beseitigung der Regiebetriebe, grundsätzliche Änderung in der Preispolitik, Beseitigung des Zugabewesens usf.
Unsere jetzige Staatsform ist nationalsozialistisch und jeder Handwerk- und Gewerbetreibende hat in seinem ganzen Geschäftsgebahren nationalsozialistisch zu handeln. Solange noch deutsches Blut in deutschen Adern rollt, wird die Revision der bestehenden Verträge nicht zur Ruhe kommen. In der Diskussion sprach der Kreisleiter des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand Memmingen - Stadt Pg. W. Kerler – Memmingen, der auf die große Gefahr, die die Warenhäuser für den Mittelstand – wie in Memmingen Wohlwert – hinwies. Ein Warenhaus ist auf Unmoral aufgebaut. Die Lebensmittelabteilung ist nur das Lockmittel. Leider gebe es noch viele Ottobeurer Geschäftsleute, die heute noch zu Wohlwert gehen!
Schwarzarbeit: Hier muß Abhilfe geschaffen werden. Der Kampfbund wird alles aufwenden, um diese Sachen hintan zu halten. Pg. Kerler kommt auch auf den Boykott zu sprechen und was für schwere Folgen daraus für Ottobeuren entstehen könnten. Nach Dankeswortsn durch Pg. Ripfel an den Kreisleiter M emmingen - Stadt ergriff Gaukampfbund-Geschäftsführer P. Schmidt das Schlußwort und beantwortete dabei noch einige schriftliche Anfragen. Volksgemeinschaft, Volksgleichheit muß in das Volk hineingetragen werden. Gedenken wir des Vorkämpfers, der für die Ziele gekämpft hat – Horst Wessel. Mit einem Sieg-Heil auf unseren Reichskanzler Adolf Hitler, Reichspräsident Hindenburg und unser deutsches Vaterland beendete der Redner sein überzeugendes Referat. Die hier neugegründete SA.-Kapelle (größtenteils schon uniformiert) wartete unter ihrem Dirigenten Herrn Steuerobersekretär Gebbert mit flotten Marschweisen auf. Mit Dankesworten an Referent und SA.-Kapelle konnte Kreisleiter Ripfel die Versammlung, in der sehr viele dem Kampsbunde beitraten, beschließen.
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Dito, S. 8:
Die Kreuzottern-Gefahr
Jetzt in den heißesten Tagen des Jahres liest man wieder von Kreuzotterfunden. Als echte Viper unterscheidet sich die Kreuzotter schon durch ihre Gestalt von den Nattern. Der Kopf ist hinten merklich breiter als der Hals, ziemlich flach, vorne sanft zugerundet, der Hals deutlich abgesetzt, seitlich ein wenig zusammengedrückt. Die Länge der Kreuzotter beträgt 60 bis 70 Zentimeter. Es gibt wenig Schlangen, die in ihrer Färbung so wechseln, wie die Kreuzotter; jedoch läßt sich immerhin als Regel aufstellen, daß in der Grundfärbung bei Männchens weiß, silbergrau, meergrün, gelbbraun, beim Weibchen braungrau, rotbraun oder ölgrün, schwarzbraur und ähnliche Farben vorherrschen. So verschieden aber aud die Grundfärbung sein mag: das Längszackenband hebt sich fast ausnahmslos durch dunklere Färbung (beim Männchen fast schwarz, beim Weibchen dunkelbraun) von ihr ab. Dieses Band, das „Kainszeichen“ unserer europäischen Giftschlangen, verläuft im Zickzack vom Nacken an bis zur Schwanzspitze über den ganzen Rücken und wird zu jeder Seite von einer Längsreihe dunkler Flecke begleitet. Das große, runde, feurige Auge hat etwas Tückisches und Trotziges und trügt auch dazu bei, die Kreuzotter zu kennzeichnen.
Todesfälle durch den Biß dieser Giftschlange sind zwar mit voller Sicherheit nachgewiesen, aber sie sind äußerst selten. Das ist dadurch zu erklären, daß die Giftzähne der Kreuzotter nur 3 bis 4 Millimeter lang sind, also beim Beißen nicht tief in die Gewebe eindringen und die Menge des bei einem Biß entleerten Giftes nur etwa 0.1 Gramm beträgt. Lebensgefährlich kann daher der Biß nur dann werden, wenn ein kräftiges, gut genährtes Tier lange nicht gebissen hat, wenn die Witterung heiß oder schwül ist, wenn dar Tier vorher gereizt worden war (durch Drauftreten – es beißt dann mit größerer Energie), wenn der Biß sehr gefäßreiche Körperteile (Gesicht) trifft und der Gebissene selbst von schwacher Konstitution ist (Kinder).
Die durch den Kreuzotterbiß hervorgerufenen Krankheitserscheinungen sind aber im allgemeinen leichter Natur. Selten dauert die Krankheit langer als vier Tage. Wenn Gebissene wochen-, ja monatelang an den folgen eines Bisses zu leiden haben, so ist die Ursache dieser seltenen Erscheinung oft anderswo zu suchen; z. B. darin, daß der Gebissene beim Aussaugen der Wunde eine neue Infektion an den Lippen ober am Zahnfleisch sich zuzieht, oder wenn er mehrere Bisse erhielt. Die übertriebenen Anschauungen über die Gefährlichkeit der Kreuzotter sind u. a. auf das Konto berufsmäßiger Reptilienjäger zu setzen. Diese lassen sich gerne als „Helden“ feiern, obwohl ihr Gewerbe, mit etwas Vorsicht ausgeübt, doch ungefährlich ist. Ihren Berichten aber, die oft das reinste Jägerlatein vorstellen, schenkt man häufig bereitwilligst Glauben.
Bekanntmachung. Betreff: Reklamewesen.
Wir bringen zur Beachtung in Erinnerung: Reklamegegenstände oder Einrichtungen aller Art (Tafeln, Bemalungen, Aufschriften, Firmenschilder) usw. dürfen im Gameindebezirk Bad Wörishofen an oder auf Grundstücken, Gebäuden, Gebäudeteilen, Zäunen usw. nur mit schriftlicher Erlaubnis des Bezirksamts angebracht werden. Anschläge jeder Art (schriftl. Ankündigungen) dürfen nur an behördlich zugelassenen Stellen angeklebt ober sonstwie angebracht werden. Ankündigungen sind wieder zu entfernen, wenn der Anlaß ihrer Anbringung weggefallen ist oder wenn sie beschädigt oder beschmutzt sind.
Bad Wörishofen, 25. Juli 1933. Die Ortspolizeibehörde: J. B.: Sommer.
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27.07.1933, S. 2
Neue Gesetze in Bayern
München, 27. Juli. Der bayerische Ministerrat hat an Mittwoch eine Reihe von Gesetzen verabschiedet. Wie Staatsminister Esser in einer Pressekonferenz mitteilte, ist die Frage der Vergebung der amtlichen Bekanntmachungen an die Tageszeitungen nunmehr gesetzlich geregelt worden. Grundsätzlichwerden die Bekanntmachungen an die im Bezirk erscheinende nationalsozialistische Tageszeitung vergeben; kommen mehrere Zeitungen in Betracht, so erhält diejenige den Vorzug, die die größte Verbreitung hat. Staatsminister Esser bemerkte dazu, daß es eine Selbstverständlichkeit sei, daß die im alten Staat so vernachlässigte nationalsozialistische Presse den ersten Anspruch habe, den Charakter als Amtsblatt nunmehr verliehen zu bekommen.
Ist in einem Bezirk keine nationalsozialistische Zeitung, so erhält diejenige Zeitung die amtlichen Bekanntmachungen, die die Nationalsozialisten in der Vergangenheit nicht bekämpft hat. Ist auch ein solches Blatt nicht vorhanden, so erscheinen die Bekanntmachungen im „Völkischen Beobachter“. Die übrigen Zeitungen erhalten jedoch die Erlaubnis zum kostenlosen Abdruck der amtlichen Bekanntmachungen.
Ferner hat der Ministerrat ein Gesetz über die Gesundheitsverwaltung in Bayern verabschiedet. Danach wird eine eigene Abteilung für Gesundheitswesen unter Zusammenfassung der in den einzelnen Ministerien verstreuten Referate, die hier einschlägig sind, gebildet. Für diese Abteilung wird ein Staatskommissar bestellt.
Ein Zwangsabtretungsgesetz soll die Möglichkeit schaffen, daß die städtebauliche Entwicklung erleichtert wird. Ein Gesetz sieht ferner die Enteignung in solchen Fällen vor, in denen sie für die Arbeitsbeschaffung notwendig wird. Schließlich hat der Ministerrat ein Gesetz über die Amnestie für politische Vergehen beschlossen. Staatsminister Esser bemerkte dazu, daß es sich um Gewährung von Straffreiheit für politische Straftaten handle, die sich während der Revolution ereigneten. Man wolle damit einen Strich unter die vergangene Zeitepoche ziehen, auf der andern Seite werde man aber jetzt rücksichtslos dafür sorgen, daß keinerlei Angriffe gegen das Staatsleben mehr erfolgen.
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Dito, S. 5
9. Gauschießen des Gaues 36 in Ollarzried
Der hiesige Zimmerstutzenschützenverein hat das Gaugießen des Gaues 36 in der Zeit vom 15. bis 23. Juli abgehalten. Die Schießtage waren nicht immer von bester Witterung begünstigt, doch war trotz aller Ungunst der Zeit der Besuch sehr gut. Das nach den Bestimmungen des Gau-Schützenverbandes durchgeführte Schießen wickelte sich reibungslos ab. Vor Beginn der Preisverteilung begrüßte Schützenmeister Weißenhorn alle erschienenen Schützenbrüder aufs herzlichste und dankte alt denen, die mitgeholfen haben zur Durchführung des Schießens und besonders den Spendern der schönen Ehrengaben. Gauschützenmeister Hölzte von Böglins richtete im Namen des Gaues Dankesworte an den festgebenden Verein für die Übernahme des Schießens und die treffliche Durchführung. Sodann gings zur Preisverteilung. Als Sieger gingen hervor: Gauschützenkönig wurde Werner Josef - Ottobeuren; den Wanderpokal erhielt der festgebende Verein Ollarzried. – Die Gaumeisterschaft erhielten: 1. Steiner Wilhelm, Wolferts, 90 R.; 2. Dreier Ludwig, Ottobeuren, 90 R.; 3. Mayer Bernhard, Oberried, 88 R.; 4. Boxler Mathias, Schrallen, 85 R.; 5. Freisinger Georg, Ollarzried, 85 R.; – Allgemeine Meisterschaft: 1. Wegscheider Ludwig, Waal, 121 Kreis; 2. Mayer Bernhard, Oberried, 96 Kreis; 3. Weißenhorn Hans, Schochen, 71 Kreis.; – Festscheibe: 1. Mayer Xaver, Markt Rettenbach, 34 ½ Teiler: 2. Paul Ernst, Kempten, 40 Teiler; 3. Vögele Hans, Ottobeuren, 46 Teiler; 4. Heckelsmiller Alex., Ollarzried; 5. Boxler Mathias, Schratten; 6., Klein, Wiggensbach; 7. Hops Florian, Ottobeuren; 8. Schwank Eduard, Ollarzried; 9. Guggenberger Georg, Kornhofen; 10. Keßler Georg, Neuvogelsang; 11. Schwank Hans, Schrallen; 12. Leuther Thadd. Ebersbach; 13. Glogger Ulrich, Daßberg; 14. Epple Franz, Ottobeuren; 15. Raith Alfons, Ottobeuren; 16. Petrich Theodor, Rheuten; 17. Köhler Anton, Ottobeuren; 18., Rothärmel Michael, Bibelsberg; 19. Mayer Johann Oberried; 20. Schaber Anton, Ottobeuren; 21. Fergg Hans, Ottobeuren; 22. Forstner Luise, Ollarzried; 23. Freißinger Georg, Ollarzried; 24. Eberhard Joh,, Markt Rettenbach; 25. Wegscheider, Waal, 26. Rudolf Ferd, Obergünzburg; 27. Albrecht Joh., Karlins; 28. Munding Karl, Markt Rettenbach.; 29. Steiner Leonhard, Ollarzried; 30. Albrecht Ulrich, Ottobeuren; 31. Schwand Andreas, Ollarzried; 32. Simon Xaver, Hetzbinshofen; 33. Schöllhorn, Hawangen; 34., Karg Josef, Olbarzried; 35. Wurster, Albishofen; 36. Maurus Johann, Böhen; 37. Heckelsmüller Magnus, Böhen; 38. Witter Martin, Vogelsang; 39. Sigl Franz, Ottobeuren; 40. Abröll Anton, Ollarzried; (…)
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Neuorganisation der Ortsgruppe der NSDAP.) Die Kreisleitung Memmingen-Stadt der NSDAP. veröffentlicht heute unter „Parteinachrichten“ eine Bekanntmachung, auf die wir besonders aufmerksam machen, wonach Memmingen nunmehr in 4 Ortsgruppen der NSDAP. eingeteilt wird. Näheres siehe Parteinachrichten. – Wir verweisen ausdrücklich darauf, daß wir den Nachdruck derartiger Parteinachrichten und Meldungen nur mit Quellenangabe gestatten können.
[Ausführlich auf Seite 7]
Ottobeuren. (Todesfall.) Gott der Herr berief gestern vormittags 9 Uhr H. H. Pater Anton Guldner, Prior des Benediktinerstiftes Ottobeuren aus diesem Leben. Der Verewigte erreichte ein Alter von 59 ½ Jahren. Nur die ihm Nahestehenden dürften um seine lange schwere Krankheit gewußt haben. Überrascheud kam sein Ableben für die Außenwelt, wie wohl auch für den Convent. H. H. Pater Anton war bei jung und alt ob seines ruhigen und abgeklärten Wesens beliebt und schmerzlich berührt die Pfarrgemeinde das Ableben des geistlichen Herrn. – Der erste Gottesdienst mit anschließender Beisetzung in der Klostergruft findet am Freitag, den 28. Juli vorm ittags halb 10 Uhr statt.
[Bericht zur Beerdigung am 31.07.1933, S. 6]
Ottobeuren. (Jakobimarkt.) Am Sonntag, den 30. Juli wird dahier der herkömmliche Jakobimarkt abgehalten.
Ottobeuren. (Blumentag.) Die Freiwillige Sanitätskolonne und der Frauenverein vom Roten Kreuz veranstalten am kommenden Sonntag den alljährlichen Blumentag. Die eingehenden Gelder werden nur für charitative Zwecke verwendet.
Grönenbach. (Veränderungen im Gemeinderat.) Von den drei Mitgliedern der bisherigen Bayer. Volkspartei im Gemeinderat ist Herr Leopold Kienle von hier zurückgetreten; an seine Stelle wurde Herr Kaufmann Hugo Deiring von hier bestimmt. Die Herren Engelbert Kienle - Herbisried und Albert Laminet - Ziegelberg traten als Hospitanten zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei über. Die Regierungsgenehmigung dürfte in den nächsten Tagen eintreffen.
Lautrach. (Nationale Schulfeier.) Am Sonntag hielt die Volksschule Lautrach eine nationale Schulfeier ab. Eine Feier, die bis heute zu den seltenen Arten gehörte. Der Einladung folgten der Gemeinderat, die SA., die Eltern und vielte Freunde und Gönner der Schule. Der Schulsaal war sinnvoll geziert und die Bilder von Reichspräsident v. Hindenburg und von unserem Volkskanzler Adolf Hitler waren eingerahmt mit Eichenlaub, sodaß das ganze Bild mit den vielen Fähnchen einen erhebenden Eindruck machte. Nach einer ganz kurzen Begrüßungsansprache von Herrn Hauptlehrer Mögele wurde die Feier eingeleitet mit dem „Niederländischen Dankgebet“, das die Kinder sehr nett zweistimmig vorgetragen haben. Hierauf gaben zwei Schüler eine Übersicht über den ganzen behandelten Stoff vom 1. Mai ab.
In der Mitte der Feier stand die von Herrn Hauptlehrer Mögele gehaltene Ansprache, die in 4 Abschnitten gegeben wurde. Dazwischen wurden jedesmal passende Männerchorlieder, Volks-, Soldaten- und Vaterlandslieder, Freiheitsgedichte und sehr schöne Sprechchöre eingeschoben. Der ganze Vortrag von Herrn Hauptlehrer Mögele über den Weltkrieg, über die Ehrung des Kriegerdenkmals, über die Schandverträge, über Ruhrkämpf und Schlageter, Zusammenbruch. –
Adolf Hitler als Retter, war also umrahmt vom Liede, das ja dem Gesamtvolk wieder die Zunge lösen soll und einen Pfeiler deutscher Einigkeit und Herrlichkeit in urtümlicher Schöne wieder herstellen hilft. – Die Ansprache von Herrn Hauptlehrer Mögele klang aus in einem dreifachen Hoch- auf unseren Reichspräsidenten, unseren Volkskanzler Adolf Hitler und auf unseren Reichsstatthalter, Ritter vo Epp. – Mit dem zweistimmigen Liede „Harre -meine Seele“ wurde die sehr fein ausgedachte und wohlgelungene Feier geschlossen.
Schandbuben am Werk
Berlin. In der Nacht zum Donnerstag wurde von unbekannten Tätern die Hindenburg-Eiche auf dem Tempelhofer Feld, die am 1. Mai, dem Tage der nationalen Arbeit, feierlich gepflanzt worden war, in etwa 1 Meter Höhe abgesägt. Die Kriminalpolizei hat bereits die notwendigen Erhebungen eingeleitet.
[Vgl. den etwas ausführlicheren Artikel am 28.07.1933, S. 3]
Das Kinderfest 1933 in Ottobeuren
Dienstag. Ein goldiger Sommertag war angebrochen und schaffte bereits die Voraussetzung für frohe Festesstimmung. – 6 Uhr früh zog die Blechmusikkapelle und Trommlerkorps durch den Markt, groß und klein aus den Federn stöbernd. Beim Gottesdienst hielt H. H. Pfarrvikar P. Maurus [Zech] eine aus das Fest abgestimmte Ansprache.
Auf dem Hindenburgplatz gestaltete sich der Festakt erhebend, eingeleitet mit dem Liede: O Deutschland hoch in Ehren. – Der Leiter der Schule, Herr Oberlehrer Strobel, erklärte den Kindern in seiner eindrucksvollen Rede das heutige Kinderfest unter der Regierung der nationalen Erhebung – halte fest deutsches Volk, was nach schwerem Ringen des Reiches Kanzler Adolf Hitler geschaffen, nie lasse es dir entwinden – nicht von äußeren, nicht von inneren Feinden – diese mahnenden Worte gibt der Schulleiter den Kleinen auf den Weg.
Nach dem Deutschlandlied ergriff 1. Bürgermeister Fickler das Wort, in welchem er aufforderte Einigkeit und treue Zusammenarbeit zu pflegen. Sein dreifaches Sieg Heil galt Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident von Hindenburg. Sprechchöre der Knaben und Mädchen und das Horst Wessel-Lied beendeten die schöne Feier.
Auf dem Rosenkeller war dann Verlosung. – Mittag 1 Uhr. Im Hofe des Arbeitsdienstlagers wurde der Festzug formiert, der dann durch die Straßen des Marktes zog. Dem Zug voran die Trommler und dann die Kinder – größtenteils kostümiert – Schneewittchen mit sieben Zwerglein, Bergmännchen, Maikäfer, eine Gruppe Feen, Käfer und Schmetterlinge, Köchinnen, Zigeunerinnen, Schnitterinnen, Holländerinnen, die Musikkapelle, Hitlerjugend und die Knaben mit Fahnen. Nach der Ankunft im Rosenkeller setzte sofort der übliche Hochbetrieb ein, Spiele und Reigen sammelte die Kinder, während die größeren Knaben sich bereits im Wetturnen maßen. Aber nur allzu rasch war der Nachmittag vorbei für die ,,Großen“. Hier war heuer Wettbewerb für die größere Jugend eingeschaltet; während auf der einen Seite sich die einen im Dreikampf maßen, beteiligte sich eine sehr große Anzahl am Gepäckmarsch über zehn Kilometer.
Die Preisverteilung wurde durch 1. Bürgermeister Fickler vorgenommen. In der Jugendgruppe errangen sich Preise: Gruppe I (6. und 7. Schuljahr: 1. Hief Hans, 2. Wagner Rudolf, 3. Gottfried Heinrich, 4. Kretzinger Johann, 5. Hartmann Franz, Leiprecht Karl, Klee Johann, Mayer Franz, 6. Ostler Josef, Bernschneider Karl, 7. Bernschneider Rudolf, Kugelmann Friedrich, 8. Braxmeier Alfons, 9. Schwarz Ernst, 10 Arnold Franz, Benz Anton, Demmeler Johann, Fillinger Josef, Jakob Johann, Loderbauer Josef, Neß, 11. Nägele Franz, Neumayer Alfred, 12. Dröber Ludwig, 13. Keidler Alex, 14. Krug Josef, Lehner Franz, 15. Grimm Johann, Riedele Martin.
Gruppe II (Fortbildungsschule) 1. Jahrgang: 1. Rösch Willi, 2. Köpf Georg, 3. Bechteler Georg, 4. Weiß Johann, 5. Petrich Stefan, 6. Reisch Franz, 7. Schaupp Johann, 8. Gehring Georg, Breitenlohner Johann, 9. Riedele Andreas, 10. Fleschütz Karl, Steiner Franz.
Gruppe III (14 - 18jähr.): 1. Merk Otto, 2. Högg Josef, 3. Albrecht Theodor, Kiechle Gottfried, 4. Peppel Josef, 5. Wagner Peter, 6. Wagner Alfons. –
Die Preise für die Kleinen bestanden aus Diplomen und Eichenlaubsträußen mit den Farben der nationalen Erhebung und schwarz-weihrot. –
Beim Gepäckmarsch (Arbeitsdienst, SA., SS., Stahlhelm und Turn- und Sportverein) schnitten insbesondere die Freiwilligen des Arbeitsdienstlagers außerordentlich gut ab, waren doch die drei ersten Preisträger Angehörige des Freiwilligen Arbeitsdienstes.
Folgend die Preisträger: 1. mit Diplom und Plakette Menzinger Johann D.D., 2. Regler Josef A.D., 3. Wiedemann Willi A.D., 4. Filgig [Filgis] Georg S.S., 5: Bauer Albert A.D., Specht Walter - Stahlhelm, 6. Kast Florian A.D., Franzesko Hans A.D., 7. Schaffrat August A.D.; 8. Thoman Karl A.D., 9. Sailer Josef - Stahlheim, Unglert Xaver S.S., Dreier Mathias S.S., Holzhai Karl S.S., Bittl Hans S.S. Dreikampf: 1. Wiesheu Eugen, Dorrer [Dorer?] Hans, 2. Kederer Josef, 3. Krumm Josef, 4. Hagen Hans, Brixle Leonhard, 5. Merk Andreas, 6. Kaspar Aug. (sämtliche Turnverein), 7. Ganser Otto A.D., 8. Weinberger Fritz A.D., Steiner Georg S.S., 9. Schmid Josef T.-V., Frisch Gg. A.D., 10. Kudermann Albert T.V., Sigl Franz T.-V.
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Dito, S. 7
Parteinachrichten
Bekanntmachung. Der letzte Mitgliederzuwachs macht eine Neuorganisation der Ortsgruppe notwendig. Gemäß Ziffer 32 der Dienstvorschrift für die P.O. der NSDAP. teile ich den Kreis Memmingen-Stadt in 4 selbständige Ortsgruppen. Die Nord-Süd-Trennungslinie derselben ist: Äußere Ulmerstraße, innere Almerstraße, Kramer- und Kempterstraße bis Dickenreis. – Die Ost-West-Trennunglinie ist: Augsburger-, Siebert-, Ritter v. Epp-Straße, Adolf-Hitler-Platz, Schweizerberg, Bismarckstraße.
Ortsgruppe Memmingen I ist das Nord-West-Viertel. (Ogrn.-Fhr.: Pg. Handel, Kassier: Pg. Amann Wilhelm.)
Ortsgruppe Memmingen II ist das Nord-Ost-Viertel. (Ogru.-Fhr.: Pg. Voigt, Kalchstr., Kassier: Pg. Martin Gg.)
Ortsgruppe Memmingen III ist das Süd-Ost-Viertel. (Ogru.-Fhr.: Pg. Barth, Kuttelgasse, Kassier: Pg. Ostermeyer.)
Ortsgruppe Memmingen IV ist das Süd-West-Viertel. (Ogru.-Fhr.: Pg. Benedikt Ketterle, Ulmerstraße, Kassier: Pg. Lang.)
Dienststunden der Ortsgruppen im Steuerhaus, Erdgeschoß, westlicher Teil, im Raum der Kreisleitung. Ortsgr. Memmingen I am Montag von 20 - 21 Uhr, Ortsgr. Memmingen II am Mittwoch von 20 - 21 Uhr, Ortsgr. Memmingen III am Donnerstag von 20 - 21 Uhr, Ortsgr. Memmingen IV am Dienstag von 20 - 21 Uhr.
Parteigenossen wenden sich in allen Angelegenheiten grundsätzlich an ihren zuständigen Ortsgruppensührer. Neue Mitglieder, von denen noch kein Beitrag erhoben sein sollte, melden sich bei ihrem zuständigen Ortgruppenleiter.
Reiger, Kreisleiter.
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28.07.1933, S. 3
Die Hindenburgeiche auf dem Tempelhofer Feld abgesägt
Berlin, 28. Juli. In der Nacht zum Donnerstag wurde von unbekannten Tätern die Hindenburgeiche auf dem Tempelhofer Feld, die am Tag der nationalen Arbeit am 1. Mai gepflanzt worden ist, in ein Meter Höhe abgesagt. Die Kriminalpolizei hat die Nachforschungen nach den Tätern sofort aufgenommen. Die zerstörte Hindenburg-Eiche auf dem Tempelhofer Feld war nur wenige Meter von der historischen Parade-Pappel entfernt, die rechts gegenüber der Tribüne gepflanzt wurde, von der aus Reichskanzler Adolf Hitler am Tage der nationalen Arbeit seine große denkwürdige Rede hielt. Der junge Eichbaum, als Sinnbild des Zusammenschlusses aller Deutschen am ersten deutschen Mai gepflanzt, war schon einmal das Ziel eines Anschlages. Damals gelang jedoch das Vorhaben der Täter nicht. Der Baum wurde durch einen Schnitt lediglich beschädigt. Zu seinem Schutz war dann der Baum mit einem hohen starken Holzgitter umgeben worden.
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Dito, S. 4
Fremdenverkehrskatastrophe in Tirol
Verzweifelte Lage der Tiroler Hotelbesitzer.
Die Tiroler sind verzweifelt, denn schließlich lebt das Land hauptsächlich vom Fremdenverkehr, und die Hauptmasse der Fremden stellten bisher, was sich statistisch leicht nachweisen läßt, die Reichsdeutschen. Die reichen Länder in Europa sowie die Amerikaner ziehen immer noch die Schweiz vor, und die Nachfolgestaaten der einstigen habsburgischen Monarchie sind so verarmt, daß die überwiegende Masse der Bewohner sich weite Reisen nicht gestatten kann. Wie wenig sich im Grunde genommen die Wiener seit jeher um Tirol kümmerten, das mußte die Wiener Judenpresse anläßlich des Dollfuß-Klamauks in Innsbruck selbst zugeben. Es waren nämlich zu diesem Spektakulum auch einige Sonderzüge aus Wien beordert worden, und als es zu Sympathiekundgebungen zwischen den paar Innsbrucker und Wiener Dollfuß-Verehrern kam, da jubelte die Judenpresse mit Bezugnahme auf die wienerische Gleichgültigkeit gegen Tirol: Jetzt erst hätten sich die Österreicher und die Tiroler wirklich gefunden! Ohne Übertreibung kann man dagegen behaupten, daß es die Reichsdeutschen waren, die Tirol einen großzügigen Fremdenverkehr erschlossen.
Infolge der 1000-Marksperre sank nun in diesem Jahre der Fremdenverkehr in dem ganzen Bezirk im Juni bis zu 6 v. H., ja in einzelnen Ortschaften bis zu Null! Bei einer Massenversammlung aller am Fremdengewerbe beteiligten Berufsstände in Reutte, die die Tiroler Landesregierung angesichts der hochgradigen Erregung der Bevölkerung in diesem Notstandsgebiete gestatten mußte, schilderten die Redner das namenlose Elend, das dank der deutschfeindlichen Politik der Dollfuß-Regierung über den ganzen Bezirk hereinbrach. Die persönliche Freiheit in Tirol und Innsbruck ist auf das Beschämendste eingeschränkt. Wer kein eingeschworener Christlich-Sozialer ist, der läuft jeden Tag Gefahr, Bekanntschaft mit dem Gefängnis zu machen und zwar auf Grund bloßer Denunziationen. Läßt sich da noch von einem Rechtsstaat sprechen? Man denkt unwillkürlich an den berüchtigten Löwenrachen in der Republik Venedig, in den anonyme schriftliche Denunziationen wegen angeblich staatsfeindlicher Umtriebe geworfen wurden, und denen so mancher Nobili ein grauenhaftes Ende in den Bleikammern verdankte, ohne daß vorher ein richtiger Prozeß gegen ihn geführt wurde.
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Dito, S. 6:
Menmmingen. (Unterstützung bei Schutzhaft.) Im Hinblick auf die finanziellen Anforderungen, die an die Gemeinden bezw. Fürsorgeverbände durch die Unterstützung von Angehörigen der in Haft genommenen Personen gestellt werden, hatte der Deutsche Landkreistag den Reichsminister der Finanzen gebeten, die Kosten der Unterstützung von Familienangehörigen verhafteter Pesonen aus Reichsmittein zu übernehmen. Der Reichsfinanzminister hat, wie die Wohlfahrts-Korrespondenz mitteilt, diesem Antrage nicht stattgeben können. In seinem Anwortschreiben heißt es, daß die Kosten, die nach den Grundsätzen des Fürsorgerechtes zuständigen Bezirksfürsorgeverbünde selbst zu tragen haben.
Der Reichsfinanzminister ist jedoch grundsätzlich bereit, den Ländern, aus Reichsmitteln für die ihnen für die Vollstreckung der sin Schutzhaft entstehenden Kosten einen der Finanzslage des Reichs entsprechenden Zuschuß zu gewähren.
Holzgünz. (Maibaumfeier.) Am kommenden Sonntag, den 30. Juli findet eine allgem eine nat.-soz. Maibaumfeier mit Volksbelustigungen und Tanz statt. Programm: 1. Stelzen-Korso, Marsch durch die Ortschaft mit Musik; 2. Stelzenwettlauf mit Hindernissen; 3. Bockstechen; 4. Eier-Wettlauf, Wurstschnappen usw.; 5. Kinderbelustigungen aller Art. Hernach Preisverteilung und Versteigerung des Maibaumes. Ab 4 Uhr nachm. Tanzmusik. — Kommt am 30. Juli alle nach Holzgünz.
Ottobeuren. (Beerdigung.) Eine sehr große Trauergemeinde gab gestern Vormittag dem im Alter von 80 Jahren verstorbenen Privatier Herrn Anton Mayer (Botzenhart) das letzte Geleite. Am Grabe gab der amtierende Geistliche H. H. Pater Rupert [Reiner] nach den kirchlichen Einsegnungsworten in seinem Nachruf einen Rückblick über das Leben des Verstorbenen, das lange Jahre ein Leben des Leidens war. Im Namen der Freiw. Feuerwehr, deren langjähriges aktives Mitglied der Verewigte war, sprach 1. Kommandant Peter Rinderle herzliche Worte des Abschieds und legte ein Kranzgewinde aufs Grab. – R.I.P.
Ottobeuren. (Hoher Besuch.) Der Präsident des Landesfinanzamts München, Exzellenz Dr. von Dandl, war gestern Vormittag hier anwesend zu einem dienstlichen Besuch im hiesigen Finanzamt. Bei dieser Gelegenheit besichtigte er auch die hiesige Basilika und sprach sich sehr lobend über das Gesehene aus.
Ottobeuren. (Gründung einer NS. Bauernschaft.) Am Sonntag vorm. halb 11 Uhr findet im Rosenkeller in Ottobeuren öffentliche Versammlung zwecks Gründung einer NS. Bauernschaft statt. Jeder Bauer, der mithelfen will am Wiederaushau seines Standes, muß zu dieser wichtigen Versammlung erscheinen.
Ottobeuren. (NS. Reichsverband deutscher Kriegsopfer, e.V., Ortsgruppe Ottobeuren.) Im Inseratenteil ladet die Vorstandschaft zu einer Versammlung am Sonntag, den 30. Juli nachm. 2 Uhr im Rosenkeller ein. Erscheint vollzählig zu dieser Versammlung!
Ottobeuren. (Tanzmusik am Jakobimarkt.) Am kommenden Sonntag, ab nachmittags 3 Uhr, ist im Postsaal die herkömmliche Tanzmusik, ausgeführt von der Kapelle Gebbert.
Falsche Gerüchte über das Turnfest in Stuttgart
Warnung an gewissenlose Gerüchtemacher.
Memmingen. Auch in Memmingen wurden gestern wie an anderen Orten unwahre Nachrichten über geplante Anschläge auf dem Deutschen Turnfest in Stuttgart verbreitet. Von zuständiger Stelle, dem Württemb. Innenministerium, erfahren wir zu diesen völlig haltlosen Gerüchten: „In Verbindung mit den in den letzten Tagen durchgeführten polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen werden in der Öffentlichkeit unwahre Nachrichten verbreitet, die in hohem Maße geeignet sind, Unruhe und Aufregung unter die Bevölkerung zu bringen. Nachrichten über geplante Anschläge aus den Gaskessel oder auf die König-Karls-Brücke in Stuttgart und ähnliche unwahre Behauptungen werden gedankenlos oder böswillig in Umlauf gesetzt.
Hierzu sei nur kurz festgestellt, daß alle derartigen Gerichte jeder ernsthaften Grundlage entbehren. Selbstverständlich sind von den zuständigen Stellen alle notwendigen Vorkehrungen getroffen worden, um jeden Zwischenfall unmöglich zu machen. Das Gaswerk ist im übrigen seit Tagen durch ein starkes Wachkommando besonders geschützt. Auch die Inschutzhaftnahme verdächtiger Parteigänger gehört mit in den Rahmen der von der Polizei in weitreichender Weise durchgeführten Schutzmaßnahmen. Die Gäste des Turnfestes und die Bevölkerung der Stadt Stuttgart kann also ohne Sorge und in voller Ruhe sein. Gewissenlose Gerüchtemacher oder gedankenlose Verbreiter von alarmierenden Lügennachrichten werden vor den Folgen gewarnt. Durch derartige Nachrichten wird nicht nur das Ansehen der Feststadt Stuttgart geschädigt, sie liefern darüber hinaus dem feindseligen Ausland willkommenes Material zu neuer Hetze gegen das Reich. Die Behörden werden gegen derartige Störenfriede rücksichtslos im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vorgehen.“
Auch wir warnen gewissenlose Gerüchtemacher und sorglose Verbreiter solcher Greuelmärchen. Solche Gerüchte tragen nicht nur zur Störung des Turnfestes, sondern auch, zur allgem einen Beunruhigung der Bevölkerung bei. Die Ordnung im Staate wird so straff aufrechterhalten, daß solche Vorkommnisse, wie sie hier völlig aus der Luft gegriffen verbreitet werden, unmöglich gemacht werden.
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28.07.1933, S. 4
Augsburg. (Verlegung des Sitzes des Wörishofener Kneippbundes nach München?) Die „Neue Augsburger Zeitung“ schreibt aus Bad Wörishofen: Der von Pfarrer Kneipp gegründete Kneippbund e.V. Bad Wörishofen, der seit 43 Jahren seinen Sitz in Bad Wörishofen, der Wiege der Kneippkur, hatte, hat, wie wir hören, seine Hauptverwaltungsstelle nach München, Bad Brunnthal 3, verlegt. Unerfreuliche Vorkommnisse gaben Veranlassung zu diesen, dem Kurort Wörishofen nicht gerade zuträglichen Maßnahmen. Mit der Verlegung des Kneippbundbüros ist auch eine Übersiedlung des Gesundheitsverlages, in dem die über ganz Deutschland verbreiteten Kneippblätter erscheinen, verbunden.
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Dito, S. 5:
[Rassistischer Aufruf, quer über die Seitenbreite; auch 31.7.1933, S. 4]
Der Deutsche betritt auch während des Saisonschlußverkaufes kein Judengeschäft
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Dito, S. 6:
Steinheim. (Stützpunkt der NSDAP.) Hier wurde kürzlich ein Stützpunkt der NSDAP. gegründet. Leiter ist Pg. Bürgermeister Anton Leonhard, dessen Stellvertreter und Schriftwart Lehrer Pg. Dr. Kern, Kassenwart Pg. Andreas Unterweger.
Dorschhausen. (Vom Freunde in die Tiefe gerissen.) Am Donnerstag nachmittag ertranken im Fischweiher des Gastwirts Eberle in Dorschhausen der 24 Jahre altst taubstumme Schreiner Thomas Eberle (ein Pflegesohn des Wirts) und der 26jährige Landwirtssohn und Maurer Johann Kirschner. – Beide waren nach dem Mittagessen in erhitztem Zustande zum Baden gegangen, was bei Kirschner schlimme Herzbeschwerden verursachte, die ihn untergehen ließen. Eberle wollte seinen Freund retten, wurde aber von diesem mit in die Tiefe gezogen, so daß beide ertranken. Die Leichen wurden bald danach geborgen.
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Dito, S. 10:
In sieben Jahren 117 000 Selbstmorde
Rekordjahr 1931. – Meist Arbeitslosigkeit als Ursache.
Das deutsche Volk ist unter der starken und zielsicheren Führung Adolf Hitlers heute wieder mit der festen Zuversicht erfüllt: Es geht endlich aufwärts! Die dumpfe Verzweiflung, die infolge der furchtbaren und in ihrem Ende nicht abzusehenden Arbeitslosigkeit die ganzen letzten Jahre bald über einem Drittel unseres Volkes gelegen hat, weicht der Hoffnung. Die Menschen beginnen allmählich wieder Mut zu fassen und mit dem Vertrauen zum arbeitsschaffenden Staat auch das Vertrauen in sich selbst zurückzugewinnen.
Wie sehr hat es in den vergangenen Jahren daran gefehlt! Zu der materiellen Not kam zwangsläufig auch die seelische, man sah keinen Ausweg mehr, und viele Zehntausende haben unter diesen Zuständen geglaubt, dem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken vorziehen zu sollen. Es sind – eine Statistik des Grauens – in den sieben Jahren von 1925 bis 1931 nicht weniger als 117 000 Deutsche freiwillig aus dem Leben geschieden! Schätzungsweise war bei 80 000 von ihnen die seelische Verzweiflung über dauernde Erwerbslosigkeit die Ursache. Ihren höchsten Stand erreichte die Selbstmordziffer im Jahre 1931 mit 18 625 Selbstmördern, 13134 männlichen und 5 491 weiblichen. Auf 100 000 Einwohner kamen 28,8 Selbstmorde gegen 27,8 im Jahre 1930, 26,1 im Jahre 1929 und 25,2 im Jahre 1928.
Im Alter von 30 bis 60 Jahren verübten im Jahre 1931 6 598 Männer und 2 881 Frauen Selbstmord, das sind 391 Männer und 320 Frauen mehr als im Vorjahr. Auf je 100 000 Männer dieses Alters kamen 57,1 Selbstmorde und auf je 100 000 Frauen 21,8 Selbstmorde. Damit war die Selbstmordhäufigkeit der 30 bis 60- jährigen Männer und Frauen zugleich auch beträchtlich über den Vorkriegsstand 1913 angestiegen. Eine erhebliche Steigerung der Zunahme der Selbstmordhäufigkeit im Vergleich zu der Zunahme im Jahre 1930 war bei den über 60 Jahre alten Männern festzustellen. In diesem Alter begingen im Jahre 1931 3 252 Männer Selbstmord oder 404 mehr als im Vorjahre, während 1930 die Zahl der Selbstmorde von über 60jährigen Männern nur um 263 angestiegen war. Im ganzen hat die Zahl der Selbstmorde von über 30 Jahre alten Männern und Frauen im Jahre 1930 um 1017, im Jahre 1931 aber noch um 172 Fälle mehr, nämlich um 1189 zugenommen. Umso bemerkenswerter ist es, daß die Zahl der Selbstmorde von jugendlichen Personen im Alter von 15 bis 30 Jahren, die in den Jahren 1929 und 1930 ebenfalls nicht unbeträchtlich angestiegen war, im Jahre 1931 trotz der weiteren Verschärfung der Wirtschaftslage wieder stark zurückgegangen ist. Die Zahl der jugendlichen Selbstmörder sank von 5 079 im Jahre 1930 um 441 oder 8,7 v. H. auf 4 638 und war damit noch um 234 niedriger als im Jahre 1929. Infolgedessen erreichte die Selbstmordziffer der Jugendlichen bei beiden Geschlechtern fast wieder den Tiefstand von 1913. Man wird sich diesen Vorgang, der im Gegensatz zu der sonst allgemeinen Zunahme der Selbstmorde steht, vielleicht damit erklären können, daß die besonders während des Jahres 1931 rasch fortgeschrittene Politisierung der Jugend ein gewisses Gegengewicht gegen die seelischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit bildete.
Die häufigste Art des Freitodes war im Jahre 1931 wie von jeher der Selbstmord durch Erhängen oder Erdrosseln. Auf diese Weise töteten sich insgesamt 7 662 Personen, 264 mehr als im Jahre vorher. Am stärksten zugenommen haben indessen die Selbstmorde durch Erschießen; sie waren mit 2 585 Fällen um 290 zahlreicher als im Jahre 1930. Durch Einatmen von Leucht- oder Kochgas schieden 3055 Personen aus dem Leben gegenüber 2 918 im Vorjahr; durch Vergiftung mit flüßigen und festen Giften starben 1199 (1135) Personen, während die Selbstmorde durch Ertrinken mit 2222 und durch Ueberfahrenlassen mit 876 Fällen um 19 bezw. 221 Fällen seltener waren als im Jahre 1930.
In den einzelnen Gebietsteilen des Reiches war die Entwicklung der Selbstmordhäufigkeit im Jahre 1931 sehr verschieden. Besonders stark nahm die Selbstmordziffer in Schleswig-Holstein (um 7,9 je 100 000 Einwohner) zu, ferner in Oldenburg (um 6,1), in der Pfalz, in Ostpreußen und in der Grenzmark Posen - Westpreußen. Dagegen hat sie in Pommern, in der Provinz Sachsen nebst Braunschweig und Anhalt, in Bremen, in Westfalen und in der Rheinprovinz mehr oder weniger stark abgenommen.
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31.07.1933, S. 6
Memmingen. (Allgemein Deutscher Gruß.) Die Stadt Mainz ist, wie die Bayer. Staatszeitung meldet, wohl die erste Stadt in Deutschland, die jetzt den Deutschen Gruß allgemein für ihre Bürger eingeführt hat.
Ottobeuren. (Beisetzung des H. H. Prior P. Anton Gulder, O.S.B.) Freitag vormittag wurde unter Anwesenheit einer großen Anzahl Pfarrangehöriger der Trauergottesdienst für den im 60. Lebensjahr und 35. Jahre seines priesterlichen Wirkens in die Ewigkeit einberufenen Priors des Stiftes Ottobeuren, H. H. P. Anton Gulder abgehalten. Am Gottesdienst nahmen teil: Der Convent, Geistliche des Stiftes St. Stefan-Angsburg, des Landkapitels Ottobeuren, Vertreter von St. Ottilien und St. Bonifaz München, der Bruder des Verewigten Reg-Rat W. Gulder-Schweinfurt, Beamte des Staatess, der Gemeinderat Ottobeuren mit 1. Bürgermeister Fickler, Bürgermeister Hölzle - Haitzen, Weiß - Guggenberg und Petrich - Betzisried, Ordensschwestern von Ottobeuren, Klosterwald und Lautrach.
Nach dem Libera setzte sich der Leichenzug zur Klostergruft in Bewegung. Dem von vier Brüdern getragenen Sarg folgte der Convent mit H. H. Abt Dr. Einsiedler und H. H. Abt und bischöflichen Rat Dr. Plaziaus Glogger, St. Stephan Augsburg und der Bruder des nun in Gott ruhenden, neben den sonstigen geistl. und weltlichen Vertretern. In der Klostergruft fand unter den feierlichen Grabgesängen der Mitbrüder die Beisetzung statt. Neben seinen toten Mitbrüdern schläft nun dieser den Pfarrungehörigen unvergeßliche Geistliche der Auferstehung in Christi entgegen. R. I. P.
Ottobeuren. (Todesfall.) Im gemeindlichen Pfründespital verstarb Herr Georg Herkommer, ehemaliger Schuhmachermeister dahier, 90 Jahre alt. Beerdigung am Dienstag, 1. August vormittags 9 Uhr.
Ottobeuren. (Jakobimarkt.) Trotz des unbeständigen Wetters am gestrigen Sonntag war der hier abgehaltene Jakobimarkt gut besucht. Karussel, Schiffschaukel und Schießbude sorgten für Belustigung, während ab 3 Uhr im Postsaal die Kapelle Gebbert zum Tanze spielte. Der Geschäftsgang war gegenüber dem Vorjahr viel lebhafter.
Ottobeuren. (Einzug des Primizianten.) Am gestrigen Abend erfolgte die feierliche Ankunft des Primizianten H. H. P. Alexander König O.S.B. Am Eingang zur Basilika wurde H. H. P. Alexander, begleitet vom Abt des Stiftes H. H. Dr. Einsiedler, durch drei Primizbräutchen begrüßt. Überaus groß war die Zahl der Gläubigen im Gotteshaus; H. H. Pfarrpikar Pater Maurus begrüßte in einer tiefsinnigen Ansprache im Namen des Convents und der Pfarrgemeinde den neuen Mitarbeiter im Weinberge des Herrn. Seinen Dankesworten an alle setzte der Neupriester die Worte voraus: „Hoch preise meine Seele den Herrn“. – Kommenden Sonntag feiert der Primiziant dahier sein erstes hl. Meßopfer.
Böhen. (Kinderfest.) Am vergangenen Dienstag fand in Böhen das erste Kinderfest seit der nationalen Erhebung statt. Der reizende Umzug, den die Kleinen unter der Führung des Herrn Lehrers Gairhos veranstalteten, stand ganz im Zeichen des Hakenkreuzes. Besonders schneidig trabte der kleine S.A.-Retter und seine vier Begleiter voraus, ihnen folgte die singende Kinderschar, mit einem großen Festzug, mit kleinen, sehr schön bekränzten Wägelchen, Heuwagen und den Schnittern mit Sensen, Sicheln und Werkzeugen.
Ungefähr 3 Uhr eröffnete Herr Bürgermeister Fisch den Hauptakt des Festes mit herzlichen Begrüßungsworten und brachte auf unseren geliebten Volkskanzlers „Adolf Hitler“ ein dreifaches „Hoch“ aus. Hierauf setzte die gut disziplinierte Blechmusikgesellschaft Böhen mit schneidigen Märschen ein. Besonders hervorzuheben sind die vier Fahnenjunker, die ihre symbolische Darstellung ausgezeichnet mit einem dreifachen „Sieg Heil“ zu Ende führten, ferner spielten „Hansl und Gretl“ ihr Stück ausgezeichnet. Bei froher Stimmung und mit dem Horst-Wessel-Lied ging der Tag nur allzuschnell dahin, und die fröhliche Kinderschar mußte ihre belustigenden Spiele, wie Wurst schnappen, Sackjucken, schöne Reigen usw. nur zu bald abbrechen, um der lieben Heimat zuzuwenden.
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Ende der Abschriften
Der Zufall wollte es, dass Ende November 2021 eine Ansichtskarte gekauft werden konnte, die ein Teilnehmer der Lagereröffnung in Ottobeuren vom 11.06.1933 nach München schickte. Der Text:
(Poststempel Ottobeuren 12.06.1933)
An Frl. Roswitha Gassner
Cand math et phys
in München
Bruderstraße 9
Ottobeuren, den 11.VI.1933
Liebe Witha!
Heute sind so 30 Mann Arbeitsdienst, darunter auch ich, nach Ottobeuren zur Lagereinweihung gefahren. Zuerst war Kirchgang. Es ist hier die Kirche fast noch schöner als in Rott a / Inn. Dann wurden, obwohl es regnete, mehrere Reden geschwungen. Jetzt war gerade Mittagessen und um 2h ist dann der Festzug.
Herzliche Grüße von Georg
(P.S.:) Bitte schreib Du mal von Mü(nchen), von Weiden hab ich noch keine Nachricht.
Die hier vorliegende Aufbereitung von Artikeln aus dem „Allgäuer Beobachter“ im Zeitraum Mai, Juni und Juli 1933 ergibt ein sehr verdichtetes Bild der Veränderungen, die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten einhergingen. Zur Illustration wurden hierfür Fotos vom Arbeitdienst Ottobeuren eingestellt.
Rechtlicher Hinweis: Die Abbildungen und Texte werden als zeitgeschichtliche Dokumente veröffentlicht. Sie sind zwar gemeinfrei, eine missbräuchliche Nutzung ist dennoch untersagt! Die zeitgeschichtlichen Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus werden nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungsfeindlicher Bestrebungen, der wissenschaftlichen und kunsthistorischen Forschung, der Aufklärung oder der Berichterstattung über die Vorgänge des Zeitgeschehens gezeigt und sind in keiner Weise als propagandistisch zu sehen. Es gelten die Maßgaben im Sinne des § 86 und 86a StGB.
Einige Worte zur Einführung:
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30.01.1933 begann unmittelbar eine Zeit radikaler Umwälzungen. Gewählte Volksvertreter wurden aus den Gremien verdrängt („Der Parteienstaat ist überwunden“), durch Bedrohung, Angriffe (scheinheilig: „Da dem Bürgermeister von unbekannten Tätern die Fenster eingeworfen wurden, so beantragten wir am kommenden Morgen beim Staatskommissar, für die Sicherheit der Person des Bürgermeisters Sorge zu tragen.“) und Inhaftierung – gedroht wurde zynisch mit einem „Erholungsurlaub“ in Dachau – wurden politische Gegner eingeschüchtert und mundtot gemacht. Vertreter von SPD und Bayerischer Volkspartei mussten nach Entlassung aus der Schutzhaft ihre Rücktrittserklärungen unterschreiben – sicherlich nicht ganz freiwillig. Andersdenkende wurden diffarmiert, wirtschaftlich benachteiligt und vorverurteilt („der bekannte Käseschieber Rosenbaum“, „Abgesandte Moskaus“ usw.). Durchgesetzt wurden die Ziele mit Schließungen, Razzien, Gewalt und Propaganda. Verhaftet wurden Personen ungeachtet des gesellschaftlichen Standes, sogar der von 1919 bis 33 amtierende Bürgermeister Adolf Fergg wurde – obwohl er zurückgetreten war – einige Tage in „Schutzhaft“ genommen.
Legitimiert wurde vieles davon in Gesetzen, bei denen man sich – was Pressefreiheit oder politischen Pluralismus angeht – aktuell an China, Russland oder die Türkei erinnert fühlt. Bereits 1933 wird ein Gesetz („Reichsgesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“) erlassen, das Maßnahmen wie Zwangssterilisierungen von „Erbkranken“ ermöglicht; auch etliche Ottobeurer waren betroffen. (Siehe: https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/468
Der „Allgäuer Beobachter“ lieferte sich mit der „Memminger Zeitung“ einen öffentlichen Schlagabtausch, wobei das Nazi-Blatt am längeren Hebel saß: als allein anerkanntes Organ für öffentliche Bekanntmachung und durch Erscheinungsverbote der Konkurrenz. Man entzog Kritikern die wirtschaftliche Grundlagen, sei es, weil man ihnen keine gemeindlichen Aufträge mehr erteilte, weil man bei der Stellenvergabe Parteimitglieder bevorzugte oder weil man sie schlichtweg einsperrte. Das führte soweit, dass man sich darüber stritt, wer für die Unterstützung der verbliebenden – verarmten – Familien aufkommt. Nazi-Anhänger hingegen hatten in vielerlei Hinsicht Vorteile („Arbeit und Brot zuerst den Kämpfern der nationalen Revolution“).
Die Stellung der Nationalsozialisten war beileibe nicht zu 100% gefestigt, dazu musste neben der Gleichschaltung des öffentlichen Lebens und der Gemeindepolitik noch an weiteren gesellschaftlichen Stellschrauben gedreht werden. Insbesondere die Kirche musste man zurechtstutzen, denn von den Kanzeln wurde das Regime durchaus kritisiert. Die Inhaftierung und Bedrohung von Pfarrern (hier am Beispiel des Ollarzrieder Pfarrers Michael Hösle), die Vereinnahmung religöser Elemente in den NS-Duktus (vgl. die „Zehn Gebote eines Deutschen“) zeigten aber auch hier Wirkung: Man gab sich christlich und bezog die Kirchen mit ein, schaffte es aber, über Kürzungen von Zuschüssen, über Gegenmaßnahmen vor Ort und über das neu verhandelte Konkordat mit dem Heiligen Stuhl, Kirche auf Seelsorge und unpolitische Gottesdienstgestaltung zu reduzieren. Abt Dr. Josef Maria Einsiedler wird in den drei Monaten ein einziges Mal erwähnt, vermutlich nur, weil der Prior gestorben war. Die Schließung der katholischen Pfarrbücherei oder der Streit um die Kostenübernahme der Wartung der Kirchturmuhren sind zwei weitere Beispiele dieser Verdrängung.
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/665
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/611
Die Volkszählung vom 16.06.1933 ergab für Memmingen 18 verschiedene Konfessionen, doch schon kurz darauf wurden gerade diejenigen mit stark pazifistischer Ausrichtung – wie die „Ernsten Bibelforscher“ (Zeugen Jehowas) oder der „Deutsche Monistenbund“ – verboten. Von Monat zu Monat wurde auch die Hetze gegen Juden stärker. Dies vor dem Hintergrund, dass 162 Juden in Memmingen bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 15.404 Einwohner gerade mal 1,05% der Bevölkerung ausmachten. Quer durch die „Zeitung“ zogen sich Aufforderungen wie „Der Deutsche betritt auch während des Saisonschlußverkaufes kein Judengeschäft“; jeder Jude war grundsätzlich verdächtig und suspekt („Buxbaum aus Buchloe – Name und Mann riecht stark nach Israel“), das Spektrum des Hasses reichte bis zu unverhohlenen Morddrohungen („Für jeden Deutschen werden 10 Juden gehängt“). Man warb für den Kauf des „Handbuchs der Judenfrage“, man hatte – neben dem „Schanddiktat von Versailles“ – vor allem in den jüdischen Mitbürgern einen Prügelknaben und Sündenbock gefunden, bei dem man alle Schuld abladen konnte.
Am 8. April 2021 wurde in Israel der jährliche „NS-Gedenktag“ begangen; der zugehörige Bericht der „Heute-Nachrichten“ des ZDF war überschrieben mit „Es begann mit Worten“. Am Anfang standen Worte des Hasses. Greg Schneider, der Vizepräsident der „Claims Conference“ wurde mit einem sehr treffenden Satz zitiert: „Man wacht nicht eines Morgens auf und beschließt, sich an einem Massenmord zu beteiligen.“ Die Initiative mahnte, dem Massenmord an den europäischen Juden wäre Hasspropaganda im nationalsozialistischen Deutschland vorangegangen. Dieser Eintrag im virtuellen Museum dient deshalb auch der Mahnung, dass sich Geschichte nicht wiederholen darf. Avichai Apel von der „Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland“ sprach am 8. April vom „Krebsgeschwür des Antisemitismus, das zunehmend das Zusammenleben in unserer Gesellschaft vergiftet“. Hassbeiträge in sozialen Medien („digitaler Sumpf des Hasses“) wären „ein schlimmer Brandbeschleuniger, die das Leben für Juden hierzulande gefährlicher gemacht haben“. 2021 wohlgemerkt!
Ein Hetzblatt wie der „Stürmer“ des Julius Streicher, die 25 Jahre lang jede Woche ausschließlich antijüdische Hetze betrieben hat, erklärt – zusammen mit all den anderen Maßnahmen – wie es dazu kommen konnte, dass Juden nicht mehr als Menschen betrachtet wurden. Der ehemalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel sagte am Rande des Merkel-Besuchs in Ottobeuren im September 2018 den treffenden Satz: „Nationalismus führt unweigerlich zum Krieg.“
Immerhin: Einen sog. „Stürmer-Kasten“ scheint es in Ottobeuren nicht gegeben zu haben.
Wie die Infiltration, die Gehirnwäsche gerade auch bei jungen Menschen wirkte, lässt ein Poesiealbum einer Ottobeurer Jugendlichen von 1943 erahnen, das hier abrufbar ist:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/504
Abrufbar ist bei OMG auch die „Ottobeurer Zeitung“ des ersten Quartals 1933:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/553
Zu empfehlen ist auch die Ottobeurer Initiative zu „75 Jahre Kriegsende“:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/712
Der Alltag wurde zunehmend militarisiert (am Rande des Kinderfestes in Ottobeuren gab es 1933 sogar einen „10 km Armee-Gepäckmarsch“), neben NSDAP-Vertretern traten auch HJ, BdM, SA, SS und Stahlhelm öffentlich auf den Plan, die Mitglieder des neu errichteten „Freiwilligen Arbeitsdienstlagers“ Ottobeuren trugen Uniform, ja selbst die Blaskapelle des Obersteuersekretärs Gebbert.
Es setzte ein unheimlicher Führerkult ein: Die Bahnhofstraße wurde zur Adolf-Hitler-Straße, Höhepunkt des Kinderfestes in Stephansried war die Überreichung des „Führer-Bildes“ für das Schulhaus, Hitler wurde zum Ehrenbürger Ottobeurens, der Marktplatz wurde zum Hindenburg-Platz, Hindenburg zu Ehren wurde über dem Eingang in die Knabenschule (heute: Haus des Gastes) eine Bronze-Plakette in die Wand eingelassen. Auch dem NS-Statthalter in Bayern – und am 25.03.1933 ebenfalls zum Ehrenbürger Ottobeurens ernannten – Ritter von Epp, wurde in Ottobeuren eine Straße gewidmet: die Kemptener Straße (heute: Sebastian-Kneipp-Straße).
Hitlers frühere Gefängniszelle in Landsberg wurde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu allen Anlässen sang man das Horst-Wessel-Lied, die Nationalhymne und das „Lied der Deutschen“, man rief „Sieg-Heil“ und grüßte mit „Deutschem Gruß“. (Die Stadt Mainz machte dies als eine der ersten Städte in Deutschland bereits 1933 verbindlich.)
Der Beobachter bot ständig Postkarten des Volkskanzlers an („Hitler als Frontsoldat im Felde“). Der Ottobeurer Kirchenmaler Ludwig Dreyer gewann mit einem Hitler-Portrait sogar einen reichsweiten Wettbewerb, Schaufenster wurden mit seinem Konterfei dekoriert; die Lindauer Künstlerin Lilli Thoms biederte sich mit der Komposition eines „Ludwig-Siebert-Festmarsch“ an.
Auf den „Führer“ eingeschworen wurden selbst Grundschüler (siehe Aufsätze aus der Mädchenschule Ottobeuren zum 50. Geburtstag Hitlers). Man nutzte die Begeisterungsfähigkeit junger Menschen gnadenlos aus. Selbst nachdem der Krieg längst begonnen hatte, feierten junge Männer in Ottobeuren noch ihre Musterung, weil sie anschließend auf Eroberungszüge gehen und ihr Heldentum unter Beweis stellen konnten.
Am 1. Mai 1933 wurde – wie fast überall – eine „Hitler-Eiche“ gepflanzt. Nur: In Ottobeuren wurde das am Ämtergebäude stehende Bäumchen angesägt und ging wieder ein. Daraus resultierte eine Verhaftungswelle unter Kolpingleuten und Anhängern der Bayerischen Volkspartei. Max Holzmann sagte in seinen Erinnerungen, dass ihnen damals gesteckt wurde, die Aktion sei von den Nationalsozialisten geplant gewesen, der spätere Bürgermeister Josef Hasel, der auch von 1935 - 45 Bürgermeister Ottobeurens war, schrieb in seiner eigenen persönlichen Rückschau schwarz auf weiß, dass es die SS selbst war, die das Bäumchen ansägte, um einen Vorwand für die Verhaftungen zu schaffen. Jeder in Ottobeuren wusste, was einem blüht, wenn man sich nicht regimetreu verhält. Die „Berichte“ hierzu sind eine Blaupause für Propaganda und seien für den Geschichtsunterricht sehr empfohlen.
Semi-religöse Konnotationen entstehen bei folgender Meldung aus dem „Beobachter“:
„Die Lazaruskirche in Berlin, wo unter ungewöhnlich großer Anteilnahme der Bevölkerung 50 Paare der NSDAP.-Ortsgruppe Weberwiese in gemeinsamer Feierlichkeit getraut wurden. 600 Mann vom Horst Wessel-Sturm marschierten auf und gaben dem Fest einen würdigen Rahmen.“
Hochzeiter bekamen in Ottobeuen – wie überall – von der Gemeinde Hitlers „Mein Kampf“ als Geschenk überreicht. Was für eine geeignete Literatur für die Flitterwochen! Das ein oder andere Mal dürfte dennoch Dankbarkeit aufgekommen sein, denn es wurden „Ehestandsdarlehen“ ausbezahlt, um die Ehe – und damit verbunden die Gründung einer Familie mit (möglichst vielen) Kindern – zu fördern. Moore wurden – insb. vom Arbeitsdienst – trockengelegt, um jungen Leute nach der Urbarmachung eine „eigene Scholle“ zu geben. Das Regime konnte mit vielen Maßnahmen Pluspunkte sammeln: bekanntermaßen mit den Maßnahmen zur Verringerung der Arbeitslosigkeit, aber auch mit etlichen anderen Aspekten:
Es wurde beispielsweise zu „Spenden vom eigenen Gehalt“ zugunsten der Arbeitsbeschaffung („freiwillige Spenden zur Förderung der nationaler Arbeit“) aufgerufen, es gab Fahrten für Waisenkinder, man sollte deutscher Produkte kaufen (vgl. KFZ-Statistik 1933 oder Trumps „America first“), Erntehelfer halfen in der Landwirtschaft, Winterhilfswerk, Kraft durch Freude, man gliederte Studenten in den Arbeitsdienst – und damit in die „Volksgemeinschaft“ – ein. Standesunterschiede sollten so aufgehoben werden: „Mit dem gleichen Recht kann ein Straßenkehrer Anspruch auf lebenslänglichen Dienstvertrag erheben wie ein Oberbürgermeister.“ Geschäfte wurden „wegen Preiswuchers“ polizeilich geschlossen. Plötzlich – so erzählten alte Ottobeurer – gabe es keine Bettler und Hausierer mehr auf den Straßen. Das kam gut an.
Was das alles mit den Menschen machte, zeigt sich beispielhaft im Text einer Karte (nach Bad Wörishofen) zum „Anschluss Österreichs“ 1938:
Welche Hoffnungen hier zum Ausdruck kommen, die der „gottbegnadete Führer“ erfüllen sollte.
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/604
Für Oppositionelle muss all dies unerträglich gewesen sein. Es gab alltäglichen Widerstand, mehr als man gemeinhin annimmt, aber er hatte letztlich keine Chance. Ein paar Beispiele: Die Memminger Zeitung – ähnlich wie manche Pfarrer – wurde kritisiert, weil ihre „politische Haltung charakterlos“ war, weil sie „schamlose Unwahrheiten über unseren verehrten Führer verbreitete“.
Beklagt wurden im „Beobachter“ „absichtliche Störungen des Rundfunks“ oder „anonyme Schmähschreiben“, mit denen die Verwaltung in Ottobeuren belästigt wurde. In Memmingen wurde beim Arbeitsdienstlager die Hakenkreuzfahnen gestohlen, „charakterlose Schmierer“, so der „Beobachter“, hätten „in den letzten Nächten an verschiedenen Stellen der Stadt weiße Inschriften angebracht, die Schmähungen gegen unseren Reichskanzler Adolf Hitler besagten“. Am Gefängnis war zu lesen: „Heraus mit unseren Gefangenen!“
Umgekehrt schildert ein sehr ausführlicher Bericht im „Allgäuer Beobachter“ einen Aufmarsch der Nationalsozialisten in Kempten 1932 oder wie es Nazis in Funktionen – wie dem neuen Bürgermeister von Attenhausen – erging: Er musste „einen Geschäftsboykott und Anschuldigungen gemeinster Art über sich ergehen lassen“, hieß es. Die SA., und SS.-Leute, die bei der Festnahme der ehem. Bayernwachtangehörigen in Ottobeuren mitgewirkt haben, sahen sich einer „gewissenlosen Hetze“ ausgesetzt, ihre Geschäfte wurden boykottiert.
Statt Einigkeit ging ein Riss durch die Gesellschaft, man boykottierte die jeweils andere politische Seite, privat wie geschäftlich. Ein Riss, der sich bis ins 21. Jahrhundert nachvollziehen lässt.
Das rechte Blatt verstieg sich sogar zu dem Vorschlag, den „Schandpfahl wieder aufleben zu lassen.“ – was später im Falle von „Rassenschändern“ und „Volksschädlingen“ bekanntermaßen umgesetzt wurde. Die Diktatur setzte ihren Absolutheitsanspruch gandenlos um.
Es werden sogar Texte von gegnerischen Flugblättern im Wortlaut veröffentlicht und man spielt dabei den „Wolf im Schafspelz“. Dreiste Lügen und Propaganda in Reinkultur – wie die Einladung der Internationalen Presse ins KZ Dachau. Am Ende wird frech behauptet: „Bezeichnend für die Führung des Dachauer Konzentrationslagers ist die Tatsache, daß drei Schutzhäftlinge, die vor einiger Zeit entlassen worden sind, schon nach wenigen Tagen zurückkehrten, mit der Bitte, wieder ins Lager aufgenommen zu werden, da sie hier alles hätten, was ihnen draußen fehlt: Nahrung, Arbeit und ein Dach über dem Kopf. Die freiwilligen Schutzhäftlinge wurden auch wieder aufgenommen.“)
Es wurde nichts dem Zufall überlassen, alles wurde überwacht. (Bad Wörishofen: „Die Feststellungen des Fremdenkontrolleurs geben Veranlassung, neuerdings auf eine genaue Einhaltung der Meldevorschriften für vorübergehend sich hier aufhaltende Personen durch Wohnungsgeber hinzuweisen. Als Fremde gelten auch Familienbesuche. Der gemeindliche Fremdenkontrolleur hat Auftrag, künftig jede Zuwiderhandlung gegen die betr. Meldevorschriften unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen.“) Anschläge jeder Art (schriftl. Ankündigungen) durften nur an behördlich zugelassenen Stellen angeklebt ober sonstwie angebracht werden.
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Passend zum Thema sei an die Konsequenz von Rassenideologie und Nationalismus erinnert. Zum 76. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 11.04.2021 in Weimar:
"Wer sich nicht mehr daran erinnert, was geschehen ist, der hat auch vergessen, was geschehen kann.“
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/bundespraesident-steinmeier-gedenken-konzentrationslager-buchenwald-100.html
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Empfohlen seit die Ausstellung „VerVolkt – Kann Spuren von Nazis enthalten“, die am 16.05.2021 eröffnet wurde (zum „Internationalen Museumstag“) und bis 23.01.2022 zu sehen ist (Martin-Luther-Platz Memmingen; der Ausstellungsteil im Stadtmuseum Memmingen – einschließlich des Filmbeitrags von Leo Hiemer – kann Corona-bedingt noch nicht besichtigt werden).
Auf dieser Seite sind drei Fotos vom Eröffnungstag abrufbar, darunter die Tafel zur „Hitler-Eiche in Ottobeuren“ (mit einem kleinen Fehler: Gepflanzt wurde die Eiche am 1.5.1933, nicht am 1.3.).
Die Ausstellung ist sehr empfehlenswert; viele Aussagen sind schockierend und machen die Brutalität des Regimes deutlich; berührend ist vor allem die Verbindung mit Einzelschicksalen.
Die Themen:
Christlicher Widerstand / Zwangsarbeiter in der Tierzuchthalle / Jüdisches Leben in Memmingen / Die Verfolgung von Sinti und Sintezze / Jüdisches Leben in Fellheim / Das Kriegsgefangenenlager Stalag VII B / Rechte Gewalt – systematisch Terror verbreiten / Voice of Anger: Der rechte Untergrund im Allgäu / Oldschool Records Grönenbach / Was tun? / Nazi-Ideologie: Heute wie damals? / Querdenken: Durchlauferhitzer zu Antisemitismus und Umsturzphantasien / Braune Biohöfe: Grün umrankte rechtsradikale Ideologie.
Veranstalter ist das Stadtmuseum Memmingen, Kuratorin: Regina Gropper. Zur Motivation für die Ausstellung sagte sie zur Eröffnung: „Ziel des Projektes ist es, das gemeinsame Erinnern und die Diskussion um rechte Tendenzen im öffentlichen Raum anzuregen.“
Link: https://allgaeu-rechtsaussen.de/2021/05/15/kann-spuren-von-nazis-enthalten-open-air-ausstellung-vervolkt/
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Die nachfolgenden Texte sind nicht formatiert, Formatierungen und Links sind aber in der gleichlautenden docx und pdf enthalten.
Beginn der Abschrift (Helmut Scharpf, 04/2021) aus dem „Allgäuer Beobacher“ (Quelle: Digitalisat Stadtarchiv Memmingen):
04.05.1933, S. 3
Wichtige Umorganisation im Arbeitsdienst
Berlin. Der Staatssekretär für den Arbeitsdienst, Oberst Hierl, macht als Vertreter der Reichsleitung über den geplanten Umbau des freiwilligen Arbeitsdienstes in Arbeitsdienstpflicht grundsätzliche Ausführungen. Dadurch soll der freiwillige Arbeitsdienst nach bisheriger Methode am 1.10.1933 durch einen staatlichen Arbeitsdienst abgelöst werden, der zunächst ebenfalls noch freiwillig ist und als Arbeitsheer 120 000 Mann umfassen soll. Die Arbeitsdienstpflicht soll mit dem 1. Januar 1934 einsetzen und zwar soll dann der Jahrgang herangezogen werden, der im Jahre 1934 das 19. Lebensjahr beendet. Da es nicht möglich sein werde, den ganzen Jahrgang auf einmal einzuziehen, werde man je die Hälfte eines Jahrganges auf ein halbes Jahr zum Dienste heranziehen. Dieses Arbeitsdienstheer wird voraussichtlich 350 Tausend Mann umfassen. In den folgenden Jahren sollen die ganzen Jahrgänge geschlossen für ein ganzes Jahr eingezogen werden.
Die Führer des Arbeitsdienstes sollen nach Möglichkeit aus den Reihen der bisherigen Lagerführer entnommen werden. Arbeit für die Beschäftigung der Arbeitsdienstpflichtigen werde in ausreichender Menge vorhanden sein. Rein für Bodenausbesserungsarbeiten können auf mindestens 10 Jahre 8 - 9 Millionen angesetzt werden. Auch bei den Arbeitsbeschaffungsplänen der Reichsregierung ist die Heranziehung der Arbeitsdienstfreilligen in Aussicht genommen.
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Dito, 04.05.1933, S. 6
Memmingen. (Staatliche Führerschulungskurse des Arbeitsdienstes.) Die staatlichen Führerschulungskurse des Bezirksführers des Arbeitsdienstes für den Bezirk Bayern wurden am 24. April mit insgesamt rund 300 Teilnehmern eröffnet. Sämtliche Führeranwärter wurden in feierlicher Weise verpflichtet. Soweit sich bis jetzt übrsehen läßt, ist das Menschenmaterial größtenteils ausgezeichnet, Stimmung und Eifer durchwegs vorzüglich. Es wird – neben den einschlägigen dienstlichen Stellen und den sonstigen Behörden – der gesamten bayerischen Presse einschließlich der illustrierten Presse Gelegenheit gegeben werden, in einer Tagfahrt, die mit einem Festakt in Memmingen endigt, sich von dem Betrieb und dem Ergebnis dieser Führerschulungskurse zu überzeugen.
Ottobeuren. (Generalversammlung des Verschönerungsvereins.) Bei gutem Besuch, hielt Samstag abend im Gasthof zur Post der Verschönerungsverein die diesjährige Hauptversammlung ab. Herr Baumeister Johann Mayer, als Vorstand hieß die Mitglieder und besonders Herrn Bürgermeister Fickler und den Gemeinderat herzlich willkommen. Seit 100 Jahren hält nun der Verein in den Lenzmonaten jeweils seine Versammlungen mit dem Bericht über das abgelaufene Jahr und der Aufstellung des neuen Programmes. Der verstorbenen Mitglieder Engelbert Fickler und Alois Kudermann wurde durch Erheben von den Sitzen gedacht. Der Jahresbericht:
Auf neue Sachen konnte man sich im letzten Jahr nicht einlassen, die Arbeiten beschränkten sich auf Reparaturen am Bestehenden. Dennoch sei alles aufgeboten worden, den Markt zu verschönern. Um einen Zuschuß wurde die Marktgemeinde nicht angegangen. Es war auch nicht möglich, Fenster- und Balkonschmuck zu prämieren. Die Anlagen im Bannwald wurden durch das Forstamt betreut. In allen Anlagen, so auch in der Schelmenheide wurde die Instandsetzung der Wege, Brücken und Stege vorgenommen. Zu tadeln ist der viele Unrat in der Bürgermeister-Frey-Anlage, der gemacht wurde. Verbessert wurde der Weg nach Woringen, der Fußweg vom Ulrichsbrunnen zum Bannwald, der Fußweg von der alten Schießstätte bis zum Friedhof, von der Buschelkapelle nach Klosterwald, der Fußweg zum Konohof, die Anlage am Alexanderbrunnen und bei der Apotheke. Ins Auge gefaßt sei, die Anbringung von Vogelnistkästchen. — Fremdenverkehr:
Der Ort war von Passanten gut besucht. Zum Fremdenverkehr gehöre vor allem ein schönes Bad. Die vor zwei Jahren betriebene Erbauung eines solchen (unterhalb des Abfalls) ruhte, hauptsächlich wegen der Finanzierung bis heute. Unter Zuhilfenahme des Freiw. Arbeitsdienstes könnte man vielleicht den Plan verwirklichen. Unsere Anlagen sind dem Schutze durch das Publikum eindringlich empfohlen. Herrr Schulrat Schwägele verlas die Niederschriften, ebenso erstattete Herr Schulrat als stellvertr. Kassier den Kassenbericht. – Bei Punkt Neuwahl, die durch Zuruf erfolgte, wurden wieder gewählt: Als Vorstand Johann Mayer, Kassier Meinrad Schwägele, Schriftführer Georg König (neu dazu gewählt). Der Ausschuß blieb unverändert. Der neue Arbeitsplan: Erneuerung der Wege, Bänke und Stege im Bannmwald und in der Schelmenheide, Einfriedung der Zeppelintanne, Ausbesserung des Fußweges nach Fröhlins - Buschel, Renovierung der Figur des Alexanderbrunnen. –
Bürgermeister Johann Fickler anerkannte, daß die Tätigkeit des Verschönerungsvereins im Interesse des Marktes liegt, wenn es möglich ist, werde er auch einen Zuschuß befürworten. Nachdem die öffentlichen Mittel sehr knapp sind, sollten auch jene Kreise die am Fremdenverkehr Nutzen haben, Opfer bringen. Dann würde noch die Erbauung des Bades, unter Zuhilfenahme des Freiw. Arbeitsdienstes ausgiebig besprochen. Als Platz zur Pflanzung der Hitlereiche entschied man sich für das Wiesenstück vor dem Amtsgebäude. Der Vorstand dankte und schloß mit dem Wunsche, daß der Verein weiter wachsen, blühen und gedeihen möge. Herr Bürgermeister Fickler richtete noch an die Herren der Vorstandschaft, sowie auch den ganzen Ausschuß herzliche Dankesworte.
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Dito, S. 6:
Der Marktgemeinderat Ottobeuren spricht der gesamten Einwohnerschaft u. der beteiligten Umgebung für ihr Mitwirken an dem äußerst festlichen Zustandekommen des Tages der nationalen Arbeit hiermit den herzlichsten Dank aus.
Ottobeuren, den 3. Mai 1933. Marktgemeinderat: Johann Fickler, 1. Bürgermeister
Freiw. Feuerwehr, Ottobeuren. Laut Beschluß des Verwaltungsrates der Freiw. Feuerwehr Ottobeuren findet am Samstag, 6. Mai 1933, abends ½ 8 Uhr im Gasthaus zur „Sonne“ eine außerordentliche General Versammlung statt, zwecks Neuwahl des Verwaltungsrates. Mitglieder des Gemeinderates, die Interesse an unserer Sache haben, sind freundl. dazu eingeladen. Ottobeuren, den 4. Mai 1933. Der stellvertr. Kommandant.
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Dito, S. 7:
Kempten. (Aus der Schutzhaft entlassen) wurden anläßlich des Nationalfeiertages am 1. Mai der ehem. Stadtrat Anton Scheedel und Sparkassendirektor Zellhuber.
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05.05.1933, S. 7
Amtliche Anzeigen des Stadtrats Memmingen
Tag der Jugend
Nach einer Verordnung des Stäatsmimsteriums für Unterricht und Kultus wird am 7. Mai in ganz Bayern ein Tag der Jugend durchgeführt. Als Auftakt zu diesem Festtage werden am Samstag um 5 Uhr nachmittags in einer würdigen Feier von sämtlichen Schulen Memmingens eine Hindenburg- und eine Hitler-Eiche vor der Festhalle des Volksparkes gepflanzt werden. – Am Sonntag findet bei St. Martin um 8.45 Uhr und bei St. Josef um 10.45 Uhr ein Jugendfestgottesdienst statt, an dem die Jugendverbände geschlossen teilnehmen. Von 11 bis 12 Uhr konzertiert die Stadtkapelle im Hallhof, um die Bevölkerung auf die durch das Ministerium angeordnete öffentliche Sammlung aufmerksam zu machen, deren Erträgnisse den Zwecken der Jugendpflege zugute kommen. Am Nachmittag um 2 Uhr marschieren alle Verbände in gemeinsamem Zuge vom Marktplatz zum Volkspark. Hier sind neben gemeinsamen Gesängen und Freiübungen Fußball- und Faustballwettkämpfe zwischen Jugendmannschaften, Staffelläufe u. a. vorgesehen. Es ist aber auch Sorge getragen, daß die einzelnen Verbände, über alle Spielfelder verteilt und mit eigenem Programm, Einblick geben in ihre vielseitige Arbeit mit der Jugend. An die Bevölkerung von Stadt und Land ergeht die Bitte um rege Anteilnahme am Tag der Jugend.
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06.05.1933, S. 4
Memmingen. (Tag der Jugend.) Auch in Memmingen wird der morgige Jugendtag festlich begangen werden. Schon heute findet in einer würdigen Feier von sämtlichen Schulen Memmingens die Pflanzung einer Hindenburg- und einer Hitlereiche im Volkspark des Stadions statt. Am Sonntag findet bei St. Martin ...
Ottobeuren. (Anonyme Schreiben.) Seit kurzem mehren sich wieder die Fälle, wonach auch die hiesige Gemeindeverwaltung mit anonymen Schreiben belästigt wird. Die Ortspolizeibehörde macht heute durch eine Bekanntmachung im Inseratenteil darauf aufmerksam, daß u. U. im Betretungsfall der Briefschreiber sich einer ganz empfindlichen Strafe aussetzt und dieser sich auch durch einen sehr niedrigen Charakter auszeichnet.
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Dito, S. 5
Bekanntmachung
Betreff: Anonyme Schreiben. Seit neuem mehren sich wieder die Fälle, wonach auch die hiesige Gemeindeverwaltung mit anonymen Schreiben udgl. belästigt wird. Wir machen darauf aufmerksam, daß auf Grund einer Ministeriellen Bekanntmachung anonyme Schreiben udgl. ohne Rücksicht auf deren Inhalt in den Papierkorb und zu den Einstampfsachen wandern. Im übrigen bedarf es gerade auch in hiesiger Gemeinde eines deutlichen Hinweises, daß sich der anonyme Briefschreiber, der sich u. U. im Betretungsfalle ganz empfindlicher Bestrafung aussetzt, eines sehr niedrigen Charakters auszeichnet. Ottobeuren, den 4. Mai 1933.
Ortspolizeibehörde: Johann Fickler, 1. Bürgermeister.
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08.05.1933, S. 6
Der Tag der deutschen Jugend
„Die Jugend ist unsere Zukunft“ diese Tatsache hat in Deutschland niemand mehr erkannt als der Nationalsozialismus. Und gerade in unserem heutigen Deutschland ist es notwendiger wie je, daß die Jugend deutsch ist und deutsch wird im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie hat das Erbe anzutreten, das eine schlimme Zeit hinterlassen hat und an ihr liegt es, das Werk zu vollenden, das begonnen wurde nach einer 14 jährigen Zeit der Schmach und der Schande. Darum begrüßen wir es, daß Tage eingerichtet sind, die ganz besonders der deutschen Jugend gelten. In allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes marschierten darum gestern unsere Buben und Mädels auf, stolz sich als die deutsche Jugend bekennend. Auch Memmingen beging den Tag auf würdige Weise. Schon am Samstag war es unseren Jungens vorbehalten, an schönem und würdigen Platze eine
Hindenburg- und Hitler-Eiche
zu pflanzen. Vor dem Eingang zur schönen Halle in Memmingens prächtigem Stadion stehen die beiden Bäumchen, die sich entwickeln sollen zum mächtigen Baume zum Symbol deutscher Kraft und Stärke. In stattlicher Zahl waren die Kinder mit klingendem Spiele hinausmarschiert zum Stadion. Ein großer Kreis wurde formiert um die Stätte, da die jungen Bäumchen soeben in Mutter Erde gepflanzt worden waren. Dann erscholl das prächtige Heimatlied von allen gesungen „Ich hab‘ mich ergeben, mit Herz und mit Hand, dir Land voll Lieb' und Leben, mein teures Vaterland.“ Nach einem Sprechchor der Mädchen des Lyzeums ergriff der bewährte Leiter der hiesigen Realschule und des Progymnasiums, Oberstudiendirektor Dietl das Wort, der in markigen Ausführungen die deutsche Eiche verglich mit deutschem Volkstum, deutscher Tatkraft und dann die beiden Bäume unserem verehrten Reichspräsidenten von Hindenburg und unserem großen Kanzler Adolf Hitler widmete. Begeistert sang die Jugend anschließend das Lied „Das ist mein Vaterland, in dem ich geboren.“
Im Namen der Stadt nahm anschließend Bürgermeister Dr. Berndl die Bäume in treue Obhut. Das Deutschlandlied gemeinsam und trotz des einsetzenden Platzregens voll zu Ende gesungen, beschloß die erhebende Feier. Früh schon waren die Buben und Mädels am Sonntag auf den Beinen. Geschlossen nahmen die Jugendverbände an den beiden feierlichen Festgottesdiensten um 8.4h Uhr bei St. Martin und um 10.45 Uhr bei St. Josef teil. Im Hallhof konzertierte unter Anwesenheit einer großen Menschenmenge die Stadtkapelle, die mit ihren schmissigen Weisen lebhaften Anklang fand. Währendessen, wie auch den ganzen übrigen Tag, waren die Sammler unermüdlich tätig, all denen wußten sie gehörig zu Leibe zu rücken, die nichts von einem Festzeichen wissen wollten, sodaß schließlich diesen gar nichts anderes übrig blieb, als ein solches zu kaufen.
Nachmittags 2 Uhr versammelten sich die gesamten Jugendverbände am Marktplatz zum Festzuge hinaus ins schöne Stadion. Riesige Menschenmengen – die Stadt war infolge der geöffneten Geschäfte außerordentlich belebt – sammelten sich zu beiden Seiten der Straßen durch die die frischen Jungens und Mädels zogen. Fröhlichkeit und Stolz auf all den Gesichtern, die Jugend war sich bewußt, daß der Tag ihr gehörte. Voran die unermüdliche, und durch ihr treffliches Spiel außerordentlich beliebte Knabenkapelle, die Meister Schelle so gut geschult hatte, dann folgten in bunter Reihenfolge die Hitlerjugend in ihren verschiedenen Formationen in schmuckem Braun der Bund deutscher Mädels, der Jungstahlhelm, dann in Sportkleidung der F.C.M., hierauf mit seinen deutschen Turnerschaftsfahnen in stattlicher Anzahl mit seinen diversen Abteilungen der Turnverein Memmingen, darnach die evangelischen Jugendverbände mit Kapelle und anschließend die verschiedenen katholischen Jugendgruppen. Auch der gute Spielmannszug der S.A. nahm an dem Marsche teil.
Durch die belebten Straßen begab sich der Zug hinaus ins Stadion, wo bald auf allen Plätzen lebhaftes Treiben zu beobachten war. Unter der vorzüglichen Leitung von Oberturnwart Kerler gingen die Jugendfreiübungen flott und sicher vonstatten, nicht minder konnten auch die allgemeinen Freiübungen gefallen, die von guter Schule zeugten. Auch der Sport kam in seinen verschiedenen Arten zu seinem Recht. Im Fußball standen sich die beiden Rivalen T.V. Memmingen und F.C. Memmingen gegenüber, die sich wirkliche Rivalenkämpfe lieferten. Das Spiel der beiden Schülermannschaften endete 0 : 0 unentschieden, während bei den beiden Jugendmannschaften die des F.C. sowohl etwas die bessere, als auch die glücklichere war und nach hartem Spiele mit dem knappsten Ergebnis 1 : 0 siegreich war. Die Hitlerjugend zeigte interessante Vorführungen in Medizinball. Auch viele andere Vorführungen und Sportveranstaltungen wurden geboten. Ein stattlicher Aufmarsch, auf der Hauptkampfbahn beendigte die Sportveranstaltungen, die ihren Leitern alle Ehre machten. Dann gings zurück zur Stadt mit klingendem Spiel und in musterhafter Ordnung, wo der Zug aufgelöst wurde.
So hat der gestrige Jugendtag, der manchem deutschen Jungen und manchem deutschem Mädchen zum bleibenden Erlebnis geworden sein mag, einen einfachen, feierlichen, aber gerade deswegen schönen Verlauf genommen. Auch der Wettergott hatte Einsehen, denn erst am Abend begann es allmählich zu regnen. Hoffen wir, daß unserer Jugend noch mehr so schöne Tage beschert werden. F. K.
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Über 2000 Volksschüler in Memmingen. Die Volksschulen in Memmingen zählen zu Beginn des Schuljahres 1933-34 2034 Kinder. Hievon besuchen 1135 Kinder die katholische und 902 die evangelische Schule. In die 1. Klassen wurden 174 Katholiken und 94 Protestanten ausgenommen. Schulklassen sind es 43, nämlich 22 katholische, 19 evangelische und 2 Hilfsschulklassen.
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„Bayern können jede Partei wählen, nur nicht Nationalsozialisten“, so schrieb die „Memminger Zeitung" am 30. Juli 1933 auf der Titelseite. Jeder Memminger soll sich das merken und die Konsequenz ziehen!
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Ottobeuren. (Gemeinderatssitzung.) Vergangenen Samstag trat der neue Gemeinderat zu seiner zweiten Sitzung zusammen, wobei die auf der Tagesordnung gestandene Wahl eines 2. Bürgermeisters zurückgestellt wurde.
Ottobeuren. (Todesfall.) Nach kurzer Krankheit verschied in der Nacht zum Sonntag Herr Robert Plersch, Privatier, früherer Inhaber der Herdefabrik Plersch hier, im Alter von 76 Jahren. Trauergottesdienst mit darauffolgender Beerdigung Mittwoch, 10. Mai, vorm. halb 10 Uhr dahier.
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Dito, S. 7
Todes- † Anzeige.
Unser edler Vater, mein einziger Bruder
Robert Plersch
ist am 6. Mai 1933, abends 8 ¼ Uhr im Alter von 76 Jahren, wohlvorbereitet nach einem arbeitsreichen und vorbildlichen Leben vom himmlischen Vater in die Ewigkeit gerufen worden. Ottobeuren, Lindau, Memmingen. Lindenberg, Abtei Buckfast (England), Abtei S. Walburg-Eichstätt, den 6. Mai 1933.
In tiefem Weh die trauernden Kinder:
Pater Thomas Plersch O.S.B.
Robert Plersch
Pater Erkenwald Plersch O.S.B.
Georg Plersch
Frau M. Ethilburgis Plersch O.S.B.
Ludwig Plersch Moni Roth» geb. Plersch —
Moni Kluftinger, Schwester
Der Trauergottesdienst mit darauffolgender Beerdigung ist am Mittwoch, den 10. Mai, vormittags ½ 10 Uhr in Ottobeuren.
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09.05.1933, S. 7
Ottobeuren. (N.S.B.O.-Sprechabend). Heute Abend findet im Gasthaus zur Brieftaube Ottobeuren ein Sprecheabend der nat.-soz. Betriebszellenorganisation statt, in welchem Pg. Veh - Memmingen sprechen wird. Alle Schaffenden der Stirn und der Faust, insbesondere aber die Arbeiterschaft (auch Landarbeiter) ist herzlichst willkommen.
Ottobeuren. (Wallfahrer.) Am gestrigen Sonntag traf aus Augsburg ein Wallfahrtszug des dortigen Wallfahrtsverein mit etwa 500 Pilgern hier ein und wurden am Bahnhof mit Kreuz und Fahnen zur Gnadenstätte geleitet. Die Predigt hielt der die Pilger begleitende Geistliche H. H. Stadtpfarrer Wassermann - Augsburg-Hochzoll (in Dennenberg bei Ottobeuren geboren). Abends fuhren die Wallfahrer dann mit dem Sonderzug wieder zurück.
Ottobeuren. (Außerordentliche Generalversammlung der Freiw. Feuerwehr.) Einen sehr guten Besuch wies die vergangenen Samstag im Gasthaus zur Sonne angesetzte außerordentliche Generalversammlung auf. Der stellv. Kommandant Blasius Hafner begrüßte die Feuerwehrkameraden und 1. Bürgermeister H. Fickler mit Gemeinderat, sowie die Sanitätskolonne. Den Hauptpunkt der Versammlung bildete die infolge Rücktritt des Kommandanten Herrn Alfons Raith und des früheren Vorstandes des Verwaltungsrates Herrn Adolf Fergg neuzubesetzenden Ämter. Bei der Wahl wurde Herr Blasius Hafner als Vorstand, Herr Peter Rinderle zum Kommandanten und Herr Stefan Immerz als Adjutant neu gewählt. Führer der Motorspritzenmannschaft Georg Hafner, Fahrer: Mayer Josef, Fergg Hans, Hafner Xaver. Die Bestellung des Führers der kleinen Spritzen erfolgt bei der nächsten Übung. Vorstand Hafner beglückwünschte die Neugewählten und forderte die Mitglieder auf, stets zahlreich zu erscheinen. Die zurückgetretenen Herren widmeten in Schreiben der Wehr freundschaftliche Abschiedsgrüße. Die Versammlung ehrte dann Herrn Alfons Raith durch Ernennung zum Ehrenkommandanten, Herrn Adolf Fergg zum Ehrenvorstand und Herrn Mayer zum Ehrenmitglied. Herr Hafner bat, dem neuen Verwaltungsrat restlos das Vertrauen zu geben. Den Worten des Vorredners schloß sich 1. Bürgermeister Fickler an, versichernd, daß die Freiw. Feuerwehr als einem gemeinnützigen Institut des Marktes auch seitens des neuen Gemeinderates jederzeit volle Unterstützung finden werde. Für die Freiw. Sanitätskolonne gab der Kolonnenarzt Herr Dr. Schütte dem neuen Verwaltungsrat die herzlichsten Glückwünsche mit auf den Weg. Der Redner erhofft sich für die Zukunft die bisherige schöne Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Der alterprobte Feuerwehrgeist, der Geist des Gemeinschaftssinnes ließ die Generalversammlung mit dem Liede der Deutschen ausklingen. Einer für alle, alle für einen!
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Ottobeuren. (Außerordentliche Generalversammmng des Veteranenverein.) Der Veteranenverein hatte auf Sonntag nachm. in den Rosenkeller seine Mitglieder berufen. Als stellv. Vorstand eröffnete Herr Georg Höbel mit herzl. Willkommen, insbesondere an Altveteranen Riedele die Versammlung. Herr Höbel gedachte des ruhmreichen Heerführers v. Hindenburg und seiner Verdienste für Volk und Vaterland. Auf den greisen Feldmarschall brachte die Versammlung ein dreifaches Hoch aus und von der Blechmusik begleitet sangen die Anwesenden das Deutschlandliede.
Der seit der letzten Hauptversammlung durch Tod abgegangenen Kameraden, Tschugg Josef, Sailer Magnus, Weixmann Konrad, Fehnle Paul, Held Karl und Krug Michael wurde ehrend gedacht. Eingangs der Tagesordnung gab der stellv. Vorstand den Rücktritt des bisherigen 1. Vorstand Herrn Alexander Wegmann bekannt. Die Ergänzungswähl berief als 1. Vorstand Herrn Georg Höbel, als 2. Vorstand Herrn Josef Spitzer. An Stelle der zurückgetretenen Fahnensektion wurden neu gewählt: Michael Wagner als Fähnrich, Kathan Dominikus, Miller Johann, Begleiter. Ersatz: Herz Michael, Hölzle Lukas. 1. Vorstand Höbel sprach dem zurückgetretenen Vorstand Herrn Wegmann, wie auch der Fahnenbegleitung und Fähnrich den Dank und die Anerkennung für ihre Tätigkeit aus. Unter Wünsche und Anträge wurde noch ein interner Punkt besprochen. Der Vortrag verschiedener Musikstücke seitens der Blechmusikgesellschaft weckte froheste Stimmung und alten Kameradengeist.
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Parteiamtliche Bekanntgaben
Den neu in die Partei eingetretenen Mitgliedern diene zur Kenntnis, daß das parteiamtliche Organ der NSDAP. für Memmingen und Umgebung nur der „Allgäuer Beobachter“ ist. – Zeitungen, die bis zum 5. März 1933 in schärfstem Kampf gegen uns standen und nun den Mantel nach dem Wind richten, sind keine nationalsozialistischen Zeitungen. Ihnen ist der Nationalsozialismus nur ein Mittel zum Verdienst. Diejenigen neueingetretenen Mitglieder, die an Stelle des Parteiorgans „Allgäuer Beobachter“ ein Blatt lesen, das seine nationalsozialistische Richtung erst nach dem 5. März 1933 gefunden hat, schließen sich ganz von selbst wieder aus der Partei aus. – Die alten Parteimitglieider werden gebeten, diese Bekanntmachung den neuen Mitgliedern zu unterbreiten. Reiger, Kreisleiter.
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Dito, S. 8
Der Führer über Th. Fritsch's grundlegendes Quellenwerk
Handbuch der Judenfrage
Das Handbuch der Judenfrage habe ich bereits in früher Jugend in Wien eingehend studiert. Ich bin überzeugt, daß gerade dieses in besonderer Weise mitgewirkt hat, den Boden vorzubereiten für die nationalsozialistische antisemitische Bewegung. Ich hoffe, daß das Handbuch allmählich in jeder deutschen Familie zu finden ist. Adolf Hitler
Nationalsozialist! Dieses unübertroffene Lehrbuch zur richtigen Beurteilung und endgültigen Besiegung des gefährlichsten Feindes der erwachten Nation muß ein wahres Volksbuch werden. Sorge du dafür, daß es in deinem eigenen Hause und in dir bekannten Familien vorhanden ist.
Hunderttausende müssen es besitzen, damit Millionen daraus lernen.
In Vorbereitung findet sich die 2. Volksausgabe (93. - 102. Tausend)
560 Seiten, neu bearbeitet und nochmals ergänzt. Bestellungen zum Vorzugspreise von nur M 4.- (nach Erscheinen M 4,50) sammelt: Verlag „Allgäuer Beobachter“ e.G.m.b.H.
Memmingen, Salzstraße 20
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10.05.1933, S. 7
Nationalsozialisten! Die SA.-Untergruppe Schwaben der NSDAP, ersucht diejenigen Parteigenossen und Anhänger, die von den innerhalb der letzten Monate stattgefundenen Aufmärschen und Kundgebungen im Gausturmgebiet Schwaben fotografische Aufnahmen gemacht haben, (und auch früher) je einen Abzug zwecks Eingliederung in ihr Archiv zur Verfügung zu stellen.
Kurze Angaben auf der Rückseite der Lichtbilder über aufgenommene Situation, Tag der Ausnahme, wo aufgenommen sind erwünscht.
Um den Kämpfern der braunen Armee Adolf Hitlers für spätere Zeiten einen Rückblick auf den schweren, aber siegreichen Kampf, besonders der letzten Wochen, innerhalb unseres engeren Heimatlandes Schwaben schaffen zu können, bitte ich alle Parteigenossen und Anhänger dieses Werk aufbauen zu helfen.
Der Führer der Untergruppe Sb. m. d. F.b.,
Ritter v. Schöpf, Oberführer
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Zuchthaus für gewerbsmäßige Abtreibung.
Kempten, 10. Mai. Die 35 Jahre alte verheiratete Arbeitersfrau Ottilie Mayr von Oberbeuren bei Kaufbeuren hatte sich vor dem Landgericht Kempten wegen gewerbsmäßiger Abtreibung zu verantworten. Die Angeklagte hatte in der Zeit von 1919 bis 1932 an einer großen Zahl von Frauen Eingriffe vorgenommen. In allen Fällen hat sie eine Bezahlung angenommen, zum Teil sogar ausdrücklich gefordert. In der Verhandlung wurden ihr 14 Fälle zur Last gelegt. Das Schwurgericht verurteilte die Angeklagte zu zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust. Vier Monate und 15 Tage Untersuchungshaft werden auf die Strafe angerechnet.
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12.05.1933, S. 5
Heimatnachrichten
Memmingen. (2 Memminger SS.-Leute nach Berlin berufen.) Die beiden Parteigenossen und SS.-Kameraden Reißer und Unfeld haben sich heute Morgen nach Berlin begehen, wohin sie von der Leitung berufen wurden. Wir beglückwünschen die beiden und hoffen, daß sie unser Memmingen und unsere Memminger SS. in der Reichshauptstadt würdig vertreten werden. – In Dachau befinden sich seit einigen Wochen ebenfalls 12 Mann der Memminger SS., darunter unser bewährter Truppführer Pg. Waldmann. – Wir werden versuchen, von ihnen einen kleinen Bericht zu erhalten, den wir dann veröffentlichen werden.
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Memmingen. (Verbot der „Ernsten Bibelforscher“.) Das bayer. Staatsministerium veröffentlicht: An die Regg., K. d. J., die Bezirks- und Stadtschulbehörden, die Dir. der höh. Unterrichtsanstalten, die Vorstände der Fachschulen, die Vorstandschaften der Berufsschulen und die Schulleitungen der Volksschulen. Mit Bek. des Staatsministeriums des Innern vom 13. April ds. Js. (StAnz. Nr. 88) sind die Vereinigungen der „Ernsten Bibelforscher" aufgelöst und verboten worden. Zugleich wurde die Verbreitung der Druckschriften der Ernsten Bibelforscher und jede Art der Werbung für diese verboten. Zuwiderhandlungen sind strafbar. Diese Verbote sind in den Schulen bekanntzugeben. Im Falle von Zuwiderhandlungen gegen die Verbote im Bereiche der Schule hätten die Direktorate, Schulvorstände und Schulleitungen der Aufsichtsbehörde zu berichten und Strafanzeige zu erstatten.
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Memmingen. (Bekämpfung absichtlicher Störungen des Rundfunks.) Das bayer. Staatsministerium, gibt bekannt: In letzter Zeit mehren sich die Klagen, daß Rundfunkdarbietungen, insbesondere solche politischen Inhalts, durch böswillige Nachbarn der Empfänger absichtlich gestört werden. Es besteht daher Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß die absichtliche Verhinderung oder Störung des Betriebs einer Funkanlage nach dem Gesetz über Fernmeldeanlagen vom 14. Jan. 1928 (RGBl. 1 S. 8) als Vergehen bestraft wird. So ist erst jüngst ein Rundfunkteilnehmer, der mit einem besonderen Gerät wiederholt absichtlich den Rundfunk gestört hat, zu einer empfindlichen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft wird absichtliche Störungen des Rundfunks mit allem Nachdruck verfolgen und, in allen Fällen darauf hinwirken, daß gegen die Schuldigen strenge Strafen verhängt werden.
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Dito, S. 6
Ottobeuren. (Freiw. Arbeitsdienst-Lager Ottobeuren.) An das Ortsnetz Ottobeuren ist unter der Rufnummer 103 angeschlossen: Freiw. Arbeitsdienst-Lager Ottobeuren.
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13.05.1933, S. 5
Heimatnachrichten
Memmingen. (Neugestaltung des deutschen Rechts) Das deutsche Volk ist in den letzten 14 Jahren einem völligen Verfall auf allen Gebieten seines Lebens entgegengeführt worden. Eine deutschem Wesen artfremde Führerschaft, ein deutschem Geiste und deutschen Lebensbedürfnissen fremdes Recht haben das Erwachen und die Gesundung der Nation systematisch verhindert. Die Verfassung von Weimar, zuletzt nur noch ein Zerrbild demokratischen Fremdguts, diente, im Geiste längst erstorben nur noch der willkürlichen Machterhaltung volksschädigender Gruppen. Die nationale Revolution hat diesen Zustand grundlegend geändert. Die Machtpositionen in Reich und Land sind erobert ,der Reichspräsident hat durch die Ernennung Hitlers zum Kanzler, das deutsche Volk durch seine Stimmabgabe bei der Wahl am 5. und 12. März 1933 den neuen Kurs gebilligt. Am 23. März 1933 schlug mit der Annahme des Ermächtigungsgesetzes die Todesstunde für die Verfassung von Weimar. Die seitdem auf allen staatlichen Lebensgebieten in Angriff genommene Neugestaltung des Rechtes in nationalem und sozialem Geiste rechtfertigt es, das neue deutsche Reichsrecht von diesem Tage an zu sammeln und festzuhalten. Das neue deutsche Recht rückt in den Mittelpunkt nicht mehr den Einzelmenschen, sondern das Volk. Der Einzelmensch erhält seinen Wert nur mehr als dienendes Glied im Volksganzen. Die Sicherung des Bestandes der Nation gegen Feinde innen und außen, die Schaffung eines deutscher Wesenheit angemessenen öffentlichen und privaten Rechts, aufgebaut aus den tragenden Gedanken der Einheit des Führerwillens und des Vorranges des gemeinen Nutzens vor dem Vorteil des einzelnen, sind die wichtigsten Aufgaben der Regierung. Sie verlangen weitgehende Vereinheitlichung und Gleichschaltung im Staatsapparat, Schutz und Eingliederung der für den Wiederaufbau notwendigen Stände, Säuberung und Reinerhaltung der Verwaltung und Justiz zur Herstellung der Vertrauensgrundlage zwischen Volk und Volksregierung. Die Regierung Hitler hat die Neugestaltung des deutschen Rechts mit bahnbrechend ersten Gesetzen begonnen. Die vollkommene Neugestaltung wird Generationen erfodern. „Das Programm des Wiederaufbaues von Volk und Reich ergibt sich aus der Größe der Not unseres politischen, moralischen und wirtschaftlichen Lebens. Erfüllt von der Überzeugung, daß dieser Zusammenbruch seine Ursachen im inneren Zentrum des Volkskörpers hat, ist es das Ziel der Regierung der nationalen Revolution diejenigen Gebrechen aus unserem völkischen Leben zu beseitigen, die auch in Zukunft jeden tatsächlichen Wiederaufstieg verhindern“. (Hitler in seiner Reichstagsrede am 23. 3. 1933.)
Das ergänzbare Sammelwerk über das neue deutsche Reichsrecht, das nunmehr zu erscheinen beginnt, soll einen raschen, aber gründlichen Überblick über die Gesetze und Verordnungen zum Wiederaufbau von Volk und Reich aus der Feder der besten Kenner der Materie bringen. Es erscheint in Form von Ergänzungsblättern; dadurch soll die Übersichtlichkeit gewährleistet und die Handhabung so erleichtert werden, daß nicht nur der geschulte Verwaltungsbeamte und Jurist, sondern auch der Kaufmann und der Gewerbetreibende das Werk mit Nutzen brauchen kann. Verlag und Herausgeber stellen das Werk unter den Richtsatz: Ein Reich, ein Volk, ein Führer!
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13.05.1933, S. 6
Memmingen. (Verhaftung.) Der technische Leiter des Reichsbanners Schwarz-rot-gold, Kutter, wurde gestern in Schutzhast genommen. Die Reichsbannerfahne konnte nach längeren intensiven Bemühungen in einem Starenkobel hoch oben auf einem Baume bei der ehemal. Pfefferschen Düngerfabrik in Grünenfurt ermittelt und beschlagnahmt werden.
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Herbishofen. (Pflanzung einer Hitler-Eiche.) Unter stärkster Beteiligung der Einwohnerschaft wurde hier in feierlicher Weise eine Hitlereiche gepflanzt. Die gesamte evang.-ref. Schuljugend hatte sich eingefunden. Herr Lehrer Franz Bauer fand erhebende Worte; in seiner kernigen Ansprache griff er zurück auf 200 Jahre der deutschen Geschichte, um dann bei unserer großen Gegenwart und dem großen Manne, den diese Gegenwart uns beschert hat, abzuschließen. Ihm, Adolf Hitler zu Ehren, soll die Eiche, das Symbol deutscher Kraft blühen und gedeihen. Mit einem dreifachen „Heil“ auf Adolf Hitler, die nat.-soz. Bewegung und unser Deutschland wurde die schlichte Feier geschlossen.
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Ottobeuren. (Artillerie-Vereinigung Ottobeuren und Umgebung.) Der Verein hält am morgigen Sonntag, nachm. 2 Uhr im Vereinslokal zur „Sonne“ Mitgliederversammlung.
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Dankschreiben Hitlers und von Epps an die Gemeinde Lachen
Reichskanzler Adolf Hitler, sowie Reichsstatthalter Ritter von Epp danken dem Gemeinderat Lachen in herzlich gehaltenen Schreiben, unter dem Ausdruck aufrichtiger Freude und herzlichstem Danke für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Der Herr Reichskanzler Adolf Hitler schreibt: Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts von Lachen, erfüllt mich mit großer Freude. Ich nehme die Ehrenbürgerschaft an und bitte dem Gemeinderat meinen ergebensten Dank, sowie meine besten Glückwünsche für das Blühen und Gedeihen von Lachen aussprechen zu dürfen. Mit deutschem Gruß: Adolf Hitler.
Reichsstatthalter Ritter von Epp schreibt: Über die mir von der Gemeinde Lachen erwiesene Ehrung, durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts, freue ich mich aufrichtig. Ich nehme diese Ehrung als Ausdruck landsmännischen Zusammengehörigkeitsgefühls an und sage Ihnen herzlichen Dank. Franz v. Epp.
Die Gemeinde Lachen und seine Bürgerschaft aber ist über diese Schreiben hocherfreut und fühlt sich hochgeehrt, sie ist stolz darauf, Generalfeldmarschall von Hindenburg, den Herrn Reichskanzler Adolf Hitler, den großen Führer des deutschen Volkes, sowie den Herrn Reichsstatthalter für Bayern Ritter von Epp, als Ehrenbürger der Gemeinde Lachen nennen zu dürfen. Gott beschütze und beschirme unsere jetzige Reichsregierung und seine großen Führer, Gott bewahre und erhalte unseren Reichskanzler Adolf Hitler. Gott bewahre und erhalte unser deutsches Vaterland!
„Sieg Heil“
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15.05.1933, S. 5
Geländeübung der SA. bei Grönenbach
Wahrheit ist er geworden dieser schöne Satz in unserem einzigen Horst-Wessel-Lied „Die Straße frei den Braunen Bataillonen“. Wirklich die Straße ist frei geworden für unsere braunen Regimenter, frei und offen können sie ausmarschieren, können ziehen durch unsere Dörfer und Städte, können hinaus in die freie Natur, um dort in Sport und Spiel aber auch in ernster Übung den Körper zu stählen. Freilich nach wie vor heißt es für den SA .-Mann „Dienst“, unermüdlich gilt es für ihn tätig zu sein für unsere nat.-soz. Bewegung und damit für Deutschland, keine Mühe und keine Rast gibt es für ihn, den Soldaten Adolf Hitlers, dem es mit in aller erster Linie zu danken ist, daß die Bewegung einen solch stolzen Sieg erfochten hat. Und dieses Reich, das er sich in so manchem schweren Kampfe erkämpft hat wird er zu verteidigen wissen bis zum letzten Blutstropfen, wenn es sein muß, denn Blut hat es genug gekostet bis es erkämpft war. Was wissen all die Spießer und Konjunkturritter von dem, was der kleinste SA.-Mann geleistet hat! So gerne pflegen sie oft herunterzuschauen, überschen aber dabei ganz, daß sie es waren, die nichts getan haben, die höchstens noch die große Arbeit jener braunen Soldaten erschwert haben. Wahrhaftig, der Spruch ist nicht umsonst geprägt: „Der Furcht so fern, dem Tod so nah, heil Dir SA.!“
Diese SA. Memmingens und seiner Umgebung hat gestern gezeigt, daß sie auf dem Damme ist. Schon früh um 8 Uhr ging es hinaus mit Musik und Trommelklang, was kümmerte es die Leute, daß es schüttete was vom Himmel herunterging, sie kannten und kennen nur eines: Pflicht. Nicht unwillig zogen sie hinaus, im Gegenteil mit leuchtenden Augen, die Gewehre geschultert und stolz auf diese Waffen, die sie für ihre Freiheitsbewegung wohl zu handhaben wissen. Ein flotter Fußmarsch nach Grönenbach, dort aber keine Rast, sondern hier begann die große Feldübung der gesamten Stürme. Bald war die große Schlacht im Gange und die beiden Parteien rot und blau rückten gegeneinander. Dort am Waldesrand hatte die eine Partei Aufstellung genommen, während auf die gangbaren Felder und Feldwege verteilt, der Gegner in Deckung lag. Schon war ein heftiges Feuergefecht im Gang, hier und dort waren Maschinengewehrnester, die auf den Feind ihre liebenswürdigen „Grüße“ sandten. Dazwischen fehlten auch die Tanks nicht, die in eleganter Manier anfuhren, zum Teil auch die Linien durchbrachen. Das ganze wickelte sich in rasender Geschwindigkeit ab und zeigte von guter Schulung. Selbstverständlich traten auch da und dort Mängel zu Tage, aber diese sind ja letzten Endes da, damit man aus ihnen lernt, um es das nächste Mal besser zu machen. Brav schlug sich jeder einzelne und als das Signal endlich zum Sammeln rief, waren die Leute bis auf die Haut durchnäßt. Jedem einzelnen Mann, nicht zuletzt aber auch dem Leiter Sturmbannführer Glogger und seinem Stabe muß für die Leistungen die vollste Anerkennung gezollt werden. Anschließend an die große Übung gings mit klingendem Spiel nach Grönenbach. Hier war alles auf den Beinen, alt und, jung, um die braunen Kämpfer zu erwarten. So etwas hatte Grönenbach bestimmt noch nicht gesehen. 500 bis 600 Mann mögen es gewesen sein, die in strammer Ordnung in den schmucken Markt zogen, wo vor den Führern Reichstagsabg. Schwarz und Sturmbannführer Glogger noch ein kurzer Vorbeimarsch stattfand. – Unterdessen war auch schon die Feldküche unermüdlich tätig, um für die Leute zu sorgen, denn der Hunger war nicht gering. Im Nu war auch die stattliche Anzahl der Schieblinge dahin (ein Teil davon rührte aus einer Stiftung, wofür dem Spender übrigens auch an dieser Stelle bestens gedankt sei) und nun begaben sich die Leute nach den einzelnen Lokalen, die bald Hochbetrieb aufzuweisen hatten. Überall herrschte fröhliche Stimmung, dort schmetterte die SA.-Kapelle ihre Weisen hinaus, hier erklangen herrliche SA.-Lieder, überall buntes Leben und Treiben. Auch in den Straßen – überall SA., wahrhaftig der Markt Grönenbach machte den Eindruck, als hätte er Einquartierung bekommen! Nur schade, daß die Grönenbacher die SA. nicht etwas würdiger – etwa durch Hissung der Fahnen – empfangen hatten, an Grönenbachs weiblicher Jugend lag es wohl nicht, denn diese hatte ihre helle Freude daran. — — —
Bald waren auch die wenigen Stunden zu Ende und es galt wieder zum Abmarsch zu rüsten. Stramm und schneidig gings hinaus zum schmucken Fleckchen, keinem der Leute war das geringste von den Anstrengungen des Vormittags anzumerken. Wieder schüttete es in Strömen, aber die SA. marschierte im Gleichschritt der braunen Bataillone unbeirrt und ihre Weisen erklangen hell in den regnerischen Maientag. In strammem Marsche war Memmingen erreicht und hier ging es stolz durch die Straßen zum Standquartier, denn der Tag so regnerisch und häßlich er war, war für jeden ein Erlebnis. – Für uns alle aber mag es ein frohes Bewußtsein; sein: Hitlerfahnen über allen Straßen, die SA. marschiert. Deutschland hat wirklich ein anderes Gesicht bekommen. – Heraus jetzt Ihr Lauen und Zögernden, herein in unsere braunen Reihen, schließt Euch an, auch Ihr könnt noch Kämpfer Adolf Hitlers werden, legt ab Eure Trägheit und marschiert mit unseren Kolonnen, sie marschieren für die deutsche Freiheit, die auch Eure Freiheit ist! F. K.
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Die Ausstellung im Burgsaal zu Memmingen
Denkt deutsch! Kauft deutsche Waren und ihr schafft Arbeit und Brot! Unter diesem Motto veranstalteten Memminger Geschäftsleute eine äußerst sehenswerte hauswirtschaftliche Ausstellung im Burgsaal. Es ist das Vorrecht des deutschen Geschäftsmannes, daß er werbend vor die Öffentlichkeit hintritt. Lange genug mußte er in den Hintergrund treten und zusehen, wie ihn Schädlinge am deutschen Mittelstande auszuschalten versuchten und nicht nur Konkurrenz, sondern Existenzbedroher geworden sind. Die Öffentlichkeit muß sich dem allgemeinen Umschwung im Geistesleben des deutschen Volkes anpassen, muß diese neue Denkweise, die nur ein Deutschtum kennt, auch zur befreienden Tat werden lassen. Der Geist der deutschen Volksgemeinschaft muß auch im deutschen Wirtschaftsleben zum Ausdruck kommen. Aus diesem Grunde heraus schon ist die Aufstellung zu begrüßen, die wohl am eindringlichsten und deutlichsten die Leistungsfähigkeit der einheimischen Geschäftswelt beweist. Hat der einheimische Geschäftsmann seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt, dann ist es eine Ehrenpflicht der Öffentlichkeit, diese Leistungsfähigkeit auch zu würdigen und in treuer Verbundenheit mit dem einheimischen Geschäftsmann an der Wiedererstarkung des deutschen Wirtschaftslebens mitzuarbeiten. Ein Gang durch die Ausstellung zeigt diese in jeder Hinsicht als wohlgelungen. Es ist zwar bedauerlicher Weise nur ein Bruchteil der Memminger Geschäftsleute der ausgestellt hat, allein das zeigt uns schon wie leistungsfähig der Memminger Handel und das Memminger Gewerbe ist. (…)
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Dito S. 7
Riesenunterschlagungen
Zu der polizeilichen Schließung des Münchener Leo-Hauses, der Hauptgeschäftsstelle der katholischen-sozialen Vereine bemerkt heute der „Völkische Beobachter“: Sämtliche dort in Sparkassen, Rentenkassen usw. deponierten Gelder sind verspekuliert bezw. verschwunden, Depots unterschlagen, uneinlösbare Wechsel ausgegeben usw. Man nennt eine Summe von 2 - 3 Millionen Mark!
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16.05.1933, S. 1
Es gibt keine Parteien mehr
Eine bemerkenswerte Rede des bäuerischen Innenministers. Neuregelung der Gemeindedienstverträge. – Ein Straßenkehrer hat denselben Anspruch wie ein Oberbürgermeister.
Regensburg, 16. Mai. Innenminister Wagner hielt am Montag vormittag im alten Reichssaal in Regensburg vor den Vertretern der Behörden eine bedeutsame Rede, nachdem er von dem kommissarischen Bürgermeister Dr. Schottenheim herzlich begrüßt worden war. Staatsminister Wagner erklärte u. a.: Ich stehe hier als Repräsentant einer Volksbewegung. Wenn wir heute die Führung des Staates in der Hand haben, so ist das der Ausdruck des gesamten Volkswillens. Was ich in den letzten Tagen sah, war wohl das Gewaltigste, was je ein Mann zu sehen Gelegenheit hatte. Voll Hoffnung und Vertrauen schaute ein ganzes Land auf mich als den Repräsentanten eines neuen Staates. Ich habe auf meiner Fahrt durch die bayerischen Gaue die Überzeugung gewonnen, daß das deutsche Volk keine Parteien, weder KPD., SPD. noch Bayer. Volkspartei mehr will. Das Volk hat erkannt, daß es nicht mehr vorwärts geht, wenn der eine da und der andere dort steht. Das Volk fühlt sich von den Parteien betrogen.
Es gibt nur noch eine deutsche Volksbewegung.
Aus meinen Eindrücken habe ich die notwendigen Entschlüsse gezogen für die Zukunft. Ich erkläre hiermit in diesem altehrwürdigen Saale als Verantwortlicher für die bayerische innere Staatsverwaltung und für die bayerische Polizeigewalt, daß ich in Zukunft keine Parteien mehr dulden werde. Und was von den Führern dieser Parteien ohne Volk noch übrig geblieben ist, muß seine Schlußfolgerungen ziehen. Die Zeit ihrer politischen Wirksamkeit ist vorbei. Entweder beugen sie sich vor dem, was die Nation will, oder sie sollen abtreten. Wir machen die Tore weit auf für alle, die zusammenstehen wollen, aber wer glaubt, nicht abtreten zu können von der Stelle, die für ihn nicht mehr zu halten ist, der täuscht sich. Er ist ein Narr oder ein Verbrecher. Wir werden die vom Volke uns gegebene Autorität zu wahren wissen. Sehr bedeutsam waren auch die Ausführungen des Staatsministers zur Frage der Dienstverträge von Gemeinde- und Staatsbeamten. Veranlassung zu diesen Ausführungen gab die Tatsache, daß der beurlaubte Regensburger Oberbürgermeister Dr. Hipp sich auf seinen lebenslänglichen Dienstvertrag beruft und sich zum freiwilligen Verzicht auf seine Position nicht herbeilassen will. Der Innenminister erklärte hierzu: Es grenzt fast an das Unfaßbare, daß Männer, die bisher unsere fanatischsten Gegner waren, fordern, daß wir sie auch weiterhin versorgen sollen. Sie sollen Gott danken, daß sie überhaupt noch am Leben find und nicht von der Wut des Volkes zertreten worden sind. Der einfache SA.-Mann hat mehr Anrecht, sich vom neuen Staat etwas zu erwarten, als gewisse Oberbürgermeister. Ich erwarte, daß die Herren meine Entscheidung nicht abwarten, sondern ihren Verzicht vorher aussprechen werden. Ich werde in Kürze dafür Sorge tragen, daß eine grundsätzliche Änderung kommen wird in Bezug auf die genannten Stellungen und Dienstverträge. Lebenslängliche Anstellungen gibt es für Deutsche nicht mehr, die ein Gemeinwesen zu führen haben.
Mit dem gleichen Recht kann ein Straßenkehrer Anspruch auf lebenslänglichen Dienstvertrag erheben wie ein Oberbürgermeister.
Solche Dienstverträge sind aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu verwerfen und höchst unsittlich. Sie werden aufgehoben und wenn ein Mann einen solchen Vertrag unterschrieben hat, dann soll er meine Rede zum Anlaß nehmen, abzutreten. Ich sage das in dieser Stadt und will es sofort durch die gesamte Presse verbreitet wissen, weil die hiesigen Verhältnisse auch in anderen Städten gegeben sind.
Das Horst-Wessel-Lied und das Deutschlandlied beschlossen die Feierstunde.
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Dito, S. 3
Riesenunterschlagungen bei der Münchener Zentrale der katholisch-sozialen Vereine
München. Das Leohaus, Hauptgeschäftsstelle katholische sozialer Vereine in München, wurde am Samstag für vorübergehend polizeilich geschlossen. Das Unternehmen befindet sich bereits seit Jahren in Zahlungsschwierigkeiten, und bei der Sparbank, deren Kunden größtenteils aus Mitgliedern der katholischen Arbeitervereine bestehen, wurden Unterschlagungen von großen Geldbeträgen aufgedeckt. Zur vollen Klärung der Angelegenheit, Sicherstellung der vorhandenen Guthaben und um einen völligen Zusammenbruch des Unternehmens zu vermeiden, war ein sofortiges polizeiliches Einschreiten im Interesse weiter kathol. Volkskreise erforderlich. Der Vorsitznde, der Geschäftsführer und eine Prokuristin des Leohauses wurden festgenommen.
Nach zuverlässiger Mitteilung sind durch die Tätigkeit des aufgestellten Treuhänders Maßnahmen im Gange, das Unternehmen zu sanieren und den entstandenen Schaden wieder gutzumachen. Es wird immer mehr klar, was die roten und die schwarzen Parteien zu so langer enger Freundschaft und zum gehässigen, brutalen Kampf gegen den Nationalsoziaismus zusammenführte und zusammenhielt: das schlechte Gewissen und die Furcht, der zur Macht gelangte Nationalsozialismus könnte hineinleuchten in Abgründe von Korruption und Verbrechen.
Die NSDAP hat aufgedeckt, wie die roten Parteien die Arbeitergroschen verludert und verwirtschaftet haben. Auch maßgebende Leute der schwarzen Parteien sind in eine Reihe von Korruptionsfällen schwer verwickelt. Nachdem in allerletzter Zeit in Norddeutschland der Görreshaus-Skandal Köln aufgedeckt wurde, erlebt nun auch Süddeutschland seinen großen Skandal mit dem Zusammenbruch des Leohauses München, der Zentrale der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine, der Dienstmädchen und anderer Organisationen Süddeutschlands. Zu der polizeilichen Schließung des Münchener Leohauses, der Hauptgeschäftsstelle der katholischen-sozialen Vereine bemerkte gestern der „Völkische Beobachter“: Sämtliche dort in Sparkassen, Rentekassen usw. deponierten Gelder sind verspekuliert bezw. verschwunden, Depots unterschlagen, uneinlösbare Wechsel ausgegeben usw. Man nennt eine Summe von 2 - 3 Millionen Mark! Das tief Bedauerliche an diesem Fall ist, daß soviele kleine Sparer, Arbeiter, Angestellte, Dienstmädchen, um ihre wenigen sauer verdienten Sparpfennige und um ihre Renten und um ihr Vertrauen betrogen wurden. Im blinden Vertrauen auf die geistlichen Leiter der Organisationen und auf deren Organisations- und Agitationsarbeit haben sich Tausende katholischer Arbeiter und A ngestellten politisch und finanziell dem Leohaus anvertraut, und nun müssen sie sehen, wie sie nicht nur politisch verführt wurden, sondern auch finanziell betrogen sind. Erschwerend ist, daß die Leitung des Leohauses fast ausschließlich in Händen von Geistlichen lag. Neben dem Reichstagsabgeordneten Schwarzer, dem Verbandsvorsitzenden, war der Verantwortliche Leiter der Prälat [Carl] Walterbach, päpstlicher Geheimkämmerer (!!).
Das Vertrauen zu den geistlichen Leitungen hat ohnehin schwer genug gelitten unter dem Mißbrauch der Autorität, den kirchliche Behörden auf politischem Gebiet im Kampf gegen den Nationalsozialismus trieben. In diesem politischen Kampf gegen die NSDAP, waren die Leute des Leohauses namentlich in ihrer Presse besonders gehässig. Noch unter der Regierung Held mußten die vom Leohaus herausgegebenen Zeitungen auf Wochen verboten werden wegen ihrer Angriffe auf den schon zur Macht gelangten Führer Adolf Hitler. Und nun kommt dieser Finanzskandal, den wir der Öffentlichkeit nicht verschweigen dürfen, und der zeigte, wie man das Vertrauen mißbrauchte, das die kleinen kathol. Volksgenossen in die geistliche Leitung gesetzt haben. Es wird nun das Nötige getan werden müssen, um wenigstens den kleinen Leuten ihre Spargroschen und Renten-Bezüge zu sichern durch entsprechende Sanierungsmaßnahmen, sei es durch den neu errichteten Senat der Arbeit, der Mittel und Wege finden wird, oder durch Aktionen der in erster Linie interessierten Kreise. In diesem Falle aber dürfte das Geld nicht genommen werden von der katholischen Kirchensteuer. Denn diese ist wohl nicht dazu da, bankrotte Unternehmungen zu sanieren.
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Dito S. 5
Einweihung des Arbeitsdienstlagers Babenhausen
Trotz der recht ungünstigen Witterung ist die gestrige Einweihung des Arbeitsdienstlagers Babenhausen würdig verlaufen. Aus allen benachbarten Arbeitsdienstlagern eilten die Belegschaften in ihren schmucken grauen Uniformen herbei, um der Eröffnung des hiesigen Lagers beizuwohnen. Auch die Führerschule Memmingen mit dem Leiter des Ausbildungskurses Gruppenführer Tschaffon hat es sich nicht nehmen lassen, bei der Lagereinweihung anwesend zu sein. Die Arbeitswilligen des Lagers Illertissen, Dattenhausen und Pleß waren fast vollzählig erschienen. So war es ein stattlicher Zug von Arbeitswilligen die unter Vorantritt der hiesigen Musikkapelle begleitet von den SA.-Stürmen 1/20 (Babenhausen) und 2/20 (Illertissen) durch die festlich beflaggten Straßen Babenhausens zur Kirche zogen. Auch die Hitlerjugend und das Jungvolk unter der straffen Führung des Pg. Adamczyks, sowie die hiesige Gruppe des Bundes Deutscher Mädels zogen mit, ferner der gesamte Gemeinderat und die Mitglieder des Volksdienstes für den freiwilligen Arbeitsdienst.
Um 11 Uhr fand unter dem Kommando des Gruppenführers Tschaffon die Flaggenhissung am Portal des Fuggerschlosses statt. In der anschließenden Ansprache im festlich geschmückten Schloßhofe wies Gruppenführer Tschaffon, der als erster das Wort ergriff, auf die große Bedeutung des Arbeitsdienstes hin, der getragen von der deutschen Jugend, mit ein wirksames Mittel zum Wiederaufbau Deutschlands darstellt. Den Markt Babenhausen beglückwünschte der Redner zu seinem schönen Arbeitslager das Vorstufe für die künftige Garnison Babenhausen bedeute. Hierauf bestieg der 1. Bürgermeister Rauschmayr das Podium und richtete in zündenden Worten einen Appell an die Arbeitsdienstwilligen, stolz darauf zu sein und alles einzusetzen im Dienste des deutschen Volkes. All denen aber, die mitgeholfen haben, das Arbeitsdienstlager hier in Babenhausen zu errichten insbesondere aber der Fürstl. Fuggerschen Standesherrschaft sprach der Redner seinen und der ganzen Marktgemeinde herzlichsten Dank aus. Der Vorstand des Bezirksamtes Illertissen, Herr Oberamtmann Endres beglückwünschte ebenfalls unseren Markt Babenhausen zu seinem schönen Arbeitsdienstlager und sprach die Hoffnung aus, daß mit der Schätzung der Handarbeit und damit des schaffenden Volkes durck unsere jetzige Reichsregierung die Möglichkeit zu gemeinsamer Aufbauarbeit gegeben sei. Nur auf dem Wege der Arbeit könne der Weg empor wieder gefunden werden. Arbeit schändet nicht. Arbeit adle, und Adel wiederum verpflichtet. Herr Oberförster Gschwendtner sprach nam ens der Fürstl. Fugger'schen Standesherrfchaft den Wunsch aus, daß der Arbeitsdienst dazu beitragen möge, den jungen Menschen wieder Zucht und Ordnung und Gehorsam beizubringen. Er hoffe zuversichtlich, daß Besitzer und Mieter gut auskommen mögen. Auf unseren großen Kanzler brachte der Redner ein kräftiges „Sieg Heil“ aus. Zum Abschlusse spielte die Musik das Deutschlandlied, das von den vielen Teilnehmern der Veranstaltung begeistert ausgenommen und entblößten Hauptes mitgesungen wurde. Der bereits während der Ansprache einsetzende starke Regen vertrieb rasch die außerordentlich große Zuschauermenge. Der Gemeinderat und die Mitglieder des Volksdienstes besichtigten dann mit großem Interesse die Räumlichkeiten des Lagers und konnten sich ob der praktischen und sauberen Einrichtung nur lobend aussprechen. Die SA.-Formationen sowie die Arbeitswilligen rückten in die verschiedenen Lokale ab zum Essenempfang. Die Arbeitsdienstwilligen, insgesamt etwas über 300 Mann, wurden von der Lagerküche verpflegt. Ab 2 Uhr war das Lager für die Bevölkerung unseres Marktes zur Besichtigung freigegeben. Das Arbeitslager ist eröffnet. Das Fest ist vorbei. Mit frischen Kräften geht nun die Belegschaft unter der rührigen und umsichtigen Führung des Lagerführer Rauh an die Arbeit. Als Erstes wird die Regulierung des Klosterbeurerbaches in Angriff genommen, der erst kürzlich, durch Überschwemmung erhebliche Schäden verursachte.
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Dito S. 6
Memmingen. (Ministerpräsident Siebert in Memmingen.) Am Samstag Nachmittag weilte Ministerpräsident Siebert mit seinem Sohne, Herrn Bürgermeister Dr. Siebert von Lindau, zu kurzem Aufenthalt in unserer Stadt im Cafe Rieger. Der Ministerpräsident fuhr mit Kraftwagen nach Lindau, wo er der Einweihung der Siebert-Jugendherberge und der Hochzeit seines Sohnes, der bei den Magirus-Werken in Ulm in guter Stellung ist, beiwohnte.
Memmingen. (Unglaubliche Frechheit.) Charakterlose Schmierer haben in den letzten Nächten an versch. Stellen der Stadt weiße Inschriften angebracht, die Schmähungen gegen unseren Reichskanzler Adolf Hitler besagten. Am Gefängnis war zu lesen: „Heraus mit unseren Gefangenen“. – Wir können diese Burschen nur ernstlich warnen vor solchen dummen Streichen, denn zu lachen haben sie nichts, wenn sie erwischt werden und daß wir sie herausbekommen, dafür werden wir sorgen. Auch den Schutzhäftlingen dürften die Schandbuben keinen guten Dienst erwiesen haben, denn auf solche Frechheiten hin, werden diese am allerwenigsten freigelassen werden.
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Dito S. 7
Vegangenes Unrecht soll gutgemacht werden.
Feilnbach, Obb., 16. Mai. Am Samstag abend gegen ½ 8 Uhr kam Reichskanzler Adolf Hitler überraschenderweise mit dem Kraftwagen nach Feilnbach bei Aibling. Er begab sich sofort in das Haus „Gott Dank“ zu dem dort wohnenden Abt Albanus Schachleiter, der an diesem Tage in aller Stille sein 50jähriges Ordensjubiläum beging und überbrachte ihm persönlich seine Glückwünsche. Abt Schachleiter war über die hohe Ehrung tief gerührt. Es schloß sich eine Aussprache an, in der die Stellungnahme der kirchlichen Oberbehörde gegenüber Abt Schachleiter erörtert wurde. Reichskanzler Hitler versicherte dem Jubilar, er dürfe sich der sicheren Hoffnung hingeben, daß er dafür sorgen werde, daß das an ihm begangene Unrecht gutgemacht werde. Unterdessen hatte sich vor dem Hause eine große Menschenmenge angesammelt, die den Führer Deutschlands sehen wollte. Die SA. spielte und als der Kanzler aus dem Hause trat, jubelte ihm die begeisterte Menge zu. Sichtlich erfreut über diese Begrüßung trat der Kanzler die Weiterfahrt an.
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Protokoll über die Ausschußsitzung der Vorstandschaft der Gesamt-Handwerkerinnung Ottobeuren vom 4. Mai 33. Die Vorstandschaft beschließt hiermit im Vollzug der Verordnung der Gleichschaltung in den Innungen des deutschen Handwerks nach Ziffer 2 Nr. 9 ihren gesamten Rücktritt. Die Führung der Geschäfte wird nach einstimmigem Beschluß der Vorstandschaft dem Innungsmitglied Herrn Ludwig Dreyer, Malermeister, als Kommissar übertragen.
Ottobeuren, den 4. Mai 1933. Der Ausschuß.
Ich lade hiemit zur Durchführung der oben genannten Gleichschaltung sämtl. Mitglieder der Gesamt-Handwerker-Innung zu der am Donnerstag, den 18. Mai 1933 im Gasthaus zur „Sonne“ stattfindenden außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. – Da die Gleichschaltung in der Gesamt-Handwerker-Innung von großer Bedeutung ist, ersuche ich die Mitglieder um vollzähliges Erscheinen. Geschäftsführender Kommissar: Ludwig Dreyer.
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17.05.1933, S. 4
Wann beginnt Arbeitsdienstpflicht?
Eine Aufklärung von zuständiger Stelle.
Berlin, 17. Mai. Die Reichsleitung des Arbeitsdienste teilt mit: In der Presse ist die Behauptung aufgestellt worden, daß nunmehr der 1. Januar 1934 als Einziehungstermin für die ersten Arbeitsdienstpflichtigen festgelegt sei und daß der Jahrgang 1915 eingezogen werde. Die Reichsleitung des Arbeitsdienstes erklärt demgegenüber, daß noch nicht endgültig feststeht, welcher Jahrgang einberufen wird, auch ist der genaue Einberufungstermin noch nicht festgelegt. Der 1. Januar 1934 ist es keinesfalls.
Die Meldung über die Einziehung des Jahrganges 1919 zur Arbeitsdienstpflicht am 1. Januar 1934 war der Zeitschrift „Deutscher Arbeitsdienst“ entnommen, in der auch die amtlichen Verordnungen des Reichskommissars für Arbeitsdienst veröffentlicht werden. Von zuständiger Stelle wird im übrigen darauf hingewiesen, daß der Termin der Einziehung zwar noch nicht endgültig feststeht, wohl aber um den 1. Januar herum liegen wird. Darüber, welcher Jahrgang zuerst eingezogen werden soll, entscheidet der Reichskanzler bezw. das Reichskabinett, dem allerdings vom Reichskommissariat Vorschläge unterbreitet werden.
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Dito, S. 5
Memmingen. (Bericht des Arbeitsamts Memmingen.) In der ersten Maihälfte hielt die Aufwärtsbewegung am Arbeitsmarkte im Bereiche des Arbeitsamts Memmingen an, wenn auch die Fortführung der Außenarbeiten durch die regnerische Witterung teilweise gehemmt wurde. Am 15. Mai waren 2295 (davon 1897 männlich) Arbeitsuchende, 207 – davon 140 männlich – weniger als am Monatsanfang zur Arbeitsvermittlung vorgemerkt. Am aufnahmefähigsten war das Baugewerbe, das zahlreiche Maurer, Zimmerer und Maler benötigte. Die Überschreitung der Arbeitsuchendenkurve des Vorjahres, die am Monatsanfang 257 ausmachte, beträgt zur Zeit 374. –
In der Arbeitslosenversicherung wurden am 15. Mai 276 (davon 219 männlich), in der Krisenfürsorge 570 (davon 512 männlich) Personen unterstützt.
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Nicht auf das Alter kommt es an, sondern auf den Charakter
Zeitungen können 70 Jahre alt sein, charakterlos sind sie trotzdem, wenn sie ihre Gesinnung stets gewechselt und die Fahne nach dem Wind gerichtet haben. Jeder deutsche [Deutsche] liest nur das Heimatblatt, das stets geradlienig [geradlinig] seinen Weg gegangen ist und schon in schwerer Zeit sich für die Bewegung Adolf Hitlers eingesetzt hat, das ist in unserem Allgäu und Mittelschwaben nur der „Allgäuer Beobachter“!
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Attenhausen. (Neuer Bürgermeister.) Mit dem heutigen Tage hat unsere Gemeinde Herrn Rinninger Max, Bäckermeister, endgültig zum Bürgermeister erhalten. Er wurde nach zwei erfolglosen Wahlgängen ernannt, nachdem er bereits am 7. April als Kommissar bestellt worden war. Er ist Mitglied der NSDAP.
In den letzten 6 Wochen wurde seine Treue auf harte Geduldsproben gestellt. Geschäftsboykott und Anschuldigungen gemeinster Art mußte er über sich ergehen lassen. Wahrhaftig deutscher Männer und deutschen Wesens unwürdig! Noch heißer wurde das Feuer des Kampfs in uns entfacht. Trotz Gründung einer Stahlhelm-Ortsgruppe als Gegenorganisation (!) ist unser der Sieg!
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Kempten. (Eine Hitler-Eiche) wird am heutigen Mittwoch abends 8 Uhr vom SA.-Sturm 46 im Steufzger Wald feierlich gepflanzt unter Mitwirkung einer SA.-Kapelle. Ein weiteres äußerliches Zeichen der Dambarkeit für den grandiosen Schöpfer des neuen, einigen Deutschlands!
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18.05.1933, S. 6
Memmingen. (Memmingen im Zeichen der Kanzler-Rede.) Wohl kaum einen Lautsprecher gab es gestern Nachmittag und vornehmlich abends in Memmingen, der nicht in Tätigkeit war. Überall wurde mit riesigem Interesse die glänzende Rede unseres Reichskanzlers Adolf Hitler vernommen und es gab allseits nur ein Urteil: meisterhaft. Die schärfsten ehemaligen Gegner mußten dies rückhaltlos anerkennen. Wie mancher mag sich im Stillen gesagt haben: Wie töricht hab ich doch früher gehandelt, daß ich mitgeholfen habe diesem Mann und dieser Bewegung solche Schwierigkeiten zu bereiten.
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Ottobeuren. (Generalversammlung der Freiw. Sanitäts-Kolonne vom Roten Kreuz.) Einleitend des Versammlungsbeginns hieß der Kolonnenarzt Dr. Schütte die Mitglieder und besonders Herrn Bürgermeister Joh. Fickler, die Mitglieder des Gemeinderates und der Freiw. Feuerwehr willkommen. Die Niederschriften der letztjährigen Generalversammlung wurden zur Kenntnis genommen. Herr Alfons Raith teilt der Kolonne mit, daß er die Stelle eines Beirates niederlege. Als neue Beiräte wurden gewonnen Herr Bürgermeister Fickler und Herr Dr. Schwegler. Zur Frage der politischen Gleichschaltung gab der Kolonnenarzt ein Schreiben des Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, v. Winterfeld-Menkin an unseren Reichskanzler Adolf Hitler, sowie einen Aufruf des Bayer. Roten Kreuz-Führers Exz. Brettreich bekannt.
Kolonnenbericht 1932
Bestand: 1 Kolonnenführer, 1 Kolonnenführerstellvertrerter, 1 Kolonnenarzt, 1 Kassier, 3 Beiräte, 31 Chargen und Sanitätsleute; Stand: 38 aktive Mitglieder. Passive Mitglieder 105. – Übungs- und Unterrichtsabende: 17. Der Besuch war ein zufriedenstellender. – Ausbildung: Besucht wurde a) der Bezirksfeuerwehrtag in Lauben am 22. Mai 1932, b) die Kreistagung in Augsburg am 18./19. Juni und zwar vom Kolonnenarzt, Kolonnenführer und Schriftführer. Besonders lehrreich und interessant war die Gasschutzübung. Dr. Schütte berichtete an einem Übungsabend über die Hauptpunkte der Tagung. c) Am 21. August besuchte die Kolonne auf Einladung der Kolonne Kaufbeuren eine dort abgehaltene Gasschutzübung, d) Besucht wurde ein Gasschutzvortrag des Herrn Dr. Stürmer in Memmingen. e) Die Schlußübung wurde gemeinsam wieder mit der Feuerwehr abgehalten. – Hilfeleistungen: a) Abgestellte Wachen 54 mit 114 Mann. b) Sonntagsdienst: 29 mit je 3 Mann im Rathaus. c) Transporte: Mit Sanitätsauto 44, mit Fahrbahre 8, mit Begleitung 3, mit Bahn 2, mit Schlitten 2; zusammen 58. d) Geleistete erste Hilfen: 71 Fälle. e) Desinfektionen wurden 15 vorgenommen, f) Bei Brandfällen wurde 7 Mal alarmiert. – Versicherungen sind geblieben. Die Hauptpflichtversicherung wurde 1 Mal in Anspruch genommen, da ein Gartenzaun innerhalb des Ortes hindernd im Weg stand. – Anschaffungen: Verbandmaterial, Schilder für Straßenhilfsdienst. – Veranstaltungen: a) Gemeinsam mit dem Frauenverein vom Roten Kreuz wurde am 14. August ein Rotkreuztag abgehalten. b) Bei der Winterhilfe beteiligte sich die Kolonne durch Sammlung in den Gemeinden des Bezirkes Ottobeuren. Das Ergebnis war sehr gut. – Eine innere Prüfung der Kolonne nahm am 30. April der Kreisleiter Herr v. Ammon-Augsburg vor. Die sämtlichen Bücher und Akten wurden genauestens geprüft und in vollster Ordnung befunden. Der Kreisleiter sprach sich über die mustergültige Buch- und Kassenführung sehr befriedigt aus. Dieses Ergebnis, so bemerkte der Kolonnenarzt, ist ein Verdienst des Schriftführer, Herrn Lehrer Schurrer, und des Kassies, Herrn Michael Fink. Wie diesen beiden Herren, so dankte Dr. Schütte den Chargen und der Mannschaft, besonders den Zeugwarten Holdenrieder Michael und Möslang.
Der Kassenbericht,
abgeschlossen in Einnahmen und Ausgaben, gab ein befriedigendes Bild. Auch der Betrieb des Sanitätsautos zeigte sich rentabel. Die Revisoren Feßler und Geiger Ulrich bezeugten schriftlich die Richtigkeit der Kasse. Zu neuen Kassenprüfern wurden bestimmt Auerbacher Wend., Wagner, und Ripfel Josef, Bäcker. – Über den Stand der Mannschaftsklasse verbreitete sich Herr Hans Hartmann.
Das Programm des neuen Jahres sieht vor:
Unterrichts- und Übungsabende im bisherigen Wechsel; eine Eisenbahnübung; eine Schwimm- und Rettungsübung; die Kolonne Kaufbeuren will Ottobeuren besuchen, die Ottobeurer planen einen Besuch der neuen Kolonne Babenhausen; Beteiligung am Blumentag, gemeinsam mit dem Frauenverein; Kellerfest für Wohlttätigkeitszwecke, gleichfalls in Verbindung mit dem Frauenverein vom Roten Kreuz; am 21. Mai Bezirks-Feuerwehrtag in Markt Rettenbach; am 28. Mai Musterung der Sanitätskolonne (Exerzieren und erste Hilfeleistung) durch Dr. Dorn, Kempten; der Herbst dürfte die Kolonne wieder zur Winterhilfe rufen.
Wünsche und Anträge.
Gutgeheißen wird, das System des Wechselns in der Transportbegleitung beizubehalten. Einem Antrag des Mitglieds Kratzer gemäß sollen zu den Schwimm- und Rettungsübungen auch Schulen und Sportvereine eingeladen nerven (Schauübung). – Für den Freiw. Arbeitsdienst würde es sich empfehlen, zu den jeweiligen Übungs- und Unterrichtsabenden 2 Mann abzustellen. Der Sonntagsdienst soll wie bisher durchgeführt werden. Bedauert wird, daß es der Gemeinde – die Benachrichtigung efolgte noch unter dem alten G.-R. [Gemeinderat] – wegen drückender Fürsorgelasten nicht mehr möglich ist, den früheren Zuschuß in Höhe von 80 Mark zu gewähren. Um einen weiteren kleinen Zuschuß soll die Gemeinde gebeten werden. – Bürgermeister Fickler dankte namens der Gesamtgemeinde der Freiw. Sanitätskolonne für ihre gemeinnützige Tätigkeit im Interesse der Allgemeinheit, besonders der Kolonnenführung und dem Kolonnenarzt. Die Kolonne verdiene die Unterstützung der Bevölkerung, und der Gemeinderat werde, wenn es sich ermöglichen läßt, finanzielle Beihilfen leisten. – Kolonnenführer Sigl dankt dem Kolonnenarzt für seine vielen Mühen und ersucht die Mitglieder, rechtzeitig und vollzählig bei den Übungsabenden zu erscheinen. Zur Übung am Dienstag, 23. Mai, soll mit Dienstanzug (auch Ausweis und Singbuch mitnehmen) angetreten werden. Dr. Schütte erwähnt in seinem Schlußwort, wobei er auch mit Dank der Tätigkeit des Kolonnensührers Sigl gedenkt, daß die Kolonne nun ins 9. Lebensjahr eintrete. Zusammenstehen und treue Kameradschaft sei auch in der Zukunft notwendig. Der Sanitäter arbeite nicht für sich, sondern für andere, gemäß der Losung „Einer für alle und alle für einen!“. Frohsinn und Gemütlichkeit bestimmte die Männer vom Roten Kreuz noch einige Zeit zum Verweilen im trauten Freundeskreis.
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Attenhausen. (Neuer Bürgermeister.) In unserer diesbezüglichen Notiz von gestern hieß es, daß trotz Gründung einer Stahlhelm-Ortsgruppe als Gegenorganisation (!) unser der Sieg sei. Wir haben dazu zu bemerken, daß es uns natürlich ferne lag, den Stahlhelm als solchen, den wir als Bundesgenossen schätzen, anzugreifen. Die örtlichen Mißverhältnisse in Attenhausen ließen es für den dortigen Ort lediglich so erscheinen, jedoch wird uns von der Stahlhelmleitung versichert, daß unter keinen Umständen irgend eine Stellungnahme in irgend einer Form gegen die N.S.D.A.P. oder den dortigen Bürgermeister gebilligt wird, daß im Gegenteil diese Ortsgruppe, wie überall, durchaus unpolitisch sei und eine Politik nicht geduldet werde. Es sei deshalb mit der Bildung gerade dieser Ortsgruppe sehr lange gezögert und bei der Gründung ausdrücklich daraus aufmerksam gemacht worden. – Diese Erklärung gibt uns Veranlassung, auch unsererseits den Ausdruck „Gegenorganisation“ zurückzunehmen, was wir umso lieber tun, da auch wir auf ein gutes Zusammenarbeiten mit dem Stahlhelm Wert legen. – Die Red. –
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Dito, S. 8
Ollarzried Am kommenden Sonntag findet bei Unterzeichnetem Schlachtpartie und von abends 6 Uhr ab Maitanz statt, wozu freundlichst einladet Langegger mit Frau.
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19.05.1933, S. 5
Memmingen. (Bund Naturschutz in Bayern.) Vom Bezirksamt geht uns folgendes zu: Das Frühlingsheft der „Blätter für Naturschutz und Naturpflege" (Schriftleitung Johann Rueß, München, Römerstr. 4) ist soeben erschienen unter dem Leitwort: „Deutsche Art ohne deutsche Natur ist nicht denkbar.“ Es ist wieder eine wahre Fundgrube geistiger und gemütvoller Anregungen. Eine besondere Überraschung und Zierde diesmal sind die farbigen Bildtafeln (Orchideen und Liliengewächse) geschützter Pflanzen, wie sie in den nächsten Heften weitergeführt werden sollen. Kunstmaler Franz Murr, Reichenhall, der Maler dieser Bilder, hat seine Aufgabe künstlerisch und botanisch vorbildlich gelöst. Seine Kunst hat das Heft wertvoller und schöner gemacht. Unter den literarischen Beiträgen des Heftes erwähnen wir die feinsinnige, zeitgemäße Abhandlung über „Richard Wagner und sein Verhältnis zur Natur“ von Schriftleiter Rueß.
Dem neuen Schutzgebiet des „Demlinger Steinbruchs“ widmet Regierungsrat Dr. Wissend eingehende Besprechung. Philosophische Nachdenklichkeiten über Natur und Naturschutz entnehmen wir den Abhandlungen von Schopenhauer, Dr. Bastian Smid und Rueß. Professor Dr. Fischer gibt Neues und Aufschlußreiches über geologische Naturdenkmäler im Allgäu und bespricht seine neue, im Auftrag der Schriftleitung gefertigte pfianzengeographische farbige Karte (Blatt Grünwald), die als Muster und Vorbild für ähnliche Forschungen in anderen bayerischen Landschaften gedacht ist. – Was Oberregierungsrat Schleußinger - Münchberg, Heinz - Kirchheimbolande, Forstdirektor Bailer -Augsburg und unser leider jüngst verstorbener Oberstudiendirektor Förderreuther - Kempten über heimatliche Naturschutzfragen erzählen, ist überaus anregend und wertvoll, ein besonderer Schmuck, in die Prosa eingestreut, sind die Gedichte von E. F. Hofmann, Traevo, Paul Heyse, Richard Wagner. Sogar ein kleines, Preise versprechendes Rätselgärtchen schließt sich an sowie eine freundliche Einladung zur Beteiligung an Bundeswanderungen in den Bayerischen Wald und in das Schutzgebiet der Ammergauer Berge. – Der Bund Naturschutz suchte den Geist deutscher Gesinnung mit der Sorge um Erhaltung unserer heimatlichen Natur auch während der vergangenen Zeiten mit aller Kraft zu verbinden und er weiß, daß die neue Zeit der mächtige Förderer seiner vaterländischen Erziehungsarbeit sein wird.
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Dito, S. 6
Es wird weite Kreise interessieren, daß die bekannte Schokoladenfabrik „Sarotti“ AG. in Berlin-Tempelhof, einen rein arischen Aufsichtsrat und Vorstand hat. Die Aktienmajorität liegt in arischen Händen in der Schweiz. Die Schweizer Majoritätsbesitzer kaufen aber jährlich für mehr als das Doppelte der an Sarotti erzielten Gewinne deutsche Fertigerzeugnisse für den Bedarf ihrer Schweizer Fabriken ein. Selbstverständlich wird die Sarotti Aktiengesellschaft nach den Wirtschaftsgrundsätzen der nationalen Regierung in unbedingter Loyalität geleitet. Die Sarotti Aktiengesellschaft beschäftigt augenblicklich ca. 2500 deutsche Arbeiter und ca. 400 deutsche Angestellte. Sie verarbeitet in ihren Betriebsstätten Tempelhof und Hattersheim am Main seit Jahren nur deutschen Zucker und deutsche Milch!
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Rot a. d. R. (Abtreten, Herr Bürgermeister!!) Überaus zahlreich war die Beteiligung der Roter Einwohnerschaft beim Sprechabend der N.S.D.A.P., am Mittwoch, den 17. Mai, abends, im Gasthaus zum Hirsch. Auf der Tagesordnung standen u. a. Fragen der Gemeindeverwaltung. Punkt 1 des Abends, Zweck und Ziele des Nationalsozialismus, ließen wir ausfallen, und hörten statt dessen die gewaltige Rede unseres Führers im Reichstag durch Rundfunkwiedergabe an. Angefeuert durch den flammenden Protest gegen Ungerechtigkeiten, bekam der Verlauf unseres Abends einen sehr kriegerischen Charakter, bei dem die erregten Teilnehmer nur mit größter Not zurückgehalten werden konnten, tätlich gegen den Bürgermeister vorzugehen. Gegen einen Protestzug durch Rot und zur Wohnung dieses Beamten konnte nichts eingewendet werden. Um den Bürgermeister vor evtl. körperlicher Schädigung zu bewahren, nahmen die Teilnehmer der Versammlung geschlossen an dem Zuge teil. Es wurde dem Bürgermeister, der wiederholt mit den Rufen: abdanken, nieder, verschwinden, herausgefordert wurde, die Entschließung vorgetragen, die die Versammlung einstimmig angenommen hatte: „Der Groß-Teil der Einwohnerschaft der Gesamtgemeinde Rot verlangt den sofortigen Rücktritt des Bürgermeisters Geiger, da die Art seiner Amtsführung zu gewaltigen Beanstandungen gibt und der Charakter seiner Person unsere Arbeit im nationalsozialistischem Sinne gefährdet.“ Da dem Bürgermeister von unbekannten Tätern die Fenster eingeworfen wurden, so beantragten wir am kommenden Morgen beim Staatskommissar in Ulm und beim Kommissar beim Oberamt, für die Sicherheit der Person des Bürgermeisters Sorge zu tragen.
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20.05.1933, S. 6
Ottobeuren. (Freiw. Arbeitsdienst – Lager Ottobeuren.) Die im Westbau der ehem. Kaserne für das Lager des Freiw. Arbeitsdienstes notwendigen Umbauarbeiten sind beendet. Zur Ausbauung des Lagers sind jetzt noch 25 Arbeitsdienstwillige im Lager. Bereits morgen und am Montag werden zu diesen dann noch weitere 45 kommen, sodaß das Lager eine Belegung von 70 Mann aufweist. Ebenso erhält das Lager mit morgigem Tag seinen Lagerführer. Die erste Arbeit die vom Arbeitsdienst in Angriff genommen wird (kommende Woche) ist die Wegneuanlage in der gemeindlichen Waldung Schelmenhaide. Im Südflügel der Kaserne werden zur Zeit noch die Ausbauarbeiten zweier großer Säle usw. ausgeführt. Die feierliche Eröffnung des Lagers dürfte schon an einem der nächsten Sonntage vogenommen werden. – An die Einwohnerschaft ergeht noch die Bitte, dem Lager eventl. vorhandene Bücher und Zeitschriften zur Verfügung zu stellen.
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22.05.1933, S. 6
Und wieder „F. M.“-Haßgesang
Es ist eben leider einmal so auf der Welt, gewisse Leute können nicht leben ohne die liebe Zwietracht. Nun herrschte – endlich – Frieden unter den Zeitungen Memmimgens, die frühere periodenweis oft monatelange Hetze und gegenseitige Herabwürdigung hat ihr Ende genommen, und es war Ruhe eingekehrt. Diese Ruhe aber wurde gewissen Leuten peinlich, denn sie erkannten, daß jene friedlich einsetzende auch in unserer Stadt zum Aufbau führende Entwicklung ihnen allmählich gefährlich, wurde, darum mußte wieder einmal zum Generalangriff ausgeholt werden. Freilich, in offener Feldschlacht konnte man es nicht wagen, es bot sich auch gar keine Angriffsfläche, denn „chronischen Abonnentenschwund“ und Abwandern der Abonnenten zur verhaßten nationalsozialistischen Konkurrenz anzugeben, war doch nicht gut möglich, deshalb gilt es – nach bewährter Methode – zu einem Allerweltsmittelchen zu greifen und das betitelt sich „In eigener Sache“. Was unter dieser Rubrik in der „Memminger Zeitung“ stets zu lesen war, war sehr ergötzlich und wir freuen uns immer aufrichtig, wenn wir wieder solche Geistesprodukte lesen können. Bevor wir jedoch auf jenes Geistesprodukt vom Samstag antworten – und das ist unerläßlich, darauf wartet die gesamte Einwohnerschaft Memmingens und seiner Umgebung – eine Feststellung: Warum jetzt wieder angreifen in dieser gehässigen Art und Weise? Hätte es, wenn schon unsere vorhergehenden Feststellungen ohne Namensnennung so tief ins Herz geschnitten haben, nicht genügt, wenn man in ruhiger sachlicher, vielleicht in humoristischer, spitzfindiger Art und Weise geantwortet hätte? Kann man sich da wundern, wenn unsere Antwort auch etwas deutlich ausfällt, denn Verleumdungen können wir nicht über uns ergehen lassen, am wenigsten heute, da wir Regierungsorgan und Amtsblatt sämtlicher Behörden sind.
Zunächst zu der gekünstelten Entrüstung des Herrn „F. M.“ wegen des Wortes „Konjunktur-Ritter“. Hierüber ein weiteres Wort zu verlieren erübrigt sich im Grunde genommen, denn man lese nur die Ausführungen des Herrn Mayr und man hat genug. Wir möchten aber unseren Lesern gerne ersparen, deswegen die „Memminger Zeitung“ zu kaufen, aus diesem Grunde wollen wir auch diese Zeilen getreulich wiedergeben.
Die „Memminger Zeitung“ ist während der ganzen 70 Jahre ihres Bestehens stets einen aufrechten, gradlinigen Weg gegangen, wurde immer in nationalem Sinn geleitet. So war es auch in letzter Zeit. Da stand die „Memminger Zeitung“ hinter der Regierung Brüning, ebenso hinter der Regierung Papen, getreu der Politik des Bauernbundes, der immer für eine autoritäre Staatsregierung eingetreten ist. Genau so war es, als Adolf Hitler am 30. Januar ds. Jhrs. zum Reichskanzler ernannt wurde, denn die „Memminger Zeitung“ kannte immer nur die Sache, nicht die Person. Sie hat deshalb auch nicht abgewartet, bis Adolf Hitler durch die Wahl des deutschen Volkes am 5. März 1933 zur Macht gelangte, sondern hat sich sofort hinter ihn und seine Regierung gestellt. Sie hat also nicht die Fahne nach dem Wind gerichtet, sondern vom ersten Augenblick an der nationalen Regierung Hitler Gefolgschaft geleistet. Für sie gab es eben nur deutsche Volksverbundenheit und deutsche Volksgemeinschaft. Das ist der wahre Tatbestand. Um aber jeden Irrtum zu vermeiden, sei noch ausdrücklich festgestellt, daß die „Memminger Zeitung“ auch heute noch nicht nationalsozialistisch ist, sondern wie von je einfach national, obwohl der Bauernbund sich aufgelöst hat und hinter dem nationalsozialistischen Reichsbauernführer Darré steht, während die, Bauernbundsabgeordneten in die nationalsozialistische Landtagsfraktion eingetreten sind. Wir lehnen eben jede Konjunkturpolitik ab.
Also wirklich prachtvoll! Schöner hätte man unsere Ansicht nicht bestätigen können. Aufrechter, geradliniger (!) Weg, immer im nationalen Sinn geleitet, immer für eine autoritäre Staatsregierung und für Adolf Hitler „schon“ eingetreten als dieser Reichskanzler wurde. Also immerhin eine recht schöne Wandlung durchgemacht, nicht wahr? Aber wie war es denn früher? Sind denn die Stöße von Flugblättern der Räterepublik durch Zufall in die Keller der „Memminger Zeitung“ gekommen? Und 1919-20 stand da die „Memminger Zeitung“ auch im „nationalen“ Lager? Sollen wir gelegentlich mit einigen Zeitungsausschnitten aus jener Zeit aufwarten? Wenn Sie das, Herr Mayr, geradlinig nennen, dann tun Sie es nur weiter; in Memmingen werden Sie keinen zweiten finden, der im Ernste Ihrer Ansicht ist. Auch den greisen Feldmarschall v. Hindenburg ziehen Sie herein, obwohl das gar nicht zur Sache gehört und dann holen Sie aus zum großen Schlage:
Im übrigen handelt der „Allgäuer Beobachter“ mit seinen fortwähren Vorwürfen gegen die „Memminger Zeitung“ direkt gegen die Intentionen des Führers Adolf Hitler und der meisten seiner Unterführer, die wiederholt nachdrücklich erklärten, „sie reichten jedem die Hand, der guten Willens ist und hinter der nationalen Regierung steht“. Das geht denn doch über die Hutschnur! Ausgerechnet Sie, Herr F. M., wollen uns vorwerfen, daß wir gegen unseren Führer Adolf Hitler handeln, hinter den wir uns 10 Jähre und länger, in einer Zeit in der Sie ihn und seine Bewegung aufs schärfste bekämpften und verleumdeten, mit jeder Faser unseres Herzens stellten und ihn und seine Bewegung bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen wir heute ebenso bereit sind. – Nein. Herr Mayr, täuschen Sie sich nicht, wir sabotieren nicht die Intentionen des Führers, im Gegenteil, ganz seiner Weisung gemäß reichen wir jedem Volksgenossen der ehrlichen Willens ist, die Hand, denn wie Sie richtig schreiben: Das ganze Deutschland soll es sein. Denn was sollte auch der einzelne Volksgenosse im allgemeinen dafür können, daß er unser Gegner war, er ist ja tagaus tagein so informiert worden – auch von Ihnen, Herr Mayr – man hat ihm ja täglich und stündlich gelehrt nur schlecht zu denken über die Nationalsozialisten. Da wissen wir aber sehr wohl einen Unterschied zu machen, nämlich den zwischen Verführten und Verführern. Verführten verzeihen wir gerne und nehmen sie mit Freuden auf in unseren Reihen, von Verführern wollen wir nichts wissen und wenn sie sich 10 Mal anbiedern. Deshalb werden wir unverblümt weiter Front machen gegen solche, die jetzt ihren Nationalsozialismus in einer kaum zu überbietenden Weise entdeckt haben . . ., weils das Geschäft verlangt. Die Sache ist doch ganz handgreiflich, Sie wollen heute nationalsozialistisch schreiben, um dem „Allgäuer Beobachter“, der sich in außerordentlich zähem Kampfe einen beachtlich großen Abonnentenstand geschaffen hat, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das wird Ihnen bestimmt nicht gelingen. Herr F. M.
Vom Verschmelzen reden Sie. Wir wollen hier zunächst nicht Stellung nehmen, sondern nur erwähnen, daß wir den hohen Abonnentenstand und Sie die besseren Maschinen – wenigstens bis jetzt – hatten. Aus diesem Grunde ist ein solches Bestreben nicht zuletzt im Interesse der Memminger Bürgerschaft und der Einwohnerschaft der umliegenden Gemeinden nur zu begrüßen, aber wenn wir deutlich werden sollen, Herr Mayr seien Sie überzeugt, die großen Geschütze stehen bereit, sie werden auffahren, wenn es notwendig ist. Das sagt Ihnen der „Unverantwortliche“, der als Verantwortlicher zeichnet. – Traurig genug, daß Sie als Redakteur zu solchen Mätzchen greifen müssen und wieder – nach Ihrer gehässigen Art, die sich so recht deutlich ja vor wenigen Monaten gezeigt hat – zum Persönlichen Zuflucht nehmen. Als alter, erfahrener Redakteur müßten Sie wissen, daß es keine Kleinigkeit ist, allein eine Tageszeitung in der Größe des „Allgäuer Beobachter“ – noch dazu, als Nichtfachmann – zu leiten, das müßten Sie anerkennen statt in Ihrer blinden Gehässigkeit so zu verfahren. – Zum Schlusse wollen Sie noch nach alter Taktik den Zankapfel in unsere Reihen werfen, indem Sie in lügnerischer Weise behaupten, dieses „rüde“ Vorgehen (von uns) würde in leitenden Kreisen der hiesigen nat.-soz. Ortsgruppe nicht gebilligt. Es wird genügen, wenn wir Sie in diesem Zusammenhang auf die Bekanntmachung der Kreisleitung Memmingen-Stadt in unserer heutigen Ausgabe aufmerksam machen. Vielleicht werden Sie, Herr F. M., dann einmal zu der Überzeugung kommen, daß in Memmingen Ortsgruppe und „Allgäuer Beobachter“ niemals auseinander zubringen sind.
Damit unsere Leser aber wieder einmal einen kleinen Begriff bekommen, wie sehr von Ihnen selbst vor einem Jahr noch im „nationalen“ Gedanken gekämpft wurde, nachstehend einen kleinen Ausschnitt. Es sei gleich hinzugefügt, wir haben derer hundert auf Lager und können, wenn notwendig, alltäglich mit einem solchen ergötzlichen „F. M.-Artikel“ aufwarten. Es liegt uns dabei vollkommen ferne, ehrlich Gesinnte, die sich heute zum Nationalsozialismus bekannt haben, abzustoßen, es soll aus diesem Grunde auch kein Artikel der Bauernbunds- und Mittelstandskorrespondenz herausgegriffen sein, sondern ausschließlich die mit „F. M.“ gezeichnet sind. Genügt Ihnen das für heute, Herr F. M.? Wenn nicht, wir haben es noch besser auf Lager. – Wenn ja, dann joll es uns recht sein, dann soll wieder Friede einkehren unter den Zeitungen in Memmingen. An uns soll es nicht fehlen!
Fritz Kerker, Schriftleiter des „Allgäuer Beobachter“.
Die „Memminger Zeitung“ schreibt in einem ihrer berühmten F.M.-Artikel am 6. Februar 1932 u.a.:
„ … Da würden dann auch die Ungezählten in das Mittelstandslager zurückströmen, die unter dem Druck der Not und, dem Einfluß hohler Phrasen und leerer Versprechungen erliegend, zu anderen Parteien hinübergewechselt waren. Renegaten und Überläufer hat es zu allen Zeiten und allerorten gegeben, und gerade diese traurigen Gesellen sind es in der Regel, die das frühere heimische Nest am meisten beschmutzen. Die größte Anziehungskraft übte da aus die NSDAP., die heute über Millionen Anhänger zählt. Auch der Bauer verkennt nicht die Größe und Kraft dieser Bewegung und er würde es nur begrüßen, wenn diese Kraft in fruchtbringende Tat – natürlich auch für die deutsche Landwirtschaft – umgesetzt würde. Dann ließe sich mit den Nationalsozialisten wohl ein Wort reden. So aber ergibt sich das Unglaubliche, daß Bauern zur NSDAP. überlaufen, ausgerechnet zu der Partei, die nach ihrem Programm nicht einmal das uneingeschränkte Eigentum des Bauern auf seinen Grund und Boden anerkennt, die allein von allen Parteien gegen jedes Gesetz zugunsten der Landwirtschaft stimmte, die keine positive Arbeit leistet, sondern nur unfruchtbare Opposition gegen alles und jedes treibt. In letzter Zeit aber haben die Nationalsozialisten „auf Geheiß von oben“ ihr „Herz für die Landwirtschaft“ entdeckt, und zu diesem Zweck halten sie nun landauf landab – in den Städten ist für sie nichts mehr zu holen – in allen Dörfern und Märkten Versammlungen ab und werben dort, genau wie in den täglichen Riesenartikeln ihrer Gazetten, um die „Seele des Bauern“. Das Werbegeschäft blüht aber in letzter Zeit nicht mehr, läßt vielmehr an Erfolg bedeutend nach, besonders seitdem der Bauerneinigungsgedanke immer mehr an Kraft und Bedeutung gewinnt. Jeder vernünftig und objektiv denkende Bauer sagt sich eben: „Warum soll ich Hitler-hörig werden, wenn ich doch als freier Bauer auf freier Scholle meine eigenen Geschicke vertreten kann? Und warum jetzt auf einmal die um Hitler so „bauernfreundlich“ geworden sind? Bauern ohne Euch – kein Drittes Reich! Das ist des Pudels Kern und des Rätsels einfache Lösung. Wie es den Bauern aber im Dritten Reich ergehen würde, ist bei dem bekannten Gewalt- und Diktatsystem der N.S.D.A.P. – vergleiche auch die bekannten Hessen-Dokumente – für jeden Einsichtigen ohne weiteres klar. Und der alte erprobte Vorkämpfer der Bauernsache, Geheimrat Dr. Heim mag nicht ganz unrecht haben, als er jüngst in Regensburg am Schluß einer durch wüste Skandalszenen seitens der Nationalsozialisten schwer gestörten Versammlung erklärte: „Wenn den Bauernstand der letzte Todesstoß treffen soll, dann trifft er ihn in dem Moment, wo diese Bewegung an die Regierung kommen würde.“ (Fettdruck von uns. Die Red.) – Anmerkung der Schriftleitung: Kommentar überflüssig
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Dito, S. 7
Kirchheim. (Aus der Bewegung.) Bei vollbesetztem Adlersaale fand gestern die Gründung des NSDAP. Kampfbundes statt, in welchem Herr Pg. [Parteigenosse] Hermann - Mindelheim als Kreiskampfleiter in ausführlicher Weise referierte. Ein sehr guter Erfolg war ihm beschieden, denn nicht weniger als 38 Pg. und Interessenten traten dem Kampfbund bei, um in dieser Organisation mitzuhelfen und mitzukämpfen zur Erreichung der großen Ziele unseres Führers. Bestimmt wurden zum Kampfbundleiter Ortsgruppe Kirchheim Pg. Schwarz Franz, Maurermeister; für den Einzelhandel Pg. Graf Bernhard, Spenglermeister; für das Gewerbe Pg. Gras Carl, Müllermeister. Und nun an die Arbeit und in den Kampf im Sinne unseres Kampfbundkreileiters Pg. Hermann. – „Heil Hitler!“
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Parteinachrichten
Die Memminger Zeitung schreibt in ihrer Nummer vom letzten Samstag, das Vorgehen des Allgäuer Beobachters gegen die Memminger Zeitung werde in den „leitenden Kreisen“ der hiesigen nat.-soz. Ortsgruppe nicht gebilligt. Leitende „Kreise“ gibt es bei uns nicht. Wir sind keine Demokraten. „Der Leiter“ bin ich. Ich selbst habe den Allgäuer Beobachter gründen helfen, weil die politische Haltung der Memminger Zeitung charakterlos war, weil sie schamlose Unwahrheiten über unseren verehrten Führer verbreitete. Ich erkläre, daß ich schon hinter Pg. Wölfle gestanden bin und erst recht hinter unserem jetzigen Schriftleiter Pg. Kerler stehe. Seine Haltung gegenüber der Memminger Zeitung billige ich ausdrücklich.
Reiger, Kreisleiter.
[Am 23.05.1933 nochmals; ergänzt um den Zusatz:]
Der vorstehenden Erklärung der Kreisleitung Memmingen-Stadt schließe ich, mich für die Kreisleitung Memmingen-Land vollinhaltlich an.
gez. Schwarz, M.d.R. [Mitglied des Reichstags], Kreisleiter.
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23.05.1933, S. 6
Freiwilliger Arbeitsdienst – Lager Ottobeuren.
Ottobeuren. Zum erstenmal, am 18. März in einer Gründungsversammlung, faßte auch hier durch Gründung eines Vereins für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes, der Gedanke des Arbeitsdienstes Fuß. Emsig wurde in der Zwischenzeit an der Ausbauung der Räume in der ehemal. Kaserne für ein Lager gearbeitet.
Der Westflügel ist ausgebaut und bereits mit den jetzt anwesenden 70 Arbeitsdienstfreiwilligen belegt. Ein Durchgang durch die fertigen Räumlichkeiten und die noch zur Zeit im Ausbau befindlichen Räume zeigt dem Besucher, daß das Ottobeurer Läger ein Musterlager wird. Am kommenden Sonntag findet nun bereits die Einweihungsfeier des Lagers statt, an diesem Tage kann das Lager auch durch, die Allgemeinheit besichtigt werden. – Zu der schlichten Feier, bei der auch verschiedene Führer des Arbeitsdienstes anwesend sein werden, ist die Bevölkerung von hier und der Umgebung, insbesondere auch die Herren Bürgermeister und Gemeindeverwaltungen der umliegenden Gemeinden schon heute herzlichst eingeladen. Das nähere Programm wird noch durch die Tageszeitungen veröffentlicht werden.
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24.05.1933, S. 6
Sitzung des Marktgemeinderats Ottobeuren
am Freitag, den 19. Mai 1933.
Zur Sitzung waren erschienen der 1. Bürgermeister Fickler und die Gemeinderatsmitglieder Ripfel A. [August], Dreyer Ludwig, Micheler Eugen, Maurus Josef, Hief Franz, Specht Karl, Höbel Georg, Fink Michael, Dr. Hans Breher, Hafner Alois. Den Vorsitz führte Bürgermeister Fickler, Schriftführer Obersekr. Stingl.
1. Vor der Sitzung fand in Anwesenheit des H. Oberbauamtmanns Stahlschmidt vom Kulturbauamt Kempten eine Ortsbesichtigung in Sachen Hochwasserbeseitigung in der Bahnhofstraße etc. statt. Nachdem Oberbauamtmann Stahlschmidt Aufschluß erteilte, wurde beschlossen, das ausgearbeitete Projekt für die Errichtung eines Flutkanals oberhalb Ottobeuren nicht zu verwirklichen und dafür den Weg Pl-Nr. 1104 ½ der Steuergemeinde Ottobeuren von der Bezirksstraße bis zu dem über die Straße führenden Kanal um ca. 30 bis 35 cm zu erhöhen, dadurch wird ein natürlicher Schutz, gegen das von Eldern her dringende Wasser erreicht werden. Außerdem sollen die bisherigen Ablaufröhren durch solche mit 60 cm lichter Weite ersetzt werden.
Ferner soll der Frage der Regulierung des Gaisbachleins nunmehr näher getreten werden. Beabsichtigt ist die Regulierung etwa von Plannummer 1188 ½ ab (Steuergemeinde Ottobeuren.) Der neue Lauf des Bächleins soll direkt zur Badeanstalt durch dieselbe unter der Bahnhofstraße zum Post- und Bahngebäude führen. Zum Zwecke der Durchführung einer solchen Regulierung sollen die beteiligten Angrenzer demnächst zwecks Gründung einer Genossenschaft zu einer Versammlung eingeladen werden. Seitens des Kulturbauamts Kempten werden die entsprechenden Kalkulationen zur Verfügung gestellt. Bei der Regulierung würden, um den übrigen Genossen entgegenzukommen, die Durchlässe durch die Straß en auf Kosten der Gemeinde errichtet und für die Genossenschaftsmitglieder verbilligtes Holz zur Verfügung gestellt werden.
2 . Dem Gesuch des Konditors und Cafebesitzers Hasel jun. um Genehmigung zum Bau eines Privatsteges von seinem Anwesen über die Günz zum Silachweg wird auf Ruf und Widerruf gegen Entrichtung einer jährr. Anerkennungsgebühr von 1 Mark stattgegeben. Hasel hat für den Unterhalt des Steges und der in Mitleidenschaft gezogenen Uferteile selbst auszukommen.
3. Bezüglich Aufnahme des Dienstknechtes Michael Thoma ins hiesige Pfründespital werden der 1. Bürgermeister Fickler und Spitalverwalter Fink zum Abschluß der Verhandlungen im Sinne der Besprechung ermächtigt. – Auf dem dem Obst- und Bienenzuchtverein Ottobeuren beim Pumpwerk unentgeltlich zur Verfügung gestellten Bauplatz ist zu Gunsten der Marktgemeinde Ottobeuren ein Vorkaufsrecht einzutragen. In diesem Sinne ist der Beschluß vom 6. Mai c. Abgeändert.
4. Die Zwangsinnung der Friseure und Bader in Memlmingen ersuchen in einem Schreiben vom 14. Mai c. um Beteiligung sämtlicher Friseure für die anfallenden Arbeiten im hiesigen Krankenhaus. Das Gesuch wird zurückgeleitet mit dem Hinweis, daß es sich hier um ein Bezirkskrankenhaus handelt, wofür der Bezirk maßgebend ist. Für das gemeindl. Spital und Altersheim wurde bisher jeder zugelassen, der sich darum beworben hat.
5. Der seitens der Freiw. Feuerwehr Ottobeuren eingereichte Kostenvoranschlag wegen Telefon- und Alarmeinrichtung wird zur Berichtigung zurückgegeben.
6 . Dem Gesuche des Gastwirts Karl Köhler dahier um Überlassung des Erlöses aus dem Verkauf des Düngers der Beschälstation wird stattgegeben, und zwar für das laufende Jahr.
7. Die Mittel zur Anschaffung von Lesekästen etc. für die hiesigen Schulen werden genehmigt.
8 . Von den Sägewerksbesitzern Albrecht, Schaber und Hatzelmann wird für das seitens der Gemeinde zum Verkauf stehende Stammholz (ca. 72 cm) gemeinsam 43 v. H. geboten. Das Holz wird um diesen Preis verkauft und muß sofort abgefahren werden. Zahlungsbedingungen: Hälfte 1. Juli 33, Rest am 1. Oktober 1933.
9. Die gemeindlichen Ausschüsse werden wie folgt neu gebildet:
a. Ortsfürsorgeausschuß:
Der 1. Bürgermeister,
Die Gemeinderatsmitglieder: Dr. Breher, Dreyer Ludwig, Höbel Georg; als Stellvertreter: Micheler Eugen, Ripfel August, Hief Franz.
Der Pfarrvorstand; ein Vertreter der Fürsorgeberechtigten Freudling Johann, Mühlbachstraße 165, als Stellvertreter Reisacher Johann, Bergstr. 18.
b. Bauausschuß:
Die Gemeinderatsmitglieder Micheler Eugen, Fink Michael, Ripfel Aug., Specht Karl, Dreyer Ludwig.
c. Ausschuß für schnell zu entscheidende Fälle:
Maurus Josef, Micheler Eugen, Specht Karl.
d. Örtliches Schiedsgericht zur bayer. Schlachviehversicherung:
Hafner Alois, Stellvertreter Ripfel August.
e. Körausschuß (Sachverständige):
Hafner Alois, Vollmar Anton.
f. Gemeindevertreter für Haussuchungen:
Hief Franz.
g. Waldaufsicht:
Fickler Johann Bürgermeister, Hafner Alois.
h. Straßenwesen:
Bürgermeister Fickler, Höbel Georg.
i. Gemeindl. Vertreter für den Steuerausschuß:
Für Grundbesitzabteilung als Mitglied Bürgermeister Fickler, als Stellvertreter Michael Hatzelmann und Anton Vollmar.
Für Gewerbeabteilung als Mitglied Josef Maurus, als Stellvertreter Karl Specht und Ripfel August.
k. Gemeindl. Schätzleute:
Mayer Johann, Baumeister; Hafner Blasius.
Stellvertreter Vollmar Anton.
l. Sachverständige für Landwirtschaft:
Bürgermeister Fickler, Anton Vollmar.
m. Pfründespital und Stiftungen:
Fink Michael (zugleich Kassenverwalter der Stiftungen)
Stellvertreter Georg Höbel
n. Friedhofsverwaltung:
Filgis Xaver als techn. Leiter (Verwaltung in der Gemeindekanzlei)
o. Feuerbeschau-Kommission:
Mayer Johann, Baumeister; Hief Franz, Eschenlohr Hans und Filgis Xaver.
p. Aufsicht über die Wasserleitung:
Hief Franz.
q. Friedhofausschuß:
Specht Karl, Dr. Hans Breher, [Steinmetzmeister] Hohl Josef [14.03.1911 - 06-03-1990], Bez.-Gärtner Herz, Plersch Ludwig. Der techn. Friedhofleiter Xaver Filgis ist ebenfalls Mitglied des Ausschusses.
r. Wasserzinsausschuß:
Die Gemeinderatsmitglieder Hief Franz, Ripfel August, Höbel Georg. – In folge der in letzter Zeit sehr stark aufgetretenen Klagen in Bezug auf die Berechnungsweise des Wasserzinses wird der Ausschuß durch folgende Mitglieder erweitert:
Miller Johann-, Landwirt, Oberer Markt
Dorer Bernh., Oberer Markt
Weiß Anton, Landwirt, Oberer Markt,
Hölzle Franz, Landwirt, Unterer Markt.
10. Für Lesen von Wettermessen wird in Zukunft ein Betrag von 15 RM. bereitgestellt.
11. Der Marktgemeinderat nimmt von einer Mitteilung des Stadtrats Schrobenhausen vom 13. Mai c., unter welchen Umständen das dortige Finanzamt wieder zurückgewonnen wurde, Kenntnis, und beschließt nunmehr, umgehend bei den zuständigen Stellen mit den nötigen Unterlagen vorstellig zu werden in Sachen Aufhebung des Amtsgerichts Ottobeuren. Es wird sodann eine Entschließung sämtlicher Gemeinden des ehem. Amtsgerichtsbezirks Ottobeuren sowie diesbszügl. Schriftsätze der Gesamthandwerkerinnung Ottobeuren und des Gesamteinzelhandels Ottobeuren zur Kenntnis genommen. Des weiteren wurde beschlossen, von hiesigen größeren Firmen (Eugen Micheler, Brauereien, Sägewerke, Versandgenossemschaft) wegen Unterstützung unserer Forderung auf Wiederherstellung des Amtsgerichts Ottobeuren schriftliche Unterlagen einzuholen. Insbesondere ist auch mit dem hiesigen Notariat ins Benehmen zu treten.
12. Zum Zwecke einer sicheren Aufbewahrung gemeindlichen Baumaterials und dergl. soll wegen Gewinnung eines entsprechenden Platzes mit dem hiesigen Kloster oder mit der Versandgenossenschaft in Verbindung getreten werden.
13. Gemeinderatsmitglied Dreyer weist auf die Unsitte hin, daß die Bürgersteige mit großen Milchwagen befahren werden und ersucht um Abhilfe.
14. Der zum Zwecke der Prüfung der Rechnungen der letzten Jahre eingesetzte Ausschuß bleibt als ständiger Ausschuß zur Nachprüfung aller eingehenden Handwerkerrechnungen und dergl. Bestehen.
15. Zu dem Gesuche des Konditorei- und Cafe-Besitzers Josef Hasels um Behandlung seines Gesuches vom 5. 4. 30 (das bis jetzt auf sein Ansuchen zurückgestellt wurde), die Erlaubnis zum Ausschank von Wein ohne Sortenbeschränkung betreffend, wird nunmehr nach kurzer Aussprache und Beratung in geheimer Sitzung wie folgt Stellung genommen:
1. Die Bedürfnisfrage für den Ausschank von Wein allgemein, also ohne Beschränkung auf gewissen Sorten, wird bejaht. Als Begründung wird der wachsende Fremdenverkehr (insbesondere der Passantenverkehr) Ottobeurens, das wegen seiner Basilika und seinem wertvollen Kloster (und Museum) sowie seiner landschaftlich reizvollen Umgebung und der guten Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten gerade in den letzten Jahren weit und breit bekannt und rege besucht wurde, angegeben. Es soll deshalb auch dem verwöhnteren Publikum (inbezug auf Genuß von Weinen) Rechnung getragen werden.
2. Persönliche Versagungsgründe nach Paragraph 2 Ziffer 1 und 2 – Gaststättengesetz v. 28. 4. 0 – sind nicht gegeben.
3. Die Lokale entsprechen nach Lage und Beschaffenheit den polizeilichen Anforderungen.
Hierauf geheime Sitzung. Stgl. [Obersekr. Stingl]
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Fahnen heraus!
Am kommenden Freitag [26.05.1933] gilt es, das Gedächtnis an unseren unvergeßlichen Helden, der den Märtyrertod für Deutschland gestorben ist, Albert Leo Schlageter, anläßlich dessen zehnjährigen Todestages zu feiern. Jeder Deutsche hilft mit, den Tag des großen Herden würdig zu gestalten. Fahnen heraus muß deshalb die Parole jedes Deutschen sein! Nachdem, wie der Stadtrat heute bekannt gibt, die städtischen Gebäude sämtliche Flaagenschmuck tragen, werden sämtliche Volksgenossen aufgefordert, dasselbe zu tun. Memmingen muß wieder ein feierliches Aussehen haben!
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Dito (24.05.1933), S. 8
Achtung Die aktuellsten und seltensten aller bisher erschienenen Postkarten des Volkskanzlers:
Hitler als Frontsoldat im Felde
Hergestellt nach den einzig in der Welt existierenden Original-Amateur-Photos eines überlebenden Kriegskameraden des Volkskanzlers. Jede Postkarte ein Dokument unvergleichlicher Art! Jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau sollte sich diese einzigartige Postkarten-Serie erwerben, um damit Zweifler aufzuklären und zu bekehren.
Wie Hitler heute aussieht, weiß jedes Kind, die wenigsten aber wissen, wie er aussah, als der einfache, unbekannte Frontsoldat, Gefechts-Ordonnanz des 16. Bayer. Res.-Inf.-Regiments (List).
Preis per Serie RM. -.50 Alleinvertrieb für das Bezirksamt Memmingen:
„Allgäuer Beobachter“ Memmingen, Salzstraße 20
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26.05.1933, S. 5
Memmingen. (Einführung der Pflichtarbeit durch das Arbeitsamt Memmingen.) Entsprechend einer Anordnung des Präsidenten des Landesarbeitsamts Bayern, wonach möglichst alle Unterstützungsempfänger, denen keine Arbeit aus dem freien Arbeitsmarkt oder bei Notstandsarbeiten vermittelt werden kann oder die nicht für den Arbeitsdienst und die Landhilfe in Frage kommen, mit Pflichtarbeiten beschäftigt werden sollen, hat der Vorsitzende des Arbeitsamts Memmingen dfe Einführung der Pflichtarbeit für sämtliche Unterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung und Krisensürsorge auf Grund des Par. 91 ABABG. ab 29.5.1933 angeordnet. – Durch die Pflichtarbeiten müssen Schädigungen des Arbeitsmarktes und des Einzelnen vermieden werden. Es kommen daher nur zusätzliche und gemeinnützige Arbeiten in Frage. Die Gemeinden als hauptsächliche Träger der Pflichtarbeit haben sich bereiterklärt, entsprechende Arbeiten zur Verfügung zu stellen. – Nachdem nun der Grundsatz „keine Leistung für arbeitsfähige Menschen ohne Gegenleistung“ Verwirklichung findet, wird sich kein arbeitswilliger Mann ernstlich sträuben, seiner Pflichtarbeit Genüge zu tun. Es wird selbstverständlich Sorge getragen, daß offensichtliche Härten für den einzelnen Arbeitslosen vermieden werden. – Wer sich ohne stichhaltigen Grund weigert, die angebotene Pflichtarbeit zu leisten, setzt sich der Entziehung der Unterstützung und der Verhängung von Sperrfristen aus.
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26.05.1933, S. 5
Memmingen. Im Nachtrag zu unseren Ausführungen über die Sitzung des Bezirkstages veröffentlichen wir die Steuerausschußmitglieder und ihre Stellvertreter. Für das Finanzamt Memmingen wurden vom Bezirkstag gewählt:
Mitglied Heiligsetzer Joh., Moos, Gem. Legau, Stellvertreter Uhl Josef, Heimertingen, Hiemer Sigm., Bandholz. Mitgl. Phil. Schachenmayer, Grönenbach, Stellvertr. Graf Ignaz Legau, Schütz Georg, Heimertingen. Mitgl. Gottfried Kustermann, Benningen, Stellv. Kartheininger Ludwig, Boos und Rapp Joses Fellheim. Vom Bezirkstag neu bestellte Gemeindevertreter in den Steuerausschuß für Gemeinden untef 2000 Einwohner für die Gemeinden Amendingen, Benningen, Memmingerberg, Trunkelsberg und Eisenburg: Mitgl. Schedler Kasp., Benningen, Stellv. Kreck Georg, Amendingen; Wiblishauser Martin, Memmingerberg. Mitgl. Fein Xaver Amendingen, Stellv. Sauter Ernst, Trunkelsberg; Wunderer Josef Amendigen; für die Gemeinden Dickenreishausen, Woringen, Zell, Volkratshofen, Mitgl. Einsiedler Jakob, Woringen, Stellvertr. Karrer Joh., Woringen, Keßler Kasp., Volkratshosen Mitglied Rabus Johann Gg., Dickenreishausen, Stellvertr. Einsiedler Jak., Woringen, Riegg Bened. Zell. Für die Gemeinden Ferthofen, Kardorf, Kronburg, Lautrach und Steinbach, Mitgl. Franz, Kardorf, Stellv. Segl Hans, Lautrach, Schweighardt Anton, Kronburg, Mitgl. Haeßler Friedr., Kronburg, Stellvertr. Riedmüller Joh., Steinbach, Reiß Alois, Steinbach. Für die Gemeinden Boos, Fellheim, Niederrieden, Pleß, Mitgl. Steck Anton, Boos, Stellv. Werdich Martin. Pleß, Pöckeler Martin, Fellheim; Mitgl. Munding Andreas, Pleß, Stellv. Rogg Georg, Niederrieden, Sieger Johann. Heimertingen und Steinheim, Mitgl. Rauh Jos., Heimertingen; Stellv. Honold Gg., Steinheim und Kraus Anton, Buxheim. Mitglied Honold Mich., Spitalmühle; Stellv. Rehm Jak., Steinheim, Wiblishauser Johannes, Egelsee. Von den Gemeinden selbst neu bestellte Gemeindevertreter für Grönenbach Mitgl. Kienle Engelh., Herbisried, Stellv. Wiedemaier Mytth., Grönenbach, Mitgl. Laminet Albert, Ziegelberg, Stellvertr. Kienle L., Grönenbach. Für die Gem. Legau: Mitgl. Haug Joh. Nep., Voglers; Stellvertr. Natterer Franz Legau; Mitgl. Echteler A., Legau, Stellvertr. Hörberg K., Legau.
Für das Finanzamt Ottobeuren vom Bezirkstag gewählte Mitglieder: Mitgl. Rinderle Engelb., Niederdorf, Sellvertr. Karrer Mich., Lerchenberg; Schlichting Adolf; Eheim; Mitgl. Schieber Jak., Erkheim; Stellv. Fröhlich A., Hawangen; Rogg L., Sontheim; Mitgl. Miller Joh., Ollarzried; Stellv. Schreiegg Max, Ollarzried; Weiß, Karl, Eggisried. Mitgl. Fergg Adolf, Ottobeuren, Stellv. Schütz Franz, Erkheim, Hief Franz Ottobeuren. In die Umlaufabteilung wurde gewählt als Mitglied Fergg Adolf, Ottobeuren und Kellerle Ludwig, Ottobeuren als Sellvertreter. Vom Bezirkstag neu bestellte Gemeindevertreter für Gemeinden unter 2000 Einwohner für die Gemeinden Arlesried, Daxberg, Erkheim, Frickenhausen, Schlegelsberg Mitgl. Woeßner Mich., Arlesried, Stellv. Wassermann J. Gg., Frickenhausen, Huber A., Erkheim. Mitglieder Hengeler Ben., Erkheim, Stellv. Kusterer Karl, Erkheim, Maier Gg. Daxberg. Für die Gemeinden Egg, Günz, Holzgünz, Lauben und Schweighausen Mitgl. Häring A., Rummeltshausen, Stellv. Glogger Jg., Egg; Kästle Joh., Lauben; Mitgl. Baumer Mich., Lauben; Stellv. Laupheimer Martin, Günz und Mang Joses Rummeltshausen. Für die Gemeinden Hawangen, Lachen, Ungerhausen und Guggenberg Mitgl. Einsiedler Fritz, Moosbach, Stellv. Schlegel, Hawangen Fackler H., Hetzlinshofen; Mitglied Negele Ungerhausen, Stellvertr. Schalk Franz, Stefansried, und Kirmeier J., Lachen. Für die Gemeinden Böhen Dietratried, Haitzen, Niederdorf, Wolfertschwenden und Ollarzried Mitgl. Dodel Adolf, Wolfertschwenden, Kathan Alois, Niederdorf, Mitgl. Weißenhorn Wilh., Stellv. Bauer, Wolfertschwenden, Albrecht J., Karlins. Für die Gemeinden Frechenrieden, Sontheim, Westerheim, Mitgl. Hang Engelb., Sontheim, Stellv. Merk Xaver, Frechenrieden, Huber Th., Frechenrieden, Mitgl. Weidhofer Maurus, Westerheim, Stellv. Mutzel X., Westerheim, Städele Wilh. Sontheim. Für die Gemeinden Engetried, Gottenau, Lannenberg, Markt Rettenbach, Wineden und Betzisried: Mitgl. Petrich Theodor, Betzisried; Stellvertr. Wanner J., Engetried und Bauer Alois, Lannenberg. Mitgl. Lemmle Joh., Markt Rettenbach, Köhler M., Markt Rettenbach, Attenhausen hat ihre Vertretung Ottobeuren übertragen.
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Dito, S. 6
Ottobeuren. (Programm für die feierliche Lager-Eröffnung des Freiw. Arbeitsdienstes am Sonntag, den 28. Mai 1933.) 5 Uhr Wecken durch die Kapelle Gebbert. 8.00 bis 9.30 Uhr Besichtigung des Lagers durch die Gäste. 9.30 Uhr Ausstellung zum Kirchgang (aus dem Platze vor dem Lager). Nach Beendigung des Gottesdienstes Anmarsch zum Lagerplatz, dorten Ansprachen. Darauffolgend Mittagessen. –
2 - 4 Uhr Besichtigung des Lagers durch die Allgemeinheit; von 2.30 Uhr ab Konzert im Bräuhaus-Garten. – Zur Teilnahme am Kirchgang laden wir die Vereine herzlichst ein, ebenso zur Besichtigung des Lagers, wie zu der feierlichen Eröffnung und zum Konzert am Nachmittag im Bräuhausgarten, die Einwohnerschaft von Ottobeuren und der Umgebung. –
Verein für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes für Ottobeuren und Umgebung e.V.
[Vgl. Meldung 27.5.!]
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27.05.1933, S. 6
Ottobeuren. (Die Lagereröffnung verschoben.) Infolge des schlechten Wetters wird die Lagereröffnung des Freiw.-Arbeitsdienstlagers Ottobeuren bis auf Weiteres verschoben.
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Dito, S. 7
Was uns der deutsche Held Schlageter zu sagen hat:
„Zehn Gebote eines Deutschen“
1. Du sollst an ein deutsches Volkstum glauben;
2. Du sollst dein Vaterland niemals verraten, sondern verteidigen bis zum letzten Blutstropfen;
3. Gedenke, daß wo und immer es ist, du stets ein Deutscher bist;
4. Du sollst alle großen deutschen Männer und Helden kennen und ehren;
5. Du sollst das deutsche Volk rasserein erhalten;
6. Du sollst die deutsche Familie und das deutsche Kind achten und schützen;
7. T u sollst deinen deutschen Bruder nicht betrügen und bewuchern.
8. Gib Gott, was Gott ist, und dem Vaterland, was des Vaterlandes ist;
9. Du sollst dem deutschen Arbeiter Gelegenheit zur Arbeit geben;
10. Du sollst Gott täglich bitten um Schutz und Segen für unser geliebtes deutsches Vaterland und seine Führer.
M. M. H.
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Dito, S. 8:
[Eine ganze Seite mit Annoncen, mit großen Lettern überschrieben:]
Kauft nur deutsche Waren!
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Dito, S. 9:
Nationale Front der Lehrer
Kultusminister Schemm vor den Vertretern der Deutschen Lehrerschaft.
Berlin 25. Mai. Im Verlauf der Neuorganisation der Verbände der Deutschen Lehrerschaft fand im Berliner Lehrervereinshaus dieser Tage eine Zusammenkunft der Vertreter sämtlicher deutschen Lehrervereinigungen statt. Über die Tagung, die die Gauführer des NS.-Lehrerbundes und die Vertreter sämtlicher anderen deutschen Lehrerverbände bis hinauf zur Organisation der Hochschullehrer zusammenführte, wird jetzt vom Kommissar des preußischen Lehrervereins ein Bericht veröffentlicht, dem wir folgendes entnehmen:
Der Bevollmächtigte des Reichsleiters des NS.-Lehrerbundes, Pg. Dr. Sablotny - Berlin, eröffnete die Versammlung mit der Feststellung, daß sämtliche Lehrerverbände mit 300,000 Mitgliedern ihre Bereitwilligkeit zum Eintritt in den RS.-Lehrerbund bereits zum Ausdruck gebracht hätten. Lediglich die Erklärung des Deutschen Philologen-Verbandes stünde noch aus, doch lägen schon zahlreiche zustimmende Schreiben seitens der ihm angeschlossenen Philologenverbände vor. Dann führte der Vertreter des Deutschen Philologenverbandes aus, daß dem Leiter seines Verbandes daran gelegen sei, daß in einer sauberen, bis ins Kleinste klaren Arbeit die organisatorischen Richtlinien für die gesamte deutsche Erziehergemeinschaft aufgestellt werden müßten. Nichts sei gefährlicher nach seiner Meinung, als wenn über reale Tatsachen, wie die Sonderorganisation der katholischen Lehrer, hinweggegangen würde und von einer Einheit gesprochen würde, die in Wirklichkeit nicht besteht. Der Reichsführer des NS.-Lehrerbundes, Kultusminister Schemm, stellte demgegenüber fest, daß der im Einvernehmen zwischen ihm und der katholischen Kirche aufgestellte Sachwalter für die katholischen Lehrerverbände deren Einigung bereits vollzogen habe und für diese neue Organisation den Eintritt in den NSLB. erklärt habe. Der Minister fuhr u. a. fort:
Ich habe schon einmal erklärt, ich bin Protestant im lutherischen Sinne und freue mich, Protestant zu sein, weil der Begriff „Luther“ so recht mit dem Wesen des Nationalsozialismus übereinstimmt. Das berechtigt mich aber nicht, über den katholischen Teil der Bevölkerung Deutschlands weltanschaulich den Stab zu brechen. Alles, was mit heute tun und was in Magdeburg noch Gestalt und Form gewinnen wird, ist im letzten Weisen [Wesen?] eine Vertrauens- uttü Glaubensangelegenheit. Wer die sittliche Kraft des Nationalsozialismus innerlich erfaßt hat, der hat die absolute Überzeugung, daß alle Hemmungen restlos beseitigt werden können, wenn der gute Wille zu den Begriffen Vaterland, Volk und Gott vorhanden ist. Ich habe kernen Zweifel, daß der Tag von Magdeburg nach allem, was ich hier gehört habe, nach dem Tage von Potsdam das Größte sein wird, was das deutsche Erziehungsleben je berührt hat. Jetzt, deutscher Vater, deutsche Mutter, kannst du dein Kind ruhig in die Hand der deutschen Erzieher geben, denn sie haben sich bekannt zur christlichen nationalsozialistischen Weltanschauung. Die Organisationen sind niemals Selbstzweck, sondern dienende Glieder am Ganzen und müssen alles tun, um die Gemeinschaftlichreit des Volks- und Erziehungswillens klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen. Je mehr der Unterrichtsminister Lehrer bleibt, so schloß der Minister, desto höher steht sein Wert. Zusammenfassend kann über die Zusammenkunft gesagt werden, daß die Pfingsttagung der Deutschen Lehrerschaft in Magdeburg die völlige Einheit des gesamten deutschen Erziehungswesens konstituieren wird.
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[Text auf abgebildetem Plakat]:
Geschäft wegen Preiswuchers polizeilich geschlossen. Geschäftsinhaber in Schutzhaft in Dachau.
Der Politische Polizeikommandeur Bayerns
gez. Himmler.
[Bildunterschrift]:
Mit diesen Plakaten, die den schuldigen Ladenbesitzern an die Türen geheftet werden, sind in München eine Reihe von Lebensmittelngeschäften politisch geschlossen worden, da sie beim Verkauf von Butter die übliche Handelsspanne wucherisch überschritten hatten.
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Dito, S. 10:
Bayern und Grenzland
München. (Jüdische Rechtsanwälte bei den Münchener Gerichten.) Die „Bayer. Staatszeitung“ berichtet: Von den 187 früher bei den Münchener Gerichten zugelassenen jüdischen Rechtsanwälten wurde durch Verfügung des Justizministeriums für 106 der sogenannte Passierschein zum Auftreten bei Gericht ausgestellt, während 81 Rechtsanwälte von der Ausübung der anwaltschaftlichen Tätigkeit bei Gericht ausgeschlossen bleiben.
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29.05.1933, S. 1
Schutzmaßnahmen gegen die Deutschenhetze in Österreich
Österreichreise kostet 1000 RM.
Berlin, 27. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Die gegen die nationalsozialistische Bewegung in Österreich auf dem Notverordnungswege erlassenen Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung, die in dem absoluten Verbot aller Uniformen, Fahnen, Abzeichen und sonstigen Emblemen der nationalsozialistischen Bewegung gipfeln, haben die Gefahr heraufbeschworen, daß die als Gäste in Österreich weilenden reichsdeutschen Nationalsozialisten in Unkenntnis dieser Bestimmungen in Konflikt mit den österreichischen Behörden geraten, was zwangsläufig zu einer Störung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und dem Deutschen Reich führen müßte. In dem Bestreben, die deutschen Reisenden vor unliebsamen Zwischenfällen zu bewahren und alles zu vermeiden, was zu einer Störung des Verhältnisses der Reichsregierung zur österreichischen Bundesregierung führen könnte, wird der Reichsinnenminister eine den Reiseverkehr nach Österreich betreffende Verordnung erlassen, wonach ab 1. Juni die Ausreise von Reichsdeutschen nach Österreich von der Erteilung eines Ausreisesichtvermerks abhängig gemacht wird, der gegen Zahlung einer Gebühr von 1000 RM. erteilt wird. Ausnahmen hiervon werden nur gewährt für den ordnungsmäßigen Geschäftsverkehr zwischen beiden Ländern und der sogen. kleinen Grenzverkehr im Sinne der Zollgesetzgebung, nicht dagegen für den Ausflugsverkehr. Die Verordnung wird am Montag, 29. Mai, erlassen werden.
Zu dieser Verordnung wird von zuständiger Stelle betont, daß es angesichts der gegen den Nationalsozialismus in Österreich ergriffenen Maßnahmen für die deutsche Regierung unmöglich geworden ist, den Fremdenverkehr nach Österreich so zu überwachen, daß in Österreich keine Zusammenstöße zwischen deutschen Nationalsozialisten und österreichischen Regierungs- und Polizeiorganen erfolgen. Die deutsche Reichsregierung ist nicht in der Lage, die Reisenden an der Grenze nach Nationalsozialisten und Nichtnationalsozialisten zu sortieren. Sie muß es verhindern, daß die deutschen Reisenden in Österreich der peinlichen Situation ausgesetzt werden, als lästiger Ausländer zu gelten und als solche eventuell ausgewiesen zu werden. Da zwischen Deutschland und Österreich bisher ein besonders enges freundschaftliches Verhältnis besteht, ist die Reichsregierung bemüht, dieses nicht zu stören und sie wird daher alles unterlassen, was den Anschein erwecken könnte, als ob Deutschland eine Weltanschauung, die bei uns die Staatsauffassung geworden ist, Österreich aufoktroyieren wolle.
Dazu veröffentlicht die Landesleitung der NSDAP. Österreichs folgende Erklärung: Mit dieser Verordnung ist nunmehr das eingetreten, was jeder unbefangene und klardenkende Beobachter mit steigender Besorgnis seit Wochen schon herankommen sah, als unausbleibliche Folge des Verhaltens der österreichischen Bundesregierung gegenüber dem Reich und gegenüber der nat.-soz. Bewegung diesseits und jenseits der Grenzpfähle. Die deutsche Reichsregierung hat – in pflichtgemäßer Sorge um die Sicherheit und Freiheit ihrer Staatsbürger und in dem Bestreben, einer Störung der freundschaftlichen Beziehungen zu Österreich von vornherein vorzubeugen – die Grenzen gegen Österreich gesperrt, nachdem durch die Verordnungen und Maßnahmen der Bundesregierung gegenüber der österreichischen NSDAP. die unabweisbare Gefahr entstanden war, daß reichsdeutsche Staatsbürger in Österreich wegen ihrer nat.-soz. Gesinnung und deren Bekundung – die ihnen in der ganzen Welt unbehindert freisteht! – behördlicherseits verfolgt, mißhandelt und eingesperrt werden konnten. Seit Wochen ist die nat.-soz. Bewegung in Österreich Verfolgungen ausgesetzt, die vielfach weit über das Maß dessen hinausgehen, was die Bewegung im Reich einst unter dem schwarz-roten System zu leiden hatte.
Die nat.-soz. Zeitungen werden unter Vorzensur gestellt, konfisziert und verboten. Die nat.-soz. Führer werden verhaftet, in die Gefängnisse gesperrt oder wie Verbrecher des Landes verwiesen, die Mitglieder und Anhänger der NSDAP. werden verfolgt und mißhandelt, aus Amt und Stellung, um Arbeit und Brot gebracht, die nat.-soz. Uniformen, Abzeichen und Fahnen – im Reich Ehrenkleid und Ehrenzeichen des Staates – sind in Österreich als staatsgefährlich verboten und werden „im Betretungsfalle“ ihren Trägern durch Organe der Bundesregierung vom Leibe und aus den Händen gerissen. Die nat.-soz. Organisationen, Partei, SA. und SS. werden Tag für Tag mit der Auflösung, ihr Besitz und Vermögen mit der Beschlagnahme bedroht.
Höchste Regierungsstellen bezeichnen die nat.-soz. Bewegung, die im Reich den Marxismus radikal vernichtete, öffentlich als „braunen Bolschewismus“ oder „braune Pest“ und kündigen amtlich ihre Ausrottung an. Nationalsozialistische Minister des Reiches würden in Wien amtlich als „unerwünschte Gäste“ begrüßt. Eine unerhörte Pressehetze gegen das Reich, gegen den Reichskanzler, gegen den Nationalsozialismus und seine Führer wird amtlich geduldet, eine Hetze, an der sich unterschiedslos rote und schwarze, jüdische und tschechische, legitimistische und französische, Regierungsorgane und solche der roten „Opposition“ beteiligen.
Das ist die Lage in Österreich zu Beginn der Reisezeit, in welcher man Hunderttausende von Reichsdeutschen als zahlende Gäste erwartet! Das Hereinströmen dieser ungeheuren Zahl deutscher Staatsbürger, die in ihrer überwältigenden Mehrheit Nationalsozialisten sind, könnte angesichts der eingangs gekennzeichneten Lage in Österreich zu Verwicklungen führen, gegen welche die Reichsregierung sich selbst und ihre Staatsbürger vorbeugend schützen muß.
Die Reichsregierung kann nicht beim Grenzübertritt ihre Staatsbürger scheiden in Nationalsozialisten und Nichtnationalsozialisten, und den einen die Ausreise verbieten, den anderen aber sie erlauben, sie kann weder sich selbst noch ihren Staatsbürgern den Schimpf antun, von ihnen beim Übergang in den „zweiten deutschen Staat“ zu verlangen, daß sie ihre Bekenntnisabzeichen ablegen, ihre Flaggen und Wimpel verbergen – die zugleich die des Reiches sind – und ihre Gesinnung verheimlichen. Sie wäre daher auch nicht in der Lage zu verhindern, daß diese deutschen Staatsbürger trotz bestehender Verbote in Österreich bewußt oder unbewußt doch ihre nat.-soz. Gesinnung in Wort und Gruß, Lied und Tat bekundeten, besonders dann, wenn sie mit ihren unterdrückten österreichischen Parteigenossen zusammentreffen, und dadurch die schwersten diplomatischen Folgen auslösten.
Die Reichsregierung hat daher die für sie einzig mögliche Folgerung gezogen und die Ausreise deutscher Staatsbürger nach Österreich überhaupt für so lange gesperrt, als die erwähnten Gefahren bestehen.
Die verantwortlichen Stellen des Reiches sind sich durchaus der schweren Folgen bewußt, die diese Maßnahmen für den ohnehin schwer notleidenden Fremdenverkehr Österreichs und die von ihm abhängigen Volksteile nach sich ziehen – beträgt doch der Besucheranteil der Reichsdeutschen für Gesamt-Österreich rund 52 Prozent, für die wesentlichen Alpenländer sogar 72 Prozent aller Reisenden. Sie bedauere diese Folgen im Interesse der unschuldig betroffenen deutschen Volksgenossen in Österreich aufs tiefste, aber nachdem alle offiziellen und inoffiziellen Versuche, die Bundesregierung zu einer anderen Haltung gegenüber dem Reich und der nat.-soz. Bewegung zu veranlassen, völlig ergebnislos gewesen waren – ja sogar mit verschärften Maßnahmen beantwortet wurden – blieb dem Reich nur noch dieses letzte Mittel zur Verhütung schwerster Konflikte übrig.
Die deutsche Grenze ist gesperrt.
Dem österreichischen Fremdenverkehr, den zahllosen mit ihm verbundenen Existenzen und damit der Gesamt-österreichischen Wirtschaft droht schwerste Gefahr. Soll Österreichs Volk zugrunde gehen, nur damit zum Nutzen aller Feinde des Deutschtums die Regierung Dollfuß erhalten bleibe? Die Antwort kann nur lauten: Fort mit dieser Regierung, die alles zerstört, und her mit einer Regierung der nationalen Konzentration, die allein Österreich wirtschaftlich, politisch und kulturell vor dem Ruin zu retten vermag.
[s. folgende Meldung auf S. 6!]
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Dito, S. 6:
Wie eine Bombe eingeschlagen
Innsbruck. In ganz Tirol hat die neue deutsche Visum-Verordnung wie eine Bombe eingeschlagen. In Ehrwald haben die Hotelbesitzer einstimmig beschlossen, die Fremdenverkehrslokale zu schließen, das Personal zu entlassen u. sämtl. gegeb. Aufträge zurückzuziehen. Von der Tiroler Landesregierung wird gefordert, daß sie die Bundesregierung veranlasse ihre gegen die nat.-soz. Bewegung erlassenen Verordnungen zurückzuziehen.
Der Landesgauführer der Nat.-Soz. deutschen Arbeiterpartei Österreichs und zwei niederösterreichische Landtagsabegordnete der NSDAP, wurden während einer Besichtigungsreise im Burgenland ausgewiesen.
Der Terror wütet!
Innsbruck. In Allding wollten die Nationalsozialisten am Sonntag Versammlung abhalten, wobei es zu schweren Zusammenstößen kam. Bewaffnete Heimwehrleute überfielen die Nationalsozialisten. Es kam zu einer regelrechten Schlacht, bei der es zahlreiche schwer und leicht Verletzte gab. Am Abend wurde in Innsbruck auf das Auto des nat.-soz, Gauleiters mehrere Schüsse abgegeben. Verletzt wurde niemand.
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29.05.1933, S. 6
Memmingen. (Abgeschoben nach Dachau.) Heute morgen ging der erste Transport Memminger Schutzhäftlinge ins Konzentrationslager nach Dachau. Neun Inhaftierte, vorwiegend bekannte Kommunisten, doch darunter auch der Käseschieber Rosenbaum, haben das Glück, mit dem Lager Bekanntschaft zu machen, sie werden dort vielleicht Gelegenheit haben, ihren „Betätigungsdrang“ verwirklichen zu können.
[Vgl. Meldungen 30.05.1933, 07.06.1933, S. 6, 08.06.1933, S. 6 und 09.06.1933, S. 6!]
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Dito, S. 7
Staatsminister PG. Hermann Esser in Kempten
Kempten. Der älteste Kämpfer für das neue Deutschland, der es wagte, im November 1922 in Kempten mit noch 23 Genossen unserer Stadt die Idee Adolf Hitlers aufzugreifen, um mit ihr das Allgäuer Volk bekanntzumachen, sie allen riesigen Widerständen trotzend, vom Innersten heraus auf Gedeih und Verderb vertrat, der verspottet, gehaßt und bekämpft wurde wie keiner, wurde am Samstag in seltener Art und Weise geehrt: Hermann Esser. Die Stadt hat reich beflaggt, sie erkennt, daß sie stolz darauf sein darf einen Sohn bei jenen Führern zu sehen, die dieses Deutschland wie es heute ist schufen und dessen Schicksal verbessern werden, die will aber auch zu vergessen bitten, was einst geschah. Diesen Eindruck muß Staatsminister Esser gewonnen haben, als er schon um 3.20 Uhr dem Schnellzug von München in Hegge entstieg, wo ihn neben Oberbürgermeister Dr. Merkt und Kreisleiter Brändle die älteste Garde, jene, die bei der Gründung der Kemptener Ortsgruppe auf der Burghalde dabei waren, begrüßten, als er auf der Fahrt nach Kempten von einer Abteilung des Motorsturmes begleitet und von jubelnden Menschen vor der Wohnung seiner Eltern begrüßt wurde.
Im Kornhaus hatte sich ihm zu Ehren eine Abteilung der Reichswehr mit Hauptmann von Stettner, etwa 150 Mann SA. und SS., je eine größere Abordnung der Feuerwehr, Sanitätskolonne, des Stahlhelms, der Hitler- und Stahlhelmjugend mit ihren Führern eingefunden. Zunächst wurden dem hohen Gast im festlich geschmückten kleinen Kornhaussaal die Herren des Stadtrats und der Behörden sowie sonstige geladene Gäste vorgestellt. Nachdem er 4.50 Uhr durch ein großes Spalier Begeisterter auf den Kornhausplatz fuhr. Als Staatsminister Esser den großen Saal mit seinen Angehörigen und der vorgestellten Herren betrat, wurde er stürmisch begrüßt. Nach kurzen Begrüßungsworten des Kreisleiters und des Gründungsmitgliedes Wolf, der ihm auch ein schönes Gemälde überreichte, betrat Oberbürgermeister Dr. Merkt das Rednerpult und führte unter anderem aus:
Vier Jahre Krieg, zehn Jahre lang das jedem Kriege folgende Elend, gedemütigt durch den Sieger, den Feind im Land, Arbeitslosigkeit in nie gekanntem Ausmaße. Schlimmer fast die Uneinigkeit und Hoffnungslosigkeit. Da kam einer, mit ihm eine kleine Schar, der sagte: Das muß nicht sein, Krieg und Nachkriegselend könnt ihr überwinden, wenn ihr national und zugleich sozial werdet. Die Schar wuchs und – siegte, weil das Volk ihr vertraute. Adolf Hitler, Kanzler des Reiches, Nachfolger Bismarcks. Den Worten folgten Taten. Wir sind befreit vom Irrwahne, daß das Heil von einer internationalen Völkergemeinschaft kommen könne, wir sind befreit vom Verbrechen des Kommunismus und vor allem sind wir einig. Es lag nahe, daß das Volk den Männern zujubelte, die, man möchte fast sagen, die Vorsehung in dieser Stunde uns schickte, den Männern, die in wenigen Wochen diese ungeheuerliche Revolution ohne Blutvergießen durchgeführt haben. Reichlich, vielleicht mancherorts allzu reichlich, wurden sie geehrt. Wir in Kempten haben nach Adolf Hitler einen Platz genannt, mit dem sich an Schönheit der Lage vielleicht keiner in Bayern messen kann. Wir werden im schönsten Wohngebiete der Stadt einen Hindenburgring schaffen. Darüber hinaus haben wir vor kurzem in geheimer Sitzung beschlossen, rechter Hand von der Ausfahrtsstraße zum Adolf-Hitler-Platz, unmittelbar vor diesem eine Anlage zu schaffen, die von 5 Eichen umrahmt ist, deren Kronen in einigen Jahren ineinandergreifen werden, die so symbolisch sich die Hände reichen. Vor jeder dieser 5 deutschen Eichen steht ein Allgäuer Nagelfluhblock, in den eine Marmortafel eingelassen ist, die folgende Namen künden:
Paul v. Hindenburg, Reichspräsident – Adolf Hitler, Reichskanzler – Ritter v. Epp, Reichsstatthalter – Ludwig Siebert, Ministerpräsident – Hermann Esser, Staatsminister.
So werden diese Eichen Kindern und Kindeskindern noch nach hundert und zweihundert Jahren von unserer Zeit und den Männern künden, die sie beherrscht haben. Herr Staatsminister, Bürger und Bürgerinnen von Kempten! Die höchste Würde, die eine Gemeinde zu vergeben hat, ist die schlichte Bezeichnung eines Bürgers, der Stadt für einen, der außerhalb ihrer Mauern weilt. Er bleibt Kemptener,
wo er auch sich aufhalte, nimmt teil an unseren Sorgen, aber auch an unseren Freuden. Nur einer ist zur Zeit, den wir unseren Ehrenbürger nennen, ein zweiter soll heute dazukommen. Wir bitten einen, der unsrige zu sein, der es schon bisher war: Hermann Esser. Mit 6 ½ Jahren in unsere Stadt gekommen, aus ihr hinausgezogen zum Kampfe an Adolf Hitlers Seite. Die Urkunde, die heute zu übergeben ich die Ehre habe, hat folgenden Wortlaut:
Bürgermeister und Rat der Stadt Kempten im Allgäu haben am 28. April des Jahres 1933, zum erstenmale versammelt seit der nationalen Einigung des deutschen Volkes, beschlossen, dem Sohne der Stadt, Herrn Staatsminister Hermann Esser in München, der dem Führer zur nationalen Einigung, Adolf Hitler, die Treue gehalten hat in guten und in bösen Zeiten, der seit dem Tage des Anfanges sein Mitkämpfer war und Wegbereiter für der neuen Wahrheit kleinen Kreis, der seiner Allgäuer Heimat allzeit in Treue zugetan war, das Ehrenbürgerrecht der Stadt Kempen zu verleihen als Dank und Anerkennung für vaterländisches Wirken, in der Hoffnung auf weitere staatsmännische Erfolge, zu Nutz und Frommen des großen deutschen Vaterlandes und unserer lieben Stadt Kempten.
Hochverehrter Herr Staatsminister! Aus dem Kemptener Gymnasiasten ist ein Staatsmann geworden, dessen Reden und Taten jeden deutschen Mann erfreuen. Hohe und höchste Auszeichnungen sind ihm in jungen Jahren zuteil geworden, vom Volke, vom Führer, so viele, daß er die Würde eines Mitgliedes des deutschen Reichstages wieder abgeben mußte. Da darf noch eine dazukommen, es möge nicht die letzte sein. Nehmen Sie bitte, Herr Staatsminister, aus meiner Hand diese Urkunde entgegen und damit das Bürgerrecht der bayerischen Stadt Kempten. Sie zählt nicht zu den großen, doch sie ist ehrwürdigen Alters, aber jung im Streben nach aufwärts und vorwärts und vor allem: sie war zu allen Zeiten und ist heute wieder kerndeutsch. Sie wird Ihnen keine Schande machen!
Das Deutschlandlied ertönte aus dem Munde aller Anwesenden nach dieser Ehrung, dann wandte sich Staatsminister Pg. Hermann Esser in politisch inhaltsreichen Worten an die Festversammlung, denen wir entnehmen:
Der Nationalsozialismus ist heute Gegenstand vieler und großer Ehrungen. Einer nimmt sie für alle hin und betrachtet sie als eine nachträgliche Anerkennung der Verdienste und der Pflichterfüllung, die sich seit den vergangenen 14 Jahren ergaben. Heute mehr denn je übernehmen wir den Kampf um die deutsche Erneuerung, jeder, wenn er auch bisher abseits stand, wird in die bitter erkämpfte Gemeinschaft aufgenommen, aber er muß erkennen, was die Bewegung bisher zu leisten und zu kämpfen hatte, wie es früher war und wie es heute ist. Er wisse, so fährt der Redner fort, daß das heutige Kempten bei den schweren Kämpfen, die von der Bewegung noch durchzufechten seien, nicht beiseite steht, daß sie hier nicht die schlechtesten sind der Bewegung. Er erinnere sich dabei an die Worte des Führers in Berlin anläßlich seines letzten Besuches, wo er ihm sagte, daß er nach Kempten fahre: Die damalige Juli-Kundgebung im Tierzuchtgelände sei eine der schönsten gewesen die er erlebt habe. „Diese Menschen hier habe ich wirklich lieb gewonnen, weil sie durchhauen!“ – „Lant' it' luck“ heißt ein alter Allgäuer Spruch, so führte der Redner aus, jetzt erst recht zusammenhalten in diesem neuen Deutschland. Überall drohe der Feind, die Welt sei von dem Willen beseelt, dem Wiederaufstieg Deutschlands zu verhindern, man möchte uns mit der Lüge ächten und gewaltsam unterdrücken. Aber wenn man an den Aufstieg dieser Bewegung denke, dann werde man einsehen, daß mit der Welt auch fertig zu werden sei, notwendig sei jedoch, das Bild der heutigen Einigung zu zeigen. Die Lage Deutschlands hätte sich außenpolitisch seit der Reichstagsrede Adolf Hitlers geändert, die Welt weiß, daß sie heute einer geeinten Nation begegne.
Staatsminister Esser erklärte dann, daß er weiterkämpfen werde wie bisher und die ihm auferlegten Pflichten erfülle, somit dieser Stadt keine Schande mache. Es seien große Aufgaben die an sie gestellt sind um das deutsche Schicksal besser zu gestalten. Aber die nat.-soz. Revolution sei nicht durchgeführt worden, damit sich der Einzelne bereichern könne. Wer arbeitet soll verdienen, das Leben soll wieder lebenswert werden, jedoch dem Wucherer sei Dachau beschieden, wenn er auch ein Parteiabzeichen trage, es werde vor niemand halt gemacht. Jeder müsse aber auch das Seinige tun, man solle wieder aufwärts schauen, jetzt ginge es erst recht an die Arbeit für den Zusammenschluß aller Volksschichten, für kleine Geister sei keine Zeit mehr vorhanden, es müsse endlich ausgeräumt werden, damit auch die Regierung stehe nicht als Minister und Titelträger vor dem Volke, sondern als Genossen wie früher unter der Führung des Reiches Kanzler: Adolf Hitler „Sieg Heil!“
Das gemeinsam gesungene Horst Wessellied beendete die erhebende Feier, dann begab sich der Minister mit Gefolge zum Hildegardsplatz um den Vorbeimarsch der SA., SS. sowie Hitlerjugend abzunehmen, dem wiederum zahlreiches Publikum beiwohnte. Leider konnte der Akt nicht auf dem Kornhausplatze stattfinden, da immer wieder Regen einsetzte, sodaß der Großteil der Bevölkerung nicht anwesend sein konnte. – Kempten aber ist stolz, daß es seinen zu höchsten Ehren gelangten Sohn begrüßen durfte. (An der Feierlichkeit nahm auch die SA.-Kapelle Memmingen teil.)
H. M.
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30.05.1933, S. 5
Memmingen. (Transport von 8 Schutzhäftlingen nach Dachau.) Der Transport der 8 Schutzhaft-Inhaftierten nach Dachau fand nicht, wie wir irrtümlich auf Grund falscher Information meldeten, gestern Vormittag, sondern erst nachmittags mit dem halb 3 Uhr Zug statt. Eine große Anzahl Neugieriger hatte sich dazu eingefunden, die den Transport der dazu Auserwählten sehen wollte, doch kamen die wenigsten auf ihre Rechnung, denn die Überführung vom Gefängnis zum Eisenbahnzug ging so rasch vonstatten, daß kaum etwas zu sehen war. Dem Buchloer Zuge war ein großer „Zeiserlwagen“ [vergitterter Polizeiwagen] angehängt, in den die Schutzhäftlinge verbracht wurden. An den Schranken wartete eine große Menschenmenge auf die Abfahrt des Zuges, die aber lediglich den Wagen zu sehen bekam.
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Dito, S. 6
Hawangen (Der neue Gemeinderat.) 1. Bürgermeister Bitzer Anton, 2. Bürgermeister Maier Alois, Weißenhorn Peter, Schlögel Xaver, Fröhlich Franz, Hundegger Clemens, Oehler Josef, Keller Josef, Fickler Anton, Kienle Engelbert.
Lauben. (Hitlerjugend-Gründung) In unserer Gemeinde konnte nun eine Hitlerjugend gegründet werden mit der stattlichen Zahl von 21 Mitgliedern. Als Führer der Hitlerjugend wurde Karl Schuhmacher bestimmt. Die Jugend ist darüber sehr begeistert; ist nur zu wünschen, daß sich noch mehrere Jungens in die Hitlerjugend aufnehmen lassen.
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Ein T[ransport Landhelfer kommt an? Überschrift kaum lesbar]
Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr machte sich ein gesteigerter Verkehr am Bahnhof bemerkbar. Es war dies nicht nur auf die Abfahrt der 8 Dachauer zurückzuführen, sondern es war der zweite Transport der Landhelfer für den Bezirk Memmingen-Land zu erwarten. Neben den Vertretern des Arbeitsamtes hatten sich auch eine zirka 40 Mann starke Abteilung des Freiw. Arbeitsdienstes und ein Teil des SA.-Spielmannszuges zur Begrüßung eingefunden. Es war deshalb auch nicht verwunderlich, daß die Nürnberger von diesem Empfang augenehm berührt waren. Mit Gesang und Trommelwirbel zog dann die gesamte Schar zum Arbeitsamt, woselbst Pg. Tr. Levermann, der Direktor des Arbeitsamtes, die Landhelfer herzlich willkommen hieß. Er betonte, daß sie als Landhelfer sich eine schwere Aufgabe gestellt hätten, daß sie aber auch weiterhin eine Hoffnung für sich hätten, nämlich später als Siedler aus eigener Scholle ein freies Leben führen zu können. Nach einem dreifachen Hoch auf den Volkskanzler Adolf Hitler wurden dann die einzelnen Landhelfer den Arbeitgebern zugewiesen, die sich vor dem Arbeitsamt teilweise mit Fuhrwerk eingefunden hatten. – Bemerkenswert ist an dieser neuen Maßnahme, daß diese Landhelfer aus allen Berufen stammen. Das Ziel dieser Aktion soll sein, daß die Helfer sich mit der Landwirtschaft vertraut machen sollen, um später eventuell staatliche Siedlerstellen übernehmen zu können. Der Staat unterstützt diese Landhelfer besonders insofern, indem er jedem Bauern, der einen solchen ungelernten Helfer einstellt, für männliche bis zu 25 und für weibliche bis zu 20 Mark finanziellen Zuschuß pro Monat gibt. Es trifft dies alle diejenigen Arbeitgeber bis zu 40 Hektar. Die Entlohnung für die Landhelfer ist, nachdem sie ja ungelernt sind, dem Tariflohn einschließlich freier Kost und Wohnung angeglichen. – Diese Maßnahme erfreut sich bei den Arbeitgebern solcher Beliebtheit, so daß Memmingen selbst die Nachfrage nicht befriedigen konnte und der größte Teil der Helfer aus Augsburg (dieser Transport war bereits am Samstag Vormittag in Stärke von 19 Mann eingetroffen) und Nürnberg holen mußten.
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Dito, S. 7
Bei den Schutzhäftlingen in Dachau
Die Eindrücke her ausländischen Journalisten.
Gelegentlich des Aufenthalts der ausländischen Journalisten, die auf Einladung der bayerischen Regierung eine Besichtigungsfahrt durch Bayern machten, wurde in München von einigen ausländischen Pressevertretern der Wunsch geäußert, das Konzentrationslager in Dachau besichtigen zu dürfen. Die Reiseleitung ging im Einverständnis mit den zuständigen bayerischen Stellen sofort aus diesen Wunsch ein und arrangierte den Besuch, weil gerade eine Besichtigung des Dachauer Lagers den ausländischen Pressevertretern am besten die Haltlosigkeit der über die Behandlung der Gefangenen verbreiteten Greuelmärchen vor Augen führen konnte. Ohne daß vorher die Lagerleitung verständigt wurde, fuhren die Pressevertreter und ihre Begleitung nach Dachau und erhielten dort ausgiebige Gelegenheit, sich über das Lager selbst und dessen Insassen zu informieren.
Die Journalisten konnten sich, wie uns von Teilnehmern an dieser Besichtigung bestätigt wird, ungehindert und frei mit den Schutzhäftlingen unterhalten und das Lager in all seinen Einzelheiten besichtigen. Ihren allgemeinen Eindruck faßten die Besucher dahin zusammen, daß sie einhellig das Konzentrationslager durchaus als Musterlager bezeichneten. Die Einrichtung fanden sie jedenfalls weit besser, als sie irgendeine noch so human ausgestattete Strafanstalt aufzuweisen hat. Die Lagerinsassen brachten mit Ausnahme der begreiflichen Klagen über die Freiheitsentziehung, keine Beschwerden über Behandlung, Verpflegung oder Unterkunft vor, obwohl die ausländischen Pressevertreter mit einzelnen Schutzthäftlingen sehr eingehend und ohne jede Aussicht über diese Punkte sprechen konnten.
Wir hatten Gelegenheit, in Berlin bei einer offiziellen Pressebesprechung mit einem Teilnehmer an der Besichtigung, dem Mitglied des Propagandaministeriums, Dr. Bade über seine Eindrücke zu sprechen und von ihm nähere Einzelheiten zu erfahren. Dr. Bade schilderte den vorzüglichen Eindruck, den die Schutzhäftlinge, fast durchwegs Kommunisten, auf die Besucher sowohl in körperlicher wie auch in seelischer Hinsicht gemacht haben. Die Leute sahen alle gut genährt aus. Man merkte ihnen bereits deutlich den erzieherischen Einfluß an, der beinahe kameradschaftlichen Gemeinschaft, wie sie im Lager herrscht. Deutlich war der Unterschied zwischen den „Alten“, die bereits wieder gelernt hatten, sich des Lebens zu freuen und den neu Eingelieferten, die noch verbissen und vergrämt
umhergingen. Die Insassen sind in massiven Einzelbauten untergebracht, während die SS.-Lagerwache selbst nur in Holzbaracken auf ausgeschüttetem Stroh schläft. Das Essen, das die Gefangenen sich selbst zubereiten, und das in der gleichen Form auch die Lagerwache erhält, wurde von den Besuchern, die auf ihren Wunsch das „Tagesmenu“ vorgesetzt erhielten, allgemein gelobt.
Die Schutzhäftlinge sind natürlich an eine genau geregelte Lagerordnung gebunden, innerhalb deren man sich aber bemüht, ihnen soweit als möglich Freiheiten zu geben. So unterstehen die einzelnen Arbeitsgemeinschaften einem Lagerinsassen. Die Gefangenen haben eine eigene Lager-Feuerwehr, die von einem ehemaligen kommunistischen Matrosen geführt wird. Sie können sich nationale Zeitungen, wie „Völkischer Beobachter“, „Angriff“ usw. halten, haben außerhalb der Arbeitszeit, die zur Kultivierung des Dachauer Mooses verwendet wird, Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Die Ausübung der religiösen Pflichten ist ihnen selbstverständlich ebenso möglich, wie man sich bemüht, durch Vorträge und dergleichen erzieherisch auf sie einzuwirken.
Zwischen der SS.-Lagerwache, die 70 Mann stark ist, und den Schutzhäftlingen besteht ein sehr gutes Verhältnis und es hat sich bisher noch kein Fall von Insubordination oder Widerstand gegen die Anordnungen ereignet. Bezeichnend für die Führung des Dachauer Konzentrationslagers ist die Tatsache, daß drei Schutzhäftlinge, die vor einiger Zeit entlassen worden sind, schon nach wenigen Tagen zurückkehrten mit der Bitte, wieder ins Lager aufgenommen zu werden, da sie hier alles hätten, was ihnen draußen fehlt: Nahrung, Arbeit und ein Dach über dem Kopf. Die freiwilligen Schutzhäftlinge wurden auch wieder aufgenommen.
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31.05.1933, S. 4
Der Aufbau der Arbeitsdienstpflicht
Die Vorbereitungen für die Einführung des Arbeitsdienstes sollen so vorwärts getrieben werden, daß es möglich ist, um die kommende Jahreswende die Hälfte eines Jahrganges einzuziehen.
Man rechnet hier nach Ausscheidung von Untauglichen und Zurückgestellten mit ungefähr 270,000 Dienstpflichtigen. Die zweite Hälfte des einzuberufenden Jahrganges würde dann erst später eingezogen werden. Über diese Einzelheiten wird durch ein Reichsgesetz nach Abschluß der Vorarbeiten die Entscheidung getroffen werden. Die für den Anfang vorgesehene Organisation und Gliederung der Arbeitsdienstpflichtigen wird so aussehen, daß in den Arbeitsdienstbezirken, in die Deutschland eingeteilt ist, eine bestimmte Zahl von sogenannten Arbeitsdienstgruppe, zu je neun Dienstpflichtabteilungen in Stärke von etwas mehr als 200 Mann einschließlich Führern gebildet wird. Das Ziel der Vorbereitungen ist es nun, bis zum Einberufungstage der Dienstpflichtigen für jede Dienstpflichtabteilung eine, eingearbeiteten Führerstamm und einen Stamm von ausgebildeten Freiwilligen zu schaffen, deren ideelle Einstellung zum Arbeitsdienst der dann zu bildenden Abteilung den inneren Halt gibt.
Am 1. August hat nach den Anweisungen des Staatssekretärs für den Arbeitsdienst für jede kommende Dienstpflichtgruppe eine sogenannte Gruppenstammabteilung zu stehen, aus der am 1. Oktober durch Hinzunahme von Freiwilligen drei Stammabteilungen gebildet sein müssen. Diese Stammabteilungen enthalten dann je drei Führer- und drei Freiwilligenstämme, die voraussichtlich zum 1. Dezember auseinandergezogen und in die künftigen Standorte der Dienstpflichtabteilungen verlegt werden, um dort die für die Einberufung und Einrückung des ersten Halbjahrganges notwendigen Vorarbeiten zu treffen. Nach den für die einzelnen Arbeitsdienstbezirke aufgestellten vorläufigen Berechnungen haben am 1. August 180 Gruppenstammabteilungen zu stehen, aus denen am 1. Oktober 540 Stammabteilungen und am 1. Dezember 620 Abteilungsstämme entwickelt sein müssen. Der erste Halbjahrgang der Dienstpflichtigen würde dann nach seiner Einberufung in 1620 Dienstpflichtabteilungen gegliedert sein.
Bei diesem Aufbau soll darauf geachtet werden, daß der Führer der bis zum 1. August zu bildenden Gruppenstammabteilung auch der Führer der zukünftigen Arbeitsdienstgruppe mit ihren neun Abteilungen ist. Die Anweisungen, die als Norm gedacht sind, sehen vor, daß zur Aufstellung einer neuen Stammabteilung eingearbeitetes Führerpersonal und Freiwillige von älteren Stammabteilungen abgegeben werden. Auch können die Gruppenstammabteilungen schon früher als zu dem genannten Termin gebildet werden. Bei allen bei diesem Aufbau verwendeten Führern an der Spitze von Gruppenabteilungen und Zügen ist es ein selbstverständlicher Grundsatz, daß sie eine gewisse Zeit praktischen Arbeitsdienst geleistet haben.
Eine endgültige Ernennung von Gruppen- und Abteilungsführern wird erst ausgesprochen, wenn sie eine Führerschule des staatlichen Arbeitsdienstes besucht haben. Die Ernennung der Führer bis herauf zum Abteilungsführer erfolgt durch den Bezirksführer. Die Ernennung der Gruppenführer und ihrer Stabsleiter erfolgt auf Vorschlag der Bezirksführer durch den Reichskommissar für den Arbeitsdienst, Reichsminister Franz Seldte bezw. durch den Staatssekretär Oberst a. D. Hierl.
Die Frage der Besoldung
wird durch eine besondere Besoldungsordnung festgelegt werden. Eine Abteilung des freiwilligen Arbeitsdienstes erhält bereits nach der Verleihung der Bezeichnung „Stammabteilung“ eine angemessene Besoldung. Bis dahin werden nur die Förderungs- und Führerzulagen des freiwilligen Arbeitsdienstes nach der bisherigen Regelung gewährt.
Die hier nach den Anweisungen des Reichskommissars für den Arbeitsdienst dargelegte Entwicklung zur kommenden Arbeitsdienstpflicht zeichnet sich in ihren Ansätzen bereits deutlich ab. Der Beginn der Arbeit in der Reichsführerschule ist als ein solches Zeichen anzusehen.
Die Worte, mit denen der Reichskanzler Adolf Hitler am 1. Mai die Arbeitsdienstpflicht als eine wichtige Aufgabe der Reichsregierung ankündigte, haben im ganzen deutschen Volk stärksten Widerhall gefunden. Mit allergrößtem Interesse werden die Maßnahmen verfolgt, die der Vorbereitung der Arbeitsdienstpflicht im einzelnen dienen. Nach den Weisungen des Reichsarbeitsministers Franz Seldte und den Anordnungen des Staatssekretärs Hierl wird bei der Vorbereitung der Dienstpflicht von den durch den freiwilligen Arbeitsdienst erarbeiteten Grundlagen ausgegangen. Geeignete nationalsozialistische und Stahlhelm-Lager werden, wenn sie über eine Belegschuft verfügen, die zu 60 v. H. aus vor dem 30. Januar 1931 Mitglied gewesenen Nationalsozialisten oder Stahlhelmern besteht, zu sogenannten
Stammabteilungen
der kommenden Arbeitsdienstpflicht ausgebaut. Inwieweit Lager anderer Dienstträger – Verbände – zur Bildung von Stammabteilungen herangezogen werden, unterliegt ausschließlich der Entscheidung des Staatssekretärs für den Arbeitsdienst Oberst a. D. Hierl.
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01.06.1933, S. 6
Deutsche Beamte, verbringt euren Urlaub in Deutschland!
Eine Bekanntmachung des badischen Kultusministeriums lautet: Im Hinblick auf die große Notlage des deutschen Hotel- und Gastwirtsgewerbes ist es Pflicht jedes Beamten, den Erholungsurlaub in Zukunft im Inland zuzubringen. Es läßt sich heute nicht mehr rechtfertigen, daß Beamte ihr Geld dem uns ungünstig gesinnten Ausland zukommen lassen, während im Inland die Hotels und Gasthäuser leer stehen und viele Tausende von Angestellten des Gastwirtsgewerbes ohne Brot sind. Unser Vaterland bietet Gelegenheit zu Heilkuren und Erholungsreisen mannigfachster Art. Sollte sich eine Reise ins Ausland wirklich nicht umgehen lassen, so muß es jeder Beamte als seine Ehrenpflicht betrachten, in erster Linie die im Ausland lebenden deutschen Stammesbrüder zu besuchen und ihnen seine Unterstützung zukommen zu lassen. Das gute Beispiel des Beamten muß die anderen Volkskreise anspornen, in gleicher Weise zu handeln.
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02.06.1933, S. 5
Memmingen. (Staatsfeindliche Propaganda.) Das bayerische Staatsministerium erläßt folgende Verfügung an die Bezirkspolizeibehörden, die Ortspolizeibehörden und die Gendarmeriestationen: Aus den Zeiten der Wahlkämpfe finden sich an Häusern, Brücken, Zäunen usw. vielfach noch
Aufschriften und Vermerke, die auf die Wahlwerbung zurückgehen. Zum Teil handelt es sich um Aufschriften, in denen für die KPD. oder SPD. geworben wird oder um solche, in denen gegen die NSDAP., und deren Führer Stellung genommen ist. Es ist dafür zu sorgen, daß diese Aufschriften unverzüglich beseitigt werden.
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Dito, S. 6
Anordnung
der Kreisleitungen Memmingen Stadt, Memmingen-Land und Illertissen-Babenhausen:
1. Sämtlichen Amtswaltern der N.S.D.A.P. (Ortsgruppen- und Stützpunktleitern, Blockwarten, Sektionsleitern, Bürgermeistern, Gemeinderäten u.s.w.) wird es hiemit zur Pflicht gemacht, das amtliche Organ der N.S.D.A.P. für die obengenannten Kreise, den „Allgäuer Beobachter“, zu beziehen. Die parteiamtlichen Anordnungen werden in Zukunft in der Hauptsache durch Veröffentlichung im „Allgäuer Beobachter“ erfolgen.
2. Von sämtlichen übrigen Parteigenossen, N.S.B.O.-, Kampfbund- und Bauernschaftsmitgliedern, sowie von den Gesinnungsfreunden wird erwartet, daß sie den „Allgäuer Beobachter“ beziehen und die andere Presse nicht weiter unterstützen, die uns jahrelang in der gehässigsten Weise bekämpft hat.
3. Die Ortsgruppen-, Stützpunktleiter und Blockwarte haben über den Vollzug dieser Anordnung zu berichten.
Die Kreisleitungen:
Memmingen-Stadt: Memmingen-Land:
gez. Reiger Schwarz M.d.R.
Kreisleitung Illertissen-Babenhausen: gez. Rödel
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Jede deutsche Familie muß heute ein national-sozialistisches Heimatblatt mit den wichtigen parteiamtlichen Nachrichten halten. Für unser Gebiet kommt hier nur der „Allgäuer Beobachter“ in Frage. Bestellen Sie heute noch!
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Dito, S. 7
Parteinachrichten
Aufruf!
Durch die N.S. Gau-Frauenschafts-Leiterin Frau M.Donner - Augsburg bin ich beauftragt, für die Kinder der armen erwerbslosen Parteigenossen im Wuppertal und Augsburg einen kostenlosen Aufenthalt für die Ferienmonate August und September zu beschaffen.
Ich bitte hilfsbereite Parteigenossen und Freunde der NSDAP.von Stadt und Land sich an diesem karitativen Werke zahlreich zu beteiligen.
Anmeldungen erbitte ich bis spätestens 15. Juni an:
Frau Sophie Adler, Leiterin der NS. Frauenschaft (Opferring) Memmingen, Lindenbadstraße 8.
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03.06.1933, S. 2
Adolf Hitlers große Arbeitsbeschaffungsprojekte
NSK. Im Vordergrund der staatsmännischen Arbeit der Regierung Hitler standen bisher die Fragen und Aufgaben, die sich aus dem politischen Aufbau des neuen Staates ergaben. Es galt, zunächst das deutsche Volk und seinen inneren Aufbau neu zu gestalten, an die Stelle innerpolitischer Zerrissenheit die organische Zusammenarbeit der Stämme und Stände zu setzen. Dieses große Werk, auf das die
Arbeit der Regierung in den ersten Monaten ihres staatlichen Wirkens sich konzentrieren mußte, ist heute im großen Rahmen eingeleitet und gelungen: Das deutsche Volk hat im Sturme der nationalen Erhebung durch die zielbewußte staatsmännische Leistung Adolf Hitlers wieder eine innere Geschlossenheit erhalten, auf der Jahrhunderte deutscher Geschichte aufbauen werden.
Mit diesem Werke sind auch die politischen Grundvoraussetzungen für die großen und fundamentalen wirtschaftlichen Ausgaben geschaffen worden, die dem neuen Deutschland gestellt sind und in deren Vordergrund die entscheidende Frage der Arbeitsbeschaffung steht. (…)
Von diesen Voraussetzungen ausgehend hat Adolf Hitler
drei große Projekte
angeregt, die in ihren Grundzügen sowohl bei der Regierung wie bei der Privatwirtschaft als geeignete Maßnahmen zu einer wirklich großzügigen Arbeitsbeschaffung begrüßt wurden und deren Ausarbeitung und Inangriffnahme bevorsteht.
Das erste Projekt hat – in kurzen Worten – die Wiederherstellung des deutschen Hausbesitzes
durch ein umfassendes Hausreparatur- und Bauprogramm zum Ziel. Es ist in Aussicht genommen, die Hauszinssteuer in Zukunft dem Hausbesitz insoweit zu erlassen, als er unverzüglich notwendig gewordene und zurückgestellte Hausreparaturen im Werte eines Mehrfachen des erlassenen Hauszinssteuerbetrages in Auftrag gibt.
Die große wirtschaftliche Bedeutung einer solchen Maßnahme, die die gesamte Bauwirtschaft anregen wird, braucht nicht unterstrichen zu werden. (…)
Die zweite großzügige Arbeitsbeschaffungsidee Adolf Hitlers ist der Gedanke des Baues eines umfassenden deutschen Automobilstraßennetzes. Diesem Gedanken liegen folgende weitsichtige wirtschaftliche Überlegungen zu Grunde:
Das Automobil hat sich in den letzten Jahrzehnten die Welt erobert und ist ein wirtschaftlicher Faktor allerersten Ranges geworden. Die Frage der für das Automobil zur rationellen Fortbewegung geeigneten Straßen ist jedoch bisher dilatorisch [verzögernd, schleppend] behandelt worden und hat in keiner Weise irgend eine der Bedeutung dieses Verkehrsmittels angemessene Lösung gefunden. Das Automobil bewegt sich noch heute in Deutschland zum überwiegenden Teil auf Straßen, die ursprünglich nur für die Bedürfnisse des Pferdefuhrwerkverkehrs bestimmt waren und als Notbehelf nur stückweise den Erfordernissen des Kraftverkehrs nachträglich angepaßt wurden. (…)
Die deutsche Reichsbahn wird an diesem gewaltigen Straßenbauprojekt daher maßgeblich beteiligt sein. Auf die Förderung der deutschen Automobilindustrie, der dadurch große rationelle Produktionsmöglichkeiten erschlossen werden, sowie der deutschen Brennstoffwirtschaft sei nur nebenbei hingewiesen.
Die Größe des Projektes, das 5000 Kilometer Straßenbau umfassen und unter der Patenschaft der Reichsregierung stehen wird, bietet die Gewähr, einer ganz bedeutenden Einschaltung brachliegender deutscher Arbeitskräfte und wird darüber hinaus ein Kulturwerk von historischer Bedeutung sein.
Der dritte große Gedanke Adolf Hitlers bezieht sich auf einen umfassenden Produktionsanreiz für die deutsche Privatwirtschaft in der Adolf Hitler den wesentlichen Träger der wirtschaftlichen Belebung überhaupt sieht.
Steuerfreiheit für Mehrproduktion und Mehrbeschäftigung als bisher ist die Idee, von der der Führer dabei ausgeht. Es ist in Erwägung gezogen worden, von einem gewissen Zeitpunkt ab eine Befreiung von allen Steuern und Lasten zu gewähren, die in den einzelnen Betrieben durch
Vermehrung der Produktion, der Produktionsanlagen usw., anfallen würden.
Mit dieser Maßnahme wird der deutschen Wirtschaft in großzügiger Weife der Weg zu hoffnungsvoller Zukunftsentwicklung vom Staate freigemacht werden.
Diese Ideen Adolf Hitlers haben das Problem der Arbeitsbeschaffung in ein neues fruchtbares Stadium gerückt. Mit schöpferischer Kraft sind hier Maßnahmen erdacht worden, deren Durchführung nicht nur eine gewaltige Belebung unseres gesamten Wirtschaftslebens zur Folge haben und der Arbeitslosigkeit energisch zu Leibe gehen werden, sondern die darüber hinaus die deutsche Volkswirtschaft in ganz neue Bahnen lenken und große Entwicklungsmöglichkeiten erschließen werden.
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Arbeitsplanung im Arbeitsdienst
Organisationsplan fertig. — Finanzielle Anforderungen
Berlin, 3. Juni. Wie die Reichsleitung für den Arbeitsdienst mitteilt, ist der Organisationsplan des zukünftigen Arbeitsdienstes fertig. An seiner praktischen Durchführung wird jetzt gearbeitet.
Am 1. August ds. Jrs. wird mit der Einrichtung der Stammabteilungen für die Arbeitsdienstpflicht begonnen werden. In der Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember werden die Stamm-Mannschaften eingesetzt sein. Ab Anfang Januar 1934 beginnt der eigentliche Arbeitsdienst. Bis zum 1. April 1934 können im Arbeitsdienst noch 34 Millionen Tagewerke, vom 1. April 1934 bis zum 31. März 1935 etwa 72 Millionen Tagewerke, alsdann jedes Jahr 85 Millionen Tagewerke geleistet werden. Arbeit zur Ausführung der Tagewerke ist genügend vorhanden. Sie muß jedoch in planvolle Richtung geleitet werden.
In der letzten Woche fanden im Reichsarbeits- und Reichsernährungsministerium einige wichtige Besprechungen über die Arbeitsplanung, den Arbeitsdienst und die Finanzierung statt, bei denen sämtliche Länderregierungen vertreten waren.
Der Schwerpunkt des Arbeitsdienstes muß in der Steigerung unserer landwirtschaftlichen Erzeugung durch Stärkung unserer Bodenkräfte liegen, d. h. er muß sich auf Landeskulturarbeiten aller Art erstrecken, einschließlich Flußregulierungen, Hochwasserschutz, zugehörigen
Wegebau- und Forstarbeiten. Weiter wird der Arbeitsdienst bei der Auflockerung unserer Großstädte durch Vorbereitung der Bauplätze für neuzuschaffende Bauernstellen und Arbeitereigenheime mitwirken.
Der Staat hat die Pflicht, für die Arbeitsbeschaffung auch das Geld zu beschaffen. Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit erfordert zudem keineswegs mehr Geld als nötig wäre und auch von der Reichsbank der Wirtschaft zur Verfügung gestellt würde, wenn der Absatz sich wieder so steigere, daß alle Arbeitslosen in Arbeit gesetzt werden.
Als Vertreter der Reichsleitung des Arbeitsdienstes forderte Kapitän Tholens vom Reichsernährungsministeriums 450 Millionen RM. jährlich für die Restfinanzierung der Arbeitsbeschaffung durch Landeskultur beim Reichsfinanzministerium einzusetzen. Für die nächsten
beiden Jahre müssen Baupläne für 1,5 Milliarden RM. allein für Landeskulturarbeiten ausgestellt werden.
Bei der anschließenden Aussprache stimmten die Vertreter der Länderregierungen den Vorschlägen der Reichsleitung des Arbeitsdienstes zu. Die zuständigen Ministerien werden daher umgehend mit dem Reichsfinanzministerium über die Finanzierung der Arbeitsbeschaffung Verhandlungen aufnehmen.
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Dito, S. 4
So hetzen sie
Nachstehend veröffentlichen wir ein Flugblatt des Arbeiterbundes und der Sozialdemokratischen Partei Basel, das so recht die Lügenpolitik dieser Gesellschaft ins grellste Licht rückt. Es heißt u. a.:
Besinnt Euch noch einmal!
Habt Ihr noch nichts davon gehört, wie es den Leuten in Deutschland geht, die mit den Hakenkreuzlern nicht einverstanden sind? Habt Ihr schon beobachtet, daß selbst bürgerliche Zeitungen aus der Schweiz in ihrer freien Meinungsäußerung eingeschränkt wurden?
Wollt Ihr Euch der Gefahr aussetzen, von Nazi-Jungens belästigt und angepöbelt zu werden, ohne Euch wehren zu dürfen?
Wißt Ihr, daß den Hakenkreuzlern gegenüber Menschen, die an freies Denken gewöhnt sind, alles erlaubt ist, daß aber umgekehrt Leute, die nicht mit dem gegenwärtigen Regime in Deutschland einverstanden sind, als vogelfrei erklärt wurden?
Ist Euch, bewußt, daß die Nazi-Burschen in der nächsten Umgebung von Basel einen starken Überwachungsdienst eingerichtet haben?
Wollt Ihr angesichts dieser Tatsache die Grenzen überschreiten?
Der beste Beweis dafür, wie die Freiheit geknechtet ist, liegt darin, daß, keiner mit diesem Flugblatt über die Grenze gelassen wird.
Deshalb studiert dieses Flugblatt sofort und kehrt wieder um!
Arbeiterbund Basel.
Soz. Partei Basel.
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Dito, S. 6
Sitzungsbericht des Gemeinderats Ottobeuren
am 1. Juni 1933 abends 6 Uhr.
1. Nach vorausgehender Besichtigung referierte Oberforstmeister Koch über eine beabsichtigte umfangreichere Instandsetzung bezw. Neubau von unentbehrlichen Wald- bezw. Holzabfuhrwegen im Gemeindewald Schelmenheide. In Frage kommen die Wege aus verschiedenen Plannummern. Oberforstmeister Koch ist der Meinung, daß der Gemeindewald Schelmenheide, der ein sehr wertvolles Eigentum der Gemeinde Ottobeuren darstelle, in seiner Güte erhalten, ja noch verbessert werden solle. In diesem Sinne seien bereits in dem erst vor einem Jahre neu erstellten Wirtschaftspläne auf Vorschlag des hiesigen Forstamts durch die Regierung Maßnahmen ergriffen worden. Insbesondere sei die Abfuhr des Holzes von oben her und eine sogen. Verjüngung überhaupt durchzuführen, d. h. es soll im Laufe der Zeit diese Verjüngung von oben her dem Tale zu erfolgen. Es würde dann auch für die Kulturen mehr zuträglicher sein, die sonst der erforderlichen Sonne entbehren. Durch die nun beabsichtigte Waldwegerstellung und dergl. würde also ein wesentlicher Faktor für die Verbesserung des Waldes an sich gegeben sein. Hiezu tritt die Tatsache, daß die Arbeiten fast durchwegs durch den Freiw. Arbeitsdienst, also nahezu kostenlos durchgeführt werden könnten. Die Arbeit erfordere zirka 2500 Tagschichten und zirka 70 Fuhrwerkstagschichten. Wesentlich sei dabei allerdings die Beschaffung von Kies, wobei unter Umständen sogar diese 70 Fuhrwerktagschichten und ganz beträchtliche Kosten eingespart werden können.
Bürgermeister Fickler stellt diesen Punkt zur Aussprache. GR. Maurus hält es für eine Selbstverständlichkeit, daß diese Projekte unter den gegebenen äußerst günstigen Voraussetzungen in Angriff genommen werden müssen. Er meint, daß das Kies evtl. mit Rollgeleise beigebracht wecken kann, wobei dann die Fuhrwerkstagschichten ohnedies wegfallen würden. GR. Specht berührt die Kiesbeschaffungsfrage nochmals und glaubt, daß hier evtl. Schwierigkeiten auftreten werden. GR. Hafner glaubt, daß der neue Weg nicht so unbedingt erforderlich sei. Am notwendigsten sei der Weg von Bosch bis zur Kiesgrube und auch der Seitenweg nach Ollarzried sowie die Seitenwege, welche ebenfalls als Holzabfuhrwege gelten könnten. –
Bürgermeister Fickler entgegnet dann auf den Einwand, daß dieser neue Weg nicht nach dem Plane des Forstamts gebaut werde, dahin, daß der Bau unter der Oberaufsicht des Forstamts Ottobeuren stehe und es sich, um ganz unwesentliche, auf einem Irrtum bestehende Abweichungen handelt. GR. Fink weist u. a. auf die finanzielle Frage hin. Es würden 700 bis 800 Mark Kosten für die Kiesbeschaffung entstehen. Tiefe Posten müßten im Etatsjahr 1933-34 vorgesehen sein. – Oberforstmeister Koch weist nochmals
auf die großen Vorteile dieses neuen Weges und die Schäden der bisherigen Holzwegschaffung und der damit verbundenen ungünstigen Beeinträchtigung der Rentabilität des Waldes überhaupt hin. – Nach einer noch folgenden kurzen Aussprache wird die Waldwegfrage einstimmig angenommen. Die Finanzierung wird noch geregelt.
2. Zur Kenntnis dient eine Erklärung der Gastwirtswitwe Walburga Held dahier in Sachen Grabmalaufstellung. Es wird beschlossen, die bisher getroffenen Anordnungen mit Rücksicht auf die Konsequenzen und die Ordnung im Friedhofe selbst aufrecht zu erhalten.
3. Die durch den Friedhofausschuß auf Grund einer Ortsbesichtigung, beantragten Verbesserung der Friedhofordnung und bergt werden in die neue Friedhofsatzung eingearbeitet. Diese wird seinerzeit vorgelegt werden.
4. Der Marktgemeinderat nimmt von den mitgeteilten Berechnungen des Kulturbauamts Kempten bezüglich der Regulierung des Gaisbächleins Kenntnis und beschließt das Weitere zu veranlassen.
5. Bezüglich der Kanalisationsfrage Kiesgrube – Friedhof wird beschlossen den Bauausschuß mit dieser Angelegenheit vorbereitend zu betrauen und einen Kostenanschlag einzuverlangen. Die Arbeiten können als zusätzliche auf Grund der Bestimmungen über die Pflichtarbeit ausgeführt werden.
6. Die Führung des Straßensprengwagens wird an Chr. und Otto Weiß gegen einen täglichen Fuhrlohn von 10 Mk. (auch Sonn- und Feiertags) vergeben. Die beiden Unternehmer sind für die richtige Ausübung dieser Arbeit dem Marktgemeinderat gegenüber verantwortlich.
7. Für die frei gewordene Rottmeisterstelle für den Gemeindewald haben sich verschiedene Bewerber eingefunden. Die Stelle wird dem Holzmacher Basil Kretzinger übertragen.
8. Der Schulpflegschaft gehören nunmehr als Elternvertreter Herr Josef Maurus und Herr Josef Benz jun., Schellenberg an.
9. Dem Gesuche des Obst- und Bienenzuchtvereins Ottobeuren um Anschluß an die gemeindliche Wasserleitung wird stattgegeben. —
10. Das Gesuch des Eisenbahngehilfen Klement Bobinger dahier um Weiterführung des gemeindl. Kanalnetzes zu dem von ihm errichteten Neubau in der Markt Rettenbacherstraße wird bis zur demnächst erfolgenden Klärung in der Kanalfrage überhaupt (Aufstellung von Satzungen und evtl. Erhebung von Kanalgebühren) zurückgestellt.
11. Zur Kenntnis dient ein Dankschreiben seitens H. H. Pater Rupert Reiner OSB. dahier für die seitens der hiesigen Gemeinde anläßlich der Jungmännerwallfahrt am 21. Mai ds. Js. erwiesene außerordentliche Gastfreundschaft. Der Dank gilt im Namen des kathol. Jungmännerverbandes der Diözöse Augsburg.
12. Zur Kenntnis dient ferner eine allgemeine Einladung des Kathol. Pfarramts Ottobeuren für die Feierlichkeiten anlässlich des Jahrestages der Einweihung der Eldernkapelle am Pfingstmontag.
13. Eine Verlängerung der Mobiliarfeuerversicherung mit der Bayer. Versicherungsbank auf weitere 10 Jahre ab März 1934 wird einstweilen zurückgestellt bis die notwendigen Vorbereitungen für den Neuabschluß der Versicherung erfolgt sind.
14) In letzter Zeit wurden wiederholt verschiedene Klagen laut, daß das Gräberunkraut und der sonstige Unrat von Gräbern seitens der Gräberinhaber kurzweg über die Mauer des Friedhofes auf den Fahrweg geworfen werden. Der Friedhofwärter ist, um diesen unhaltbaren Zuständen abzuhelfen, strengstens anzuweisen, diesem Verhalten der Grabinhaber udgl. ein ganz besonderes Augenmerk zukommen zu lassen und jede diesbezügliche Wahrnehmung unnachsichtlich in der Gemeindekanzlei zu melden, wo sofortige Strafanzeige gegen jedermann erfolgen wird. Außerdem wird das Pfarramt ersucht, in diesem Sinne Aufruf und Mahnung zu erlassen.
15) Auf Antrag der vereinigten Gastwirte Ottobeurens vom 31. Mai c. soll demnächst die Gründung eines Verkehrsvereins in einer Versammlung erfolgen. Zu dieser Versammlung soll neben den Mitgliedern des Marktgemeinderates, das Pfarramt, der Ausschuß des Verschönerungsvereins, die Dirigenten der 2 Musikkapellen, der Ausschuß der vereinigten Gastwirte, evtl. weitere Personen oder Korporationen eingeladen werden. Der Marktgemeinderat begrüßt dieses Vorhaben und beschließt eine Versammlung auf Donnerstag, 8. 6. c. im Gasthaus zur Sonne (abends halb 8 Uhr) anzuberaumen. Zu dieser Versammlung ist auch die Presse hiemit eingeladen.
16) Dem Gesuche des Flugsportvereins Ottobeuren e.V. um Anbringung eines Aushangkästchens am Rathause dahier wird auf Ruf und Widerruf stattgegeben.
17) In Sachen Freiw. Arbeitsdienst Ottobeuren (hier Arbeitsdienstlager) dient ein Bericht des Herrn Gebbert zur Kenntnis. Die Ausführungen fanden allgemein Anklang. Es wurde beschlossen, die notwendigen Schritte zur Aufstellung eines Gesamtarbeitsplanes für die nächsten 10 - 15 Jahre (für diese Zeit ist zur Genüge Arbeit vorhanden) zu unternehmen. Man rechnet mit einer äußerst großen Tagschichtenzahl. Herr Architekt Wagner - Memmingen, der auf diesem Gebiete Spezialist ist, soll umgehend für eine Besprechung in dieser Angelegenheit eingeladen werden.
Hierauf geheime Sitzung. Stgl. [Obersekretär Stingl]
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Ottobeuren. (Eröffnung des Rosenkellers.) Am morgigen Pfingstsonntag, bei ungünstiger Witterung am Pfingstmontag, findet wie alljährlich die Eröffnung des Rosenkellers mit Konzert statt. Zu zahlreichem Besuch ergeht freundliche Einladung. (Siehe Inserat.)
[Inserat S. 7]:
Rosenkeller Ottobeuren
Am Pfingstsonntag, bei ungünstiger Witterung Pfingst-Montag findet wie alljährlich die
Eröffnung des Rosenkellers
mit Konzert statt. Zu zahlreichem Besuch ergeht freundliche Einladung.
Eintritt frei!
Georg Gehring mit Frau
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Dito, S. 11:
Die braunen Bataillone
Ihre Dienstkleidung und Dienstgrade – Aufbau und Gliederung der SA.
[Ganzseitiger Artikel; hier nur die Überschriften der Absätze]
Entstehung und Geschichte
SA. und SS.
Dienstkleidung der SA.
Dienstgrade und Gliederung der SA.
Feldzeichen
Sonderabteilungen
Dienstkleidung der SS.
Hitlerjugend
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06.06.1933, S. 4
Kurze Nachrichten
Die Säuberungsaktion im Rundfunk vor dem Ende.
Die vom Reichsrundfunkkommissar Dr. Krukenberg eingeleitete Säuberungsaktion des Deutschen Rundfunks nähert sich ihrem Ende. Die Berichte der von ihm zur Prüfung der Verhältnisse bei den einzelnen Gesellschaften eingesetzten Untersuchungsführer dürften bis Mitte des Monats eingehen.
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Dito, S. 6
Ottobeuren. (Eröffnungsfeier des Arbeitsdienstlager.)
Die zuerst auf den 28. Mai angesetzte feierliche Eröffnung mußte wegen ungünstiger Witterung unterbleiben. Am Sonntag, den 11. Juni findet nun die Eröffnungsfeier des Arbeitsdienstlagers statt. Das einfach gehaltene Programm wird noch in der Presse veröffentlicht. – An der Schwelle des 50. Lebensjahres brachten die Arbeitsdienst-Freiwilligen, Samstag früh, dem Vorstandsmitglied des Vereins für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes, Herrn Obersteuersekretär a. D. Hermann Gebbert, der sich um unsere Sache besonders verdient gemacht hat, ein Ständchen dar.
Ottobeuren. (Am Jahrestag der Einweihung der Eldernkapelle.) Wohl noch eindrucksvoller, als bei der feierlichen Einweihung waren die Prozessionen am Pfingstmontag zur Eldernkapelle. Eine außerordentlich große Anzahl Gläubiger beteiligten sich daran, neben den Vereinen und Korporationen waren zum ersten Male auch die nationalen Verbände vertreten SA., SS. und Arbeitsdienst mit den Fahnen der nationalen Wiedergeburt.
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07.06.1933, S. 6
Memmingen. (Große Demonstration gegen den Käseschieber Rosenbaum.) Eine stattliche Menschenmenge begab sich gestern Abend zu der Villa des bekannten Käseschiebers Wilhelm Rosenbaum und forderte stürmisch dessen Verhaftung und Wiedereinlieferung nach Dachau, da bekannt geworden war, daß Rosenbaum in den letzten Tagen auf freien Fuß gesetzt wurde. Die Rufe „Schieber gehören nach Dachau“ – „Heraus mit dem Käseschieber“ wurden immer lauter und nur der Besonnenheit verschiedener Anwesender ist es zu danken, daß es nicht weiter zu Tätlichkeiten kam. Die alsbald herbeigeeilte Polizei, die ein mustergültiges Verhalten an den Tag legte, setzte sich sofort ins Benehmen mit Herrn Bezirksoberamtmann Kraus, (Kommissar Schwarz war abwesend) der auch sofort eine Prüfung veranlaßte, ob sich der Gesuchte im Hause befände, da die anwesende Menge stürmisch die Durchsuchung des Hauses forderte. Die Durchsuchung verlief jedoch ergebnislos, da Rosenbaum, der angeblich am Vormittag noch gesehen worden war, anscheinend anderweitig Unterschlupf gesunden hat. Es wäre zur persönlichen Sicherheit Wilhelm Rosenbaums und zur Vermeidung weiterer Erregung der Bevölkerung schr angebracht, daß er wieder in Schutzhaft genommen würde.
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Memmingen. (Ein Unkrautvernichtungszug) passierte gestern den hiesigen Bahnhof. Der Zug, der aus drei Wagen besteht, hat die Aufgabe, das Unkraut, das sich mit der Zeit zwischen den Schienen breit macht, zu vernichten.
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Memmingen. (Riesenverkehr im Allgäu) Aus dem gesamten Allgäu wird über die Pfingstfeiertage ein noch nie gesehener Riesenverkehr gemeldet. In Oberstdorf war schon am Samstag der Andrang gewaltig. Die Nachfrage nach Quartieren war ganz ungeheuer. Überall waren die Gaststätten bis auf den letzten Platz besetzt. In Sonthofen herrschte ein gewaltiger Durchgangsverkehr. Den schmucken Ort hatten eine Reihe auswärtiger Vereine zum Ziel ausersehen. Besonders stark aber machte sich die Grenzsperre gegen Österreich in Füssen und am Bodensee bemerkbar. Überall wimmelte es von Autos, großen Reisewagen, Motor- und Fahrrädern. Der Verkehr war geradezu beängstigend, sodaß man sich wundern muß, daß es fast ohne größere Unglücksfälle abging.
Lindau, das gewiß einen stattlichen Werkehr gewöhnt ist, hatte selten gesehenen Hochbetrieb. Allerdings sah es am Samstag noch nicht darnach aus, aber der Sonntag belehrte eines besseren und brachte unzählige Gäste in die Stadt. Wie üblich bereitete die Stadt Lindau wieder einen hübschen Empfang und auch die Seehafenbeleuchtung am Abend mit großem Promenadekonzert wurde überall als große Aufmerksamkeit empfunden. Einer starken Frequenz erfreuten sich die Bodenseerundfahrten Und auch die Dampfschiffe die zur Schweiz, insbesondere aber die vielen die nach reichsdeutschen Häfen fuhren, waren bis auf das letzte Plätzchen besetzt. Ganz im Gegensatz die nach Österreich fuhren. Hier hatten einige wenige Passagiere fast das ganze Schiff zur Verfügung. Die Omnibusse nach Bregenz wiesen gähnende Leere auf und der neueingerichtete Triebwagen fuhr förmlich zum Vergnügen hin und her. Am deutlichsten machte sich der Unterschied an der Pfänderbahn bemerkbar die an früheren Pfingsten schon einen Rekord von 7000 Passagieren zu verzeichnen hatte. Österreich bekam also die Unfreundlichkeit seiner eigenen Regierung in schärfstem Maße zu spüren, nur schade, daß im Interesse der Sache auch die Unschuldigen mit den Schuldigen leiden müssen. Hoffentlich greift aber auch hier bald eine Erkenntnis Platz. Im übrigen freuen wir uns für unser Allgäu, das diesmal wirklich mit Befriedigung auf die Pfingstfeiertage zurückblicken kann. Mögen zum Segen der Heimat noch recht viele solche Tage kommen!
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Ottobeuren. (Finanzdienst.) Der Steuerwachtmeister Johann Herkommer beim Finanzamt Ottobeuren wurde mit Wirkung ab 1. Mai zum Steuerbetriebsassistenten befördert.
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Ottobeuren. (Gendarmeriedienst.) Versetzt wurde ab 1. Juni 1933 der Gendarmeriekommissar Georg Straßer von Hohenschwangau nach Ottobeuren.
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Ottobeuren. (Gründung eines Verkehrsvereins.) Am morgigen Donnerstag, abends halb 8 Uhr, findet im Gasthaus zur Sonne eine kleine Zusammenkunft zwecks Gründung eines Verkehrsvereines statt, wozu an alle Interessenten Einladung ergeht.
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„Allgäuer Beobachter“, 07.06.1933, S. 6
Markt Rettenbach. (Hochwillkommene Gäste.) sind vorgestern in unserem schmucken Markte eingekehrt und zwar Herr Reichskommissar Ritter von Epp und Herr Staatskommissar Hermann Esser. Die hohen Gäste werden hier einige Tage verweilen, um dem edlen Weidwerk zu huldigen und eine kurze Frist von den ungeheuren Strapazen der letzten Wochen auszuspannen. Auch wir wollen nicht versäumen, den mit großer Freude in unserem Bezirk gesehenen Parteigenossen die herzlichsten Willkommgrüße zu entbieten und möchten nur wünschen, daß die Gäste die Ruhe und Erholung finden mögen, die sie suchen.
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Dito, S. 7:
[Auch am 04.07.1933, S. 7]
Das Amtsgericht Memmingen hat am 3. Juni 1933 folgenden Beschluß erlassen:
Es soll abhanden gekommen sein: Der Hypothekenbrief über 5000 GM. Kaufpreisrest des Gutsbesitzers Eugen Micheler in Ottobeuren – verzinslich zu 7 Prozent ab 16. April 1928 –, eingetragen im Grundbuch des Amtsgerichts Memmingen, Steuergemeinde Ollarzried, Bd. IV Bl. 163 S , 212 ff. in Abt. III auf dem Grundstücke des Gutsbesitzerssohnes Georg Hafner in Ottobeuren. Auf Antrag des Eugen Micheler, Ottobeuren, wird der Inhaber dieses Hypothekenbriefes aufgefordert, seine Rechte auf die bezeichnete Hypothek spätestens im Ausgebotstermin am Mittwoch, den 11. Oktober 1933, vorm. 10.30 Uhr, beim Amtsgerichte Memmingen anzumelden und den Hypothekenbrief vorzulegen. Falls bis dahin Anmeldung nicht erfolgt, wird der Hypothekenbrief für kraftlos erklärt werden.
Memmingen, den 3. Juni 1933. Geschäftsstelle des Amtsgerichts.
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08.06.1933, S. 5
Enteignung von antinationalem Gut
München, 8. Juni. Die Staatsministerien der Justiz, des Innern und der Finanzen erlassen eine Bekanntmachung über die Enteignung von zu antinationalen Zwecken verwendetem Gut. Darnach ist zum Antrag auf Enteignung nur das Innenministerium zuständig. Die erforderlichen Erhebungen werden durch die Bezirkspolizeibehörden gepflogen. Die Enteignungskommission behandelt die Anträge je nach Sachlage im mündlichen oder schriftlichen Verfahren. Dem Verfügungsberechtigten ist Gelegenheit zur Äußerung zu geben. Der Beschluß hat den Gegenstand der Enteignung zu bezeichnen und die Entschädigung festzusetzen sowie die Gründe zu enthalten. Die Festsetzung der Entschädigung erfolgt auf Grund einer Schätzung durch Gutachter, die von der Enteignungskommission nach freiem Ermessen ausgewählt werden. Wenn die Voraussetzungen der Enteignung glaubhaft erscheinen und Gefahr auf Verzug besteht, so kann durch Beschlagnahme für rechtzeitige Sicherstellung des zu enteignenden Vermögensgegenstandes gesorgt werden. Enteignete bewegliche Sachen sind dem örtlich zuständigen Finanzamt zu überweisen. Enteignete Forderungen, Guthaben und sonstige Rechte werden dem Staat überwiesen. Die Berichtigung des Grundbuches durch Eintragung des bayerischen Staates als Eigentümer erfolgt durch die Landesfinanzamtszweigstelle.
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Memmingen. (In die Heimat zurückgekehrt.) Der verheiratete ehemalige hiesige Schutzmann Huber, früher Gendarm in Erkheim, der vor etwa 6 Jahren eines Tages spurlos ohne trieftige [triftige] Gründe verschwunden ist, ist wieder zurückgekehrt. Huber geriet nach bewegtem Schicksale in die französische Fremdenlegion, wo er als Charge diente. Jetzt wurde er von der französischen Regierung an die deutsche Grenze abgeschoben.
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Dito, S. 6:
Rosenbaum nach wie vor in Dachau. Wie uns vom „Braunen Haus“ in München mitgeteilt wird, befindet sich der Schacher Rosenbaum nach wie vor in Dachau. Diese Mitteilung wird auf Anruf der Polizei Memmingen im Konzentrationslager Dachau bestätigt. Rosenbaum ist also nicht freigelassen worden und alle diesbezüglichen Gerüchte sind erfunden. Personen, die ihn in Memmingen gesehen haben wollen, müssen sich getäuscht haben.
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Ottobeuren. (Todesfall.) In Langenberg verschied gestern Vormittag Herr Gutsbesitzer Josef Mayer, Altbürgermeister der Gemeinde Guggenberg, nach längerer Krankheit im Alter von 68 Jahren. Die Beerdigung findet am Samstag, vormittags 10 Uhr statt.
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Ottobeuren. (Gründung eines Verkehrsvereins.) Auf die heute Abend halb 8 Uhr im Gasthaus zur Sonne stattfindenden Zusammenkunft zwecks Gründung eines Verkehrsverein machen wir nochmals alle Interessenten aufmerksam.
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Feierliche Eröffnung des Arbeitsdienst-Lagers Ottobeuren
am Sonntag, den 11. Juni 1933. – Die feierliche Eröffnung des hiesigen Lagers, die zuerst auf den 28. Mai vorgesehen war, konnte damals wegen der ungünstigen Witterung nicht stattfinden. Die Eröffnungsfeier findet nun am kommenden Sonntag, den 11. Juni bestimmt statt. Am Kirchgang beteiligen sich die Vereine und Cooperationen. Die Aufstellung erfolgt auf dem Platze vor dem Arbeitsdienstlager. Am nachmittägigen Propagandamarsch nehmen Arbeitsfreiwilligen vom Lager Memmingen und Westerheim und unsere 70 Mann teil, sodaß 200 Arbeitsdienstfreiwillige neben der Hitlerjugend, SA., SS. und Stahlhelm im Propagandazug marschieren. Das Programmm mit Zugsordnung wird in morgiger Ausgabe erscheinen.
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Eine lächerliche Maßnahme.
Wien. Die Salzburger Landesregierung hat die deutsch-österreichische Grenze in allen Austrittsorten nach Bayern gesperrt. Diese Verfügung bezieht sich sowohl auf den Durchzug, wie auch auf den kleinen Grenzverkehr. Nur der Salzburger Bahnhof ist noch nach beiden Richtungen offen.
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Dito, S. 8:
Toskanini sagt ab
Er kommt nicht zu den Bayreuther Bühnenfestspielen.
Bayreuth, 8. Juni. Wie Basler Blätter melden, hat Toscanini an Frau Winnifred Wagner folgendes Telegramm gerichtet: „Da die mein Gefühl als Künstler und Mensch verletzenden Geschehnisse gegen mein Hoffen bis jetzt keine Veränderung erfuhren, betrachte ich es als meine Pflicht, das Schweigen, das ich mir seit zwei Monaten auferlegte, heute zu brechen und Ihnen mitzuteilen, daß es für meine und Ihre Ruhe besser ist, an mein Kommen nach Bayreuth nicht mehr zu denken. Mit den Gefühlen unverändertlicher Freundschaft für das Haus Wagner, Arturo Toscanini.“
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09.06.1933, S. 2
Unser Volk heißt Deutschland – Unsere Religion Christentum
Ein Volk, eine Schule, ein Erzieherstand“
Die Konstituierung der deutschen Erziehergemeinschaft. – Ein Vortrag des Kultusministers Schemm.
(…) Die deutschen Erzieher marschieren gemeinsam auf das Ziel los: Heranbildung der deutschen Jugend zum Bekenntnis zum deutschen Volk und Vaterland, zu Gott, Blut und Heimat. (…)
Ja, es sind zwei Konfessionen da. Unerbittlich sind wir aber, wenn man es wagen sollte, die Differenzierung der Berufe und Geister in den Begriff „Volk und Gott“ aufzufassen und zu zerstören. In bezug auf die beiden großer christlichen Religionen Protestantismus und Katholizismus erklären wir: „Der Nationalsozialismus steht auf dem Boden keiner bestimmten Konfession, sondern auf dem Boden des Christentums. Unser Volk heißt Deutschland! Unsere Religion Christentum!“ (…)
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Die Rundfunksäuberung geht weiter
Berlin. Der noch aus der Zeit Professor Knöpfkes bei der Berliner Funkstunde tätige Pressereferent und Werbeleiter Miller ist auf Anweisung des Reichsrundfunkkommissars von seiner Gesellschaft mit sofortiger Wirkung seines Postens enthoben worden.
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Dito, S. 6:
Rosenbaum doch frei.
Wir bedauern, heute nochmals auf die Angelegenheit Rosenbaum zurückkommen zu müssen. Wie wir gestern mitgeteilt haben, wurde uns von einem Angestellten im „Braunen Hause“, der sich in Dachau beim Konzentrationslager erkundigt hatte, mitgeteilt, daß Rosenbaum nicht entlassen sei, sondern nach wie vor sich in Dachau befände. Diese Meldung wurde der hiesigen Polizei, die ihrerseits ebenfalls in Dachau angerufen hat, bestätigt. Nunmehr wird aber letzterer mitgeteilt, daß diese Auskunft irrtümlich gegeben worden sei und daß Rosenbaum tatsächlich, am 3. Juni 1933 auf Grund höherer Anweisung entlassen wurde. Wohin er sich begab, ist unbekannt. Wir bedauern sehr, diese Meldung bringen zu müssen, insbesondere da wir glaubten, auf Grund der doppelten Informationen unseren Lesern die beruhigende Mitteilung machen zu können, daß sich der Schieber Rosenbaum doch noch an wohlversorgter Stelle befindet. Welche Stelle die Anweisung zur Entlassung gegeben hat, ist uns unbekannt, wir müssen uns aber damit abfinden. Trotzdem halten wir es als Parteiorgan für unsere Pflicht, die Anregung zu geben, den schon von früher her bekannten Inflationsschieber wieder in Schutzhaft zu nehmen, damit die Unruhe, die mit dieser Angelegenheit in die Memminger Bevölkerung getragen wurde, wieder zum Stillstand kommt und Rosenbaum anderseits an sicherem Orte vor unberechtigten Zugriffen, die sehr zu verurteilen wären, geschützt ist.
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Ottobeuren. (Theater-Verein Ottobeuren.) Am Sonntag, den 11. und am Fronleichnamstag, den 15. Juni wird der Theaterverein wieder mal mit der Aufführung einer Operette an die Öffentlichkeit treten. Besonders mühsam gestalten sich diesmal die Proben und trotzdem hat der Verein die harte Arbeit geschafft. Eine ganz reizende Operette ist das fröhliche Spiel „Unter der blühenden Linde“. Feiner Humor und Innigkeit beseelen dieses Stück und eine teils liebliche, teils schmissige Musik wechselt in bunter Reihenfolge. Hoffentlich belohnt die verehrliche Einwohnerschaft Ottobeuren und Umgebung die vielen Stunden der Arbeit wie bisher mit zahlreichem Besuch. (Siehe heutiges Inserat.) -
Ottobeuren. (Personales.) Ernannt wird ab 1. Mai – wie amtlich mitgeteilt wird – zum Steuerbetriebsassistenten der Steuerwachtmeister Johann Herkommer beim Finanzamt Ottobeuren.
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Programm für die Eröffnungsfeier des Freiw. Arbeitsdienstlagers Ottobeuren am 11. Juni 1933:
5.50 Uhr Weckruf durch die Kapelle Gebbert; 7 Uhr Hissen der Lager-Fahne; 10 Uhr Gemeinsamer Kirchgang; 11.15 Uhr Eröffnungsakt mit anschließender Besichtigung des Lagers; 12.30 Uhr Mittagessen; 1.30 Uhr Aufstellung zum Propagandamarsch; 3 Uhr Konzert im Bräuhausgarten bis 6 Uhr abends; 8 Uhr Unterhaltungsabend im Rosenkeller. –
Zugsordnung: Hitlerjugend, SA., Musikkapelle Gebbert, Arbeitsdienstlager Memmingen, Vorstandschaft des V. f. F.A.D., Arbeitsdienstlager Ottobeuren, Ortsgruppe der NSDAP., NSBO., Gemeinderat, Beamtenschaft, Stahlhelm, Veteranenverein, Artillerie-Vereinigung, Zwölfer-Vereinigung, Sanitätskolonne, Jugendverein, Burschenverein, Turn- und Sportverein, Flugsportverein, Schützenverein „Alpenrose“, Schützen-Stammverein, Feuerwehr und SS.
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Dito, S. 7
Anordnungen des Gauleiters
1. Zum Referenten für das Fremdenverkehrswesen im Gau Schwaben ernenne ich mit sofortiger Wirksamkeit den Pg. Hauptmann a. D. Werner Plenio, Pfronten-Ried, Telefon-Nr. 90 Pfronten-Ried.
Augsburg, den 7. Juni 1933. Karl Wahl, Gauleiter.
2. Mit der Bildung der deutschen Frauenfront im Gau Schwaben beauftrage ich kommissarisch die Gaufrauenschaftsleiterin Frau Magda Donner, Augsburg, Halderstraße 12, Telefon-Nr. 10775. Augsburg, den 7. Juni 1933. Karl Wahl, Gauleiter.
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10.06.1933, S. 2
Erfreuliches Anzeichen
Eine Viertelmillion Arbeitslose weniger.
Berlin, 10. Juni. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich in der zweiten Hälfte des Monats Mai überaus erfreulich entwickelt. In dieser Zeit ist die Zahl der bei den Arbeitsämtern verzeichneten Arbeitslosen nämlich um 212,000 zurückgegangen, so daß die Gesamtzahl der eingetragenen Arbeitslosen noch etwa rund 5 Millionen beträgt. In der gleichen Zeit des Vorjahres belief sich der Rückgang auf nur 93,000. Die große Entlastung ist umso bemerkenswerter, als auch in der ersten Maihälfte d. J. der Rückgang erst 80,000 betrug. Mit einer Gesamtzahl von 5 Millionen ist eine Ziffer erreicht, die schon tiefer liegt als zur günstigsten Zeit des Vorjahres, nämlich rund 60,000 weniger.
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Dito, S. 5:
Gauleiter Wahl Ehrenbürger in schwäbischen Gemeinden
Wie die Gemeinde Ellhofen (Allgäu), so hat vor längerer Zeit die Stadt Neuburg a. D. außer der Umbenennung einer Straße in „Karl-Wahlstraße“ Gauleiter Pg. Wahl zum Ehrenbürger dieser Stadt ernannt. Dem gleichen Beispiel in der Ehrung dieses schwäbischen Vorkämpfers folgten die Gemeinden Pfaffenhofen, Babenhausen und die Stadt Leipheim.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Tagung der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer in Nürnberg.) Am 6. Juni kamen im Sterntorhospiz die in der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischen Pfarrer zusammengefaßten nat.-soz. Geistlichen der bayerischen Landeskirche in stattlicher Zahl zusammen. Aus allen Gebieten der bayerischen Landeskirche waren Vertreter erschienen, vor allem aus Mittel- und Oberfranken, aber auch die oberpfälzische und oberbayerische Diaspora waren, vertreten. –
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Pfarrer Klein - Grafengehaig gab einen ausführlichen, von ausgezeichneter Sachkenntnis zeugenden Bericht über die Entwicklung der kirchlichen Dinge in den letzten 8 Wochen. Da er selber an den Verhandlungen und Besprechungen in Berlin bezüglich der Reichsbischofsfrage persönlich beteiligt war, konnte er ein eingehendes Bild der Vorkommnisse entrollen. In der Besprechung war man sich darüber klar, daß die bayerische evang. Kirche unbedingt in ihrer einheitlichen Geschlossenheit erhalten werden müsse. Ebenso klar wurde aber festgestellt, daß nun auch wirklich die organisatorische Neuordnung durchgeführt und vor allem die volksmissionarische Arbeit mit aller Kraft in Angriff genommen werden müsse. Im Laufe des Nachmittags erschien auf Einladung der Hochw. Herr Landesbischof D. Meiser. Er zeichnete in einem mit größtem Interesse aufgenommenen Referat die gegenwärtige kirchliche Lage, und zwar sowohl im Blick auf die Reichskirche als auch speziell aus die Aufgaben, die der bayerischen Kirche im gegenwärtigen Augenblick erwachsen. Er richtete am Schluß seiner Ausführungen einen warmen Appell an die Versammelten, die Geschlossenheit der bayerischen Kirche unbedingt festzuhalten und Mitzuhelfen, daß Einflüsse, die der Kirche im Innern fremd sind, bei der Neugestaltung der Kirche ausgeschaltet bleiben. Die Arbeitsgemeinschaft nat.-soz. Pfarrer stimmte durchaus der Forderung des Hochw. Herrn Landesbischofs zu, daß jede Einzelaktion, woher sie auch komme, unbedingt abzulehnen sei, und betonte, daß sie selber stets in enger Fühlung mit dem Kirchenführer bleiben werden: Die ganze Versammlung bot den erfreulichen Anblick, daß auch die nat.-soz. Pfarrerschaft in Bayern sich unbedingt hinter die Kirchenleitung stellt und daß sie jeglichem kirchenpolitischem Parteiwesen unzugänglich ist.
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Ottobeuren. (Besitzwechsel.) Das Wohnhaus von Herrn Martin Riedele, Privatier, Ludwigstraße 113 ½, ging durch Kauf an Herrn Eugen Micheler, Fleischwarenfabrikant über. Herr Riedele erwarb das halbe Wohnhaus des Herrn Ludwig Köhler in der Alexanderstraße.
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Ottobeuren. (Todesfall.) Nach schwerer Krankheit verschied Herr Josef Gerle, Konditormeister, im 58. Lebensjahr. Trauergottesdienst: Montag, vormittags halb 10 Uhr, Beerdigung darauffolgend.
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Ottobeuren. (Verschönerungs- und Verkehrsverein Ottobeuren.) Zn der Donnerstag Abend im Gasthaus zur „Sonne“ stattgefundenen Zusammenkunft wegen Bildung eines Verkehrsvereins wurde der Verschönerungsverein auch in einen Verkehrsverein erweitert. Die Versammlung wurde durch Herrn Bürgermeister Fickler geleitet und es fand eine rege Aussprache statt. Auf Vorschlag des Versammlungsleiters erfolgte die Wahl eines dem Verschönerungs- und Verkehrsverein angehörigen Verkehrsausschußes. Als Vorsitzender und Schriftführer desselben wurde Herr Hauptlehrer Herz gewählt. Mitglieder Pater Maurus, Peter Rinderle, Karl Specht, Baumeister Mayer, Choregent Köbele stellv. Vorsitzender. Der neue Ausschuß wird in den nächsten Tagen erstmalig zusammentreten. -
Ottobeuren. (Feierliche Eröffnung des Freiwilligen Arbeitsdienstlager.) Zu der am morgigen Tag stattfindenden feierlichen Eröffnung des hiesigen Arbeitsdienstlagers sei nochmals die Einwohnerschaft von Ottobeuren und der Umgebung, insesondere auch die Herren Bürgermeister und Gemeindevertreter der umliegenden Gemeinden herzlichst eingeladen. Das Lager kann am morgigen Tag durch die Allgemeinheit besichtigt werden.
Ottobeuren. (Ausflug der Artillerievereinigung.) Am Sonntag, den 11. Juni, Ausflug nach Hawangen. Abfahrt nachm. 3 Uhr am Vereinslokal zur „Sonne“.
Arbeitsmarktlage des Arbeitsamtsbezirks Memmingen in der 2. Maihälfte
In der zweiten Maihälfte überwogen am Arbeitsmarkte im Bereiche des Arbeitsamtes Memmingen weiterhin die aufsteigenden Tendenzen. Am 31. Mai waren 2269 (davon 1876 männlich) Arbeitsuchende, 26 (davon 21 männlich) weniger als am Beginn der Berichtszeit zur Arbeitsvermittlung vorgemerkt.
Das Interesse der landwirtschaftlichen Arbeitgeberkreise an der Landhilfe ist im stetigen Ansteigen begriffen. Um die gemeldeten Helferstellen besetzen zu können, mußten 19 Arbeitslose von Augsburg und 24 von Nürnberg angefordert werden. Im Baugewerbe wurde die weitere Belebung des Arbeitsmarktes durch die regnerische Witterung nachteilig beeinflußt. Unter den am Monatsende gemeldeten 2289 Arbeitssuchenden befanden sich 294 HUE der Alu, 498 HUE der Kru und 445 Wohlfahrtserwerbslose. Mit Notstandsarbeiten sind gegenwärtig 241 Personen beschäftigt. Die Überschreitung der Arbeitsuchendenkurve des Vorjahres, die Mitte des Monats 374 ausmachte, beträgt z. Zt. 348.
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Dito, S. 7:
Bekanntmachung. Die gemeindliche Badeanstalt ist ab 11. Juni 1333 geöffnet. – Bade- und Gebührenordnung sind an der Amtstafel des Rathauses angeschlagen.
Ottobeuren, den 10. Juni 1933. Marktgemeinderat: Fickler, 1. Bürgermeister.
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12.06.1933, S. 3
Unerhörte Vorfälle auf dem Gesellentag
Gesellentag vorzeitig abgebrochen
Zahlreiche Zwischenfälle. – Überfallkommandos müssen ausrücken. – Aufmarsch der Münchener SA. und SS. München, 12. Juni.
In der Nacht zum Sonntag war es in München zu zahlreichen Zwischenfällen kommen. Die Folge war, daß die Leitung des Deutschen Gesellentages die Veranstaltung mit sofortiger Wirkung abbrach, so daß am Sonntag keine Abhaltungen mehr stattfanden und den Teilnehmern die sofortige Abreise anheimgestellt wurde.
Am Sonntag nachmittag gab die Bayerische Politische Polizei den nachstehenden Bericht aus: Die Bayerische Politische Polizei hatte mit Verfügung vom 2. Juni den Deutschen Gesellentag mit folgender Begründung verboten: „Trotz schwerster Bedenken der Polizei auf Grund der Aussprüche leitender Personen der Katholischen Gesellenvereine – vergleiche „Mahnruf“, abgedruckt im „Bayer. Kurier“ Nr. 48 vom 17. Februar 1933, wurde der Katholische Gesellentag ursprünglich zugelassen.
In der letzten Zeit ist jedoch eine erhebliche Beunruhigung der Bevölkerung eingetreten und zwar durch das undisziplinierte Verhalten der Teilnehmer des Katholischen Jugendtages, durch das Singen des Horst-Wessel-Liedes mit einem unterlegten Text, durch Äußerungen geistlicher Führer bei dem Umzug der D.J.K.: „Ihr schreit Heil Hitler! und werdet noch froh sein, wenn wir Euch von diesem Hitler befreien werden!“
Dazu kommt weiter, daß gerade gegenwärtig infolge der Feststellungen über Veruntreuungen im Leohaus und dessen Zweigorganisationen eine derartige Erbitterung in den weitesten katholischen Kreisen herrscht über die Mißwirtschaft, die von den geistlichen Vorstandsmitgliedern dieser Gesellschaft getrieben worden ist, daß Zwischenfälle unvermeidbar erscheinen, weil im Rahmen des Deutschen Geselleutages auch eine Reihe großer öffentlicher Umzüge geplant sind. Vor allem aber hat sich durch den einwandfrei von katholischen Mitgliedern der Bayernwacht verübten Mord an dem SA.-Mann Wiesheier in Gaiganz bei Forchheim eine derartige Erbitterung weitester Kreise der Bevölkerung bemächtigt, daß die für Ruhe und Ordnung verantwortliche Polizei zu ihrem größten Bedauern gezwungen war, den Katholischen Gesellentag nicht zuletzt im Interesse der katholischen Kirche und der Geistlichkeit zu untersagen, um dadurch unter allen Umständen zu verhindern, daß das Ansehen der kirchlichen Stellen und des geistlichen Kleides infolge von Ausschreitungen und Zwischenfällen Schaden leiden könnte.“
(…)
In der Nacht vom Samstag auf Sonntag mußten wiederholt die bereitstehenden Überfallkommandos ausrücken, am bei den zahlreichen Zusammenstößen einzuschreiten, die durch die trotz des Uniformverbotes in Uniform aufgetretenen Mitglieder der Gesellenvereine hervorgerufen wurden. Diese wiederholten Zusammenstöße haben bewiesen, daß die Mitglieder der Gesellenvereine nicht die Disziplin gewahrt haben, die man zur ungestörten Durchführung dieser Tagung von ihnen erwarten konnte und mußte. Aus diejem Grunde sah sich die Leitung des Gesellentages von sich aus gezwungen, den Gefellentag vorzeitig zu schließen.
Als spontane Antwort auf das undisziplinierte auftreten einer großen Anzahl der Mitglieder des Gesellentages veranstaltete die Münchener SA. und SS. am Sonntag vormittag einen Aufmarsch durch die Straßen der Stadt, der im Gegensatz zum Gesellentag als mustergültig anzusehen war und keinerlei Eingreifen der Polizei erforderte. Zusammenfassend ergibt sich die Tatsache, daß das ursprüngliche Verbot des Gesellentages nur zu gerechtfertigt war und daß die Verantwortung für diese unliebsamen Vorkommnisse und für die in die Bevölkerung hineingetragene Unruhe der Leitung des Gesellentages zuzuschreiben ist.
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Feierliche Amtseinsetzung des evang. Landesbischofs
Nürnberg, 12. Juni. Die Feier der Amtseinsetzung des evangelischen Landesbischofs D. Hans Meiser nahm einen weihevollen Verlauf. Die Stadt hatte Festschmuck angelegt, auch die katholische Frauenkirche war geschmückt. Gegenüber der St. Lorenzkirche hatten Ehrenhundertschaften der Landespolizei, der SA. und SS. zur Begrüßung der Vertreter der Staatsregierung Aufstellung genommen. Ministerpräsident Siebert, Kultusminister Schemm und Staatsminister Esser schritten die Front der Ehrenhundertschaften ab. Beim Eintreffen des Festzuges vor der Kirche ertönten die Glocken sämtlicher Kirchen der Stadt. Die Minister reihten sich in den Zug ein, der unter Orgelklängen in die Kirche einzog. Unter den Ehrengästen befand sich als Vertreter der Nürnberger katholischen Geistlichkeit Domkapitular Ogenhöfer.
(…)
In seiner nun folgenden Ansprache betonte Ministerpräsident Siebert, die Regierung besitze den stärksten Willen, mit dem Landesbischof gemeinsam die Fragen zu lösen, die zwischen Staat und Kirche auftauchen sollten. Er könne nur den Wunsch aussprechen, daß das hohe Gut der Reformation voll erhalten bleibe.
Nach einer Reihe weiterer Begrüßungs- und Glückwunschansprachen dankte der Landesbischof und betonte, es werde ihm oberstes Gesetz sein, den Frieden unter den Konfessionen zu wahren und etwa auftauchende Gegensätze auf dem Wege gegenseitiger Verständigung zu beheben. Er danke der Nürnberger Katholikenschaft dafür, daß sie zum heutigen Festtag ihre schöne Kirche geschmückt habe und daß Vertreter ihrer Geistlichkeit an der heutigen Feier teilnehmen. Oberster Leitsatz für seine Amtsführung werde das Allgemeinwohl sein. Mit erhebenden Musikvortragen fand die Feier ihren stimmungsvollen Abschluß.
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Dito, S. 4:
Aufgabe des Katholizismus
Eine Rede des Vizekanzlers v. Papen auf dem Deutschen Gesellentag.
München, 12. Juni. Auf dem Deutschen Gesellentag hielt am Samstag abend Vizekanzler v. Papen in der lebensgefährlich überfüllten Ausstellungshalle eine Rede worin er die Aufgaben umriß, die dem deutschen Katholizismus im heutigen öffentlichen Leben zukommen. Er kritisierte die falsche Politik des politischen Katholizismus in der Vergangenheit und forderte die Katholiken auf, sich wieder auf die Rolle zu besinnen, die die geschichtliche Entwicklung ihnen zuweise: den Gedanken des Klassenkampfes zu überwinden durch echt deutschen und echt katholischen Aufbau der deutschen Gemeinschaft.
Arbeiter und Unternehmer müßten gleichberechtigte Diener nicht der Materie, sondern der Gemeinschaft sein. Der Führer des neuen Deutschland habe unmißverständlich ausgesprochen, daß die Grundlagen des neuen Werdens der Nation nur in den unveränderlichen Grundsätzen unseres christlichen Glaubens gefunden werden können. Die christlichen Bekenntnisse werden daher im neuen Deutschland ihre geistigen Kräfte voll und ungehindert entfalten können. Heute sei nur volles und uneingeschränktes Vertrauen am Platze. Es gelte, die Einheit im Geiste der Nation herzustallen. Es sei vielleicht die nie wiederkehrende Stunde der deutschen Geschichte, im Kampfe gegen Bolschewismus uni Gottlosigkeit für die Wiederherstellung der gesellschaftlichen Ordnung Europas wegweisend zu sein und damit der europäischen Sendung des Reiches den Weg zu bereiten. Die deutschen Gesellen könnten stolz sein, an der Schwelle einer neuen Zeit mit zu den Errettern der Reichsidee zu gehören.
Die Rede des Vizekanzlers wurde wiederholt von lebhafter Zustimmung unterbrochen und zum Schluß mit stürmischem Beifall aufgenommen. Durch Lautsprecher waren die Ausführungen auch in die zweite große Ausstellungshalle übertragen worden, wo sich gleichfalls Tausende von Zuhörern eingefunden hatten.
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12.06.1933, S. 5f.
Eröffnung des Arbeitsdienstlagers in Ottobeuren
Mittelpunkt des Arbeitsdienstes im Bezirk
Ottobeuren, den 12. Juni 1933
Gestern fand in Ottobeuren die Eröffnung des ideal gelegenen Arbeitsdienstlagers in der sogen. Kaserne statt. Der Markt hatte zur Feier des Tages Flaggenschmuck angelegt. Nur der Himmel zeigte sich von der schlechtesten Seite. Dichte Wolken, die in kurzen Abständen die Erde mit ihrem Naß „beglückten“, lagerten über den waldumsäumten Höhen.
Der Festtag brach an in den Morgenstunden mit dem Jubel munterer Vogelkehlen. Früh schon zog die Kapelle Gebbert durch die Straßen des Marktes zum Weckruf. Um 7 Uhr wurde die neue stolze Lagerfahne gehißt. Um 10 Uhr riefen die Glocken der herrlichen Basilika zum feierlichen Gottesdienst. Von der Kanzel aus hielt H. H. Pater Rupert Reiner eine eindrucksvolle Ansprache. „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“; mit diesen Worten des heutigen Evangeliums trete der Herr mit einer Machtvollkommenheit ohnegleichen an uns heran. Sie zeugen auch von der Gewalt und Hoheit der Kirche. Eine Sache weihen, so leitete der Priester zum Sinn des festlichen Tages über, heißt sie einem erhabenen Zweck übergeben im göttlichen Namen. Der Arbeitsdienst soll der großen Arbeitslosigkeit Abhilfe schaffen und der junge Mann hat dem Vaterlande in strammer Zucht zu dienen. Das sind herrliche Ziele und wir freuen uns, daß die materiellen Grundlagen fertiggestellt sind. Wahren Wert erhält das Lager, wenn der Arbeitsfreiwillige sein Streben auf das letzte Ziel aller Kreaturen hinlenkt. Der Priester schloß seine von tiefem Ernst getragene Predigt, indem er sich an die Arbeitsdienstwilligen wandte: „Die Kirche gibt Euch den Segen, damit ihr ein Wahrzeichen christlichen Geiststes traget“. P. Rupert zelebrierte hierauf am Kreuzaltar das Meßopfer, während die Kapelle Gebbert prächtige Choräle zu Gehör brachte.
Inzwischen wurde es auf dem Platz vor dem mit dem Grün des Waldes geschmückten Arbeitsdienstlagers lebendig. Um 11.15 Uhr begann der feierliche Eröffnungsakt. Mit klingendem Spiel bewegte sich der Zug zum Arbeitsdienstlager. Dort nahmen vor dem Lager die behördlichen Vertreter, die Mannen des Arbeitsdienstes, SA. usw. Aufstellung. Den Reigen der Reden eröffnete der Vorsitzende des Vereins für Freiw. Arbeitsdienst in Ottobeuren, Herr
Eugen Micheler.
Der Redner führte in prachtvollen Worten aus: „Wie vor 14 Tagen, wo wir schon die Einweihung des Arbeitslagers Ottobeuren vornehmen wollten, ist uns auch leider heute der Wettergott nicht hold gesinnt. Wir hatten vor zwei Wochen die Eröffnung des Lagers abgesagt, in der Hoffnung, daß uns am Sonntag nach Pfingsten besseres Wetter beschieden ist. Dem ist aber nicht so. Die Einweihung des Lagers läßt sich weiter nicht verschieben und so wollen wir denn erwarten, daß die Feier trotz des heutigen schlechten Wetters einen nicht minder guten und harmonischen Verlauf nimmt. Es ist mir eine hohe Ehre, bei unserer heutigen Feier eine stattliche Anzahl prominenter Persönlichkeiten begrüßen zu dürfen. An erster Stelle heiße ich herzlich willkommen Herrn Bezirkskommissar Reichstagsabgeordneten Schwarz. Es ist mir eine Freude, begrüßen zu dürfen Herrn Bezirksführer des Freiw. Arbeitsdienstes, Tschaffon. Nicht minder herzlich begrüße ich Herrn Oberamtmann Kraus vom Bezirksamt Memmingen, H. H. Abt Prälat Dr. Einsiedler, Herrn Bürgermeister Dr. Berndl Memmingen und Herrn Bürgermeister Fickler, Herrn Dr. Levermann vom Arbeitsamt Memmingen, die Herren Lagerführer Wachter - Memmingen und Architekt Wagner. Der Redner fuhr weiter: Nicht minder freundlich sage ich all denen, die aus nah und fern gekommen sind, ein kerniges „Grüß Gott!“. Dem Beispiele vieler Gemeinden und Städte im deutschen Vaterlande folgend wurde auch in Ottobeuren am 18. März 1933 durch Herrn Architekt Wagner - Memmingen die Gründung eines Vereins für Freiw. Arbeitsdienst vorgenommen. Nach langen arbeitsreichen und mühevollem Vorbereitungen, die besonders durch, Herrn Obersekretär Gebbert getätigt wurden, konnte das Arbeitslager am 17. April 1933 mit 20 Arbeitsdienstfreiwilligen bezogen werden, deren Zahl sich bis heute um weitere 52 Mann aus 72 erhöht hat. Man ahmte in der Bildung des Vereins für Freiw. Arbeitsdienst nicht spießerisch das von anderen Orten gegebene Vorbild nach, sondern eröffnete den Arbeitsdienst aus dem innersten Bedürfnis und dem ehrlichsten Bestreben, hieraus dienstbare Liebe zu entfalten, der Marktgemeinde Ottobeuren und den beteiligten jungen Leuten in selbstlosester Weise zu ihrem Wohle nutzbringend zu sein. Ottobeuren sollte durch die Errichtung des Lagers dazu beitragen, dem moralischen und sittlichen Zerfall unserer deutschen Jugend zu steuern, indem durch den Arbeitsdienst die jungen Menschen von der Straße weggenommen werden, sie den Gefahren der leiblichen und vor allem der geistigen Not, der Disziplinlosigkeit und dem Laster entrissen werden. Wenn es uns heute gelungen ist, dieses herrliche, ideal geeignete und schöne Lager zu schaffen zu Nutz und Frommen aller in ihm befindlichen Arbeitsdienstfreiwilligen, so freuen wir uns darüber und denken vor allem an die Persönlichkeiten, die es ermöglicht und beigetragen haben, die Voraussetzungen für den Ausbau dieses Lagers zu schaffen, nämlich an Herrn Bürgermeister Fickler und an Herrn Altbürgermeister Fergg. Sie haben sich neben anderen Herren wärmstens für die Idee des Freiw. Arbeitsdienstes eingesetzt. Dank gebührt auch allen Bürgern und Einwohnern von Ottobeuren und Umgebung, die sich so freudig hinter die gute Sache gestellt haben, sei es, daß sie dem Verein für Freiw. Arbeitsdienst beigetreten sind, sei es, daß sie tatkräftig mithalfen am Aufbau des Lagers. Ich gedenke Herrn Obersekretärs Gebbert und seiner Frau Gemahlin, die sich in selbstloser, aufopfernder Hingabe um die Errichtung des Arbeitslagers verdient gemacht haben und die auch jetzt Stunden und Tage, oft halbe Nächte opfern, um dem großen nationalen Gedanken dienlich zu sein. Wie sich ganz Ottobeuren überzeugen konnte und kann, herrscht im Lager ein herzlicher, außerordentlich guter kameradschaftlicher Geist, der gute Gedanke unter den Arbeitsdienstfreiwilligen ihre ganze Kraft, ihr ganzes Wollen, Denken und Fühlen einzusetzen zum Wohle und zum Gedeihen von Gemeinde, Staat, Volk und Vaterland. Wir wollen hoffen, daß dieses ehrliche Bestreben für die Arbeitsdienstsfreiwilligen selbst und die Marktgemeinde Ottobeuren recht erfolgreich und nutzbringend sein möge und im weiteren Sinne unserem großen herrlichen deutschen Vaterland, auf das wir wie auf seine bedeutenden Führer, Reichspräsident von Hindenburg und Volkskanzler Adolf Hitler ein dreifaches kräftiges „Sieg Heil!“ ausbringen.“
Begeistert stimmten die Anwesenden in das dreifache „Sieg Heil!“ ein. Alle Arme erhoben sich und das Horst Wessel-Lied, begleitet von den Klängen der Kapelle Gebbert, brauste mächtig und begeistert über den historischen, mauerbewehrten Platz. Hierauf ergriff Herr Bezirksführer Pg. August Tschaffon das Wort zu einer kernigen, von soldatischem Geist getragenen Rede an die Arbeitsdienstwilligen. Der Redner begrüßte die Anwesenden im Namen von Pg. Major a. D. Schinnerer, Bezirksführer des Arbeitsdienstes für den Bezirk Bayern-West, aufs herzlichste. Leider sei Pg. Schinnerer verhindert, an der Feier in Ottobeuren selbst teilzunehmen. Nachdem der Redner kameradschaftliche Worte an die Arbeitsdienstfreiwilligen gerichtet hatte, betonte er, daß es die braunen Bataillone gewesen seien, die den Weg zur Freiheit bahnten. Man dürfe sicher sein, daß es für jeden, der in das Lager des Freiw. Arbeitsdienstes komme, ein Glück sei. Pg. Tschaffon richtete an die Soldaten der Arbeit den Appell, alles zu tun, was die Führer verlangen. Der Marktgemeinde Ottobeuren stattete er Dank ab dafür, daß sie den Mut aufbrachte, in dieser schweren Zeit die Mittel aufzubringen für ein Arbeitslager. Ottobeuren werde wahrscheinlich auch die Ehre haben, eine Abteilung in seinen Mauern zu berbergen. Mit einem dreifachen „Sieg Heil!“ auf die deutsche Freiheitsbewegung und das Deutsche Volk schloß Pg. Tschaffon seine glänzende Rede.
Nun trat der Leiter des Lagers, Obergruppenführer Karl Ganser aus den Reihen, und gab im Namen der Arbeitsdienstfreiwilligen durch Handschlag dem Bezirksführer die Versicherung treuer Pflichterfüllung. Herr Oberamtmann Kraus, als Vertreter des Bezirksamts Memmingen, betonte in prachtvollen Worten, daß es ein Festtag von besonderer Art sei, der die Anwesenden hier zusammengeführt habe. Wie man sehe, sei das Werk wohlgelungen. Das Arbeitslager Ottobeuren könne als ein vorbildliches Lager bezeichnet werden und man werde weit und breit suchen müssen, bis man seinesgleichen finde. Ottobeuren sei zum Mittelpunkt des Arbeitsdienstes im Amtsbezirk erhoben worden. Die größte Bedeutung werde der deutsche Arbeitsdienst in seiner erzieherischen Wirkung auf das Volk haben. Der Nationalsozialismus habe geistig und politisch die führende Rolle in der deutschen Arbeitsdienstbewegung. Unsere Jugend sei deutsche Gegenwart und Zukunft. Sie zu fördern und im Geiste des nationalen Wiederaufbaues zu erziehen, sei unsere Ausgabe. Er wünschte dem Arbeitsdienstlager Ottobeuren und seinen Insassen alles Glück zum Nutzen der arbeitenden Jugend und zum Segen des deutschen Vaterlandes.
Den Reigen der Reden schloß Herr Bürgermeister Fickler, der in seinen tiefschürfenden, gehaltvollen Ausführungen zuerst einen Blick auf die Geschichte der sogenannten Kaserne zurückwarf. Er führte ans: „Wie das Bräuhaus gehörten bekanntlich auch die im Süden und Westen an dasselbe anschließenden Gebäude, die sog. Kaserne, zu unserem Benediktinerkloster. Zu Klosterzeiten befand sich darin ein Studienseminar. Sowohl in den inneren Räumen als auch in den charakteristischen luftigen Säulen- und Bogengängen oblagen junge Leute ernsten Studien. Es wurde hier damals vornehmlich geistige Bildung vermittelt. Bei der Säkularisation des Klosters im Jahre 1802 und den folgenden Jahren gingen auch diese Gebäude in den Besitz des Bayer. Staates über. 1805 legte der Staat eine Eskadron leichte Reiter oder Chevauxlegers in dieselben. Die Gebäude waren nun zur Kaserne geworden, welcher Name ihnen bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Die Militärpferde wurden in dem etwas weiter südlich gelegenen Ökonomiegebäude untergebracht, wo jetzt wieder die Klosterstallungen sind. In dem Hofe zwischen Wohn- und Stallgebäude befand sich die Reitschule. Ein größerer Platz für Reitübungen lag zwischen Forsthaus und Bannwald, die Grundstücke sind deshalb in alten Karten als Reitäcker eingetragen. Der eigentliche Exerzierplatz lag auf dem Konohof. Von 1808 an wurden öfter Offiziere in Konventzellen des Klosters einquartiert, sodaß Pater Basil Miller schreiben konnte: „Wir haben also jetzt militärische Klosterleute“. Als einige Jahre später, etwa im Jahre 1812, Ottobeuren wieder ohne Militär war, richteten die hiesigen Municipalräte, – oder wie man jetzt sagt, Gemeinderäte – und einige Bürger, darunter fast lauter Gastwirte, Metzger und andere Geschäftsleute ein untertänigstes Bittgesuch an den damaligen König Max I. „daß in das hiesige leere Klostegebäude bayer. Militär gnädigst verlegt werden möchte, damit dadurch der Marktflecken Gelegenheit zu einem weiteren Erwerb erhalten und sich bei diesen verdienstlosen Zeiten durch eine gewisse Nahrungsquelle fortzubringen instand gesetzt würde“. Die Bittsteller erklärten sich bereit, das Klostergebäude unentgeltlich für mehrere bayer. Eskadronen herzustellen. Vier Wochen darnach rückte wieder eine Eskadron bayer. Chevauxleger hier ein, die bis 1823 hier verblieb. Was hatte anno 1812 die Ottobeurer Bürger zu dem Bittgesuch an den König um ein Militär getrieben? Die Not, die verdienstlose Zeit, die gedrückte Wirtschaftslage!
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Viele Jahre währten damals ja schon die napoleonischen Kriege unter denen auch Ottobeuren gar viel zu leisten und leiden hatte. Allenthalben herrschte Mangel, ganz schlechter Geschäftsgang. – In einer ähnlichen Lage befinden wir uns heute: Traurige Wirtschaftslage, Mangel an Arbeit und Verdienst, Millionen Arbeitsloser im Reich. Die Nationale Regierung sorgt für Arbeit in dieser Kaserne. Heute wird körperliche und geistige Bildung gepflegt, Ertüchtigung des Körpers und des Geistes. Nachdem der Redner sich in treffenden Worten mit der Gleichberechtigungsfrage auseinandergesetzt hatte, fuhr er weiter: Statt einem Heer auf der Landstraße, allem Schlechten ausgesetzt, seelische und körperliche Not Ieidend, finden wir im Arbeitsdienst unsere Jugend vereint zu werteschaffender Arbeit, kräftesteigernder Körperschulung und wohldurchdachter geistiger Vorbildung, Hier wird der Grund zu wahrer Volksgemeinschaft werden, denn alle, gleich welche Herkunft und welcher Stand sie vereint, Arbeiter, Bauern und Geschäftsleute müssen sich gegenseitig wieder verstehen, denn uns alle eint die große Aufgabe, mitzuarbeiten am Wiederaufbau. Mit Vertrauen sehen wir auf unsere Regierung, denn deutsche Männer sind wieder an der Spitze, die das Beste für das Vaterland wollen. Mit herrlichen Dichterworten schloß Herr Bürgermeister Fickler seine glänzende, von echt vaterländischem Geist getragene Rede.
Gewaltig brauste das Deutschlandlied zum Abschluß des feierlichen Eröffnungsaktes über den Platz. Nachmittags fand dann, allerdings wegen des sehr schlecht im Wetters etwas verzögert, der Propagandamarsch durch die Straßen unseres Marktes statt. Den Zug eröffnete die Musikkapelle Gebbert, die unter der gewohnt vorzüglichen Leitung flotte Märsche spielte. Weiter sah man in den Reihen des Zuges den Arbeitsdienst Ottobeuren und Memmingen, SA., Stahlhelm und andere Vereinigungen. Im Arbeitslager selbst herrschte die fröhlichste Stimmung. Der erquickende Gerstensaft löste gar manchen die Zunge zu frohem Gesang. Das Lager ist vorbildlich eingerichtet und wirklich schön gelegen. — —
Am Abend traf man sich dann noch im Rosenkeller, wo bei froher Unterhaltung die Stunden nur allzu schnell entflohen. Ottobeuren hat durch die Errichtung des mustergültigen Arbeitsdienstlagers wieder vielen jungen Leuten, die bisher draußen vor den Arbeitstoren stehen mußten, das Glück der Arbeit gegeben. Lohnt hier nicht schon der ideelle Wert für die Jugend die aufgewandten Mittel? Wer der Jugend dient, tut Dienst an Volk und Vaterland!
M.
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Memmingen. (Öffentliche Stadtratssitzung.) Heute nachmittags halb 6 Uhr wird der Stadtrat zu einer öffentlichen Sitzung zusammentreten, in welcher der Punkt „Arbeitslager“ zur Debatte steht. 20 Eintrittskarten werden von der Polizei ausgegeben. Zuvor findet Sitzung der nat.-soz. Fraktion statt.
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Memmingen. (Nächtliche Schmiererei.) Am Gartenzaun des Anwesens des früheren Bürgermeisters Fey, ferner an der Synagoge wurden in der Nacht vom Samstag auf Sonntag von unbekannten Tätern Aufschriften angebracht, die sich insbesondere gegen Rosenbaum richteten. Wir glauben kaum, daß die Täter Nationalsozialisten waren, denn solche wissen, daß mit solch sinnloser und dummer Schmiererei gar nichts erreicht ist. Hoffentlich gelingt es der Polizei, die Täter zu ermitteln. Die Inschriften wurden sofort entfernt.
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Mindelheim. (Arbeitsdienst.) Das Arbeitsdienstlager Matthsies [Mattsies], in dem der S.A.-Arbeitssturm des Sturmbanns III/12 untergebracht war, wurde heute aufgelöst. Sämtliche Arbeitsdienstwillige mußten heute das Lager verlassen und sind zu ihren Angehörigen zurückgekehrt
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13.06.1933, S. 6
Ein wichtiger Beschluß des Stadtrates [Memmingen]:
Neubau eines Arbeitsdienstlagers
Das Lager ersteht beim Volkspark
In seiner gestrigen Sitzung beschäftigte sich der Stadtrat mit der wichtigen Frage der Errichtung eines neuen Arbeitsdienstlagers. Die Sitzung, die um halb 6 Uhr beginnen sollte, nahm erst gegen halb 7 Uhr ihren Anfangs da der Stadtrat vorher noch an Ort und Stelle eine Besichtigung der in Frage kommenden Projekte vorgenommen hatte. Bürgermeister Dr. Berndl, der die Sitzung eröffnete, betonte, daß der Stadtrat vor einer sehr wichtigen Frage stehe. Das Arbeitsdienstlager, das sich früher in der „Neuen Welt“ befunden habe und jetzt in den Schmirgelwerken untergebracht sei, genüge, insbesondere im Winter, nicht den Ansprüchen. Man habe sich unbedingt nach einem anderen Lager umsehen müssen. Der Arbeitsdienst, der bisher nur freiwillig gewesen sei, werde um die Jahreswende zur Arbeitsdienstpflicht ausgebaut. Memmingen könne für sich in Anspruch nehmen, daß es sehr früh ein Arbeitsdienstlager errichtet habe. Insbesondere sei es die NSDAP. gewesen, die mit allem Nachdruck den Arbeitsdienstgedanken im Stadtrat vertreten habe. Es würde von der Bevölkerung nicht verstanden werden, wenn man jetzt nach diesem erfolgreichen und glückhaften Anfang nicht ein Lager errichten würde, das den billigen Anforderungen entspricht. Das führe uns vor die Frage, welches Arbeitsdienstlager man errichten wolle.
Wirtschaftlich sei die Stadt in großem Maße an dem Projekt beteiligt. Eine grundsätzliche Grundlage für die Stadt habe man weder damals noch heute sichern können, aber man könne mit gutem Grund erwarten, daß das Projekt in finanzieller Hinsicht gesichert sei. Dabei wäre nicht die Stadt als Trägerin des Projektes, sondern die Arbeitsgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes vorausgesetzt. Der Stadtrat sei das Rückgrat des ganzen Projektes. Die Stadt setze voraus, daß schon im August ein Stammlager mit 200 Mann hierher käme und daß diesem Lager schon bald ein zweites Lager angeschlossen werde. Ein Stammlager habe den großen Vorteil des dauernden Verbleibens in Memmingen, da aus ihm die umliegenden Lager ergänzt werden. Die in Frage kommenden Arbeiten in einem Umkreis von zehn Kilometern um Memmingen umfassen eine Million Tagschichten. Das würde bedeuten, daß sich für zwei Arbeitsgemeinschaften von 430 Mann auf zehn Jahre Arbeitsgelegenheit bieten würde.
Für die Errichtung des Lagers kämen zwei Projekte in Frage, nämlich im südöstlichen oder im westlichen Teil der Stadt. Die Osterriederwerke, die im Jahre 1931 stillgelegt worden seien, seien der Stadt um 50 000 Reichsmark und später um einen geringeren Betrag angeboten worden. Der Platz umfasse 13 bis 15 Tagwerk. Der Fabrikraum könne, wie Dr. Berndl weiter ausführte, zum größten Teil allerdings durch großzügigen Umbau zur Benützung hergerichtet werden, während ein nicht kleinerer Teil abgebrochen werden müßte. Beim Ankauf der Osterriederwerke müßten 15 000 RM. sofort, der Rest zu 8 Jahresraten zu 5,5 Proz. Zins bezahlt werden. Der Ausbau würde noch weitere 35 bis 40 000 RM. verschlingen. Der bauliche Zustand der Räumlichkeiten im Osterriederwerk sei von einer Art, daß die schwersten Bedenken bestünden, ob nicht hintennach das dicke Ende komme.
Es bleibe als zweites Projekt der im Westen der Stadt beim Volkspark gelegene Grundstücksteil, der der Stadt gehört. Für einen Ausbau kämen in Frage 8 Tagwerke, die später auf etwa 12 Tagwerke arrondiert würden. Das Projekt für das neue Lager, das von Architekt Wagner gefertigt wurde, sieht Unterkunftsräume, Vorratsräume usw. vor. Das Lager, das drei Unterkunftshäuser umfassen wird, würde einen Kostenaufwand von 112 000 RM. erfordern. Die Finanzierung werde sich so gestalten, daß die Stadt für jeden Mann des Lagers 5 Pfg., voraussichtlich sogar 7 Pfg. pro Tag erhalte. Man könne annehmen, daß mit allen Zuschüssen ein Betrag von nahezu 10 000 RM. für den jährlichen Aufwand an Zinsen und Tilgung erzielt werde.
Nach diesen einführenden Worten von Bürgermeister Dr. Berndl begann die Aussprache, die nur kurze Zeit in Anspruch nahm. Stadtrat W. Schwarz betonte im Namen der nat.-soz. Stadtratsfraktion, daß die Stadt in dieser Sache nicht zurückstehen dürfe, wenn sie nicht gewärtigen wolle, daß sie von anderen Städten, die alles aufbieten, überflügelt werde. Die nat.-soz. Stadtratsfraktion stimme der Errichtung des Lagers beim Volkspark zu. Vor einem etwaigen Ausbau der Osterriederwerke schrecke das Beispiel der Leinenspinnerei und des Arbeitsamtes. Stadtrat Hebel stimmte im Namen seiner Fraktion der Errichtung des Lagers beim Volkspark zu. Die Osterriederwerke würden nicht die Gewähr dafür bieten, daß es später nicht heiße, das Lager sei ungeeignet. – Stadtrat Schwarz fügte seinen Ausführungen noch hinzu, daß ein Ankauf der Osterriederwerke schon deshalb nicht in Frage komme, weil dadurch das Geld an die Deutsche Bank, also außerhalb Memmingens, fließen würde. Es müsse das Bestreben sein, die Memminger Geschäftswelt bei diesem Werk zu unterstützen, infolgedessen könne man erwarten, daß auch die Memminger Geschäftswelt das Ihre dazu beitrage. – Nachdem Dr. Berndl noch diese Worte von Stadtrat Schwarz unterstrichen hatte, schritt der Stadtrat zur Abstimmung.
Es wurde einstimmig beschlossen: 1. daß ein neues Arbeitsdienstlager zur Errichtung notwendig erscheint, jedoch das bisherige nicht ausreicht, sondern unverzüglich in eine andere Form gebracht werden muß; 2. daß das Lager im Westen der Stadt beim Volkspark nach den Plänen von Architekt Wagner errichtet wird. – (Ein Ankauf der Osterriederwerke wurde also abgelehnt.) – Nach der Abstimmung dankte Dr. Berndl für die einstimmige Annahme und gab dem Wunsche Ausdruck, daß das Lager, das schon anfangs August eröffnet werden wird, sich zum Segen und Nutzen von Memmingen und seiner Geschäftswelt auswirken möge. – Hierauf trat der Stadtrat in die geheime Sitzung ein, in der die Art der Finanzierung einstimmig gebilligt wurde.
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Memmingen. (Schon wieder frech.) Kaum daß die nationale Revolution für ihn so glücklich vorüber gegangen ist (er ist, wie es scheint, der Meinung, sie sei schon zu Ende) wird Herr Saly Böhm jun. schon wieder frech. Zwar nicht nach außen, aber gegen seine Angestellten, die er als Menschen 2. Klasse zu betrachten scheint. So bediente er sich kürzlich einiger Ausdrücke, die widerzugeben uns die Anständigkeit verbietet. Wir möchten Herrn Saly Böhm sehr zu seinem Vorteil raten, wieder bescheidener zu werden, damit wir uns nicht nochmal mit ihm beschäftigen müssen, denn ein zweitesmal könnte es anders ausfallen!
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Memmingen. (Spezialfahrradschilder.) Herrn Fritz Wiedemann ist es gelungen, eine Spezialart von Fahrradschildern zu erfinden. Konstrukteur ist Herr August Göppel. Die Schilder die an die Lenkstange angemacht werden, tragen die Nationalflaggen Hakenkreuz und Schwarz-weiß-rot und sollen patentamtlich geschützt sein. Sie haben ein hübsches Aussehen und werden zweifellos Absatz finden.
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Sontheim. (N.S.B.O.-Versammlung.) Am Samstag, den 10. ds. Mts. hielt die hiesige Ortsgruppe der N.S.B.O. ihren ersten Sprechabend im Rogg‘schen Gasthause zu Sontheim ab. Nach kurzer Begrüßung des Ortsgruppenleiters Herrn Bernh. Rogg entwickelte Kreisleiter Veh aus Memmingen ein vorzügliches Referat über Ziel und Zweck der N.S.B.O. In kürzer Zeit verstand es der Redner, in seinen beispiellosen Ausführungen die ganze Versammlung an sich zu reißen und konnte deshalb zur Gründung eines Stützpunktes der N.S.B.O. schreiten. Durch Vorschlag des Ortsgruppenleiters konnte das bewährte Mitglied Herr Albert Müller als Amtswalter eingesetzt werben, dem nun die weitere Organisation und Entwicklung der Betriebszellenorganisation unterliegt.
Nach Schluß des Referates kamen noch verschiedene Punkte zur Beratung, unter anderem wirkte es empörend, als bekannt gemacht wurde, daß natürlich die Bayer. Volkspartei mit einem jungen, noch nicht in der Welt gewesenen, unerfahrenen Jungmann am Werke war, alles zu hintertreiben. Allseits war es bekannt, daß die hiesige Ortsgruppe an maßgebender Stelle an die Gründung einer Hitler-Jugend dachte. Trotzdem erlaubte sich der junge Mann, der sich auch sehr gernd in gemeindliche Angelegenheiten einzumischen wagte, die Gründung zu unterdrücken. Sofort wurde deshalb Herr Johann Wunder als Hitlerjugendführer ernannt und tags darauf wurde durch die hilfsbereite Unterstützung der beiden hiesigen Herrn Oberlehrer sowie des Herrn Bürgermeisters die Gründung mit der stattlichen Zahl von 40 Hitlerjungen verwirklicht. Man sieht klar daraus, daß in Sontheim der nationale Geist ohne Furcht vor Wühlern fest im alten Kampf auf seinem Posten steht und trotz Wühlarbeit von seiten Unberufener treu für unseren Führer weiterkämpften. Für solche Herren aber wäre ein „Ferienaufenthalt“ zu Dachau sehr bekömmlich.
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Böhen. (Zur großen Armee eingerückt.) Am letzten Donnerstag wurde unser letzter Altveteran Herr Josef Heine, Privatier von Günzegg, unter den Trauerklängen der hiesigen Musikkapelle und unter dem Ehrengeleite des Kriegervereins zu Grabe getragen. Die große Anteilnahme der übrigen Bevölkerung zeugte von der großen Beliebtheit des Verstorbenen. Donnernde Salutschüsse tönten über den Friedhof, als der Sarg der geweihten Erde übergeben wurde. In seiner Grabrede schilderte Herr Pfarrer Genser den Verstorbenen als opferbereiten Soldaten, der auch seinem obersten Kriegsherrn, seinem Gotte, stets in Treue diente. Einen ehrenden Nachruf unter Kranzniederlegung widmete noch der Vorstand des Kriegervereins Herr Kienle dem ehem. Soldaten von 1866 und 1870/71 und dem einstigen Gründungsmitglied des Vereins. Das Lied vom guten Kameraden beschloß die ernste Feier. Altveteran Heine erreichte das selten hohe Alter von mehr als 89 Jahren.
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Niederdorf. (Schweinezählung.) Die in vergangener Woche hier durchgeführte Schweinezählung ergab einen Bestand von 308 Stück, was – im Vergleich zu 1931 – eine Verringerung um fast die Hälfte des damaligen Bestandes bedeutet, eine Tatsache, die auf die Unrentabilität der Schweinehaltung infolge der immer mehr sinkenden Fleischpreise zurückzuführen ist.
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Dito, S. 8:
„Bitte einsteigen!“
Amtliche Winke für den Reiseverkehr.
Dem Reiseverkehr, der nun bereits eingesetzt hat schenkt die Reichsbahnverwaltung natürlich die größte Aufmerksamkeit. Sie ist ständig bemüht, den Verkehr möglichst übersichlich und praktisch zu regeln. Dabei sind oft schein, bare Kleinigkeiten wichtig. Das gilt u. a. von der Aufforderung zum Einsteigen. Durch eine besondere Verfügung werden jetzt die Eisenbahnbeamten darauf aufmerksam gemacht, daß die Aufforderungen zum Einsteigen unter Vermeidung verschiedener und beliebiger Redewendungen, wie sie vielfach besonders in sogenannten „gemütlichen Gegenden“ üblich waren, einheitlich durch die Worte „Bitte einsteigen“ zu erfolgen hat. Bei Verspätungsfällen sollen ebenfalls alle weitschweifigen Mitteilungen wegbleiben und gerufen werden: „Bitte, schnell einsteigen, Zug hat Verspätung!“ Im übrigen werden die Reichsbahndirektoren ersucht, anläßlich des bevorstehender stärkeren Reiseverkehrs durch sorgfältige Auswahl und Unterweisung des beteiligten Personals für eine glatte Abwicklung des Reiseverkehrs zu sorgen. Das Bahnhofs- und Zugbegleitpersonal ist angewiesen worden, bei der Unterbringung der Reisenden mit größter Umsicht vorzugehen.
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14.06.1933, S. 3
Versammlungsverbot in Bayern
Öffentliche und geschlossene Versammlungen untersagt.
München, 14. Juni. Im Aufträge des Herrn Staatsministers des Innern hat die Bayerische Politische Polizei zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit folgende Anordnung erlassen: Bis auf weiteres sind öffentliche und geschlossene Versammlungen, sowie Versammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel jeglicher Art verboten. Ausnahmen von diesem Verbot können nur im Benehmen mit der Bayerischen Politischen Polizei gewahrt werden.
Die Fronleichnamsprozessionen finden statt.
München, 14. Juni. Auf Grund der amtlichen Meldung, wonach die Bayerische Politische Polizei bis auf weiteres öffentliche und geschlossene Versammlungen sowie Versammlungen und Aufzüge jeder Art unter freiem Himmel verboten habe, könnte die Meinung entstehen, daß auch die Fronleichnamsprozessionen unter dieses Verbot fallen. An amtlicher Stelle wird ausdrücklich erklärt, daß selbstverständlich die Fronleichnamsprozessionen nicht unter diese Bestimmung fallen. Die Fronleichnamsprozessionen sind selbstverständlich gestattet und stehen nach jeder Richtung unter dem Schutz der Regierung.
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Schutz dem Horst-Wessel-Lied
Das Singen mit anderem Text verboten.
München, 14. Juni. Das Horst-Wessel-Lied ist neben dem Deutschland-Lied im Kampf um die nationale Erhebung zum Nationallied geworden. In letzter Zeit wurde nun die Wahrnehmung gemacht, daß das Lied mit unterlegtem Text gesungen wird. Der Politische Polizeikommandeur Bayerns verbietet daher das Singen des Horst-Wessel-Liedes mit einem anderen Text. Die Polizeibeamten wurden auf das Verbot aufmerksam gemacht mit dem Hinweis, daß bei eventuellen Wahrnehmungen das Absingen des Liedes sofort einzustellen ist. Die verantwortlichen Personen haben mit Festnahme zu rechnen.
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Dito, S. 4:
Betrachtungen zum 1. Deutschen Gesellentag in München
Unbeschreibliche Begeisterung – Bitterste Enttäuschung
Unter diesen Stichworten verbreitet die „Allgäuer Zeitung“ am Montag, den 12. Juni 1933 als Meldung aus München unter dem Buchstaben c (soll wohl heißen BBC) eine Verlautbarung, die wiederholt die Worte „altgewohnte Disziplin versagte nicht“ — „Dank der unvergleichlichen Disziplin der Kolpingssöhne“ sich im Gegensatz zu der amtlichen Erklärung der bayerischen politischen Polizei befindet und den Anschein erwecken soll, als wäre die Maßnahme des frühzeitigen Abbruches ein Willkürakt der bayerischen politischen Polizei gewesen.
Ohne der amtlichen Stellungnahme vorgreifen zu wollen, muß einmal in aller Öffentlichkeit festgestellt werden, daß die führenden Kreise der kath. Gesellenvereine uns kath. Nationalsozialisten von der Kolpingssache bewußt ausgeschlossen haben, daß sie in gröbster Art und Weise die hl. Religion dazu mißbrauchten uns in den Augen der jungen Gesellen allgemein als religionsfeindlich hinzustellen und damit für das allzuberechtigte Mißtrauen selbst verantwortlich sind. Es ist nur ihre eigene Saat, die dort aufgegangen ist, wir haben die Gegensätze nicht konstruiert, sondern sie haben selbst das Mittel der Lüge und abgefeimtesten Verleumdung nicht gescheut, den hohen Kolpingsgebanken zum reinen Parteimittel heruntergewürdigt. Wir Nationalsozialisten, die wir in der Burschenvereins- oder Gesellenbewegung tätig waren, sollten uns jeweils, soweit wir nicht ohne Weiteres ausgeschlossen worden sind, ans Katzentischchen setzen, wurden als die räudigen Schafe gebrandmarkt, ohne daß jemals ein Bischof das gleiche Recht für Alle auch für uns betonte. Es zeugt nur von einer gewissen Unverfrorenheit, wenn die Herren, die unsere Bischöfe informierten, und päpstlicher als der Papst sein wollten, trotzdem so tun, als wären sie die unschuldigsten Lämmer der Welt.
Man hat wiederholt von uns Nationalsozialisten Erklärungen bezgl. unserer Stellungnahme zur Religion verlangt und geflissentlich die vor langen Jahren vom Führer diesbezgl. gegebenen Erklärungen übersehen, die Gretchenfrage: Wie hältst Du's mit der Religion? aber immer wieders aufs Neue und immer wieder in anderer Form erhoben. Wie, wenn wir nun die Gegenfrage dauernd stellen wollten: Wie hältst Du's mit der Nation, wie haltet ihr es mit den Volksgenossen, die nicht in Euer Parteihorn bliesen? Wir tun das nicht, aber wenn die Atmosphäre einmal bereinigt werden soll, dann wäre es an der Zeit, daß jene Führer der kath. Gesellen- und Burschenvereine, die nicht müde wurden, die Träger der heutigen Staatsgewalt aufs übelste zu verleumden, alle ihre Lügen öffentlich widerrufen und wieder gutmachen, was sie im Namen des Nächsten gesündigt haben. Diese Herren wissen nämlich nicht, wieviel familiären Unfrieden, wieviel seelische Konflikte und Verzweiflungen, wieviel Irrewerden an der Kirche sie auf Grund ihrer ungerechten Haltung in den vergangenen Jahren auf sich geladen haben.
Die Kolpingssache durch das Tragen einer eigenen Uniform im Sinne der S.A. propagandistisch fördern zu wollen, war niemals der tiefere Beweggrund zu solcher Einführung, sondern entsprang einer oppositionellen Zweckeinstellung gegen die S.A.-Uniform. Klugheit hat diesen Gedanken nicht geboren, man kann nur annehmen, daß, wenn es nicht ausgesprochene Bosheit sein soll, mangelndes Taktgefühl diese Ungeschicklichkeit zuließ.
In unbeschreiblicher Begeisterung haben wir Nationalsozialisten der Idee des Nationalsozialismus gedient, ließen uns trotz eines unbegründeten seelischen Terrors in unserer Treue zur kath. Kirche nicht beirren und trugen die bittersten Enttäuschungen mit dem Glauben an den Sieg der Gerecht rechtigkeit. Es ist klar, daß die in Teile unserer kath. Jugend fruchtbar Hineingetragene beispiellose Verhetzung nicht auf einmal beseitigt ist und deshalb diese Ausschreitungen anläßlich des Gesellentages in München auf die geistigen Urheber der Verhetzung zurückfallen, und wenn die nationale Revolution an jenen Hetzaposteln so vornehm vorbeigegangen ist, so bedeutet das nicht eine Entbindung von der Verpflichtung begangenes Unrecht wieder gutzumachen.
Anton Brändle Kreisleiter der N.S.D.A.P. Kempten-Stadt und Beauftragter des Sonderkommissars. (Anmerkung der Red.: Die Allgäuer Zeitung hat gut daran getan, diesen Artikel in ihrer gestrigen Ausgabe auf der 1. Seite kommentarlos zu veröffentlichen, denn treffender und schöner können die wirklichen Verhältnisse nicht dargestellt werden.)
Ein Nachwort zum Gesellentag
„Katholischer Gesellentag und ähnliche Veranstaltungen zurzeit nicht zweckmäßig“.
Berlin, 14. Juni. Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Anläßlich des Katholischen Gesellentages in München hat sich herausgestellt, daß zurzeit die Abhaltung derartiger Veranstaltungen nicht als zweckmäßig angesehen werden kann. Daß die katholischen Gesellen auf den Kundgebungen dieser Tagung das Bekenntnis zum neuen Staat und Reich zum Ausdruck gebracht haben, sei dabei gern anerkannt. Wenn trotzdem der Verlauf der Tagung die Bedenken rechtfertigt, die gegen ihre Genehmigung bestanden, so hat sich damit gezeigt, daß die Zeit für solche Veranstaltungen noch nicht reif ist.
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Dito, S. 7
Vom Münchener Sondergericht. München, 14. Juni. Der 26jährige Arbeiter Andreus Wirth, ein früherer Kommunist, wurde vom Münchener Sondergericht zu sechs Wochen Haft wegen groben Unfugs verurteilt. Er hatte die Äußerung gemacht, Hitler dürfe sich nicht mehr nach Österreich trauen, weil er dort ausgewiesen sei.
Der Schreiner Andreas Hölzl aus München, der am 16. Mai unflätige Äußerungen über den Reichskanzler machte — er will dabei betrunken gewesen sein —, erhielt vier Monate Gefängnis.
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16.06.1933, S. 4
Große Annonce mit Grafik: „Generalangriff auf die Arbeitslosigkeit“
Dito, S. 7:
Werbung: Prima Aussiede-Butter per Pfd. RM 1.15 solange Vorrat.
Michael Nett Ottobeuren.
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17.06.1933, S. 5
Memmingen. (Pläne des Verkehrsverbands „Schwäbisch Land“.) Auf der Hauptversammlung des Verkehrsverbandes „Schwäbisch Land“ in Neu-Ulm, dem mittel- und nordschwäbische Städte angehören, wurde u. a. eine Reihe wichtiger Maßnahmen bekanntgegeben, die zur Belebung des Fremdenverkehrs in Schwaben wesentlich beitragen sollen. Die wichtigste dieser Veranstaltungen ist ein im nächsten Jahr vorgesehener Schwabentag in Augsburg, dem eine umfangreiche Kreisausstellung angeschlossen ist. Sämtliche Verkehrsgebiete Schwabens sind nun auf Anordnung der Gauleitung im „Bund der Verkehrsverbände, Gau Schwaben“ zusammengefaßt und Hauptmann a. D. Plenio, dem neuernannten Referenten der N.S.D.A.P. für den schwäbischen Fremdenverkehrs unterstellt worden. Der neuen Fremdenschaft des Verbandes „Schwäbisch Land“ gehört u. a. auch Herr Bürgermeister Dr. Berndl - Memmingen an.
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Memmingen. (Tagung des Ordens der Tapferkeitsmedaille.) Letzthin tagten in Altenstadt die Inhaber der Tapferkeitsmedaillen aus den Bezirken Illertissen, Neu-Ulm und Memmingen, sowie aus dem Versorgungsgebiet Augsburg und Ulm. Der Ortsgruppenleiter gab bekannt, daß die beiden Garnisonen Ulm und Kempten in Zukunft die Trauerparade 16 Mann mit Obergewehr und 16 Mann Musik stellen, wenn ein Mitglied des Ordens stirbt. Als Vertrauensmann für die Obmannschaft Memmingen wird Herr Karl Handel bestellt. Für den 31. Juli ist ein Reichswehrkonzert zu Gunsten des Ordens in Memmingen geplant. Im Bezirk Memmingen sind folgende Träger der Tapferkeits-Medaillen: Angele Ph., Küfermeister, Grönenbach (silb.); Badent Alois, Landwirt, Zell (silb.); Barth Georg, Memmingen, Sandstraße 3 (silb.); Bochtler Johann, Maurer, Erkheim (gold.); Breher Joseph, Memmingen, Alpenstraße 3 (silb.); Döring Xaver, Bäckermeister, Ottobeuren (silb.); Fackler Meinrad, Taglöhner, Egg a. Günz (silb.); Gäble Georg, Landwirt, Lauben (silb:); Gehring Magnus, Immobilienhändler, Benningen (silb.); – Handel Karl, Kohlenhandlung, Memmingen (silberne); – Hempser Alois, Fischerei, Pleß (gold.); Höbel Bartholom., Landwirt, Egg a. Günz (silb.); Oberbiegler Georg, Reichsbahnbediensteter, Memmingen, Gießergasse (silb.); Hans Schneider, Seifensieder, Memmingen, Ulmerstraße 11 (gold.); Sedlmayer Anton, Weichenwärter, Memmingen, Blatternstraße 28 (silb.).
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Dito, S. 6:
Hawangen. (Die Artillerievereinigung Ottobeuren und Umgebung) machte am vergangenen Sonntag nach Hawangen ihren Quartalsausflug, um ihren ehemaligen Regimentskameraden einen Besuch abzustatten. Die sie begleitende Musikkapelle Maier tat ihr bestes, um die richtige Stimmung herbeizuführen. Diese Gelegenheit nahm auch die Vereinigung wahr, um die hiesigen der Vereinigung bisher noch fernstehenden ehemaligen Artilleristen in dieselbe aufzunehmen. Sämtliche Hawanger ehemalige Artilleristen, 21 an der Zahl, traten denn auch der Vereinigung bei, was wohl auch der nationalen Bewegungszeit gutzuschreiben ist. Der neugewählte Obmann Herr Rottach - Hawangen bekräftigte nun durch Handschlag mit dem Vorstand der Vereinigung Herrn Moosmann - Ottobeuren die Zugehörigkeit zur Vereinigung. Der Vorstand des Veteranenvereins Hawangen, Herr Schlögel, ergriff hierauf das Wort um mit rührenden, sinnreichen Worten an die Ruhmestaten unserer alten Armee zu erinnern und Worte des Vertrauens an die Zukunft zu richten. So verflossen nun die Stunden nur allzu schnell in gemütlichem Beisammensein, das sich, wie wir hoffen, noch oft wiederholen wird.
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[Erstmals fällt am unteren Blattrand von Seite 6 folgender Aufforderung im Stile des „Stürmers“ auf]:
Wenn Du ein guter Deutscher bist, kauf nicht beim Juden, kauf nur beim Christ!
[auch am 19.06.1933, S. 8]
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Dito, S. 7:
Mindelheim. (Sturmbannaufmarsch in Bad Wörishofen.) Am morgigen Sonntag findet in Bad Wörishofen ein Aufmarsch des gesamten Sturmbannes III/12 mit über 1000 Mann SA. statt. Der Sturm 21/12 Mindelheim fährt um 12 Uhr in Mindelheim am SA.-Heim per Rad ab. Am Ortsausgang Türkheimer- und Hochstraße in Bad Wörishofen versammelt sich nachm. 2 Uhr der ganze Sturmbann zum Aufmarsch, an dem auch der ganze Spielamnnszug und Musikzug (Kirchheim, Jengen und Bad Wörishofen) teilnehmen. Um halb 3 Uhr erfolgt auf dem Fußballplatz die Verpflichtung der neu eingetretenen SA.-Männer. Anschließend erfolgt der Vorbeimarsch des Sturmbannes vor dem Standartenführer Kellner auf der Kneippstraße. Nach Beendigung des Aufmarsches spielt die Musik vor dem Kasino und abends um 8 Uhr spielt die SA.-Kapelle Kirchheim zum gemütlichen Beisammensein im Kreuzersaal.
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Dito, S. 8:
[Annonce für eine Veranstaltung in der Ottobeurer „Brieftaube“]:
Gasth. z. „Brieftaube“, Ottobeuren
Am kommenden Sonntag, 18. Juni findet im „Brieftaubengarten“ großes Garten-Fest mit italienischer Nacht statt (nur bei gutem Wetter). Beginn: nachmittags 2.30 Uhr. – Die berühmte Handharmonika-Kapelle Dietmannsried spielt! Hiezu laden freundlichst ein:
Josef u. Antonie Spitzer, Pächter
Hirschbrauerei Ottobeuren, Max Graf.
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20.06.1933, S. 5
Ein großzügiger Judenschwindel in der Memminger Gegend
Die Ortsgruppe Gundelfingen der NSDAP. schreibt uns: Wir übersenden Ihnen beiliegend einen Zeitungsausschnitt über das bekannte Yokamin-Mastfutter, das von den Juden Wolf, Strauß und Weil überall vertrieben wird. Die genannten haben auch hier in Gundelfingen ihr Unwesen getrieben und eine Anzahl Landwirte hereingelegt in Unkenntnis jüdischer Geschäftspraktiken. Der beiliegende Zeitungsartikel ist leider erst nach Abzug der Juden aus unserer Stadt im Lokalblatt erschienen und die Landwirte sehen tatsächlich ein, daß sie ausgeschmiert sind.
Nun haben wir erfahren, daß diese geschäftstüchtigen Juden zur Zeit in Memmingen und Umgebung „arbeiten“ und Sie erweisen der Landwirtschaft einen großen Gefallen und bewahren sie vor Schaden, wenn Sie in der dortigen Tagespresse sofort die Warnung abdrucken lassen.
Yokamin, das Schweinemastfutter der Juden
In der Mai-Nummer „Der Stürmer“ (Nr. 21/33 findet sich folgende Notiz: „Das Schweinemastfutter der Juden Wolf, Strauß und Weil. Unter dem Namen „Yokamin“ bringen die „Süddeutschen Nährmittelwerke GmbH.“ ein Schweinemastfutter auf den Markt. Hinter dem Namen „Süddeutsche Nährmittelwerke“ verstecken sich pfundige Frankfurter Juden. Sie heißen Gebr. Wolf, Strauß und Weil. Für ihr Schweinemischfutter machen sie eine Riesenreklame. In eigenen Filmvorführungen, in denen man die mit ihrem Produkt gefütterten Schweine wachsen sieht, preisen sie ihr Erzeugnis an. Besonders im Saargebiet und wahrscheinlich auch im übrigen Reiche fielen Hunderte von Landwirten und Schweinezüchter auf das Mastfutter der Juden herein. Bei größerer Abnahme zahlten die geprellten Bauern zwanzig bis dreiundzwanzig Mark pro Zentner. Als den landwirtschaftlichen Genossenschaften, als den berufenen Beratern der Bauern, die Reklame zu Gesicht kam, wurde das Mastfutter der Frankfurter Juden untersucht. Dabei stellte sich heraus, daß ein Zentner des Futters bei Einbeziehung eines normalen Verdienstes höchstens einen Wert von elf Mark hatte. Die Juden arbeiten also mit einem Gewinn von einhundert Prozent. Viele Bauern machten daraufhin ihre Kaufverträge rückgängig. Sie erhielten von den Juden Drohungen mit gerichtlicher Klage ins Haus geschickt. Als Rechtstvertreter der Frankfurter Schweinemastjuden zeichnen in diesen Briefen die Rechtsanwälte Dr. Ludwig Bial und Dr. Ernst Goldschmied. Am Schlusse ihrer Drohbriefe dichten sie an die Bauern das Ersuchen, die Rechtskosten sobald als möglich abzuführen. Die sind nicht zu knapp. Vierundvierzig Mark für ein paar Zeilen. Der Bauer wird also doppelt geschröpft. (Anderen Blättern zum Abdruck empfohlen).
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21.06.1933, S. 6
Sitzung des Marktgemeinderats Ottobeurens
Zur Sitzung am 16. Juni 1933 erschienen der 1. Bürgermeister Fickler, die Gemeinderatsmitglieder Dreyer Ludwig, Micheler Eugen, Maurus Josef, Hief Franz, Specht Karl, Höbel Georg, Fink Michael, Dr. Hans Breher, Hafner A lois: entschuldigt Gemeinderatsmitglied August Ripfel; den Vorsitz führte 1. Bürgermeister Fickler; Schriftführer Obersekretär Stingl. Der Punkt 1 der Tagesordnung war die Beratung des Haushaltplanes pro 1933/34.
(…)
Durch den Umbau der gemeindlichen Mietskaserne zum Arbeitsdienstlager wird voraussichtlich einen Mietzinsausfall von 1400 - 1500 RM. zu verzeichnen sein. Es stehen aber noch staatliche Verfügungen wegen Übernahme und dgl. von im Gemeindeeigentum stehenden Lagern in Aussicht.
Die Reichssteueranteile waren gegenüber dem Vorjahre wiederum niedriger einzusetzen, da die Wirtschaftskrise 1932 sich erst in den Jahren 1933 und 1934 auswirken wird.
Der Gemeindeumlagehundertsatz bleibt mit 165 P rozent aus Grundsteuer, 159 Prozent aus Haus-, Gewerbe- und Hausiersteuer unverändert. Auch bezüglich der übrigen Gemeindegefälle wurden Erhöhungen nicht vorgenommen. Die Bezirksumlagen betragen 180 Prozent einheitlich für alle Steuern. Von den gesamten Umlagen mit 24 600 RM. sind 13 000 RM., also mehr als die Hälfte, an den Bezirk abzuliefern.
Für die Anschaffung von Fremdenverkehrs-Prospekten sind entsprechende Mittel vorgesehen. Seitens des neugebildeten Verkehrsausschusses wurde mitgeteilt, daß er die Ausführung dieser Prospekte selbst übernimmt und zum größten Teil auch selbst finanziert, und zwar durch Sammlung bei den in erster Linie interessierten Kreisen (Gastwirtschaften, Metzgereien, Bäckereien und dgl.).
(…)
Im einzelnen wurden zu den Voranschlägen 1933/34 noch die folgenden Beschlüsse gefaßt:
Die Stromkosten für das Arbeitsdienstlager sind vom Verein für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes Ottobeuren zu tragen.
Die Badegebühren werden in der gleichen Höhe wie im Vorjahre eingehoben. Die Entschädigung für die Badewärterin wird auf täglich 1.50 Mark festgesetzt.
Wegen Schuldübernahme für den Freiw. Arbeitsdienst (Verein) ist zunächst der Bezirksführer des Freiw. Arbeitsdienstes, H. Tschaffon zu einem Aufklärungsbericht einzuladen bezw. zu befragen.
Für die Zuchtstierhaltung wird den Molkereigenossenschaften der B etrag von 260 Mark, d. i. die Einnahme aus dem Jagdpacht und den Hagenmädhern, als Zuschuß zur Verfügung gestellt.
Die Besoldungsangelegenheit des 1. Bürgermeisters wird bis zur nächsten Sitzung zurückgestellt. Die Weiterversicherung des Altbürgermeisters Fergg beim staatlichen Versorgungsverband auf seine Kosten wird genehmigt. Bezüglich der Besoldungsangelegenheit des Chorregen Köbele wird nach Rücksprache mit dem hiesigen Pfarramt endgültig Beschluß gefaßt.
Die Waldaufsicht wird dem ehem. Rottmeister Reichart gegen eine jährliche Entschädigung von 120 RM. weiterhin übertragen.
Es wird nunmehr die Errichtung eines Familienbades in der gemeindlichen Badeanstalt angeregt. Seitens der Gemeinderatsmitglieder Specht und Fink bestehen in der Hinsicht Bedenken, als die hiesige Badeanstalt zu klein sei für ein Familienbad. Gemeinderatsmitglied Maurus ist für die Errichtung des Familienbades und weist darauf hin, daß es besonders für den Fremden als sehr unangenehm empfunden wurde, wenn beispielsweise seine Frau und seine Kinder zu verschiedenen Zeiten baden sollen. Der Fremde wünscht einfach das Familienbad. Außerdem soll dies dann auch in den neuen Prospekten aufgenommen werden, was für den Fremdenverkehr sicherlich ein förderlicher Faktor sei. Die Badeanstalt kann durch Beseitigung verschiedener Holzhütten und dgl. schon etwas vergrößert werden. Gemeinderatsmitglied Dr. Breher ist zunächst einmal für die versuchsweise Einführung des Familienbades. Hierauf wird die Errichtung eines Familienbades einstimmig beschlossen.
Der Marktgemeinderat nimmt von einer Einladung des Flugsportvereins e.V. Ottobeuren zu der am 24. Juni, abends 8 Uhr im Saale zur Post stattfindenden Luftfahrt- und Luftschutz-Auklärungs-Versammlung Kenntnis. Desgleichen soll am 24. und 25. Juni 1933 die Durchführung eines Werbeabends mit Vortragsreihen über Luftfahrt und Luftschutz sowie einer Straßensammlung (die der Genehmigung der Regierung unterliegt) erfolgen.
Das Gesuch des Kaufmanns Robert Herz dahier in Sachen Dachwasserableitung wird durch den 1. Bürgermeister erledigt. Die Vergebung von Gemeindelieferungen erfolgt auch weiterhin in dem bisher aufgestellten Turnus, und zwar nur bei kleineren Aufträgen. Bei größeren Aufträgen müssen Angebote eingeholt werden. Der Antrag des Gemeinderatsmitglied Ludwig Dreyer, diesen Punkt bis zur Durchbesprechung in der Fraktion der NSDAP. zurückzustellen, verfiel der Ablehnung.
In Sachen Ripfel gegen Marktgemeinde Ottobeuren wegen Fischwasserschaden dienen die Gutachten von Dr. Jaisle - Stuttgart-Feuerbach vom 8. Mai 1933 und Karl Lierheimer - Memmingen vom 10. Mai 1933 zur Kenntnis. Es wird beschlossen, den Vertreter der Marktgemeinde, Rechtsanwalt Dr. Rauh zu einer Besprechung mit dem Gemeinderat einzuladen.
Auf ein Gesuch vom 7. 6. 33 wird der Blechmusikgesellschaft Ottobeuren ein Zuschuß von 20 Mark zur Anschaffung von Becken gewährt.
Verschiedene Anwohner der Mühlbachstraße haben um Kanalisierung genannter Straße (von Kanzmann bis Filgis Theodor) nachgesucht. Der Bauausschuß nimmt zuerst Besichtigung an Ort und Stelle vor.
Auf Anregung der Freiw. Feuerwehr Ottobeuren wird künftig vor den Toren des Feuerwehrhauses ein Plakat „Parken vor den Toren verboten“ angebracht.
Das altherkömmliche Kinderfest findet auch in diesem Jahre wieder statt.
Gemeinderatsmitglied Hafner entgegnet verschiedenen Gerüchten, daß seitens der Bezirkssparkasse ausgewertete langfristige Schulden in Höhe von ca. 30 000 RM. nicht rechtzeitig ganz zurückbezahlt wurden, dahin, daß diese Rückzahlungsmöglichkeit nach den gesetzlichen Bestimmungen für langfristige Darlehen nicht mehr gegeben war. Den Marktgemeinderat treffe daher keinerlei Schuld. Hierauf geheime Sitzung.
Fürsorgehaushalt der Marktgemeinde Ottobeuren (Auszug)
Im abgelaufenen Jahr mußten die nachstehenden Fürsorgelasten aufgebracht werden: Fortlaufende Unterstützungen für 24 Ortsarme 3129 RM. Fortl. Unterstützung an 32 Wohlfahrtseewerbslose 5448 RM. Mietzinsleistungen an 20 Personen 1814 RM. Unterstützungen durch Kleidung und dgl. 732 RM. Durchführung der Suppenküche bei einer Speisung von tägl. 84. Familien u. täglich 304 Personen 1750 RM. Für Krankenhaus- und Arztkosten 1094 RM. Beerdigungskosten 205 RM. Pflegekinder 1130 RM. Anstaltspflege Gebrechlicher 600 RM. Im abgelaufenen Jahr mußten entschließlich Krisenfünftel 20.400 RM. an Fürsorgelasten aufgebracht werden. Dies bedeutete eine Belastung von 7.90 RM. pro Kopf der Bevölkerung. Für eine vierköpfige Familie sind das z. B. 34.30 RM.; hiezu treten dann noch die sonstigen Lasten. Während in den Sommermonaten durchschnittlich: jeder 31. Einwohner unterstützt wird, mußte während während der Wintermonate jeder achte Einwohner unterstützt werden.
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Ollarzried. (Einbruch.) In der Nacht von Sonntag aus Montag wurde hier bei Gastwirt Langegger ein Einbruch verübt. Der Täter drang nach gewaltsamer Öffnungg der Kellertüre in den Keller, um von dort aus seinen Raubzug zu beginnen. Was der Einbrecher alles mitnahm, konnte noch nicht genau festgestellt werden. Jedoch bestimmt Wein, Rauchwaren und etwas Kleingeld. Allem Anschein nach muß der Täter ziemlich Ortskenntnis gehabt haben haben. Bis jetzt fehlt von ihm jede Spur.
Unterhaslach bei Ottobeuren. (Silberhochzeit.) Die silberne Hochzeit feiern am morgigen Donnerstag die Landwirtseheleute Herr Theodor Petrich mit Gattin Kreszentia, geb. Zillenbiller. Herzlichen Glückwunsch!
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15 200 Einwohner in Memmingen
Memmingen. Das Ergebnis der dieser Tage durchgeführten Volkszählung ist für Memmingen-Stadt 15 212 Einwohner, davon männlich 7042, weiblich 8170, somit eine Zunahme seit Oktober 1930 von 152 Einwohnern. Memmingens stetes Wachstum hat demnach auch erfreulicherweise in den letzten Jahren angehalten, wenn auch nicht in dem Maße, wie die Jahre vorher. Auffällig ist das stark überwiegende Verhältnis der weiblichen Einwohnerschaft, woran sich allerlei nützliche Betrachtungen knüpfen lassen. Die Zählung nahm mehrere Tage in Anspruch. 111 Zähler waren mit dem mühevollen Zählwerk beschäftigt, während 10 Oberzähler bis heute an der Festellung des Ergebnisses arbeiteten. Damit sind allerdings die technischen Arbeiten noch nicht vollendet, sondern es wird noch festgestellt werden müssen, welchen Berufen die einzelnen Einwohner nachgehen und wie sich das konfessionelle Verhältnis gestaltet.
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Dito, S. 8
Betreff: Aushangpflicht für Anschläge bei Verwendung von Margarine, Kunstspeisefett, gehärteten Speiseölen, Pflanzenfetten.
§ 1 der Verordnung über den Verkehr mit Erzeugnissen der Margarinefabriken und Ölmühlen vom 13. April 1933 (RGBl. I S. 201) bestimmt folgendes:
1. Werden in Gastwirtschaften, Schankwirtschaften oder Speisewirtschaften oder im Kleinhandel von Bäckern, Konditoren oder Verkäufern von frischen Back- und Konditorwaren Lebensmittel feilgehalten oder Verkauft, die unter Verwendung von Margarine, Kunstspeisefett, gehärteten Speiseölen, Pflanzenfetten (Kokosnußfett u. ä.) oder gehärtetem Tran hergestellt oder zubereitet werden, so ist durch besonderen Aushang darauf hinzuweisen, welche der genannten Öle oder Fette verwendet werden. Der Aushang ist in genügender Zahl und so anzubringen, daß er für den Verbraucher deutlich sichtbar ist; auf ihm ist der Hinweis in deutscher Sprache und in leicht lesbarer schwarzer Schrift auf weißem Grund anzubringen. Gleiche Hinweise sind in deutscher Sprache und an einer, in die Augen fallenden Stelle in deutlich sichtbarer, leicht lesbarer Schrift auf den Speisekarten, Preisschildern oder Preisverzeichnissen zu machen.
2: Die Vorschriften des Abs. 1 finden, auf Dauerwaren keine Anwendung.
Für Bayern wurden durch die Entschließung des Staatsmin. für Industrie und Wirtschaft vom 9. Juni 1933 StA. Nr. 133 noch weitere nähere Bestimmungen getroffen, die den Betriebsinhabern zugestellt werden.
Von den oben in § 1 genannten gewerblichen Betrieben würde derjenige im Nachteil gewesen sein, der sich entsprechend den Wünschen der Reichsregierung, die Verwendung inländischer Fette weitestgehend zu fördern, von der Verwendung von Margarine oder änderen Fetten ausländischer Herkunft ausschließlich auf den Verbrauch deutscher Fette umstellte. Der gewerbliche Betrieb, der nur deutsche Fette verwendet, wird im allgemeinen teurer sein als der Konkurrent, der bei den Fetten ausländischer Herkunft verbleibt, und damit in die Gefahr geraten, an Absatz zu verlieren. Die genannten Vorschriften sollen diese Schlechterstellung beseitigen und damit zugleich einen Anreiz für die Verwendung einheimischer Fette in den gewerblichen Betrieben geben. Es kommt hinzu, daß der Käufer die notwendige Aufklärung darüber erhält, mit welchen Fetten die von ihm gekauften Waren hergestellt worden sind.
Hiernach verfolgt die Verordnung vom 13. April 1933 Zwecke, auf deren Erreichung die Reichsregierung im Rahmest der Neuordnung der Fettwirtschaft größtes Gewicht legen muß. Die Durchführung der genannten Vorschriften ist unter allen Umständen sicherzustellen.
Mindelheim, den 17. Juni 1933, Stadtrat: Dr. Kiefersauer, 1. Bürgermeister.
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22.06.1933, S. 2
Die schwarze Pestbeule
Aktion gegen Bayerische Volkspartei
In ganz Bayern Suchung nach belastendem Material.
München, 22. Juni. Die Polizeidirektion München teilt mit: „In letzter Zeit haben sich die Verdachtsmomente, daß führende Persönlichkeiten der Bayerischen Volkspartei in Zusammenhang stehen mit den letzten Ereignissen in Österreich, insbesondere mit dem vor wenigen Tagen dort erfolgten Verbot der NSDAP, so verdichtet, daß es dringend notwendig erschien, die Verbindung zwischen Bayerischer Volkspartei und den Christlichsozialen sowie der Heimatwehr in Österreich restlos festzustellen. Die Bayerische Politische Polizei hat daher am Mittwoch eine einheitliche Aktion gegen die Funktionäre der Bayer. Volkspartei in ganz Bayern eingeleitet und bei ihnen sowie in den wichtigsten Büros der Partei eine Suchung nach belastendem Material vorgenommen. U. a. wurden auch die Räume der Fraktion der BVP. im Landtag, des „Bayer. Kuriers“, des Wirtschaftsbeirates durchsucht. Das beschlagnahmte Material wird zurzeit noch gesichtet. In Einzelfällen, bei denen Widerstand erfolgte oder Verdunkelungsgefahr besteht, mußte zu Festnahmen geschritten werden.“
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Dito, S. 6:
Ottobeuren. (Volkszählung.) Die am 16. Juni durchgeführte Volkszählung ergab in der Marktgemeinde Ottobeuren 2747 Einwohner (1372 männlich und 1375 weibl.) was gegenüber der letzten Volkszählung am 16. Juni 1925 eine Bevölkerungszunahme von 164 bedeutet (gezählt wurden damals 2583 Einwohner und zwar 1257 männliche und 1326 weibliche.
Markt Rettenbach. (Volkszählung.) Die am 16. ds. Mts. durchgeführte Volks-, Berufs- und Betriebszählung erbrachte in hiesiger Marktgemeinde folgendes Ergebnis: Einwohner: 693 (325 männliche und 341 weibliche), Haushaltungen 194 Land- und Forstwirtschaft 67 Betriebe, gewerbliche Betriebe 50.
Grönenbach. (Ergebnis der Volkszählung.) Bei der Volkszählung am 16. ds. Mts. wurden in der Gemeinde Grönenbach 2285 ortsanwesende Personen gezählt und zwar 1187 männliche und 1098 weibliche. Abgegeben wurden 462 Haushaltungslisten, 223 Landwirtschaftskarten und 60 Gewerbekarten. Nach der Religionszugehörigkeit verteilt sich die ortsanwesende Bevölkerung wie folgt: römisch-katholisch 1655, evangelisch-reformiert 495, evangelisch-luth. 134, ohne Religionsangabe 1.
Fest der Jugend in Ottobeuren
In einer Besprechung am Dienstag, den 20. Juni abends im Rathaussaale, woran, sich 1. Bürgermeister Fickler, der 1 Vorstand des Turnvereins Ottobeuren, H. Direktor Bauer, der Vertreter der Schulen, Lehrer Schurer [Schurrer], H. H. Pfarrer Pater Maurus [Zech], die Bürgermeister der Gemeinden Haitzen (Hölzle-Böglins) und Eggisried (Weiß) teilnahmen, wurde beschlossen, die Durchführung des Festes der Jugend am 24. Juni dem Turnverein Ottobeuren (H. Direktor Bauer) im Verein mit dem Vertreter der Schule (Lehrer Schurrer) zu übergeben, nachdem es sich hauptsächlich um turnerische und sportliche Veranstaltungen handelt. Die erste Besprechung in dieser Angelegenheit findet heute Donnerstag, abends im Bräustübl statt. Interessenten werden hiezu herzlichst eingeladen.
Memmingen. (Der Jude Fritz Guggenheimer verhaftet.) Auf Anordnung der Polizei Kaiserslautern wurde gestern der Memminger Jude Fritz Guggenheimer, als er sich einen Paß besorgen wollte, in Schutzhaft genommen und in das Landgerichtsgefängnis Memmingen eingeliefert.
Der Mittelstand unterm Hakenkreuz
Kampsbund-Versammlung in Memmingen
Der Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes hielt gestern abends 8 Uhr im Adlersaal eine Versammlung ab, die einen sehr guten Besuch aufzuweisen hatte. Vorstand Willy Kerler eröffnete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen. Der Zweck der Versammlung sei, den Mittelstand über die Ziele des Kampfbundes aufzuklären und es solle darnach getrachtet werden, daß sich sämtliche Mittelständler darin organisieren. Er begrüßte den Referenten, Gaukampsbundführer Pg. Stadtrat Rehm-Augsburg, aufs herzlichste. Es freue ihn, daß Pg. Rehm in Memmingen selbst darlegen wolle, was es heiße: „Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes“ Pg. Gaukampfbundführer Rehm führte aus: Wenn wir heute als eine Unterordnung der N.S.D.A.P. zu Ihnen sprechen, muß ich meinen Vortrag mehr politisch allgemein halten. Wir sind eine bewußte politische Organisation und wir werden deshalb den Mittelständler bewußt politisch und erzieherisch beeinflussen müssen. Wir haben längst erkannt, daß jede Aufgabe und Arbeit dort sein und beginnen muß, wo die Voraussetzung hiezu gegeben ist, damit das wieder entsteht, was in den letzten 14 Jahren zerstört worden ist. Wir freuen uns, daß es gelungen ist, den bestehenden Zustand zu beseitigen. Der Tag von Potsdam und der 1. Mai waren nicht ein Geschenk, das wir kampflos gewonnen haben, sondern das war der Erfolg unseres Kampfes. Die Gleichschaltung ist notwendig und erst dann wirksam, wenn sie innerlich vollzogen ist.
Wir haben erreicht, – und das ist heule schon das hervorragendste Verdienst unseres Führers Adolf Hitler – was früher in Jahrhunderten die kühnsten Männer nicht vollbracht haben.
Wir wissen, daß heute schon von bestimmter Seite Maulwurfsarbeit versucht wird, daß Maulwürfe die Pflanzen der jungen Saat abzubeißen versuchen.
Der Kampf geht weiter, bis es in Deutschland nur noch eine Partei gibt, den Nationalsozialismus und das deutsche Volk.
Leider ist man heute noch gezwungen, mit Vertretern einer sterbenden Weltauffassung zu verhandeln. Wir müssen öffentlich erklären, daß wir auf die Dauer die Verbindung mit einem Herrn Hugenberg nicht aufrecht erhalten können, wenn dieser glaubt, als Vertreter einer vergangenen Wirtschaftsform die Fehler der Vergangenheit aus die Gegenwart übertragen zu können. Der Kampf hat nicht aufgehört, er geht solange weiter, bis all die Überbleibsel eines alten Systems beseitigt sind. Wir haben besonders in den letzten Wochen und Monaten nach der Machtübernahme erkennen müssen, daß das in Deutschland investierte Kapital eine unruhige Wirtschaft nicht verträgt. Wenn der gigantische Wille des Volkes hinter seinem Führer Adolf Hitler steht, wenn die Gleichberechtigung des deutschen Volkes erreicht wird, dann haben wir die Möglichkeit der Lösung unserer Aufgaben. Uns ist die Aufgabe gesetzt, den gewerblichen Mittelstand restlos zu erfassen. All das, was Sie als gewerbliche Mittelständler heute von uns erwarten, wird eintreten, wenn Sie es nur wollen. Widerstände sind deshalb da, damit sie beseitigt werden. Wenn die Fachorganisationen richtig gleichgeschaltet worden sind, wenn überall Nationalsozialisten hereingekommen sind, dann können Schwierigkeiten innerhalb der Fachorganisationen nicht mehr vorhanden sein. (…)
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Dito, S. 7:
Mindelheim. (In Schutzhaft genommen.) Ein ehemahliger Funktionär der S.P.D., Ferdinand Rauch, von Pfaffenhausen wurde heute wegen Verteilung von Flugblättern in Schutzhaft genommen und in das Gefängnis nach Buchloe eingeliefert.
Kempten. (Neuer Gau-Obmann für Handball.) Da der bisherige Obmann für Handball im Allgäuer Turngau aus der Deutschen Turnerschaft ausgeschlossen wurde, ernannte der Gauvorsitzende zum Obmann für Handball den Turnerspieler Emil Deger, Waltenhofen.
Leutkirch. (In Schutzhaft.) Der Präses des Kath. Gesellenveveins, H. Kaplan Saß, wurde am Samstag Nachmittag in Schutzhaft genommen. Die Versammlungen des Gesellen- und Jugendvereins sind bis auf weiteres verboten.
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Mart. Seefelder Engetried
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Dito, S. 8:
Bekanntmachung. Betreff: Fest der Jugend.
Der Reichsminister des Innern hat durch ein Rundschreiben vom 7. 6. 1933 für den 24. und 25. Juni zu einem Fest der Jugend aufgerufen. Anläßlich der Sommersonnenwende soll sich die gesamte Jugend der Schulen, der Turn- und Sportverbände, der Wehrverbände, die Hitlerjugend, die Bündische Jugend im Verein mit allen vaterländischen Verbänden zu einem wahren vaterländischen Volksfest vereinigen. Im Rahmen der Feier finden volkstümliche Wettkämpfe, ein Sonnwendfeuer und Wanderungen statt. Der Schulunterricht fällt am Samstag, den 24. Juni zugunsten der Sportveranstaltungen aus. Da die Wettkämpfe bereits am Samstag beginnen, fordere ich alle Arbeitgeber, Lehrmeister und sonstige Erziehungsberechtigte auf, der werktätigen, schulentlassenen Jugend spätestens für Samstag mittag freie Zeit und Gelegenheit zur Teilnahme an den Wettkämpfen und den Veranstaltungen zu geben. Nicht nur die organisierte, auch die übrige vaterländisch gesinnte Jugend wird zur Teilnahme an dem Fest der Jugend aufgerufen. Die Feier soll die gesamte deutsche Jugend in flammender Begeisterung für die nationale Erhebung und die Erneuerung des deutschen Volkes beisammen sehen. Alles Nähere über den Zeitpunkt der einzelnen Veranstaltungen wird noch in den Zeitungen bekanntgegeben. Illertissen, den 20. Juni 1933.
Bezirksamt [Landratsamt]: gez. Endres.
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23.06.1933, S. 1
Die nationale Umwälzung dauert an!
S.P.D. verboten
Berlin. Der Reichsminister des Innern hat die Sozialdemokratische Partei Deutschlands verboten. In einer Anweisung an die Länderregierungen ersucht der Reichsinnenminister zu veranlassen, daß das Verbot strikt durchgeführt wird.
Wenn es eines Beweis[es] bedurft hätte, daß die nationale Revolution noch nicht zu Ende ist, so haben die letzten Tage diesen bestimmt erbracht. Mit eiserner Konsequenz geht die Entwicklung weiter ihren Gang und vollzieht sich das, was geschehen muß, soll der soeben erkämpfte neue Staat von Bestand sein und erfolgreich verteidigt werden können gegen seine Widersacher, die hier und dort im Stillen schon wieder ihr verderbliches Handwerk und ihre hinterlistige Wühlarbeit beginnen. Allen hat Adolf Hitler, hat die nationalsozialistische Negierung die versöhnende Hand gereicht, wer aber nun glaubte nur zum Schein in die dargereichte Hand einschlagen zu können um desto besser sein verderbliches Handwerk weiter zu betreiben, der hat vergessen, daß der Nationalsozialismus etwas anderes ist, als die Staatsformen vergangener Jahre, der hat vergessen, daß der Nationalsozialismus keine Halbheiten kennt, denn auch hier gilt das gewaltige Wort, das einst der größte Erdenwandler ausgesprochen hat: „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.“ Wer heute nicht bereit ist, sich restlos mit seinem ganzen Ich einzusetzen für das neuerstandene Deutschland, der erhebe keinen Anspruch als vollwertiger Deutscher angesehen zu werden.
Wir wissen, manch einer unserer besten Parteigenossen begann schon leichte Zweifel zu hegen insofern, als er befüchtete, die neue Reichs-, bezw. Länderregierungen hätten nicht genügend scharf durchgegriffen. Tiefe Zweifel mögen nun restlos zerstreut sein, denn die großen Geschehnisse der letzten Tage mögen jedem gezeigt haben, daß der Nationalsozialismus nicht mit sich spaßen läßt und daß er unter allen Umständen gewillt ist, stets reinen Tisch zu haben. Wenn sich gewisse Organisationen erlaubten, ein frevelhaftes Spiel zu treiben und zweifelhafte Elemente in Massen aufzunehmen, so mußten sie eben aufgelöst werden. Wenn gewisse – sich christlich nennende – Parteien unter dem Deckmantel der Religion ihre schmutzigen politischen Geschäfte weiter zu führen beabsichtigen, so mußte energisch durchgegriffen werden und wenn schließlich eine Reihe führender Sozialdemokraten sich nach Prag begeben, und dorthin die Leitung ihrer volksverräterischen S.P.D. verlegen und von dort aus den lügnerischen „Vorwärts“ weiter herausgeben, so ist das allein Beweis genug, daß eine solche Organisation im nationalen Deutschland nichts mehr zu suchen hat und verschwinden muß, abgesehen davon, daß noch grenzenlos viel andere Fälle das hochverräterische Treiben bet S.P.D. in höchstem Maße dokumentieren. Wir danken es unserem Führer und unserer Reichsregierung, daß sie hier zur rechten Zeit ein Veto eingelegt haben und das Machtwort gesprochen haben, auf das so viele alte Parteigenossen schon sehnsüchtig warteten. Sie sollen es nicht wagen, Hand an unsern Staat zu legen, deren sie mögen nicht vergessen zu bedenken, daß vom Führer bis zum letzten S.A.-Mann jeder einzelne bereit ist einzutreten für das neue Deutschland und es zu verteidigen bis zum letzten.
Verhüteter Dolchstoß
Die Gründe des Verbotes der Deutschnationalen Kampfringe. – „Marxistisch verseucht bis auf die Knochen“.
Berlin, 22. Juni. Das Verbot der Kampfringe der Deutschnationalen Front und der Bismarck-Jugend ist ans Mittwoch in ganz Preußen durch die geheime Staatspolizei in Verbindung mit den besonderen Bereitschaften der Schutzpolizei durchgeführt worden. Im Reich ist die entsprechende Maßnahme gleichmäßig erfolgt. Die Anweisung dazu ist von der Zentralstelle über die Reichsstatthalter ergangen. Die aus dem Reich vorliegenden Ergebnisse bestätigen die Auffassung, daß überall eine weitgehende kommunistische Zersetzung sich durchgesetzt hat. Unter den in Berlin Verhafteten befand sich auch der Neffe des Reichsministers, Dr. Hugenberg, der Volontär bei der „Deutschen Zeitung“ ist. Er ist inzwischen wieder auf steten Fuß gesetzt worden. In Berlin sind etwa 40 Personen in polizeilicher Haft behalten worden, denen nachgewiesen werden konnte, daß sie sich bis in die allerletzte Zell hinein kommunistisch betätigt haben. Unter den Verhafteten ist auch ein Neffe des früheren kommunistischen Reichstagsabgeordneten Torgler. Eine sehr große Anzahl von Mitgliedern der Kampfstaffeln, die der Politischen Polizei vorgeführt wurden, ist nach ihrer Vernehmung wieder entlassen worden, nachdem ihnen Uniform, Waffen und Abzeichen abgenommen worden waren. Aus dem von der geheimen Staatspolizei bei der Durchführung des Verbotes beschlagnahmten Material sind die früheren Feststellungen erhärtet worden, wonach die Kampfstaffeln zu mehr als 60 bis 70 v. H. kommunistisch und marxistisch verseucht waren. Die Prüfung der Mitgliederlisten hatte ergeben, daß nicht nur die unbekannteren Mitglieder der marxistischen Organisationen, sondern zum Teil auch Funktionäre sich in die Kampfstaffeln haben aufnehmen lassen, die auf diese Art weiterhin im Sinne ihrer staatsfeindlichen und zersetzenden Tendenz hetzen. Es handelt sich teilweise um Elemente, die bereits früher aus den nationalen Wehrverbänden wegen ihrer verdächtigen Gesinnung ausgeschlossen wurden und andere, deren Aufnahme von der SA. aus diesen Gründen mehrfach abgelehnt wurde. (…)
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Dito, S. 2
Wir fordern die Saar
Der letzte Sinn des soeben in Rom beschlossenen Vierers-Paktes ist der, die sich aus der Versailler Neuregelung Europas ergebenden Streitfragen im Geiste des Vertrauens, der Wahrheit und Gerechtigkeit zu lösen, und eine Atmosphäre freundschaftlichen Verständigungswillens im Interesse des Friedens zu schaffen. Mussolini hat in seiner Senatsrede am Tage der Paktparagraphierung diesen Sinn besonders stark herausgestellt. Danach muß es als Selbstverständlichkeit gelten, daß nicht nur unanwendbare Bestimmungen des Versailler Diktats abgeändert oder aufgehoben, sondern auch solche Bestimmungen beseitigt werden, die ganz offenbar unter falscher Voraussetzung seinerzeit beschlossen worden sind. Hierzu gehört in erster Linie die Regelung der Saarfrage. Keine der damals von Frankreich vorgebrachten Begründungen seines Anspruches sind heute noch vertretbar. Vor allem kann Frankreich niemals auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes Anspruch auf das Saargebiet erheben, noch, weniger darf es den Versuch unternehmen, die längst feststehende Entscheidung der Saarbevölkerung durch politische oder wirtschaftliche Machenschaften zu verfälschen oder zu mißachten. Die jüngsten Maßnahmen der Saarregierung gegen die Vereins-, Meinungs- und Koalitionsfreiheit der Bevölkerung sind aber von so eindeutiger Tendenz zugunsten der französischen Propagandapolitik gehalten, daß mit allen Mitteln gegen die Beeinträchtigung der Willensfreiheit der Saarbevölkerung Einspruch erhöhen werden muß.
Seit 14 Jahre arbeiten der Bund der Saarvereine und die Geschäftsstelle „Saar-Verein“ aufklärend über die Vorgänge an der Saar. Mit seinen alljährlichen Bundestägungen verschafft er sich das Ohr der großen Öffentlichkeit. In diesem Jahre soll dieser Bundestagung mit einer Riesenkundgebung am Niederwalddenkmal angesichts der bevorstehenden Saarabstimmung und der aus diesem Grunde besonders starken französischen Saarpropaganda überragende Bedeutung zukommen. Es ist notwendig, daß jetzt das deutsche Volk nach seinem neugestalteten Willen zu Freiheit und Recht sich restlos diesem Kampf um deutsche Saarfreiheit zur Verfügung stellt und der Bevölkerung an der Saar den Rücken stärkt in ihrem Endkampf um Heimat, Deutschtum und Vaterland. Der Bund der Saarvereine darf das Verdienst für sicht in Anspruch nehmen, in den 14 Jahren seines Aufklärungskampfes für die nationale Einigung des deutschen Volkes gewirkt zu haben. Das Wort, daß das Saargebiet Vorbild und Beispiel für das ganze deutsche Volk sei, war wegweisend für die deutsche Einigung, es muß jetzt Mahnung sein an alle, um die deutsche Einigung nicht das einige Saar-Deutschland zu vergessen.
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Dito, S. 5:
München. (Beseitigung der Gräber Eisners und Landauers.) Der Stadtrat München beschloß an Donnerstag auf Antrag der nationalsozialistischen Stadtratsfraktion, die Gräber Eisners im Ostfriedhof und Landauers im Waldfriedhof sofort zu beseitigen. Die Gräber werden als erloschen erklärt, die Denkmäler zerstört. Die Asche der beiden Toten wird der jüdischen Kultusgemeinde zur Verfügung gestellt.
München. (Straßenumbenennungen.) Der Stadtrat München beschloß die folgenden Straßenumbenennungen: Stresemannplatz in Fasbenderplatz, Vollmarplatz in von-der-Goltz-Platz, Friedrich-Ebert-Straße in Tondernstraße und Hochvogelplatz in Horst-Wessel-Platz. Gleichzeitig beschloß der Stadtrat, in Zukunft die neuen Straßenschilder mit deutscher Schrift (Frakturschrift) zu beschriften.
München. (Mit sofortiger Wirkung beurlaubt.) (Halbamtlich.) Staatssekretär Luber hat den Verwaltungsoberinspektor Haupeltshofer an der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Haupeltshofer hat mehrmals in seinem Büro den Reichskanzler aufs gröblichste beschimpft und beleidigt, als der Volkskanzler Adolf Hitler bereits sein schweres Amt angetreten hatte. Seine Handlungsweise erscheint umso verwerflicher, als er die Äußerung im Amtsgebäude selbst gebrauchte und damit dem mittleren Personal, demgegenüber er eine übergeordnete Stellung einnahm, das schlechteste Beispiel bot.
München. (Der Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktats.) Die Münchener Polizeidirektion gibt bekannt: Am Mittwoch, den 28. Juni (Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktats) sind öffentliche und geschlossene Tanzlustbarkeiten verboten.
Hof. (Oberbürgermeister Dr. Buhl in Schutzhaft.) Der Oberbürgermeister der Stadt Hof, Dr. Buhl, wurde in Schutzhaft genommen. Ueber die Gründe kann noch nichts Näheres bekanntgegeben werden.
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Dito, S. 6:
Schaffende Hände
300 Pflichtarbeiter in Memmingen. – Landhilfe bewährt sich. –
Die Durchführung der Pflichtarbeit hat sich in Memmingen aufs beste bewährt. Die Arbeiter empfinden Genugtuung darüber, daß sie für ihre Unterstützung eine Gegenßleistung zur Verfügung stellen können. In der Pflichtarbeit ist Memmingen vorbildlich vorangegangen. In Memmingen hat die Durchführung der Pflichtarbeit am Anfang insoferne Schwierigkeiten bereitet, als nicht genügend Arbeitsgeräte zur Verfügung standen. Die Zahl der Pflichtarbeiter in Memmingen beträgt 300. Die Schwierigkeiten wurden dadurch behoben, daß die Pflichtarbeiter in Arbeitsgruppen zu je 50 Mann wöchentlich 4 Stunden arbeiten. Besondere Kosten für die Aufsicht entstehen nicht, da sich aus dem Lager der Arbeitslosen selbst Persönlichkeiten zur Aufsicht zur Verfügung gestellt haben. Im Wege der Pflichtarbeit werden folgende Arbeiten ausgeführt: Ausheben und Reinigen von Gräben, zusätzliche Arbeiten in gemeindlichen Kiesgruben, Anlage von Fußwegen an Ortswegen, Anlage von Bassins für Feuerlöschzwecke, Anlage von Spielplätzen usw. Die weiblichten Arbeitskräfte werden in Memmingen hauptsächlich, mit Arbeiten in der Stadtgärtnerei und im Friedhof beschäftigt. Die Pflichtarbeiter sind in Memmingen an verschobenen Stellen eingesetzt.
Von der Landhilfe im Bezirk Memmingen
Die Landhilfe hat sich im Bezirk Memmingen ebenfalls aufs beste bewährt. In der Umgebung Memmingens sind bei verschiedenen Landwirten 1300 Landhelfer untergebracht. Der Bedarf an Landhelfern konnte aus den Reihen der hiesigen Arbeitslosen nicht voll gedeckt werben, sodaß zwei Transporte Landhelfer aus Augsburg und Nürnberg angefordert werden mußten. Die Leute haben sich rasch in die Landarbeit eingefunden. Kontrollen, die durch das Arbeitsamt Memmingen in Ungerhausen und Hawangen durchgeführt wurden, haben ergeben, daß die Arbeitgeber mit den Leistungen der Landhelfer zufrieden sind und besonders auch den guten Geist und den guten Willen bei diesen Leuten anertkennen. Die Anzahl der Landhelfer im hiesigen Bezirk genügt auch heute noch nicht, sodaß schon in den nächsten Tagen ein neuer Transport aus Nürnberg erwartet wird. Die Förderungssätze betragen für männliche Landhelfer 25 Mark monatlich und für weibliche 20 Mark monatlich. Besonders die Jugendlichen sollen sich der Landhilfe zur Verfügung stellen. Anmeldungen sind beim Arbeitsamt Memmingen jederzeit möglich. Im übrigen findet am Sonntag, den 2. Juli vormittags 10 Uhr im Gasthaus zur „Krone“ in Markt Rettenbach ein Vortrag über die Landhilfe statt. M.
Ottobeuren. (Der Flugsportverein Ottobeuren, Ortsgruppe des Flugsportverbandes, BLV.). Auf Anregung der Reichsregierung findet am Samstag, den 21. Juni im ganzen deutschen Reich nach altem germanischen Brauch eine Sonnwendfeier statt. Aus diesem Grunde fällt der auf diesen Abend angesetzte Vortragsabend der Ortsgruppe Ottobeuren aus und wird auf Samstag, den 8. Juli verlegt.
Deutscher Liedertag in Ottobeuren.
Grüß Gott mit hellem Klang, Heil deutschem Wort und Sang! So grüßen am kommenden Sonntag, 25. Juni, allerwärts die deutschen Sänger das deutsche Volk. Wieder legen in allen Gauen des Vaterlnades, die dem großen Deutschen Sängerbund angehörigen Vereine Zeugnis ab von der Kraft und der Schönheit des deutschen Liedes. Mag auch die Welt erfüllt sein von Mißgunst und Haß mag auch immer noch im deutschen Lande die bange Sorge ums tägliche Brot von Tür zu Tür gehen: das deutsche Lied lebt im deutschen Volke weiter! Wirtschaftliche Sorgen, Arbeitslosigkeit, unsicherer Geschäftsgang wollten wohl manchmal den sangesfrohen Mund verstummen lassen, aber trotz allem: das deutsche Lied lebte und gab Trost und Kraft und Hoffnung all denen, die es plegten. Beim Gesang des Liedes wurde – auf Stunden wenigstens – die Last des Tages abgeschüttelt, gequälte Herzen durften sich entspannen. Der Alltag schweigt, und Feiertag ist dort, wo das deutsche Lied erklingt. Mögen es die frohen Weisen unsrer Kinder, mögen es die Lieber der Mütter oder die Chöre deutsche Männer sein: sie rühren an unser Herz, denn sie wurzeln in unserer Seele. Kein Geringerer als Hindenburg prägte die Worte: „Das deutsche Lied ist der schönste und tiefste Ausdruck deutschen Gemüts und deutschen Wesens.“
Ein Werbetag will daher auch in diesem Jahre der Liedersonntag werden, ein Werbetag für die Idee der Volksverbundenheit. Der Männergesangverein wird Sonntag vormittags nach dem Hauptgotesdienst auf dem Hindenburgplatz [= Marktplatz] – vor der Knabenschule – drei Chöre zum Vortrag bringen: „Das Ringlein“ v. W. Nagel, „Lied der Landsknechte“ von Stuntz und „Bundeslied“ von Mozart. – Die Bevölkerung wird zum Besuche des alljährlichen Freisingens freundlich eingeladen.
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Dito, S. 7:
Buch. (In Schutzhaft.) Der in Buch zur Aushilfe des erkrankten Ortspfarrers weilende Benediktiner Pater Ano Scholzen aus St. Ottilien, wurde wegen Verächtlichmachung der nationalen Bewegung und ihrer Symbole in Schutzhaft genommen. Möge dies Warnung sein für verschiedene Geistliche, die auch heute noch glauben, den Nationalsozialismus nach wie vor bekämpfen zu müssen.
Mindelheim. (Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1933.) Als Ergebnis der am 15. auf 16. Juni 1933 durchgeführten Volkszählung wurde in Mindelheim folgendes festgestellt: Ortsanwesende Bevölkerung 5035, hiervon 2302 männliche Personen und 2733 weibliche Personen. Verglichen mit der letzten in Deutschland durchgeführten Volkszählung am 16. Juni 1925 mit einem Endergebnis von 4908 Einwohner in Mindelheim, davon 2162 männliche und 2746 weibliche, hat sich die Bevölkerung in Mindelheim um 127 Personen vermehrt und zwar die männlichen Personen haben um 140 zugenommen, wahrend sich das zarte Geschlecht um 13 verringert hat.
Mit großer Sorgfalt haben die, für die Zählung bestimmten Personen die Listen von Haus zu Haus getragen und wieder abgeholt, Anweisungen für die Ausfüllung gegeben, erklärt, ja oft die Listen selbst ausgefüllt wenn sich, ein altes Mütterlein in der großen Liste nicht zurechtfand. Durch diese Zählung, die weit mehr Arbeit beanspruchte, als die letzte Volkszählung, wurde wieder ungemein wichtiges volkswirtschaftliches und statistisch sehr wichtiges Material für unser Vaterland gewonnen.
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24.06.1933, S. 1
Rote Flieger über Berlin
Berlin. Gestern Nachmittag erschienen über Berlin ausländische Flugzeuge von einem in Deutschland unbekannten Typ und warfen über dem Regierungsviertel und im Osten Flugblätter mit einem die Reichsregierung beschimpfenden Tert ab. Da die benachrichtigte Luftpolizei eigene Apparate nicht zur Verfügung hatte und die sonst auf dem Flughafen vorhandenen Sportflugzeuge die Schnelligkeit der aufgetauchten ausländischen Flugzeuge nicht erreichen, konnten diese unerkannt entkommen. Dieser Vorgang beleuchtet schlagartig die unhaltbare Lage, in der sich Deutschland zur Zeit befindet. Flugzeüge eines bisher in Deutschtand nicht gesehenen Typs können ungehindert über den Gebäuden der Reichsregierung erscheinen und hier Flugblätter mit unerhörten Beschimpfungen des Deutschen Reiches abwerfen. Heute sind es noch Flugblätter, morgen können es schon Gas -oder Brandbomben sein, die Tod und Vernichtung bedeuten.
Der Bayerische Kurier verboten
München. Die Polizeidirektion München hat auf Anordnung des Staatsministers Esser den „Bayerischen Kurier“ auf 8 Tage verboten. Die Zeitung hat die Meldung über die Maßnahmen der Reichsregierung gegen die deutschnationalen Kampfstaffeln mit einer Überschrift in Anführungszeichen versehen, die eine lächerlich machende Herabsetzung der Maßnahmen der Reichsregierung darstellt. Außerdem hat das Blatt auf der dritten Seite Nr. 174 vom Freitag, den 23. Juni 1933 eine Reihe von Nachrichten über notwendige Festnahmen und Schutzhaftmaßnahmen in einer Zusammenstellung gebracht, aus der nach der ganzen Art der Aufmachung die Absicht, aufreizend zu wirken, klar hervorgeht. Die Politische Polizei gibt weiter bekannt, daß auch das „Neue Münchener Tagblatt“ auf 8 Tage verboten ist wegen verschiedener der Staatsautorität abträglicher Artikel.
„Deutsche Zeitung“ bis zum 30. Juni verboten
Berlin, 24. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: „Das Geheime Staatspolizeiamt hat die „Deutsche Zeitung“ wegen des Artikels „Eine Richtigstellung im Falle Bismarck“ in der Morgenausgabe von Nr. 145 A vom Freitag, den 23. Juni 1933 bis zum 30. Juni einschließlich verboten.
Aus der deutschnationalen Front ausgetreten
Auf Grund des Befehls des Stahlhelmbundesführers Seldte, wonach den Mitgliedern des Stahlhelm eine andere Parteizugehörigkeit als die der NSDAP. verboten ist, hat der Führer des Gaues Danzig des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, Burandt, am Freitag seinen Austritt aus der Deutschnationalen Front erklärt.
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Dito, S. 2:
In Schutzhaft
Reichstagsabg. Ersing (Zentrum) und der frühere hessische Minister Leuschner (Soz.) in Schutzhaft. Karlsruhe, 24. Juni. Auf Anordnung des badischen Innenministers wurde nach amtlicher Mitteilung der frühere hessische Minister Leuschner (Soz.), der sich in Genf in einer gegen die Interessen des deutschen Staates gerichteten Art und Weise gegenüber der deutschen Abordnung benommen hat, am Freitag Mittag um 1 Uhr in Freiburg festgenommen und in Schutzhaft gebracht.
Ferner wurde am Freitag der badische Reichstagsabgeordnete Ersing (Zentrum) in Karlsruhe festgenommen und in Schutzhaft gebracht. Ihm wird vorgeworfen, er habe sich bemüht, die Gegner der nationalen Regierung unter gemeinsamer Parole zu sammeln und zu einer Oppositionsstellung gegenüber der Regierung zu veranlassen.
Warnung vor Verbreitung falscher Gerüchte
München, 24. Juni. Die Bayerische Politische Polizei gibt bekannt: In letzter Zeit wurden systematisch Gerüchte über Mißhandlungen, schwere Körperverletzungen usw. von Geistlichen anläßlich des in München durchgeführten Deutschen Gesellentages 1933 verbreitet, die in ihrem ganzen Umfange auf Unwahrheit beruhen.
Derartige Gerüchte fallen in den Bereich der Greuelpropaganda gegen die nationale Regierung. Soweit Auseinandersetzungen zwischen katholischen Gesellen und Andersdenkenden wirklich stattfanden, waren sie zumeist unbedeutender Natur und lediglich auf das unbotmäßige Verhalten der in Uniform auftretenden Gesellen zurückzuführen. Vor der Verbreitung unwahrer Behauptungen über Mißhandlungen usw. anläßlich des Gesellentages wird eindringlichst gewarnt. Gegen die Verbreiter wird unnachsichtlich mit Strafverfolgung, erforderlichenfalls mit Schutzhaft vorgegangen.
Sonnwendfeier und Aufmarschverbot
München, 24. Juni. Die Bayerische Politische Polizei gibt zur Vemeidung von Irrtümern bekannt, daß anläßlich der Sonnwendfeiern und des Festes der Jugend lediglich Aufzüge und sonstige Veranstaltungen von Schulen, sowie der nationalsozialistischen Jugendorganisationen, wie der Hitler-Jugend, des Jungvolkes usw., desgleichen des Scharnhorst-Bundes (Jugendorganisation des Stahlhelm) genehmigt sind. Alle Jugendorganisationen mit Ausnahme der nationalsozialistischen Jugendverbände und des Scharnhorst-Bundes fallen restlos unter das Uniform- und Aufmarschverbot.
Marxistenrein
Das neue Gesicht des Reichstags.
Berlin, 24. Juni. Nach dem Ausscheiden der Sozialdemokraten aus dem Reichstag zählt dieser jetzt 446 Mitglieder, die sich auf vier Fraktionen verteilen. Die weitaus stärkste Fraktion ist die NSDAP., die einschließlich einiger Hospitanten 296 Mitglieder zählt. Es folgt die Fraktion des Zentrums mit 73 Abgeordneten, die der Deutschnationalen Front mit 48 Abgeordneten und die Bayerische Volkspartei mit 19 Abgeordneten. Dazu kommen noch 10 Abgeordnete, die Splitterparteien angehören.
Das Ausscheiden der bisherigen sozialdemokratischen Abgeordneten ist sofort wirksam geworden. Eine besondere Mitteilung an die einzelnen bisherigen Mandatsinhaber erfolgt seitens der Reichstagsverwaltung nicht.
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Dito, S. 4:
Die Reinigungsaktion dauert an
Neue Verfügungen Dr. Leys. – Überall nur noch Nationalsozialisten als Gewerkschaftsführer.
Berlin. 24. Juni. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, veröffentlicht drei Verfügungen, in denen es u. a. heißt: Es ist der Wille des Führers, daß außer der Deutschen Arbeitsfront keinerlei Organisationen mehr, weder der Arbeitnehmer noch Arbeitgeber existieren. Ausgenommen sind der ständische Aufbau und Organisationen, die einzig und allein der Fortbildung im Berufe dienen. Alle übrigen Vereine, auch sogenannte katholische und evangelische Arbeitervereine sind als Staatsfeinde zu betrachten, weil sie den großen Aufbau hindern und hemmen. Deshalb gilt ihnen unser Kampf und es ist höchste Zeit, daß sie verschwinden.
gez. Dr. Robert Ley.
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Dito, S. 5
Memmingen. (Fahrtvergünstigung zum 9. Waffentag der bayerischen schweren Artillerie.) In der Zeit vom 29. Juni bis 6 Juli 1933 findet in Ingolstadt der 9. Waffengedenktag der bayerischen schweren Artillerie und vom 20. bis 27. Juli 1933 der deutsch-österreichisch-ungarische Pionier- und Verkehrstruppentag statt. – Zu den beiden Feiern können von allen Bahnhöfen in einem Umkreis von 300 Kilometer um Ingolstadt Sonntagsrückfahrkarten (Blankosonntagsrückfahrkarten) nach Ingolstadt Hbf. und Ingolstadt Nord ausgegeben werden. – Die Karten gelten: 1. zur Feier des Waffengedenktages der Artillerie zur Hinfahrt ab Mittwoch, 28. Juni 12 Uhr bis Sonntag, 2. Juli und zur Rückfahrt an allen Tagen bis Donnerstag, den 6. Juli 24 Uhr; 2. zum Pionier- und Verkehrstruppentag zur Hinfahrt ab Donnerstag, 29. Juli 0 Uhr bis Sonntag, 23. Juli und zur Rückfahrt ab Donnerstag, 20. Juli 1933, an allen Tagen bis Donnerstag, 27. Juli 24 Uhr. Die Teilnehmer wollen sich durch das Festzeichen ausweisen.
NS.-Büchewart
Heinrich Anacker, bekannt durch seine Gedichtsammlung „Die Trommel“ schuf ein neues Werk: „Die Fanfare“, Gedichte der deutschen Erhebung. Einer unserer bekanntesten Lyriker spricht hier zu uns und führt uns hinein in den Geist aus dem unser neues Deutschland entstanden ist. Noch einmal läßt uns Heinrich Anacker die ganze Zeit erleben: „12 Jahre Kampf, verfolgt und verboten, ein Horst Wessel wird wieder lebendig, S.A. marschiert, und endlich das neue Deutschland, geeint sn seinen Ständen.“ – Kein anderes Werk ist besser geeignet, unserem Führer Adolf Hitler zugeeignet zu sein, als gerade dieses. Möge dieser Gedichtband in die Hände aller unserer Volksgenossen kommen, möge er dazu beitragen, der Welt zu zeigen, wie heldenhaft sich unser Volk aus der schlimmsten Zeit zum neuen Staate durchgerungen hat.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Der Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktates in den Schulen.)
Am 28. Juni 1919 wurde der deutschen Abordnung das Versailler Diktat zur Unterschrift vorgelegt. Dieses unheilvollen Tages, an dem die Verfemung und Verelendung des deutschen Volkes auf unabsehbare Zeit besiegelt werden sollte, ist, wie in einer Bekanntmachung des Kultusministeriums angeordnet wird, am 28. Juni in allen bayerischen Schulen vom Anstaltsvorstand oder von den Klassenleitern vor den Schülern in gebührendes Weise zu gedenken.
Memmingen. (Verbot von Lustbarkeiten am Tage von Versailles.) Am Mittwoch, den 28. Juni (Tag der Unterzeichnung des Versailler Diktates) sind öffentliche und geschlossene Tanzlustbarkeiten verboten.
Memmingen. (Aus der Haft entlassen.) Wie wir erfahren, ist der vorgestern in Schutzhaft genommene jüdische Kaufmann Fritz Guggenheimer aus Veranlassung der Polizeidirektion Kaiserslautern, auf deren Veranlassung er auch verhaftet worden war, aus der Schutzhaft entlassen worden.
Hawangen. (Die Volkszählung) hatte folgendes Ergebnis; männliche Personen 392, weiblich 373, zusammen 765 Personen. Das Ergebnis im Jahre 1925 betrug 771.
Ottobeuren. (Großes Militärkonzert.) Im Bräuhausgarten findet am morgigen Sonntag bei guter Witterung (bei schlechter Witterung im Postsaal) ein großes Militärkonzert, ausgeführt von den Kempter Jägern statt. Die Bevölkerung ist hiezu freundlichst eingeladen.
Ottobeuren. (Sonnwendfeier – das Fest der Jugend) Anläßlich der Sommersonnenwende sammeln sich die Schulen und Verbände um halb 8 Uhr im Hofe der Kaserne. Die Zugsordnung ist: Trommlertrupp, Hitlerjugend, Schuljugend (Knaben und Mädchen), Turn- und Sportverein Freiw. Arbeitsdienst, S.A.-Kapelle SA., Stahlhelm, SS. Das Sonnwendfeuer wird bei der Kiesgrube vor Guggenberg (links an der Bezirksstraße Ottobeuren - Guggenberg) abgebrannt. Am Ziel wird nach einem Musikstück der Jugendführer eine Ansprache halten und die Schulmädchen einen Reigen aufführen. Nach Absingen des Deutschlandliedes erfolgt wiederum geschlossen der Rückmarsch bis zum Hindenburgplatz. Am Hindenburgplatz wird ein Musikstück gespielt und das Horst-Wessel-Lied gesungen.
Betzisried (Volkszählung) Einwohner 466, 254 männliche und 212 weibliche. Zählung im Jahre 1925: 490.
Haitzen. (Volkszählung) Einwohner: 417 (217 männliche und 200 weibliche). Zählung im Jahre 1925: 418.
Der Haushaltsplan des Bezirkes Memmingen-Ottobeuren
Bezirkskrankenhaus Ottobeurens
An Einnahmen sind hier für das Jahr 1933/34 66 300 RM. vorgesehen. Die Einnahmen setzen sich zusammen aus den Verpflegungskostenvergütungen, wobei 40 Kranke pro Tag angenommen sind, den Arztkosten, den Medikamenten und Verbandsstoffen, den Gebühren von Operationssaal und Röntgenapparat, der Wohnung und Verpflegung der zwei Schwestern der ambulanten Krankenpflege und den sonstigen Einnahmen. Die Ausgaben belaufen sich im Voranschlag des Bezirksamts ebenfalls auf 66 300 RM., wobei etwa 5000 RM. weniger als im Vorjahre vorgesehen sind. Die Ausgaben setzen sich zusammen aus den Betriebskosten, dem Aufwand für Versorgungen und Umlagen, der Verzinsung und Tilgung von Bauschulden. Sonstige Ausgaben sind nicht vorgesehen. Der Schuldenstand beläuft sich nach dem Voranschlag am 31. März 1934 auf 23 478 RM. Außerdem ist ein Fond zur Verbesserung der Wasserversorgung bezw. zur außerordentlichen Tilgung von Schulden vorgesehen. Der Stand dieses Fonds ist für 31. März 1934 mit 4 781 RM. errechnet.
Straßenunerhaltung und Neuanlagen
Größere Verbesserungsarbeiten (…)
Verbreiterungsarbeiten:
Verbreiterung der Strecke Ottobeuren - Hopferbach im freiw. Arbeitsdienst 8 600 RM.
Reservebetrag 2500 RM.
Freiwillige Leistungen
Für die Erziehung und Ertüchtigung der Jugend ist ein Betrag von 500 RM. eingesetzt, wovon heuer 300 RM. an nationale Turn- und Sportvereine nach, dem Voranschlag gegeben, werden, während im Vorjahr hiefür nichts eingesetzt war. Wir würden es gerne sehen, wenn dieser Betrag sich noch etwas erhöhen ließe.
Für die Freiw. Arbeitsdienstlager in Pleß und Ottobeuren ist je ein Zuschuß von 100 RM. eingesetzt. Die Gesamteinnahmen und -Ausgaben der Bezirkshauptkasse sind im Haushaltsplan 1933 - 34 um 18 550 RM. höher als im Vorjahr.
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26.06.1933, S. 4
Der Reichsregierung Riesen-Straßenbauprojekt
Gesetz zur Errichtung eines Autostraßennetzes.
Berlin, 25. Juni. Das Reichskabinett genehmigte u. a. die Errichtung eines Unternehmens „Reichsautobahn“. Danach wird die Deutsche Reichsbahngesellschaft ermächtigt, zum Bau und Betrieb eines leistungsfähigen Netzes von Kraftfahrbahnen ein Zweigunternehmen zu errichten, welches den Namen: „Reichsautobahnen“ trägt. Die Reichskraftfahrbahnen sind öffentliche Wege und ausschließlich für den allgemeinen Verkehr für Kraftfahrzeuge geschaffen. Die Verwaltung und Vertretung des Unternehmens übernimmt die Deutsche Reichsbahngesellschaft. Für die Benutzung der Reichsautobahnen werden Gebühren erhoben. Der Reichsinspektor ist mit allen notwendigen Vollmachten ausgestattet. Für das neue Unternehmen ist auch das Enteignungsrecht vorgesehen. Im Zusammenhang hiermit wird ein neues Reichswegegesetz erlassen werden.
Dieser Plan ist bekanntlich auf die persönliche Initiative des Reichskanzlers zurückzuführen. Es wird in Durchführung des bereits beschlossenen Gesetze ein Autostraßennetz errichtet werden, wie es bisher in den Welt noch nicht existiert. In diesem großzügigen Plan kommt der Glaube an die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und eine vernünftige Entwicklung des Kraftwagenverkehrs sichtbar zum Ausdruck. Die geplanter Autobahnen, mit denen unverzüglich begonnen werden soll werden der deutschen Verkehrswirtschaft gewaltige Impulse und der deutschen Landschaft ein völlig neues Bild geben. Sie werden das kraftvolle Sinnbild des neuen politischen Zeitalters für spätere Generationen sein, das mit der Regierung Hitler begonnen hat. Die Auswirkungen dieses gigantischen Stvaßenbauprojekts werden sich nicht nur in neuen Beschäftigungsmöglichkeiten größeren Umfanges zeigen, sondern auch zu einer völligen Neugestaltung der Treibstoffwirtschaft und zu einem gewaltigen Aufschwung der nationalen Produktion insbesondere auch in deutschen Treibstoffen führen. Schließlich werden sich im Verfolg dieser Pläne auch ganz neue Perspektiven für die Handelspolitik eröffnen.
Loebe in Haft genommen. Der frühere sozialdemokratische Reichstagspräsident Paul Loebe wurde am Freitag Abend von der Polizei in Haft genommen.
München. (München hat 726 111 Einwohner.) In München sind durch die Volkszählung als ortsanwesende Bevölkerung 726 111 Personen festgestellt worden. Seit bei letzten Volkszählung vom Jahre 1925 ist also die Münchener Einwohnerschaft um rund 57 000, also um 8,5 Prozent, gewachsen.
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Dito, S. 6:
In Schutzhaft genommen!
Memmingen. Auf Anordnung der Regierung wurden heute früh 5 Uhr folgende Personen von Memmingen in Schutzhaft genommen:
Der ehem. Stadtrat Mayrock
Stadtrat Hebel
Kast, Führer der Christl. Gewerkschaften in Memmingen
Tetzel, Gauleiter der Bayernwacht
Schwaninger, stellvertretender Gauleiter der Bayernwacht
In unerhörter Weise steigerte sich die gewissenlose Hetze von schwarzer Seite gegen die nationale Regierung und die nat.-soz. Bewegung in den letzten Tagen auch in Memmingen. Wenn man sich auch nach außen den Anschein geben wollte, man sei national oder gar nationalsozialistisch, wenn man auch die Namen Hindenburg und Hitler in der Öffentlichkeit lobend im Munde führte, im Stillen wurde Tag für Tag das schwarze Gift hineingeträufelt in die Volksschichten und in schamloser Weise Front gemacht gegen alles, was nationalsozialistisch heißt. Nicht mehr und nicht weniger setzte sich diese schwarze Brut zum Ziele, als die Gegenrevolution vorzubereiten gegen das neue Deutschland, das in gigantischem Kampfe auf legale Art und Weise soeben geschaffen war. Ein Volk jubelte auf in Begeisterung, daß endlich die Befreiungsstunde geschlagen hatte von einem System, das faul und morsch bis ans Mark Deutschland in Grund und Boden hineinregierte und ein arbeitssames, fleißiges Volk in Not und Elend stürzte.
Marxistische Landesverräter waren es, die Volksbetrug und Korruption zur Tagesordnung werden ließen, aber diesem Marxismus stand ein teuflischer Feind zur Seite, der dessen Machenschaften stützte und bestärkte: „Die schwarze Pest“. Sie allerdings wußte sich besser umzustellen, den Mantel nach dem Wind zu hängen und als der Wolf in Schafskleidung aufzutreten. Freilich gibt es auch solche der ehemaligen schwarzen Front, die heute ehrlich von der Mission des Nationalsozialismus überzeugt sind, aber gerade in den führenden Kreisen war es nur eitel Lug und Trug. Nun endlich, Gott sei Dank, hat die nationale Regierung jenes frevelhafte Spiel erkannt und sich zu den schärfsten Maßnahmen entschlossen. Sie sollen erkennen, diese Herren, daß der Nationalsozialismus nicht mit sich spaßen läßt, sondern daß jeder einzelne Mann gewillt und restlos entschlossen ist, für den nat.-soz. Staat, unsere herrliche Bewegung und ihren großen Führer Adolf Hitler einzustehen bis zum letzten Blutstropfen.
Und noch eins! Der gestrige Sonntag hat gezeigt, daß von verschiedenen Kanzeln aus das neue Deutschland beschimpft und geschmäht wurde. Auch das wird sich der Nationalsozialismus in Zukunft unter keinen Umständen mehr gefallen lassen; er wird nicht zurückschrecken, auch solche Hetzer hinter Schloß und Riegel zu bringen. Das ist im höchsten Interesse der Kirche selbst, denn Politik gehört nicht in die Kirche und auf die Kanzel. Die Kirche hat für das Seelenheil zu sorgen, dazu gehört aber nicht sich in Politik zu mischen. Das mag für heute genug sein! –
Wir Nationalsozialisten danken es unserer Regierung, daß sie nun endlich mit harter Hand zugreift, denn hier ist keine Milde mehr am Platze und wir benützen die Gelegenheit, erneut unserem Führer Adolf Hitler und all den weiteren Führern unverbrüchliche Treue zu geloben. Das neue Deutschland wird uns, die deutsche Jugend, auf dem Posten finden. Heil dem Nationalsozialismus und unserem Führer Adolf Hitler! F. K.
[Statt Gottesdienst!]
Memmingen. (Morgenfeiern.) Die Ortsgruppe der N.S.D.A.P. beabsichtigt in gewissen Zeitabständen Sonntagmorgenfeiern zu veranstalten. In diesen soll über die großen Meister unserer deutschen Kunst gesprochen und Proben aus ihren Werken geboten werden. Die erste Morgenfeier findet mm Sonntag, den 2. Juli, vormittags 11 Uhr, im Musiksaal der Bismarckschule statt und bietet neben einem kurzen Vortrag über Joh. Brahms‘ Werke des Meisters für Klavier, Violine, Gesang. Mitwirkende sind Frl. Spiegel (Klavier und Violinbegleitung), Frl. Lutzenberger (Sopran), Herr Mangelsdorf (Violine), E. Brennich (Liedbegleitung), Herr Pauli (Vortrag).
Eintritt 40 Pfg., für Parteigenossen gegen Ausweis und Schüler 20 Pfg., Erwerbslose 10 Pfg.
Memmingen. (Fahrtermäßigung zu den Wagner-Konzerten in Neuschwanstein.) Am Samstag, den 8. Juli, 15. Juli und 22. Juli,am 12. August und 26. August dieses Jahres finden auf Schloß Neuschwanstein Richard Wagner-Konzerte statt. Es wird genehmigt, daß zum Besuch dieser Konzerte im Umkreis von 200 Km. von Füssen an den genannten Tagen Sonntagsrückfahrkarten (auch Blankosonntagsrückfahrkarten) nach Füssen, schon zu den Morgenzügen, also mit Gültigkeit von 0 Uhr an ausgegeben werden.
Memmingen. (Fahrtermäßigung zum württembergischen Landesschießen in Ulm.) In der Zeit vom 30. Juni bis 3. Juli 1933 in Ulm stattfindenden 36. württembergsichen Landesschießen, verbunden mit der 530jährigen Jubiläumsfeier der Schützengilde Ulm und einem großen nationalen Kleinkaliberschießen unter der Schirmherrschaft des Herrn Reichsstatthalters Murr dürfen auf den Bahnhöfen im Umkreis von 200 Km. von Ulm Sonntagsrückfahrkarten (auch Blankosonntagsrückfahrkarten) nach Ulm und Neu-Ulm mit einer Geltungsdauer (…)
Ottobeuren. (Die Kempter Gäste.) Mit vier großen Omnibussen der Reichspost neben sonstigen Privatautos wurde unser Markt gestern von Mitgliedern des kath. Philisterzirkels, des Kirchenchors St. Lorenz und der Kapelle des 19. Gebirgsjägerbataillons Kempten besucht. Wahrend des vorm. Hauptgottesdienstes brachte der Kirchenchor von St. Lorenz unter Leitung von Herrn Dr. Lehrndorfer kirchenmusikalische Darbietungen wirkungsvoll zur Aufführung. Waren schon die vormittägigen Darbietungen des Kirchenchors für den Musikfreund ein kirchenmusikalisches Erlebnis, so war wiederum auch am Nachmittag der Allgemeinheit Gelegenheit gegeben, erstklassige Militärmusik am eigenen Ort zu hören. Dicht voll war auch der Postsaal besetzt bei Beginn des Militärkonzertes, des Musik-Korps Gebirgsjägerbataillon 19 Kempten. Unter Leitung von Korpsführer Seidl wickelte sich das umfangreiche Program und und immer wieder mußten sich am Ende die Musiker zu Dreingaben entschließen. Es wäre nur wünschenswert, daß die Kempter Jägerbataillonsmusik recht bald wieder hier gastieren würde.
Ottobeuren. (NSBO.-Versammlung) Heute abend 8.15 Uhr findet im Gasthaus zum Mohren Versammlung der NSBO. der Ortsgruppe Ottobeuren statt. Es spricht Kreisleiter Pg. Veh - Memmingen. Jedermann ist herzlich eingeladen.
Ottobeuren. (Fest der Jugend.) Die Jugend beging ihr Fest mit dem nur ihr zu eigenen Elan. Vor der ehemaligem Kaserne – dem jetzigen Arbeitsdienstlager – formierte sich der Zug zur Kiesgrube vor Guggenberg, voran die Hitlerjugend mit ihren Führern, die Schuljugend (Mädchen und Knaben), Turnund Sportverein, Freiw. Arbeitsdienst, S.A.-Kapelle, S.A. Stahlhelm und S.S., Stahlhelm und S.G. – Vor dem lodernden Sonnenwendfeuer hielt Hauptlehrer Herz, nach einem Einleitungsmarsch der neugegründeten S.A.-Kapelle, eine auf die Bedeutung des Festes abgestimmte Ansprache. Hernach intonierte die Kapelle das Lied der Deutschen, das Jugend und Alter begeistert mitsang. Allerliebst wurden von den Schulmädchen Reigen vorgeführt. Nach einem Schlußmarsch war Abmarsch zum Hindenburgplatz. Hier sprach Ortsgruppenleiter Pg. Haupt kurze markige Worte. Mit dem Horst-Wessel-Lied war das Fest der Jugend beendet.
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27.06.1933, S. 1
Weg mit den Parteien!
Am vergangenen Samstag und Sonntag haben innerhalb unserer engeren bayerischen Heimat zwei Veranstaltungen stattgefunden, anläßlich derer von seiten der Staatsminister Esser und Wagner Ansprachen von ganz besonderer Bedeutung gehalten wurden. Wir meinen erstens einmal die Sonnwendfeier der Ortsgruppe Rosenheim der NSDAP. und zweitens die Feier aus Anlaß der Erhebung des Bades Aibling zur Stadt.
„Wir brauchen keine Parteien mehr!“ Diese Worte des Staatsministers Esser, denen fast gleichlautende des Innenministers Wagner zur Seite zu stellen sind, umreißen Inhalt und Umfang der längeren Ausführungen, die im Wortlaut zu wiederholen hier nicht der Platz ist. An dieser Stelle handelt es sich nur darum, uns mit der Sache, mit der Idee selber zu befassen und die Kraft zu finden, mit alten Formen zu brechen, deren Inhalt längst zu Staub und Moder geworden ist. Wenn wir rings um uns blicken, angefangen von den bisherigen Parteigebilden bis hinein in die letzten Verzweigungen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Organisationen, so muß klar und einwandfrei als erwiesen betrachtet werden, daß es heute keine einzige Organisation nennenswerter Art mehr gibt, die nicht in mehr oder weniger nachdrücklicher Weise zu irgendeinem Zeitpunkt der deutschen Revolution erklärt hätte, sie stünde vorbehaltslos und treu hinter der Reichsregierung Hitler. Das bedeutet doch nach deutschem Sprachgebrauch nichts anderes, als daß man mit dem Alten endgültig abgerechnet und für das Neue sich entschieden habe. Damit aber sind alle und jede Ansprüche des Alten abgetan und erledigt und es besteht nicht mehr der geringste Anlaß, das Alte in irgendeiner Form noch weitervegetieren zu lassen bezw. es in diesen oder jenen organisatorischen Gebilden aus dekorativen Zwecken als verehrungswürdige Gegenstände der Rückschau auch fernerhin zu erhalten. Solches Streben steht in direktem Gegensatz zu dem geleisteten Treueschwur. Die Frage ist heute tatsächlich nur mehr die: „Brauchen wir jetzt, wo die Zeit der Parteien und Sonderorientierungen zertrümmert und begraben ist, aus irgendwelchen Gründen wirklich noch einzelne Parteien, bezw. sind diese so außerordentlich bedeutungsvoll und wichtig, daß sie unter allen Umständen da sein müssen, weil es ohne sie eben nicht gehe?“
Hierauf kann es sowohl aus Gründen der Logik wie vom staatspolitischen Standpunkt aus nur ein glattes „Nein!“ geben. Was sollen in einer Zeit, in der das ganze Volk sich zu einer einzigen homogenen Masse geeinigt und zusammengeschlossen hat, noch irgendwelche Sondergruppen, die überdies längst bereits erklärt haben, mit Herz und Sinn das Neue stützen und fördern zu wollen? War es ihnen vielleicht am Ende gar nicht um die Einhaltung ihres feierlichen Versprechens zu tun? Dann aber wäre letzteres eine bewußte Lüge und die eigentliche Haltung verkappte Auflehnung gegen den Gesamtwillen.
Wie man die Dinge auch dreht und wendet, es lassen sich so gut wie keine Gründe finden, für die Erhaltung von Gebilden sich einzusetzen, deren traurige Bedeutung in der Vergangenheit lag und über die das Neue hinweggerollt ist. Wer gewillt ist, für ein Deutschland einzutreten, das keine Untereinteilung in Sondergruppen und -grüppchen mehr kennt und duldet, wem das deutsche Volk als Ganzes mehr bedeutet als eine Melkkuh für parteipolitische Zwecke, der wird und muß aus klarem Verstand und freier Erkenntnis heraus zu der Einsicht und zu der Forderung gelangen, daß es kein anderes Daseinsrecht mehr gibt als dasjenige des deutschen Volkes und des geeinten deutschen Reiches. Beide aber machen aus der Idee heraus, ohne Zu- und Abneigung, entschieden Front gegen das weitere Bestehen bezw. gegen die Wiederaufrichtung jener unheilvollen Parteizäune, die in vergangenen Tagen Land und Volk zerrissen und veruneint haben. Kein echter Deutscher wird wollen oder wünschen , daß das Neue mit Gehässigkeit und Feindschaft allem Bisherigen gegenübertrete, soweit es Wertvolles repräsentiert; kein echter Deutscher aber wird auch wollen oder wünschen, es möchten Dinge und Ideen erhalten bleiben, die geeignet sind, uns wieder zurückzuwerfen in eine Zeit, die voll war von Kleinlichem, Zerstörendem und Widerwärtigem. Und in diesem Sinne fordern wir: Weg endlich mit der parteimäßigen Trennung und weg endlich mit allen parteimäßigen Vorbehalten!
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Dito, S. 2:
Hindenburg zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen
Oslo, 27. Juni. Die angesehene norwegische Zeitung „Morgenavisen“ in Bergen schlägt Hindenburg für den Friedensnobelpreis vor. „Hindenburg müßte“, so schreibt die Zeitung, „den Preis schon vor mehreren Jahren bekommen haben. In dem Chaos, das draußen in der Welt herrscht, ist er der einzige feste und zuverlässige Punkt gewesen. Er war die größte, edelste und sympathischste Persönlichkeit des Weltkrieges, und während der Nachkriegsjahre hat er einen Kopf höher gestanden als alle anderen Leute, an welches Land man auch denken mag. Der Friedensnobelpreis würde an Ansehen gewinnen, wenn er Hindenburg zuerteilt würde. Mussolini sollte ihn nächstes Jahr bekommen.“
Während der literarische und die wissenschaftlichen Nobelpreise von den schwedischen Akademien verliehen werden, liegt die Entscheidung über den Friedensnobelpreis bekanntlich beim norwegischen Storting.
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Dito, S. 6:
Besetzung der der Dienststellen der Christlichen Gewerkschaften
Augsburg. Am Montag, den 26. Juni pünktlich vorm. 9 Uhr wurde die Besetzung durch die NSBO. durchgeführt. Zur Prüfung der Kasse und der Bücher ist eine Sperrung des Parteiverkehrs bis Mittwoch, den 28. ds. Mts. abends angeordnet. Am 29. ds. Mts. wird der Gesamtverkehr wieder aufgenommen. Nicht gesperrt ist lediglich der Parteiverkehr beim Textilarbeiterverband und beim Verband der öffentlichen Betriebe.
Bei Besetzung der Dienststellen waren wegen politischer Betätigung die Gewerkschaftssekretäre Imler, Adelhoch und Rothörl durch die Politische Polizei bereits in Schutzhaft genommen.
[Wiederholte Meldung?]
Buch. (Benediktinerpater in Schutzhaft.) Wegen Verächtlichmachung der nationalen Bewegung und ihrer Symbole wurde der hier zur Aushilfe für den erkrankten Ortspfarrer anwesende Benediktinerpater Ano Scholzen aus St. Ottilien in Schutzhaft genommen.
Memmingen. (14 Jahre Versailles.) Morgen jährt sich zum 14. Male der furchtbare Tag, an dem der SPD.-Abgeordnete Hermann Müller und der Zentrums-Abgeordnete Bell im Namen Deutschlands ihre Unterschrift unter einen der schmachvollsten Verträge gesetzt hat, die die Weltgeschichte je gesehen hat: Den Schandvertrag von Versailles.
14 Jahre stöhnt nun ein 65 Millionenvolk unter den unsäglichen Lasten jenes Vertrages und je mehr die Jahre vergingen, desto deutlicher kommen die Unmöglichkeiten dieses Teufelswerkes zum Ausdruck. Eine Grenzziehung, die jedem Rechtsempfinden Hohn spricht, unerträgliche Lasten, das waren und sind die Merkmale von Versailles. Darum muß das ganze deutsche Volk mit tiefer Trauer an diesen Tag zurückdenken. Die nationale Regierung hat angeordnet, daß am morgigen Jahrestage dieses Schanddiktates auf sämtlichen öffentlichen Gebäuden die Fahnen auf Halbmast wehen. Auch die Hausbesitzer werden gebeten, sich diesem Vorgehen der Behörden anzuschließen, denn die Welt muß sehen: Deutschland trauert über das unmenschliche Unrecht, das ihm zugefügt würde, und erneut ertönt sein Ruf in alle Welt nach Recht und Gerechtigkeit.
Erkheim. (Volkszählung.) Die am Stichtag (16. Juni) vorgenommene Volkszählung hatte in der Marktgemeinde Erkheim auszuweisen: männl. 563, weibl. 576, insgesamt 1139 Einwohner, hievon kath. 771, evang. 368.
Osterberg. (Volkszählung.) In unserer Gemeinde wurden am 16. Juni 1933 567 Personen gezählt, davon 252 männliche und 315 weibliche. Haushaltungen sind es 154, Land- und Forstkarten 16. 1925 waren es 597 Personen, somit ist ein Rückgang von 30 Personen zu verzeichnen.
Babenhausen. (Brief des Herrn Reichspräsidenten.) Aus die Mitteilung von der Ernennung zum Ehrenbürger unseres Marktes lief vom Herrn Reichspräsidenten folgendes Schreiben an den Gemeinderal hier ein: „Sehr geehrte Herren! Auf die Ehre, die mir der Marktgemeinderat zu Babenhausen durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes erwiesen hat, spreche ich meinen aufrichtigsten Dank aus. Ich nehme die Ehrung gerne an und sende Ihnen und meinen Mitbürgern meine Herzlichsten Grüße und meine besten Wünsche für die Zukunft von Babenhausen. – gez.: v. Hindenburg.“
Babenhausen. (Ergebnis der Volkszählung.) Die am 16. Juni stattgefundene Volkszählung erbrachte für unseren Markt folgenddes Ergebnis: Zahl der ortsanwesenden Personen am Tage der Zählung: männliche 1000, weibliche 1107, somit ergibt sich eine Gesamtbevölkerung von 2107 Einwohnern. Die Zahl der ausgefüllten Haushaltungslisten betrug 547, die Zahl der Land- und Forstwirtschaftskarten 221 und die Zahl der Gewerbekarten 132.
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Dito, S. 7:
Augsburg. (Volkszählungs-Ergebnis.) Die Volkszählung vom 16. Juni ergab in Augsburg 168 152 ortsanwesende Personen. Die Wohnbevölkerung, deren Zahl noch errechnet wird, dürfte eine erheblich größere Ziffer darstellen. Seit der letzten Volkszählung vom Jahre 1925 hat die Einwohnerzahl der Stadt Augsburg sich um etwa 5000 Personen oder 3 Prozent erhöht.
Ein Dementi des Reichskanzlers.
München, 27. Juni. Im „Völkischen Bedachter“, süddeutsche Ausgabe, veröffentlicht Reichskanzler Adolf Hitler eine Erklärung, wonach in München durch Kreise der Bayerischen Volkspartei im Verein mit Marxisten das Gerücht verbreitet wurde, er habe anläßlich seines letzten Hierseins im Kasino des Braunen Hauses ein Sektgelage vorgefunden und es dann unter schärfster Brandmarkung der daran beteiligten nationalsozialistischen Minister aufgehoben. Diese Behauptung, ist selbstverständlich von A bis Z frei erfunden und erlogen und wird von Kreisen dieser Korruptionsparteien nur in die Welt gesetzt, um die Aufmerksamkeit von ihrer eigenen früheren skandalösen Tätigkeit wegzuziehen.
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28.06.1933, S. 1
Sämtliche Stadt- und Kreisräte der Bayer. Volkspartei in Schutzhaft
Laut Polizeifunkspruch aus München sind mit sofortiger Wirksamkeit sämtliche Stadt- und Kreisräte der Bayerischen Volkspartei in Schutzhaft zu nehmen. Demzufolge wurden in Memmingen gestern Abend 4 Stadträte der Bayerischen Volkspartei verhaftet. (Näheres im Inneren des Blattes.)
Aus dem Verein Berliner Presse wurden ausgeschlossen:
Theodor Wolff, ehemaliger Chefredakteur des „Berliner Tageblatt“, Hermann Zucker, ehemaliger des „Achtuhr-Abendblattes“, Friedrich Stampfer, Chefredakteur des „Vorwärts“, zur Zeit in Prag, Max Cohen-Reuß, führendes Mitglied der „Liga für Menschenrechte“, Dr. Alfons Goldschmidt, zur Zeit in Moskau.
Falsche SS.-Leute überfallen S.P.D.-Abgeordneten
Augsburg, 28. Juni. Wie die Polizeidirektion Augsburg mitteilt, wurde am Montag auf den sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Clemens Högg, Metzstraße 37, ein Überfall verübt. Zwei in SS.-Uniform gekleidete Männer, die mit dem Auto gekommen waren, begaben sich an die Wohnung des Högg und begehrten Einlaß. Als Högg der wiederholten Aufforderung, die Türe zu öffnen, keine Folge leistete und dem Bestreben der beiden Männer, die Türe gewaltsam zu öffnen. Widerstand entgegensetzte, gab einer der beiden aus einer Pistole einen Schuß auf Högg ab, der ihn an der rechten Hund verletzte.
Die sofort aufgenommenen Erhebungen ergaben, daß es sich um keine wirklichen SS.-Leute handeln kann, da zurzeit der Begehung der Tat sämtliche Augsburger SS.-Leute bei einem Appell versammelt waren. Da die beiden angeblichen SS.-Leute auch keine vorschriftsmäßige Uniform trugen, besteht der dringende Verdacht, daß es sich hier um Elemente handelt, die in SS.-Uniform Gewalttätigkeiten begehen, um so das Ansehen dieser Formation zu schädigen. Bemerkenswert ist auch noch, daß Högg in marxistischen Kreisen selbst sehr heftige Gegner hat, weshalb ZeugenVermutungen dahingehen, daß von diesen Kreisen die Tat begangen worden sein dürfte. Die Erhebungen nach dem Täter sind im Gange.
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Dito, S. 2:
Staat und Kirche in Bayern
Kürzungen der Staatszuschüsse an die Kirche.
München, 28. Juni. (Halbamtlich.) Erzbischof Dr. Jakobus von Hauck von Bamberg stattete am Dienstag, den 27. Juni, dem bayerischen Ministerpräsidenten Siebert einen Besuch ab, bei welchem insbesondere die Frage der Kürzung der freiwilligen Zuschüsse des Staates an die katholische Kirche im Hinblick auf die Finanzlage Gegenstand der Erörterungen war. In vollem Einvernehmen wurde, da auch kirchlicherseits die finanzielle Notlage des Staates anerkannt wurde, Einigung darüber erzielt, daß die freiwilligen Leistungen des Staates im laufenden Haushaltsjahr auf 2,2 Millionen Reichsmark bemessen werden. Auch über die Art der Kürzungen in den einzelnen Positionen wurde Übereinstimmung erzielt. Zuzüglich der Kürzungen der staatlichen Leistungen an die protestantischen Kirchen wurde damit die Haushaltslage des Staates um etwa dreieinviertel Millionen Reichsmark verbessert.
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Dito, S. 3:
Aufruf der Führers Nationalsozialisten. SA.-, SS.-Männer, Männer des Jungstahlhelm
Berlin. Reichskanzler Adolf Hitler hat einen Aufruf erlassen, in dem es heißt:
Nationalsozialisten, SA.- und SS.-Männer, Jungstahlhelm! Ein seit 14 Jahren unentwegt verfolgtes Ziel ist nunmehr erreicht. Mit der Unterstellung des Jungstahlhelms unter meinen Befehl als oberster SA.-Fühhrer, sowie der Eingliederung des Bundes „Scharnhorst“ in die Hitler-Jugend, ist die Einigung der politischen Kampfbewegung der deutschen Nation vollzogen und beendet. S.A., S.S., St. und H.J. werden nunmehr für alle Zukunft die einzigen Organisationen sein, die der nationalsozialistische Staat als Träger der politischen Jugend- und Männer-Erziehung kennt.
Es war verständlich, wenn in den Jahren nach der Revolution an den verschiedensten Stellen unseres deutschen Vaterlandes der Widerstand gegen die Novemberverräter und ihr unheilvolles Regiment versucht wurde. Unabhängig voneinander, ohne sich gegenseitig überhaupt zu kennen, standen Männer auf und organisierten Parteien und Verbände zum Kampf gegen den marxistischen Staat. Sie alle haben ohne Zweifel das Beste gewollt.
Allein, wenn Deutschland gerettet werden sollte, dann konnte das nur durch eine Bewegung geschehen und nicht durch dreißig. Die Zukunft unseres Volkes hängt nicht davon ab, wie viele Verbände für diese Zukunft eintreten, sondern davon, ob es gelingt, das Wollen der vielen einem einzigen Willen unterzuordnen und damit in einer Bewegung schlagfähig zusammenzufassen.
So wie die deutsche Reichswehr einst gezwungen war, trotz aller Verdienste der einzelnen Freikorps diese zu beseitigen, um dem deutschen Volke wieder eine einzige Armee zu geben, so war die nationalsozialistische Bewegung nicht minder gezwungen, ohne Rücksicht auf Verdienst oder Nichtverdienst die zahllosen Bünde, Vereine und Verbände zu beseitigen, um deutschen Volkes endlich eine einzige, einheitliche Organisation seines politischen Willens aufzubauen.
Zahlreiche beste Deutsche haben diese Aufgabe nicht verstanden und viele andere wollten sie nicht begreifen. Heute ist der Sinn und damit die Notwendigkeit dieses ungeheuren Kampfes für jeden klar, der unser Volk liebt und an seine Zukunft glaubt.
So mußten wir in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Verbände einfach aus diesen Erwägungen heraus zerschlagen. Und so werden wir auch das Entstehen jedes neuen Verbandes der wieder nur die alte Zersplitterung fortsetzen würde, verhindern. Die Unabänderlichkeit dieses Entschlusses legt uns aber die Pflicht aus, gerecht zu sein. Wir wollen daher als Deutsche und Nationalsozialisten ehrlich den Unterschied erkennen, der zwischen anderen Verbänden und dem Stahlhelm bestand. Wir wollen zugeben, daß sich, in diesem als dem Bunde der deutschen Frontsoldaten hunderttausende deutscher Männer zusammenfanden, die damit dem System entzogen wurden. In der Stunde der Wende des deutschen Schicksals aber bekannte sich, der 1. Bundesführer zur nationalsozialistischen Revolution. Nunmehr hat dieser auch die letzte Konsequenz aus der geschichtlichen Entwicklung gezogen und verfügt, daß abgesehen vom Traditionsverband der alten Frontsoldaten, der gesamte junge Stahlhelm in dje SA., der Scharnhorstbund in die Hitlerjugend und mir unterstellt werden.
Meine SA.-Führer und SA-Kameraden! Dieser Entschluß wird einst in der deutschen Geschichte als sehr seltener Beweis für ein wirklich großherziges nationales Denken gewertet werden. Was sonst vielleicht nach jahrelangen Irrungen und langen Kämpfen, die wiederum deutsche Kraft verbraucht hätten, gelungen wäre, ist durch die einsichtsvolle Tat eines Mannes, der seit dem 30. Jan. in treuer Verbundenheit neben mir im Kabinette sitzt, entschieden worden.
Der weitere Befehl, daß der verbleibende Traditionsverband der alten Frontkämpfer künftig keine andere Parteizugehörigkeit mehr anerkennen würde, als die zur nationalsozialistischen Bewegung, gibt mir endlich die Möglichkeit, das Verbot der Mitgliedschaft unsererseits aufzuheben. Angesichts dieser großen Entwicklung drängt es mich, zuerst euch, meinen alten Kameraden der Partei, der SA. und der SS., aus übervollem Herzen zu danken für die grenzenlose Treue, die ihr mir in guten und schlimmen Tagen so viele Jahre hindurch gehalten habt. Eurer Standhaftigkeit ist dies mit in erster Linie zuzuschreiben, Ihr seid einst die fanatischen Kämpfer gewesen gegen das alte System und ihr seid heute die unerschütterliche Garde der nationalsozialistischen Revolution.
Zum zweiten will ich nunmehr auch denen danken, die aus freiem Willen den sicherlich nicht leichten Entschluß des Verzichtes auf ihre stolze Selbständigkeit im Interesse der höheren Gemeinschaft ausgesprochen haben.
Ich begrüße damit zum erstenmal die nunmehr in unseren Reihen mitmarschierenden Kameraden des Jungstahbhelms. Ich befehle daher vom heutigen Tage an sämtlichen Führern, SA.- und SS.-Männern, die in unsere Gemeinschaft eingetretenen Männer des Stahlhelms als Kameraden aufzunehmen und damit einzuschließen in den ewigen Bund, der uns umfaßt und nie gebrochen werden soll. Was immer auch die Vergangenheit an Erinnerungen birgt, für mich und für euch gilt nur die große Zukunft, der wir uns verpflichtet haben.
Wenn es uns gelang, im Laufe vieler Jahre, Millionen ehemaliger Marxisten zu bekehren, zu uns zu führen, und in unsere Reihen aufzunehmen, dann muß und wird es uns erst recht möglich sein, nationale Männer, die aus einem anderen Lager kommen, um uns die Hand zum Bunde zu reichen, als Freunde und Kameraden aufzunehmen. Ich erwarte daher von jedem Nationalsozialisten, daß er die Größe dieser historischen Entwicklung erkennt und durch sein eigenes Verhalten mithilft, die Neuhinzugekommenen in kürzester Zeit aufs innigste mit uns zu verschmelzen.
SA.-, SS.- und St.-Männer, unsere herrliche nationalsozialistische Bewegung und unser deutsches Volk: Sieg-Heil!
München, den 26. Juni 1933.
Adolf Hitler.
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Dito, S. 5:
Wunsiedel. (Was den Tschechen nicht gefällt.) Die Tschechen haben die Einreise zu den Festspielen auf der Naturbühne der Luisenburg im Fichtelgebirge so lange verboten, als das Kysersche Grenzlanddrama „Es brennt an der Grenze“ gespielt wird.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (In Schutzhaft genommen.) Zufolge der Anweisung von München wurden gestern Abend die Stadträte Direktor Sayle, Rainer, Maier und Rothmeyer in Schutzhaft genommen. Stadtrat Hebel befindet sich bekanntlich schon seit vorgestern in Haft.
Memmingen. (Bezirkstagsmitglieder in Schutzhaft genommen.) Folgende Mitglieder des Bezirkstages Memmingen - Ottobeuren wurden in Schutzhaft genommen: Altbürgermeister Gewerberat Fergg - Ottobeuren, Landwirt Schlögel - Hawangen und Mühlbesitzer Uhl - Heimertingen.
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Dito, S. 7:
Memmingerberg. (Volkszählung.) Bei der Volkszählung am 16. Juni 1933 wurden in der Gemeinde Memmingerberg 641 ortsanwesende Personen gezählt und zwar 326 männliche und 315 weibliche; Haushaltungen 138. (Im Jahre 1919 betrug die Einwohnerzahl 541; 1925: 579 Personen.) Religionszugehörigkeit: Evang. 566, Kath. 75.
Verhaftungen in Kempten.
Heute früh 5 Uhr wurden sämtliche Stadträte der Bayer. Volkspartei in Schutzhaft genommen und nach Landsberg abtransportiert. Ebenso wurde der Katechet Dr. Zimmermann verhaftet.
Oberstdorf. (Der Nachtwächterposten aufgehoben.) Seit einigen Tagen ist der Posten des Nachtwächters aufgehoben worden. Eine absolute Notwendigkeit, ihn beizubehalten, bestand durch den Ortspolizei- und Gendarmerie- Streifendienst nicht mehr. (Schade ist das Verschwinden der altgewohnten Gestalt des Nachtwächters im nächtlichen Straßenbild vom historischen Standpunkt aus. Der letzte Nachtwächter Oberstdorfs war Josef Gehrwind, der noch viereinhalb Jahre diesen Posten versah und zuweilen auch den Spieß trug.
Weißenhorn. (In Schutzhaft.) Landtagsabgeordneter Landwirtschaftsrat Dr. Lenz wurde in Schutzhaft genommen und ins Amtsgerichtsgefängnis nach Neu-Ulm überführt.
Haft statt Zuchthaus
Ein Sprengstoffanschlag gegen Nationalsozialisten
Vor dem Schwurgericht Memmingen harte sich gestern, wie bereits kurz berichtet, der Landwirtssohn Georg Glogger von Billenhausen bei Krumbach, wegen eines Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz zu verantworten. Der Angeklagte der sich längere Beit wegen des Verbrechens in Untersuchungshaft befand, ist Sozialdemokrat. Am 21. März, dem Siegestag der nationalen Revolution, legte der Angeklagte eine mit Schwarzpulver gefüllte Terzerol-Pistole auf die Treppe einer Gastwirtschaft in Billenhausen. Glogger wußte, daß sich in der Wirtschaft etwa 15 Nationalsozialisten aufhielten. Die Pistole war mit einer starken Pulverladung gefüllt und der Lauf zur besseren Sprengwirkung von Glogget verschlossen worden. Die Explosion war so stark, daß es die Pistole zerriß. Die Gäste wurden dadurch in einen starken Schrecken versetzt. Glücklicherweise wurde aber niemand verletzt und kein Sachschaden angerichtet. Kurz darauf wurde Glogger verhaftet und ins Landgerichtsgefängnis Memmingen eingeliefert.
Hier überkamen ihn Selbstmordgedanken, sodaß er sich eine Skizze seines eigenen Grabes aufzeichnete. Vor Gericht legte der Angeklagte nur ein teilweises Geständnis ab. Er suchte das ganze als einen „Lausbubenstreich“ hinzustellen. Nach Vernehmung der Zeugen und der Sachverständigen ergriff Oberstaatsanwalt Stumpf das Wort zu seinem Plaidoyer. Es sei eine teuflische Gesinnung, gerade am Siegestag der nationalen Revolution einen solchen Anschlag zu verüben. Der Angeklagte sei Sozialdemokrat. Er bitte die ganze Strenge des Gesetzes walten zu lassen. Er beantrage, den Angeklagten wegen eines Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz zur Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 8 Monaten zu verurteilen. Im Gegensatz hiezu das Urteil: 6 Wochen Haft wegen groben Unfugs und verbotenen Schießens, sofortige Haftentlassung! Das Gericht beurteilte die Tat als groben Unfug. Ein merkwürdiges Urteil!
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Dito, S. 8:
Bekanntmachung.
Betreff: Abwehr und Bekämpfung des Kartoffelkäfers.
Nach Par. 2 der vom Staatsministerium des Innern unterm 6.3.1933 erlassenen oberpolizeilichen Vorschriften hat, wer auf einem Feld, in einem Garten oder auf einem anderen Grundstück den Kartoffelkäfer oder Erscheinungen beobachtet, die auf das Auftreten des Kartoffelkäfers schließen, lassen, hievon unverzüglich, längstens binnen 24 Stunden, der Ortspolizeibehörde Anzeige zu erstatten. Auf das an der Amtstafel angeheftete Merkblatt wird hingewiesen.
Mindelheim, den 27. Juni 1933.
Stadtrat:
Dr. Kiefersauer, 1. Bürgermeister.
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30.06.1933, S. 4
Nur noch eine einzige Front
Selbstauslösung der Deutschnationalen Front.
Freundschaftsabkommen mit der NSDAP. Berlin, 29. Juni. Die führenden Persönlichkeiten der Deutschnationalen Front haben am Dienstag abend nach Rücksprache mit dem Reichskanzler Adolf Hitler und nach Abschluß eines Freundschaftsabkommens mit dem Führer der NSDAP, die Selbstauslösung der DNF. beschlossen.
„In vollem Einvernehmen mit dem Reichskanzler und in Erkenntnis der Tatsache, daß der Parteienstaat überwunden ist, hat die Deutschnationale Front heute ihre Auflösung beschlossen. Sie wird bei den nötigen Maßnahmen zur Abwicklung nicht behindert werden. Die ehemaligen Angehörigen der Deutschnationalen Front werden vom Reichskanzler als volle und gleichberechtigte Mitkämpfer des nationalen Deutschland anerkannt und vor jeder Kränkung und Zurücksetzung geschützt. Das gilt insbesondere für alle Beamte und Angestellten. Die wegen politischer Vergehen in Haft befindlichen ehemaligen Mitglieder der Deutschnationalen Front werden unverzüglich in Freiheit gesetzt und unterliegen keinerlei nachträglicher Verfolgung. (…)
In Auflösung
BVP.-Fraktion ersucht um Aufnahme in die NSDAP.
Dillingen, 29. Juni. Im Stadtrat Dillingen verlas der erste Bürgermeister Dr. Hogen eine Erklärung der Fraktion der Bayerischen Volkspartei, die von fünf Stadträten der Partei unterzeichnet war und in der das Ersuchen gestellt wird, dem Antrag auf Ausnahme in die NSDAP. stattzugeben. Weiterhin haben zwei andere Mitglieder der Fraktion der Bayerischen Volkspartei mit Rücksicht auf ihr Alter um Entbindung von ihren Stadtratsmandaten nachgesucht. Der Fraktionsvorsitzende der NSDAP. stellte fest, daß nunmehr eine Vertretung der Bayerischen Volkspartei im Stadtrat Dillingen nicht mehr besteht.
Kitzingen, 29. Juni. In der Sitzung des Kitzinger Stadtrates waren die Mitglieder der Bayerischen Volkspartei nicht anwesend. Ein Antrag der NSDAP., die Mitglieder der BVP. aus dem Stadtrat auszuschließen, wurde einstimmig angenommen, so daß also die Bayerische Volkspartei im Kitzinger Stadtrat nicht mehr vertreten ist.
Hinter den Kulissen der Bayerischen Volkspartei
Kultusminister Schemm zur Lage
München, 29. Juli. Der Gau München-Oberbayern des Nationalsozialistischen Lehrerbundes veranstaltete am Dienstag abend im Bürgerbräukeller eine Kundgebung der Münchener Eltern und Lehrer, die sich zu einem machtvollen Bekenntnis für die deutsche Erziehergemeinschaft gestaltete. Nachdem Gauobmann Josef Streicher, Universitätsprofessor Wilhelm Pinder, Professor Phil. Schnitzlein und Stadtschuldirektor Josef Bauer über die Aufgaben der verschiedenen Schultypen innerhalb der deutschen Erziehergemeinschaft gesprochen hatten, nahm Kultusminister Schemm das Wort, um das Geschehen der letzten Tage in Beziehung zu der Erzieherschaft der deutschen Lehrerschaft zu bringen.
Er erklärte, daß innerhalb der Bayerischen Volkspartei eifrig organisiert worden sei, um zu gegebener Zeit dem Nationalsozialismus den Dolchstoß beibringen zu können. Bei den vorgenommenen Haussuchungen seien Dokumente gefunden worden, aus denen hervorgehe, daß eine richtiggehende Konterrevolution geplant war. Die Gesellenvereine und ähnliche Organisationen sollten die Instrumente dieser Gegenrevolution sein. Von Regensburg aus gingen Fäden bis nach Wien. Zita und die Donaumonarchie sollten wieder ausgegraben werden. Die Regierung habe nachdrücklichst durchgegriffen und heute sei die Gefahr beseitigt. Die Stelle des Grafen Quadt werde ein waschechter Nationalsozialist einnehmen. Nachdem Staatssekretär Stocker zu den Nationalsozialisten übergetreten sei, sei die Regierung in Bayern vollständig nationalsozialistisch. Ebenso rein nationalsozialistisch müsse auch die deutsche Erzieherschaft werden; denn aus unserer Jugend wächst ein neues Volk und dieses neue Volk muß von den deutschen Lehrern in den richtigen Marsch gesetzt werden. Über allen deutschen Schulen muß deshalb das Wort „Volk und Gott“ stehen.
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Dito, S. 6:
Erklärung!
Betreff: Deutscher Gesellentag in München.
Verschiedene unlautere Elemente aus den Kreisen des hiesigen Gesellenvereins, die uns zum Teil namentlich bekannt sind, haben versucht, die Vorfalle anläßlich des Deutschen Gesellentages in München als Propagandamittel gegen unsere Bewegung und insbesondere gegen unsere SA. zu verwenden. Wir haben absichtlich nicht früher gegen dieses Treiben Stellung genommen, um auch diejenigen Leute kennen zu lernen, die sonst so ausgezeichnet verstehen ihre wahre Gesinnung hinter einer scheinheiligen Fratze zu verbergen; und das ist uns jetzt restlos gelungen, die Ober-Schreier und Hetzer waren uns ja schon längst bekannt. Es war für einen alten Nationalsozialisten, der die Methoden unserer Gegner noch von den letztjährigen Wahlkämpfen her gründlich kennt, nicht schwer, die verbreiteten Gerüchte als das zu entlarven, was sie wirklich waren, nämlich: unverschämte Zwecklügen. Die schwarzen Propagandachefs haben anscheinend in der Zwischenzeit nicht viel dazugelernt, denn es ist unschwer zu erkennen, daß dieselben Herren ihre unglückliche Hand mit im Spiele haben. Es ist bezeichnend, daß es ausgerechnet den „Katholischen Gesellenvereinen“ überlassen blieb, mit solch gemeinen Mitteln die nat.-soz. Freiheitsbewegung zu bekämpfen. Wir sind nicht gewillt, uns dieses Theater noch weiterhin vorspielen zu lassen, sondern wir werden gegen die Urheber dieser „inneren Greuelhetze“ mit solchen Mitteln einschreiten, daß diesen Herren die Lust an derartigen Streichen für die Zukunft vergeht. Es wird Sorge getragen werden, daß diesen Herren, die immer noch glauben wieder Oberwasser zu gewinnen, für ihre anstrengende und mühevolle Wühlarbeit ein Erholungsurlaub nach Dachau oder sonstwohin ermöglicht wird, wo sie in stiller Beschaulichkeit und Zurückgezogenheit über ihr verwerfliches Handeln nachdenken können. –
Die Mitglieder und Freunde unserer Bewegung bitten wir, uns in diesem Kampfe um die Wahrheit zu unterstützen.
Aus eine Anfrage stellt uns die Politische Polizei von Bayern folgende Erklärung zur Verfügung: „In letzter Zeit wurden systematisch Gerüchte über Mißhandlungen, schwere Körperverletzungen usw. von Geistlichen anläßlich des in München durchgeführten Deutschen Gesellentages 1933 verbreitet, die in ihrem ganzen Umfange auf Unwahrheit beruhen. – Derartige Gerüchte fallen in den Bereich der Greuelpropaganda gegen die nationale Regierung. Soweit Auseinandersetzungen zwischen katholischen Gesellen und Andersdenkenden wirklich stattfanden, waren sie zumeist unbedeutender Natur und lediglich auf das unbotmäßige Verhalten der in Uniform auftretenden Gesellen zurückzuführen. – Vor Verbreitung unwahrer Behauptungen über Mißhandlungen usw. anläßlich des Gesellentages wird eindringlichst gewarnt. Gegen die Verbreiter wird unnachsichtlich mit Strafverfolgung, erforderlichenfalls mit Schutzhaft vorgegangen.
Babenhausen, den 27. Juni 1933. NSDAP. Kreisleitung Illertissen (Sitz Babenhausen).
An unsere verehrlichen Abonnenten! In den letzten Tagen mußte leider unsere Zeitung in Memmingen-Stadt wie auch an einigen Orten unseres Ausbreitungsgebietes etwas später als zur festgesetzten Stunde erscheinen. Wir können unseren verehrten Beziehern nunmehr mitteilen, daß diesem Zustand in Bälde abgeholfen wird, denn wir werden in kürzester Zeit im Besitze einer modernen Rotationsmaschine, sowie einer neuzeitlich eingerichteten Druckerei sein. Wir bitten unsere verehrt Bezieher, sich bis dahin noch gedulden zu wollen. Verlag und Schriftleitung.
Babenhausen. (Warum elektrisch kochen?) Es ist eine bekannte Tatsache, daß sich der Einführung jeder Neuerung zunächst Widerstände und Vorurteile entgegenstellen. Wenn nun trotzdem bereits über hunderttausend Elektro-Küchenherde in Deutschland, bei Strompreisen von 8 - 12 Pfg. die Kilowattstunde, im Betriebe sind, so zeigt dies, wie rasch auch die deutsche Hausfrau die erheblichen Vorzüge der elektrischen Kochweise zu schätzen lernte. Es sei dies nebenbei erwähnt, daß in der Schweiz bereits rund 275 000, in Amerika 1,1 Millionen Hausfrauen elektrisch kochen.
Worin beruhen nun die eigentlichen Vorteile der elektrischen Kochweise? Zunächst wäre grundlegend zu sagen, daß es mit Hilfe der Elektrizität; wohl wie bei keiner anderen Beheizungsart möglich ist, jede Kochstelle, auch die Bratröhre des Herdes, unabhängig voneinander, genau die Wärme zuzuführen, die zum besten Gelingen der Speisen bei mäßigster Beigabe von auslaugender Flüssigkeit und geringstem Fettverbrauch als Anbrennschutz notwendig ist. Jede Hausfrau wird es daher als einen beträchtlichen Vorzug ihres Elektroherdes ansehen, daß sie infolge der feinfühligen Anpassung der Elektrowärme an der Speisezeit fast überhaupt kein Anbrennen oder Mißlingen der Speisen zu befürchten braucht. Der praktische Vorteil daraus ist, daß beim elektrischen Kochen die Speisen weniger Beaufsichtigung erfordern und trotzdem ihr Wohlgeschmack erhöht wird. Da ferner beim Elektroherd keine Vorbemühungen, wie Holz kleinmachen, Kohlen tragen, notwendig sind, und auch keine Verbrennungsrückstände, wie Rauch, Asche, Ruß und Abgase auftreten, so bedeutet elektrisches Kochen erhöhte Sauberkeit in der Küche und Ersparnis von Zeit, vor allem in den Vormittagsstunden, welche die Hausfrau für ihre übrigen Hausarbeiten sehr willkommen ist. Bedenkt man noch außerdem, daß beim hiesigen Kochstrompreis von nur 10 Pfg. die Kilowattstunde zum Beispiel ein Mittagessen für 4 Personen etwa 15 Pfg. ein Kuchen zu backen nur etwa 5 Pfg. im Stromverbrauch kostet, so ist es selbstverständlich, daß der moderne Elektroherd keinesfalls nur eine Annehmlichkeit für luxuriöse Haushalte ist, sondern vor allem auch dazu dient, den Hausfrauen, die selbst ihren Haushalt führen müssen, ein getreuer Helfer zu sein. Die im „Sonnensaal“ z. Zt. ausgestellten Elektroherde kosten während der Werbetage bei Zahlung in 24 Monatsraten monatlich nur 6.40 bis 8.80 RM. einschließlich Kochgeschirr, bei wesentlich herabgesetzten Installationskosten. Möge daher keine Hausfrau den Besuch der Kochvorträge nachmittags halb 4 Uhr und abends 8 Uhr und die jetzige günstige Anschaffungsgelegenheit versäumen.
Lindau. (In Schutzhaft genommen.) wurden in Lindau die drei Mitglieder der Bayerischen Volkspartei und zwar der Stadtrat Gebhard, der Werksschlosser Fischer und der Redakteur Heinz Schmid von der „Lindauer Zeitung“.
Bad Wörishofen. (Meldewesen.) Auf die diesbezügliche Bekanntmachung des Gemeinderates im amtlichen Teil weisen wir nachdrücklich hin.
Bekanntmachung.
Betreff: Meldewesen. Die Feststellungen des Fremdenkontrolleurs geben Veranlassung, neuerdings auf eine genaue Einhaltung der „Meldevorschriften für vorübergehend sich hier aufhaltende Personen“ durch Wohnungsgeber hinzuweisen. Wer Fremde aufnimmt, hat von der Aufnahme und Abreise – auch bei Wohnungswechsel – jedes Fremden innerhalb 24 Stunden bei der Meldestelle der Kurverwaltung schriftliche Anzeige zu erstatten. Als Fremde gelten auch Familienbesuche. Der gemeindliche Fremdenkontrolleur hat Auftrag, künftig jede Zuwiderhandlung gegen die betr. Meldevorschriften unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen.
Bad Wörishofen, den 27. Juni 1933. Gemeinderat: Mangold
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01.07.1933, S. 6
Der ehemalige Bürgermeister Fey verhaftet
Memmingen. Gestern mittag halb 1 Uhr wurde der frühere 2. Bürgermeister Georg Fey in Schutzhaft genommen. Fey ist bekanntlich in Memmingen eine sehr umstrittene Persönlichkeit, insbesondere ist die Bevölkerung über seine damalige Amtstätigkeit als 2. Bürgermeister sehr geteilter Meinung. Seine Verhaftung wird allseits begrüßt.
Memmingen. (In Schutzhaft genommen.) Heute Vormittag mußten wieder verschiedene Personen in Schutzhaft genommen werden. Es sind dies: Stocker, Mayrock Jak., Fehr, Barro, Strobel und Maier, Krankenkassenkontrolleur.
Memmingen. (Die Bayer. Volkspartei will beurlaubt sein.) Wie wir erfahren, hat am Dienstag die Fraktion der Bayer. Volkspartei an den Stadtrat das Ersuchen gerichtet, ihren Mitgliedern einen vorläufigen Urlaub zu erteilen. Wie lange dieser Urlaub dauern wird, entzieht sich unserer Kenntnis, doch behaupten böse Leute, daß es sich um einen Dauerurlaub handeln soll.
Memmingen. (Veranstaltungen.) Die Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes veranstaltet heute Samstag, abends 8 Uhr int Schiffsaal einen Lichtbildervortrag über „Luftschutz und Luftfahrt“, anläßlich der Luftsportwerbewoche. Zu der Veranstaltung, die von prächtigen Darbietungen der Memminger SA.-Kapelle umrahmt ist, ergeht herzliche Einladung an alle deutschen Männer und Frauen. Am Sonntag, nachm. 3 Uhr findet auf dem Westertorplatz großer Kinderballonwettbewerb statt.
Memmingen. (Neue Zugverbindung) Ab heute, 1. Juli besteht eine neue Zugverbindung von Memmingen nach Bad Wörishofen. Der Zug geht in Memmingen ab um 11.50 Uhr und kommt in Bad Wörishofen an um 12.45 Uhr. Der Zug hält auf keiner Zwischenstation, nur in Türkheim. Anschluß von dem Eilzug von Ulm her. Gegenzug Bad Wörishofen - Memmingen: Wörishofen ab 7.45 Uhr, Memmingen an 8.45 Uhr. Damit besteht besonders für jene, die gerne dem schönen Kurort Bad Wörishofen einen Besuch abstatten wollen, eine günstige Verbindung.
Memmingen. (Haftbefehl gegen einen Verleumder.) Vor dem Einzelrichter des Amtsgerichts Memmingen sollte sich gestern Karl Müller von Ravensburg wegen Verächtlichmachung der nationalen Regierung verantworten. Da Müller ohne rechtzeitige und richtige Entschuldigung ausgeblieben war, erließ das Gericht gegen ihn auf Antrag von Staatsanwalt Dr. Rauh Haftbefehl. Müller hatte sich in Kronburg geäußert: „Die da drunten sind auch Lumpen, die helfen auch zur braunen Lumperei.“ Müller wird wegen dieser gemeinen Äußerung eine exemplarische Strafe zu erwarten haben.
Memmingen. (Schwaben und Neuburg hat 879 899 Einwohner) Nach der vorläufigen Zusammenstellung hat Schwaben 879 899 Einwohner. Es ergibt sich gegenüber der letzten Volkszählung im Jahre 1925 eine Zunahme von 1,4 Prozent. Unter den 59 kreisunmittelbaren Städten Bayerns steht Memmingen mit seinen 15 212 Einwohnern an 32. Stelle. In Schwaben folgen der Größe nach Augsburg, Kempten, Memmingen, Lindau.
Die Flucht aus dem schwarzen Lager
Kempten. Die „Allgäuer Zeitung“, bisher Organ der Bayerischen Volkspartei, teilt ihren Lesern in einem programmatischen Wort mit, daß sich das Blatt aus jeder parteipolitischen Bindung löst und seine ganze Arbeit der von der nationalen Regierung geforderten einheitlich-politischen Willensbildung widmet. – Durch Beschluß der Vorstandschaft hat sich der Bezirksverband Kempten-Stadt der Bayerischen Volkspartei aufgelöst. – (Die Zersetzungserscheinungen in der früher allmächtigen Bayerischen Volkspartei greifen immer mehr um sich, sodaß viele jetzt fluchtartig das schwarze Lager verlassen.)
Die Aktion gegen die Bayer. Volkspartei in Kempten.
In Schutzhaft nach Landsberg überführt wurden auf Anordnung des Sonderkommissars der OSAF. für Schwaben und Neuburg Hauptschriftleiter Franz Josef Meier und Studienrat Dr. Georg Pfeiffer. Auf Anordnung der Bayerischen Politischen Polizei wurden in Schutzhaft genommen die früheren Stadträte der Sozialdemokratischen Partei Gölzer, Bücher, Graßmann, sowie die Funktionäre der Sozialdemokratischen Partei Schedes, Kohlhund und Zimmerer.
Markt Oberdorf. Nun sind die BVP.-Bezirkstagsmitglieder Wendelin Neth von Immenhofen und Koloman Settele von Erisried in Schutzhaft genommen worden. Das dritte Bezirkstagsmitglied der Bayer. Volkspartei, Landtagsabgeordneter Schmölz-Untrasried, ist schon am Montag in Haft genommen worden. Die Inhaftierten befinden sich in Landsberg a. L. in der Untersuchungsgefangenenanstalt.
Weiler. In Weiler im Allgäu wurde Buchdruckereibesitzer und ehemal. Bürgermeister Fridolin Holzer als Bezirkstägsmitglied in Schutzhaft genommen; desgleichen wurde Oberbürgermeister Dr. Samer in Füssen als Kreistagsmitglied, sowie die gesamte Stadtratsfraktion der Bayer. Volkspartei in Füssen in Schutzhaft genommen.
Ein widerspenstiger Kaplan.
Leutkirch. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP., Herr Gewerbeschulrat Reichert, teilt mit: Auf Anordnung der Politischen Polizei des Ministeriums des Innern wurde Kaplan Saß am 28. Juni aus der Schutzhaft entlassen. Dies ist erfolgt, nachdem das Kultusministerium sich mit dem Bischöflichen Ordinariat dahin geeinigt hatte, daß die in Schutzhaft sich befindenden Geistlichen daraus entlassen werden, das Bischöfliche Ordinariat aber für deren sofortige Versetzung Sorge trägt. Die Entlassung aus der Schutzhaft erfolgte also nicht, weil die Gründe, welche zur Inschutzhaftnahme geführt haben, hinfällig geworden wären. Diese Gründe bestehen zu Recht. Sie haben ja auch dazu geführt, daß das Kultusministerium angeordnet hat, daß Kaplan Saß an keiner dem Kultusministerium unterstellten Schule in Zukunft mehr unterrichten darf.
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Dito, S. 11:
Marktgemeinderatssitzung in Grönenbach
(…)
In Anbetracht und zu Ehren der großen Verdienste, die sich der Führer der NSDAP., Reichskanzler Adolf Hitler um die nationale Erhebung in Deutschland und damit um Volk und Vaterland erworben hat, wird aus Antrag der NSDAP., Ortsgruppe Grönenbach beschlossen, den Marktplatz in Grönenbach in „Adolf-Hitler-Platz“ umzubenennen. Die notwendigen Straßenschilder werden angeschafft und angebracht.
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03.07.1933, S. 5
Der Reichsschatzmeister gibt bekannt:
Betreff: Reichszeugmeisterei. In der letzten Zeit mußte wiederholt die Beobachtung gemacht werden, daß Dienststellen der NSDAP. und deren angeschlossene Formationen an Privatfirmen die Berechtigung zur Herstellung oder zum Verkauf von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen, sowie Abzeichen der NSDAP. und deren Formationen erteilen.
Auf Grund meiner in der N.S.K. vom 6. Juni 1933, Folge 409, sowie im Verordnungsblatt der Reichsleitung der NSDAP., 15/33, Folge 48 vom 31. Mai 1933, erschienenen Bekanntmachung, hat nur die Reichszeugmeisterei der NSDAP., München, Schwanthaler Straße 53, das Recht, Berechtigungsscheine an Firmen, die mit Wirkung vom 1. August 1933 zur Fabrikation und zum Vertrieb oben bezeichneter Gegenstände zugelassen werden, abzugeben. Die Erteilung der Berechtigungsscheine erfolgt nach ganz bestimmten Grundsätzen und Richtlinien.
Ausnahmslos wird hiermit sämtlichen Dienststellen der NSDAP. und deren angeschlossenen Verbänden und Formationen untersagt, an Privatfirmen wie an Dienststellen die Berechtigung zu erteilen, Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände, sowie Abzeichen der NSDAP. und deren angeschlossene Verbände und Formationen herzustellen oder zu vertreiben.
Ich mache wiederholt darauf aufmerksam, daß auf Grund einer Verfügung des Führers für die Bekleidung und Ausrüstung der Angehörigen der NSDAP. und deren angeschlossene Verbände und Formationen lediglich die Reichszeugmeisterei zuständig ist.
München, den 1. Juli 1933. Schwarz.
Der Reichsjugendführer erläßt folgende Anordnung:
Ich untersage hiermit jede Belästigung von Angehörigen anderer Jugendbünde durch Mitglieder der HJ. Wenn durch das Verhalten von Angehörigen deutscher Jugendverbände Anlaß zu Klagen gegeben wird, ist auf dem Dienstwege an mich zu berichten. Soweit die Klagen ein Einschreiten notwendig machen, werde ich bei den zuständigen staatlichen Stellen das Notwendige veranlassen. Einzelaktionen werden bestraft.
Der Reichsjugendführer: gez. Baldur von Schirach.
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Dito, S. 6
Es ist außerordentlich erfreulich, daß durch die Initiative der Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes e. V., Berlin, zum ersten Mal auch in Memmingen dieses aktuelle Thema zur Sprache kam. Es war auch der richtige Geist in dem diese Versammlung aufgezogen wurde, denn man fühlte es, daß hinter jedem Wort die Liebe zum deutschen Vaterland steckte und in jedem Satze kam der Wille zum Ausdruck, Deutschland wieder wehrhaft zu machen zum Schutze seiner Bevölkerung. Die Elite der nat.-soz. Bewegung, die SA. und SS., stellte das Hauptkontingent der Besucher, sodaß der Schiffsaal immerhin recht gut besetzt war, doch können wir uns nicht versagen, bei dieser Gelegenheit festzustellen, daß leider in den Kreisen der übrigen Bevölkerung noch sehr wenig Verständnis für dieses wichtige Problem besteht, sonst hätte der Besuch aus diesen Kreisen besser sein müssen. Zu einem solch wichtigen Thema hätte jeder Deutsche hergehört, denn hier kann man sein „National-Sein“ praktisch bewiesen.
Versammlungsleiter Strauß hieß insbesondere die SA., SS. und Stahlhelmmitglieder herzlich willkommen, worauf er dem Referenten des Abends, Schaid-Ottobeuren das Wort erteilte. In packender Art und Weise entrollte der Redner die absolute Wehrlosigkeit unseres deutschen Vaterlandes. Nichts habe dies deutlicher bewiesen als der Flug, den kürzlich zwei fremde Flugzeuge über der Reichshauptstadt ausführten und bei welchem sie Flugblätter zum Abwurf brachten. Schlagartig beweise dieses Vorkommnis das Bedürfnis des Luftschutzes. Die Wehrhaftigkeit müsse die Grundlage des neuen Deutschlandes sein, und gerade auf dem Gebiete des Flugwesens müsse diese Wehrhaftigkeit in erster Linie erkämpft werden, denn das Flugzeug ist die modernste Kampfwaffe der Gegenwart. Der Versailler Schandvertrag, der uns unendliche Lasten auferlegt hat, hat gerade in flugtechnischer Hinsicht Deutschland jedes Recht genommen. Dieser Zustand ist unhaltbar. Darum müsse jeder deutsche Staatsbürger die Arbeit des Deutschen Luftsportverbandes unterstützen und sich auf dessen Seite stellen, um selbst an dem Bestand und der Sicherung der deutschen Nation beizutragen. Der Redner schildert dann in packender Weise die Gefährlichkeit eines Luftangriffes und die vollkommen unzureichenden Abwehrmaßnahmen, die Deutschland ergreifen könne. Über 3000 Geschwader mit 15 000 Flugzeugen verfügen unsere Gegner, mit den schwersten Kampfflugzeugen können sie Deutschland nach jeder beliebigen Richtung durchfliegen und mühelos die deutschen Städte dem Erdboden gleich machen. Es ist unmögliche daß dieser Zustand auf, die Dauer so bleiben kann, die Welt müsse dies einsehen. Für jeden Deutschen aber, gelte es aktiv mitzuarbeiten und die Bestreibungen des Deutschen Luftsportverbandes zu unterstützen.
Nach einer kurzen Pause, in der die SA.-Kapelle Proben ihres Könnens lieferte – ihr Spiel konnte diesmal ausnahmslos gut gefallen – wurden noch eine Reihe von Lichtbildern, vornehmlich Frontaufnahmen vorgeführt, die großes Interesse erweckten. Auch daran sieht man, welch wichtiges Kampfmittel das Flugzeug ist, denn kein Vorgang auf der Erde kann dem „photographischen Auge“ des Fliegers entgehen. Einen sehr sinnreichen Abschluß bildete die Vorführung des Lichtbildes unseres unvergeßlichen Memminger Kampffliegers Mulzer, des Fliegerhelden Bölke und des besten Fliegers der Welt, v. Richthofen mit seiner Staffel. – Spontan stimmten die Anwesenden in das Deutschlandlied, das im Anschluß an diese Aufnahmen gespielt wurde, ein und klar kam der einheitliche Wille zum Ausdruck mitzuarbeiten, damit Deutschland wieder wehrhaft werde.
„Wir toten Flieger blieben Sieger durch uns allein – Volk fliege wieder und du wirst Sieger durch dich allem!“ so lautete der Wahlspruch – Reges Interesse erweckten auch die Aufnahmen des ersten Segelfluges in Ottobeuren und des stattlichen Flugzeuges, das dort stationiert ist. – Mögen die Bemühungen der unermüdlich tätigen Ottobeurer von Erfolg gekrönt sein! F. K.
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04.07.1933, S. 1
Politik der Tat
Das neue Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit. – Das ganze deutsche Volk muß mitarbeiten.
Die Durchführungsbestimmungen.
Berlin, 3. Juli. Im Reichsgesetzblatt Nr. 73 werden in eine Verordnung zur Durchführung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, auf Grund des Gesetzes zur Verminderung der Arbeitslosigkeit vom 28. Juni 1933 folgende Durchführungsbestimmungen veröffentlicht:
Abschnitt 1
Allgemeine Bestimmungen.
§ 1. Träger von Arbeiten im Sinn des Abschnitts I des Gesetzes können nur Reich, Länder, Gemeinden, Gemeindeverbände, sonstige Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts und gemischt-wirtschaftliche Unternehmungen sein, soweit sich nicht aus dem Gesetz oder den folgenden Bestimmungen etwas anderes ergibt.
§ 2. Die Bedingungen für die Gewährung von Darlehen oder Zuschüssen sind:
1. Die Arbeit muß volkswirtschaftlich wertvoll sein;
2. die Arbeit muß nach der Bewilligung des Darlehens oder Zuschusses unverzüglich begonnen und möglichst bis zum 1. Juli 1934 beendet werden;
3. die Arbeit muß die durch den Kapitalaufwand entstehenden Zukunftslasten rechtfertigen und der Träger der Arbeit muß hinreichend geeignet erscheinen, die aus der Ausführung der Arbeit entstehende zukünftige Belastung zu tragen;
4. es muß sich um eine Arbeit handeln, die in absehbarer Zeit aus eigener finanzieller Kraft des Trägers der Arbeit voraussichtltch nicht würde ausgeführt werden können (zusätzliche Arbeit);
5. die gewährten Mittel dürfen nur für diejenige Arbeit verwendet werden, für die sie bewilligt sind;
6. die Arbeit muß den technischen Anforderungen genügen;
7. jede Arbeit muß grundsätzlich vergeben werden; die Arbeit soll möglichst nicht freihändig vergeben, sondern ausgeschrieben werden;
8. der Gewinn des Unternehmers, an den die Arbeit vergeben werden soll, muß sich in mäßigen Grenzen halten; ungerechtfertigten Preissteigerungen ist entgegenzutreten;
9. die Arbeit ist durch menschliche Arbeitskraft auszuführen, soweit nicht maschinelle Hilfsmittel unerläßlich sind und soweit durch die Beschränkung auf menschliche Arbeitskraft nicht eine unverhältnismäßige Verteuerung der Arbeit eintritt;
10. außerdeutsche Baustoffe dürfen nicht verwendet werden, wenn geeignete inländische Baustoffe vorhanden sind und deren Verwendung nicht in einer unverhältnismäßigen Verteuerung führt.
§ 3.
(1) Die Arbeiten dürfen nur an solche Unternehmer Ergeben werden, die sich verpflichten, die Arbeitszeit in ihrem Unternehmen bis zum 30. Juni 1934 höchstens 40 Stunden wöchentlich umfassen zu lassen.
2) Bei den erforderlichen Neueinstellungen dürfen nur bisherige Erwerbslose berücksichtigt werden und zwar in erster Linie Kinderreiche, Familienernährer und langfristig Erwerbslose, insbesondere solche, die der SS., SA., SAR. oder dem St. [Stahlhelm] und ihrer beruflichen Herkunft gemäß dem vorkommenden Berufszweig angehören.
(3) (…)
Abschnitt 2
Besondere Bestimmungen. (…)
Abschnitt 3
Verfahren. (…)
§ 22.
(1) Für die in den §§ 8 und 12 bis 14 genannten Arbeiten ist vom Antragsteller eine Abschrift des Antrages gleichzeitig dem zuständigen Landesarbeitsamt zuzuleiten.
(2) Im Fall der Befürwortung leitet die zuständige Landesbehörde den Antrag beschleunigt unmittelbar an die das Darlehen bewilligende Stelle weiter. In den Fällen des Absatzes 3 Satz 1 ist auch die Stellungnahme des Präsidenten des Landesarbeitsamtes beizufügen.
[Wer glaubt, die heutige Bürokratie würde überhand nehmen, dem sei das Lesen von Abschnitt 4 – hier in voller Länge abgedruckt – empfohlen!]
Abschnitt 4
Bedarfsdeckungsscheine.
§ 23.
(1) Es werden Bedarfsdeckungsscheine über je fünfundzwanzig Reichsmark ausgegeben.
(2) Die Bedarfsdeckungsscheine lauten auf Namen und sind nicht übertragbar.
(3) Die Ausgabestelle von Bedarfsdeckungsscheinen nach Muster A (Träger der Arbeit) hat vor der Aushändigung an den Empfänger den einzelnen Bedarfsdeckungsschein an der vorgedruckten Stelle zu versehen:
a) mit den Namen der ausgebenden Stelle (Träger der Arbeit) and der Unterschrift des zur Ausfertigung Befugten;
b) mit der Anschrift des Arbeiters oder Angestellten, der dadurch zum Empfangsberechtigten wird.
(4) Die Ausgabestelle hat ein Verzeichnis der ausgegebenen Bedarfsdeckungsscheine anzulegen und fortlaufend zu führen.
(5) Bevor ein Bedarfsdeckungsschein A an eine Verkaufsstelle in Zahlung gegeben wird, hat der darin genannte Berechtigte an der dafür vorgesehenen Stelle seine Namenszeichnung zu bewirken.
(6) Bedarfsdeckungsscheine, die die in den Absätzen 3 und 5 vorgeschriebenen Eintragungen nicht enthalten, dürfen von den Verkaufsstellen nicht angenommen werden.
(7) Für verloren gegangene Bedarfsdeckungsscheine wird Ersatz nicht gewährt.
§ 24.
Der Träger der Arbeit hat die Bedarfsdeckungsscheine beim zuständigen Finanzamt je nach dem Fortgang der Arbeiten anzufordern. Das Finanzamt hat zu prüfen, ob die Voraussetzungen für die Aushändigung der Bedarfsdeckungsscheine erfüllt sind.
§ 25.
(1) Verkaufsstellen, die bereit sind, Bedarfsdeckungsscheine anzunehmen, haben dies der Gemeindebehörde anzuzeigen. Die Gemeindebehörden bestimmen, welche Verkaufsstellen zur Entgegennahme von Bedarfsdeckungsscheinen zugelassen werden. Zuzulassen sind in erster Linie Unternehmen des mittelständischen Einzelhandels und des Handwerks.
(2) Die Gemeindebehörden haben den Finanzämtern zum 1. August 1933 eine Liste der in ihrem Bezirk gelegenen zugelassenen Verkaufsstellen zu übersenden.
(3) Die Zulassung ist jederzeit widerruflich.
§ 26. (1) Werden Gegenstände gegen Bedarfsdeckungsschein gekauft, so hat der im Bedarfsdeckungsschein genannte Empfangsberechtigte den Bedarfsdeckungsschein der Verkaufsstelle vorzulegen.
(2) Die Verkaufsstelle hat die abgetrennten Mark-Abschnitte in eine Sammelkarte nach Muster C einzukleben und jeden Abschnitt durch Eintragung des Tages, an dem die Abtrennung erfolgt, zu entwerten.
§ 27. Die Abtrennung der Mark-Abschnitte von den Bedarfsdeckungsscheinen A darf nur durch zugelassene Verkaufsstellen vorgenommen werden.
§ 28.
(1) Im Fall des § 3 des Gesetzes werden Bedarfsdeckungsscheine nach Muster B an Bezirksfürsorgeverbände ausgegeben.
(2) Die Ausgabestelle von Bedarfsdeckungsscheinen nach Muster B hat vor der Aushändigung an den Empfänger den einzelnen Bedarfsdeckungsschein an der vorgedruckten Stelle zu versehen:
a) mit dem Namen der ausgebenden Stelle (Finanzamt) und der Unterschrift des zur Ausfertigung Befugten;
b) mit der Anschrift des Bezirksfürsorgeverbandes, dem der Bedarfsdeckungsschein zugeteilt wird.
(3) Der Bezirksfürsorgeverband oder die von ihm bestimmte Stelle stellt dem Hilfsbedürftigen einen Bezugsschein aus, auf Grund dessen der Hilfsbedürftige in einer zugelassenen Verkaufsstelle Waren derjenigen Art kaufen kann, die im Bezugsschein bezeichnet sind. Der Bezugsschein ist nicht pfändbar. (4) Die Verkaufsstelle hat auf dem Bezugsschein Art, Menge und Preis der verkauften Waren zu vermerken. Der im Bezugsschein genannte Hilfsbedürftige muß den Empfang der Waren auf dem Bezugsschein bestätigen.
(5) Die Verkaufsstelle reicht den Bezugsschein zusammen mit einer auf die ausgestellten Sammelkarte (§ 26 Absatz 2) dem Bezirksfürsorgeverband ein.
(6) Der Bezirksfürsorgeverband trennt die dem Verkaufspreis entsprechende Zahl von Mark-Abschnitten von den Bedarfdeckungsscheinen, die ihm zur Verfügung stehen, ab, klebt sie in die Sammelkarte der Verkaufsstelle ein, trägt in jeden Abschnitt den Tag ein und gibt die Sammelkarte unverzüglich an die Verkaufsstelle zurück.
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Dito (04.07.1933), S. 6:
Memmingen. Aus der Schutzhaft vorläufig entlassen wurden Altbürgermeister Fergg - Ottobeuren und Zimmermeister Reiner - Memmingen. Neu in Schutzhaft genommen wurde ein Arbeiter aus Heimertingen, der sich wegen der Inschutzhaftnahme von Bezirkstagsmitglied Uhl - Heimertingen abfällig geäußert hatte.
Ottobeuren. (Fremdenverkehr.) Von zahlreichen Reisegesellschaften und Ausflüglern wurde unser Markt am vergangenen Sonntag besucht. So kamen Gäste aus München, Kempten und aus dem angrenzenden Württemberg mittels Omnibus an und besichtigten Kirche und Kloster. Das schöne Wetter dürfte wohl manchen zu einem Ausflug angeregt haben.
Ottobeuren. (Standkonzert.) Das bereits auf den Feiertag Peter und Paul angesetzte Standkonzert auf dem Hindenburgplatz der Blechmusikgesellschaft, das aber an diesem Tage durch die ungünstige Witterung nicht stattfinden konnte, wurde nach dem Hauptgottesdienst am Sonntag durch die Kapelle gegeben. Zahlreiche Zuhörer wohnten dem Standkonzert bei. Das ausgesuchte Programm, unter Leitung von Herrn Chorregent Köbele dürfte alle vollauf befriedigt haben.
Oberroth. (Erklärung.) Zur Zeit laufen durch unsere Gemeinde durch verantwortungslose Elemente genährte Gerüchte, daß unserem H. H. Pfarrer Hugo Geil kommissarische Verwarnungen erteilt worden seien. Wir stellen fest, daß keinerlei derartige Maßnahmen gegen H. H. Pfarrer unternommen wurden, da hiefür kein Grund vorhanden wäre. Wir stellen aber weiter fest, daß dieses die Bevölkerung erregende Gerücht von Mitgliedern des Kath. Burschenvereins stammt und hoffen, daß diese Erklärung zur Beruhigung der Einwohnerschaft beiträgt, gez. St. Bicker.
Sprechabend der NSDAP. Ortsgruppe Ottobeuren
Der am Sonntag Abend im Rosenkeller stattgefundene Sprechabend wurde durch den 1. Ortsgruppenleiter Pg. Apotheker Haupt unter folgenden Worten eröffnet: Werte Parteigenossinnen und Genossen, ich heiße Sie herzlich willkommen, ich habe Sie hierher gebeten im Zeichen einer letzten Amtshandlung, – um von ihnen Abschied zu nehmen. Wenn ich heute so um mich blicke und den gefüllten Saal, mit lieben, wohlbekannten Parteigenossen sehe, so weckt das eigene Gefühl[e] in mir. Unwillkürlich wandern die Gedanken zurück in die Zeit meiner Hieherkunft. Da traf ich wenige mutige Männer an, die sich schon seit früheren Zeiten offen zum Nationalsozialismus bekannten, gehaßt und verfolgt, wie es damals noch jedem Nazi erging, von einer Meute voll Unvernunft und Böswilligkeit. Auch ich bekam das ja bald am eigenen Leib zu spüren. – Man konnte es damals keinem Geschäftsmann, keinem Beamten oder Angestellten verdenken, wenn er mit seiner dem Nationalsozialismus zugeneigten Gesinnung zurückhielt. Aber als sich schon im September 1931 eine kleine Schar mutiger Frauen und Männer aus dem Arbeiterstande und sonstige kleine Leute waren es [?], die die Gründung der Ortsgruppe in die Hand nehmen und heute besteht die Ortsgruppe in der Überzahl aus den Leuten dieser Stände. Ich habe deshalb gerade diese mir besonders ins Herz geschlossenen und die Trennung von diesen Parteigenossen fällt mir besonders schwer. – Die junge Ortsgruppe, wenn sie auch schwer zu kämpfen und manche Rückschläge zu überwinden hatte, sie gedieh trotz der besonderen Ungunst der hiesigen Verhältnisse und aus dem zarten Pflänzchen wurde allmählich ein stattlicher Baum. Es entstand die SS., später eine SA., der Motorsturm usw. und wenn unsere Bewegung bei den Wahlen von Sieg zu Sieg eilte, so hielt unsere Ortsgruppe damit wacker Schritt und half so mit am großen Werk bis das erste große Ziel, die Übernahme der Macht erreicht war, ein wunderbares Geschehen von ungeahnter Durchschlagskraft, welche weite Volkskreise mit sich riß und noch immer weiter und weiter nachwirkt. Welch ein Geschehen, welch ein unerhörter Erfolg! Nur ein starker unbesiegbarer Wille, ein unbegrenzter Glaube an den endlichen Sieg konnte das Große erreichen, unfaßbar selbst noch für manche unter uns, unfaßbar für noch viele unter den anderen Volksgenossen.
Die hohe Idee, die Kraft unserer Bewegung hat wohl den größten Teil unseres Volkes erfaßt, aber den Rest noch zu gewinnen und mit den anderen zusammenzuschweißen zu einer großen einzigen Volksgemeinschaft, diese zu sieben und zu einigen von solchen, die sich der neuen Zeit nicht anpassen wollen oder können, unsere Bewegung fest zu verankern, den Aufbau Deutschlands auf gänzlich neuer Grundlage zu organisieren, das sind noch gewaltige Aufgaben, die einer Lösung harren. Gehen wir mutig und freudig daran, wie bisher mitzuarbeiten, halten wir fest im unerschütterlichen Glauben und Vertrauen zu unserer Bewegung und in der Treue zu unserem geliebten Führer und das gigantische Werk wird gelingen.
Aber noch etwas möchte ich Euch liebe Parteigenossen bei meinem Scheiden ans Herz legen: Haltet die Augen offen und die Ohren steif, denn der Wolf im Schafspelz geht um. Es gibt besonders zudringliche Freunde, umgewandelt, die die Falschheit, ja den Teufel im Herzen tragen, hütet Euch vor ihnen, hütet unsere herrliche Bewegung!
Und nun meine lieben Freunde nehme ich Abschied von Euch. Es war mir eine hohe Ehre, euer Führer gewesen zu sein. Mit Stolz werde ich zeitlebens an diese Zeit des gemeinsamen Kampfes und Sieges zurückdenken. Wir sind dadurch für immer zusammengekittet, für immer werde ich Euch Freund bleiben. Habt dankt für all eure Liebe und Treue, die mir die Führung so sehr erleichterte. Besonderen Dank jedoch meinen Amtswaltern, die ihr Versprechen so treulich gehalten und mir die meiste Arbeit abgenommen haben und mich in jeder Weise unterstützten und zu mir gehalten haben. Ich scheide mit den besten Wünschen für das weitere Blühen und Gedeihen der Ortsgruppe und mit den besten Wünschen für das Wohlergehen jedes einzelnen Parteigenossen. Und ich schließe mit dem Rufe „Unsere Ortsgruppe, unsere Bewegung und unserem geliebten Führer ein dreifaches Sieg Heil!“
Die neugegründete SA.-Kapelle unter Leitung von Herrn Steuerobersekretär Gebbert intonierte das Horst Wessellied und verschönte den ganzen Abend durch Vortragung verschiedener Märsche. Nochmals ergriff unser sehr verehrter Ortsgruppenleiter Pg. Haupt das Wort und führte seine letzte Amtshandlung durch Überreichung einiger Mitgliedskarten aus und um die Leitung der Ortsgruppe an Herrn August Ripfel zu übergeben.
Pg. Ripfel: Wenn wir uns heute zusammengefunden haben, um Abschied von unserem bisherigen Ortsgruppenleiter zu nehmen, so möchte ich ihm den verbindlichsten Dank aussprechen. Pg. Haupt ließ sich nie vom Ziele unseres Führers abbringen. Wir Kämpfer, die in den letzten zwei Jahren Pg. Haupt besonders kennen gelernt haben, wissen ihm für seine Mühe Dank auszusprechen. Die Ortsgruppe ist leider nicht in der Lage ein Geschenk zu geben, jedoch eine kleine Erinnerung wird die Ortsgruppe in den nächsten Tagen doch noch überreichen.
SS.-Truppführer Nett: Im Namen meiner SS.-Kameroden möchte ich unserem scheidenden Ortsgruppenleiter unseren herzlichsten Dank aussprechen. Was unser Ortsgruppenleiter geleistet hat, wissen wir alle, unser Ortsgruppenleiter war ein sinnliches Vorbild für uns alle, und ich möchte seine Worte mit den Wölfen im Schafspelz nur noch unterstreichen.
Bürgermeister Fickler: Wenn Freunde auseinandergeh’n, so sagen sie auf Wiedersehn – so sagen wir auch zum Haupte unserer ganzen Ortsgruppe und möchten ihm unseren Dank aussprechen. Pg. Ripfel führte am Schlusse noch an: Es scheint ein besonderes Schicksal über unserem allverehrten scheidenden Ortsgruppenleiter zu liegen, überall wo er geachtet und sich Freunde erworben, musste er wieder scheiden. – So war denn die Abschiedsstunde gekommen für unseren altverehrten Pg. Haupt, er der uns Richtung und Führung war, der wie wohl kein zweiter in unseren Reihen beliebt, mußte Abschied nehmen, wir aber werden ihm stets ein treues Gedenken bewahren und auch nochmals an dieser Stelle Dank aussprechen für all das Viele, das er für unsere Bewegung und für uns oft selbst noch getan. „Sieg Heil!“ F. W.
Kirchheim. (Vorsicht Einbrüche!) Am Abend vor dem Patroziniumsfest dahier war es zwei Wanderburschen gelungen, in der Bronner-Lehe Kuchen, Backwerk etc. zu entwenden, um dann unbemerkt zu entkommen und sich die Bissen munden zu lassen. Gerade jetzt in der Heuernte mögen alle Landwirte besonders darauf bedacht sein, während ihrer Abwesenheit die Häuser sorgfältig zu versperren, um vor derartigen Besuchen geschützt zu sein.
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05.07.1933, S. 1
66 Millionen Deutsche im Reich
Fast den Stand der Vorkriegszeit erreicht
Das Ergebnis der Volkszählung
Berlin, 5. Juli. Nach den soeben im Statistischen Reichsamt zusammengestellten vorläufigen Ergebnissen der Volkszählung vom 16. Juni 1933 beträgt die ortsanwesende Bevölkerung des Deutschen Reiches ohne Saargebiet 65,3 Millionen, zusammen mit den rund 830,000 Einwohnern des Saargebietes, in dem wegen der vorübergehenden Lostrennung von der deutschen Verwaltung nicht gezählt werden konnte, beziffert sich die Reichsbevölkerung auf 66,1 Millionen. Dieses Ergebnis bleibt noch um rund 1,7 Millionen hinter der Einwohnerzahl des Deutschen Reiches vor dem Kriege zurück (67,8 Millionen im alten Gebietsstand des Reiches). Gegenüber der Zählung vom 16. Juni 1925 hat die Reichsbevölkerung (ohne Saargebiet) um rund 2,7 Millionen oder 4,4 v. H. zugenommen.
Von der 65,3 Millionen zählenden ortsanwesenden Bevölkerung des Deutschen Reiches (ohne Saargebiet) entfalllen 31,7 auf das männliche und 33,6 Millionen auf das weibliche Geschlecht. Der Frauenüberschuß ist, wie schon 1925 zu beobachten war, in weiterer Rückbildung betriffen. 1933 trafen auf je 1000 Männer noch 1060, Frauen gegenüber 1073 im Jahre 1925 und 1101 im Jahre 1919. Die Bevölkerungsdichte ist von 133 Einwohnern je Quadratkilometer im Jahre 1925 auf 139 Einwohner 1933 gestiegen. Von den europäischen Staaten weisen lediglich Belgien, die Niederlande und England eine höhere, Bevölkerungsdichte auf. Der absoluten Bevölkerungszahl nach ist Deutschland nächst Rußland der volkreichste Staat Europas.
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Dito, S. 2:
Bayerische Volkspartei aufgelöst
Eine Erklärung des Grafen Quadt
München, 5. Juli. Eugen Graf Quadt - Isny gibt folgende Erklärung bekannt: Im Benehmen mit der bayerischen Staatsregierung erkläre ich als Bevollmächtigter der Landesparteileitung der Bayerischen Volkspartei, daß mit dem heutigen Tage jede Tätigkeit der Bayerischen Volkspartei aufgehört hat und ihre Mitglieder aus dem Treueverhältnis zur Partei entlassen sind. Der Zweck, für den die nachgenannten Organe und Einrichtungen der Partei geschaffen wurden, ist damit weggefallen. Es sind dies: Landesvorstandschaft der Bayer. Volkspartei e. V., der Landesverband, sämtliche Kreisverbände, Bezirksverbände und Ortsgruppen, der Kommunalpolitische Landesverband der BVP., der Hochschulverband der BVP., die Beamtenvereinigung der BVP., die Mittelstandsvereinigung der BVP., die Arbeitnehmergruppe der BVP., die Bayer. Volksparteikorrespondenz, die Reichstagskorrespondenz der BVP., der Wirtschaftsbeirat der BVP. als selbständig eingetragener Verein hat seine Auflösung schon am 23. Juni 1933 beschlossen. Es ist jedermann verboten, sich weiterhin unter der Bezeichnung Bayerische Volkspartei oder im Sinne des Programms derselben, soweit dieses mit dem Programm der NSDAP. in Widerspruch steht, irgendwie politisch zu betätigen.
Die Partei ist damit praktisch aufgelöst; ihre einzelnen Organe und Organisationen haben sofort die notwendige technische und finanzielle Abwicklung (Personalkündigungen, Kündigung gemieteter Räume, Bezahlung offener Rechnungen usw.) einzuleiten und raschestens durchzuführen, sowie die erforderliche Löschung im Vereinsregister zu veranlassen. Durch die nationalsozialistische Revolution gibt es außerhalb der NSDAP. keine politische Wirkungsmöglichkeit mehr. Es ist deshalb für jeden bisherigen Angehörigen der BVP. der Weg frei, unter der unmittelbaren Führung Adolf Hitlers am Aufbau des neuen Deutschlands mitzuwirken.
München, den 5. Juli 1933.
Für die Landesparteileitung der BVP.
Eugen Graf von Quadt - Isny.
Graf Quadt beantragt Aufnahme in die NSDAP.
München, 5. Juli. Der Reichstagsabgeordnete und ehemalige bayerische Staatsminister Eugen Graf von Quadt - Isny hat mit Schreiben vom 4. Juli 1933 beim zuständigen Gauleiter der NSDAP., Herrn Staatsminister Adolf Wagner, seine Aufnahme in die NSDAP. beantragt und ebenso beim Vorsitzenden der Reichstagsfraktion der NSDAP., Herrn Reichsinnenminister Dr. Frick, den Antrag gestellt, als Hospitant in die Reichstagsfraktion der NSDAP. übernommen zu werden.
Graf Quadt fordert diejenigen Mandatsträger der bisherigen Bayer. Volkspartei, die für einen solchen Schritt in Frage kommen dürften, auf, seinem Beispiel Folge zu leisten oder durch Mandatsniederlegung den Ersatzmännern die gleiche Möglichkeit einzuräumen.
Der bayerische Minsterrat zur Auflösung
Aufhebung der Schutzhaft über Angehörige der Bayer. Volkspartei
München, 5. Juli. (Amtlich.) In Anwesenheit des Reichsstatthalters in Bayern fand gestern eine über vier Stunden dauernde Ministerratssitzung statt. Zunächst wurden in sinngemäßer Anwendung der Vorschriften über die Kürzung von Nebenbezügen die Aufwandsentschädigungen für die bayerischen Gesandtschaften in Berlin und Rom herabgemindert.
Weiter befaßte sich der Ministerrat mit den Richard Wagner-Festspielen in Bayreuth und beschloß in Erkenntnis des einzigartigen Erziehungsmittels, das diese Festspiele für das deutsche Volk darstellen, sie nach jeder Richtung zu fördern. Die kunstbeflissene Jugend, insbesondere Studierende der Akademien, Universitäten und Hochschulen, ferner Lehramtsbewerber aller Art und Beamtenanwärter sollen eine Erleichterung des Eintritts erhalten und dadurch in die deutsche Kunst eingeführt werden; auch den weiter interessierten Kreisen Bayerns soll die Möglichkeit eröffnet werden, den Festspielen unter erleichterten Bedingungen beizuwohnen. Das Finanzministerium stellt zu diesem Zweck einen Betrag von 30,000 Mark bereit. Auf Antrag des Ministerpräsidenten wurde ferner die Hereinnahme von politischen Vertrauensleuten in die Ministerien grundsätzlich geregelt, wobei Rücksichtnahme auf die einschlägigen beamtenrechtlichen Verhältnisse zur Richtschnur gemacht wurde. Endlich fand eine große politische Aussprache statt, in der vor allem die Lage erörtert wurde, die durch die Auflösung der Parteien nunmehr gegeben ist.
Die offizielle Mitteilung der Landesparteileitung der Bayerischen Volkspartei über die Selbstauflösung der Partei wurde entgegengenommen. Die Auflösung wird es dem Innenministerium möglich machen, die über Funktionäre der aufgelösten Partei verhängten Schutzhaften aufzuheben, soweit nicht der Verdacht strafbarer Handlungen vorliegt.
Die jetzt geschaffene Lage gab dem Ministerrat auch Veranlassung, die Bestimmungen über die Sonderbeauftragten nachzuprüfen. Hierüber wird in den nächsten Tagen endgültiger Beschluß ergehen.
Große Volkskundgebung in München.
München, 5. Juli. Am Freitag, 7. Juli abends 8 Uhr, findet im Zirkusgebäude auf dem Marsfeld eine große Volkskundgebung statt. Es spricht Ministerpräsident Ludwig Siebert über „Bayern im neuen Deutschland“. Es spielt der Musikzug der SA.-Leibstandarte. Die Rede wird durch Lautsprecher auf das Marsfeld übertragen.
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Dito, 05.07.1933, S. 5:
[Foto mit Bildunterschrift]
Der amerikanische Arbeitsdienst im Gange. – Amerikanische Arbeitsdienst-Freiwillige beim Bau einer Straße durch das bergige Waldgebiet bei Lancaster in Kalifornien. Das aus 200 Mann bestehende Lager ist nach dem Vorbild deutscher Arbeitsdienstlager aufgezogen.
So hätte Moskaus Herrschaft in Deutschland ausgesehen
Kommunistische Brandstifter vor dem Memminger Landgerichtsgefängnis
Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Memmingen hatten sich am Dienstag der ledige 25 Jahre alte Hilfsarbeiter Max Schmid von Bad Wörishofen und der ledige 28 Jahre alte Bäcker Thomas Hacker von Bad Wörishofen wegen je eines gemeinschaftlich begangenen Verbrechens der Brandstiftung aus politischen Gründen zu verantworten. Nach der Anklage liegt den beiden Kommunisten folgendes zur Last: Die beiden schon wiederholt vorbestraften Angeklagten haben in Ausführung eines gemeinschaftlichen Entschlusses zusammen in der Nacht vom 23./24. Juni 1932 den Feldstadel des Landwirts Ludwig Böck von Obergammenried, der etwa 200 Meter vom Gehöft des Böck entfernt stand, in der Weise in Brand gesetzt, daß sie ein Tor des Stadels gewaltsam öffneten und das im Stadel lagernde Heu anzündeten. Der 17 Meter lange und 13 Meter breite Stadel ist mit den darin untergebrachten Heuvorräten und den landwirtschaftlichen Geräten vollständig niedergebrannt. Die Voruntersuchung ergab folgenden Tatbestand: Die Angeschuldigten bestreiten die Tat. Die beiden Angeklagten haben aber dem Hilfsarbeiter Otto Sieger von Bad Wörishofen alsbald nach der Tat mitgeteilt, daß sie den Brand gelegt hatten. Sie schilderten die Ausführung der Tat im einzelnen und ihr verwerfliches Verhalten. Die beiden Angeklagten sind Kommunisten. Sie haben den Brand aus Rache gelegt. Böck war bei den Moskowitern in Bad Wörishofen verhaßt, weil er als Mitglied des Gemeinderates und des Erwerbslosenfürsorgeausschusses wiederholt die Abweisung völlig unbegründeter Unterstützungsgesuche von seiten der Kommunisten beantragt hatte.
Vor Gericht sind die Moskausendlinge im Gegensatz zu ihrer früheren großen Sprache ziemlich kleinlaut. Sie leugnen die Tat. Im übrigen entrollt die Verhandlung ein „malerisches“ Bild vom Leben in dem früheren Moskaulager in Bad Wörishofen. Leider machte der Hauptbelastungszeuge, der Hilfsarbeiter Sieger von Bad Wörishofen, derart verwirrte Angaben, daß das Gericht dir Verhandlung aussetzte und die Untersuchung des Geisteszustandes von Sieger anordnete.
Hoffentlich werden dann die beiden würdigen Brüder des Reichstagsbrandstifters der verdienten exemplarischen Strafe zugeführt. Die bisherige Verhandlung gab einen kleinen Begriff von dem namenlosen Unglück, das eine etwaige Herrschaft der kommunistischen Verbrecherbanden über Deutschland gebracht hätte.
Moorkultur und Arbeitsbeschaffung in Schwaben
Vor wenigen Tagen ging die Nachricht durch die Tagesblätter, daß in Berlin der Reichsausschuß für Moor- und Ödlandkultur zusammengetreten sei, um sich ernstlich mit der Frage zu befassen, in welchem Umfang durch die Erschließung der weite Teile unseres deutschen Vaterlandes einnehmenden Moorländereien Arbeit und Brot und Siedlungsraum geschaffen werden könne. Bei uns in Schwaben sind in die Täler der Alpenflüsse und in die von den Gletschern der Eiszeit ausgeschliffenen und ausgehöhlten Mulden des Voralpenlandes eine Unmenge kleiner und kleinster Moore eingesprengt, von denen nur einige wenige, wie das Waltenhofener Moos südlich von Kempten, einige Moorgebiete im Kemptener Wald, das Moor zwischen Immenstadt und Kranzegg am Fuß des Grünten, das Werdensteiner Moos zwischen Immenstadt und Seifen im Tal der Iller, sowie die Geltach Moore bei Stötten am Auerberg einige größere Ausdehnung besitzen.
In Mittelschwaben finden wir in den Flußtälern der Iller, Roth, Günz, Zusam und Schmutter allenthalbengrößere Moorgebiete, Wiesenmoore, die aber vielfach schon nach vorhergegangener Regulierung des Flusses entwässert und in Kultur als Wiesland genommen wurden, sich dem nicht Orts- und Bodenkundigen also überhaupt nicht mehr als Moore zeigen. Wo für einzelne Moorgebiete die früher geschaffenen Entwässerungseinrichtungen sich als unzulänglich erwiesen, wie im Pleßer Ried nördlich von Memmingen, im Tal der Roth, südlich von Weißenhorn und im Günztal bei Babenhausen und anderwärts, ist zur Verbesserung der Entwässerungsanlagen zur Zeit freiwilliger Arbeitsdienst eingesetzt.
Wo noch in einzelne Flußtälern unberührte oder ungenügend kultivierte Moorgebiete vorhanden sind, handelt es sicht meistens um der Überschwemmung durch den Fluß ausgesetzte Flächen-, deren Kultur erst die Regulierung und Eindeichung des Flußes vorauszugehen hätte. Von den größeren Moorvorvorkommen in Mittelschwaben wären zu nennen das Burgauer Ried im Tal der Mindel, das zwischen Jettingen und Burgau von der Bahnlinie Augsburg - Günzburg durchschnitten wird und während des Krieges und in den Jahren nach demselben weitgehend zur Torfgewinnung ausgebeutet wurde, das bruchartige Moor im Tal der Zusam und Roth bei Dinkelscherben, das die gleiche Bahnlinie zwischen Mödishofen und Dinkelscherben überquert und in dem zur Zeit größere Entwässerungsarbeiten im Gange sind, ferner das Finninger Ried östlich, Neu-Ulm und die Vertorfungen im Tal der unteren Günz. Alle diese Gebiete aber sind schon zum weitaus größten Teil entwässert und in Kulturwiesen überführt. Als Neusiedlungsgebiet kommen sie daher nicht mehr in Frage.
Die größten und bedeutendsten Moore Schwabens liegen an der Donau. Hier ist vor allem das Donaumoos südlich von Neuburg, das in einer Breite von 5 - 8 und in einer Länge von nahezu 30 Kilometer auf über 50000 Tagwerk sich erstreckt und Moortiefen bis zu 7 Meter aufweist. Das andere größere Moorgebiet ist das Donauried nördlich der Donau zwischen Oberelchingen und Gundelfingen. Es liegt etwa je zur Hälfte auf bayerischem und württembergischen Gebiet. Wenn auf dem Wege der Arbestsdienstpflicht das Moosgebiet entwässert und durch ein Netz von Wirtschaftswegen erschlossen wird, bietet sich eine fast ideale Gelegenheit, Jungbauern anzusiedeln und ihnen Gelegenheit zu geben, Hof und Familie zu gründen.
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Dito, 05.07.1933, S. 6:
Pg. Wilhelm Schauppel's Abschied
In einfacher, schlichter Form feierte die Ortsgruppe Memmingen der NSDAP. gestern den Abschied ihres Pg. Wilhelm Schauppel, der am Freitag mit seiner Familie nach Augsburg zieht, um dort seine neue Tätigkeit anzutreten. Wie sehr die hiesige Ortsgruppe mit Pg. Schauppel verbunden ist, kam so recht zum Ausdruck in den kurzen Rückblicken, die sowohl unser Pg. Schwarz als auch die Pgg., Reiger und Kerler gaben. Erst wenn man all das, was Pg. Schauppel für die Ortsgruppe Memmingen geleistet hat, im Geiste vorüberziehen läßt, kommt einem so recht zum Bewußtsein, was Memmingen an diesem treuen Mitkämpfer verloren hat. Ein Trost nur, daß Schauppel dort in Schwabens Hauptstadt auf den Platz kommt, den er längst verdient und an dem er vielmehr noch für die herrliche Bewegung Adolf Hitlers und damit für unser neues Deutschland schaffen und wirken kann.
Wenn die Geschichte der Ortsgruppe Memmingen, so erwähnte Pg. Schwarz, einmal niedergeschrieben wird – und sie verdient niedergeschrieben zu werden –, dann wird der Name Schauppel unzertrennlich verbunden sein mit ihr. Diese Anerkennung, die auf tiefster Wahrheit beruht, mag dem Scheidenden ein ganz geringer Lohn sein für die vielen Mühen und Opfer, die er mit Deutschland und um seiner Heimatstadt Memmingen willen gebracht hat.
Pg. Kreisleiter Reiger eröffnete den sehr gut besuchten Sprechabend, wobei er einen Rückblick auf die schweren Jahre unseres Kampfes warf. Vier Jahre lang stand unser Wilhelm Schauppel an der Spitze der Ortsgruppe, vier schwere Jahre hat er die NSDAP. in Memmingen treu geführt und der Erfolg seiner Tätigkeit blieb nicht aus, denn aus kleinen Anfängen gelang es ihm die Bewegung in unserer Heimatstadt zu stattlicher Größe zu führen. Nicht minder herzlich waren die Worte, die unser Pg. Kreisleiter Schwarz fand. Wundervoll naturgetreu – als wäre es erst gestern gewesen – zeigte er heitere und trübe Tage vor uns auf, die unsere Bewegung auch in Memmingen durchmachen mußte, immer aber war Pg. Schauppel zur Stelle, der sich mit seiner ganzen Person für die große Sache einsetzte.
Als Andenken überreichte Pg. Schwarz ein prächtiges Bild von jenem Tast, da von Memmingens Rathaus erstmals die stolze Hakenkreuz flattert. Auch Pg. Fritz Kerler widmete dem Scheidenden warme Abschiedsworte. Im Namen der Stadt konnte am Schlusse noch Pg. Bürgermeister Dr. Berndl Herrn Schauppel den herzlichsten Dank abstatten und die besten Wünsche zum Ausdruck bringen. Möge, so sagte der Redner, die Geschlossenheit wie sie in jenen schweren hinter uns liegenden Zeiten herrschte, beibehalten werden; dabei darf ich wohl auch für mich in Anspruch nehmen, daß ich, wenn ich beim Wort genommen werde, mich von ganzem Herzen der Bewegung zur Verfügung stellen werde. Dem unermüdlichen Herrn Schauppel aber für seine vorbildliche Tätigkeit auch im Stadtrat den herzlichsten Dank im Namen der Stadt.
Die ganz ausgezeichneten Vorträge des NS.-Streichorchesters, das unter der vorzüglichen Leitung von Pg. Westermayer in erstaunlich kurzer Zeit sich großes Können angeeignet hat, beendigten den fein und sinnvoll verlaufenen Abend. Für Pg. Schauppel mag er eine ewige Erinnerung sein! Möge er – was er auch gar nie tun wird – sein liebes Memmingen nie vergessen, wir werden unseren Willy Schauppel auch niemals vergessen können. Ein herzliches Lebewohl möchten auch wir ihm zurufen und ihm alles Gute wünschen, vor allem aber wolle er recht oft zu uns aus Besuch kommen. Mit Freuden werden wir ihn jederzeit aufnehmen.
Neues in Memmingens Mauern
Vom neuen Arbeitsdienstlager
Die Finanzierung des neuen Arbeitsdienstlagers, das in der Nähe des Totenwäldchens errichtet wird, ist bekanntlich nunmehr gesichert. Der Platz wird zur Zeit geräumt, wobei insbesondere das Getreide- und Rübenfeld und die Baumschule der Stadt beseitigt werden müssen. Die Bäume sollen anderweitig verwendet werden. Der Platz, auf dem das Lager erbaut wird, wird ausgesteckt und nivelliert. Die Leistungsverzeichnisse wurden dieser Tage hinausgegeben. Die einzelnen Geschäfte, die sich am Bau beteiligen wollen, geben die Leistungsverzeichnisse getrennt mit den eingesetzten Preisen zurück. Mit dem Bau wird dann voraussichtlich nächste Woche begonnen werden.
Ottoheuren. (Auflösung der Bayer. Volkspartei.) Laut eines Beschlusses der Ortsgruppenleitung vom 30. Juni hat sich die Ortsgruppe Ottobeuren der Bayer. Volkspartei ab Montag, den 3. Juli 1933 aufgelöst.
Ottobeuren. (Sturmbannerweihe des SA-Sturmes 9/20.) Nach langen Vorbereitungen, insbesondere durch den Sturmführer des Sturmes 9/20 Pg. Georg Göhring ist es dem Sturm ermöglicht, am 23. Juli seine Sturmbannerweihe zu feiern. Verschiedene namhafte Gäste unserer Bewegung werden zu der Feier erscheinen. Für unseren Sturm 9/20 wird dieser Sonntag ein Ehrentag werden.
Ottobeuren. (Kinderfest.) Das Kinderfest dürfte am 27. Juli begangen werden und wird wohl etwas neues bringen – die historische Kostümierung der Kleinen.
Ottobeuren. (Verpachtung.) Der Stahlhelm B.d.F. Ortsgruppe Ottobeuren, pachtete das Haus des hiesigen Kath. Gesellenvereins. Dieses Haus führt von jetzt ab den Namen Stahlhelmhaus.
[05.07.1933, S. 6:]
Unerhörter Frevelakt in Ottobeuren
Die Hitlereiche von Bubenhänden abgesägt.
Ottobeuren. Heute früh wurden Passanten darauf aufmerksam, daß unsere am Platz vor dem früheren Vermessungsamt zu Ehren unseres großen Führers gepflanzte Eiche in dieser oder in einer der vorhergeheuden Nächte von rohen, gemeinen Tätern abgesägt wurde. Mit diesem unerhörten, wohl in unserem deutschen Vaterland einzig dastehenden Fall haben die politischen Gegner ihre Maske gelüftet und ihre „loyale Mitarbeit“ gezeigt. Wahrlich ein trauriger Ruhm für unsere schöne Marktgemeinde! Die Täter, nach denen eifrig gefahndet wird, werden der verdienten, exemplarischen Strafe zugeführt werden, sodaß ihnen in Zukunft die Lust zu solch gemeinen, verbrecherischen Streichen gründlich vergehen wird.
300 Mk. Belohnung für die Ermittlung des Täters
Der Marktgemeinderat Ottobeuren erläßt heute im Anzeigenteil eine Bekanntmachung, wonach für die Ermittlung des ruchlosen Täters 300 Reichsmark Belohnung ausgesetzt werden. (Anmerkung der Redaktion: Diese Freveltat kommt ausgerechnet in hem Augenblick, in dem die nat.-soz. Regierung in unverdienter Großzügigkeit sich entschlossen hat, eine Reihe von Schutzhaftgefangenen von Schwarz und Rot auf freien Fuß zu setzen. Sie bildet erneut eine Warnung und liefert eineu deutlichen Beweis, daß die unterirdische Wühlarbeit jener dunklen Elemente ihren Fortgang nimmt, denn daß es sich bei dieser Tat nur um einen Lausbubenstreich handelt, halten wir doch für gänzlich ausgeschlossen. – Wir glauben, daß die Täter ihren ehemaligen Parteigenossen einen verdammt schlechten Dienst erwiesen haben und wir möchten unserer Hoffnung Ausdruck verleihen, daß nun in Ottobeuren endlich in gründlichem Maße reiner Tisch, gemacht wird und daß diese Brutstätten gegen die nat.-soz. Bewegung mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. F. K.)
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Dito, 05.07.1933, S. 7:
Marktgemeinderat Ottobeuren.
Wir setzen für denjenigen, der irgendwelche Angaben, die zur Ermittlung des Täters, der vor einigen Tagen die neugepflanzte Hitlereiche beim Messungsamt durchsägt hat, machen kann, eine Belohnung von 300 RM. aus.
Zweckdienliche Angaben sind umgehend bei der Gendarmeriestation oder Ortspolizeibehörde Ottobeuren zu machen. Ottobeuren, den 5. Juli 1933.
Ortspolizeibehörde: Fickler, 1. Bürgermeister.
Neue Richtlinien für den Schreibunterricht
München, 5. Juli. (Halbamtlich.) Die frühere bayerische Regierung hatte im Oktober 1931 die Einführung der Sütterlin-Schrift für das Schuljahr 1933/34 angekündigt. Staatsminister Schemm hat schon bald nach seinem Amtsantritt verfügt, daß diese Schrift nicht zur Einführung komme und eine neue Schrift geschaffen werden müsse. Diese Arbeit ist in den letzten Wochen unter der unmittelbaren Leitung und persönlichen Entscheidung des Ministers und unter Mitarbeit anerkannter Sachverständiger zum Abschluß gekommen.
Die neue Schrift wird wie die Sütterlin-Schrift zunächst in einem Schreibraum geschrieben, der im Verhältnis von 1:1:1 ausgestellt ist. Die Buchstabenformen weichen stark von der Sütterlinschrift ab; sie vermeiden die vielen Schleifen und Schlingen und entsprechen mit ihrem strafferen und doch bewegten Charakter und ihrer bewußten Rücksicht auf organische und stilgetreue Fortentwicklung weit mehr unserem deutschen Empfinden.
Die alte bayerische Schrift war ein „Normalduktus“, d. h. die Buchstabenformen und der Schriftzug sollten grundsätzlich beim Sechsjährigen und beim Vierzehnjährigen gleich sein. Die neue Schrift unterscheidet entsprechend der kindlichen Entwicklung beim Schreiben zwischen einer Ausgangsschrift (für den 1. und 2. Schülerjahrgang) und einer Verkehrsschrift (für die übrigen Schülerjahrgänge). In der Ausgangsschrift wird in der Regel steil geschrieben; die Unterscheidung zwischen „Schattenstrich“ und „Haarstrich“ füllt zugunsten eines „Schnurzuges“ von annähernd gleicher Strichstärke. Die Ausgangsschrift wird mit einer Pfannenfeder geschrieben, die Spitzfeder ist in den beiden ersten Schuljahren nicht mehr zu verwenden.
In der Verkehrsschrift haben die Buchstaben im allgemeinen eine leichte Rechtsneigung. Es wird auf einfache Linien ohne Hilfslinien geschrieben. Am zweckmäßigsten wird eine Kugelspitzfeder verwendet. In den letzten Schuljahren kann auch eine Spitzfeder oder eine schmale Breitfeder genommen werden. Das Ziel des Schreibunterrichtes ist die Erreichung einer deutlichen, gut lesbaren, geläufigen und gefälligen deutschen Verkehrsschrift; persönliche Eigenart in der Handschrift soll nicht ausgeschlossen sein.
Die Lateinschrift tritt in der Volksschule in ihrer Bedeutung noch mehr zurück als bisher. Sie wird im vierten Schuljahr erlernt. Die neuen Buchstabenformen weichen mehrfach von den bisher in Bayern gewohnten Formen ab. Die Zahl der Lineaturen wird auf 3 vermindert (bisher 6). Die bayerische Unterrichtsverwaltung hat mit dieser Reform des Schreibunterrichts auch in der Schriftfrage die Führung in Deutschland übernommen. Für die übrigen deutschen Länder wird die bayerische Neuregelung nicht ohne Bedeutung sein.
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Dito, S. 8:
Anschlag auf eine Eisenbahnbrücke
Am Montag nach Mitternacht erfolgte auf der Bahnstrecke zum Arlberg bei der großen Trisanna-Brücke in der Nähe des Schlosses Wiesberg eine Explosion, durch deren Luftdruck eine Reihe von Fensterscheiben des Schlosses zertrümmert wurden. Die Erhebungen ergaben, daß am Anfang der 87 Meter hohen und 120 Meter langen Eisenbrücke bisher unbekannte Tater eine Bombe gelegt hatten. Diese Bombe war infolge eines Steinschlages vorzeitig losgegangen. Bei der weiteren Untersuchung wurde am anderen Ende der Brücke noch eine zweite Bombe gefunden.
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Dito, S. 12:
[Foto mit Bildunterschrift]
Die Lazaruskirche in Berlin, wo unter ungewöhnlich großer Anteilnahme der Bevölkerung 50 Paare der NSDAP.-Ortsgruppe Weberwiese in gemeinsamer Feierlichkeit getraut wurden. 600 Mann vom Horst Wessel-Sturm marschierten auf und gaben dem Fest einen würdigen Rahmen.
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06.07.1933, S. 4
Gerechte Sühne für die Ottobeurer Freveltat
Droben auf der Höhe der Ottobeurer Klosterkirche stand auf lieblichem Platze ein junges Bäumchen. Erst wenige Wochen ist es her, da sammelte sich im Kreise darum Ottobeurens Einwohnerschaft, voran die Jugend, um jene junge Eiche, die soeben dort zu Ehren unseres großen Kanzlers Adolf Hitler gepflanzt worden war, als Symbol deutscher Kraft und Stärke auf den Namen des Führers zu taufen. Wuchtig erklangen die Lieder, aus jungen Herzen quoll die Begeisterung, der Schwur zum deutschen Vaterland und unserem nat.-soz. Staate erscholl machtvoll zum Himmel und herrliche Worte rühmten die großen Verdienste, die sich der Führer, dem jener deutsche Baum geweiht war, um Volk und Vaterland erworben hat.
Längst vorüber war jene prächtige Feier vom 1. Mai, die jedem Einzelnen ein unvergeßliches Erlebnis war. Der junge Baum war gut eingewachsen und gedieh prächtig zur Freude der Jugend, zur Freude all' derer, die Sinn für die Schönheiten der Natur hatten und zur steten Erinnerung an jenes große Fest der Wiedergeburt der deutschen Nation. Ganz Ottobeuren freute sich. Nur einige wenige schlechte Gesellen mit schwarzem Herzen betrachteten mit Mißgunst das junge Bäumchen. Es war ihnen ein Dorn im Auge dort üben vor Ottobeurens Mauern stets an das neue Deutschland und seinen Führer erinnert zu werden. Nicht öffentlich wagten sie etwas zu tun, ganz und gar nicht, hier in der Öffentlichkeit taten sie so, als ob sie sich längst von Herzen zum Deutschland Adolf Hitlers bekannt hätten, aber im Stillen. Nachts schritten sie zur feigen Tat und durchsägten das unschuldige Bäumchen. Mehrere Tage dauerte es bis es aufkam, denn nicht den ganzen Stamm hatten sie durchsägt, und erst als der Baum zu welken begann, kam man der Freveltat auf die Spur.
Eine Erregung ohnegleichen bemächtigte sich der Bevölkerung weit über Ottobeurens Grenzen hinaus. Man wußte es ja schon immer, daß feige Schurken bei ihrer jämmerlichen Wühlarbeit am Werke waren und die letzten Tage und Wochen haben uns dies auch zur Genüge bewiesen. Aber daß sie es wagen, ihre Freveltat in einem Augenblick durchzuführen, da sich die nat.-soz. Regierung anschickte, in unverdienter Großzügigkeit Leute, die sich in der schlimmsten Weise gegen das neue Deutschland gezeigt hatten, wieder auf freien Fuß zu setzen, schlägt dem Faß den Boden aus.
Mit Recht erwartete denn die Bevölkerung, daß hier ein Exempel statuiert wird. Sofort nach Bekanntwerden der Freveltat nahm sich die Staatsanwaltschaft am Landgericht Memmingen der Sache an. Schon am Vormittag wurden zwei verdächtige Elemente festgenommen und in Untersuchungshaft eingeliefert; es sind dies die Gebrüder Georg und Alexander Wölfle. Wer aber mochte der Schurke sein? Noch waren die gefährlichen Brutstätten nicht ausgehoben. Bald merkte man, daß in dem sonst stillen Markte etwas im Gange war. SS. war überall in den Straßen zu sehen und wo man stand und ging, da konnte man die Bevölkerung nur einen Satz sprechen hören: Hoffentlich wird diesmal richtig durchgegriffen! Schon waren die diesbezüglichen Weisungen des für den Bezirk bestellten Sonderkommissars Schwarz, M. d. R. [Mitglied des Reichstags] ergangen. Wir wissen, daß gerade unser Pg. Schwarz es ist, der human bis zum letzten, nur in den allernotwendigsten Fällen zu außergewöhnlichen Maßnahmen greift, daß er es in diesem Falle getan hat, danken wir ihm von ganzem Herzen, denn nur auf diese Weise konnte unter der maßlos erregten Bevölkerung die Ruhe wieder hergestellt werden. So wurde denn die Anordnung, die gesamte Bayernwacht in Schutzhaft zu nehmen, von der SS. in mustergültiger Weise durchgeführt.
Große Menschenmassen hatten sich an allen Plätzen des schmucken Marktes, insbesondere aber vor der Gendarmeriestation angesammelt und oft wurden Rufe laut, die wir jetzt nicht wiederholen möchten, die aber zeigten, wie die Stimmung unter der Bevölkerung ist. – Jawohl, man kann es dem Ottobeurer nachfühlen, sein Heimatort ist es, der durch einen solchen Schurkenstreich in Mißkredit gebracht wird, man kann es verstehen, daß ihn eine grenzenlose Wut ergreift auf jene, die diese Freveltat vollbracht hatten und sein allergrößtes Interesse ist es, daß die Übeltäter erwischt und der gerechten Strafe zugeführt werden. Schon aus diesem Grunde ist es moralische Pflicht, daß alles unternommen wird, um die ruchlosen Täter zu entdecken. –
Bald war die große Verhaftungsaktion durchgeführt und 30 ehemalige Bayernwachtangehörige aus die Gendarmeriestation gebracht, von wo aus sie in zwei Lastkraftwagen nach Memmingen transportiert wurden. Inzwischen war die Kunde auch nach Memmingen und in die gesamten umliegenden Dörfer durchgedrungen. Auch hier sah man bald überall Gruppen aufgeregter Menschen stehen, die heftig debattierten. Immer dichter füllten sich die Straßen, die die Schutzhäftlinge auf dem Wege zum Gefängnis nehmen mußten. Stundenlang wartete die Menge in Memmingen, mustergültig verhielt sich SA. und Polizei, denn immer wieder galt es, beruhigend auf die Leute einzuwirken. Da – um halb 10 Uhr – kamen unter starker SS.-Bedeckung die 30 verhafteten Bayernwachtler anmarschiert, nicht gerade freudig begrüßt von der Bevölkerung. Die Menschenmenge hatte sich ins unermeßliche gesteigert, aber sie zeigte Disziplin – dank nat.-soz. Schulung.
Rasch wurden die Verhafteten durch die Straßen der Stadt geführt und ehe man sich versah, waren sie hinter den Mauern des Landgerichtsgefängnisses verschwunden; die Menschenmenge war nicht so ganz auf ihre Rechnung gekommen. Allmählich legte sich auch die Erregung wieder, sie griff einer frohen Zuversicht Platz, daß die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, derartige Freveltaten in Zukunft zu verhindern. Hinter den Gefängnismauern aber mögen die Leute – zweifellos müssen auch unter ihnen einige Unschuldige mit den Schuldigen büßen – darüber nachdenken, was durch diese Freveltat angerichtet wurde. An ihnen liegt es nun, die Polizei auf die Spur der Täter zu bringen, an ihnen liegt es zu bewirken, daß jene Burschen ermittelt werden, denn dann werden auch sie ihre Freiheit wieder sehen. Möge dieser unerquickliche Fall ein Beispiel und jenen unsauberen Elementen eine Warnung für alle Zeiten sein. K.
Keine Politik von der Kanzel
Erzbischof Dr. Gröber in Freiburg i. Br. hat an die Geistlichkeit seiner Diözese folgenden beachtlichen Erlaß gerichtet: „Die Ausübung der Predigt und des katechetischen Amtes stellt an die Seelsorger in Zeiten, wie wir sie jetzt durchleben, erhöhte Anforderungen. Sie werden zwar auch jetzt die katholische Lehre in ihrer vollen Integrität vortragen, dabei aber diejenigen Wahrheiten besonders betonen, welche zur Erhaltung des Friedens und der Einigkeit, zur Stärkung der staatlichen Autorität und zur seelischen Aufrichtung unseres Volkes geeignet sind. Im Interesse der Seelsorger selbst und der Kirche sehen wir uns weiter zu der Mahnung und Weisung veranlaßt, in Predigt, Christenlehre und Religionsunterricht, sowie in der Vereinstätigkeit und privaten Aussprache alles zu vermeiden, was als Kritik der leitenden Persönlichkeiten in Staat und Gemeinde oder der von ihnen vertretenen staatspolitischen Anschauungen ausgelegt werden könnte.“
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Dito, S. 5:
Hakenkreuz über dem Pfänder
Sie fürchten das Symbol des Sieges
Bregenz. Am See fand ein vaterländisches Konzert mit Vorführung militärischer Kampfszenen durch die Alpenjäger statt. Während dieser Feier flammte plötzlich und unerwartet in der Pfänderwand ein großes Hakenkreuz auf, das mitunter ganz rot weit über den See hin leuchtete. Noch am späten Abend wurde der Pfänder abgesperrt, um der Übeltäter habhaft zu werden. Nun begann bei den Behörden schon das Verhör zahlreicher Personen, doch blieb auch dieses bisher erfolglos. Wie erinnerlich wurde anläßlich der Sonnwendfeier am Pfänder das von den Nationalsozialisten in der Pfänderwand hergerichtete große Hakenkreuz von Soldaten in Zivil heruntergerissen und in die Tiefe geworfen. Nun flammte es anläßlich einer vaterländischen Feier dennoch auf und grüßte aus der Heimat hinüber ins große deutsches Vaterland.
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Dito, S. 6:
Der Arbeitsmarkt in der zweiten Junihälfte
Memmingen. In der zweiten Junihälfte wurde das Tempo der Aufwärtsbewegung am Arbeitsmarkt im Bereiche des Arbeitsamts Memmingen durch die anhaltende regnerische Witterung gehemmt. Am 30 Juni 1933 waren 1979 (davon 1677 männlich) Arbeitssuchende, 178 (davon 126 männlich) weniger als am 16. Juni 1933, bezw. 297 weniger als am 30. Juni 1932 zur Arbeitsvermittlung vorgemerkt.
Neben der Landwirtschaft, die neben Landhelfern zahlreiche Arbeitskräfte für die Heuernte anforderte, erwies sich das Baugewerbe in größerem Umfange als aufnahmefähig. Die Forstwirtschaft nahm im Rahmen des Sofortprogramms etwa 40 Personen auf. Von den am 30. 6. 1933 vorhandenen 1979 Arbeitssuchenden bezogen 232 Arbeitslosen- und 395 Krisenunterstützung. Die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen beträgt 405. Bei Notstandsarbeiten waren am Monatsende 266 Personen, im Freiwilligen Arbeitsdienst 325 Personen und in der Landhilfe 178 Personen beschäftigt.
Aufruf an die schwäbische Bauernschaft!
1. Der Christliche Bauernverein für Schwaben und Neuburg hat sich aufgelöst und zwar mit Wirkung vom 3. Juli 33.
2. Die bisherigen Mitglieder des Christlichen Bauernvereins für Schwaben und Neuburg können zur Nationalsoz. Bauernschaft übertreten. Die Anmeldung zur NS.-Bauernschaft erfolgt bei dem zuständigen landwirtschaftlichen Ortsgruppenfachberater, und wo ein solcher nicht vorhanden ist, beim zuständigen Ortsgruppen-, Stützpunktleiter bezw. Blockwart.
Der monatliche Beitrag beträgt 40 Pfg., die Aufnahmegebühr 1.– Mk. Die Geschäftsstelle der NS. Bauernschaft befindet sich in Augsburg, Schießgrabenstraße 14/I, Zimmer 41. Die Geschäftsstellen in den einzelnen Bezirksämtern werden später noch bekanntgegeben.
3. Die Mitglieder der NS. Bauernschaft können bei den Bezirksbauernkammern, die zu öffentlichen Auskunfts- und Beratungsstellen der NS. Bauernschaften erklärt wurden, Rat und Auskunft erholen.
4. Die Geschäftsstellen des Christlichen Bauernvereins werden aufgelöst. Bezüglich Übernahme des Vermögens und der Übernahme der Bezirkssekretäre sind Verhandlungen im Gange.
5. Durch die Auflösung des Christlichen Bauernvereins für Schwaben und Neuburg ist nun kein Hindernis mehr im Wege, die wirkliche Bauerneinigung im berufsständischem Sinne zu vollziehen.
Mit der Ernennung von Pg. R. Walther Darre zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft darf das deutsche Landvolk mit neuem Glauben in die Zukunft blicken. Reichsminister Darre vereinigt in seiner Hand sämtliche Organisationen des deutschen Bauerntums. Seine Aufgabe, der Wiederaufstieg des deutschen Landstandes und damit zum wesentlichen Teile des ganzen Volkes, ist ungeheuer schwierig. Wir glauben aber fest, daß es seinem Können, seiner Geradlinigkeit und Zielbewußtheit im Verein mit dem Vertrauen des Führers gelingen wird, dieser Aufgabe zum Nutzen des gesamten Volkes und damit des deutschen Bauernstandes gerecht zu werden.
NS. Bauernschaft Gau Schwaben: gez. Deininger, LGF. und Mitglied der Reichsführergemeinschaft des deutschen Bauerntums.
Aus der Schutzhaft entlassen
Memmingen. Im Vollzug der Anordnung des Staatsministeriums wurden gestern sämtliche in den letzten Tagen in Memmingen eingezogenen Schutzhäftlinge bis auf drei, denen bis auf weiteres Urlaub erteilt wurde, entlassen. Es handelt sich vor allem um die sämtlichen Stadträte, Bezirksräte der Bayer. Volkspartei, ferner um einige rote Gewerkschaftler und um die Arbeiter vom Bürger- und Engelbräu, die seinerzeit ihrer Erregung in etwas zu „offenherziger“ Weise Luft machten.
Die Mitglieder der ehemal. Bayerischen Volkspartei Dr. Fink, der frühere 2. Bürgermeister Fey und der ehemalige Stadtrat Mayrod wurden zunächst beurlaubt. Dagegen hatten die sämtlichen ehemaligen Stadt- und Gemeinderäte zuvor ein Schriftstück unterzeichnet, in welchem sie die Niederlegung ihrer Mandate erklären.
Nicht entlassen werden konnten die ehemaligen Bayernwachtführer Tetzel und Schwanninger, die mit dem seinerzeitigen Diebstahl der Hakenkreuzfahne vom Arbeitsdienstlager im Zusammenhang stehen, worüber die Untersuchung noch nähere Einzelheiten zutage fördern muß. Die beiden werden in den nächsten Tagen von der Schutz- in die Untersuchungshaft überführt.
Dagegen wurden, wie an anderer Stelle ausführlich berichtet, gestern 30 Mitglieder der ehemaligen Bayernwacht in Ottobeuren in das Gefängnis eingeliefert. Auch in Illerbeuren mußte zur Festnahme von zwei Personen geschritten werden, die in unbefugter Weise mit Listen Unterschriften für den dortigen als großen Hetzer bekannten Pfarrer Götz sammelten.
Die Unterbringung der 30 Schutzhäftlinge von Ottobeuren bereitete wegen der Platzverhältnisse im Gefängnis gewisse Schwierigkeiten.
Kempten. (Aus der Schutzhaft entlassen.) wurden die Bezirkstagsmitglieder der Bayer. Volkspartei: Landwirt Franz Josef Weizenegger von Altusried, Landwirt Max Müller von Reichholzried und Landwirt Josef Weinhart von Schwabelsberg. Außerdem wurde wegen Erkrankung aus der Schuhhaft entlassen Buchbinder und ehem. Stadtrat Joh. Waldenmaier von Kempten. – Die am 30. Juni in Schutzhaft genommenen ehem. sozialdemokratischen Stadträte und Funktionäre wurden in das Konzentrationslager nach Dachau überführt.
Kempten. (Aus der Schutzhaft entlassen.) Die ehemaligen Stadträte der bayerischen Volkspartei sind aus der Schutzhaft wieder entlassen worden. Lediglich der Allgäuer-Zeitung-Redakteur Frz. Jos. Meier befindet sich noch in Staatsgewahrsam, da gegen ihn ein Verfahren anhängig ist.
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Dito, S. 7:
In letzter Minute . . .
Eigene Draht- und Funknachrichten
Zentrum lost sich auf.
Berlin. Die deutsche Zentrumspartei veröffentlichte am Mittwoch Abend eine Mitteilung, wonach das Zentrum auf Grund der völlig veränderten Lage im Einvernehmen mit dem Reichskanzler beschlossen hat, sich mit sofortiger Wirkung aufzulösen.
Verdorbenes Fleisch für Dienstboten
Gefängnis für eine „vorbildliche“ Dienstherrin.
Vor dem Schöffengericht Memmingen hatte sich gestern Frau Berta Luckinger, Gattin des Oberstleutnants a. D. Luckinger in Mindelheim, wegen eines fortgesetzten Vergehens der Körperverletzung zu verantworten. Die Angeklagte behandelte ihre Dienstboten in einer geradezu unglaublichen Weise. Sie schlug ein Dienstmädchen und bedachte sie mit Ausdrücken, die nicht wiederzugeben sind. Zum Essen gab sie den Dienstboten das Fleisch von verendeten Tieren. Sie kaufte für ihre Fuchsfarm das Fleisch eines Pferdes, das mit Leberbrand behaftet war. Weiter gab sie ihren Dienstboten das Fleisch eines Schweines und einer Kuh. Beide Tiere waren an einer ekelerregenden Krankheit verendet. Das Fleisch dieser Tiere war für den menschlichen Genuß untauglich. Nach dem Genuß des Fleisches traten heftige Leibschmerzen auf und es ist nur einem glücklichen Umstand zu verdanken, daß die Folgen nicht größer waren.
Die Angeklagte leugnete. Sie konnte aber durch die Aussage der 6 Zeugen einwandfrei überführt werden. – Staatsanwalt Dr. Rauh charakterisierte in scharfen, treffenden Worten das unglaubliche Verhalten der Angeklagten und ihr Benehmen vor Gericht. Er beantragte wegen der zwei Ohrfeigen, die sie dem Dienstmädchen gab, zwei Wochen Gefängnis und wegen der Körperverletzung und des Vergehens gegen das Lebensmittelgesetz 6 Monate Gefängnis, zurückgeführt auf eine Gesamtstrafe von 6 Monaten und eine Woche Gefängnis. Das Gericht verurteilte die Angeklagte zu 4 Mongten Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe, ersatzweise weitere 10 Tage Gefängnis. Klassisch und treffend war die Aussage eines Zeugen: „Das Fleisch hat ärger gestunken wie [als] Stallmist!“
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07.07.1933, S. 3
Zeigt, daß Ihr Volksgenossen seid!
Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Frit Reinhardt, hat an alle Volksgenossen und Volksgenossinnen den folgenden Aufruf gerichtet: Die Reichsregierung der nationalsozialistischen Revolution ruft alle Volksgenossen und Volksgenossinnen auf, freiwillige Spenden zur Förderung der nationaler Arbeit zu leisten. Die Spende kann in bar, durch Zahlkarte, Postschecküberweisung oder Banküberweisung geleistet werden. Für die Entgegennahme der Spende ist das Finanzamt zuständig. Der Spender muß also den Spendebetrag bei der Kasse des Finanzamtes einzahlen oder durch Zahlkarte, Postschecküberweisung oder Banküberweisung auf das Postscheck-Konto des Finanzamtes überweisen. Arbeiter und Angestellte können ihren Arbeitgeber bitten, bei der nächsten Lohn- oder Gehaltszahlung einen besetimmten Betrag einzubehalten und für sie als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit an das Finanzamt abzuführen. Es sollte kein Angestellter und kein Beamter unterlassen, sofort zu veranlassen, daß von seinem Gehalt ein bestimmter Betrag als freiwillige Spende einbehalten und für ihn an das Finanzamt abgeführt wird. Wo die Berücksichtigung dieses Wunsches aus technischen Gründen nicht mehr möglich sein sollte, ist es Sache des Angestellten oder Beamten, den Spendenbetrag durch Zahlkarte, Postschecküberweisung oder Banküberweisung dem Konto des Finanzamtes zuzuleiten.
Es sollte auch kein Arbeiter unterlassen, seinen Arbeitgeber zu bitten, von der Lohnzahlung einen bestimmten Betrag einzubehalten und als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit für ihn an das Finanzamt weiterzuleiten. Alle Volksgenossen und Genossinnen, die nicht in einem Arbeitnehmerverhültnis stehen, sondern Unternehmer, Angehörige eines freien Berufes oder Rentner sind, überweilen, soweit es noch nicht geschehen ist, einen Betrag als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit auf das Konto des Finanzamtes. Die Reichsregierung der nationalsozialistischen Revolution erwartet, daß alle deutschen Männer und Frauen den Begriff der Volksgemeinschaft erfassen. Wer sich zur deutschen Volksgemeinschaft bekennt, der muß bereit sein, von seinem Einkommen freiwillig einen Betrag zur Förderung der nationalen Arbeit zu spenden.
Die Spende wird verwendet zur Beschaffung von Arbeit für solche Volksgenossen, die bereits seit vier Jahren ohne Einkommen sind. Ein Mindestbeitrag ist nicht vorgeschrieben. Auch der kleinste Betrag, der als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit gegeben wird, bildet einen Teil der Hilfe zur Verminderung der Arbeitslosigkeit und damit des sozialen Elends. Volksgenossen und Volksgenossinen, spendet, spendet alle, spendet sofort!
Staatssekretär Reinhardt im Rundfunk.
Berlin, 7. Juli. Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Fritz Reinhardt, hat am 6. Juli durch Rundfunk an alle Volksgenossen und Volksgenossinnen den folgenden Aufruf gerichtet: „Dem Aufruf, den ich im Auftrage der Reichsregierung heute vor einer Woche an alle Volksgenossen und Volksgenossinnen durch Rundfunk gerichtet habe, ist zahlreich Folge geleistet worden. Unzählige Beamte und Angestellte haben einen Teil ihres am 30. Juni fällig gewesenen Gehalts und unzählige Arbeiter einen Teil ihres am 1. Juli fällig gewesenen Lohnes als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit geleistet. (…)
Jeder Betrag, der, einerlei in welcher Form, als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit gegeben wird, fließt einem Sondervermögen des Reiches zu. Dieses wird restlos verwendet zur Finanzierung öffentlicher Aufträge und somit zur Vermehrung der Arbeit und zur Verminderung der Arbeitslosigkeit. Jeder Betrag, der als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit gegeben wird, und sei er noch so klein, bedeutet Arbeit. Denn jeder Betrag wird verwendet zur Vermehrung der Arbeit.
Freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit wird nicht nur von natürlichen Personen geleistet, sondern auch von Kapitalgesellschaften, Vereinen und Verbänden. Es sei hier beispielsweise nur an den Nationalsozialistischen Lehrerbund des Gaues Sachsen gedacht, der 120,000 RM. freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit geleistet hat, an den Bund der Reichssteuerbeamten, der 20,000 RM. als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit geleistet hat usw.
Deutsche Männer und Frauen, zeigt, daß Ihr Volksgenossen und Volksgenossinnen seid, beteiligt Euch alle an der freiwilligen Spende zur Förderung der nationalen Arbeit, dem großen Werk der Verminderung der Arbeitslosigkeit und damit des wirtschaftlichen Aufbaues der Nation.“
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Dito, S. 6:
Ottobeuren. (Todesfall.) Im Alter von 82 Jahren starb die Privatierswitwe Frau Viktoria Sailer, dahier. Die Verschiedene ist die Mutter des im Dezember vorigen Jahres tödlich verunglückten Küfermeisters Magnus Sailer. Trauergottesdienst: Samstagvorm. halb 10 Uhr; Beerdigung darauffolgend.
Ottobeuren. (Gartenfest.) Das seinerzeit wegen des schlechten Wetters ausgefallene Gartenfest mit italienischer Nacht im Gasthaus zur „Brieftaube“ findet nun am kommenden Sonntag, den 9. Juli statt. Beginn nachm. halb 3 Uhr. Die berühmte Handharmonikakapelle Dietmannsried – 6 Mann – spielt.
Ottobeuren. (Bekanntmachung.) Auf die an der Amtstafel des Rathauses dahier angeschlagenen Verordnung über den Verkehr mit Erzeugnissen der Margarinefabriken [und] Ölmühlen vom 13. April 1933 werden die Gastwirtschaften, Schankwirtschaften oder Speisewirtschaften, Bäcker (Kleinhandel), Konditoreien, Verkäufer von frischen Back- und Konditorwaren zur besonderen Beachtung hingewiesen. Die hienach geforderten Aushangschilder und Aufschriften auf Speisekarten etc. sind strengstens durchzuführen.
Ottobeuren. (Die Bekämpfung der Tuberkulose.) ist eine der wichtigsten Ausgaben. Diese Volkskrankheit fordert alljährlich noch viele Opfer und macht viele Menschen arbeitsunfähig, bringt über zahlreiche Familien Sorge und Not. Vor allem aber auch greift sie tief ein in das Volksvermögen, denn für die Erkrankten, die versorgt werden müssen, sind naturgemäß große Mittel aufzuwenden. Vorbeugung ist also hier das Wichtigste. Sie beginnt schon ber der Säuglingsfürsorge und wird fortgesetzt in der Betreuung der Kranken und der Familien, weiter durch Unterhaltung von Heilstätten für Kinder und Erwachsene. Viel geschieht schon auf diesem Gebiet, aber mehr noch müßte geschehen, sind doch in Bayern Im Jahre 1930 immer noch auf 10 000 Einwohner 7,8 an Tuberkulose gestorben.
Auch auf dem Lande ist die Krankheit sehr verbreitet; es wurde sogar für einzelne Gegenden eine gewisse Zunahme der Tuberkulosesterblichkeit gemeldet. Die vielfachen Aufgaben, die dem Landesverband zur Bekämpfung der Tuberkulose zufallen, erfordern naturgemäß Mittel. Neue zu beschaffen, dient die staatlich bewilligte Geldlotterie, die bei dem bescheidenen Lospreis von 50 Pfg. Bargeldgewinne von insgesamt 15 030 Mark ausschüttet. Der 1. Hauptgewinn sind 5000 RM. bar; die Ziehung findet schon am nächsten Dienstag unter notarieller Leitung statt. Wer immer kann, sollte durch Abnahme von Losen dieses Werk unterstützen. Er dient damit der Volksgesundheit und tut, was heute von jedem erwartet werden muß, auch Dienst am Vaterland.
Errichtung einer SA.-Führerschule in Memmingen (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.)
Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wird in Memmingen die Errichtung einer SA.-Führerschule mit zirka 300 Mann perfekt werden. Die Verhandlungen sind bereits abgeschlossen, der definitive Beschluß wird in den nächsten Tagen gefaßt. Die Schule wird in der ehemaligen Schmirgelfabrik – gegenwärtig das Arbeitsdienstlager – untergebracht sein.
Der Umbau wird sich auf 14 500 Mark gestalten, weitere 4 500 Mark wird die Einrichtung in Anspruch nehmen. Angebote der in Frage kommenden Firmen sind sofort einzureichen, wenn der endgültige Beschluß, an dessen Zustandekommen kaum mehr Zweifel bestehen, vorliegt. Der Umbau verschlingt deshalb eine größere Summe, weil die sämtlichen Räume auch über den Winter benützt werden, weshalb sie heizbar gemacht werden müssen. Damit wird Memmingen einen weiteren außerordentlich wertvollen Zuwachs dank nat.-soz. Initiative erhalten.
Krugzell. (Eine begrüßenswerte Maßnahme). Der Gemeinderat Krugzell hat beschlossen, daß in Zukunft alle Arbeiten, welche von der Gemeinste vergeben werden, nur von Handwerkern ausgeführt werden dürfen, welche Mitglieder des Kampfbundes des gewerblichen Mittelstandes sind.
Bad Wörishofen. (Fremdenverkehr.) Der Besuch an Kurgästen und Passanten betrug vom 1. Januar bis 6. Juli 7196 gegenüber 6882 im Vorjahre. Vom 30. Juni bis 6. Juli war ein Zugang an Kurgästen und Passanten von 715 zu verzeichnen; ortsanwesend sind zur Zeit etwa 2300 Fremde.
In letzter Minute
Eigene Draht -und Funknachrichten
Bayerischer Heimat- und Königsbund aufgelöst.
München. Der Landesleiter des Bayer. Heimat- und und Königsbundes, Freiherr zu Guttenberg teilt mit, daß der Bayer. Heimat- und Königsbund aufgelöst sei. Die Auflösung muh bis 31. Juli durchgeführt sein.
Für jeden Deutschen werden 10 Juden gehängt.
München. Gestern fand im Zirkus Krone eine Massenversammlung gegen die Vergewaltigung der deutschen Kolonisten in Rußland statt. Der stellv. Gauleiter Nippold, der ausführte, daß der Bolschewismus von Juden gemacht sei, erklärte: Es könnte der Tag kommen, an dem das deutsche Volk erklärt, für jeden Deutschen, der da drüben daran glauben muß, werden im nächsten Augenblick 10 Juden in Deutschland gehängt.
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Dito, S. 7:
Eine Fahrt ins Blaue!
Die ledige 23jährige Haustochter Centa Schuller von Kempten wurde am 8. April ds. Js. bei den „langen Ständen“ von dem wiederholt vorbestraften, geschiedenen 25jährigen Schreiner Johann Buxbaum aus Buchloe (Name und Mann riecht stark nach Israel) „angehaut“ und zwar zu einem harmlosen Spaziergang. Man gefiel einander, nur ging dem Kavalier das Geld zu früh aus, über die Freundin war ja nobel und ließ sich sogar dazu herbei, aus dem elterlichen Haushalt Gebrauchsgegenstände wie Teppiche, Schuhe usw. ins Leihhaus zu bringen. Da Buxbaum seiner Geliebten vorgemacht hatte, Vertreter der Treuschutzgesellschaft München zu sein und von dieser noch 57 Mark Lohn gut hätte, wurde ihm die Tat als Betrug ausgelegt. Schuller hätte sich in ihn nicht verliebt, wenn sie gewußt hätte, daß das mit den 57 Mark nicht wahr ist. Buxbaum erhielt deshalb 3 Monate Gefängnis.
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08.07.1933, S. 1
Die Partei ist jetzt der Staat geworden
Reichskanzler Hitler vor den Reichsstatthaltern.
Berlin, 8. Juli. Auf der Konferenz der Reichsstatthalter am 6. Juli machte Reichskanzler Adolf Hitler grundlegende Ausführungen über die Einstellung der national-sozialistischen Staatspolitik zur Wirtschaft. Der Reichskanzler ging davon aus, daß die politischen Parteien jetzt endgültig beseitigt seien. Dies sei ein geschichtlicher Vorgang, dessen politischer Tragweite man sich noch gar nicht bewußt geworden wäre.
Wir müßten jetzt die letzten Überreste der Demokratie beseitigen, insbesondere auch die Methoden der Abstimmung und der Mehrheitsbeschlüsse, wie sie heute noch vielfach bei den Kommunen, in wirtschaftlichen Organisationen und Arbeitsausschüssen vorkommen und die Verantwortung der Einzelpersönlichkeit überall zur Geltung bringen. Der Erringung der äußeren Macht muß die innere Erziehung der Menschen folgen. Man müsse sich davor (Fortsetzung auf Seite 2.)
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Dito, S. 2
Die Stadt- und Gemeinderäte werden ergänzt
Neubesetzungen
Ergänzung der Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage.
München, 8. Juli. (Amtlich.) Der Staatsminister des Innern , A. Wagner, erläßt folgende Bekanntmachung: Infolge der Entwicklung der politischen Verhältnisse in der letzten Zeit haben vielfach die Mitglieder der BVP. und der SPD. in den Gemeinderäten, Bezirkstagen und Kreistagen samt den Ersatzmännern ihre Sitze niedergelegt. In solchen Fällen sind die Mitglieder für die freigewordenen Sitze in entsprechender Anwendung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Gleichschaltung der Gemeinden und Gemeindeverbände mit Land und Reich vom 10. Mai 1933 von der Staatsaufsichtsbehörde zu bestellen. Die Bestellung hat zu erfolgen bei den Mitgliedern
1. der Gemeinderäte mittelbarer Gemeinden durch das Bezirksamt im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP.;
2. der Gemeinderäte in unmittelbaren Gemeinden durch die Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP. vorzulegenden Vorschlag des Bezirksamts;
3. der Bezirkstage durch die Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP, zu erstellenden Vorschlag des Bezirksamtes;
4. der Kreistage durch das Staatsministerium des Innern. In den Fällen der Ziffer 4 haben die Regierungen, K.d.I., im Einvernehmen mit der Gauleitung der NSDAP. Vorschläge vorzulegen.
Die Besetzung freigewordener Sitze ist zu beschleunigen.
50 marxistische Ärzte verhaftet
Zentrale für Greuelpropaganda.
Berlin, 8. Juli. Auf Anordnung des Geheimen Staatspolizeiamtes wurden in der vergangenen Nacht 50 Berliner Ärzte verhaftet, die sich unter dem Namen „Beratungsstelle für Ärzte“ in Verbindung mit der Berliner jüdischen Gemeinde zu einer Vereinigung marxistischer, kommunistischer und anarchistischer Ärzte zusammengetan hatten. Die bisher getroffenen Feststellungen haben bereits ergeben, daß es sich bei der Geheimorganisation dieser Aerzte um eine Zentralstelle der Greuelpropagandaverbreitung handelt. Auch landesverräterisches Material wurde vorgefunden. Außerdem liegen Schrifttücke vor, aus denen hervorgeht, daß zur Sabotage gegen die Regierung der nationalen Revolution aufgefordert wurde.
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Dito, S. 3
[Foto mit Bildunterschrift]
500 Salzburger Kinder trafen aus der Durchreise nach Ostpreußen auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin ein. Sie folgen einer Einladung des Vereins heimattreuer Ostpreußen anläßlich des Gedenkens an die vor 200 Jahren erfolgte Ansiedlung flüchtiger Salzburger Protestanten in Ostpreußen.
Sitte und Anstand beim Baden
Oberpolizeiliche Vorschriften des Innenministeriums.
München, 8. Juli. (Amtlich.) Das Staatsministerium des Innern erläßt aus Grund Art. 44a des Polizeistrafgesetzbuches für die Badezeit 1933 folgende oberpolizeiliche Vorschriften:
§ 1. Das öffentliche Nacktbaden ist verboten. Frauen dürfen öffentlich nur baden, wenn sie einen vollständigen Bade- oder Strandanzug tragen. Männer dürfen öffentlich nur baden, wenn sie einen Badeanzug oder eine Badehose tragen. Das öffentliche Baden in sogenannten Dreiecksbadehosen ist verboten. Die drei letzten Bestimmungen gelten nicht für das Baden in Badeanstalten, in denen Männer und Frauen getrennt baden.
§ 2. Im Wasser sowie auf den Badeplätzen ist jedes Verhalten zu unterlassen, das in sittlicher Beziehung Ärgernis zu geben geeignet ist.
§ 3. Es ist verboten, nur mit einem Badeanzug bekleidet öffentliche Gaststätten aufzusuchen oder sich in diesen aufzuhalten, es sei denn, daß die Gaststätten zur Badeanstalt gehören oder von dieser aus unmittelbar zugänglich sind.
§ 4. Weitergehende bezirks- oder ortspolizeiliche Vorschriften bleiben unberührt.
§ 5. Als öffentlich im Sinne dieser Vorschrift gilt das Baden dann, wenn es von öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen aus eingesehen werden kann oder an einem jedermann zugänglichen Orte stattfindet.
§ 6. Die vorstehenden Vorschriften gelten für das öffentiche Licht-, Luft- und Sonnenbaden entsprechend, auch wenn ein Baden im Wasser damit nicht verbunden ist.
§ 7. Das Staatsministerium des Innern kann Ausführungs- und Ergänzungsvorschriften erlassen.
§ 8. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Vorschriften werden nach Art. 44a des Polizeistrafgesetzbuches bestraft.
§ 9. Die vorstehenden Vorschriften treten mit der Verkündung in Kraft.
Ottobeuren. (Abschied von Pg. Haupt.) Am Donnerstag mittag erfolgte die Abreise unseres bisherigen 1. Ortsgruppenleiters Pg. Apotheker Haupt, der infolge Lösung seines Dienstverhältnisses Abschied von Ottobeuren nehmen mußte. Zum letzten Abschied am Bahnhof fanden sich die Mitglieder der Ortsgruppe, sowie Abordnungen von SS. und SA. ein. Wir haben bereits von der offiziellem Abschiedsfeier berichtet und dabei auch die großen Verdienste die sich Pg. Haupt hier um unsere Bewegung und Ortsgruppe erworben, erwähnt. Zum Abschied wurde Pg. Haupt durch die Ortsgruppe eine kleine Erinnerung an Ottobeuren überreicht. Unserem lieben Pg. Haupt wünschen wir aber auch an dieser Stelle recht viel Glück in der Zukunft.
Ottobeuren. (Veranstaltungen ant Sonntag.) Im Gasthaus zur „Brieftaube“ ist Gartenkonzert mit italienischer Nacht. – Der Luftsportverband e. V. Berlin, Ortsgruppe Ottobeuren, veranstaltet ant Sonntag nachm. 3 Uhr am Friedhofweg einen Zeppelinluftballonstart.
Ottobeuren. (Die Kunstausstellung im Sitzungssaal des Rathauses.) Wir verweisen auf die schon angekündigte Ausstellung der Gemeinschaft „Die Freunde der bildenden Kunst“ e. V. in Ottobeuren, Rathaus Sitzungssaal 1. Stock, vom 7. Juli bis 10. Juli, durchgehend geöffnet von 10 Uhr bis 6 Uhr. Die Ausstellung verdient regen Besuch; vor allem, ist es im Interesse der volksbildnerischen Bestrebungen der Gemeinschaft gelegen, wenn die Schulen den interessanten Vortrag des Ausstellungsleiters hören, um sich vom Wesen deutscher Kunst und der graphischen Techniken einen umfassenden Einblick verschaffen. Es sind Arbeiten ausgestellt von Bock, Broel, Haider, Kubin, Quante, Scharf, Schinnerer, Schropp, Siegler, Slevogt, Steppes, Wild und Zintl. Um billigen Preis kann von Kunstliebhaber das ein oder andere Stück erworben werden. Wir empfehlen nochmals allen den Besuch der Ausstellung.
Ottobeuren. (Vortrag über Luftfahrt und Luftschutz). Zu dem heute abends 8 Uhr im Gasthaus zur Post stattfindenden Lichtbildervortrag „Luftfahrt und Luftschutz“ laden wir die verehrt. Einwohnerschaft, sowie SA und SS. und Stahlhelm herzlichst ein. Der Lichtbildervortrag wurde vor 8 Tagen in Memmingen mit sehr gutem Erfolg durchgeführt. Der Zeppelinluftballonstart findet am Sonntag nachm. 3 Uhr am Friedhofweg statt. Zur Deckung der Unkosten 30 Pfg. Eintritt; Wehrsportorganisationen geschlossen 15 Pfg. (Luftsportverband e. V. Berlin, Ortsgruppe Ottobeuren).
Illerbeuren. (In Schutzhaft genommen.) Vorgestern früh wurden die Landwirte Josef Gromer und Michael Natterer in Schutzhaft genommen. Die Verhaftung erfolgte wegen Sammeln von Unterschriften.
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Dito, S. 7:
Hausierer und Wandergewerbe
Die Ortsvereinigung Memmingen und Umgebung des bayer. Einzelhandels ersucht uns um Aufnahme des Nachstehenden: Hausier- und Wandergewerbe hat es schon vor dem Krieg gegeben, war aber damals bedeutungslos. Die Notwendigkeit dieses Gewerbes in jener Zeit war vorhanden, da in vielen Ortschaften kein einziger Laden war. Die außerordentlich große Zunahme ist eine Erscheinung der Wirtschaftsverschlechterung. Viele Menschen, die keine Unterstützung beziehen wollten, oder schließlich konnten, gingen zum Hausierhandel über. Leider aber auch viele, die im Hausieren einen Nebenverdienst suchten. Wenn nun im Lauf der Zeit die wirtschaftlichen Verhältnisse besser werden und die Arbeitslosigkeit immer kleiner wird, dank der Arbeit der nationalsozialistischen Regierung, wird das Hausier- und Wandergewerbe von selbst die Bedeutüng wieder verlieren, die es schließlich heute hat.
Es ist klar, daß heute der Grundsatz überall gelten muß: Gemeinnutz vor Eigennutz und „leben und lehen lassen“, damit ist aber nicht gemeint, daß das Hausier- und Wandergewerbe überall restlos anerkannt werden muß, denn heute ist vielfach das Hausieren zu einem Unfug geworden oder zu einer Plage. Man hört doch so oft und so oft sagen, daß an manchen Tagen zu Privatpersonen schon zehn Hausierer gekommen sind, von denen manche sehr anständig, manche recht unbescheiden und manche sogar mit Drohungen unter der Türe standen. Und wieviele Hausierer gibt es heute noch, die keinen Schein haben? Auch darüber wird kein Zweifel bestehen, daß der ortsansässige Geschäftsmann wesentlich mehr an Steuern zu bezahlen hat, als das Hausier- und Wandergewerbe.
Wir im Einzelhandel Memmingen kämpfen heute nicht gegen das Hausierwesen, weil wir bestimmt wissen, daß im Lauf der Zeit dieses Gewerbe mit der fortschreitenden Wirtschaftsbesserung wieder abnehmen wird, sondern gegen das Hausier-Unwesen. Wir können auch niemals dulden, daß heute aufgefordert wird, daß sich die Zeitungen zugunsten des Hausiergewerbes umstellen und dafür sich einsetzen. Gewiß, auch der Hausierhandel und das Wandergewerbe haben die Berechtigung, für ihre Interessen sich einzusetzen, aber auch wir lassen uns das Recht nicht nehmen, auf den Ruf „Kauft an der Tür“ zu schreiben: Kauft beim Memminger Einzelhandel!
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10.07.1933, S. 1
Ein neuer Beweis der Kirchenfreundlichkeit der Hitlerbewegung
Reichskonkordat paraphiert v. Papen zur Paraphierung.
Berlin, 10. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskonkordat ist Samstag abend 18 Uhr von Vizekanzler v. Papen und Kardinalstaatssekretär Pacelli paraphiert worden. Vizekanzler v. Papen teilt zu der Paraphierung des Konkordats folgendes mit: „Das Konkordat zwischen dem Hl. Stuhl und dem Deutschen Reich ist am Samstag nachmittag paraphiert worden. Der Abschluß dieses Vertragswerkes ist historisch bedeutsam, weil zum erstenmal seit der Gründung des Reiches dieses seine rechtlichen Beziehungen zu dem Hl. Stuhl regelt, was bisher den deutschen Ländern vorbehalten war. Nicht minder bedeutsam aber ist es, daß die beiden hohen Autoritäten, von deren Zusammenwirken das Wohl der Völker abhängt – nämlich die Autorität der Kirche und des Staates – in diesem Vertrage ihre von Gott gesetzte Einflußsphäre sich gegenseitig sichern und gegeneinander abgrenzen, um in umso größerer Harmonie der geistigen, kulturellen und staatlichen Wohlfahrt des Landes zu dienen. Die Herstellung klarer Zuständigkeiten wird in Zukunft jeden Streit zwischen dem Staat und der Kirche ausschließen. Ich bin überzeugt, daß das abgeschlossene Konkordat einmal der geistigen Mission der Kirche nützlich sein wird, dann aber auch in hervorragendem Maße dem inneren Frieden des deutschen Volkes und dem Werden des neuen Staates dienen wird.“
Eine Verfügung des Reichskanzlers zum Konkordatsabschluß.
Berlin, 10. Juli. Gleichzeitig mit dem Abschluß des Konkordats erläßt der Reichskanzler die folgende Verfügung: Durch den Abschluß des Konkordats zwischen dem Hl. Stuhl und der deutschen Reichsregierung erscheint mir genügende Gewähr dafür gegeben, daß sich die Reichsangehörigen des römisch-katholischen Bekenntnisses von jetzt ab rückhaltlos in den Dienst des neuen nationalsozialistischen Staates stellen werden: Ich ordne daher an:
1. Die Auflösung solcher katholischen Organisationen, die durch den vorliegenden Vertrag anerkannt sind und deren Auflösung ohne Anweisung der Reichsregierung erfolgte, ist sofort rückgängig zu machen.
2. Alle Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und andere Führer dieser katholischen Organisationen sind aufzuheben. Eine Wiederholung solcher Maßnahmen ist für die Zukunft unzulässig und wird nach Maßgabe der bestehenden Gesetze bestraft. Ich bin glücklich in der Überzeugung, daß nunmehr eine Epoche ihren Abschluß gefunden hat, in der leider nur zu oft religiöse und politische Interessen in eine scheinbar unlösliche Gegensätzlichkeit geraten waren. Der zwischen dem Reich und der Katholischen Kirche abgeschlossene Vertrag wird auch auf diesem Gebiet der Herstellung des Friedens dienen, dessen alle bedürfen. Ich habe die starke Hoffnung, daß die Regelung der das evangelische Glaubensbekenntnis bewegenden Fragen in kurzer Zeit diesen Akt der Befriedung glücklich vollenden wird. gez. Adolf Hitler.“
Glückwunschtelegramm Hitlers an Papen. Berlin, 10. Juli. Der Reichskanzler hat zum Abschluß des Konkordats folgendes Telegramm an Vizekanzler v. Papen gerichtet:
„Nehmen Sie bitte, Herr Vizekanzler, zu dem erfolgreichen Abschluß des neuen Vertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Katholischen Kirche meine aufrichtigsten Glückwünsche und meinen Dank entgegen. Herzlichst gez. Adolf Hitler.“
Vizekanzler v. Papen aus Rom abgereist.
Rom, 10. Juli. Vizekanzler v. Papen hat Rom am Samstag mit dem Zuge um 21 Uhr 30 verlassen. Er wird voraussichtlich am Montag vormittag in Berlin eintreffen.
Der „Völkische Beobachter“ zum Konkordatsabschluß.
Berlin, 10. Juli. Wie dem „Völkischen Beobachter“ aus Rom gemeldet wird, wird Vizekanzler v. Papen in zwei bis drei Wochen wieder nach Rom zurückkehren. Die Veröffentlichung des Wortlauts des Konkordats wird erst nach seiner Unterzeichnung erfolgen. Das Ergebnis der Verhandlungen ist auch vom Vatikan mit großer Befriedigung aufgenommen worden. Der „Völkische Beobachter“ schreibt unter dem Titel „Eine neue entscheidende Tat“ zu dem Abschluß des Konkordats, der Abschluß sei eine neue entscheidende Tat der Regierung Hitler. Alle jene Anwürfe, mit denen das Zentrum jahrelang gegen die NSDAP. gearbeitet habe, seien als unwahrhaftig erwiesen worden, mehr, gerade mit Adolf Hitler habe der Vatikan ein Abkommen in dem Augenblick unterzeichnet, da das Zentrum von der Bühne der Politik für immer verschwunden sei. Mit dem neuen Konkordat sei eine unselige Epoche des deutschen Lebens abgeschlossen worden, in der man glaubte, zur Vertretung religiöser Anschauungen die Staatspolitik in Anspruch nehmen zu müssen; ja, in der man diese überhaupt nur als ein Werkzeug zur Vertretung außerstaatlicher Zielsetzungen wertete. Die klare Entscheidung der Kompetenten, so sagt das Blatt weiter, sei nunmehr durch den beiderseitigen Staatsakt klar zum Ausdruck gebracht worden und die Verfügung des Kanzlers werde das Übrige tun, um den besten Willen des Deutschen Reiches zur Befriedung des gegenseitigen Verhältnisses zu unterstreichen. Die Kirche erhalte, was ihrer Aufgabe, der deutsche Volksstaat das, was ihm zur Führung der Verteidigung des Ganzen unbedingt zusteht. Eine allgemeine Beruhigung der Gemüter werde hoffentlich die Folge dieses Konkordatsabschlusses sein und alle unnützen Konflikte ausschalten. Ein besonderes Verdienst für die glückliche Regelung der schwierigen Frage komme dem Vizekanzler v. Papen zu, der als guter Deutscher und treuer Katholik seine große Mission in geschickter Weise zu Ende geführt habe. Der „Völkische Beobachter“ schließt, wir wollen deshalb am heutigen Tage die Hoffnung aussprechen, daß durch die endlich einmal gelungene staatsrechtliche Klärung der Anfang gemacht worden ist und zu einer alle gerechten Ansprüche befriedigenden neuen Entwicklung des deutschen Volkes in allen seinen Bekenntnissen.
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Dito, S. 4:
Der Zeppelin das beste Verkehrsmittel der Welt
In 1 Minute 1 Kilometer!
Der Kampf um die Zeppelin-Verbindung nach Südamerika
Das deutsche Zeppelin-Luftschiff hat seine dritte Reise nach Südamerika hinter sich. Wiederum erreichte es die seltene Geschwindigkeit, daß es in einer Minute drei Kilometer zurücklegte. Wenn „Graf Zeppelin“ immer wieder nach Rio de Janeiro fliegt, um einen regelmässigen Luftschiffsdienst Friedrichshafen - Rio einzurichten, so steht hier nicht nur die reine Verkehrsfrage auf dem Spiel. Es handelt sich vielmehr für Deutschland darum, sich in dem wirtschaftlich für die nächsten Jahre aussichtsreichen großer Absatzgebiet in Südamerika wieder den alter Platz für seinen Export zu erobern, den es zunächst durch die Folgen des Krieges und dann durch die Wirtschaftskrise der letzten Jahre teilweise verloren hat. In dieser Hinsicht sind schon die psychologischen Wirkungen des Zeppelinverkehrs nicht hoch genug zu veranschlagen. Man erkennt drei bereits, wenn man hört, daß eine japanische Firma Dr. Eckener bestätigt hat, sie habe den Bau eines Wolkenkratzers dessen Vergebung nach England beinahe feststand, nur unter dem gewaltigen Eindruck des Japanbesuches des „Graf Zeppelin“ an ein deutsches Unternehmen vergeben. Es ist selbstverständlich, daß diese psychologischen Faktoren in Südamerika, besonders bei der Mentalität des außerordentlich begeisterungsfähigen und vom Willen zu technischem und kulturellem Fortschritt erfüllten brasilianischen Volkes noch weit wirksamer sein müssen. Tatsächlich hört man schon jetzt in den Tagen vor und nach den Zepp-besuchen in Rio, wo man auch hinkommt, spontane Äußerungen der Bewunderung und Achtung für Deutschland, die nicht nur als Augenblickserfolg gewertet werden dürfen.
Zu dieser Bedeutung des Zeppelinverkehrs tritt noch die praktische Bedeutung, die es für den deutschen Export haben muß, wenn mit einem Schlag die Verbindung mit seiner südamerikanischen Absatzgebieten für den Postverkehr um das Doppelte und für den Passagierverkehr sogar um mehr als das Dreifache gegenüber den schnellsten Luxusdampfern verbessern wird.
Während besonders in früheren Jahren die offizielle Unterstützung der Zeppelinpläne in Verkennung dieser Bedeutung oft etwas zu wünschen übrig ließ, ist von französischer Seite die lebenswichtige Bedeutung des Flugverkehrs nach Südamerika als Prestigefrage schon längst gewürdigt worden. Frankreich hat deshalb alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Ausschaltung des Luftpostverkehrs durch den Zeppelin zu verhindern. Im „Arc-en-Ciel“ („Regenbogen“) glaubte man das geeignete Flugzeug geschaffen zu haben, das den direkten Postflugverkehr nach Südamerika durchführen kann. Mit riesigem Reklameaufwand flog die Maschine zu ihrem Rekordflug nach Südamerika ab. Das heißt, sie änderte vorsichtshalber bereits vor dem Abflug ihre Route. Aus dem angekündigten Non-stop-Flug (ohne Unterbrechung) Frankreich - Buenos Aires wurde ein Etappenflug, der allerdings dafür bereits die Probe des regelmäßigen Streckenverkehrs ablegen sollte. Der Rest ist bekannt: auf jedem Flugplatz blieb die schwere Maschine mehrere Male im Dreck stecken. Beim Rückflug kam sie überhaupt nicht mehr über Natal hinaus. Zunächst taugte der dortige Flugplatz nichts, dann das Wetter, dann das in Brasilien im nationalen Flugverkehr schon seit fünf Jahren mit Erfolg verwandte Brennmaterial. Fünf Monate dauerte der hierdurch bedingte Aufenthalt des Flugzeuges in Brasilien. Erst die Wiederaufnahme der Zeppelinflüge weckte auch den Ehrgeiz der französischen Piloten. Der „Arc-en-Ciel“ flog nach Afrika zurück und fand nach einigen Pannen schließlich auch wieder den Weg nach Frankreich. Sportlich war dabei sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg die Überquerung des Atlantischen Ozeans durch die französischen Piloten sicher eine von deutscher und brasilianischer Seite voll anerkannte Leistung, wenn sie auch zu fast gleicher Zeit von einem polnischer Flieger genauso schön und mit erheblich weniger Aufwand an siegverkündenden Havas-Telegrammen vollbracht worben ist. Verkehrstechnisch war der Flug aber ein absoluter Mißerfolg. Ein Brief, der mit ihm von Buenos Aires nach Paris befördert worden wäre, hätte erst ein halbes Jahr nach Absendung den Adressaten erreicht. Erwiesen war also nur, daß außer dem Zeppelin eben noch kein Verkehrsmittel existiert, das in regelmäßigem Dienst den Ozean ohne Zwischenlandung sicher überwinden kann.
Die französische Luftpostgesellschaft wurde dadurch nicht im geringsten daran gehindert, an alle südamerikanischer Zeitungen Interviews zu erteilen, daß nunmehr der regelmäßige Flugdienst Frankreich - Buenos Aires binnen kurzem aufgenommen würde. Natürlich ist sich die französisch Propaganda bewußt, daß sie trotz des alten Prestiges, an das sie sich in Südamerika stützen kann, mit derartig phantastischen Behauptungen keinen nennenswerten Eindruck mehr erzielen kann. Also versucht man es gleichzeitig mit einer unauffälligen Verleumdungskampagne. Vor jeder Wiederaufnahme der Zeppelinflüge nach Brasilien verbreitet die Havas irreführende Meldungen über Abfahrtsdaten, angebliche Wetterschwierigkeiten, die sie natürlich nachher wieder berichtigt, nachdem sie ihre Wirkung getan haben. Man wird sich noch an die Zeitungsente vor der angeblichen Notlandung des „Graf Zeppelin“ im Rhonetal erinnern. Nach der Katastrophe des amerikanischen Luftschiffes Akron, deren Ursache sich jetzt als Navigationsfehler herausstellt, wurde von französischer Seite besonders in Brasilien die Verkehrssicherheit des Luftschiffes in Zweifel gestellt. In Argentinien ist die französische Kampagne geger den Zepp vielleicht noch stärker.
Überraschend erscheint zunächst, daß gelegentlich auch bekannt wird, wie von nordamerikanischer Versuche unternommen werden, um den Zeppelinverkehr nad Südamerika in seiner Durchführung zu erschweren. Die Befürchtung handelspolitischer Umschichtungen durch dir günstigen Zeppelinfahrten ruft auch hier also Gegenmaßnahmen hervor. Trotz dieser Hemmnisse, die insbesondere das Wühler Frankreichs schafft, wird sicherlich die Verbindung Europas mit dem südamerikanischen Kontinent durch den Zeppelindienst erreicht werden und in Verbindung mit den geplanter Lufthansaflügen über die schwimmende Flugstation „Westfalen“ für absehbare Zeit auch den bestmöglicher Dienst darstellen. Es ist allerdings zur Erreichung dieses Zieles von Nutzen, wenn man sich vor Augen hält, welche ausschlaggebende Bedeutung die anderen europäischen Mächte dieser Verkehrsfrage teilweise beimessen und wie sie staatlicherseits und durch ihre zentralen Wirtschaftsverbünde die Bemühungen der französischen, englischen und amerikanischen Luftverkehrsunternehmungen unterstützen.
München. (Zuständigkeit in Schutzhaftangelegenheiten.) Die häufigen Anfragen, Gesuche und Anträge, welche dem bayer. Staatsministerium der Justiz in Schutzhaftangelegenheiten zugehen, veranlassen den bayer. Staatsminister der Justiz Dr. Frank zu dem Hinweis, das das Staatsministerium der Justiz und die ihm unterstellten Behörden für die Verhängung, Durchführung und Aufhebung der Schutzhaft nicht zuständig sind. Ebensowenig obliegt ihnen die Fürsorge für die Schutzgefangenen. Ausschließlich zuständig für alle Schutzhaftangelegenheiten ist das bayer. Staatsministerium des Innern und die diesem unterstellte Politische Polizei. Gesuche in Schutzhaftsachen sind daher zum Zwecke der Zeitersparnis unmittelbar an diese Stellen zu richten.
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11.07.1933, S. 5
Volk, fliege du wieder …
Luftfahrt und Luftschutz.
Ottobeuren. Durch die Initiative der Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes e. V. Berlin wurde bereits in einer Versammlung im Schiffsaal am Samstag, den 1. Juli in Memmingen dieses aktuelle Thema zur Sprache gebracht. Letzten Samstag lud nun unsere Ortsgrupppe die ganze Einwohnerschaft von hier ebenfalls zu einem Lichtbildervortrag im Gasthof zur Post ein. Den Hauptteil der Besucher stellte SA., SS., Stahlhelm und Arbeitsdienst, wahrend die sonstige Bevölkerung recht schwach vertreten war. Auch für Ottobeuren gilt der Satz des Berichterstatters der Memminger Versammlung: „Zu einem solch wichtigen Thema hätte jeder Deutsche hergehört, denn hier kann man sein „National-Sein“ praktisch beweisen.“
Der Leiter H. Edmund Strauß hieß alle Besucher insbesondere SA., SS., Stahlhelm und Herrn Bürgermeister Fickler herzlich willkommen und gab dem Referenten Herrn Julius Scheid das Wort, der die furchtbare Wehrlosigkeit unseres Vaterlandes aufzeigte. Luftwehrlosigkeit – nichts habe dieses eindringlicher bewiesen als das Vorkommnis der letzten Wochen, da zwei fremde Flugzeuge Berlin überflogen und Flugblätter abwarfen – es hätten auch Bomben sein können –. Wehrhaftigkeit zu Luft müsse wieder erkämpft werden. Durch den Vertrag von Versailles wurde, wie auch aus anderen Gebieten, uns alles Recht in flugtechnischer Hinsicht genommen. Für jeden ist es Pflicht, die Arbeit des deutschen Luftsportverbandes zu unterstützen. Mit über 3000 Geschwadern, mit 15 000 Flugzeugen kann Deutschland von seinen Gegnern nach jeder Richtung hin durchflogen und Stadt und Land mühelos dem Erdboden gleichgemacht werden. Hier erwächst für jeden Deutschen die Pflicht, mitzuarbeiten.
Nach Einschaltung einer kurzen Pause, die ausgefüllt war von schneidgen Marschweisen einer Abteilung der hiesigen SA.-Kapelle begann der Lichtbildervortrag, der wiederum die Notwendigkeit des Flugzeuges bewies. Zum Schlusse dieser Lichtbilder sahen wir unsere toten Fliegerhelden v. Mälzer - Memmingen, Bölke, v. Richthofen und den Wahlspruch: „Wir toten Flieger blieben Sieger durch uns allein – Volk fliege wieder und du wirst Sieger durch dich allein.“
Nach dem Liede der Deutschen ergriff 1. Bürgermeister Fickler kurz das Wort und dankte der Vorstandschaft und dem Referenten. Es werde noch lange dauern bis zur Freiheit. Der Versailler Vertrag ist es noch immer, der unser Volk knebelt. Freiburg ist ein Schandfleck für unsere ehem. Gegner. Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, wird auch Deutschland Gerechtigkeit widerfahren. Mit dem Horst Wessellied klang der Abend aus. Den Mitgliedern der Ortsgruppe Ottobeuren des Deutschen Luftsportverbandes auch für die Zukunft vollen Erfolg.
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Dito, S. 8:
Bekanntmachung.
Am Dienstag, 11. 7. 1933 um 20.15 Uhr findet dahier im Gasthaus „Bräustüberl“ eine Versammlung statt. Gegenstand: Errichtung eines Stammlagers für Arbeitsdienstpflichtige. Die gesamte Geschäftswelt von Mindelheim wird hierzu eingeladen. Das Erscheinen der Mitglieder des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand, Ortsgruppe Mindelheim, ist Pflicht.
Kreisleitung der N.S.D.A.P. Schug, Kreisleiter.
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12.07.1933, S. 2
Die Gesamtrundfunkteilnehmerzahl im Deutschen Reich betrug am 1. Juli 1933 4 521 106 gegem über 4 553 380 am 1. Juni. Hiernach ist im Laufe des Monats Jun i eine Abnahme von 32 274 Teilnehmern eingetreten, die sich durch die in jedem Jahre üblichen Sommerabmeldungen erklärt.
Gegenüber der Meldung einer ausländischen Telegraphenagentur, worin die Zahl der politischen Schutzhäftlinge in Deutschland mit 100 000 angegeben ist, stellt der Amtliche Preußische Pressedienst fest, daß zur Zeit in ganz Deutschland 18 000 Personen sich in Schutzhaft befinden. In Preußen beträgt die Zahl der Schutzhäftlinge nach den Feststellungen des Geheimen Polizeiamtes rund 12 000.
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Dito, S. 5:
München. (Die Beschmierer des „Vater Rhein-Brunnens“ festgenommen.) Bekanntlich wurden vor einigen Tagen die Pfeiler des Vater Rhein-Brunnens auf der Praterinsel in München mit roter Farbe beschmiert. Auf der einen Seite wurde ein Sowjetstern, aus der anderen die Inschrift „Rotfront!“ angeschmiert. Der Bayer. Polit. Polizei ist es nun gelungen, die Täter gestern festzunehmen. Es handelt sich um einen 22jährigen Kellner und einen 18jähringen Koch. Sie sind geständig. Die beiden wurden dem Gericht überstellt.
Holzkirchen. (Eine gemeine Tat.) In Holzkircher wurde die Hitler Eiche in halber Höhe des Stammes eingesägt. Der Täter, der ein Linkshänder gewesen sein könnte dürfte bei der Ausübung seiner gemeinen Tat gestört worden sein. Er ist noch unbekannt.
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Dito, S. 6:
Die Volkszählung in Memmingen ist abgeschlossen
Größte Bevölkerungszunahme von allen kreisunmittelbaren Städten Schwabens. –
Dutzend Konfessionen sind ist Memmingen vertreten.
Memmingen. Die Zähler sind nun in Memmingen mit ihrer Arbeit fertig. Wer glaubte, mit dem Austeilen und Abholen, der Papiere sei alles erledigt, hatte sich schwer getäuscht. Das Gesamtzählwerk wurde in der Zeit vom 20. Juni bis 11. Juli beim Stadtrat Memmingen amtlich durchgeführt. Im Stadtbezirk Memmingen wurden ausgefüllt:
111 Kontrollisten der Zähler,
2147 Grundstückslisten,
4111 Haushaltungslisten,
168 Land- und Forstwirtschaftskarten,
685 Gewerbekarten.
Die Durchführung des gesamten Zählwerkes ergab für den Stadtbezirk Memmingen nun folgendes Bild:
Am 16. Juni 1933 waren anwesend: 15 246 Personen, vorübergehend abwesend waren 432 Personen, das ergibt einen Personenstand von 15 678. Vorübergehend anwesend (Reisende, Fremde usw. waren 274 Personen). Es ergibt sich für Memmingen eine Wohnbevölkerung von 15 404 Personen, das sind 192 Personen mehr als beim vorläufigen Ergebnis, das wir schon vor einigen Wochen veröffentlichten.
Wie verteilt sich die Bevölkerung auf die einzelnen Konfessionen? Nach Konfessionen ausgeschieden ergibt sich folgendes Bild:
Römisch-Katholisch 8268 Personen
Altkatholisch 7 Personen
Evang -Luther. 6669 Personen (Pfarrei St. Martin 3870, Unser Frauen 2799)
Reformierte 42 Personen
Evang. Freikirche 14 Personen
Neuapostolische 99 Personen
Juden 162 Personen
Religionslos 66 Personen
Adventisten 39 Personen
Freidenker 22 Personen
Volksmission 9 Personen
Deutscher Monistenbund 3 Personen [wurde am 16. Dezember 1933 verboten]
Methodisten 3 Personen
Buddhisten 1 Person
Die meisten, haben wohl nicht gedacht, daß in unserer Stadt so viele Konfessionen vertreten sind. Die römisch-kathol. Kirche kann in Memmingen gegenüber der letzten Volkszählung im Jahre 1925 einen Zuwachs von etwa 1000 Gläubigen verzeichnen.
Stärkste Bevölterungszunahme von allen kreisunmittelbaren Städten Schwabens!
Gegenüber der Volkszählung im Jahre 1925, bei der sich in Memmingen ein Bevölkerungsstand von 14 058 Personen ergab, hat diese Zählung eine Bevölkerungszunahme von 9,2 Prozent erbracht. Damit hat die Stadt Memmingen die relativ größte Zunahme von allen kreisunmittelbaren Städten des Schwabenlandes zu verzeichnen. Es folgen dann die nachgenannten kreisunmittelbaren Städte Schwabens:
Kempten mit 8,3 Prozent Bevölkerungszunahme,
Günzburg mit 8,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Neu-Ulm Mit 7,6 Prozent Bevölkerungszunahme,
Kaufbeuren mit 5,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Donauwörth mit 4,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Augsburg mit 3,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Neuburg a. D. mit 2,0 Prozent Bevölkerungszunahme,
Dillingen a. D. mit 1,6 Prozent Bevölkerungszunahme,
Lindau i. B . mit 0,5 Prozent Bevölkerungszunahme.
Die Stadt Nördlingen hat eine Bevölkerungsabnahme von 3 Prozent zu verzeichnen.
. . . und Lustiges aus trockener Statistik. Natürlich: spricht auch aus manchen Listen, die von den Einwohnern mit mehr oder weniger großem Kopfzerbrechen ausgefüllt wurden, manch heiteres Wort. Die Zähler hatten ein mühevolles Amt. Und beim Einsammeln der Listen ereignete sich oft manch, heiteres Mißverständnis. Unwirsch meinte mancher: „Was scho wieder a Zählung! Ja moinens denn, i hab weiter nix zum to, als mi stundenlang hinta des Zeigs do zum setza? Überhaupts, was Ihr da alles wissa wollt, dös goht niemand nix a. Schweinezählung, Obstbaumzählung, Volkszählung, ja moinet Ihr denn, i bin ganz verrückt worda!“
Solch es und ähnliches mußten die Zähler anhören. Die Kontrolle der Listen war gar nicht so trocken. So manche Stilblüte und so mancher Witz war oft mit ungelenker Hand auf die Lifte gekritzelt. Nun ist das Werk vollbracht. Der Zählungskommissar, Oberinspektor Döring, hat mit seinem Mitarbeiterstab das Zählwerk schnell und zuverlässig durchgeführt. Das Ergebnis ist erfreulich. Hoffentlich ergibt die nächste Volkszählung, die in ein paar Jahren stattfinden wird, wieder einen Zuwachs unserer Heimatstadt. M.
Memmimgen. (Stahlhelm-Fahnenweihe) Wie uns mitgeteilt wurde, begehen die Ortsgruppen Memmingen und Eisenburg des „Stahlhelm“ B. d. F. [Bund der Frontsoldaten] am Sonntag den 23. Juli 1933 in Memmingen das Fest der Fahnenweihe. Mit der Fahnenweihe ist ein Aufmarsch verbunden. Der Festakt findet auf dem Westertorplatz statt. Der Landesführer des Bayer. Stahlhelm hat sein Erscheinen zugesagt.
Memmingen. (Kraftfahrzeugstatistik.) Am 1. Juli 1933 wurde eine Zählung der im Stadtbezirk Memmingen zugelassenen Kraftfahrzeugen durchgeführt. Danach sind insgesamt 520 Kraftfahrzeuge zugelassen, und zwar 224 Krafträder (einschließlich 112 Kleinkrafträder), darunter 208 deutscher Marke, 239 Personenkraftwagen, davon 202 deutscher Marke und 57 Lastkraftwagen, davon 51 deutscher Marke.
Vorübergehend – bis zur Dauer von 8 Monaten – abgemeldet sind; 9 Krafträder, 14 Personenkraftwagen und 4 Lastkraftwagen.
Am 3. Januar 1933 waren 174 Kraftfahrzeuge vorübergehend abgemeldet, nämlich 77 Krafträder, 87 Personenkraftwagen und 10 Lastkraftwagen. –
Dieser Zählung seien noch einige Angaben aus der Vorkriegszeit gegenübergestellt: So waren z. B. am 1. Januar 1910 in Memmingen zugelassen:
23 Krafträder, 8 Personenkraftwagen und 1 Lastkraftwagen. 7 dieser 8 Personenkraftwagen hatten nicht mehr als 8 PS. Heute weisen jedoch schon die meisten Krafträder diese Pferdestärken auf!
Fahnenschänder kommen vor Gericht.
Memmingen. Wie wir erfahren, findet am Mittwoch, den 19. Juli vorm. 8.45 Uhr vor dem Schöffengericht Memmingen die Verhandlung gegen die ehemaligen Mitglieder der Bayernwacht Tetzel, Drexel, Henkel und Genossen wegen der Beseitigung der Hakenkreuzfahne vom hiesigen Arbeitsdienstlager statt. Die Angeklagten, die großenteils geständig sind,, haben am 6. März, einen Tag nach der Wahl, vom hiesigen Arbeitsdienstlager die Fahne heruntergeholt und beseitigt. In der Verhandlung wird Landgerichtsdirektor Malter den Vorsitz führen, während Staatsanwalt Dr. Rauh die Anklage vertreten wird. Die Fahnenschänder haben eine exemplarische Strafe zu erwarten.
Kempten. (Ein Volkskanzler Adolf Hitler-Marsch.) – Wie wir hören, hat der bekannte Kapellmeister Hans Synderhauff von hier einen „Volkskanzler Adolf Hitler-Marsch“ komponiert, wofür ihm der Führer bereits seine Anerkennung aussprechen ließ. Dem Schreiben lag ferner ein Brief des Fürsten v. Bismarck bei, in welchem dieser die Anerkenntnis der durch Kapellmeister Syndenhauff bisher erfolgten Mitarbeit am Wiederaufbau der Nation zum Ausdruck bringt.
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Dito, S. 7:
Parteinachrichten
Anordnung: Zum Kreisleiter des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand im Bereich des Kreises Memmingen-Land der NSDAP. ernenne ich hiermit den Pg. August Ripfel in Ottobeuren. Memmingen, den 12. Juli 1933.
Kreisleitung Memmingen-Land: gez. Schwarz
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13.07.1933, S. 1
Arbeit und Brot zuerst den Kämpfern der nationalen Revolution
Zuerst Hitlers Soldaten
Arbeit und Brot für die Kampfer des nationalsozialistischen Staates. – Ein wichtiges Rundschreiben an die Arbeitsämter.
München, 13. Juli. Wie der „Völkische Beobachter“ erfährt, hat der Präsident des Landesarbeitsamtes Bayern an die Vorsitzenden der Arbeitsämter in ganz Bayern folgendes Rundschreiben erlassen: „Künftig sind offene Arbeitsstellen vorzugsweise mit geeigneten Angehörigen der SA. oder SS. zu besetzen. Ich gehe von dem Gedanken aus, daß es im Interesse der Staatssicherheit unbedingt notwendig ist, freiwerdende Arbeitsstellen mit solchen Arbeitsuchenden zu besetzen, die durch ihre Zugehörigkeit zur SA. oder SS. der NSDAP. die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit bereit sind, den nationalsozialistischen Staat zu verteidigen.
Die politische Lage erfordert, daß nach dieser Richtung hin von den bisher geübten Vermittlungsgrundsätzen, die zudem in erster Linie den staatsfeindlichen Elementen zugute kamen, abgegangen wird. Ganz abgesehen davon müssen es die Arbeitsämter als Ehrenpflicht betrachten, den Kämpfern für die nationalsozialistische Revolution Arbeit und Brot zu verschaffen. Um die restlose Erfassung aller noch arbeitslosen Angehörigen der SA. oder SS. der NSDAP. sicherzustellen, ersuche ich, sofort mit den örtlich höheren Dienststellen der SA. in Verbindung zu treten und dort Verzeichnisse der arbeitslosen SA.- oder SS.-Leute anzufordern, auf Grund derer dann die Vermittlung der Arbeit zu erfolgen hat.
Einzelne Ämter haben mir berichtet, daß gewisse Arbeitgeber, die dem nationalsozialistischen Staat noch fremd gegenüberstehen, unter Umgehung des Arbeitsamtes vorzugsweise Angehörige der aufgelösten Parteien und Organisationen einstellen. Bei Bekanntwerden derartiger Falle ersuche ich, sofort den örtlich zuständigen Sonderkommissar hiervon zu verständigen und mir gleichzeitig eingehend zu berichten. Arbeitgeber, die durch derartige Maßnahmen die Unterbringung der treuesten Soldaten der nationalsozialistischen Revolution zu sabotieren versuchen, haben damit zu rechnen, daß gegen sie mit den allerschärfsten Mitteln vorgegangen wird. Ich mache es den Vorsitzenden zur besonderen Pflicht, sich die Durchführung dieser Vermittlungsmaßnahmen besonders angelegen sein zu lassen.
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Dito, S. 2:
An die Hitlerjugend
Auf nach München zum 1. Gebietstreffen der Hitlerjugend! lautet die Parole zehntausender Jugens und Mädels. Alle sehen den Tag und die Stunde herbei, wo sie den Geist Adolf Hitlers in den Mauern der Geburtsstadt der nationalsozialistischen Bewegung erleben und fühlen dürfen. Seit Wochen sind alle Kräfte am Werk, der Jugend aus Oberbayern-Schwaben einen unvergeßlichen Tag in München zu bereiten. An der Stelle, wo vor zehn Jahren noch die Kugeln der Reaktion unsere ersten Kämpfer niederstreckten, wird die junge Saat aufgehen, die gedüngt wurde vom Blut der jungen Soldaten Adolf Hitlers. In der Geburtsstadt der Bewegung wird der Beweis erbracht werden, daß Deutschland Adolf Hitler gehört, weil Deutschlands Zukunft unter seinen Fahnen marschiert. Eltern und Lehrmeister! Euch bitten wir, gebt bereits am Samstag, den 19. August 1933, Euren Jungen und Mädels, die in der Hitlerjugend oder im B.d.M. marschieren, einen dienst- und arbeitsfreien Tag, damit alle, auch die aus den entlegensten Dörfern, Zeugen werden dieser großen Stunde der jungen Nation.
Eltern und Arbeitgeber! Wenn Ihr Eure Buben, Lehrlinge und Mädels am 19. August von der Arbeitspflicht entbindet, gebt Ihr der Aufmarschleitung die Möglichkeit, die Sonderzüge zu günstigen Abfahrtszeiten abrollen zu lassen und Ihr schützt unsere Jungens und Mädels vor unnötigen Anstrengungen.
Eltern und Arbeitgeber! Helft alle mit, das erste Gebietstreffen zu einem wuchtigen und eindringlichen Bekenntnis der deutschen Jugend zum neuen Staat zu gestalten.
München, den 10. Juli 1933. Der Führer des Gebietes Hochland: gez. E. Klein, Aufmarschleiter.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Stadt. Polizei.) Mit Wirkung vom 1. August 1933 wurde der Gendarmerie-Hauptwachtmeister Joh. Adam Grimm von Kreuzthal, BA. Kempten, früher in Markt Rettenbach, als Polizei-Oberkommissär und Leiter der städtischen Polizei in Memmingen berufen. – (Anmerkung der Schriftleitung: Bei Polizei-Oberkommissär Grimm handelt es sich sowohl um einen ganz ausgezeichnet qualifizierten als auch äußerst tüchtigen Gendarmeriebeamten, wie auch um einen alten bewährten Nationalsozialisten, der seinerzeit, einzig und allein um des Nationalsozialismus willen, zwei Strafversetzungen (erst von Ottobeuren nach Markt Rettenbach, dann von Markt Rettenbach nach Kreuzthal) erdulden mußte.
Pg. Grimm war fast seit Bestehen Mitglied der Ortsgruppe Memmingen der NSDAP. und mußte ob seiner treu-deutschen und aufrichtigen Gesinnung viel Verfolgung und manche Unannehmlichkeit aus sich nehmen. Heute ist Pg. Grimm wieder Gendarmerie-Hauptwachtmeister in Markt Rettenbach, doch hat sich der Stadtrat Memmingen entschlossen, den alten, bewährten Mitkämpfer als Leiter der Polizei in Memmingen aufzustellen. Wir wissen, daß der Stadtrat mit Pg. Grimm einen sehr guten Griff gemacht hat, möchten aber nicht verfehlen, Pg. Grimm zu seiner Ernennung die besten Glückwünsche darzubringen. Wir freuen uns, daß es dem Stadtrat Memmingen vergönnt ist, früheres durch die alten Machthaber an unserem Pg. Anton Grimm begangenes Unrecht wieder gutzumachen und wünschen nur, daß der neue Polizei-Oberkommissär recht lange zum Segen unserer Vaterstadt wirken möge, daß aber auch – und daran haben wir keinen Zweifel – Pg. Grimm all die Hoffnungen erfüllt, die Memmingens Einwohner auf ihn setzen. Wir rufen Pg. Grimm ein Herzliches Willkommen zu!
Memmingen. (Vom Stadtrat.) Zur Frage der Neubesetzung des Stadtrates, die gestern von einem hiesigen Blatte angeschnitten wurde, können wir mitteilen, daß anstelle der 5 nunmehr ausgeschiedenen Stadtratsmitglieder der ehemaligen Bayer. Volkspartei 5 Nationalsozialisten nachrücken werden. Es wird sich in der Hauptsache um alte, bewährte Kämpfer der Idee Adolf Hitlers handeln. Näheres wird in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden.
Die Landhilfe bewährt sich
Neue Landhelfer für Memmingen
Memmingen. Nach einem Berichte des Landesarbeitsamts Bayern beträgt die Zahl der in Deutschland untergebrachten Landhelfer 70 000; davon treffen aus den Bereich des Landesarbeitsamts Bayern 9044 und auf den Bereich des Arbeitsamts Memmingen 175.
Im allgemeinen sind die Äußerungen der Landwirte, welche Helfer seit einiger Zeit beschäftigen, über die Eignung der zugewiesenen Kräfte günstig. Durch Besuche an Ort und Stelle konnte die Wahrnehmung gemacht werden, daß sich, die Helfer gut eingewöhnt haben. Da am Freitag, den 14. Juli 1933, nachmittags 3 Uhr ein weiterer Transport von Landhelfern aus Nürnberg eintrifft, werden alle Landwirte, die noch Landhelfer einzustellen und damit die Arbeitsmaßnahmen zu unterstützen beabsichtigen, gebeten, die offenen Stellen umgehend beim Arbeitsamt Memmingen aufzugeben. Die Förderungshöchstsätze betragen nach wie vor für männliche Helfer 25.– RM., für weibliche Helfer 20.– RM.
Der erste Spatenstich zum neuen Memminger Arbeitsdienstlager
Memmingen. Wundervoll leuchtete die Sonne über Feld und Wiesen, als heute Morgen in feierlicher Weise der erste Spatenstich zum neuen Arbeitsdienstlager der Stadt Memmingen ausgeführt wurde. Einen wirklich idealen Platz hat die Stadt für den edlen Zweck des Arbeitsdienstes auserkoren. An der Nordwestecke des prächtigen Memmminger Stadions, am ehemaligen Totenweg gelegen, zieht sich das ausersestene Gelände hin, im Osten das liebliche Panorama der alten freien Reichsstadt, im Norden prächtige Felder und Wiesen im Südwesten und Süden der sanfte Höhenzug des Bismarckturmes, welch herrlichere Stätte könnte gedacht werden für den Soldaten der deutschen Arbeit, den Adolf Hitler zum großen Werk gerufen!
Seit 8 Tagen sind über 50 Leute des Freiw. Arbeitstdienstes beschäftigt mit der Anlegung von Wegen und der Legung von Geleisen zur Herbeiführung des Kieses aus der Kiesgrube an der Buxacherstraße. Längst ist das Gelände abgesteckt, die Vorarbeiten wurden auch in den letzten Tagen abgeschlossen und nun konnte heute Morgen in feierlicher Weise, doch ohne großes Aufsehen, der erste Spatenstich vollzogen werden. Abteilungsführer Haupt ließ die gesamte Arbeitsdienstmannschaft antreten, mit dem Blick nach der Arbeitsstätte. Über den Leuten flatterte frisch im Winde die Hakenkreuzfahne, die die deutsche Arbeit in solch wundervoller Weise symbolisiert! Pg. Architekt Wagner richtete kurze, kernige Worte an die Anwesenden, die in dem Wunsch ausklangen, daß uns der Herrgott soviel Kraft schenken möge, daß das große Werk, das heute beginne, zu Ende geführt werden könne zum Segen unseres deutschen Vaterlandes und unserer lieben Vaterstadt Memmingen. In Gottesfurcht wollen wir die große Arbeit beginnen und wollen unser Scherflein beitragen zum Wiederaufbau unseres deutschen Vaterlandes. Mit einem „Sieg Heil!“ auf unseren Führer und Volkskanzler Adolf Hitler, während dessen Ausbringung 4 Nationalsozialisten den ersten Spatenstich vollzogen, endete die erhebende Feier. Mit dem heutigen Tage hat also der Bau des Arbeitsdienstlagers seinen Anfang genommen, ein geschichtliches Ereignis für die alte Reichsstadt.
Wer den Bau ausführt
Die nat.-soz. Politik hat nun auch in Memmingen Wandlung geschaffen. Sie hat in der Vergebung der Arbeiten in erster Linie jene Firmen berücksichtigt, die bis heute nicht oder nur wenig zum Zug gekommen sind. Fünf Baufirmen sind an den Arbeiten beteiligt. Das Baugeschäft Welker (Inhaber Schneider) wird ein Wohngebäude herstellen, die Firma Steidele das Verwaltungsgebäude, die Firma Pinzger und Gräter ein Unterkunftsgebäude, ein ebensolches die Firma Buder, während die Firma del Mestre den Auftrag zur Herstellung einer Fahrzeughalle und eines Waschgebäudes erhielt. In wenigen Wochen wird das Werk zu Ehren seiner Schöpfer und der Vaterstadt Memmingen vollendet sein und zeugen von der fortschrittlichen Gesinnung und Tatkraft seiner Einwohnerschaft. Möge unser Herrgott seinen Segen dem großen Werke verleihen. F. K.
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14.07.1933, S. 1
Wir haben durch Kampf das Land erobert, jetzt müssen wir es durch Frieden bestellen
Die Rede des Reichskanzlers vor den Gauleitern und Treuhändern.
Berlin, 14. Juli. Die Reichspressestelle der NSDAP. teill mit: Der Führer sprach am Mittwoch Abend zu den in der Reichskanzlei versammelten Gauleitern, Treuhändern bet Arbeit und Landesobleuten der Betriebszellenorganisation über politische und wirtschaftliche Fragen. Die Tagung wurde geleitet vom Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß. Anwesend waren u. a. auch Reichswirtschaftsminister Schmidt und Reichsarbeitsminister Seldte.
In seiner zweieinhalbstündigen großen Rede brachte Adolf Hitler einleitend zum Ausdruck, daß die gewaltige umwälzende Zeit, in der wir leben, für unser Volk von reichstem Segen sein werde, wenn die weitere Entwicklung und Aufbauarbeit ebenso planmäßig verlaufe, wie die Vorbereitung und Durchführung der nationalsozialistischen Revolution bisher. Im Besitze der Macht, die uns niemand mehr nehmen könne, seien wir in der Lage, nunmehr auch die gesamte kommende Entwicklung zu übersehen und planmäßig zu bestimmen.
„Wir haben durch den Kampf das Land erobert, jetzt müssen wir es durch Frieden bestellen.“ Die politische Macht habe man schnell und in einem Zuge erobern müssen. Auf dem Gebiete der Wirtschaft aber wären andere Entwicklungsgesetze maßgebend. Hier müsse man Schritt für Schritt vorwärts gehen, ohne das Bestehende radikal zu zertrümmern und unsere eigene Lebensgrundlage zu gefährden. Mit bürokratischen Konstruktionen könne man die deutsche Wirtschaft nicht aufbauen. Die Ausnützung der individuellen Fähigkeiten habe uns groß gemacht und nur durch sie könne auch unser großes Wiederaufbauwerk zum Erfolg kommen. Stellung der höheren Arbeitsleistung unter die mindere Arbeitsleistung werde nicht geduldet. Das fordere das Wohl des deutschen Volkes. Im Rahmen dieser Grundsätze die Interessen der Gesamtheit wahrzunehmen, das sei das Problem, das uns zur Lösung gestellt sei. Wie auf politischem, so könne man auch auf wirtschaftlichem Gebiet Befugnisse und Rechte nur herlenken aus der Leistung. Das Tempo unserer Einwirkung auf die Wirtschaft und die Stellenbesetzung in der Wirtschaft sei daher abhängig von der Heranbildung eines wirtschaftlichen Führernachwuchses. Die Betriebsamkeit gewisser Organisationen auf diesem Gebiete sei noch keineswegs der Beweis dafür, daß dieser Nachwuchs bereits vorhanden sei. Es sei Grundsatz der NSDAP., eine Stelle nicht eher neu zu besetzen, solange nicht eine fähigere, durch Leistung erprobte Persönlichkeit zur Verfügung stehe. Wer nur an die Vergangenheit denke und sich nicht mit der Zukunft beschäftige, sei ein schlechter Nationalsozialist. Was ihn, den Führer, wirtschaftlich interessiere, sei allein die Zukunftsaufgabe, das deutsche Volk wieder in Arbeit zu bringen und seine volle Konsumkraft wieder herzustellen. Deshalb habe er auch mit Genugtuung Kenntnis genommen von der Anerkennung, die Deutschlands bisherige Leistungen in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Genf gefunden habe.
Der Führer behandelte im weiteren Verlauf seiner Rede dann außenpolitische Fragen. Im Rahmen der Friedenspolitik des neuen Deutschland sei auch das Konkordat mit der katholischen Kirche, die den nationalsozialistischen Staat damit offiziell anerkenne, von Bedeutung. In diesem Zusammenhang wies er auf die neue evangelische Kirchenverfassung hin und erwähnte, daß am übernächsten Sonntag die evangelischen Kirchenwahlen stattfinden würden.
Zum Schluß kennzeichnete der Führer in eingehenden Ausführungen die verschiedengearteten Aufgaben von Regierung und Partei. Die große und entscheidende Aufgabe der Partei sei die Erziehung des deutschen Menschen, Aufgabe der Regierung, das Leben der Nation funktionell in Gang zu halten. Die Synthese zwischen dem idealistischen Nationalsozialismus und den reellen Erfordernissen der Wirtschaft gelte es zu verwirklichen. Er kapituliere bei allem, was er tue, nur vor der Vernunft. Er habe den Ehrgeiz, ohne Rücksicht auf Augenblicksstimmungen etwas zu schaffen, was der Kritik der Nachwelt standhalte. Die Partei habe vierzehn Jahre lang keine Konzessionen an die Popularität gemacht, vierzehn Jahre lang an die Perspektiven gedacht und vierzehn Jahre lang eine beispiellose Disziplin geübt. Wenn wir auch in Zukunft nach diesen bewährten Grundsätzen der Partei handelten, dann werde der Erfolg gewaltig und ein Rückschlag für das deutsche Volk nicht mehr denkbar sein.
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Dito, 14.07.1933, S. 4:
München. (Ehrenbürger von 68 Gemeinden.) (Halbamtlich.) Anläßlich eines Besuches des Staatssekretärs Luber, des bayerischen Bauernführers, im Koburger Land am Sonntag, den 9. Juli, haben 68 Gemeinden des Koburger Landes und des Maingaues dem Staatssekretär und Bauernführer die Ehrenbürgerurkunde überreicht. Die anwesenden Bauernvertreter begründeten die Ehrung damit, daß Staatssekretär Luber einen verdienstreichen Kampf gegen die bisherigen Mißstände in der Landwirtschaft geführt habe und daß ihm von Seiten der bayerischen Bauern unbegrenztes Vertrauen entgegengebracht werde wegen seines tatkräftigen Eingreifens bei der Wiederherstellung der Lebensmöglichkeiten des bayerischen Bauerntums.
Eine Mark kommt ins Rollen.
Der Führer des deutschen Volkes hat sein gigantisches Werk der Arbeitsbeschaffung mit Macht begonnen. Selbstvertrauen und Lebensmut hat er uns allen wieder gegeben, hoffnungsvoll können wir in die Zukunft schauen, überall beginnen sich Hände zu regen und der schaffende Deutsche erlebt wieder den Freudentag des ersten Lohnempfangs nach jahrelanger nervenzermürbender Arbeitslosigkeit. Die Mark rollt. – Die schwere Arbeit des deutschen Bauern wird nicht mehr nutzlos sein. Kaufkräftige Abnehmer für seine Erzeugnisse erstehen ihm wieder. – Die Mark rollt. – Die Spindeln der Webstühle drehen sich, Deutschlands Industrie lebt wieder auf, Kamine rauchen, Zechen und Hochöfen müssen nicht mehr brach, liegen. – Zurück rollt die Mark zum deutschen Arbeiter. Es ist ein ewiger Kreislauf, keine Mark geht verloren, sie kehrt immer wieder zum Ausgangspunkt zurück, Arbeit schaffend und Brot.
Alle müssen wir mithelfen, alle müssen wir uns als Volksgemeinschaft fühlen, einer ist für das Wohl des anderen verantwortlich. Darum helft mit, laßt die Mark rollen, kauft Lose der Arbeitsbeschaffungs-Lotterie, sie dient dem wirtschaftlichen Aufbau.
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Dito, 14.07.1933, S. 6:
Stefansried. (Kinderfest.) Stefansried – die Geburtsstätte Pfarrer Kneipps – von Ottobeuren aus mit dem Auto in einigen Minuten erreichbar, feierte gestern nachm. sein Kinderfest. Schon bei der Anfahrt wiesen erst kurze Zeit erstellte Wegweiser darauf hin, daß in der Gde. Guggenberg heute nationalsozialistisch gearbeitet wird und junge Kräfte am Werke sind. –
Mit der Übergabe des Adolf Hitler-Bildes an die Schule durch den 1. Bürgermeister Weiß - Eggisried wurde das Fest mit folgenden Worten eingeleitet: Ein Festtag für die Kinder der Schulgemeinde Stefansried ist heute angebrochen, gewiß von allen schon längst erwartet und herbeigesehnt. Als Vertreter der Gemeinde möchte ich dieses Freudenfest würdig einleiten, indem die Gemeinde der Schule Stefansried ein Bild unseres verehrlichen großen Volkskanzlers Adolf Hitlers übergibt. Dieses Bild soll euch lieben Kindern den großen Mann unserer Zeit, den Führer unseres deutschen Vaterlandes aus der Not der Parteizerrissenheit und Uneinigkeit stets vor Augen halten. –
Nach diesem Bekenntnis nahm das Fest der Kleinen seinen Anfang und wahrlich unter der ausgezeichneten Leitung ihrer Lehrerin Frl. Martin brachten die Kinder ein wirklich sein zusammengestelltes Programm zur Abwicklung. Reicher Beifall von Seiten der großen Kinder lohnte die Mühe der Kleinen. Der musikalische Teil des Festes wurde von einer Abteilung der SA.– Kapelle Ottobeuren ausgeführt, und allgemein wurde der Abteilung große Anerkennung gezollt.
[Zum Vergleich: Bericht aus dem Memminger Volksblatt]
Kinderfest in Stephansried.
Ottobeuren, 14. Juli 1933.
Einen Tag noch wurde die Geduld der Stephansrieder Schüler auf die Probe gestellt, nachdem das für Mittwoch festgesetzte Kinderfest witterungshalber erst gestern Donnerstag stattfinden konnte. Nun aber brach sich die Freude Bahn und alle eilten mittags voller seliger Gefühle dem Schulhause zu, vor welchem sieghaft die Fahne wehte. Das Kinderfest erhielt heuer eine besondere Note dadurch, daß mit dem Feste zugleich eine nationale Feier verbunden war.
Im Schulzimmer fand zu Beginn die Übergabe des Adolf-Hitler-Bildes durch die Gemeinde an die Schule statt. In markanter Rede verwies Herr 1. Bürgermeister Weiß auf die Tage der nationalen Erhebung des deutschen Volkes und seines Führers, die Schüler gemahnend, stets mit Achtung und Vaterlandsliebe aufzuschauen zu dem Bildnis des Mannes, der das deutsche Volk vor dem Untergangs rettete. Unter Musikbegleitung wurde nach Enthüllung des Bildes das Horst-Wessel-Lied gesungen, worauf der Abmarsch zum Festplatz im Kochschen Hofe erfolgte.
Das Stephansrieder Kinderfest hat eine Tradition und darum gesellten sich zu der frohen Kinderschar und den Eltern der Schüler auch zahlreiche Gäste aus der Gemeinde Guggenberg und der Pfarrei Ottobeuren. Auch heuer wieder gelangte unter Leitung von Frl. Lehrer Martin ein ausgezeichnetes Programm zur Abwicklung. Dem Deutschlandliede, mit welchem die Feier eröffnet wurde, folgten weitere vaterländische Lieder und Gedichtvorträge. Der Flaggengruß und ein froher Reigen „Juchhei Blümelein“ brachten die nötige Abwechslung in den ersten Teil des Programms, der von den Darbietungen der Ottobeurer SA-Kapelle umrahmt war. Viel Humor löste das lustige Theaterstücklein „Die schwierige Donau“ aus. Ein besonders „wichtiger“ Programmpunkt für die Kinder war die Bewirtung, wofür die Schulpflegschaft durch Herrn Franz Schalk alle Vorbereitungen getroffen waren. Vom 2. Teil des Programms seien angeführt die lustigen Vorträge „In Stephansried ist Kinderfest“, „'s vierte Element“, „Die sieben Hühnerchen“ und „Der Ottobeurer Expreß“. (Der H. Pfarrer von Hawangen kommt auf d'Bahn wie schon der Zug dasteht. Da ruft der Seeberger: „Schnell, Herr Pfarrer, sonst kommen's ganz g'wiß no z'spät! Sie wollen doch au mit in Flecka aufi?“ „Na“, sagt der Herr Pfarrer, „'s pressiert — heut lauf i!“ Während der weitere Gedichtvortrag „Dr Jahrmarkt auf'm Dorf“, viel Spaß machte, wurde auch das luftige Theaterstück „Kasperles Maispaziergang“ von den dankbaren Zuschauern mit großem Beifall angenommen.
Die Freude der kleinen Festteilnehmer steigerte sich noch bei den Volksbelustigungen außer Programm, als da sind Wurstschnappen, Bockstechen, der Kletterbaum usw. Einige Theaterstücklein fanden nach Ablauf des reichhaltigen Programms aus vielseitigen Wunsch eine Wiederholung. Daß auch die großen Kinder auf ihre Rechnung kamen, dafür sorgte der eigens hiezu ausgestellte Impressario (H. Gehring von Ottobeuren). Mit großer Spannung wurde das Seilziehen der großen Kinder von Stephansried mit den großen Kindern von Ottobeuren verfolgt und der Trompeter konnte dreimal einen vollen Sieg der Stephansrieder verkünden (allerdings sagen einige, daß die Stephansrieder unter dem Ziehen Zuwachs von auswärts erhalten hätten?).
So vergingen die Stunden, ausgefüllt von frohem Kinderlachen, auch für die Alten nur allzu rasch. Hervorgehoben sei noch die vorzügliche Bewirtung durch Herrn Koch, der mit seinen Helfern unermüdlich um das Wohl seiner Gäste besorgt war. Wohlbegreiflich, daß auch in den Abendstunden, als schon die Dämmerung hereinbrach und die auswärtigen Gäste sich auf den Heimweg machten, noch viele Einheimische in fröhlicher Runde beisammensaßen und sich unterhielten aus froher Jugendzeit. — Für die schöne Durchführung des Festes sei auch an dieser Stelle insbesondere Frl. Lehrer Martin und allen Beteiligten die verdiente Anerkennung ausgesprochen!
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Dito, 14.07.1933, S. 7:
[Werbe-Annonce]
Verein für Kempten und des Allgäu zur Errichtung eines Denkmals für Weiland König Ludwig II. von Bayern e.V., Kempten
Zu der am Sonntag, den 16. Juli 1933 stattfindenden Enthüllung und Weihung des Denkmals König Ludwig II. von Bayern, gestatten wir uns, die Einwohnerschaft von Kempten und Umgebung herzlich einzuladen. Auch bitten wir um zahlreiche Beflaggung. Erscheinen unserer sämtlichen Mitglieder ist Ehrensache.
Die Vorstandschaft. Harlacher / Müller
Für die Mitglieder des Verbandes der milit. Vereine
Der Verband beteiligt sich vollzählig an den Feierlichkeiten der Denkmalsenthüllung. – Sammeln der Vereine ½ 10 Uhr im Lokal, 10 Uhr aus dem Königsplatz.
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Dito, 14.07.1933, S. 8:
[Werbe-Annoncen]
Ausflugsort Ewiesmühle Kommenden Sonntag, den 16. ds. Mts. von nachmittags 2 Uhr ab Zither-Konzert, ausgeführt vom Zitherverein Memmingen. Hiezu laden freundl. ein K. Schütz, d. Verein.
Sterngarten Ottobeuren Sonntag, den 16. Juli 1933, nachmittags halb 3 Uhr Garten-Konzert, wozu freundl. einladet W. Held. Eintritt frei!
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15.07.1933, S. 1
Der Parteienstaat ist überwunden
Die Ergänzung der Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage.
München, 15. Juli. (Amtlich.) Das Staatsministerium des Innern erläßt unterm 13. Juli 1933 folgende Bekanntmachung über die Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage:
1. Nachdem bisher schon die sozialdemokratischen M itglieder von den Sitzungen der Gemeinderäte, Bezirkstage und Kreistage fernzuhalten waren, ist nunmehr durch §§ 2 und 3 der VO. des Reichsministers des Innern zur Sicherung der Staatsführung vom 7. Juli 1933 die Zuteilung der Sitze an die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei für unwirksam erklärt worden. Die dadurch freigewordenen Sitze der Gemeinderate, Bezirkstage und Kreistage sind durch die Staatsaufsichtsbehörde entsprechend dem Volkswillen nach Überwindung des Parteienstaates zu besetzen. Von der Wiederbesetzung kann abgesehen werden, wenn hiefür zur Aufrechterhaltung der Selbstverwaltung kein Bedürfnis besteht. Ein solches Bedürfnis ist bei den Kreis- und Bezirkstagen stets, bei den Gemeinderäten dann anzunehmen, wenn andernfalls die Zahl der Gemeinderatsmitglieder unter die Hälfte der im Art. 1 Ziff. 1 des Gesetzes vom 7. April 1933 bestimmten Mitgliederzahl oder unter die Zahl fünf sinken würde.
2. Gemeinderats-, Bezirks- oder Kreistagsmitglieder, die auf Grund des Wahlvorichlages einer Partei berufen worden sind, die sich inzwischen aufgelöst hat, können nicht weiterhin als Vertreter dieser Partei dem Gemeinderat, Bezirkstag oder Kreistag angehören, da durch die Auflösung der Partei ihrem Wahlvorschlag der Boden entzogen ist. Soweit diese Mitglieder nicht Anschluß bei den Fraktionen der NSDAP. finden, müssen sie daher ihr Amt niederlegen. Wenn sie diesem Erfordernis nicht freiwillig nachkommen, hat die Staatsaufsichtsbehörde im Berichtigungsverfahren nach Art. 1 Ziff. 5 des Gesetzes vom 7. April 1933 das Ausscheiden dieser Mitglieder festzustellen. Die Ersatzmänner sind gegebenenfalls von der Staatsaufsichtsbehörde entsprechend dem Volkswillen nach Überwindung des Parteienstaates zu berufen (§ 4 Ziff. 3 der V. des Reichsministers des Innern vom 7. Juli 1933); da auch diese Bestimmung nur eine Ermächtigung der Staatsaufsichtsbehörde darstellt, kann von der Berufung neuer Mitglieder abgesehen werden, wenn kein Bedürfnis hiefür besteht.
3. Die im Vollzüge der Ziff. 1 und 2 erforderlichen Anordnungen werden getroffen:
a) für die mittelbaren Gemeinden durch das Bezirksamt im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP.;
b) für die unmittelbaren Gemeinden von der Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP. zu erstellenden Vorschlag des ersten Bürgermeisters;
c) für die Bezirkstage von der Regierung, K.d.I., auf den im Einvernehmen mit dem Kreisleiter der NSDAP. zu erstellenden Vorschlag des Bezirksamtes;
d) für die Kreistage vom Staatsministerium des Innern. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Bezirksamt bezw. dem ersten Bürgermeister und der Kreisleitung entscheidet die Regierung im Einvernehmen mit dem Gauleiter, bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden letzteren das Staatsministerium des Innern.
Die Ergänzung oder Umbildung von Vertretungen der Gemeinden und Gemeindeverbänden ist zu beschleunigen.
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15.07.1933, S. 2
Studenten im Arbeitsdienst
Eingliederung in die Volksgemeinschaft.
Berlin, 15. Juli. Die Reichsleitung des Arbeitsdienstes teilt mit: In den mit dem 1. August beginnenden und bis zum 15. Oktober laufenden Semesterferien der deutschen Hochschulen werden zum ersten Male Studenten planmäßig in den freiwilligen Arbeitsdienst eingegliedert. Diese studentische Arbeitsdienstpflicht steht auf dem ureigensten Willen der studentischen Jungmannschaft zu strenger volkspolitischer Erziehung und voller Eingliederung in Volk und Staat. In den jetzt beginnenden Ferren werden die Studenten erfaßt, die im Sommer ds. Jrs. ihr viertes Semester abgeschlossen haben. Späterhin sollen auch die im dritten und zweiten Semester Stehenden für den Arbeitsdienst herangezogen werden. Dies bedeutet nicht etwa eine bevorzugte Behandlung der Akademiker, sondern nur eine Art nachträgliche Ableistung der Arbeitsdienstpflicht, für die in Zukunft der kommende Student gleich nach Erledigung des Abiturienten-Examens herangezogen werden soll.
Nach den Bestimmungen, die vom Arbeitsdienstamt der Studentenschaft im Einvernehmen mit der Reichsleitung für den Arbeitsdienst aufgestellt sind, sind alle Studierenden verpflichtet, diese studentische Arbeitsdienstzeit durchzumachen, sofern sie nicht schon mindestens zehn Wochen in geschlossenen Lagern waren oder mindestens sechs Monate vor dem 1. Januar 1933 Dienst in der SA., SS. und dem Stahlhelm gemacht haben. Weiter sind von der Verpflichtung entbunden Studenten, die körperlich unfähig oder mit ansteckender Krankheit behaftet sind, sowie Studenten, die in einem festen, für sie existenzbedeutenden Arbeitsverhültnis irgendwo stehen. Für alle diese Ausnahmen wird ein begründeter Nachweis der Berechtigung gefordert. Mit diesen sorgfältig vorbereiteten Maßnahmen wird der studentischen Jugend und den kommenden Trägern des deutschen Geisteslebens der für sie unbedingt notwendigen Eingliederung in die Volksgemeinschaft der Weg geöffnet.
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Dito, S. 3:
Altötting. (Zeitungsverbot.) Das Altöttinger „Franziskusblatt“, das von der Bayer. Kapuzinerprovinz in Altötting herausgegeben wird, ist von der bayer. Polit. Polizei auf die Dauer von acht Wochen verboten worden.
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Dito, S. 4:
Memmingen. (Die Verhandlung gegen die früherem Bayernwachtmitglieder). Wie schon berichtet, findet am Mittwoche, 19. Juli, vorm. 8 ¾ Uhr vor dem Schöffengericht Memmingen die Verhandlung gegen die früheren Bayernwachtmitglieder Tetzel und Genossen wegen der Beseitigung der Hakenkreuzfahne vom Arbeitsdienstlager. statt. Die Verhandlung ist im Amtsgerichtsgebäude.
Memmingen. (Aus der Untersuchungshaft entlassen.) Wie wir erfahren, wurden gestern auch die vier früheren Bayernwachtmitglieder Rupp Karl von Ottobeuren, Mayer Johann von Eldern und die Gebrüder Wölfle von Ottobeuren aus der Untersuchungshaft entlassen. Die vier waren bekanntlich mit den anderen Bayernwachtmitgliedern von Ottobeuren wegen der Absägung der Hitlereiche in Haft genommen worden. Die Haftentlassung erfolgte deshalb, weil nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft keine genügenden Verdachtsgründe für die Täterschaft bestehen. –
Aus der Schutzhaft entlassen wurden heute die Landwirte Cromer und Natterer von Illerbeuren. Neu in Schutzhaft genommen wurde der Landwirt Josef Rauh von Kronburg, weil er für den hinreichend bekannten Pfarrer Götz von Illerbeuren Unterschriften gesammelt hatte.
Ottobeuren. (Die Landesfilmbühne der NSDAP.) gibt heute Samstag und morgen Sonntag Abend in den hiesigen Lichtspielen ein Gastspiel. Es laufen die Filme „Die Fahnen hoch“, „Hitlers Aufruf an das deutsche Volk“ und „Hitlerjugend in den Bergen“.
Wolferts. (Vom Milchhäuschen.) Das überaus schön gelegene „Milchhäuschen“ beim Konohof – 3 Minuten vom Bannwald – das vor kurzer Zeit durch die Familie Zettler in Wolferts eröffnet wurde, ist täglich geöffnet. Der Besuch kann Spaziergängern und Ausflüglern nur empfohlen werden. *
Sontheim. (Höchste Zeit) Wie uns mitgeteilt wurde, haben die der früheren Bayer. Volkspartei angehörenden Mitglieder des Gemeinderates ihre Mandate niedergelegt.
Wegen Abtreibung verurteilt.
Ravensburg. Vor dem Schwurgericht Ravensburg hatte sich der Hilfsarbeiter Lutzenberger von Erolzheim, OA. [Oberamt] Biberach, wegen eines Verbrechens der Abtreibung zu verantworten. Der Angeklagte, der schon öfters vorbestraft ist, hatte durch sein verbrecherisches Tun in Erolzheim innerhalb dreier Tage den Tod eines Mädchens herbeigeführt. Für seine „Bemühungen“ ließ er sich 20 RM. geben. Auf die Frage des Vorsitzenden, wo er denn seine Kenntnisse erworben habe, antwortete der Angeklagte: „Bei einem Tierarzt“. Lutzenberger war im allgemeinen geständig. Das Urteil lautete: Lutzenberger wird wegen eines Verbrechns gegen Par. 218 in Tateinheit mit einem Vergehen der fahrlässigen Tötung zur Gefängnisstrafe von 2 Jahren mit fünfjähriger Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Der Angeklagte nahm die Strafe an.
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Dito, S. 7:
6 Parteigenossen mit Mitgliedsnummern unter 200 000 werden von größerer auswärtiger Firma (Inhaber ist alter Parteigenosse) als Propagandisten gesucht. Anmeldung bei Pg. Adler. Reiger.
Ortsgruppen, Stützpunktleiter und Blockwarte, welche selbst nicht Landwirt sind oder den Posten als landwirtschaftliche Ortsfachberater (LOF.) nicht versehen können, haben geeignete Pg. als LOF, umgehend zu melden. Pg., welche nach dem 30. Januar 1933 die Mitgliedschaft erworben haben, können nur als ländl. Vertrauensleute geführt werden. LOF., welche NS. Bauernschaften gegründet haben, können Kassiere bestimmen. Aufnahme-Erklärungen sowie Aufnahmegebühren und Monatsbeiträge müssen an den landwirtschaftlichen Kreisfachberater gemacht werden, welcher jeden Monat die Beiträge geschlossen vom Kreis an den Gau abzuführen hat. Der LOF. als Leiter der NS. Bauernschaft hat eine Liste zu führen. Molkereigenossenschaften, welche geschloffen in die NS. Bauernschaft eintreten, können der Einfachheit halber den Beitrag von der Genossenschaftskasse allmonatlich an mich abführen. Versammlungen zur Gründung von NS. Bauernschaften können durch mich angefordert werden, und werden, soweit möglich, durchgeführt. Kleinwerbearbeit ist aber immer die beste und billigste. Aufnahme-Erklärungsformulare können von mir oder der NS. Bauernschaft Gau Schwaben, Augsburg, Schießgrabenstr. 14/I bezogen werden.
Landw. Kreisfachfachberater: Josef Walter - Darast
Ehestandsdarlehen: Diejenigen Verkaufsstellen, die bereit sind, Hausgerät, insbesondere Möbel, Kleidung, Wäsche und bergl. gegen Bedarfsdeckungscheine abzugeben, haben sich bis spätestens 18. Juli 1933 in der Gemeindekanzlei zu melden. Hier wird auch die nötige Auskunft erteilt.
Ottobeuren, den 14. Juli 1933. Marktgemeinderat: Fickler, 1. Bürgermeister.
Öffentliche Mahnung: Betreff: Gemeinde- und Bezirksumlagen, Bürgersteuer und Wasserzins 1931 und 1932. Diejenigen Pflichtigen, welche mit der Einzahlung vorgenannter Gemeindesteuern und Gefälle seit den öffentlich bekanntgegebenen Einzahlungsterminen im Rückstand blieben, werden hiemit aufgefordert, ihre Rückstände unter gleichzeitiger Entrichtung der gesetzlichen Mahngebühren bis spätestens 1. August 1933 in der Gemeindekasse dahier zur Einzahlung zu bringen. Hiebei wird ausdrücklich bemerkt, daß eine weitere Mahnung nicht mehr erfolgt, sondern nach fruchtlosem Ablauf dieser Frist bei den Zahlungsfähigen die Einleitung des Zwangsvollstreckungsverfahrens angeordnet werden wird.
Ottobeuren, den 14. Juli 1933. Marktgemeinderat: Fickler, 1. Bürgermeister.
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17.07.1933, S. 3
Das Reich wird ein Bauernreich sein - oder es wird untergehen!
Der nassauische Bauerntag
Reichsernährungsminister Darré spricht zu den Bauern.
Wetzlar, 17. Juli. Im Rahmen des Nassauische Bauerntages, der in diesen Tagen in Wetzlar statt findet, sprach auf einer öffentlichen Kundgebung der Reichsernährungsminister Darré. Er führte etwa aus: Wir brauchen einen Staat, der sich grundsätzlich zun Bauern bekennt und dem Bauern die Sicherheit gibt, daß auch seine Enkel noch auf seinem Besitztum sitzen. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich meine Arbeit aufgenommen.
Grundsätzlich breche ich also mit der Meinung, das Primäre in der Preisgestaltung zu suchen, sondern der Preis muß sich aus der Wirtschaftspolitik ergeben. Es ist dafür gesorgt, daß der Bauer für die Ernte 1933 einen gerechte Preis erhält. Hitler hat den Vollstreckungsschutz geschaffen. Er wird nicht eher aufgehoben werden, als der Bauer ihr nicht entbehren kann. Es besteht die Gefahr, daß jüdische Händler den Bauern in Schwierigkeiten bringen. Diesen Händlern möchte ich sagen, ich habe nicht drei Jahre in bei Leitung der NSDAP. um die Seele des Bauern gerungen, um jetzt als Ernährungsminister den Bauern von Haus und Hof jagen zu lassen. Ich werde damit brechen, daß einige Produktionszweige unterstützt werden und andere sich selbst überlassen find. Der Bauer verbittet sich diese Liebesgabenpolitik. Wir werden dafür sorgen, daß eine vernünftige Produktion um sich greift und daß die Preise gehalten werden können. Ferner werde ich dafür sorgen, daß mit Lebensmitteln kein spekulativer Wucher getrieben wird. Der Zwischenhandel darf sich nicht über Gebühr bereichern.
Darüber hinaus habe ich im Kabinett die Berechtigung erhalten, den bäuerlichen Berufsstand neu zu gliedern. Die berufsständischen Organisationen sind zur Zeit aufgebläht und stehen im Wettbewerb. Nicht diese Organisationen dienten dem Bauern, sondern der Bauer diente diesen. Es muß eine Organisation bestehen, die unter der Aufsicht des Staates Dienerin des deutschen Bauern wird. Weiter bin ich vom Kabinett ermächtigt worden, die Siedlerzentrale für das Reichsgebiet zu leiten. Damit habe ich die Möglichkeit Bauernsöhnen Land in Deutschland zu verschaffen und auch dafür zu sorgen, daß der Landarbeiter eine eigene Scholle erhält.
Endlich habe ich in Berlin einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der die bäuerliche Kultur, bäuerliche Jugenderziehung usw. zentral bearbeitet, damit diese Gebiete nicht einzelnen Organen überlassen zu werden brauchen. Das Bewußtsein des Standes muß geschaffen werden, der Begriff des „Königlichen Bauern“. Der Führer hat gesagt: „Das Reich wird ein Bauernreich sein, oder es wird untergehen.“ Dieses Ziel zu erreichen setzt voraus, daß wir mit allem Hader aufhören und uns hinter den Führer stellen, den uns ein gütiges Geschick gegeben hat.
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Dito, S. 4:
So wird der Krieg der Zukunft aussehen
Thermitbomben entzünden die Gasleitungen. – Millionenstädte werden in zwei Stunden vernichtet.
Von Sergel Neumann, früher im Generalstab des Heeres der Vereinigten Staaten.
Vorbem erkung der Schriftleitung: Von gegnerischer Seite ist die berechtigte Forderung Deutschlands nach eigenem Luftschutz nie beachtet worden. Umsomehr Gewicht muß nachstehenden Ausführungen eines ehemaligen nordamerikanischen Generalstabsofsiziers beigelegt werden, da sie mit erschreckender Deutlichkeit zeigen, welcher Gefahr das wehrlose Deutschland in einem Zukunftskrieg ausgesetzt ist.
Die Kämpfer des Weltkrieges werden die Erinnerung an seine furchtbaren Eindrücke nie verlieren: die Hölle des Trommelfeuers, die zerrissenen Leiber, das Jammern der Verwundeten und Sterbenden, die Strapazen, den Hunger, die Kälte. Und doch wird der entsetzliche Weltkrieg nur ein Manöver demgegenüber sein, was uns in Zukunft das Aufeinanderprallen zweier mit allen Neuerungen der Technik ausgestatteter Heere bringt. Zu den Waffen des nächsten Krieges werden in erster Linie Chemikalien, Gase und elektrische Strahlen gehören. Wir brauchen nicht erst unsere Phantasie spielen zu lassen, um uns derartige technische Vernichtungswaffen auszudenken. Diese Waffen gibt es heute schon, und wenn wir einmal an der Schwelle eines neuen Krieges stehen, so werden Kampfmittel noch weit schrecklicherer Natur erfunden sein. Der Zukunftskrieg ist kein Krieg mehr, sondern ein Schlachten, bei dem weder Frauen noch Kinder geschont werden. Die Männer werden an die Front gehen – wenn es dann überhaupt noch eine Front gibt – und nicht die geringste Hoffnung auf Wiederkehr haben. Man wird ihnen noch nicht einmal die Gewißheit verschaffen können, daß ihre Familien sich in Sicherheit befinden.
Die Feindseligkeiten werden mit einem Luftangriff beginnen. Wer in dieser Hinsicht zuerst handeln kann, ist entscheidend im Vorteil. Kürzlich wurde manövermäßig ein Luftangriff auf London unternommen, an dem sich 250 Flugzeuge beteiligten. Glücklicherweise war es nicht Ernst, denn die Scheinwerfer der Flakbatterien konnten nur 16 Flugzeuge entdecken. Wenn im Ernstfall diese auch sämtlich durch die Artillerie herabgeholt worden wären, so blieben doch noch 234 Maschinen übrig, mehr als genug, um London dem Erdboden gleichzumachen. Die Fliegerbomben des nächsten Krieges werden kaum etwas mit denen gemein haben, die während des letzten Völkerringens verwendet wurden. Die Wissenschaft ist auf diesem Gebiet so weit vorgeschritten, daß sie Bomben herstellt, die Tausende von Menschen mit einem Schlag vernichten. Tödliche Gase, zündende Flüssigkeiten und Krankheitsbazillen gefährlichster Art gehören außerdem zu den Füllungen solcher Bomben. Auch die Sprengwirkungen gewisser Bomben lassen sich mit denen aus dem Weltkrieg nicht mehr vergleichen. Eine Lewisit-Bombe wird in der Lage sein, das größte Bauwerk der Erde in Fetzen zu reißen.
Grünkreuz- und Gelbkreuzbomben spielen im nächsten Krieg eine große Rolle. Die Wirkung der Vergiftung durch Grünkreuz kann als „Ertrinken auf trockenem Land“ bezeichnet werden, da die Symptome, die der Vergiftung folgen, dem Ertrinken durchaus ähnlich sind. Die Lungen füllen sich immer mehr mit Blutkörperchen und der Betroffene erstickt langsam und qualvoll. Gelbkreuz verursacht plötzliche Entzündungen. Das Blut wird zersetzt, die Augen röten sich und alle Symptome einer Vergiftung durch Schlangenbiß treten in Erscheinung. Das Opfer wird unter fürchterlichen Schmerzen gelähmt. Es kann nichts essen, nichts trinken, denn die Verdauungsprgane befinden sich in einem langsamen Zerstörungsprozeß. Das Opfer ist immer verloren, wenn es auch noch wochenlang leben und leiden kann. Es gibt noch ungefähr ein Dutzend anderer giftiger Gase, deren Wirkungen sämtlich gleich schrecklich sind.
Ein großer Teil von ihnen ist unsichtbar. Zuerst spürt das Opfer nichts von der verheerenden Wirkung. Entdeckt es erst das Vorhandensein des Gases, treten die ersten Vergiftungsanzeichen in Erscheinung, dann ist es auch schon zu spät zur Rettung, weil die inneren Organe des Menschen schon angegriffen sind. Ein Gas ist besonders gegen Flieger bestimmt. Es steigt sehr rasch und sehr hoch und führt Erblindung herbei. Auch hier merkt das Opfer das Vorhandensein des Gases erst, wenn es zu spät ist und sich plötzlich ein schwarzer Schleier über ihn senkt. Man hat ausgerechnet, daß hundert Flugzeuge, von denen jedes eine Tonne Gasbomben bei sich führt, eine Millionenstadt wie Berlin innerhalb einer Stunde mit einer zwanzig Meter starken Gasschicht bedecken können. Bei Windstille wäre die Einwohnerschaft vernichtet.
Ein anderer Schrecken des Zukunftskrieges werden die Brandbomben sein. Sie wiegen rund ein Kilogramm und sind mit Thermit gefüllt. Sobald sie auf Widerstand stoßen, entwickelt sich eine Hitze von rund 1500 Grad Celsius, und alles, was vom Inhalt der Bomben berührt wird, verbrennt. Wasser fördert die Weiterverbreitung des Feuers und bisher ist kein Löschmittel hierfür bekannt. Bei der Konstruktion dieser fürchterlichen Waffen ging man von dem Gedanken aus, daß ein Mittel gefunden werden mußte, mit dem man die Fahrbahnen der städtischen Straßen in Brand setzen konnte. Der Inhalt der Thermitbomben frißt sich durch die Straßen hindurch, erreicht die Gasleitungen und setzt so die ganze Stadt in Brand. Sobald dann in den Straßen Panik ausbricht, vollenden Flugzeuge mit ihren Gasbomben das Werk der Vernichtung. Auf diese Weise kann die größte Stadt der Erde innerhalb von zwei Stunden in einen Aschenhaufen verwandelt werden.
Während des Weltkrieges brauchte man sich nur wenig um den Schutz der Zivilbevölkerung zu kümmern. Im nächsten Ringen aber wird man sie mindestens ebenso sehr gegen feindliche Angriffe zu schützen suchen müssen wie die Truppen selbst. Es ist sogar wahrscheinlich, daß der Schutz der Zivilbevölkerung noch größer und sorgfältiger sein muß der des kämpfenden Heeres. Denn ohne Schutz durch eine eigene Luftflotte können ganze Städte im Schlaf vergiftet und erstickt werden. Die Vernichtung des Viehs, die Vergiftung des Wassers und aller Feldfrüchte durch Gase wird im Zukunftskrieg nicht lange auf sich warten lassen. Die Lebensmittelvorräte sind dann in kürzester Zeit aufgebraucht oder ungenießbar geworden.
Vielleicht sehen sich dann die Gegner gezwungen, den Kampf aufzugeben. Aber zu dieser Überzeugung gelangen sie erst, wenn schon Millionen von Menschen vernichtet sein werden.
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Dito, S. 5:
Passau. (Die Grenzsperre gegen Österreich.) Seit dem Inkrafttreten der 1000-Mark-Gebühr für Reisen nach Österreich hat die Grenzststelle Passau nur eine einzige Reisende unter diesen erschwerten Bedingungen passiert. Fast gleiche Erfahrungen wurden auch bei allen anderen bayerischen Grenzstellen nach Österreich gemacht.
Passau. (Ausländischer fürstlicher Besuch.) Mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug aus Wien traf am Freitag Nachmittag die Königin Mutter Maria von Rumänien in Begleitung des Erzherzogs Anton von Habsburg und seiner Gemahlin Ilona sowie der Großfürstin Cyrill in Passau ein, wo die fürstlichen Gäste von einem Vertreter der Deutschen Reichsbahn begrüßt wurden.
Großfürstin Cyrill begab sich nach Amorbach in Unterfranken zum Besuche des Fürsten Leiningen, während Königin Mutter Maria mit den übrigen Herrschaften nach Hamburg weiterreiste, um von dort aus eine Spitzbergenfahrt zu unternehmen.
Lindau. („Ludwig - Siebert - Festmarsch“.) Die Lindauer Künstlerin Frau Lilli Thoms hat dem bayerischen Ministerpräsidenten Siebert einen „Ludwig-Siebert-Festmarsch“ gewidmet Die Widmung wurde vom Ministerpräsidenten angenommen. Der Festmarsch kommt am 30. Juli anläßlich des „Deutschen Sommerfestes 1933“ m München bei einem Symphoniekonzert zur Uraufführung.
Bei den schwäbischen Erziehern
Kultusminister Schemm spricht.
Augsburg, 16. Juli. Am Freitag sprach Kultusminister Schemm in Augsburg vor mehr als 3000 im Ludwigsbau versammelten schwäbischen Erziehern im Rahmen einer imposanten Kundgebung, bei der gleichzeitig die erste Fahne des NS.-Lehrervereins ihrer Bestimmung übergeben wurde. Der Minister stellte zunächst die rassischen Voraussetzungen aller Erziehungsarbeit heraus und betonte weiter, daß eine konfessionelle Spaltung des endlich seiner blutmäßigen Zusammengehörigkeit bewußt gewordenen deutschen Volkes nie mehr geduldet werde. Die sittlichen und religiösen Kräfte beider Konfessionen erkenne der Nationalsozialismus unbedingt an. Wesentlich für die Erziehung sei jedoch, die Kluft konfessionellen Hasses auszufüllen und das in den christlichen Bekenntnissen innewohnende große Gemeinsame herauszustellen. Der beste Lehrer werde der sein, der den Nationalsozialismus auf alle Gebiete des Lebens praktisch überträgt.
So wichtig die Methodik des Unterrichts als Handwerkszeug sei, unendlich wesentlicher sei es für den Erzieher, das Vertrauen, die Freundschaft des Kindes zu gewinnen. Alle Erziehungstätigkeit müsse den Stempel der Persönlichkeit des Lehrers tragen. Aus den Grundlagen der nationalsozialistischen Idee sei die Notwendigkeit eines neuen Erziehungsgedankens herausgewachsen. Die Schranken zwischen Hoch-, Mittel- und Volksschulen müßten fallen, müßten alle untergeordnet werden dem Begriff Volk und Erziehung. Alle Lehrtätigkeit geschehe um des einen Zieles willen, das Deutschland heißt. Das Erziehungsziel sei nicht eine sogen. abgeschlossene Bildung, sondern im Gegenteil das stets Unabgeschlossene, jener Hunger nach neuer Erkenntnis, der gotische, faustische Drang nach Licht, nach Wissen und Erkennen, hin zu Gott. Es gelte, den deutschen christlichen Menschen zu schaffen nach den großen Richtpunkten Volk und Gott.
Erklärung:
Betreff: Unbefugte Führung von Amtsbezeichnungen (Titeln).
Es ist dringend nötig, daß mit der bisher in Übung befindlichien Unsitte, wonach ein Teil der Ehefrauen der Beamten sich unberechtigter Weise die Amtsbezeichnung bezw. den Titel ihrer Männer anmaßten, endgültig gebrochen wird. Daher muß von jedem Beamten erwartet werden, daß er es seiner Ehefrau zur Pflicht macht, künftig die Führung seiner Amtsbezeichnung oder seines Titels zu unterlassen.
Von den Beamtenfrauen aber wird erwartet, daß sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie jegliche Anrede mit der Amtsbezeichnung ihrer Männer aufs entschiedenste ablehnen. Ferner wird den Beamten empfohlen, außer Dienst aus ihre Amtsbezeichnung zu verzichten, um auch nicht einmal den Anschein aufkommen zu lassen, als ob die Beamtenschaft Klassenunterschiede, die es heute nicht mehr geben kann, aufrecht erhalten wolle. Das Publikum wird gebeten, dem Geiste der nat.-soz. deutschen Volksgemeinschaft Rechnung tragend, in der Anrede jede Titel- bezw. Amtsbezeichnung den Beamtenfrauen gegenüber zu unterlassen.
Bad Wörishofen, den 15. Juli 1933.
Nat.-Soz. Beamtenabteilung Bad Wörishofen.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Ein trostloser Sonntag.) Dieser Sonntag war so trostlos wie noch keiner seiner Vorgänger. Den ganzen Tag fast regnete es mit keinen Unterbrechungen. Die meisten zogen es deshalb vor, daheim zu bleiben oder irgend ein anheimelndes Wirtschaftslokal aufzusuchen, um dort den regnerischen Tag zu verbringen. Am Sonntag fand in Vöhringen das große Gausängerfest des Iller-, Roth- und Günzgaues statt. Die Freiw. Feuerwehr Grönenbach feierte am Sonntag ihr 60jähriges Jubelfest, worüber wir morgen ausführlich berichten werden. Beide Feste hatten unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Das Mindelheimer Frundsbergfest, das verschoben worden war, soll nunmehr, wie wir erfahren, heute Montag nachmittag stattfinden.
Memmingen. (Die Pulsadern geöffnet.) Der Schiffer Heinrich Leis von hier, der als früherer Kommunist bekannt ist, öffnete sich aus unbekannten Gründen die Pulsadern. Als Leis ins Sanitätsauto gebracht werden sollte, schlug er wild um sich und griff den Arzt an. Mit Hilfe der Polizei, die von Leis ebenfalls angegriffen wurde, konnte er schließlich ins Sanitätsauto gebracht und ins Krankenhaus eingeliefert werden. —
Memmingen. (Die zärtlichen Nachbarinnen.) Gestern Abend gerieten in der Leinenspinnerei zwei Frauen in Streit, der sich zu einer richtigen Schlägerei ausartete. Die beiden streibaren Amazonen zerkratzten sich die Gesichter und bewiesen, daß das „schwache Geschlecht“ den Männern im „Zweikampf“ durchaus nicht nachsteht. Schließllich mußte die Polizei gerufen werden, die die beiden zärtlichen Nachbarinnen trennte und den „Kampfplatz“ räumte.
Memmingen. (Der Schandpfahl lebt wieder auf.) In Wernigerode ist jetzt wieder ein Strafmittel zu Ehren gekommen, das aus vergangenen Zelten wohlbekannt ist: Der Schandpfahl. Der Bevölkerung wurde der Pfahl aus dem Marktplatze vorgeführt, gleichzeitig wurde seine Bedeutung dahin erläutert, daß der Pfahl jeweils einen Tag lang für die Einwohner auf dem Marktplatz, stehen würde, die sich einer Verächtlichmachung des Kanzlers, der Regierung oder sonstiger allgemein störender und schädlicher Handlungen schuldig machen. Vielleicht wäre dies auch für Memmingen kein Schaden.
Obergruppenführer von Ulrich und Oberführer Ritter von Schöpf besichtigen die SA.
Memmingen stand gestern Abend im Zeichen der SA.
In stattlichen Kolonnen marschierten unsere treuesten Kämpfer die Lindauerstraße hinaus zum schönen Stadion, wo eine Besichtigung der Pg. Oberführer von Ulrich und Oberführer Ritter von Schöpf mit ihren Stäben (darunter auch Standartenführer Pg. Adolf Brey, der bekanntlich von Memmingen ist) stattfand. Beide Führer überzeugten sich persönlich von der Leistungsfähigkeit der Memminger SA. und fanden anerkennende Worte. Wenn auch da und dort noch kleine Mängel zu verzeichnen sind und kleine Fehler vorkommen, so sind, diese eben dazu da, um das nächste Mal vermieden zu werden. Zu Herzen gehende Worte fand Obergruppenführer von Ulrich, dem man so richtig anmerkte, wie sehr er sich verbunden fühlt mit seinen tapferen SA.-Leuten. So kann nur ein alter Soldat sprechen, so kann aber auch nur ein Führer sprechen, der ein Herz und eine Seele mit seinen Untergebenen ist. – Auch, in ihrem Oberführer Ritter von Schöpf konnte die SA. wieder eine ideale Führerpersönlichkeit kennen lernen.
Besondere Anerkennung fand der Motorsturm, der auch wirklich erstklassiges leistete. Auch die SS. wurde ob ihres prächtigen Menschenmaterials bewundert. Frohgemut, ging es mit klingendem Spiel wieder der Stadt zu, Memmingens aktive Kämpfer für Hitlers Deutschland hatten wieder gezeigt, daß sich ihre Führer restlos auf sie verlassen können. Ein gemütlicher Abend im Schiffsaale reihte sich würdig an den schönen Aufmarsch, auch hier kam erneut die Verbundenheit und das gute Einvernehmen zwischen Führer und Mannschaft zum Ausdruck.
Besuch auch der der Hitler-Jugend!
Schon in aller Frühe des Sonntags mußten die Hitler-Jungens und -Mädels ausrücken, denn schon um 7 Uhr war der bayerische Landesführer der Hitlerjugend in Bayern, Pg. Klein-München und Oberführer Ehrlicher - Augsburg eingetroffen. Die Abteilungen machten einen disziplinierten und guten Eindruck, sodaß sich die Führer sehr lobend aussprachen. Auch, die Gauführerin des Bundes Deutscher Mädels, Pg. Olsen, war anwesend und konnte sich von dem prachtvollen Geist, der bei unseren Hitlermädels herrscht, überzeugen. Auch abends nahm die Hitlerjugend an der oben erwähnten Besichtigung teil.
Memmingen. (Die Landstraßen werden gemessen.) Um für die beabsichtigten Maßnahmen der Reichsregierung zur Förderung des Landstraßenwesens und der Verkehrswirtschaft eine sichere Grundlage zu gewinnen, hat der Deutsche Gemeindetag beim Reichsverkehrsminister angeregt, eine allgemeine deutsche Erhebung über die Längen, den Bauzustand, die Bau- und Unterhaltungskosten der Landstraßen und die Kostendeckung für das Landstraßennetz einschließlich der Ortsdurchfahrten zu veranstalten.
Bisher fehlte es noch an einer Reichsstatistik über das Landstraßennetz und dessen Kostenaufwand. Es ist vielmehr nur eine preußische Statistik für die Rechnungsjahre 1927, 1928 und 1929 vorhanden, deren Ergebnisse zu weit zurückliegen und nur maßstäblich auf das Reich ausgewertet werden können. Es ist jedoch nicht angängig, auf dem gerade in naher Zukunft finanziell so bedeutenden Gebiete des Landstraßenbaus weiter nur mit Schätzungen zu arbeiten.
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Dito, S. 7:
Erkheim. (Todesfall.) Eine weit und breit bekannte Persönlichkeit, Landwirt und Viehhändler Matthias Hafner von hier, wurde heute Früh 5 Uhr von einem Gehirnschlag gerührt, dem er um 9 Uhr vormittags erlegen ist.
[Todesanzeige: 18.07.1933, S. 8]
Ottobeuren. (Waisenkinderfahrt der Automobilklubs Kempten.) Wie alljährlich, wird auch in diesem Jahre der Automobilklub Kempten in anerkennenswerter Weise die Waisenkinderfährt durchführen. Die Fahrt wird, wie in der Monatsversammlung beschloßen wurde, am Samstag, den 22. Juli zur Durchführung kommen. Als Endpunkt der Fahrt wurde diesmal Leutkirch oder Ottobeuren vorgesehen. Hoffentlich entschließen sich die Kemptener zu letzterem.
Ottobeuren. (Kauf.) Das frühere Huith'sche Käserei- und Buttergeschäft Weberstraße 4 (gegenüber dem Storchen) in Memmingen, ging an Herrn Georg Sindele, langjähriger Obersalzer bei der Allgäuer Käse- und Butter-Erzeuger- und Versandgenossenschaft über. Der neue Inhaber, dem der Ruf eines vorzüglichen Fachmannes vorausgeht, übernimmt das Geschäft sofort.
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18.07.1933, S. 6
Memmingen. (Verlagsdirektor Leo Feiner †.) Eine betrübliche Kunde durcheilte heute Morgen unsere Stadt. Im Alter von 52 Jahren ist Herr Verlagsdirektor Leo Feiner nach langer, schwerer Krankheit sanft verschieden, nachdem ihm die Tröstungen seiner heiligen Religion verabreicht worden waren. Mit Herrn Direktor Leo Feiner verschied eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unserer Stadt, deren Name weit über die Grenzen Memmingens hinaus Bedeutung hatte. Der Verstorbene war unser politischer Gegner, doch pflegte sich seine Gegnerschaft in nicht unloyaler Weise zu offenbaren. Vor der Majestät des Todes stehen auch wir stumm und ergriffen da, alles frühere begrabend. Möge der Verstorbene den ewigen Frieden finden!
Die Beerdigung ist am Donnerstag nachmittags 5 Uhr, der Trauergottesdienst am Freitag, den 21. Juli vormittags 9 Uhr bei St. Joseph.
[Todesanzeige auf S. 7]
Für Erhaltung der Heimatpresse
Nach einer Meldung aus Weimar vom 13. Juli erklärte Reichsstatthalter Sauckel in einer Presse-Besprechung u.a.: „Wir wollen Hand in Hand arbeiten. Keine Zeitung, die mitarbeiten will, soll ausgeschlossen oder bedrängt werden. Das wäre gegen den Willen unseres Führers. Keine Eingriffe in die Wirtschaft und keine mißvergnügten Menschen! Keine mechanische Gleichschaltung, sonst ersticken wir daran. Neue Werte sind nur aus Vertrauen zu schaffen, alle konstruktiven Mittel zu einem Ausbau haben die früheren Regierungen, auch die SPD., restlos ausgeschöpft. Nur Hitler verstand es, durch die Zusammenballung des deutschen Existenzwillens die Grundlage für den Aufbau und Aufstieg zu schaffen. Die Wirtschaft soll wieder Einsätze wagen können. Ich lehne es ab, die Wirtschaft nur nach den Parteiabzeichen zu werten; auch Loyalitätserklärungen besagen wenig. Danach wird gewertet, wieviel Arbeit geleistet wurde. Auch die kleinste Kraft hilft mit und viele Wenig machen ein Viel. Die NSDAP. hat nicht das Bedürfnis, in unzähligen: örtlichen Organen der Heimatpresse Konkurrenz zu machen; ich würde das für ein Verbrechen halten. Der Reichsstatthalter stellte aber die Bedingung, daß die nicht parteigebundene Presse die Regierung unterstütze, dem Volkswillen Rechnung trage und unvoreingenommen vier Jahre mit Vertrauen die schwere Aufgabe der jetzigen Regierung unterstütze. Es gibt kein Zurück! Spartakus ist nicht tot, und nur ein geschlossenes „Hinter die-Regierung-treten“ kann unser Land und Volk, Kultur und Wirtschaft vor dem Untergang retten.“
Erklärung:
In größer Ausmachung bringen die M emminger Zeitungen das Telegramm des Reichsarbeitsministers an sämtliche Treuhänder der Arbeit, wonach die Gauleiter und Gauzeitungen angewiesen werden Boykottmaßnahmen und Zwangsandrohung gegen bürgerliche Zeitungen zu unterlassen und alle in dieser Richtung ergangenen Aufrufe zurückzuziehen. Die „Memminger Zeitung“ versieht die Meldung noch mit einer eigenen spitzen Bemerkung, die mindestens sehr zweideutig aufgefaßt werden kann. Wir haben dazu folgendes zu erklären:
1. Beim „Allgäuer Beobachter“ handelt es sich, nicht um eine Gauzeitung, sondern um ein seit mehreren Jahren parteiamtlich anerkanntes Organ der NSDAP., dem ein gewisses Gaugebiet zusteht. Direkt ist der „Allgäuer Beobachter“ also von der Anordnung gar nicht betroffen.
2. Boykottmaßnahmen und Zwangsandrohungen sind weder vom „Allgäuer Beobachter“ noch von den Kreisleitungen der NSDAP. Memmingen und den anderen zuständigen Kreisleitungen erfolgt, dagegen wurden von letzteren alle Amtswalter angewiesen, den „Allgäuer Beobachter“ als parteiamtlich anerkannte Zeitung der in Frage kommenden Kreise zu lesen. Irgend eine Vorschrift, daß bürgerliche Zeitungen nicht gelesen werden sollen, besteht nicht, doch soll für Amtswalter, wie auch für sämtliche Parteigenossen (selbstverständlich auch SA. und SS.) zuerst die nat.-soz. Presse in Frage kommen. Selbstverständiich besteht diese Anordnung nach wie vor weiter. Der Zweck des Telegramms des Reichsarbeitsministers geht ja am besten aus nachfolgend veröffentlichter Erklärung des Reichsstatthalters Sauckel hervor: „Es ist in erster Linie die Heimatpresse zu erhalten.“ – Der „Allgäuer Beobachter“ nimmt aber auch für sich in Anspruch als Heimatpresse angesehen zu werden.
3. Das Amtsblatt für die Kreise Memmingen, Mindelheim und Illertissen ist der „Allgäuer Beobachter“. Dies ist nicht etwa eine Schikane gegen andere, sondern nur ein dem „Allgäuer Beobachter“ zustehendes Recht, nachdem die Zeitung früher jahrelang übergangen und stets ungerecht benachteiligt wurde.
4. Niemals ist von Seiten der NSDAP. eine Schikane gegen hiesige Zeitungen ausgeübt worden, im Gegenteil haben sich die maßgebenden NSDAP.-Stellen sehr loyal gegen die hiesigen Zeitungen verhalten, was schon daraus hervorgeht, daß sämtliche amtlichen Bekanntmachungen auch ohne weiteres den beiden anderen hiesigen Zeitungen zugingen, ohne daß diese etwa amtliche Organe wären. Die NSDAP. hätte im Stadtrat mit Leichtigkeit beschließen können, diesen Zeitungen die amtlichen Nachrichten zu verweigern, wie es vielfach gar nicht zu Unrecht gemacht wurde. Sie hat dies aber nicht getan. Wir verbitten uns also, daß diese Erklärung zu einer Hetze gegen uns ausgeschlachtet wird, das wäre ihr Sinn und Zweck nicht und würde den Anordnungen des Führers in höchstem Maße widersprechen.
Memmingen, den 18. Juli 1933.
Schriftteilung des „Allgäuer-Beobachter“.
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19.07.1933, S. 5
So war's vor einem Jahr
Aus dem Tagebuch eines Allgäuer SA.-Mannes. – Der rote Mob gegen die Freiheitstskämpfer Adolf Hitlers.
Am 17. Juli vorigen Jahres [1932] unternahm unsere Allgäuer SA. und SS. einen Propagandamarsch durch das Bezirksamt Kempten, der uns gegen 5 Uhr abends nach Weidach bei Kottern führte. Von dort war ein Durchmarsch durch das kommunistische Kottern, Schelldorf und anschließend Umzug durch die Straßen Kemptens geplant. Als Abschluß war eine gewaltige Kundgebung auf dem Königsplatz vorgesehen.
Bereits mittags um 12 Uhr trugen die Kommunisten Kotterns Steine in ihre Wohnungen, um Steine statt Blumen sprechen zu lassen; ganze Kübel von Kot und Urin waren bereitgestellt, heißes Wasser war in Menge vorhanden, um einen würdigen Empfang zu gewährleisten. Schon in den Mittagstunden wurden Barrikaden gebaut, alles vor den Augen der Polizei, welche vollkommen machtlos war. Zirka 500 Mann SA. und etwa 120 Mann SS. standen vor Kottern und durften nicht durch, weil die vorhandene Polizei den Durchmarsch durch Kottern nicht verantworten konnte, tatsächlich siegte der knallrote Mob, wir wurden über das Fabrikterritorium der Mechan. Baumwollspinn- und Weberei Kottern umgeleitet und kamen bis zur Wirtschaft zur „Scheibe“.
Die Kommune hatte umsonst Steine getragen, es blieb ihr nichts anderes übrig als uns anzupöbeln und zu bespucken etc. Bei der Wirtschaft zur „Scheibe“ stockte der Weitermarsch neuerdings, es hatten sich, dort etwa 40 -50 Kommunisten angesammelt, die die Straße versperrten. Über eine Stunde verhandelte die Polizei mit dieser Handvoll Lumpen, anstatt blank zu ziehen. Bei einem Haar wäre es soweit gekommen, daß unser Zug sich hätte auflösen müssen; also 620 deutsche Freiheitskämpfer vor zirka 40 - 50 Maulhelden das Hasenpanier ergreifen sollten. Nach endlosen Verhandlungen der SA., SS. und dem Ortsgruppenführer Justizrat Strefler, mit dem Bezirksamt Kempten konnten wir auf eigene Gefahr weitermarschieren. Die Hälfte der SS. wurde zur Sicherung der Musik an die Spitze des Zuges befohlen. Als sich, zirka 60 SS.-Leute im Marsch-Marsch an die Spitze begaben, waren die 50 kommunistischen Radaubrüder verschwunden. Wir marschierten nunmehr ohne Sang und Klang auf die Eisenbahnbrücken zu. Nun begann der wilde Tanz: „Pfuirufe, Arbeitermörder, Salzsteuersoldaten, Feiglinge etc.“ prasselten auf uns nieder, Straßendreck, Steine wurden geworfen, gespuckt wurde nach, allen Regeln der Kunst. Die schönste Stelle war die Unterführung an der Eisenbahnbrücke, ein wahrer Schauer von Steinen hagelte auf uns nieder, ohne besonderes Unheil zu stiften. Der Abschaum der Menschheit staub links und rechts der Straße, verzerrte Gesichter, bodenlose Wut in den Augen, mit Schaum im Munde standen sie da und brüllten „Heil Moskau“, „Rotfront“, „Freiheit“. Ohne ein Wort der Erwiederung zogen wir weiter, den Blick nach vorn, die Faust geballt, der Musik war das Spielen verboten, so marschierten wir in eiserner Disziplin.
Die von Kottern und Schelldorf herbeigeeilten Kommunisten schlossen sich uns an und sangen ungehindert die Internationale. So gings durch die Kotternerstraße, rechts und links wieder Hunderte von Menschen, die einen begrüßten uns mit „Heil Hitler“, die anderen brüllten wie die wilden Tiere „Heil Moskau“, „Rotfront“ und „Freiheit“, es war ein ohrenbetäubender Lärm wie in einem Tollhaus. Als unser Zug bei der Wirtschaft zur „Rebe“ nahe an die Kommunisten herankam, errichteten sie Barrikaden, sie zogen einen schweren Kohlentransportwagen aus dem Hofe eines Kohlenhändlers und warfen denselben um; darauf schwärmte die Gendarmerie welche an der Spitze unseres Zuges marschierte, aus. Mit Gummiknüppel und blankem Säbel ging sie gegen die tobende Masse vor, die den Beamten Steine entgegenwarf, sie anspuckte und stürmisch, „Pfui“ rief, wenn wieder einer vom Gummiknüppel getroffen am Boden lag. –
Etwa 100 Meter weiter hatten die fliehenden Kommunisten Barrikaden aus Fässern, die sie aus einem Hof herausschleppten, errichtet. Wieder ging die Gendarmerie ausschwärmend gegen die Ausschreitenden mit der blanken Waffe und dem Gummiknüppel vor. Es gelang ihnen, noch einige der Barrikadenerrichter zu erwischen. Unter dem Wirbel von Gummiknüppelschlägen mußten die Kommunisten die Barrikaden selbst wieder entfernen. Immer mehr Menschen säumten den Weg, am Bürgersaal war alles schwarz, der reinste Hagel von Steinen prasselte auf uns nieder. In der Bahnhofstraße wurden wir von stürmischen Heil-Rufen der alten Parteigenossen empfangen, die uns auch Blumen zuwarfen. Die verjagten Kommunisten hatten sich inzwischen wieder gesammelt und versuchten den Zug nunmehr von hinten anzugreifen. Die Polizei mußte deshalb beim „Deutschen Kaiser“ und bei der Freitreppe wieder mit blankem Säbel und Gummiknüppel gegen die Masse vorgehen.
So zogen wir dann zum Königsplatz, der überfüllt war von Menschen aller politischen Richtungen. Der Redner, Pg. Prof. Schneidawind - Lindenberg, bestieg das Podium und sofort setzte ein unbeschreibliches Heulen der ganzen gegnerischen Meute ein. Mit donnerähnlicher Stimme hörte man den Redner beginnen: „Hört ihr ihn heulen, den roten Mob! Das ist Sturm!“ Die Polizei säuberte alsbald den Platz. Einzelne der Steinwerfer wurden erwischt und erhielten eine kräftige Abreibung mit dem Gummiknüppel. Nach beendigter Kundgebung marschierten wir in die Wittelsbacher Schule, zumal die Straßen Kemptens vom roten Mob belagert waren. – Gegen 11 Uhr nachts konnten wir in einzelnen Scharen von Kemptener Polizisten heimbegleitet werden, nachdem die herbeigerufene Landespolizei aus Augsburg die Straßen Kemptens gesäubert hacke. Gegen 1 Uhr nachts war die Ruhe wieder hergestellt, dank der ununterbrochenen Patrouillientätigkeit der Polizei.
L. R.
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Dito, S. 6:
Ottobeuren. (NSBO.-Versammlung.) In der am Samstag Abend im Saale des Gasthauses zur Sonne stättgefundenen NSBO.-Versammlung begrüßte Ortsgruppenwart Pg. Schmid alle Parteigenossen, Kollegen und Freunde, sowie alle Anwesende und dankte für ihren überaus zahlreichen Besuch (Der geräumige Sonnensaal war vollständig überfüllt, sodaß für viele kein Platz mehr vorhanden war.) Pg. Kreisleiter Veh-Memmingen nahm dann das Wort und berichtete über den augenblicklichen Stand der Gewerkschaften. Von den bisherigen 28 Gewerkschaftsverbänden sind nur 14 Verbände übrig geblieben, alle übrigen sind eingegliedert worden in den Gesamtverband Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund. Für Ottobeuren kommt nur mehr der Bauarbeiter- und Holzarbeiterverband in Frage. In Ottobeuren und Memmingen waren bisher nur Zahlstellen. In Memmingen, als Sitz eines Arbeitsamtes, wird innerhalb der Gewerkschaften eine Kreisleitung errichtet werden für alle diese 15 Verbände. Soweit in der Beitragszahlung noch Unklarheit bestehe, ist zu rechnen, daß in der nächsten Woche die Kollegen volle Klarheit erlangen. Nicht nur in Ottobeuren, auch in anderen Orten ist es so, daß das, was der Nationalsozialismus neugestaltet, nicht verstanden wird. Auch in Ottobeuren w aren die Grundgedanken wenigstens vorhanden. – Nicht wir Nationalsozialisten sind verantwortlich für die Mißwirtschaft dieser vergangenen Jahre, sondern die Träger des damaligen Systems. Die bisher geschlossenen Verträge haben Gültigkeit. Die NSBO. ist beauftragt, dort, wo in den Betrieben Mißstände herrschen, einzuschreiten. Wir appellieren an die Arbeitgeber, daß sie einen Rechtszustand herstellen, der bisher gebrochen war. Um die nationalsozialistische Volksgemeinschaft herzustellen, hat der Arbeiter seine Pflichten zu erfüllen; auf der anderen Seite der Unternehmer und hieher gehört die 48 Stunden-Woche und die Tarifverträge. – Wir werden den Doppelverdienern in jeder Form zu Leibe rücken. Wenn wir heute darauf dringen, daß der Unternehmer die Arbeitszeit und Tariflöhne einhält, fordern wir unser Recht, der nat.-soz. Staat kann nicht dulden, daß 60 Stunden gearbeitet wird, und Tausende und Millionen auf der Straße liegen. Wir müssen uns damit abfinden, daß der heutige Staat mit der alten liberalistisch und marxistischen Auffassung gründlich bricht und gebrochen hat. Bei der Diskussion sprach Bürgermeister Fickler und stellt die Frage, ob von diesen 8 - 10 Kreisleitungen nicht auch für Ottobeuren eine in Frage kommen könnte. Ferner stellt dieser fest, daß die Holzbranche in den letzten Jahren vom Staate systematisch vernichtet wurde. – Käseschmelzwerkbesitzer Alex Krumm kommt auf die Verhältnisse in der Milchwirtschaft zu sprechen und auf die kommissarischen Preise. – Betriebsobmann Kienzer stellt wegen des Acht-Stundentages eine Anfrage, Mechaniker Mayer wegen der Schwarzarbeit.
Zu all diesen Fragen nimmt Pg. Veh erschöpfend Stellung und richtet ernstliche Worte an Arbeitgeber, die anscheinend unsere heutige Neugestaltung noch nicht verstehen, um dann im Schlußwort nochmals darauf hinzuweisen, daß wir noch vieles lernen müssen und der Kämpf zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufhören müsse. Standesdünkel müsse verschwinden. Wir haben noch eine gewaltige Aufgabe zu lösen und hier erwächst der NSBO. eine historische Sendung.
Ollarzried. (Fahnenweihe des Schützenvereins). Am letzten Sonntag hat der Schützenverein seine vor kurzem gekaufte Fahne feierlich geweiht. Trotz des schlechten Wetters sind verschiedene Vereine herbeigeeilt, um die Fahnenweihe mitzufeiern und zu verschönern. Doch, konnte nicht alles programmäßig durchgeführt werden, denn bis mittags regnete es ununterbrochen. Um 12 Uhr wurde mit dem Gauschießen begonnen, das wegen des schlechten Wetters etwas zu wünschen übrig ließ. Hoffentlich kommen in den 3 Schießtagen noch recht viele Schützen, denn die Ehrenpreise sind in den letzten Tagen auf 130 Stück gestiegen. Davon seien nur einige erwähnt. Ein Herrenfahrad, 2 ReguIlatoren, 1 Küchenuhr, mehrere sehr schöne Bilder, darunter eine naturgetreue Aufnahme unseres Volkskanzlers Adolf Hitler.
Sitzung des Marktgemeinderats Ottobeuren vom 15. Juli 1933
Zur Sitzung sind erschienen die Gemeinderatsmitglieder Ripfel August, Dreyer Ludwig, Micheler Eugen, Maurus Josef, Hief Franz, Specht Karl, Höbel Georg, Fink Michael, Hafner Alois. Den Vorsitz führte 1. Bürgermeister Fickler, Schriftführer Obersekretär Stingl.
1. Zur Kenntnis dienen verschiedene Mitteilungen bezüglich des Freiw. Arbeitsdienstes allgemein und des Arbeitsdienstlagers Ottobeuren im besonderen. An das Kuratorium des Hilfsfonds für minderbemittelte oder unbemittelte Führeranwärter des DAD im Bezirk Bayern-West wird ein mtl. Betrag von RM. 20.– baw. überwiesen. Für die sonst im Schreiben vom 29. Juni c. benannten Unterstützungen komme der hiesige Verein für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes auf. Zur endgültigen Finanzierung des ganzen Arbeitsdienstlagers haben hiesige Firmen noch eine Bürgschaft von RM. 10 000 übernommen, für welchen Betrag der Marktgemeinderat Ottobeuren wiederum die Rückbürgschaft übernimmt. – Bei dieser Gelegenheit wurde seitens des Vereins für Volksgemeinschaft des Freiw. Arbeitsdienstes Ottobeuren mündlich mitgeteilt, daß die Anerkennung des hiesigen Arbeitsdienstlagers als Stammlager bereits erfolgt sei.
2. Nach einer Mitteilung des Uhrmachers Mahler dahier bedarf die hiesige Turmuhr einer gründlichen Reparatur deren Kosten auf ca. 180 - 200 Mark zu stehen kommen. Es wird beschlossen, die Angelegenheit vorerst noch zurückzustellen.
3. Dem Gesuche des Max Reichardt dahier um Errichtung einer Straßenbeleuchtung gegenüber dem Rostnkeller wird stattgegeben. Es ist ein Kostenvoranschlag einzuholen, wobei dem 1. Bürgermeister die Entscheidung überlassen wird.
4. In den hiesigen Ortswaisenrat wurden gewählt Frau Ketterle und Frl. Maria Wiehrer, als Ersatzleute schau Heinzeimann und Frau Gehring.
5. Zur Kenntnis dient ein Rundschreiben des Bayer. Prüfungsverbandes öftentlicher Kassen vom 7. Juni c., Revisionskosten betreffend. Hiernach ist der Prüfungsverband mit einer täglw. Prüfungsgebühr von RM. 28.– die billigste Revisionseinrichtung. Eine Ermäßigung der bisherigen Gebühren sei deshalb und mit Rücklicht darauf, daß hier nur die Selbstkosten gedeckt werden, nicht tragbar.
6. Zur Kenntnis dient weiter die neue Badeordnung für das Familienbad, welche gegenüber der bisherigen Ordnung einige Änderungen aufweist.
7. In einer Mitteilung vom 27. Juni c., spricht der Kath. Kirchenchor Kempten der Marktgemeinde Ottobeuren sowie Herrn 1. Bürgermeister Fickler herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme anläßlich des letzten Ausfluges nach Ottobeuren aus.
8. Genehmigt werden die Mittel für Instandsetzung der Zäune bei den gemeindl. Häusern an der Markt Rettenbacherstraße.
9. Der Vorsitzende teilt mit, daß anläßlich der Entwässerunsarbeiten beim Friedhof sehr viel gutes Kies zu Tage gefördert wurde, welches auf Grund eines Beschlusses des Ausschusses für schnell zu entscheidende Fälle an die hiesigen Grundstücksbesitzer zur Bekiesung der Feldwege abgegeben wird. Die Verteilung der Arbeiten sei bereits in einer Versammlung geregelt worden. Der Marktgemeinderat stimmt diesem Beschlusse zu.
10. Auf Vorschlag des Wasserzins-Ausschusses wird beschlossen, mit Wirkung ab 1932 die Berechnung des Wasserzinses für die Landwirtschaft nach der Viehstückzahl durchzuführen. Als Satz wird pro Stück Vieh RM. 2,90 festgesetzt.
11. Seitens des SS.-Truppführers Christian Nett wird an den Marktgemeinderat unterm 14. Juli c. das Gesuch gerichtet, er wolle darüber Beschluß fassen, daß die gemeindlichen Lieferungen und Arbeiten nur noch von Nationalsozialisten ausgeführt werden, und zwar so lange, bis der Boykott gegen die hiesigen SS.-Leute gebrochen ist. In der Begründung wird ausgeführt, daß verschiedene seiner SS.-Leute Klage darüber führten, daß ihr Geschäft wegen der bekannten Polizeiaktion vom 5.7.33 gemieden würde, Kontoabdeckungen, verschiedene Äußerungen etc. beweisen, daß, wenn auch kein öffentlicher, so doch ein geheimer Boykott gegen die SS.-Leute durchgeführt wird. Zur Aufklärung teilt SS.-Führer Nett mit, daß die SSS.-Leute bei fragl. Aktion lediglich ihre Befehle ausgeführt haben, wozu jeder politische Soldat verpflichtet ist. Im Interesse der Wahrung des örtlichen Friedens und der Pflege des Volksgemeinschaftssinnes habe er zunächst davon Abstand genommen, diese versteckte Boykottbewegung an seine oberste zu melden. – Hieran schloß sich eine längere Debatte. Es wurde beschlossen, sämtliche Personen, die derartige Boykott-Äußerungen gebrauchten oder diese Bewegung sonstwie unterstützen, umgehend zu melden, worauf dann 1. Bürgermeister Fickler den einzelnen persönlich Vorhalt und auf die Schwere der Folgen aumerksam machen wird.
12. Bei der am 24. März 1933 erfolgten Vermessung und Abmerkung der Pl.-Nr. 254 ½der Steuergemeinde Ottobeuren für Filgis-Obser-Neher wurde auch eine teilweise Abmarkung an dem gemeindl. Grundstück Pl.-Nr. 1½ (Weg) vorgenommen. Die nachträgliche Anerkennung dieser Abmarkung wird hiermit beschlossen.
13. In nächster Zeit sollen ca. 50 Ztr. Seegras zum Verkaufe kommen.
14. 1. Bürgermeister Fickler verliest eine Bekanntmachung des Staatsmin. des Innern vom 13. Juli 1933 über die Gemeinderäte etc., wonach Gemeinderatsmitglieder, die auf Grund eines Wahlvorschlages einer Partei berufen worden sind, die sich inzwischen aufgelöst hat, weiterhin nicht mehr als Vertreter dieser Partei dem Gemeinderat angehören können. Soweit diese Mitglieder nicht Anschluß bei den Fraktionen der NSDAP. finden, müssen sie daher ihr Amt niederlegen.
15. Spitalverwalter Fink teilt einen in Aussicht stehenden Einkauf ins Altersheim mit. Es handelt sich um die ca. 50jährige Sabina Maier, die eine Einkaufssumme von RM. 2 500 Mark zur Verfügung hat und als Arbeitskraft in der Anstalt tätig werden soll. Es wird beschlossen, persönliche Vorstellung der Maier zu verlangen und eine ärztl. Untersuchung zu veranlassen.
16. GR. Specht berichtet über die demnächst erscheinenden neuen Prospekte zur Werbung des Fremdenverkehrs. Die Prospekte sollen in der Gemeindekanzlei aufbewahrt werden, von wo aus die Verabreichung an die Interessenten (Gasthöfe udgl.) erfolgen soll.
17. Die Aufwandsentschädigung des 1. Bürgermeisters Fickler wird entsprechend der Bezahlung in anderen ähnlichen Gemeinden auf jährl. 2500 Mark festgesetzt. Die Angestelltenversicherung wird ganz auf die Gemeindekasse übernommen. Stingl.
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Dito., S. 7
[Anfang der Annonce nicht erhalten, da – wegen der Rückseite – etwas ausgeschnitten ist.]
… Juli 1933 die Julius Beck‘sche Apotheke in Ottobeuren mit der dazu gehörigen Drogerie übernommen. Klara Beck, Apothekerin.
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20.07.1933, S. 5
Markt Rettenbach. (Vom Gemeinderat.) Die Mitglieder der ehemaligen Bayer. Volkspartei, die dem Markt-Gemeinderat angehörten, wie auch deren Ersatzmänner, haben ihren Rücktritt erklärt.
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21.07.1933, S. 1
Wachsendes Verständnis
Die „Times“ druckt Hitlers „Mein Kampf“.
London, 21. Juli. Die „Times“ wird, wie auf der ersten Seite des Blattes angekündigt wird, in der nächsten Woche Auszüge aus der autorisierten englischen Übersetzung von Hitlers Buch „Mein Kampf“ veröffentlichen, das bisher der englischen Leserschaft nicht zugänglich war.
Die „Times“ scheibt dazu: Unsere Auszüge werden es der englischen Leserschaft ermöglichen, sich mit dem einzigartig konzentrierten Geist des nationalsozialistischen Führers vertraut zu machen und ein gewisses Verständnis der deutschen Revolution zu erlangen. In dem ersten Artikel wird Hitlers Entwicklung bis zum Einsetzen seiner politischen Tätigkeit geschildert werden. Der zweite Artikel wird die Stellung Hitlers zu England und der englischen Politik wiedergeben. Im dritten Artikel sollen Hitlers Ansichten zur Judenfrage und zum Marxismus dargelegt werden, während der vierte und letzte Artikel verschiedene Zitate Hitlers enthalten wird, die Aufschluß geben über seine Gedanken über die Religion, den Staat, die Erziehung, Kultur, Rasse und Geschichte.
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Dito, S. 2
Das verschobene SPD-Vermögen
München, 21. Juli. Die Bayerische Politische Polizei erläßt folgende Bekanntmachung: Es ist allgemein bekannt, daß große Teile des früheren SPD.-Vermögens teils ins Ausland, teils im Inland verschoben worden sind, um dieses Vermögen dem staaltlichen Zugriff zu entziehen. Die Bevölkerung Bayerns wird hiemit öffentlich aufgefordert, die Behörden bei der Ermittlung und Überführung dieses Vermögens der SPD. in die öffentliche Hand zu unterstützen und zwar sowohl des eigentlichen Parteivermögens (insbesondere des Vermögens der früheren SPD.-Presse), als auch des Vermögens aller sogenannten Nebenorganisationen der SPD.
Sachdienliche Angaben über bekanntgewordene Vermögensverschiebungen, vor allem über Verschiebungen auf andere Gesellschaften oder Einzelpersonen im Inlande, werden von der Bayerischen Politischen Polizei, den Polizeidirektionen, sowie den Bezirksämtern entgegengenommen.
„Eine Stadt in Waffen“
Englische Beobachtungen in Warschau.
London, 21. Juli. Ein Sonderberichterstatter des „Daily Telegraph“ befaßt sich in einem Artikel mit der Lage ist Warschau, das eine Stadt in Waffen sei. Jeder Fremde habe sofort bei Betreten von Warschau den Eindruck, als ob die Stadt nur von Menschen in Uniform bevölkert sei. Warschau sei eine Militärstadt und der Nährboden für eine gründliche militärische und militaristische Propaganda. Die Soldaten in ihrer Uniform stächen die Zivilbevölkerung völlig aus. Man könne sich unmöglich dieser Atmosphäre einer dauernden militärischen Bereitschaft entziehen. Die führenden Bürger Warschaus machten auch nicht den geringsten Hehl über ihre Ansichten zur militärischen und politischen Lage. Sie seien auf die militärische Macht Polens sehr stolz und versicherten immer wieder, daß, falls Deutschland den Korridor angreife, Polen sofort die deutsche Grenze überschreiten und innerhalb von drei Wochen die Linden in Berlin entlang marschieren werde.
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Vom „Erholungsurlaub“ zurück). Die beiden Schutzhäftlinge August Ballo und Johann Habdank, die ihren „Erholungsurlaub“ in Dachau verbrachten, haben sich heute auf der Polizeiwache gemeldet, da sie gestern von Dachau entlassen wurden.
Memmingen. Wie wir bereits mitgeteilt haben, weihen die Ortsgruppen Memmingen und Eisenburg des „Stahlhelm“ (Bund der Frontsoldaten) am Sonntag, den 23. Juli 1933 Fahnen. Mit der Fahnenweihe ist ein Stahlhelmaufmarsch verbunden. Das genaue Programm ist aus dem Inserat in dieser Nummer zu ersehen. Der Stahlhelm ersucht die Bevölkerung Memmingens um Beflaggung der Gebäude.
Memmingen. (Der Brieftaubenverein Memmingen) hält am Sonntag, 23 .Juli, vorm. 10 Uhr, im Gasthof zum „Mohren“ eine Brieftaubenschau ab. (Eintritt frei). Es kommen sämtliche Tauben zur Schau, die sich Siegerpreise an den Wettfliegen der Allgäuer Reisevereinigung, sowie an dem Medaillenflug der Gruppe Südbayern und am Nationalflug von Haag in Holland (700 km) errungen haben. Interessenten ist dabei Gelegenheit gegeben, sich dem schönen Sport anzuschließen.
Öffentliche Warnung!
Ottobeuren.
Im Inseratenteil der heutigen Ausgabe [S. 7] warnt der Marktgemeinderat die Bevölkerung vor der gewissenlosen Hetze gegen die SA., und SS.-Leute, die bei der Festnahme der ehem. Bayernwachtangehörigen mitgewirkt haben.
Auch wir warnen noch an dieser Stelle jeden, der gegen die SA .und SS. hetzt oder einzelne davon geschäftlich boykottiert.
Ottobeuren. (Primizianten-Ankunft). Hochw. Herr Pater Alexander König, O.S.B., feiert dahier am 6. August sein erstes hl .Meßopfer. Der feierliche Einzug des Primizianten erfolgt am Sonntag, den 30. Juli abends halb 7 Uhr.
Betzisried. (Patrozinium). Am Mittwoch, den 26. ds, Mts., wird in der hiesigen Filialkirche das Patroziniumsfest gefeiert.
Schlegelsberg. (Rücktritt der Gemeinderatsmitglieder). Nun legten sämtliche Gemeinderatsmitglieder der ehem. Bayer. Volkspartei ihre Sitze im Gemeinderat nieder. Es sind dies: Hörmann Josef, Mayer Fridolin, Zillenbiller Stefan, Fickler Franz Jos., und Mayer Alois. Auch deren Ersatzmänner traten zurück.
Ottobeurer Kinderfest 1933
am Dienstag, 25. Juli – bei günstiger Witterung, sonst am darauffolgenden schönen Tag.
Zeiteinteilung und Verlauf. 1. 6 Uhr Weckruf. 2. Halb 8 Uhr Gottesdienst (3. Singmesse.) 3. Zug zum Hindenburgplatze. (Aufstellung gegen Westen.) 4. Festakt auf dem Hindenburgplatze: a) O Deutschland hoch in Ehren. b) Ansprache des Schulleiters. c) Deutschlandlied. d) Sprechchor der Knaben – der Mädchen. e) Ansprache des 1. Bürgermeisters., f) Horst-Wessel-Lied. 5. Zug zum Festplatze (Rosenkeller). 6. Verlosung.
Der Nachmittag. 7. 1 Uhr Festzug. Sammelplatz: Hof des Arbeitsdienstlagers. Weg: Ritter v. Epp-Straße – Rupertstraße – Ulrichstraße – Alexanderstraße – Adolf-Hitler-Straße – Gegenzug – Markt-Rettenbacherstraße – Schützenstraße – Ludwigstraße – Luitpoldstraße – Mühlbachstraße – Obere Straße – Kemptenerstraße – Luitpoldstraße – Hindenburgplatz – Bergstraße – Festplatz. 8. Wett-Turnen, Reigen, Spiele. 1. Gruppe: (6. und 7 .Klasse): 75 Meter-Lauf, Weitsprung, Ballweitwurf (Leitung: Oberlehrer Strobl). 2. Gruppe: (1. Fortbild.-Schulj.): 75-Meter-Lauf Weitsprung, Ballweitwurf, (Leitung: Lehrer Wiedemann.) 3. Gruppe: (14. - 18. Lebensjahr): 75-Meter-Lauf, Weitsprung, Ballweitwurf (Leitung: Hauptlehrer Herz) 9. Bewirtung. ; 10. Preisverteilung. 11. Ballonwettbewerb. 12. Zwanglose Unterhaltung.
Der Abend. 7 Uhr, Turnerischer Wettbewerb. 4. Gruppe: 1. 3-Kampf für Arbeitsdienst, SA., SS., Stahlhelm, Turn- und Sportverein: 400-Meter-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen (Leitung: Lagertruppführer Weinberger). 2. 10-Kilometer-Armeegepäckmarsch. (Leitung: Nett, Schmittle, Ganser.)
Die Einwohnerschaft wird um Beflaggung der Hauser gebeten!
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Dito, Annonce auf S. 7:
Öffentliche Warnung! Von zuständigen Stellen wird uns mitgeteilt, daß in Ottobeuren wiederholt gegen die SA.- und SS.-L eute, die im Aufträge ihrer politischen Führung an der Festnahme der ehem. Bayernwachtangehörigen mitgewirkt haben, gehetzt, über sie geschimpft od. geschäftlich boykottiert werden sollen. Die Bevölkerung wird vor einem derartig gewissenlosen Vorgehen nachdrücklichst gewarnt, da sonst mit rücksichtslosem Vorgehen gegen Beteiligte zu rechnen ist. Ottobeuren, den 19. Juli 1933.
Marktgemeinderat: Johann Fickler, 1. Bürgermeister.
[Unmittelbar darunter – sehr passend!]
Parteigenossen! Kauft nur bei Inserenten unseres Blattes und bei Parteimitgliedern ein.
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22.07.1933, S. 6
Die neuen Stadtrats- und Bezirkstagsmitglieder
Memmingen. Wie bekannt ist, hat das Ausscheiden der 5 Vertreter der ehemaligen Bayerischen Volkspartei aus dem Stadtrat eine Lücke entstehen lassen, wodurch die Abwicklung der regulären Verwaltungstechnischen Arbeiten erheblich erschwert wurde. Es ergab sich daher die Notwendigkeit, diese Lücke aufzufüllen und anstelle der Ausgeschiedenen neue Vertreter zu beordnen. Im Einvernehmen mit der Kreisleitung und Herrn Sonderkommissar Schwarz wurden folgende neue Vertreter bestimmt:
Adler Karl jun., Photograph, Barth Michael, Maschinenschlosser, Handel Albert, Bäckermeister, Ketterle Benedikt, Mechanikermeister, und Wagner Hans, Architekt. – Die formelle Genehmigung vonseiten der Regierung steht noch aus, doch ist an deren baldigem Eintreffen nicht zu zweifeln. Der neue Stadtrat setzt sich, sonach ohne den beiden Bürgermeistern aus 19 Nationalsozialisten zusammen. Für Stadtrat Schauppel, der bekanntlich nach Augsburg gekommen ist, ist Pg. Georg Martin nachgerückt, während der einzige nichtnat.-soz. Vertreter im Stadtrat, Direktor Hugo Bilgram, sich als Hospitant der nat.-soz. Fraktion anschließen wird. Die Verteilung der Referate, die neu geregelt wird, werden wir in den nächsten Tagen bekanntgeben.
In den Bezirkstag werden folgende drei Nationalsozialisten neu einziehen: 1. Baumer Michael, Schuhmacher und Bürgermeister, Lauben; 2. Schachenmayer Philipp, Gerbermeister und Gemeinderat, Grönenbach; 3. Schlichting Josef, Sägewerkbesitzer, Betzisried. Auch hier ist noch die Bestätigung des Ministeriums ausständig, die in den nächsten Tagen zu erwarten ist. Der Bezirkstag wird also künftig nur aus Nationalsozialisten bestehen.
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24.07.1933, S. 2
[Siehe Gesamtseite zum Download!]
Der Inhalt der Konkordates
Das Konkordat zwischen dem Reich und dem Hl. Stuhl. – Besondere Wichtigkeit der Art. 1, 2, 31 und 32.
Berlin, 21. Juli. Die Vertragschließenden bringen einleitend ihren Willen zum Ausdruck, das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem Staat für den Gesamtbereich des Deutschen Reiches in einer beide Teile befriedigenden Weise dauernd zu regeln. Besonders wichtig sind zunächst Artikel 1 und 2, die wie folgt lauten:
Artikel 1: Das Deutsche Reich gewährleistet die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der katholischen Religion. Es anerkennt das Recht bei katholischen Kirche, innerhalb der Grenzen des für alle geltenden Gesetzes ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten und im Rahmen ihrer Zuständigkeit für ihre Mitglieder bindende Gesetze und Anordnungen zu erlassen.
Artikel 2: Die mit Bayern (1924), Preußen (1929) und Baden (1932) abgeschlossenen Konkordate bleiben bestehen und die in ihnen anerkannten Rechte und Freiheiten der katholischen Kirche innerhalb der betreffenden Staatsgebiete unverändert gewahrt. Für die übrigen Länder greifen die in dem vorliegenden Konkordat getroffenen Vereinbarungen in ihrer Gesamtheit Platz. (…)
Artikel 31: Diejenigen katholischen Organisationen und Verbände, die ausschließlich religiösen, rein kulturellen und karitativen Zwecken dienen und als solche der kirchlichen Behörde unterstellt sind, werden in ihren Einrichtungen und in ihrer Tätigkeit geschützt. Diejenigen, die außerdem auch anderen, darunter auch sozialen und berufsständischen Aufgaben dienen, sollen unbeschadet einer etwaigen Einordnung in staatliche Verbände den obengenannten Schutz genießen, sofern sie Gewähr dafür bieten, daß sie ihre Tätigkeit außerhalb jeder politischen Partei entfalten. Die Feststellung der Organisationen und Verbände, die unter die Bestimmungen dieses Artikels fallen, bleibt der Vereinbarung zwischen Reichsregierung und deutschem Episkopat vorbehalten. Insoweit Reich und Länder sportliche und andere Jugendorganisationen betreuen, wird Sorge getragen, daß deren Mitglieder die Ausübung ihrer kirchlichen Verpflichtungen an Sonn- und Feiertagen regelmäßig ermöglicht wird und zu nichts veranlaßt werden, was mit ihren religiösen und sittlichen Überzeugungen und Pflichten nicht vereinbar wäre.
Artikel 32: Auf Grund der in Deutschland bestehenden besonderen Verhältnisse, wie im Hinblick auf die durch die Bestimmngen des vorstehenden Konkordats geschaffenen Sicherungen einer, die Rechte und Freiheiten der katholischen Kirche in Reich und Ländern wahrenden Gesetzgebung, erläßt bei Heilige Stuhl Bestimmungen, die für die Geistlichen und Ordensleute die Mitgliedschaft in politischen Parteien und die Tätigkeit für solche Parteien ausschließen.
Art. 33: Die in den vorstehenden Artikeln nicht behandelten Dinge werden für den kirchlichen Bereich dem kanonischen Recht gemäß geregelt. Bei Meinungsverschiedenheiten der Auslegung oder Anwendung werden das Reich und der Hl. Stuhl in gemeinsamem Einvernehmen eine freundschaftliche Lösung herbeiführen.
Art. 34 regelt die Ratifikation und das Inkrafttreten. Das Konkordat tritt mit dem Tag des Austausches der Ratifikationsurkunden in Kraft. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten dieses Konkordat unterzeichnet. Geschehen in doppelter Urschrift in der Vatikanstadt am 20. Juli 1933. gez. Eugenio Eardinale Pacelli, gez. Franz von Papen.
Schlußprotokoll zum Konkordat
Dem Konkordatstext ist ein Schlußprotokoll vom Tag der Unterzeichnung angefügt, das einen Bestandteil des Konkordats selbst bildet und einzelne Artikel ergänzt. Danach bleibt der apostolische Nuntius in Berlin Doyen [Mitglied] des Diplomatischen Korps. Das Recht der Kirche auf Steuererhebung bleibt gewährleistet. Sofern gegenüber der Besetzung von Kirchenämtern Bedenken allgemein-politischer Natur im Zeitraum von 20 Tagen nicht geltend gemacht werden, nimmt sie der Hl. Stuhl als nicht bestehend an. Kirchlich geleitete Konvikte und Gymnasien gelten steuerrechtlich als Bestandteil der Diözese. Wenn Privatanstalten zur Ausbildung von Lehrkräften herangezogen werden, können Anstalten der Orden entsprechend berücksichtigt werden.
Das Recht vorheriger kirchlicher Einsegnung von Ehen bei schwerem sittlichem Notstand wird dahin erläutert, daß die Urkunden nicht schnell genug beigebracht werden können.
Bezüglich völkischer Minderheiten vertritt der hl. Stuhl gleichwertige Schutzabmachungen in anderen Konkordaten. Die Seelsorge-Abmachungen gelten auch für den Arbeitsdienst. Das Verbot parteipolitischer Betätigung soll auch für nichtkatholische Geistliche gelten. Die entsprechenden Verbotsbestimmungen des Hl. Stuhls bedeuten keine Einengung der pflichtgemäßen Verkündung und Erläuterung der dogmatischen und sittlichen Grundsätze der Kirche.
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Dito, S. 4:
Kampf der öffentlichen Unsittlichkeit
Ein bemerkenswerter Erlaß der bayer. Staatsregierung.
München, 24. Juli. Das Staatsministerium des Innern hat zur Bekämpfung öffentlicher Unsittlichkeit angeordnet, daß die Säuberung nicht einwandfreier Auslagen von allem Schmutz in Schrift und Bild mir allem Nachdruck zu veranlassen ist. Ausgestellte Druckschriftten, also Bücher, Zeitschriften, Postkarten u. dgl. mit sittlich anstößigem Inhalt sind polizeilich zu beschlagnahmen und einzuziehen. Gegen Druckschriften, die unzüchtige oder sonst sittlich anstößige Schriften oder Abbildungen ankündigen oder anpreisen oder der Herbeiführung eines unzüchtigen Verkehrs dienen, ist mit aller Entschiedenheit mit polizeilicher Beschlagnahme und Einziehung vorzugehen. Geben Bahnhofbuchhandlungen zu einem polizeilichen Vorgehen oder zu Beanstandungen Anlaß, so ist die zuständige Reichsbahndirektion zu verständigen.
Zeitschriften können zeitweilig verboten werden, wenn sie trotz vorausgegangener Verwarnung oder Beschlagnahme einzelner Nummern sittlich anstößige Anzeigen enthalten. Besonderes Augenmerk ist der Wahrung von Sitte und Anstand beim öffentlichen Baden zuzuwenden, insbesondere den Vorschriften über die Kleidung beim Badenn. Gegen die Unsitte, daß sich Personen im Badeanzug in Gaststätten zeigen, die nicht zur Badeanstalt gehören, ist einzuschreiten, ebenso gegen das öffentliche Nacktbaden. Die Nacktkulturbewegung ist rücksichtslos zu unterdrücken, auch wenn sie in abgeschlossenen Räumen oder Plätzen stattfindet. Auch das Dirnenunwesen erfordert entsprechende Beachtung.
Durch Polizeistrafen und durch polizeiliche Festnahme von Zuwiderhandelnden ist nachdrücklich für die Beseitigung von offensichtlichen Mißständen auf den Straßen und Plätzen und in der sonstigen Öffentlichkeit zu sorgen. In gleicher Weise ist auch gegen die männliche Prostitution vorzugehen. In Gemeinden mit weniger als 20,000 Einwohnern wird die erwerbs- und gewohnheitsmäßig betriebene Unzucht verboten.
Gegen Gastwirtschaften, die nachgewiesenermaßen zur Förderung der Unsittlichkeit mißbraucht werden, ist das Erlaubnisentziehungsverfahren einzuleiten. Das öffentliche Ankündigen, Anpreisen und Ausstellen von Gegenständen, die zu unzüchtigem Gebrauch bestimmt sind, ferner von Mitteln, Gegenständen oder Verfahren zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten, ist mit allen gesetzlichen Mitteln abzustellen, sofern dies im Widerspruch mit den bestehenden Bestimmungen erfolgt. Auch gegen die Abtreibung ist strengstens vorzugehen.
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Dito, S. 5:
Memmingen. (Nationalsozialismus in der Praxis.) Wie uns mitgeteilt wird, haben die beim Bau des Arbeitdienstlagers beschäftigten Nationalsozialisten für die Dauer dieser Arbeit, als auch, für die Dauer ihrer Beschäftigung bei den Kanalisationsarbeiten in der Kramerstraße und auf dem Adolf-Hitler-Platz sich erboten, allwöchentlich eine Stunde zu Gunsten der Hitlerspende für Arbeitsbeschaffung zu arbeiten bezw. den Lohn für eine Stunde an diese Spende abzuführen.
Es muß diese in höchstem Maße soziale Tat größte Anerkennung finden. Handelt es sich, doch gerade bei unseren Parteigenossen um Leute, die trotz ihrer langjährigen Arbeitslosigkeit Opfer an Opfer gebracht haben. Möge diese edle Tat Nachahmung finden, mögen alle Deutschen, die das Glück haben, arbeiten zu können, ihr Scherflein zum Gelingen jenes großen Werkes beitragen, das unser Führer Adolf Hitler in solch tatkräftiger Weife begonnen hat.
Ottobeuren. (Waisenkinderfahrt des Automobilklubs Kempten.) Wie alljährlich, führte auch vergangenen Samstag der Automobilklub Kempten die Waisenkinderfahrt wieder durch. Als Ziel der Fahrt war diesmal Ottobeuren vorgesehen. Mit nahezu 40 Personenautos traf die lange Wagenkolonie am Nachmitag hier ein. Nach Besichtigung der Basilika wurden die Kinder im Bräuhausgarten mit Kaffee bewirtet, und jedes der kleinen Waisen wurde mit einer Kleinigkeit bedacht. Eine überaus anerkennenswerte Tat des A.D.A.C, ist diese jährliche Waisenkinderfahrt.
Ottobeuren. (Todesfall.) Verschieden ist Frau Sofie Heybach, Mutter von Frau Kaufmann Ketterle dahier, im Alter von 70 Jahren. Beerdigung Dienstag nachm. 3 Uhr in Ottobeuren.
[Todesanzeige der Eisenwarenhandlung Ludwig Ketterle auf derselben Seite.]
Erkheim. (In Schutzhaft genommen) wurde der 20jährige ledige Zimmermann Hermann Eckart aus Nürnberg. Eckart ist Mit einem Transport Landhelfern vor einiger Zeit nach Erkheim gekommen, doch mußte jetzt leider die betrübliche Feststellung gemacht werden, daß Eckart ein kommunistischer Spitzel zu sein scheint.
Seine ausgesprochen regierungsfeindlichen Äußerungen erweckten bald einiges Interesse der zuständigen Stellen, da im nat.-soz. Staat unterirdische Wühlarbeit nicht geduldet werden kann. Sonderkommissar Schwarz veranlaßte daher im Einvernehmen mit den amtlichen Stellen die Inschutzhaftnahme des Eckart. Wie wir hören wird der Genannte aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem „Erholungsheim“ Dachau Bekanntschaft machen. Eckart war hier bei Landwirt Max Schaber, der seinem gefährlichen Treiben mit größter Korrektheit gegenüberstand, in Stellung.
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Dito, S. 6:
Londons Juden unter sich
Zu einem jüdischen Krawall kam es in einer Straße Londoner Judenviertels Whitecapel [Whitechapel], wo ein jüdisches Geschäft Waren mit der Ursprungsmarke „Made in Germany“ ausgestellt hatte. Zahlreiche Juden demonstrierten gegen der Geschäftsinhaber und nahmen eine bedrohliche Haltung ein. Berittene Polizei mußte mit dem Gummiknüppel vorgehen und die Menge zerstreuen. Der jüdische Geschäftsführer behauptet, die Waren vor der Eröffnung des Boykottfeldzuges bestellt zu haben.
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25.07.1933, S. 2
Beamtenschaft und S.P.D.
Mitgliedschaft ist unvereinbar mit Beamteneigenschaft
München, 25. Juli. Eine Bekanntmachung sämtlicher Staatsministerien besagt folgendes: Auf Grund des Verhaltens der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im In- und Ausland, insbesondere nach dem in letzter Zeit gefundenen Material, liegt landesverräterische Charakter der sozialdemokrakischen Bestrebungen offen zutage. Damit ist die Zugehörigkeit zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands mit der Stellung eines Beamten, Angestellten oder Arbeiters, der aus öffentlichen Mitteln Gehalt, Lohn oder Versorgnngsbezüge erhält, unvereinbar. Das gilt für alle Beamten, Angestellten und Arbeiter des Staates, der Gemeinden, Gemeindeverbände und Körperschaften des öffentlichen Rechtes sowie der diesen gleichgestellten Einrichtungen und Unternehmungen.
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25.07.1933, S. 7
[Die Einwohnerzahlen aller 55 damals selbständigen Gemeinden im Landkreis Memmingen, darunter die heutigen Ottobeurer Ortsteile Betzisried, Guggenberg, Haitzen und Ollarzried.]
Vorläufiges Ergebnis der Volks-, Berufs- u. Betriebszählung am 16. Juni 1933 im Amtsbezirk Memmingen.
Gemeinde Zählung am 16.6.1933 Zählung am 10.06.1925
Haushaltungen / ortsanwesende Personen (männlich / weiblich / zusammen)
Amendingen 166 340 339 679 152 312 319 631
Arlesried 40 109 100 209 42 104 101 205
Attenhausen 96 230 235 465 94 236 252 488
Benningen 151 387 347 734 139 373 352 725
Betzisried 75 247 209 456 75 274 217 491
Böhen 172 500 459 959 175 491 454 945
Boos 176 383 423 806 170 397 415 812
Buxach 60 172 150 322 55 168 161 329
Buxheim 147 463 324 787 123 338 303 641
Daxberg 42 118 106 224 38 119 110 229
Dickenreishausen 109 290 274 564 116 276 288 564
Dietratried 30 77 85 162 33 97 98 195
Egg a. d Günz 108 272 290 568 106 303 326 629
Eisenburg 59 118 130 248 62 118 127 245
Engetried 120 280 267 547 114 267 268 535
Erkheim 257 563 576 1139 240 551 552 1103
Fellheim 131 242 282 524 126 270 276 546
Ferthofen 29 65 66 131 29 61 70 131
Frechenrieden 112 298 261 559 115 312 284 596
Frickenhausen 89 187 222 409 89 186 211 397
Gottenau 40 117 113 230 41 121 123 244
Grönenbach 461 1187 1097 2284 446 1123 1144 2267
Günz 79 227 195 422 82 236 218 454
Guggenberg 86 282 310 592 88 296 375 671
Haitzen 65 217 200 417 66 226 198 424
Hawangen 154 396 370 766 159 392 379 771
Heimertingen 182 418 413 831 164 437 423 860
Holzgünz 69 190 169 359 63 174 176 350
Kardorf 30 76 74 150 29 79 70 149
Kronburg 166 462 448 910 161 468 460 928
Lachen 255 433 362 795 151 453 457 859
Lannenberg 50 160 142 302 46 157 166 323
Lauben 125 258 261 519 117 250 272 522
Lautrach 140 322 736 1058 143 386 695 1081
Legau 470 1249 1113 2362 440 1189 1118 2307
Markt Rettenbach 194 351 337 688 183 359 354 713
Memmingerberg 136 321 315 663 118 296 285 581
Niederdorf 55 156 127 283 56 154 144 298
Niederrieden 135 320 295 615 125 316 311 627
Ollarzried 75 238 200 438 76 233 232 465
Ottobeuren 710 1372 1378 2750 637 1259 1329 2588
Pleß 144 417 329 746 1 47 356 379 735
Schlegelsberg 50 139 123 262 44 144 133 877
Schwaighausen 53 124 111 235 48 127 124 256
Sontheim 221 506 519 1025 213 538 563 1101
Steinbach 57 175 150 325 59 170 156 326
Steinheim 127 318 308 626 117 270 294 564
Trunkelsberg 101 195 181 376 97 206 193 399
Ungerhausen 86 254 228 482 102 253 245 498
Volkratshofen 78 231 229 430 772 28 211 439
Westerheim 124 401 337 738 132 350 352 702
Wineden 20 61 61 122 21 70 61 131
Wolfertschwenden 91 223 199 422 94 241 218 459
Woringen 204 489 457 946 213 522 511 1033
Zell 84 231 230 461 90 239 243 482
Gesamtsumma: 7186 17857 17268 35125 6938 17571 17745 35316
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26.07.1933, S. 4
Keine Geldsorten verschicken!
Verbot der Beförderung in Postsendungen.
Berlin, 26. Juli. Die in letzter Zeit durchgeführte strenge Kontrolle der nach dem Auslande aufgegebenen Postsendungen hat gezeigt, daß auf diesem Wege versucht war den ist, erhebliche Beträge ins Ausland zu verschieben. Um solchen Versuchen wirksam entgegenzutreten, ist nunmehr durch eine fünfte Durchführungsverordnung zur Devisenordnung die Bestimmung getroffen worden, daß gründsatzlich jede Versendung von Geldsortei (Münzgeld, Papiergeld, Banknoten und dergl.), sowie von Gold- und Edelmetallen in Postsendungen aller A rt verboten ist. Zuwiderhandlungen haben außer hohen Strafen auch die Einziehung der Werte zur Folge. Ausgenommen von dem Verbot der Versendung von Geldsorten in Postsendungen sind grundsätzlich nur versiegelte Sendungen mit Wertangabe. Die Versendung von Geldsorten ist ferner auch in eingeschriebenen Postsendungen zulässig, wenn die Sendungen zollamtlich verschlossen sind. Die Durchführungsverordnung enthält nähere Mitteilungen über diese Ausnahmen. Die Bestimmungen der Devisenverordnung, wonach zur Versendung von Zahlungsmitteln (also auch von Geldsorten) und Wertpapieren die Genehmigung einer Devisenbewirtschaftungsstelle erforderlich ist, bleiben in allen Fällen unberührt. Durch eine weitere Bestimmung ist die Freigrenze für Verfügungen über Forderungen solcher Personen aufgehoben worden, die nach dem 4. August 1931 aus Deutschland ausgewandert und daher Ausländer im Sinne der Devisenverordnung geworden sind. Diese Vorschrift hat sich als notwendig erwiesen, weil zahlreiche Personen versucht haben, durch monatliche Überweisung ihre im Inland verbliebenen Guthaben allmählich ins Ausland zu bringen.
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Dito, S 4:
Nürnberg. (Beamtensfrau und Amtstitel.) Oberbürgermeister Liebel hat sämtlichen städtischen Beamten dringend nahegelegt, ihre Ehefrauen zu veranlassen, daß sie sich nicht mit dem Amtstitel ihres Ehemannes anreden lassen; zur Führung des Amtstitels ist nur der Beamte, nicht aber dessen Ehefrau berechtigt.
Nürnberg. (Juden ist der Zutritt zum Stadion verboten.) Wie die „Fränkische Tageszeitung“ mitteilt, ist laut einer Direktorialverfügung zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung allen Juden der Zutritt zum Stadion in Nürnberg verboten worden.
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Dito, S. 6:
An unsere verehrlichen Leser!
Unsere heutige Beilage enthält einen interessanten Artikel vom Dachauer Konzentrationslager mit Eigenaufnahmen des „Allgäuer Beobachter“. Als weitere wertvolle Bereicherung werden unsere verehrlichen Leserinnen künftig regelmäßig die Beilagenseitr „Das Blatt der Frau“ vorfinden, die heute erstmalig enthalten ist. Es möge hieraus ersehen werden, daß wir stets bestrebt sind, das beste zu bieten und daß wir in keiner Beziehung hinter anderen Blättern zurückstehen, diese sogar vielfach dank unserer ausgezeichneten Beziehungen übertreffen.
Unsere stets wachsende Auflage machte es neuerdings notwendig, daß mehrere Neu-Einstellungen vorgenommen wurden und wir freuen uns sehr, in dieser Hinsicht mitteilen zu können, daß auch wir unseren Teil zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit beigetragen haben und beitragen werden. – Wenn unsere gestrige Memminger Ausgabe in einem kleinen Teil des Landbezirkes nicht mehr rechtzeitig zugestellt werden konnte, so bitten wir das zu entschuldigen, es wird jedoch Sorge getragen, daß künftig unsere Zeitung pünktlich, zur gewohnten Stunde eintrifft.
Die Landbevölkerung möchten wir ersuchen, auch jetzt in den kommenden Monaten der Ernte an unserer Zeitung festzuhalten, denn die derzeitigen täglichen politischen Ereignisse und die für die nächste Zeit zu erwartenden Gesetze sind von derartiger Wichtigkeit, daß jeder Kenntnis davon haben müßte. – Der „Allgäuer Beobachter“ wird Sie stets in jeder Beziehung aufs beste auf dem laufenden halten, er hat sich, das wird uns jeder Leser gerne bestätigen, insbesondere in den letzten Monaten zum ausgesprochenen Heimatblatt entwickelt, das heute in unserem Mittelschwaben keine deutsche Familie mehr entbehren dürfte.
Memmingen. (Sonntagskarte im Umkreis von 75 Kilometer.) Anläßlich der am Sonntag, den 30. Juli 1933 in Kempten (Allg.) stattfindenden Einweihung des Kriegerdenkmals für die im Weltkrieg 1914 - 18 gefallenen Söhne der Stadt Kempten dürfen von den Bahnhöfen der angeführten Strecken, sofern nicht feste Sonntagsrückfahrkarten aufliegen, auf eine Entfernung bis zu 75 Kilometer Blankosonntagsrückfahrkarten nach Kempten (Allg.) Hbf. Mit der üblichen Geltungsdauer vom Samstag, den 29. Juli 12 Uhr bis Montag, den 31. Juli 12 Uhr ausgegeben werden.
Der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
Landsherg. Die Zelle in der Gefangenenanstalt Landsberg, in der Adolf Hitler seine Festungshaft verbringen mußte, wird nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Zelle wird so ausgestattet, wie sie damals, als der Führer hier untergebracht war, bestand.
Die [italienischen] Jungfaschisten eingetroffen.
München. Heute früh trafen die 450 Jungfaschisten mit Sonderzug in München ein, wo sie von SA. und Hitlerjugend mit Fahnen und Musik empfangen wurden. Im Auftrage der Kanzlei Hitler war Standartenführer Starck erschienen, von der Staatskanzlei Oberregierungsrat Wegener. Auch der italienische Generalkonsul hatte sich eingefunden. Auf dem Bahnhof hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die die Gäste lebhaft begrüßte.
Die erste Stadt im Westen frei von Arbeitslosen.
Essen-Ruhr. Die Befreiung von der Arbeitslosigkeit greift jetzt auch auf den Westen über. Als erste Industriestadt kann nunmehr Nordhorn an der deutsch-holländischen Grenze feststellen, daß sie am 1. August von Arbeitslosen frei sein wird.
Reichsgesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.
Berlin. Heute wird im Reichsgesetzblatt das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses veröffentlicht. In diesem Gesetz werden die Möglichkeiten der Sterilisation ungesunder oder asozialer Menschen geschaffen. Die Unfruchtbarmachung erfolgt nach genauer, eindeutiger Feststellung der Sicherheit erbkranken Nachwuchses durch einen einfachen und ungefährlichen chirurgischen Eingriff, der weder bei männlichen noch bei weiblichen Personen das Wesen und das Geschlechtsempfinden beeinträchtigt.
[Ausführlicher Bericht dazu am 27.07.1933, S. 2]
Versammlung des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand in Ottobeuren
Auf Samstag abend hatte die Kreisleitung Memmingen-Land zur 1. Versammlung des Kampfbundes für gewerblichen Mittelstand in den Postsaal eingeladen. Die sehr gut besuchte Versammlung wurde durch Kreisleiter August Ripfel eröffnet, um zugleich dem Redner, der über die Ziele und den Zweck des Kampfbundes referierte, das Wort zu erteilen.
Pg. Gaugeschäftsführer Schmidt führte u. a. aus: Am 30. Januar haben wir die Macht übernommen; hinter der 14jährigen Miß- und Luderwirtschaft wurde damit der Schlußstrich gezogen. Nach dem 30. Januar war eine unserer ersten Aufgaben die sogenannte Gleichschaltung durchzuführen. Durch die Gleichschaltung hatte es den,Anschein, als ob wir alles zerstören möchten, gerade das Gegenteil, wir werden alles gesunde erhalten. Wir brauchen an der Spitze unserer Organisation Männer, die wirklich, im Sinne unserer heutigen Regierung arbeiten. Unser Mittelstand war vorher in allen möglichen Parteien gespalten – heute gibt es keine Parteien mehr. Der Kampfbund des gewerbl. Mittelstandes ist heute die einzige Dachorganisation, um Handwerk, Handel und Gewerbe in geschlossener Front zu erfassen und auch politisch zu sammeln. Bereits am 15. August tritt die Mitgliedersperre ein. Diejenigen, die heute noch nicht wissen, um was es geht, werden nie brauchbare Mitarbeiter werden. – Der Aufbau unseres ständischen S taates ist derartig klar urtd einfach – wir brauchen keine Überorganisation.
Der ständische Ausbau umfaßt folgende fünf Gruppen: Landwirtschaft, Industrie, Handwerk und Gewerbe, und die freien Berufe. Daß durch die Arbeitsfront ein 6. Stand geschaffen wurde ist falsch. – Wir sind eine Volksgemeinschaft. – Ausführlich erklärt Pg. Schmidt die kommende Gliederung Betrieb, Innung, Bezirksverband usw. Es gibt keine freiwilligen, sondern nur Pflichtorganisationen. Jeder einzelne muß im kommenden Ständestaat mitarbeiten. Die Innungen erhalten gesetzliche Befugnisse. Von den 65 bestehenden Handwerkskammern dürften nur noch 24 bestehen bleiben, während alle anderen Filialcharakter annehmen. Zur Beitragsfrage: Dieser beträgt für Parteigenossen monatlich 50 Pfennig, für Nichtparteimitglieder 1.– Mark. – Jeder Geschäftsmann wird nur noch einmal organisiert.
Dann führte der Redner in seinem ausgezeichneten und überzeugenden Referat an, was bisher für Handwerk, Handel und Gewerbe geleistet wurde und noch gefordert wird. Hier wünschen wir auch ein gesundes Creditwesen für den Mittelstand, Beseitigung der Regiebetriebe, grundsätzliche Änderung in der Preispolitik, Beseitigung des Zugabewesens usf.
Unsere jetzige Staatsform ist nationalsozialistisch und jeder Handwerk- und Gewerbetreibende hat in seinem ganzen Geschäftsgebahren nationalsozialistisch zu handeln. Solange noch deutsches Blut in deutschen Adern rollt, wird die Revision der bestehenden Verträge nicht zur Ruhe kommen. In der Diskussion sprach der Kreisleiter des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand Memmingen - Stadt Pg. W. Kerler – Memmingen, der auf die große Gefahr, die die Warenhäuser für den Mittelstand – wie in Memmingen Wohlwert – hinwies. Ein Warenhaus ist auf Unmoral aufgebaut. Die Lebensmittelabteilung ist nur das Lockmittel. Leider gebe es noch viele Ottobeurer Geschäftsleute, die heute noch zu Wohlwert gehen!
Schwarzarbeit: Hier muß Abhilfe geschaffen werden. Der Kampfbund wird alles aufwenden, um diese Sachen hintan zu halten. Pg. Kerler kommt auch auf den Boykott zu sprechen und was für schwere Folgen daraus für Ottobeuren entstehen könnten. Nach Dankeswortsn durch Pg. Ripfel an den Kreisleiter M emmingen - Stadt ergriff Gaukampfbund-Geschäftsführer P. Schmidt das Schlußwort und beantwortete dabei noch einige schriftliche Anfragen. Volksgemeinschaft, Volksgleichheit muß in das Volk hineingetragen werden. Gedenken wir des Vorkämpfers, der für die Ziele gekämpft hat – Horst Wessel. Mit einem Sieg-Heil auf unseren Reichskanzler Adolf Hitler, Reichspräsident Hindenburg und unser deutsches Vaterland beendete der Redner sein überzeugendes Referat. Die hier neugegründete SA.-Kapelle (größtenteils schon uniformiert) wartete unter ihrem Dirigenten Herrn Steuerobersekretär Gebbert mit flotten Marschweisen auf. Mit Dankesworten an Referent und SA.-Kapelle konnte Kreisleiter Ripfel die Versammlung, in der sehr viele dem Kampsbunde beitraten, beschließen.
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Dito, S. 8:
Die Kreuzottern-Gefahr
Jetzt in den heißesten Tagen des Jahres liest man wieder von Kreuzotterfunden. Als echte Viper unterscheidet sich die Kreuzotter schon durch ihre Gestalt von den Nattern. Der Kopf ist hinten merklich breiter als der Hals, ziemlich flach, vorne sanft zugerundet, der Hals deutlich abgesetzt, seitlich ein wenig zusammengedrückt. Die Länge der Kreuzotter beträgt 60 bis 70 Zentimeter. Es gibt wenig Schlangen, die in ihrer Färbung so wechseln, wie die Kreuzotter; jedoch läßt sich immerhin als Regel aufstellen, daß in der Grundfärbung bei Männchens weiß, silbergrau, meergrün, gelbbraun, beim Weibchen braungrau, rotbraun oder ölgrün, schwarzbraur und ähnliche Farben vorherrschen. So verschieden aber aud die Grundfärbung sein mag: das Längszackenband hebt sich fast ausnahmslos durch dunklere Färbung (beim Männchen fast schwarz, beim Weibchen dunkelbraun) von ihr ab. Dieses Band, das „Kainszeichen“ unserer europäischen Giftschlangen, verläuft im Zickzack vom Nacken an bis zur Schwanzspitze über den ganzen Rücken und wird zu jeder Seite von einer Längsreihe dunkler Flecke begleitet. Das große, runde, feurige Auge hat etwas Tückisches und Trotziges und trügt auch dazu bei, die Kreuzotter zu kennzeichnen.
Todesfälle durch den Biß dieser Giftschlange sind zwar mit voller Sicherheit nachgewiesen, aber sie sind äußerst selten. Das ist dadurch zu erklären, daß die Giftzähne der Kreuzotter nur 3 bis 4 Millimeter lang sind, also beim Beißen nicht tief in die Gewebe eindringen und die Menge des bei einem Biß entleerten Giftes nur etwa 0.1 Gramm beträgt. Lebensgefährlich kann daher der Biß nur dann werden, wenn ein kräftiges, gut genährtes Tier lange nicht gebissen hat, wenn die Witterung heiß oder schwül ist, wenn dar Tier vorher gereizt worden war (durch Drauftreten – es beißt dann mit größerer Energie), wenn der Biß sehr gefäßreiche Körperteile (Gesicht) trifft und der Gebissene selbst von schwacher Konstitution ist (Kinder).
Die durch den Kreuzotterbiß hervorgerufenen Krankheitserscheinungen sind aber im allgemeinen leichter Natur. Selten dauert die Krankheit langer als vier Tage. Wenn Gebissene wochen-, ja monatelang an den folgen eines Bisses zu leiden haben, so ist die Ursache dieser seltenen Erscheinung oft anderswo zu suchen; z. B. darin, daß der Gebissene beim Aussaugen der Wunde eine neue Infektion an den Lippen ober am Zahnfleisch sich zuzieht, oder wenn er mehrere Bisse erhielt. Die übertriebenen Anschauungen über die Gefährlichkeit der Kreuzotter sind u. a. auf das Konto berufsmäßiger Reptilienjäger zu setzen. Diese lassen sich gerne als „Helden“ feiern, obwohl ihr Gewerbe, mit etwas Vorsicht ausgeübt, doch ungefährlich ist. Ihren Berichten aber, die oft das reinste Jägerlatein vorstellen, schenkt man häufig bereitwilligst Glauben.
Bekanntmachung. Betreff: Reklamewesen.
Wir bringen zur Beachtung in Erinnerung: Reklamegegenstände oder Einrichtungen aller Art (Tafeln, Bemalungen, Aufschriften, Firmenschilder) usw. dürfen im Gameindebezirk Bad Wörishofen an oder auf Grundstücken, Gebäuden, Gebäudeteilen, Zäunen usw. nur mit schriftlicher Erlaubnis des Bezirksamts angebracht werden. Anschläge jeder Art (schriftl. Ankündigungen) dürfen nur an behördlich zugelassenen Stellen angeklebt ober sonstwie angebracht werden. Ankündigungen sind wieder zu entfernen, wenn der Anlaß ihrer Anbringung weggefallen ist oder wenn sie beschädigt oder beschmutzt sind.
Bad Wörishofen, 25. Juli 1933. Die Ortspolizeibehörde: J. B.: Sommer.
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27.07.1933, S. 2
Neue Gesetze in Bayern
München, 27. Juli. Der bayerische Ministerrat hat an Mittwoch eine Reihe von Gesetzen verabschiedet. Wie Staatsminister Esser in einer Pressekonferenz mitteilte, ist die Frage der Vergebung der amtlichen Bekanntmachungen an die Tageszeitungen nunmehr gesetzlich geregelt worden. Grundsätzlichwerden die Bekanntmachungen an die im Bezirk erscheinende nationalsozialistische Tageszeitung vergeben; kommen mehrere Zeitungen in Betracht, so erhält diejenige den Vorzug, die die größte Verbreitung hat. Staatsminister Esser bemerkte dazu, daß es eine Selbstverständlichkeit sei, daß die im alten Staat so vernachlässigte nationalsozialistische Presse den ersten Anspruch habe, den Charakter als Amtsblatt nunmehr verliehen zu bekommen.
Ist in einem Bezirk keine nationalsozialistische Zeitung, so erhält diejenige Zeitung die amtlichen Bekanntmachungen, die die Nationalsozialisten in der Vergangenheit nicht bekämpft hat. Ist auch ein solches Blatt nicht vorhanden, so erscheinen die Bekanntmachungen im „Völkischen Beobachter“. Die übrigen Zeitungen erhalten jedoch die Erlaubnis zum kostenlosen Abdruck der amtlichen Bekanntmachungen.
Ferner hat der Ministerrat ein Gesetz über die Gesundheitsverwaltung in Bayern verabschiedet. Danach wird eine eigene Abteilung für Gesundheitswesen unter Zusammenfassung der in den einzelnen Ministerien verstreuten Referate, die hier einschlägig sind, gebildet. Für diese Abteilung wird ein Staatskommissar bestellt.
Ein Zwangsabtretungsgesetz soll die Möglichkeit schaffen, daß die städtebauliche Entwicklung erleichtert wird. Ein Gesetz sieht ferner die Enteignung in solchen Fällen vor, in denen sie für die Arbeitsbeschaffung notwendig wird. Schließlich hat der Ministerrat ein Gesetz über die Amnestie für politische Vergehen beschlossen. Staatsminister Esser bemerkte dazu, daß es sich um Gewährung von Straffreiheit für politische Straftaten handle, die sich während der Revolution ereigneten. Man wolle damit einen Strich unter die vergangene Zeitepoche ziehen, auf der andern Seite werde man aber jetzt rücksichtslos dafür sorgen, daß keinerlei Angriffe gegen das Staatsleben mehr erfolgen.
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Dito, S. 5
9. Gauschießen des Gaues 36 in Ollarzried
Der hiesige Zimmerstutzenschützenverein hat das Gaugießen des Gaues 36 in der Zeit vom 15. bis 23. Juli abgehalten. Die Schießtage waren nicht immer von bester Witterung begünstigt, doch war trotz aller Ungunst der Zeit der Besuch sehr gut. Das nach den Bestimmungen des Gau-Schützenverbandes durchgeführte Schießen wickelte sich reibungslos ab. Vor Beginn der Preisverteilung begrüßte Schützenmeister Weißenhorn alle erschienenen Schützenbrüder aufs herzlichste und dankte alt denen, die mitgeholfen haben zur Durchführung des Schießens und besonders den Spendern der schönen Ehrengaben. Gauschützenmeister Hölzte von Böglins richtete im Namen des Gaues Dankesworte an den festgebenden Verein für die Übernahme des Schießens und die treffliche Durchführung. Sodann gings zur Preisverteilung. Als Sieger gingen hervor: Gauschützenkönig wurde Werner Josef - Ottobeuren; den Wanderpokal erhielt der festgebende Verein Ollarzried. – Die Gaumeisterschaft erhielten: 1. Steiner Wilhelm, Wolferts, 90 R.; 2. Dreier Ludwig, Ottobeuren, 90 R.; 3. Mayer Bernhard, Oberried, 88 R.; 4. Boxler Mathias, Schrallen, 85 R.; 5. Freisinger Georg, Ollarzried, 85 R.; – Allgemeine Meisterschaft: 1. Wegscheider Ludwig, Waal, 121 Kreis; 2. Mayer Bernhard, Oberried, 96 Kreis; 3. Weißenhorn Hans, Schochen, 71 Kreis.; – Festscheibe: 1. Mayer Xaver, Markt Rettenbach, 34 ½ Teiler: 2. Paul Ernst, Kempten, 40 Teiler; 3. Vögele Hans, Ottobeuren, 46 Teiler; 4. Heckelsmiller Alex., Ollarzried; 5. Boxler Mathias, Schratten; 6., Klein, Wiggensbach; 7. Hops Florian, Ottobeuren; 8. Schwank Eduard, Ollarzried; 9. Guggenberger Georg, Kornhofen; 10. Keßler Georg, Neuvogelsang; 11. Schwank Hans, Schrallen; 12. Leuther Thadd. Ebersbach; 13. Glogger Ulrich, Daßberg; 14. Epple Franz, Ottobeuren; 15. Raith Alfons, Ottobeuren; 16. Petrich Theodor, Rheuten; 17. Köhler Anton, Ottobeuren; 18., Rothärmel Michael, Bibelsberg; 19. Mayer Johann Oberried; 20. Schaber Anton, Ottobeuren; 21. Fergg Hans, Ottobeuren; 22. Forstner Luise, Ollarzried; 23. Freißinger Georg, Ollarzried; 24. Eberhard Joh,, Markt Rettenbach; 25. Wegscheider, Waal, 26. Rudolf Ferd, Obergünzburg; 27. Albrecht Joh., Karlins; 28. Munding Karl, Markt Rettenbach.; 29. Steiner Leonhard, Ollarzried; 30. Albrecht Ulrich, Ottobeuren; 31. Schwand Andreas, Ollarzried; 32. Simon Xaver, Hetzbinshofen; 33. Schöllhorn, Hawangen; 34., Karg Josef, Olbarzried; 35. Wurster, Albishofen; 36. Maurus Johann, Böhen; 37. Heckelsmüller Magnus, Böhen; 38. Witter Martin, Vogelsang; 39. Sigl Franz, Ottobeuren; 40. Abröll Anton, Ollarzried; (…)
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Dito, S. 6:
Memmingen. (Neuorganisation der Ortsgruppe der NSDAP.) Die Kreisleitung Memmingen-Stadt der NSDAP. veröffentlicht heute unter „Parteinachrichten“ eine Bekanntmachung, auf die wir besonders aufmerksam machen, wonach Memmingen nunmehr in 4 Ortsgruppen der NSDAP. eingeteilt wird. Näheres siehe Parteinachrichten. – Wir verweisen ausdrücklich darauf, daß wir den Nachdruck derartiger Parteinachrichten und Meldungen nur mit Quellenangabe gestatten können.
[Ausführlich auf Seite 7]
Ottobeuren. (Todesfall.) Gott der Herr berief gestern vormittags 9 Uhr H. H. Pater Anton Guldner, Prior des Benediktinerstiftes Ottobeuren aus diesem Leben. Der Verewigte erreichte ein Alter von 59 ½ Jahren. Nur die ihm Nahestehenden dürften um seine lange schwere Krankheit gewußt haben. Überrascheud kam sein Ableben für die Außenwelt, wie wohl auch für den Convent. H. H. Pater Anton war bei jung und alt ob seines ruhigen und abgeklärten Wesens beliebt und schmerzlich berührt die Pfarrgemeinde das Ableben des geistlichen Herrn. – Der erste Gottesdienst mit anschließender Beisetzung in der Klostergruft findet am Freitag, den 28. Juli vorm ittags halb 10 Uhr statt.
[Bericht zur Beerdigung am 31.07.1933, S. 6]
Ottobeuren. (Jakobimarkt.) Am Sonntag, den 30. Juli wird dahier der herkömmliche Jakobimarkt abgehalten.
Ottobeuren. (Blumentag.) Die Freiwillige Sanitätskolonne und der Frauenverein vom Roten Kreuz veranstalten am kommenden Sonntag den alljährlichen Blumentag. Die eingehenden Gelder werden nur für charitative Zwecke verwendet.
Grönenbach. (Veränderungen im Gemeinderat.) Von den drei Mitgliedern der bisherigen Bayer. Volkspartei im Gemeinderat ist Herr Leopold Kienle von hier zurückgetreten; an seine Stelle wurde Herr Kaufmann Hugo Deiring von hier bestimmt. Die Herren Engelbert Kienle - Herbisried und Albert Laminet - Ziegelberg traten als Hospitanten zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei über. Die Regierungsgenehmigung dürfte in den nächsten Tagen eintreffen.
Lautrach. (Nationale Schulfeier.) Am Sonntag hielt die Volksschule Lautrach eine nationale Schulfeier ab. Eine Feier, die bis heute zu den seltenen Arten gehörte. Der Einladung folgten der Gemeinderat, die SA., die Eltern und vielte Freunde und Gönner der Schule. Der Schulsaal war sinnvoll geziert und die Bilder von Reichspräsident v. Hindenburg und von unserem Volkskanzler Adolf Hitler waren eingerahmt mit Eichenlaub, sodaß das ganze Bild mit den vielen Fähnchen einen erhebenden Eindruck machte. Nach einer ganz kurzen Begrüßungsansprache von Herrn Hauptlehrer Mögele wurde die Feier eingeleitet mit dem „Niederländischen Dankgebet“, das die Kinder sehr nett zweistimmig vorgetragen haben. Hierauf gaben zwei Schüler eine Übersicht über den ganzen behandelten Stoff vom 1. Mai ab.
In der Mitte der Feier stand die von Herrn Hauptlehrer Mögele gehaltene Ansprache, die in 4 Abschnitten gegeben wurde. Dazwischen wurden jedesmal passende Männerchorlieder, Volks-, Soldaten- und Vaterlandslieder, Freiheitsgedichte und sehr schöne Sprechchöre eingeschoben. Der ganze Vortrag von Herrn Hauptlehrer Mögele über den Weltkrieg, über die Ehrung des Kriegerdenkmals, über die Schandverträge, über Ruhrkämpf und Schlageter, Zusammenbruch. –
Adolf Hitler als Retter, war also umrahmt vom Liede, das ja dem Gesamtvolk wieder die Zunge lösen soll und einen Pfeiler deutscher Einigkeit und Herrlichkeit in urtümlicher Schöne wieder herstellen hilft. – Die Ansprache von Herrn Hauptlehrer Mögele klang aus in einem dreifachen Hoch- auf unseren Reichspräsidenten, unseren Volkskanzler Adolf Hitler und auf unseren Reichsstatthalter, Ritter vo Epp. – Mit dem zweistimmigen Liede „Harre -meine Seele“ wurde die sehr fein ausgedachte und wohlgelungene Feier geschlossen.
Schandbuben am Werk
Berlin. In der Nacht zum Donnerstag wurde von unbekannten Tätern die Hindenburg-Eiche auf dem Tempelhofer Feld, die am 1. Mai, dem Tage der nationalen Arbeit, feierlich gepflanzt worden war, in etwa 1 Meter Höhe abgesägt. Die Kriminalpolizei hat bereits die notwendigen Erhebungen eingeleitet.
[Vgl. den etwas ausführlicheren Artikel am 28.07.1933, S. 3]
Das Kinderfest 1933 in Ottobeuren
Dienstag. Ein goldiger Sommertag war angebrochen und schaffte bereits die Voraussetzung für frohe Festesstimmung. – 6 Uhr früh zog die Blechmusikkapelle und Trommlerkorps durch den Markt, groß und klein aus den Federn stöbernd. Beim Gottesdienst hielt H. H. Pfarrvikar P. Maurus [Zech] eine aus das Fest abgestimmte Ansprache.
Auf dem Hindenburgplatz gestaltete sich der Festakt erhebend, eingeleitet mit dem Liede: O Deutschland hoch in Ehren. – Der Leiter der Schule, Herr Oberlehrer Strobel, erklärte den Kindern in seiner eindrucksvollen Rede das heutige Kinderfest unter der Regierung der nationalen Erhebung – halte fest deutsches Volk, was nach schwerem Ringen des Reiches Kanzler Adolf Hitler geschaffen, nie lasse es dir entwinden – nicht von äußeren, nicht von inneren Feinden – diese mahnenden Worte gibt der Schulleiter den Kleinen auf den Weg.
Nach dem Deutschlandlied ergriff 1. Bürgermeister Fickler das Wort, in welchem er aufforderte Einigkeit und treue Zusammenarbeit zu pflegen. Sein dreifaches Sieg Heil galt Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident von Hindenburg. Sprechchöre der Knaben und Mädchen und das Horst Wessel-Lied beendeten die schöne Feier.
Auf dem Rosenkeller war dann Verlosung. – Mittag 1 Uhr. Im Hofe des Arbeitsdienstlagers wurde der Festzug formiert, der dann durch die Straßen des Marktes zog. Dem Zug voran die Trommler und dann die Kinder – größtenteils kostümiert – Schneewittchen mit sieben Zwerglein, Bergmännchen, Maikäfer, eine Gruppe Feen, Käfer und Schmetterlinge, Köchinnen, Zigeunerinnen, Schnitterinnen, Holländerinnen, die Musikkapelle, Hitlerjugend und die Knaben mit Fahnen. Nach der Ankunft im Rosenkeller setzte sofort der übliche Hochbetrieb ein, Spiele und Reigen sammelte die Kinder, während die größeren Knaben sich bereits im Wetturnen maßen. Aber nur allzu rasch war der Nachmittag vorbei für die ,,Großen“. Hier war heuer Wettbewerb für die größere Jugend eingeschaltet; während auf der einen Seite sich die einen im Dreikampf maßen, beteiligte sich eine sehr große Anzahl am Gepäckmarsch über zehn Kilometer.
Die Preisverteilung wurde durch 1. Bürgermeister Fickler vorgenommen. In der Jugendgruppe errangen sich Preise: Gruppe I (6. und 7. Schuljahr: 1. Hief Hans, 2. Wagner Rudolf, 3. Gottfried Heinrich, 4. Kretzinger Johann, 5. Hartmann Franz, Leiprecht Karl, Klee Johann, Mayer Franz, 6. Ostler Josef, Bernschneider Karl, 7. Bernschneider Rudolf, Kugelmann Friedrich, 8. Braxmeier Alfons, 9. Schwarz Ernst, 10 Arnold Franz, Benz Anton, Demmeler Johann, Fillinger Josef, Jakob Johann, Loderbauer Josef, Neß, 11. Nägele Franz, Neumayer Alfred, 12. Dröber Ludwig, 13. Keidler Alex, 14. Krug Josef, Lehner Franz, 15. Grimm Johann, Riedele Martin.
Gruppe II (Fortbildungsschule) 1. Jahrgang: 1. Rösch Willi, 2. Köpf Georg, 3. Bechteler Georg, 4. Weiß Johann, 5. Petrich Stefan, 6. Reisch Franz, 7. Schaupp Johann, 8. Gehring Georg, Breitenlohner Johann, 9. Riedele Andreas, 10. Fleschütz Karl, Steiner Franz.
Gruppe III (14 - 18jähr.): 1. Merk Otto, 2. Högg Josef, 3. Albrecht Theodor, Kiechle Gottfried, 4. Peppel Josef, 5. Wagner Peter, 6. Wagner Alfons. –
Die Preise für die Kleinen bestanden aus Diplomen und Eichenlaubsträußen mit den Farben der nationalen Erhebung und schwarz-weihrot. –
Beim Gepäckmarsch (Arbeitsdienst, SA., SS., Stahlhelm und Turn- und Sportverein) schnitten insbesondere die Freiwilligen des Arbeitsdienstlagers außerordentlich gut ab, waren doch die drei ersten Preisträger Angehörige des Freiwilligen Arbeitsdienstes.
Folgend die Preisträger: 1. mit Diplom und Plakette Menzinger Johann D.D., 2. Regler Josef A.D., 3. Wiedemann Willi A.D., 4. Filgig [Filgis] Georg S.S., 5: Bauer Albert A.D., Specht Walter - Stahlhelm, 6. Kast Florian A.D., Franzesko Hans A.D., 7. Schaffrat August A.D.; 8. Thoman Karl A.D., 9. Sailer Josef - Stahlheim, Unglert Xaver S.S., Dreier Mathias S.S., Holzhai Karl S.S., Bittl Hans S.S. Dreikampf: 1. Wiesheu Eugen, Dorrer [Dorer?] Hans, 2. Kederer Josef, 3. Krumm Josef, 4. Hagen Hans, Brixle Leonhard, 5. Merk Andreas, 6. Kaspar Aug. (sämtliche Turnverein), 7. Ganser Otto A.D., 8. Weinberger Fritz A.D., Steiner Georg S.S., 9. Schmid Josef T.-V., Frisch Gg. A.D., 10. Kudermann Albert T.V., Sigl Franz T.-V.
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Dito, S. 7
Parteinachrichten
Bekanntmachung. Der letzte Mitgliederzuwachs macht eine Neuorganisation der Ortsgruppe notwendig. Gemäß Ziffer 32 der Dienstvorschrift für die P.O. der NSDAP. teile ich den Kreis Memmingen-Stadt in 4 selbständige Ortsgruppen. Die Nord-Süd-Trennungslinie derselben ist: Äußere Ulmerstraße, innere Almerstraße, Kramer- und Kempterstraße bis Dickenreis. – Die Ost-West-Trennunglinie ist: Augsburger-, Siebert-, Ritter v. Epp-Straße, Adolf-Hitler-Platz, Schweizerberg, Bismarckstraße.
Ortsgruppe Memmingen I ist das Nord-West-Viertel. (Ogrn.-Fhr.: Pg. Handel, Kassier: Pg. Amann Wilhelm.)
Ortsgruppe Memmingen II ist das Nord-Ost-Viertel. (Ogru.-Fhr.: Pg. Voigt, Kalchstr., Kassier: Pg. Martin Gg.)
Ortsgruppe Memmingen III ist das Süd-Ost-Viertel. (Ogru.-Fhr.: Pg. Barth, Kuttelgasse, Kassier: Pg. Ostermeyer.)
Ortsgruppe Memmingen IV ist das Süd-West-Viertel. (Ogru.-Fhr.: Pg. Benedikt Ketterle, Ulmerstraße, Kassier: Pg. Lang.)
Dienststunden der Ortsgruppen im Steuerhaus, Erdgeschoß, westlicher Teil, im Raum der Kreisleitung. Ortsgr. Memmingen I am Montag von 20 - 21 Uhr, Ortsgr. Memmingen II am Mittwoch von 20 - 21 Uhr, Ortsgr. Memmingen III am Donnerstag von 20 - 21 Uhr, Ortsgr. Memmingen IV am Dienstag von 20 - 21 Uhr.
Parteigenossen wenden sich in allen Angelegenheiten grundsätzlich an ihren zuständigen Ortsgruppensührer. Neue Mitglieder, von denen noch kein Beitrag erhoben sein sollte, melden sich bei ihrem zuständigen Ortgruppenleiter.
Reiger, Kreisleiter.
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28.07.1933, S. 3
Die Hindenburgeiche auf dem Tempelhofer Feld abgesägt
Berlin, 28. Juli. In der Nacht zum Donnerstag wurde von unbekannten Tätern die Hindenburgeiche auf dem Tempelhofer Feld, die am Tag der nationalen Arbeit am 1. Mai gepflanzt worden ist, in ein Meter Höhe abgesagt. Die Kriminalpolizei hat die Nachforschungen nach den Tätern sofort aufgenommen. Die zerstörte Hindenburg-Eiche auf dem Tempelhofer Feld war nur wenige Meter von der historischen Parade-Pappel entfernt, die rechts gegenüber der Tribüne gepflanzt wurde, von der aus Reichskanzler Adolf Hitler am Tage der nationalen Arbeit seine große denkwürdige Rede hielt. Der junge Eichbaum, als Sinnbild des Zusammenschlusses aller Deutschen am ersten deutschen Mai gepflanzt, war schon einmal das Ziel eines Anschlages. Damals gelang jedoch das Vorhaben der Täter nicht. Der Baum wurde durch einen Schnitt lediglich beschädigt. Zu seinem Schutz war dann der Baum mit einem hohen starken Holzgitter umgeben worden.
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Dito, S. 4
Fremdenverkehrskatastrophe in Tirol
Verzweifelte Lage der Tiroler Hotelbesitzer.
Die Tiroler sind verzweifelt, denn schließlich lebt das Land hauptsächlich vom Fremdenverkehr, und die Hauptmasse der Fremden stellten bisher, was sich statistisch leicht nachweisen läßt, die Reichsdeutschen. Die reichen Länder in Europa sowie die Amerikaner ziehen immer noch die Schweiz vor, und die Nachfolgestaaten der einstigen habsburgischen Monarchie sind so verarmt, daß die überwiegende Masse der Bewohner sich weite Reisen nicht gestatten kann. Wie wenig sich im Grunde genommen die Wiener seit jeher um Tirol kümmerten, das mußte die Wiener Judenpresse anläßlich des Dollfuß-Klamauks in Innsbruck selbst zugeben. Es waren nämlich zu diesem Spektakulum auch einige Sonderzüge aus Wien beordert worden, und als es zu Sympathiekundgebungen zwischen den paar Innsbrucker und Wiener Dollfuß-Verehrern kam, da jubelte die Judenpresse mit Bezugnahme auf die wienerische Gleichgültigkeit gegen Tirol: Jetzt erst hätten sich die Österreicher und die Tiroler wirklich gefunden! Ohne Übertreibung kann man dagegen behaupten, daß es die Reichsdeutschen waren, die Tirol einen großzügigen Fremdenverkehr erschlossen.
Infolge der 1000-Marksperre sank nun in diesem Jahre der Fremdenverkehr in dem ganzen Bezirk im Juni bis zu 6 v. H., ja in einzelnen Ortschaften bis zu Null! Bei einer Massenversammlung aller am Fremdengewerbe beteiligten Berufsstände in Reutte, die die Tiroler Landesregierung angesichts der hochgradigen Erregung der Bevölkerung in diesem Notstandsgebiete gestatten mußte, schilderten die Redner das namenlose Elend, das dank der deutschfeindlichen Politik der Dollfuß-Regierung über den ganzen Bezirk hereinbrach. Die persönliche Freiheit in Tirol und Innsbruck ist auf das Beschämendste eingeschränkt. Wer kein eingeschworener Christlich-Sozialer ist, der läuft jeden Tag Gefahr, Bekanntschaft mit dem Gefängnis zu machen und zwar auf Grund bloßer Denunziationen. Läßt sich da noch von einem Rechtsstaat sprechen? Man denkt unwillkürlich an den berüchtigten Löwenrachen in der Republik Venedig, in den anonyme schriftliche Denunziationen wegen angeblich staatsfeindlicher Umtriebe geworfen wurden, und denen so mancher Nobili ein grauenhaftes Ende in den Bleikammern verdankte, ohne daß vorher ein richtiger Prozeß gegen ihn geführt wurde.
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Dito, S. 6:
Menmmingen. (Unterstützung bei Schutzhaft.) Im Hinblick auf die finanziellen Anforderungen, die an die Gemeinden bezw. Fürsorgeverbände durch die Unterstützung von Angehörigen der in Haft genommenen Personen gestellt werden, hatte der Deutsche Landkreistag den Reichsminister der Finanzen gebeten, die Kosten der Unterstützung von Familienangehörigen verhafteter Pesonen aus Reichsmittein zu übernehmen. Der Reichsfinanzminister hat, wie die Wohlfahrts-Korrespondenz mitteilt, diesem Antrage nicht stattgeben können. In seinem Anwortschreiben heißt es, daß die Kosten, die nach den Grundsätzen des Fürsorgerechtes zuständigen Bezirksfürsorgeverbünde selbst zu tragen haben.
Der Reichsfinanzminister ist jedoch grundsätzlich bereit, den Ländern, aus Reichsmitteln für die ihnen für die Vollstreckung der sin Schutzhaft entstehenden Kosten einen der Finanzslage des Reichs entsprechenden Zuschuß zu gewähren.
Holzgünz. (Maibaumfeier.) Am kommenden Sonntag, den 30. Juli findet eine allgem eine nat.-soz. Maibaumfeier mit Volksbelustigungen und Tanz statt. Programm: 1. Stelzen-Korso, Marsch durch die Ortschaft mit Musik; 2. Stelzenwettlauf mit Hindernissen; 3. Bockstechen; 4. Eier-Wettlauf, Wurstschnappen usw.; 5. Kinderbelustigungen aller Art. Hernach Preisverteilung und Versteigerung des Maibaumes. Ab 4 Uhr nachm. Tanzmusik. — Kommt am 30. Juli alle nach Holzgünz.
Ottobeuren. (Beerdigung.) Eine sehr große Trauergemeinde gab gestern Vormittag dem im Alter von 80 Jahren verstorbenen Privatier Herrn Anton Mayer (Botzenhart) das letzte Geleite. Am Grabe gab der amtierende Geistliche H. H. Pater Rupert [Reiner] nach den kirchlichen Einsegnungsworten in seinem Nachruf einen Rückblick über das Leben des Verstorbenen, das lange Jahre ein Leben des Leidens war. Im Namen der Freiw. Feuerwehr, deren langjähriges aktives Mitglied der Verewigte war, sprach 1. Kommandant Peter Rinderle herzliche Worte des Abschieds und legte ein Kranzgewinde aufs Grab. – R.I.P.
Ottobeuren. (Hoher Besuch.) Der Präsident des Landesfinanzamts München, Exzellenz Dr. von Dandl, war gestern Vormittag hier anwesend zu einem dienstlichen Besuch im hiesigen Finanzamt. Bei dieser Gelegenheit besichtigte er auch die hiesige Basilika und sprach sich sehr lobend über das Gesehene aus.
Ottobeuren. (Gründung einer NS. Bauernschaft.) Am Sonntag vorm. halb 11 Uhr findet im Rosenkeller in Ottobeuren öffentliche Versammlung zwecks Gründung einer NS. Bauernschaft statt. Jeder Bauer, der mithelfen will am Wiederaushau seines Standes, muß zu dieser wichtigen Versammlung erscheinen.
Ottobeuren. (NS. Reichsverband deutscher Kriegsopfer, e.V., Ortsgruppe Ottobeuren.) Im Inseratenteil ladet die Vorstandschaft zu einer Versammlung am Sonntag, den 30. Juli nachm. 2 Uhr im Rosenkeller ein. Erscheint vollzählig zu dieser Versammlung!
Ottobeuren. (Tanzmusik am Jakobimarkt.) Am kommenden Sonntag, ab nachmittags 3 Uhr, ist im Postsaal die herkömmliche Tanzmusik, ausgeführt von der Kapelle Gebbert.
Falsche Gerüchte über das Turnfest in Stuttgart
Warnung an gewissenlose Gerüchtemacher.
Memmingen. Auch in Memmingen wurden gestern wie an anderen Orten unwahre Nachrichten über geplante Anschläge auf dem Deutschen Turnfest in Stuttgart verbreitet. Von zuständiger Stelle, dem Württemb. Innenministerium, erfahren wir zu diesen völlig haltlosen Gerüchten: „In Verbindung mit den in den letzten Tagen durchgeführten polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen werden in der Öffentlichkeit unwahre Nachrichten verbreitet, die in hohem Maße geeignet sind, Unruhe und Aufregung unter die Bevölkerung zu bringen. Nachrichten über geplante Anschläge aus den Gaskessel oder auf die König-Karls-Brücke in Stuttgart und ähnliche unwahre Behauptungen werden gedankenlos oder böswillig in Umlauf gesetzt.
Hierzu sei nur kurz festgestellt, daß alle derartigen Gerichte jeder ernsthaften Grundlage entbehren. Selbstverständlich sind von den zuständigen Stellen alle notwendigen Vorkehrungen getroffen worden, um jeden Zwischenfall unmöglich zu machen. Das Gaswerk ist im übrigen seit Tagen durch ein starkes Wachkommando besonders geschützt. Auch die Inschutzhaftnahme verdächtiger Parteigänger gehört mit in den Rahmen der von der Polizei in weitreichender Weise durchgeführten Schutzmaßnahmen. Die Gäste des Turnfestes und die Bevölkerung der Stadt Stuttgart kann also ohne Sorge und in voller Ruhe sein. Gewissenlose Gerüchtemacher oder gedankenlose Verbreiter von alarmierenden Lügennachrichten werden vor den Folgen gewarnt. Durch derartige Nachrichten wird nicht nur das Ansehen der Feststadt Stuttgart geschädigt, sie liefern darüber hinaus dem feindseligen Ausland willkommenes Material zu neuer Hetze gegen das Reich. Die Behörden werden gegen derartige Störenfriede rücksichtslos im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vorgehen.“
Auch wir warnen gewissenlose Gerüchtemacher und sorglose Verbreiter solcher Greuelmärchen. Solche Gerüchte tragen nicht nur zur Störung des Turnfestes, sondern auch, zur allgem einen Beunruhigung der Bevölkerung bei. Die Ordnung im Staate wird so straff aufrechterhalten, daß solche Vorkommnisse, wie sie hier völlig aus der Luft gegriffen verbreitet werden, unmöglich gemacht werden.
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28.07.1933, S. 4
Augsburg. (Verlegung des Sitzes des Wörishofener Kneippbundes nach München?) Die „Neue Augsburger Zeitung“ schreibt aus Bad Wörishofen: Der von Pfarrer Kneipp gegründete Kneippbund e.V. Bad Wörishofen, der seit 43 Jahren seinen Sitz in Bad Wörishofen, der Wiege der Kneippkur, hatte, hat, wie wir hören, seine Hauptverwaltungsstelle nach München, Bad Brunnthal 3, verlegt. Unerfreuliche Vorkommnisse gaben Veranlassung zu diesen, dem Kurort Wörishofen nicht gerade zuträglichen Maßnahmen. Mit der Verlegung des Kneippbundbüros ist auch eine Übersiedlung des Gesundheitsverlages, in dem die über ganz Deutschland verbreiteten Kneippblätter erscheinen, verbunden.
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Dito, S. 5:
[Rassistischer Aufruf, quer über die Seitenbreite; auch 31.7.1933, S. 4]
Der Deutsche betritt auch während des Saisonschlußverkaufes kein Judengeschäft
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Dito, S. 6:
Steinheim. (Stützpunkt der NSDAP.) Hier wurde kürzlich ein Stützpunkt der NSDAP. gegründet. Leiter ist Pg. Bürgermeister Anton Leonhard, dessen Stellvertreter und Schriftwart Lehrer Pg. Dr. Kern, Kassenwart Pg. Andreas Unterweger.
Dorschhausen. (Vom Freunde in die Tiefe gerissen.) Am Donnerstag nachmittag ertranken im Fischweiher des Gastwirts Eberle in Dorschhausen der 24 Jahre altst taubstumme Schreiner Thomas Eberle (ein Pflegesohn des Wirts) und der 26jährige Landwirtssohn und Maurer Johann Kirschner. – Beide waren nach dem Mittagessen in erhitztem Zustande zum Baden gegangen, was bei Kirschner schlimme Herzbeschwerden verursachte, die ihn untergehen ließen. Eberle wollte seinen Freund retten, wurde aber von diesem mit in die Tiefe gezogen, so daß beide ertranken. Die Leichen wurden bald danach geborgen.
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Dito, S. 10:
In sieben Jahren 117 000 Selbstmorde
Rekordjahr 1931. – Meist Arbeitslosigkeit als Ursache.
Das deutsche Volk ist unter der starken und zielsicheren Führung Adolf Hitlers heute wieder mit der festen Zuversicht erfüllt: Es geht endlich aufwärts! Die dumpfe Verzweiflung, die infolge der furchtbaren und in ihrem Ende nicht abzusehenden Arbeitslosigkeit die ganzen letzten Jahre bald über einem Drittel unseres Volkes gelegen hat, weicht der Hoffnung. Die Menschen beginnen allmählich wieder Mut zu fassen und mit dem Vertrauen zum arbeitsschaffenden Staat auch das Vertrauen in sich selbst zurückzugewinnen.
Wie sehr hat es in den vergangenen Jahren daran gefehlt! Zu der materiellen Not kam zwangsläufig auch die seelische, man sah keinen Ausweg mehr, und viele Zehntausende haben unter diesen Zuständen geglaubt, dem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken vorziehen zu sollen. Es sind – eine Statistik des Grauens – in den sieben Jahren von 1925 bis 1931 nicht weniger als 117 000 Deutsche freiwillig aus dem Leben geschieden! Schätzungsweise war bei 80 000 von ihnen die seelische Verzweiflung über dauernde Erwerbslosigkeit die Ursache. Ihren höchsten Stand erreichte die Selbstmordziffer im Jahre 1931 mit 18 625 Selbstmördern, 13134 männlichen und 5 491 weiblichen. Auf 100 000 Einwohner kamen 28,8 Selbstmorde gegen 27,8 im Jahre 1930, 26,1 im Jahre 1929 und 25,2 im Jahre 1928.
Im Alter von 30 bis 60 Jahren verübten im Jahre 1931 6 598 Männer und 2 881 Frauen Selbstmord, das sind 391 Männer und 320 Frauen mehr als im Vorjahr. Auf je 100 000 Männer dieses Alters kamen 57,1 Selbstmorde und auf je 100 000 Frauen 21,8 Selbstmorde. Damit war die Selbstmordhäufigkeit der 30 bis 60- jährigen Männer und Frauen zugleich auch beträchtlich über den Vorkriegsstand 1913 angestiegen. Eine erhebliche Steigerung der Zunahme der Selbstmordhäufigkeit im Vergleich zu der Zunahme im Jahre 1930 war bei den über 60 Jahre alten Männern festzustellen. In diesem Alter begingen im Jahre 1931 3 252 Männer Selbstmord oder 404 mehr als im Vorjahre, während 1930 die Zahl der Selbstmorde von über 60jährigen Männern nur um 263 angestiegen war. Im ganzen hat die Zahl der Selbstmorde von über 30 Jahre alten Männern und Frauen im Jahre 1930 um 1017, im Jahre 1931 aber noch um 172 Fälle mehr, nämlich um 1189 zugenommen. Umso bemerkenswerter ist es, daß die Zahl der Selbstmorde von jugendlichen Personen im Alter von 15 bis 30 Jahren, die in den Jahren 1929 und 1930 ebenfalls nicht unbeträchtlich angestiegen war, im Jahre 1931 trotz der weiteren Verschärfung der Wirtschaftslage wieder stark zurückgegangen ist. Die Zahl der jugendlichen Selbstmörder sank von 5 079 im Jahre 1930 um 441 oder 8,7 v. H. auf 4 638 und war damit noch um 234 niedriger als im Jahre 1929. Infolgedessen erreichte die Selbstmordziffer der Jugendlichen bei beiden Geschlechtern fast wieder den Tiefstand von 1913. Man wird sich diesen Vorgang, der im Gegensatz zu der sonst allgemeinen Zunahme der Selbstmorde steht, vielleicht damit erklären können, daß die besonders während des Jahres 1931 rasch fortgeschrittene Politisierung der Jugend ein gewisses Gegengewicht gegen die seelischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit bildete.
Die häufigste Art des Freitodes war im Jahre 1931 wie von jeher der Selbstmord durch Erhängen oder Erdrosseln. Auf diese Weise töteten sich insgesamt 7 662 Personen, 264 mehr als im Jahre vorher. Am stärksten zugenommen haben indessen die Selbstmorde durch Erschießen; sie waren mit 2 585 Fällen um 290 zahlreicher als im Jahre 1930. Durch Einatmen von Leucht- oder Kochgas schieden 3055 Personen aus dem Leben gegenüber 2 918 im Vorjahr; durch Vergiftung mit flüßigen und festen Giften starben 1199 (1135) Personen, während die Selbstmorde durch Ertrinken mit 2222 und durch Ueberfahrenlassen mit 876 Fällen um 19 bezw. 221 Fällen seltener waren als im Jahre 1930.
In den einzelnen Gebietsteilen des Reiches war die Entwicklung der Selbstmordhäufigkeit im Jahre 1931 sehr verschieden. Besonders stark nahm die Selbstmordziffer in Schleswig-Holstein (um 7,9 je 100 000 Einwohner) zu, ferner in Oldenburg (um 6,1), in der Pfalz, in Ostpreußen und in der Grenzmark Posen - Westpreußen. Dagegen hat sie in Pommern, in der Provinz Sachsen nebst Braunschweig und Anhalt, in Bremen, in Westfalen und in der Rheinprovinz mehr oder weniger stark abgenommen.
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31.07.1933, S. 6
Memmingen. (Allgemein Deutscher Gruß.) Die Stadt Mainz ist, wie die Bayer. Staatszeitung meldet, wohl die erste Stadt in Deutschland, die jetzt den Deutschen Gruß allgemein für ihre Bürger eingeführt hat.
Ottobeuren. (Beisetzung des H. H. Prior P. Anton Gulder, O.S.B.) Freitag vormittag wurde unter Anwesenheit einer großen Anzahl Pfarrangehöriger der Trauergottesdienst für den im 60. Lebensjahr und 35. Jahre seines priesterlichen Wirkens in die Ewigkeit einberufenen Priors des Stiftes Ottobeuren, H. H. P. Anton Gulder abgehalten. Am Gottesdienst nahmen teil: Der Convent, Geistliche des Stiftes St. Stefan-Angsburg, des Landkapitels Ottobeuren, Vertreter von St. Ottilien und St. Bonifaz München, der Bruder des Verewigten Reg-Rat W. Gulder-Schweinfurt, Beamte des Staatess, der Gemeinderat Ottobeuren mit 1. Bürgermeister Fickler, Bürgermeister Hölzle - Haitzen, Weiß - Guggenberg und Petrich - Betzisried, Ordensschwestern von Ottobeuren, Klosterwald und Lautrach.
Nach dem Libera setzte sich der Leichenzug zur Klostergruft in Bewegung. Dem von vier Brüdern getragenen Sarg folgte der Convent mit H. H. Abt Dr. Einsiedler und H. H. Abt und bischöflichen Rat Dr. Plaziaus Glogger, St. Stephan Augsburg und der Bruder des nun in Gott ruhenden, neben den sonstigen geistl. und weltlichen Vertretern. In der Klostergruft fand unter den feierlichen Grabgesängen der Mitbrüder die Beisetzung statt. Neben seinen toten Mitbrüdern schläft nun dieser den Pfarrungehörigen unvergeßliche Geistliche der Auferstehung in Christi entgegen. R. I. P.
Ottobeuren. (Todesfall.) Im gemeindlichen Pfründespital verstarb Herr Georg Herkommer, ehemaliger Schuhmachermeister dahier, 90 Jahre alt. Beerdigung am Dienstag, 1. August vormittags 9 Uhr.
Ottobeuren. (Jakobimarkt.) Trotz des unbeständigen Wetters am gestrigen Sonntag war der hier abgehaltene Jakobimarkt gut besucht. Karussel, Schiffschaukel und Schießbude sorgten für Belustigung, während ab 3 Uhr im Postsaal die Kapelle Gebbert zum Tanze spielte. Der Geschäftsgang war gegenüber dem Vorjahr viel lebhafter.
Ottobeuren. (Einzug des Primizianten.) Am gestrigen Abend erfolgte die feierliche Ankunft des Primizianten H. H. P. Alexander König O.S.B. Am Eingang zur Basilika wurde H. H. P. Alexander, begleitet vom Abt des Stiftes H. H. Dr. Einsiedler, durch drei Primizbräutchen begrüßt. Überaus groß war die Zahl der Gläubigen im Gotteshaus; H. H. Pfarrpikar Pater Maurus begrüßte in einer tiefsinnigen Ansprache im Namen des Convents und der Pfarrgemeinde den neuen Mitarbeiter im Weinberge des Herrn. Seinen Dankesworten an alle setzte der Neupriester die Worte voraus: „Hoch preise meine Seele den Herrn“. – Kommenden Sonntag feiert der Primiziant dahier sein erstes hl. Meßopfer.
Böhen. (Kinderfest.) Am vergangenen Dienstag fand in Böhen das erste Kinderfest seit der nationalen Erhebung statt. Der reizende Umzug, den die Kleinen unter der Führung des Herrn Lehrers Gairhos veranstalteten, stand ganz im Zeichen des Hakenkreuzes. Besonders schneidig trabte der kleine S.A.-Retter und seine vier Begleiter voraus, ihnen folgte die singende Kinderschar, mit einem großen Festzug, mit kleinen, sehr schön bekränzten Wägelchen, Heuwagen und den Schnittern mit Sensen, Sicheln und Werkzeugen.
Ungefähr 3 Uhr eröffnete Herr Bürgermeister Fisch den Hauptakt des Festes mit herzlichen Begrüßungsworten und brachte auf unseren geliebten Volkskanzlers „Adolf Hitler“ ein dreifaches „Hoch“ aus. Hierauf setzte die gut disziplinierte Blechmusikgesellschaft Böhen mit schneidigen Märschen ein. Besonders hervorzuheben sind die vier Fahnenjunker, die ihre symbolische Darstellung ausgezeichnet mit einem dreifachen „Sieg Heil“ zu Ende führten, ferner spielten „Hansl und Gretl“ ihr Stück ausgezeichnet. Bei froher Stimmung und mit dem Horst-Wessel-Lied ging der Tag nur allzuschnell dahin, und die fröhliche Kinderschar mußte ihre belustigenden Spiele, wie Wurst schnappen, Sackjucken, schöne Reigen usw. nur zu bald abbrechen, um der lieben Heimat zuzuwenden.
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Ende der Abschriften
Der Zufall wollte es, dass Ende November 2021 eine Ansichtskarte gekauft werden konnte, die ein Teilnehmer der Lagereröffnung in Ottobeuren vom 11.06.1933 nach München schickte. Der Text:
(Poststempel Ottobeuren 12.06.1933)
An Frl. Roswitha Gassner
Cand math et phys
in München
Bruderstraße 9
Ottobeuren, den 11.VI.1933
Liebe Witha!
Heute sind so 30 Mann Arbeitsdienst, darunter auch ich, nach Ottobeuren zur Lagereinweihung gefahren. Zuerst war Kirchgang. Es ist hier die Kirche fast noch schöner als in Rott a / Inn. Dann wurden, obwohl es regnete, mehrere Reden geschwungen. Jetzt war gerade Mittagessen und um 2h ist dann der Festzug.
Herzliche Grüße von Georg
(P.S.:) Bitte schreib Du mal von Mü(nchen), von Weiden hab ich noch keine Nachricht.
Urheber
Allgäuer Beobachter
Quelle
Stadtarchiv Memmingen
Verleger
Helmut Scharpf
Datum
1933-05-04
Rechte
gemeinfrei